Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - Na 2003 bis 2008

Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Wanderer,

freue mich sehr, mal wieder von Dir zu lesen. :-)

Eine gefährliche Gleichheit schafft die Demokratie meiner Ansicht nach nicht. Das Problem sehe ich eher darin, dass wir keine wirkliche Demokratie haben (so wie es auch nie einen wirklichen Kommunismus gegeben hat). Wirkliche Demokratie würde nämlich bedeuten, dass tatsächlich alle Macht vom Volke ausgeht und die Politiker dem Volk zu dienen haben und nicht umgekehrt, wie wir es heutzutage haben.

Es gibt genügend Menschen, die nicht herrschen aber respektiert werden wollen. Bei herrschsüchtigen Menschen würde sich natürlich nichts ändern, das sehe ich so wie Du.

Männer neigen, jetzt ganz sachlich gesehen, im Grunde schon vom biologischen Aufbau her (Testosteron) eher zur Herrschsucht als Frauen. Dieser biologische Unterschied kann aber von der Kultur, in der man aufwächst vergrößert oder vermindert werden. Da kommen wir dann wieder zum respektieren. Es gibt heutzutage keinen einzigen Staat auf unserem Planeten, wo wir Frauen wirklich gleichberechtigt sind oder gar als gleichwertig angesehen werden.

Auch die Türkei hat z. B. die Gleichberechtigung von Mann und Frau in ihrer Verfassung festgeschrieben und wie sieht die Realität aus? Am nähesten dran ist noch Schweden als so ziemlich einziger Staat auf der ganzen Welt. Zu einer wahren Gleichberechtigung würden z. B. auch gleiche Löhne und Gehälter für die gleiche Arbeit unter gleichen Arbeitsbedingungen (z. B. Arbeitszeit) gehören, aber wie sieht es bei uns in Deutschland aus? 23 % weniger Lohn im Durchschnitt für Frauen. Das sagt schon einiges aus finde ich. Darum können eben Frauen in den seltensten Fällen ihre (herrschsüchtigen) Männer wieder auf den Teppich holen. Im Gegenteil - die Gewalt gegen Frauen hier in der Bundesrepublik nimmt stetig zu.

Was jetzt rein die Herrschsucht betrifft, stimme ich Dir durchaus zu. Schließlich sind auch Frauen keine Engel. Unsere Gesellschaft ist jedoch nach wie vor hierarchisch aufgebaut, ein Erbe unserer tierischen Herkunft. Und so lange die Evolution des Menschen keine höhere Stufe erreicht, in der es so etwas wie Herrschsucht bzw. Hierarchien nicht mehr gibt sehe ich eigentlich nicht ein, warum nur Männer Anführer sein sollten. Frauen können das genauso und das sollte man endlich einsehen. Es ist auch nicht einzusehen, warum Männer ständig als das "wertvollere Geschlecht" angesehen werden. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen gibt es negative und positive Persönlichkeiten (vereinfacht ausgedrückt). "Nur" vom biologischen Aufbau her ein Mann zu sein ist für mich kein Grund, sich als der wertvollere Mensch anzusehen.

Hier stimme ich Dir voll und ganz zu.

Hier stimme ich Dir nur bedingt zu. Abgesehen vom biologischen Unterschied gibt es noch ein paar kleine Unterschiede in der Psyche, aber das meiste, was als "männlich" oder "weiblich" definiert wird ist nichts anderes als von Klein auf anerzogenes Rollenverhalten. Würde man Jungen und Mädchen völlig gleich, also quasi geschlechtsneutral erziehen, wäre wohl so manche/r überrascht, wieviele Frauen als männlich definierte und wieviele Männer als weiblich definierte Eigenschaften aufweisen würden, wenn sie sich vollkommen frei von anerzogenem Rollenverhalten entwickeln könnten.

