Auswandern -   Heimatfrust...

Augen auf beim Auswandern

Augen auf beim Auswandern

Hallo gefrustete Deutsche Landsleute,

genau so wie Tausenden jeden Tag gings mir vor einigen Jahren, habe auch alles nur aus der "nur weg hier Brille gesehen, doch glaubt mir, ein Neubeginn in einem fremden Land ist viel schwerer als es dargestellt wird.
Die ersten Monate sind von der Euphorie geprägt, dann kommt der Alltag und dann die Realität, spätestens dann werden einem die Augen geöffnet.

Ich wohne noch ich Brasilien und das sicher nicht mehr lange. Ein Land ohne Gesetz und Ordnung. Kriminalität wohin man schaut. Polizisten sind nur Statisten und haben nicht wirklich Lust für Recht und Ordnung zu sorgen. Das Land schimpft sich demokratisch, doch davon träumen alle. Anarchie ist der richtige Begriff. Hier macht jeder was er will und nicht mal die Justiz kennt die eigenen Gesetze.
Die täglichen TV Sendungen wo reale Verbrechen wie eine Seifenoper geil aufbereitet dargestellt werden braucht der Brasi wie seinen Schnaps der das Leben erträglich macht.

Hier wird jeder zwangsweise früher oder später ausgeraubt und eine Pistole am Schädel ist auch nicht das wovon ein Auswanderer träumt.
Doch die Realität ist weit aus schlimmer und wer etwas anderes erzählt der hat alles noch vor sich. Bei uns haben die ersten Jahre auch problemlos funktioniert, doch dann erwischte es uns gleich mehrere Male, obwohl wir nicht zu der Oberschicht gehören und mit der Rolex spazieren gehen. Hier zögert keiner und knallt dich notfalls wegen eines Billig Handys ab.

Schaut Euch doch mal die Anzeigen in den Internetseiten an wer da alles verkauft, das sind keine Spekulanten , das sind Leute die einfach nur weg wollen.

Träumt weiter, wenn Ihr meint Mauern mit Elektrozaun und Gittern an den Fenstern schützen eurer Hab und Gut. Ein Brasi weiß, dass es niemand und nichts gibt das Ihn von seinem Vorhaben abbringen könnte einem Gringo etwas wegzunehmen.

Macht doch Urlaub im Gefängnis, dann könnt Ihr hautnah erleben wie sich ein Deutscher in Brasilien in seinem Haus fühlt.

Ich kann nur sagen Augen auf und sich nicht von der Schönrederei einlullen lassen.

Südamerika ist und bleibt ein Land wo man mal Urlaub machen kann jedoch niemals seinen Traum versuchen zu verwirklichen, er wird scheitern.
Ich rede nicht von den Millionären, die sich durch teures Wachpersonal schützen können. Wobei die privaten Wachdienste noch krimineller sind als mancher Kleinganove.

Ja das sind unsere Erfahrungen.

Es ist mehr als Enttäuschend, wenn man wieder zurückkehren muss, doch egal wie "besch..eiden" es in Deutschland auch sein mag, woanders ist es auch nicht besser. Im Gegenteil.

Herr Nachbar

Re: Augen auf beim Auswandern

Hallo Nachbar / Vecino,

ich kann nicht anders: ich muß Dir zustimmen!

Wir, und auch viele unserer europäischen und peruanischen Freunde haben in Peru zwar bisher nicht so negative Erfahrungen gemacht, aber das will natürlich nichts heißen.

Ja, Deutschland ist sicherer, humaner, sozialer und viel gerechter, als sich das viele eingestehen wollen.
Trotzdem gelten für uns persönlich die Gründe, warum wir damals aus Deutschland weggegangen sind, heute noch immer: obwohl wir zu den Gutverdienern zählten, fühlten wir uns in Deutschland stets irgendwie eingeengt, von den für Alles und Jedes gelten Verboten am Durchatmen gehindert, irgendwie unfrei und fremd in diesem ach so freien, eigenen überregulierten Land.

