Auswandern -   Heimatfrust...

Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Wir leben im Ausland. Und manchmal überfällt uns natürlich auch der Auslands-Koller, und wir haben die Nase gestrichen voll von den einen oder anderen Dingen. Dann denken wir, laut oder leise, darüber nach, wie das so wäre, nach Deutschland zurückzukehren. Denn nicht alles in Deutschland ist schlecht. Manches ist sogar verdammt besser als anderswo.

Wenn wir dann aber wieder diese triste Grund-Atmosphäre, die Enge, die Platzwart-Mentalität, das ständige Gestänker, Anschwärzen, Negativdenken, die Unfreundlichkeit - und die langen Winter - in DE sehen, bekommen wir glatt Depressionen und können uns des Gefühls nicht erwehren, für DE verloren zu sein.

Dann scheint es mir oft, dass Auswanderer sein auch bedeutet, ein Stück Treibgut zwischen zwei Kontinenten zu sein.

Hallo Ihr Deutschsprachigen im Ausland: Wie geht es Euch? Wie fühlt es sich bei Euch an? Und ich meine damit nicht die Fassade.

Saludos,

Gringo




PS:
Ich weiss echt nicht, was diese Werbung "Menschliche Monster" in einem Auswanderungsforum zu suchen hat...

Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Hallo Gringo
das kenne ich; das Gefühl fehl am Platz zu sein. Aber nach 3 Rückwanderungen ging es mir auf das es an mir liegt. Man vermisst immer einen Teil. Früher hab ich gedacht zurück kannst du immer wieder, aber Pustekuchen man ändert sich so gründlich das es dann in Deutschland immer schwerer wurde, von mal zu mal schlimmer zumindest bei mir.

LG
Arnego2


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Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Interessantes Thema. Und "zurück kann man immer" – ja, das denke ich auch ... theoretisch. Aber praktisch wäre das für mich wohl ausgeschlossen. Außer in einer Zwangslage, in der ich keine Wahl mehr hätte. Aber selbst dann würde ich wohl in Afrika bleiben und nicht nach Deutschland zurückgehen.

Der Frust im Ausland, das Hin- und Hergerissensein ... das ist wohl wahr. Dennoch habe ich mir das Land, in dem ich jetzt lebe, selbst ausgesucht, dazu hat mich keiner gezwungen, wohingehen ich in Deutschland einfach geboren wurde, ohne daß ich eine Wahl hatte.

Ich finde es auch schön, aus dem Ausland Deutschland dann viel positiver zu sehen. Wenn man die herunterhängenden Mundwinkel der Leute in Deutschland nicht jeden Tag vor Augen hat. (Auch in Namibia gibt es viele Leute, die mit herunterhängenden Mundwinkeln herumlaufen, aber das stört mich nicht so.)

Ja, manchmal hat man schon Frust. Auch im Ausland. Aber irgendwie ist es in der Sonne leichter. (Obwohl im Moment noch nicht einmal die Sonne scheint. Wir haben Regenzeit, es ist – obwohl Hochsommer – ziemlich kalt, es hängen schwere Wolken am Himmel.)

Gestern habe ich mich ein wenig geägert, weil die Zinsen hier in Namibia so hoch sind, daß man keinen Kredit aufnehmen kann, ohne sich verarscht vorzukommen. Für 100000 Namibia Dollar, die man bekommt, zahlt man 200000 Dollar Zinsen (bei einer regulären Bank, nicht bei einem Kredithai. Da sind die Zinsen noch höher). Das ist aberwitzig. Aber gut, ich muß keinen Kredit aufnehmen, ich hatte mich nur erkundigt.

Dann ärgert es mich manchmal, daß die Behörden so langsam und so faul sind, so uninteressiert. Aber das kennt man von Deutschland ja eigentlich auch. Wenn man hier mit Begeisterung ankommt und will etwas bewirken, wird man schnell ausgebremst. Es ist alles sehr mühsam, sobald man es mit einer Behörde zu tun hat. Die haben kein Problem damit, ein ganzes Jahr lang nicht zu arbeiten, die finden gar nichts dabei.

Aber wenn man sich daran gewöhnt hat und nicht davon abhängig ist, dann geht es schon. Irgendwie will sich der Auslandsfrust nicht so richtig einstellen. Ich habe mich wirklich bemüht.