Das fängt bei Krabbelkindern schon an - Studien haben ziemlich eindeutig festgestellt, dass Mädchen im Krabbelalter viel früher von ihren "Exkursionen" abgehalten werden als Jungen. Wem das zu trocken ist, sollte mal Familien mit zwei kleinen Kindern, ein Mädchen und einen Jungen, beim Sonntagsspaziergang beobachten. Der Junge kann eindeutig jünger als das Mädchen sein, sagen wir mal 4 Jahre alt, das Mädchen 6 Jahre alt, er läuft trotzdem meist voraus oder hinterher, während das Mädchen brav an der Hand geführt wird. Auch das sagt eine Menge aus finde ich.

Was nun die Indianer betrifft - warst Du schon einmal in einem Hopi-Reservat und hast Dich mit Ihnen unterhalten? Oder vielleicht persönlich viel Zeit mit einem Nachfahren mittelamerikanischer Indianer verbracht?

Was nun das Recht betrifft, in der heutigen Zeit kommt man leider nicht ohne Gesetze aus. Anarchie ist eine feine Sache, vorausgesetzt man erkennt, dass die eigene Freiheit da endet, wo die des Mitmenschen anfängt und hierbei hapert es heutzutage ganz gewaltig. Ein Beispiel die Straßenverkehrsordnung. Trotz dieser wird nach wie vor rücksichtslos durch Ortschaften gerast, auf der Autobahn gedrängelt, die Vorfahrt genommen usw. Wie würde das wohl erst ausarten, wenn es keine Straßenverkehrsordnung geben würde? Der übertriebene Egoismus ist leider nach wie vor fester Bestandteil im menschlichen Leben und darum braucht es leider Gesetze, weil es sonst nur noch Mord- und Totschlag geben würde.

Hier stimme ich Dir weitgehend zu - nur sieht die Realität leider nach wie vor ganz anders aus. Ich sehe das aber wie Du, dass dies geändert werden könnte, wenn man schon sehr früh dieses Gespür im Menschen entwickelt.

Auch hier stimme ich Dir weitgehend zu, mit der Einschränkung, dass nicht alle Menschen so sind. Hier sollte man etwas mehr differenzieren. Das gilt auch bei Unternehmern und Managern - nicht jeder Unternehmer ist ein Ausbeuter und es wäre nicht fair, solche Unternehmer mit den "Profitgeiern" in einen Topf zu werfen.

Hier ebenfalls weitgehende Zustimmung meinerseits allerdings mit vorgenannter Einschränkung, dass nicht alle so sind.

Das Problem ist, dass viele Menschen es nicht sehen wollen. Darum können die Herrschenden auch so fröhlich weiter machen. Wenn aber Menschen sich aufraffen, der Realität ins Auge zu blicken und auch den Mut haben, für ihre Sache möglichst friedlich zu kämpfen kann etwas bewirkt werden. So geschehen z. B. in Nepal, in Frankreich, in Italien.