Wir sind jetzt seit einigen Jahren in Spanien – und sind der Arbeit und nicht des guten Lebens wegen hier hin gekommen. Und so ist es auch: Spanien ist grauenvoll zum Arbeiten, ein Alptraum für das tägliche Leben (das glauben auch viele nicht...), aber genial an den Wochenenden und zum Urlaub machen.

Es ist absehbar, dass wir Spanien wieder verlassen werden. Aber der Gedanke, wieder in den goldenen, grauen Käfig Deutschland zurückkehren zu müssen, bereitet uns Depressionen. Dabei würde ich mich freuen, mich wieder einmal in die Hände eines zuverlässigen deutschen Arztes, der zumindest noch ein Mindestmaß an Verantwortungsgefühl besitzt, begeben zu können.

Also, wohin? Wir denken wirklich ernsthaft wieder über Peru nach.

Was ist Freiheit? Die absolute deutsche Sicherheit? Sicherlich nicht. Freiheit oder ein freieres Leben ist oft auch Risiko. Frei werden heißt kämpfen. Mit anderen – aber meist mit sich selbst. Was ist einem letztendlich wichtig? Mehr Sicherheit, mehr Lebensfreude, mehr Abenteuer, mehr Zeit für sich und die Familie, mehr Entfaltungsmöglichkeiten...?

Ich kann Dir sagen, wir kämpfen sehr mit uns. Denn wir fühlen uns als deutsche „Nicht-Deutsche“ seelisch wie Strandgut zwischen zwei Kontinenten, das sich wünscht, auf eine glückliche Insel geschwemmt zu werden. Aber auf welche nur?

Und Du wirst es nicht glauben: Ausländischen Freunden, die schon lange in Deutschland sind und wieder in ihr Heimatland zurückkehren, oder zurückkehren möchten, geht es genauso.

****** Spiel! Im Ernst.

Saludos,

Gringo



Re: Augen auf beim Auswandern

Kommt doch nach Afrika, hier ist es viel, viel besser. Warum Südamerika? Es gibt doch noch andere Länder und Kontinente.

Wirklich, wenn ich das so höre, dann lebe ich hier geradezu im Paradies. Gute Ärzte, die Sicherheit ist verglichen mit dem, was gerade beschrieben wurde, hier großartig, und arbeiten ist lässig und angenehm. Die Sonne scheint auch das ganze Jahr.

Wofür man wirklich kämpfen muß ist die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, aber das ist ja ein winziges Übel verglichen mit dem, was gerade hier oben angesprochen wurde.



Re: Augen auf beim Auswandern

Na, das klingt ja wirklich nicht gut was Herr Nachbar da schreibt. Mich würde interessieren ob das alles auch für die anderen südamerikanischen Staaten gilt, also Uruguay, Chile, Argentinien etc. - und ob es einen Unterschied gibt zwischen Stadt und Land.
In Deutschland kommt es ja auch drauf an wo man lebt, wobei man natürlich selbst in den "gefährlicheren" Regionen nicht automatisch damit rechnen muss, wegen fünf Euro abgeknallt zu werden.

Was Spanien angeht: das hab ich jetzt schon häufiger gelesen, dass Arbeiten dort wirklich in Stress ausartet. Laut unseren Freunden in Deutschland ist es dort aber genauso, nur mit schlechterem Wetter...

Da haben wir es hier wirklich gut getroffen
Ich kann mich also nur der Empfehlung Annas anschließen!

Re: Augen auf beim Auswandern

Ja, gibt es. Aber wir können nun mal Spanisch und haben auch Familie in Peru und viele Freunde und ehemalige Studienkollege in Südamerika. Das erleichtert etwas das (Ein)Leben.
Mit Afrika haben wir überhaupt keine Erfahrung. Als Afrika-Laie sieht man auch immer nur die Bilder von Krieg, Bürgerkrieg, Massakern, Hungersnot, Piraterie, Kriminalität, HIV, etc. in der Presse. Ich nehme mal an, dass dies nicht überall so ist, z.B. in Namibia, aber solche Berichterstattung beeinflußt doch. Darüber hinaus haben wir überhaupt kein persönliches Verhältnis zu Afrika.
Trotzdem, andere Länder und Kontinente täten uns schon interessieren. Australien zum Beispiel. Aber erstens müßte man da auch wieder bei Null anfangen und zweitens hat man nur ein Leben Zeit für seine Eskapden.
It´s not that easy.

