Aggro-Forum - Geistreiche Konversationen

Die wahre Lyrik

Re: Die wahre Lyrik

Wieviele Winter müsste ich dich missen damit ich auch nur ein Haar an dir vergässe?
Wieviel müsst ich sterben auch nur ein Funken der Wärme deines Lächelns zu vergessen?
Wie kalt muss ich sein, auf das mich das Feuer deiner Auge nicht zu wärmen vermag?
Das Augenlicht brauch ich nicht , zu wissen deine Nähe.
Deine Präsens ich weiß sie , spüre sie, lebe sie

Wieviel müssen meine Gefühle des Lebens fern sein dich nicht mehr zu spüren?

Ich bin Untot
Jaroslaw Osiak (Seraphin)




Der Duft des weiblichen Eisprungs macht Männer "blind" und "wild".
Entscheidend sind dabei Duftstoffe,
die während des Eisprungs im Schleim der Scheide entstehen -
unabhängig von der Attraktivität der Frau.

Re: Die wahre Lyrik

Gottfried Benn: Kleine Aster

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf einen Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!




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Re: Die wahre Lyrik

Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
Im warmem Golde fließen.

Eduard Mörike




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Re: Die wahre Lyrik

Ein Lied

Hinter meinen Augen stehen Wasser,
Die muß ich alle weinen.

Immer möcht ich auffliegen,
Mit den Zugvögeln fort;

Buntatmen mit den Winden
In der großen Luft.

O ich bin so traurig - - - -
Das Gesicht im Mond weiß es.

Drum ist viel samtne Andacht
Und nahender Frühmorgen um mich.

Als an deinem steinernen Herzen
Meine Flügel brachen,

Fielen die Amseln wie Trauerrosen
Hoch vom blauen Gebüsch.

Alles verhaltene Gezweitscher
Will wieder jubeln,

und ich möchte auffliegen
Mit den Zugvögeln fort.

Else Lasker-Schüler




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Re: Die wahre Lyrik

Nachts

Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.

O wunderbarer Nachgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen -
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.

Joseph von Eichendorff




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Re: Die wahre Lyrik

Nähe des Geliebten

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wanderer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!

Wer wohl? Der Ganster J.W.v.Goethe




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Re: Die wahre Lyrik

Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,

Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,

Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,

Einer dem Dunklen Herrscher auf dunklem Thron

Im Lande Mordor wo die Schatten drohn.

Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,

Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden

Im Lande Mordor wo die Schatten drohn.




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Ceterum censeo Austriam, Hollandium et Frankreichium esse delendum!

Re: Die wahre Lyrik

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannt
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als Flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff




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Re: Die wahre Lyrik

Heinrich Heine - Belsatzar

Die Mitternacht zog näher schon;
in stummer Ruh lag Babylon.
Nur oben in des Königs Schloss,
das flackerts, da lärmt des Königs Tross.

Dort oben in dem Königssaal
Belsatzar hielt sein Königsmahl.
Die Knechte saßen in schimmernden Reihn,
und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Er klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
so klang es dem störrigen Könige recht.
Des Königs Wangen leuchten Glut;
im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reisst der Mut ihn fort;
und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.
Und er brüstet sich frech und lästert wild;
die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;
der Diener eilt und kehrt zurück.
Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
da war aus dem Tempel Jehovas geraubt.

Und der König ergriff mit kecker Hand
einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.
Und er leert ihn hastig bis auf den Grund.
Und er rufet laut mit schäumendem Mund:

Jehova! Dir künd ich auf ewig Hohn –
ich bin der König von Babylon!
Doch kaum das grause Wort verklang,
dem König wards heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
er wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weisser Wand
da kams hervor wie Menschenhand;
und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da saß,
mit schlotternden Knien und totenblass.
Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,
und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Belastzar ward aber in selbiger Nacht
von seinen Knechten umgebracht.




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Re: Die wahre Lyrik

J.W. von Goethe - An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß,
Nimmer werd ich froh,
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht.
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.




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