Liebe Grüße,
Eva

Alle sagten "das geht nicht", dann kam einer, der wusste das nicht und machte es.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Eva, hallo Al Vern ...
Daß die Menschen nicht sehen, was schiefläuft und keine Möglichkeit hätten zur Änderung - dem will ich widersprechen. Oder wissen nicht alle, daß zum Beispiel Bildzeitunglesen zum Schwachsinnigsten gehört, das man tun kann? Aber es würde halt Anstrengung kosten, ordentliches Quellenstudium zu betreiben. Ganz gleich, ob Menschen nun mehr oder weniger stark manipuliert werden - es hat doch jeder jederzeit die Möglichkeit, aufzuwachen. Früher oder später. Sind die Gedanken denn nicht mehr frei? Es ist ein Kreuz mit dem Deutschmicheltum und dem Kleinstaatengeraffel jedes einzelnen Bürgers. Wenn man in Deutschland etwas nicht sieht, das gestehe ich zu, dann ist es dies.
Ob man negative Entwicklungen einem Forscher anlasten kann? Das wäre doch ebenso unsinnig, wie einem schlauen Bauern, der seine Möglichkeiten zu nutzen weiß für viel Nahrungsmittelproduktion, anzulasten, daß sich Menschen fettfressen wie Schweine.
Man darf nicht immer hingehen und sagen: "Der ist schuld". Es wollen doch alle diese schönen Spielzeuge haben. Warum kaufen sie sie dann, wenn sie die Macht von Völkern töten? Warum sind die Menschen denn von Grund und Boden geflohen? Weil man Maschinen essen kann? Oder weil es schon vor der Industrialisierung Feudalherren gab, die den kleinen Leuten das Leben unerträglich zu gestalten wussen? Heute ist das kaum anders – Besitzer, egal ob von Grund und Boden oder von Produktionsmitteln wie Maschinen, Computern und Robotern - sie sind Feudalherren. Am Ende verlangen sie dann Krieg, dessen Verschulden sie natürlich weit von sich weisen. Ganz am Schluss steht dann "Seppuko". Lasst es Euch von Japanern erklären, was es, im geistigen Sinne, bedeutet. Eine Gesellschaft macht kollektiv Fehler, aber um das Gesicht zu wahren, wird einer zum Selbstmord gezwungen. Eine Mahlzeit bei einem Shogun. Es ist Mäusekack im Essen. Alle sehen. Der Shogun übersieht, andernfalls müsste er beinah von seinem ganzen Hofstaat Sepukko verlangen. Denn alle haben gesehen. Man schweigt oder man tötet. Beides Arten, das Gesicht zu wahren. Oder zu vertuschen. Wenn eine Gesellschaft sich so stark Todesritualen annähert, ja sich diesem Tod unterwirft im Schweigen und im vermeintlichen Geben von Tod statt im nehmen von Leben, wird sie früher oder später umgekremptelt, meist von aussen. Siehe Hitler & Co.
Soweit sind wir. Geht in unsere Konsumtempel - überall kann man schön verpackten Mäusekack kaufen. Wer es anspricht, wird, wenn nicht gesellschaftlich geächtet, so doch mit dem unwilligen Erstaunen Eines bedacht, der plötzlich ungewollt geweckt wurde, denn der schöne Schein und gewisse asoziale Absichten wurden gestört. Es gibt viele Arten zu töten. Man macht Anrufe bei Verlagen, man überzieht mit Prozessen, man schickt endlich Mörder aus ... Alle wissen es aber tief in ihrem Inneren, das was nicht stimmt, das lehrt mich die Erfahrung aus vielen Gesprächen, die ich führen kann, wenn ich täglich unterwegs bin.