Unserer Erfahrung nach gibt es Unterschiede.
Zu differenzieren ist jedoch stets, ob man in einer südamerikanischen Großstadt lebt, oder auf dem Lande. In der Großstadt ist die Kriminalität grundsätzlich viel größer.

Peru
wurde noch vor 10 – 15 Jahren wegen des Terrorismus als höchst gefährlich eingestuft (trotzdem ließ es sich dort leben). Heute ist es bis auf einige Teilgebiete "relativ" sicher. Kriminalität gibt es trotzdem zur Genüge.
Chile
wird, zumindest in unserem Freundeskreis, als „relativ“ sicher eingestuft.
Argentinien
Dieses vormals bei Auswanderern so beliebte Land scheint in den Großstädten derzeit eine Hochphase der Kriminalität zu durchleben, so sagen zumindest unsere argentinischen Freunde (von denen kürzlich ein Familienmitglied auf offener Straße erschossen wurde, nachdem es auf dem Weg vom Einkaufen versehentlich zwischen zwei Gangster lief, die begannen, sich auf offener Straße zu beschießen),
Uruguay
wird, zumindest in unserem Freundeskreis, als „relativ“ sicher eingestuft.
Ecuador
Hier hören wir derzeit wenig von Kriminalität. Könnte aber auch daran liegen, dass wir den Kontakt zu unseren damaligen Studienfreunden verloren haben.
Bolivien
hat im Moment starke innenpolitische Probleme und es gibt viele Unruhen.
Kolumbien
hat weiterhin die Reputation einer Bürgerkriegszone und eines von Drogenhandel geprägten Landes. Entführungen sind immer noch an der Tagesordnung. Die Urwaldregionen werden als extrem gefährlich eingestuft.
Venezuela
Hier herrscht die freie Demokratie des offensichtlich doch etwas diktatorisch agierenden Herrn Chavez. Viele Intellektuelle, Firmenbesitzer, etc. haben das Land verlassen, da sie keine Chance mehr sehen und teilweise stark drangsaliert wurden. Die verbleibende breite, arme Masse schreit Hurra, während die Öl-Milliarden Venezuelas in dubiosen Kanälen versickern.
Honduras
Hier hören wir von sehr viel Bandenkriminalität

Achtung, dass sind nur unsere persönliche Erfahrungen sowie Informationen, die wir von unseren direkten Kontakten aus diesen Ländern erhalten. Die Informationen sind daher nur subjektiv.

Ich würde folglich auch mal die Seiten des Auswärtigen Amtes zu den jeweiligen Ländern lesen. Als Grundinformationen sind die recht gut und auch immer relativ aktuell.

Saludos,

Gringo



Re: Augen auf beim Auswandern

Hallo Gringo,

nun muss ich einwenig ausholen.
Es gab ja schon immer Auswanderer und wird es immer geben. Doch in früheren Jahren war die Idee und der Hintergrund ein ganz Anderer. Pioniere und Leute die etwas bewegen wollten und haben, sind losgezogen und haben Ihr Glück gefunden.
Heute ist das anders, man setzt sich ins Flugzeug und erreicht sein Traumziel in wenigen Stunden, notfalls auch wieder zurück.
Doch auch noch so vielfältige Informationen über die Lebensverhältnisse spiegeln die wahren Gegebenheiten nicht wieder oder man denkt sich, das wird schon irgendwie gehen. Anpassung ist das Zauberwort, doch so einfach ist das nicht, wenn verschiedene Kulturen aufeinanderprallen. Wobei ich im Alltag hier in Brasilien noch nichts von Kultur und Tradition im Positiven bemerkt habe.
Lautsprecherboxen die unerträglich laute Geräusche/Geschrei (Musik?) machen und das rund um die Uhr, das nennt die Polizei "Brasilianische Mentalität".
Auch ein noch so toleranter Mensch wird früher oder später feststellen, dass man gegen diese Macht nicht ankommt. Man wird krank. Ich habs einfach nicht so mit Drogen und permanentem Komasaufen, doch diese komische Lebensfreude kann man anscheinend nur unter Drogen genießen. Setz dich mal 2 Wochen in einer Disco vor die Lautsprecherboxen, dann kennst Du auch das Gefühl.