Lieben Gruß
Anna



Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Ja, ich kenne das auch. Nicht alles im Ausland ist besser, ganz im Gegenteil. Da nervt dann die Bürokratie noch schlimmer als in der vermeintlich bürokratischen Heimat. Aber ganz ehrlich: Probleme gibt es überall, von solchen Dingen darf man sich nicht in die Depression reissen lassen, denn dann bekommt man sie überall. Ich bin zurzeit in Deutschland, löse mein Büro auf, verkaufe Dinge bei ebay. Wie da einige (nicht alle) Leute reagieren. Das reicht mir erst einmal wieder, um für die nächsten Jahre jegliches Heimweh im Keim zu ersticken.

Gruß
Siggi

Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Ja, eBay . . . Manchmal ist das schon heftig. Aber andererseits bin ich auch froh, daß ich mir manche Sachen von eBay noch aus Deutschland schicken lassen kann. Das ist nämlich wirklich ein Grund zum Ärger, welche eigentlich popeligen Sachen man hier in Namibia nicht bekommt. Ich habe mir jetzt eine "Küchenhexe", ein total billiges (gerade einmal 15 Euro) Gerät bei eBay bestellen müssen, weil es so etwas hier einfach nicht gibt. Und auch nichts Ähnliches. Das Porto kostet natürlich ein Vielfaches dieses kleinen Küchengerätes, aber es ärgert mich einfach, daß ich so viel Aufwand in der Küche habe, den ich mit diesem kleinen Gerät sehr minimieren könnte.

Ja, wenn man das alles schon gewußt hätte, als man aus Deutschland weggegangen ist ... Dann hätte ich ein paar Dinge, die ich sinnloserweise mitgenommen habe, in Deutschland gelassen, dafür aber ein paar Dinge, von denen ich dachte, daß ich sie sicherlich nicht brauche oder ganz einfach hier bekommen kann, mitgenommen. Die Erfahrung muß man erst einmal sammeln.

Und da bin ich dann wieder froh über eBay. Aber vor allem als Käuferin. Als Verkäufer hat man oft viel Ärger, das weiß ich. Die Leute machen sich völlig falsche Vorstellungen, lesen die Beschreibung nicht und schieben hinterher alle Schuld dem Verkäufer in die Schuhe. Und sie wollen alles für 1 Euro haben.

Na ja, kann man nichts machen.

Gruß
Anna



Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Hallo Anna
na wenn das nicht die Idee des Jahrhundert's ist, Küchenhexenverkauf in Namibia wär das nichts?

LG
Arnego2


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Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Grundsätzlich muß ich sagen: " Den Deutschen geht es gut ! "
Probleme gibt es überall, aber nach 3 Jahren Auslandsaufenthalt und Rückkehr nach D. ist mir echt die Spucke weggeblieben auf welch hohem Niveau sich D. befindet. Sicherlich geht es nicht allen in D. gut, aber ca 90 % können sich nicht beklagen; im Ausland ist es sehr viel schlimmer.
Ok. auch wir wollen auswandern, aber ..... wir müssen auch nicht mehr arbeiten, wir haben 40 Arbeitsjahre auf dem Buckel !
Wer außerhalb von D. seine Brötchen verdienen will und muß, der ist arm dran ; vor allem mit Kindern. Wer in D. keine Zukunft mehr sieht, und nur nach dem sonnigen Ausland schielt, der ist ein Narr !
Ohne festen Job, ohne die Sprache zu beherrschen,kaum Startkapital ins Ausland zu gehen ist einfach unverantwortlich den Kindern gegenüber und nur blauäugig. Solche Leute haben es selten geschafft und die meißten kommen als Rückwanderer bald wieder zurück nach D.
Ich wünsche allen die aus D. wegegehen viel viel Glück, denn das brauchen sie !

Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Hallo
da bin ich anderer Ansicht und gerade den kindern gegenueber, was soll denn das? Ist es verantwortlich (den Kindern und sich selbst gegenueber) nicht auszuwandern? Man kann im Ausland mehr auf die Beine Stellen, die Entwickelte Welt mal ausgeklammert. Und die Kinder muessen aus ihrem Leben selber etwas machen wenn sie erst einmal Gross sind. Wer den Kindern zuliebe Opfer auf sich nimmt der tut den Kindern damit keinen Gefallen. Ich kenne reichlich Leute die meinen Deutschland waere Mist aber meine Kinder muessen auf eine Deutsche Schule. Komisch ist Kinder werden dabei in den wenigsten Faellen gefragt.

Doppelmoral nennt man das. Und was macht Kinder gluecklicher im Ausland leben und was erleben oder in Sicherheit gemanaged zu werden? Andere Kinder in anderen Laendern haben auch eine Zukunft. Meine Kinder sollen es nicht muessen, in Deutschland aufwachsen.