Das Menschenopfer wird immer dann "notwendig", wenn der Egoismus höchste Gipfel erreicht. Denn die Gedanken sind gefährlich, und so muss man die Gedankenträger daran hindern, Geschäfte zu stören. Geschäfte sind immer Tötungsdelikte. Geschäftsleute nehmen und verkaufen, was für alle da ist. Steht ein Apfelbaum in einem Dorf, der niemand gehört, kann sich jeder nehmen. Wird einer aus dem Dorf unmäßig und lässt nicht für alle übrig, so beginnt der Tod mit Gesetzen. Denn ein Schlauberger findet sich sicher ein, der nun alle unter den Verdacht künftiger Unmäßigkeit stellt, und um dies zu vermeiden, schlägt er Gesetze vor. Diese Gesetze muss aber jemand erlassen und auch deren Einhaltung kontrollieren. Alle werden nun unseren Schlaumeier loben und wählen zum Big Boss. Dieser nun, damit er sich seiner Aufgabe widmen kann, wird entbunden von der täglichen Arbeit, die alle verrichten. Er ist nun kein Bruder unter Brüdern mehr, sondern nimmt eine Sonderstellung ein, er wird zum Götzen der Unmäßigkeit. Denkt Euch selber aus, was nun weiter geschieht, und Ihr habt ein Abbild von Handels-, Rechts-, Kriegs-, Feudalgesellschaften, ja – Brot und Spielen, und was Ihr sonst noch auf dem Müllhaufen von Geschichte, Vergnügungen und scheinbarer Gelehrsamkeit finden könnt.
Damit kommen wir wieder zu den Indianern, Eva. Wenn Du zu einem Stamm gehst, gleich welchem, wirst Du Folgendes vorfinden können: Traditionalisten und Modernisierer. Die einen möchten leben wie ihre (Ur-)Großväter, die anderen sehen, daß das gar nicht mehr geht, weil das Land der Reservate entweder zu klein ist oder nicht das bietet, was früher war, als da wären Reichtum an Wild, Wasser, unverdorbene Wälder und Böden. Ausserdem stehen manche Bundesgesetze Jagen und Sammeln entgegen, nur mühsam gelingt es, zur Wiederbelebung und Aufrechterhaltung von Traditionen, Ausnahmen zu erwirken. Am ehesten gehen manche Sachen noch in Alaska, aber dort müssen die Gebiete schon für einen (weissen) Blockhüttenbewohner viele Quadratkilometer groß sein. Und die sind nicht gerade zimperlich bei der Verteidigung wiederum ihrer Lebensgrundlage. Fischfang an den Küsten? Hahaha ... Benzin wird nicht billiger und die Jungs setzen sich heute halt nicht mehr den Gefahren des Meeres wie früher aus, von wegen Rudern oder so. Fischereirechte, von Fischfabriken geplünderte Fischgründe. Ach es gibt viele Hindernisse. Manche Stämme besitzen Bodenschätze oder Wald, viel Wald. Na? Dämmert's? Von wegen als Europäer mal eben in ein Reservat oder zu einem Stamm fliegen und mal schön schauen, idealisieren und schlau daherschwätzen. Die Modernisierer innerhalb der Stämme sehen das Elend ihrer Brüder, sie würden verkaufen, verkaufen, verkaufen. Ihre Schätze und am Ende ihre Seele. Sicher, das Hemd ist näher als die Jacke. So brauchen die Geschäftlemacher aus Konzernen und alle Wohlständler nur darauf zu warten, bis so mancher Stamm sich innerlich aufreibt und mürbe wird. Geh ruhig hin und sieh es Dir selber an ... Dann wirst Du aber auch erkennen, daß es auch unter Unseresgleichen Idealisten gab und gibt, Mahner und Warner.
Aber manchmal versteht man erst, Eva, wenn man andere Kulturen nicht nur sightseeingmäßig besucht und blöde glotzt wie ein dummes Rind, sondern kennenlernt. Sich befasst und interessiert. Eigene Bilder und Vorstellungen weglässt. Reisen bildet. Es gibt einem ein Bild des eigenen inneren Wesens und der daraus entstehenden Handlungen, welche in irgendeiner Weise die Gesellschaft, aus dem man kommt, mitprägen können.
Wusstest Du zum Beispiel, daß es in Japan einen Unterschied in der Verwendung von Sprache zwischen Männern und Frauen gibt? Hat man als Mann eine Japanischlehrerin gehabt, wird man das dort in dem Land sofort merken an der Art zu sprechen, weil Frauen für Manches andere Wörter benutzen als Männer ... Es lebe der kleine Unterschied.