Mir schrieb mal ein freundlicher Mensch, dann feiere doch ganz einfach mit. Ja wenn man im Urlaub ist und nichts weiters zu tun hat …

Was ist also Freiheit? Wie Robinson auf einer einsamen Insel?

Länder in denen Korruption und Drogenhandel das tägliche Leben bestimmen?
Regierungen die den Alkohol billiger als Mineralwasser verkaufen, damit das Volk ruhig gestellt ist? Ein Liter Schnaps kostet weniger als ein Liter Mineralwasser.
Kriminalität zum täglichen Brot gehört? Wo alle wie die drei Affen leben, nichts sehen, nichts hören, und bloß nichts sagen Alles so hinnehmen wie es einem von staatlicher Seite vorgekaut wird.
Man muss nicht aufsässig werden und alles in Frage stellen, doch wenn beim Nachbarn eingebrochen wird und man Zeuge ist , sollte man die Polizei rufen, genau das tun die Brasilianer nicht.

Länder ohne angewandte Gesetze sind unberechenbar und willkürlich.
Muss Dir ganz ehrlich sagen, ich lebe lieber in einem Staat wo jeder weiß oder wissen sollte wo die gesetzlichen Grenzen sind. Dort kann man sich auch entfalten. Ich meine sogar besser. Leute regen sich in Europa auf wenn sie mit Ihrem Auto wegen zu hoher Geschwindigkeit geblitzt werden, alles nur nichts Gutes lässt man an dieser Staatlichen Wegelagerei. Ich sage da nur jeder weiß und kennt die Regeln, warum hält man sich nicht daran? Auf dem Fußballplatz ist das übrigens auch so auch in Brasilien...

Sobald man hier in Brasilien als Gringo etwas mehr erreicht als hiesige Bevölkerung dient man als Zielscheibe für Missgünstige Einheimische.
Meine Nachbarn sehen dies viel relaxter, lassen sich ständig ausrauben, nach dem Motto wenn wir nichts mehr haben kann man uns auch nichts mehr wegnehmen… Auch ne Lösung.
Gespielte Freundschaften nur um dann an die Info zu kommen was der andere besitzt und wie es am schnellsten geklaut werden kann. Sorry, ist das die brasilianische Lebensfreude?

Ich wünsche mir keine heile Welt, die Vielfalt der verschiedenen Kulturen ist doch was Wunderbares, doch das Zusammenleben beinhaltet auch Respekt und nicht nur Gedanken, wie oder Wen beklaue ich heute. Das alles abgesegnet von der Regierung…

Jeder sollte sein Glück finden egal wo und in welches Land er zieht, doch macht die Augen auf und verschwendet mehr Gedanken an den realen Lebensbedingungen, diese findet Ihr in keinem Reiseführer. Ein Volk ändert sich nicht wenn ein Einwanderer kommt.

Ich wünsche Dir, Deiner Familie, dass Euer Traumland nicht zum Alptraum mutiert.