M-F-G
Arnego2


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Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Ja, im Ausland kann man MANCHMAL wirklich mehr erreichen als in deutscher Heimat.
Aber OHNE Startkapital und OHNE die Sprache zu beherrschen?

Ich denke, Du hast Peiffenrauchers Kommentar isoliert von diesem Kontext interpretiert.

Wenn die Blagen erst einmal groß sind, tun sie sowieso, was sie wollen, mit oder ohne Eltern. Aber vorher hat man noch eine gewisse Verantwortung zu tragen. Und warum sollte ich es meinen Kindern für eine ungewisse oder gar mittellose Zukunft im Ausland verwehren, auch in der sogenannten Entwickelten Welt (...) eine gute Start-Chance zu haben?

Natürlich gibt es auch in „Entwicklungsländern“ gute Schulen und Möglichkeiten, aber die bezahlst Du dann mit harten Dollars. Und wenn Du die NICHT hast (siehe den Eingangs-Satz), was wird dann wohl passieren?

Peiffenrauchers Kommentar hat daher nix mit Doppelmoral zu tun. Eher mit gesundem Menschenverstand.

Und nachträglich bin ich ganz froh, dass meine Eltern nicht immer auf meine damalige Kinder-Meinung, sondern auf sich selbst gehört haben.

Saludos,

Gringo



Re: Auslandsfrust? Wie geht´s Euch?

Ich les hier im Forum schon eine ganze Weile mit (obwohl ja nicht wirklich viel "Verkehr" zu sein scheint), aber diesen Post kann ich nicht unkommentiert lassen.
Lieber Pfeifenraucher, ich weiß ja nicht wo du in Deutschland wohnst, aber unsere Verwandten, Bekannten und Freunde zeichnen ein ganz anderes Bild! Ganz bestimmt geht es mehr als zehn Prozent von ihnen nicht wirklich gut, jedenfalls kaum so gut wie noch vor zwanzig Jahren. Das liegt an drohender oder bestehender Arbeitslosigkeit, unbezahlten Überstunden, Kurzarbeit, der Angst dass man das Haus nicht mehr abzahlen könnte, schlechter Auftragslage und insolventen Kunden etc etc etc. Kann ja sein dass du nach vierzig Arbeitsjahren eine gute und ausreichende Rente bekommst (sei bloß froh dass du nicht nach 1960 geboren wurdest), aber das geht weiß Gott nicht jedem so. Ein Freund von uns hat zB drei Jobs, um seiner fünfköpfigen Familie den gewohnten Lebensstandard zu erhalten, auch seine Frau geht arbeiten. Selbst wenn man seine Ansprüche (und vor allem die der Kinder die man leider zu sehr verwöhnt hat als man es noch konnte) herunterschraubt - und ich bin sicher dass viele das heutzutage machen müssen - hat man noch etliche pekuniäre Verpflichtungen dem Staat gegenüber.
Man sollte auch nicht damit rechnen dass der Staat auch weiterhin sein enges soziales Netz aufrecht erhalten kann.

Dass es im Ausland "schlimmer" sein soll hängt wohl von der Definition von "schlimm" ab: man ist nicht so abgesichert, verdient vielleicht nicht so viel Geld (man braucht aber auch häufig nicht so viel), lebt unter unsichereren politischen Verhältnissen. Dafür ist man viel weniger reglementiert, viel freier in der Entwicklung (gilt dann auch für die Kinder denen der Horizont nicht so beschränkt wird), und übernimmt nicht zuletzt viel mehr Eigenverantwortung für sein Leben. Im besten Fall lässt man Konsumzwang und Werteverlust hinter sich und gewinnt Lebensqualität. Ich weiß nicht was daran schlimm sein soll.

Ich stimme dir aber zu dass der Weg des Auswanderns für viele Leute ein Traum bleiben muss, weil die Finanzierung einfach nicht machbar ist. Denen bleibt nichts anderes übrig als in D zu bleiben und das Beste daraus zu machen.

Übrigens denke ich, dass man ganz klar unterscheiden sollte zwischen dem heutigen Deutschland und das was man ganz altmodisch die "deutschen Tugenden" nennen könnte für die die Deutschen einstmals im Ausland so bewundert wurden (zB Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Erfindungsgeist...). Also kann man sehr wohl der Meinung sein dass alles "Mist ist in Deutschland" (auch wenn ich persönlich das so nicht sagen würde) und sein Kind im Ausland auf eine deutsche Schule schicken, wo man vielleicht noch auf die obigen Eigenschaften Wert legt.

Sorry, ist mein erster Post und dann mach ich gleich so einen Aufstand, aber das musste jetzt mal raus.