In dem Sinne ein schönes Wochenende und lasst Euch die Herzen nicht verderben vom Fußballgötzenfasching.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Wanderer,

nun, wenn ich irgendwohin fahre, dann mache ich grundsätzlich keine Sightseeingtouren sondern suche mir möglichst Gebiete aus, die nicht so von Touristen überschwemmt sind. Ich sehe auch nicht alles so schwarz und vor allem nicht nur materiell. Ich denke zum Beispiel, dass ich von den Hopis eine Menge lernen könnte jetzt einfach mal rein geistig gesehen.

Natürlich gibt es auch unter den Indianern verschiedene Ansichten. In Las Vegas zum Beispiel werden viele Spielcasinos von Indianern betrieben.

Was nun unsere Gesellschaft betrifft - wir sind uns gar nicht so uneinig darüber, dass die meisten Menschen nicht sehen bzw. aufwachen wollen. Andererseits, schrieb ich schon einmal an anderer Stelle, werden wir alle in eine bestimmte Kultur hineingeboren. Von Klein auf werden uns bestimmte Regeln eingetrichtert, was gut und was böse ist usw. Nicht jede/r hat das Glück aus innerem Antrieb aufzuwachen. Und selbst wenn gehört jede Menge Mut dazu, sich gegen den Mainstream zu stellen. Hier in Deutschland haben wir anscheinend ganz besonders Probleme damit. Es ist weniger eine private Kleinstaaterei sondern eher, dass in diesem Land Desinteresse und/ oder eine große Portion Obrigkeitshörigkeit zum Alltag gehört.

Preußisches Kaiserreich und Hitler haben hier ganz besonders ihre Spuren hinterlassen. Was meiner Ansicht nach noch ausschlaggebend ist - die Deutschen haben die Verbindung zu ihren Wurzeln verloren. Zum Beispiel, weil Hitler die Runen missbraucht und seinen Arierkult gespflegt hat, distanziert man sich auch von den Germanen. Unsere Jugend ist hochgradig amerikanisiert und dementsprechend auch bestimmte (amerikanische) Verhältnisse wie z. B. Konsumwahn und Raubtierkapitalismus stark ausgeprägt. Erinnert man sich an die Wurzeln, wird man leicht sofort in eine "braune Ecke" gestellt - dieses Problem haben andere Länder wie z. B. Frankreich nicht. Die gehen damit auch ganz anders um. Napoleon war schließlich auch nicht gerade ein Engel sondern schlicht ein Eroberer oder nimm Italien, welches damals mit Hitler verbündet war - trotzdem haben Franzosen und Italiener nicht ihre Wurzeln verloren, wir Deutschen schon. Wir sind so amerikanisiert, dass wir alles unbesehen von USA übernehmen - ob Mac-Food, Schönheits- oder Konsumwahn, Soziale Ungerechtigkeit, Working Poor - jeder Schrott von dort kommt früher oder später zu uns und da sehe ich das große Problem.

Die (rein wirtschaftliche) Globalisierung hat dies verschlimmert. Deutschland hatte einst ein vorbildliches Sozialsystem, die Soziale Marktwirtschaft war ein guter Mittelweg zwischen wirtschaftlichem Profit und Sozialer Gerechtigkeit. Dies würde auch heute noch funktionieren, wenn man endlich wieder den Menschen bzw. das Wohl aller Menschen in den Mittelpunkt stellen würde und nicht das Kapital bzw. die Profitgier.

Das fängt doch schon bei der Sprache an, die immer mehr "entmenschlicht" wird - aus Mitarbeitern wird "Human-Kapital", aus Familien "Bedarfsgemeinschaften".

Menschen werden einfach, da stimme ich Al Vern zu, Nummern, ihnen wird schon durch die Sprache die Menschlichkeit genommen. So umgeht man, dass Menschen als solche wahrgenommen werden mit ihren Hoffnungen, Nöten, Existenzen, Schicksalen usw. Bis zum "Parasiten", wie Langzeitarbeitslose gerne tituliert werden und schließlich zur modernen Sklavenarbeit - 1-Euro-Jobs - ist es dann nur ein kleiner Schritt und ein weiterer kleiner Schritt könnte uns dann moderne KZ's einbringen. Man bedient sich ja jetzt schon in Bezug auf Langzeitarbeitslose gerne am Gedankengut des Dritten Reiches. Wenn ich dann lese, dass bei der Demo am 03.06. in Berlin friedliche Demonstranten von der Polizei mit Pfefferspray und Knüppeln "bearbeitet" wurden und man auch bei den Studentendemos gegen die Studiengebühren massivste Polizeiaggression erleben durfte - allen voran im "Koch-Land" Hessen -, dann kommt mir schon der Gedanke, dass wir uns bereits im Vierten Reich befinden.