Herr Nachbar

Re: Augen auf beim Auswandern

auf dem Land ist es etwas (scheinbar) ruhiger, in den Städten wie russisch Roulette. Rote Ampeln ignorieren und blos nicht anhalten ausm Gebüsch sprinten die Gangster und schlagen die Scheiben ein...
Ob es in den restlichen Südamerikanischen Staaten ähnlich zugeht weiß ich nicht, doch schau mal nach dem Verkaufsangebot der Häuser etc. welche in Paraguay angeboten werden, das sind Leute die wegen der gesetzlosen Staatsführung abhauen, genau so wie in BR. Also warum sollte es in den restlichen Ländern Südamerikas anders sein. Schaut doch mal die Kasper von Regierungschefs an, sind die Ernst zu nehmen? Recife ist übrigens die kriminellste Stadt in BR nicht wie manche glauben Rio oder Sao Paulo

Re: Augen auf beim Auswandern

Okay, danke für die vielen Informationen!

Besonders die Alltagsbeschreibung von Herrn Nachbar hat mich sehr nachdenklich gemacht...das Fehlen jeglicher Traditionen und Wertvorstellungen schreckt mich da am meisten ab (daraus folgen ja dann die Nicht-Einhaltung von Regeln und damit auch Kriminalität).
Ob das dann auf dem Land wirklich besser ist?

Wir hatten nie vor, nach Südamerika zu gehen, schon allein weil wir weder Spanisch noch Portugiesisch beherrschen. Somit haben wir uns über das Leben dort nicht kundig gemacht. Ich dachte aber immer, dass es sich in Ländern wie Uruguay und Chile doch gut leben lassen müsste, vielleicht als Selbstversorger auf dem Land. Klar kann man nicht die Einwohner eines ganzen Kontinents über einen Kamm scheren, doch wenn in Brasilien ein solcher Werteverfall herrscht, wie sieht es dann in den anderen Ländern damit aus? Werden Traditionen dort eher hochgehalten, hat man Respekt vor dem Alter, pflegt man Freundschaften?


Wir legen sehr viel Wert auf diese Dinge, und auch wenn man hier gewisse Tendenzen beobachten kann stehen Traditionen doch immer noch im Vordergrund. Deutsche "Tugenden" zB sind hoch angesehen und werden auch gepflegt. Vielleicht liegt das auch an der dünnen Besiedlung Namibias, dass man zusammenhalten muss wenn man überleben will - das gilt für alle Bevölkerungsschichten. Außerdem hat hier selbst der Ärmste noch seinen Stolz, und seine Ehre, jedenfalls gilt das für den überwiegenden Teil der Einwohner - denn natürlich gibt es auch gewissenlose Verbrecher, nur zum Glück sind die eben (noch) in der Minderzahl.

Re: Augen auf beim Auswandern

Hallo Makis,
genau das ist unser Problem, wir haben eine gewachsene Tradition, versuchen uns ehrlich und freundlich zu verhalten, doch diese Dinge gelten hier nichts. Ob auf dem Land oder in der Stadt, überall das selbe Problem. Tagelöhner, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus und der krasse Gehalts Unterschied sind Nährboden von Kriminalität.

Warum sind alle Grundstücke mit meterhohen Mauern und Stacheldraht umgeben? Warum alle Türen und Fenster vergittert?

Wollte ohne diesen Schnickschnack leben, doch das geht nun wirklich nicht und schützen tuts auch nicht wirklich.

Herr Nachbar

Re: Augen auf beim Auswandern

Das hattest oder hast Du auch in Bayern!

Aber mal im Ernst: Alle Aspekte, die Du nanntest, gehen uns ebenso auf die Nerven. Aber wir haben nun einmal Familie und Verwandte in Peru. Ob wir also die Zustände in diesem Land ertragen können oder nicht, wir müssen uns damit arrangieren.

Dabei gehören wir noch zu den Glücklichen, die bei Bedarf wieder in den sicheren Hafen Deutschland zurückkehren können, wenn es mal hart auf hart. Das können die Menschen, die dort leben (müssen) nicht.
Auch gibt es nicht nur Kriminelle, Durchgeknallte, Drogensüchtige oder permanente Partygänger in diesen Ländern. Und diese ehrlichen Leute leiden unter den von Dir geschilderten Umständen genauso wie jeder Gringo auch.

Südamerikanische Regierungen billigen die Kriminalität nicht, sie können nur wenig dagegen machen. Willst Du das ganze Land in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand versetzen, um Ordnung zu schaffen? Und woher kommt das (saubere) Geld, um aufräumen zu können? Von einem normalen Polizeigehalt kann in Südamerika niemand überleben. Der Grund, warum es immer wieder Diktatoren in Südamerika gibt, ist die Tatsache, dass sie extrem hart durchgreifen und dadurch eine gewisse Ordnung schaffen. Deshalb (und nicht nur wegen des Machtpotentials allein) werden sie geduldet. Das übersehen funktionierende europäische Demokratien, die mit solchen Regierungen dann nichts mehr zu tun haben wollen. Und der amerikanischen Demokratie war es eh schon immer egal, wer an der Macht ist, solange das Öl fließt, die Minenkonzessionen an US-Unternehmen gehen oder andere amerikanische Interessen florieren. Ich sag z.B. nur Chile und Allende.

Danke, aber Traumländer sind zum Träumen da. Ich hatte mal ein Traumland als Kind. Dann leider nie wieder – nur manchmal noch Träume. Aber auch die verblassen immer mehr.

Saludos,
Gringo



Re: Augen auf beim Auswandern

Wenn man als Regierung kein Bewusstsein schaffen kann und solange es zig staatliche/private Fernsehsender gibt die rund um die Uhr Kriminalität als etwas normales darstellen, Sekten und Kirchen ihr Unwesen treiben, so lange wird auch in solchen Ländern Unruhe herrschen und der "Normalo" es auch als Tradition ansehen Opa Gangster, Vater Gangster, Sohn ein Gangster. Was kann einem Dieb oder Mörder schon passieren? Tiefer fallen als seine bisherigen Lebensumstände kann er nicht. Im Knast gibts ein Bett und regelmäßig zu essen.
Das Volk weiß ganz genau jeder kann machen was er will der Staat duldet alles, denn solange die Polizei ausgelacht wird und so lange Gesetze nicht wahrgenommen werden, so lange wird der Staat niemals Herr der Lagen sein.

Eines der vielen staatlichen Wundergesetze wurde letztes Jahr in die Tat umgesetzt. Um den Alkohol am Steuer einzudämmen wurde der Verkauf von Alkoholischen Getränken entlang der Autobahnen verboten. Die Kontrollen durch die Polizei sind gigantisch. Autofahrer werden nicht kontrolliert, aber die Restaurants.
Busfahrer haben bereits reagiert und füllen Ihren Kofferraum mit gewohntem Schnaps und verkaufen Ihn an durstige Autofahrer.

Oder: Das Mitführen eines Feuerlöschers in einem Auto ist Vorschrift, dieser muss regelmäßig durch einen neuen ersetzt werden. Einen Verbandskasten sucht man vergebens. sowas kann man auch nicht kaufen. Wenn die 40 Jahre alte Kiste abfackelt geht die Welt unter, doch wenn Verletzte nicht versorgt werden können ist dies dem Staat egal.
Ich muss immer wieder Lachen (wenn es auch sehr selten geworden ist)mit welchen Hilflosigkeiten sich manche Politiker profilieren.
Übrigens:
In Rio oder São Paulo herrscht doch schon seit vielen Jahren Bürgerkrieg.

Gut, ich will hier auch nicht die Welt verbessern, wollte nur etwas aus meiner ganz eigenen Sichtweise die Lebensumstände hier in Brasilien aufzeigen.

Ich hätte mir damals bei meiner Planung des Auswanderns gewünscht, dass viel mehr Leute über die wahren Umstände von fremden Ländern berichten. Nicht nur Negatives und nicht unbedingt nur über Feuerlöscher...Hihihi

Doch dazu fehlt. so habe ich den Eindruck bei vielen der Mut oder sehen einfach keine Notwendigkeit. (ist an keine bestimmte Adresse gerichtet, meine ich allgemein)

In diesem Sinne
eine freundliche Woche und möglichst keinen Stress
Herr Nachbar