Andererseits gibt es auch immer mehr Gegenwind, sogar in so mancher Mainstream-Zeitung. Das gibt mir dann wieder Hoffnung, denn es wachen immer mehr Menschen auf. So gesehen sind diese massiven Polizeieinsätze gegen Demonstranten ein Zeugnis dafür, dass es die Herrschenden langsam aber sicher mit der Angst zu tun bekommen und sie eben doch nicht so fest im Sattel sitzen, wie man uns immer Glauben machen will.

Liebe Grüße,
Eva

Alle sagten "das geht nicht", dann kam einer, der wusste das nicht und machte es.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Eva,
Deine Reisegewohnheiten kann ich natürlich nicht kennen, aber sicher wird auch bei Deinen Reisen aufgefallen sein, daß die große Masse der Touristen recht wenig von den Menschen vieler Länder, in die sie kommen, ja, eigentlich fast nichts erfahren. Man begibt sich per Shuttle in ein Hotelghetto, man wird in klimatisierten Bussen auf Rundreisen geschickt und man regt sich auf über gewisse Insekten, wehe das heissgeliebte Boulevardblättchen ist nicht zu bekommen. Und was wäre das denn für ein Urlaub, gäbe es nicht Pommes mit Currywurst, Schnitzel mit Majo und Pizza mit Ketchup, Chips mit Gummikäse, oder so ähnlich ... Nicht zu vergessen diese gewisse klebrige Brause oder andere Rülpsgesöffe. Manche Strände sind abgezäunt, es kann ja nicht sein, daß die Einheimischen nichts zahlen für die Nutzung ihrer Heimat.
So wie Menschen ihr Herz entweiht haben, so verfahren sie mit der Welt ausser sich. Trauriges Verständnis eines Bibelverses. Mir ist der Name des griechischen Philosophen entfallen, eher einer der entlegenen, unbekannten, aber er erzählt eine Geschichte von dem Lenker eines Pferdefuhrwerkes, Er hat zwei Pferde verschiedenen Temperaments, das Eine zieht nach rechts, das andere drängt es in Richtung des linken Straßengraben. Erzählt wird von der Kunst, die beiden Temperamente auszubalancieren, so daß man einen geraden Weg sicher verfolgen kann. Dies Sinnbild gilt für die menschliche Seele, auch sie will gelenkt werden wie ein Fuhrwerk. In der Seele drängen, ziehen und schieben verschiedene Temperamente und Leidenschaften in unterschiedliche Richtungen. Eine Kunst, dies auszugleichen und die Zügel recht zu führen. Desgleichen erzählt uns das biblische Wort vom sich die Welt untertan machen. Die eigenen Innenwelt, denn die Aussenwelt untertan machen, wäre in letzter Konsequenz eine göttliche Genehmingung für Tyrranei, Unterdrückung und sogar für die Auswüchse der deutschen Hartz-Eskapaden. Sogar eine Erlaubnis, alles zu zerstören. Natur und Menschen.

Ja, die Sprache ist eine feine Sache, sie entlarvt zuweilen. Schön zu lesen: "Fünf Minuten Deutsch. Modischer Murks in der Sprache" von Ruprecht Skasa-Weiß. Mir fällt seit Längerem immer wieder mal auf, daß Geschäftsleute sich gerne des Militär- und Schlägerjargons bedienen. Strategie, etwas abschiessen, einen Konkurrenten erledigen, Preisschlacht etc ... Vielleicht kennst Du auch solchen Wortgebrauch. Oder wenn man schick sein will, erfindet man so bekloppte Worte wie "andenken". Man denkt etwas an, wie man einen Keks anknabbert. Dabei meint das Andenken ja was Anderes. Die Sprache ist heute ein Instrument wie eine Bärenfalle geworden, etwas für geistig-seelische Trapper und Fallensteller.

Am Wochenende konnte man wieder was Erschütterndes sehen. Es gab einen kurzen Film über einen gläubigen Frührentner, der mal zu Fuß vom Saarland zur Zugspitze pilgern wollte. Er fand seltenst jemand, der ihn übernachten liess. Essen gab es immer wieder mal, schnorren hat Erfolg, aber ins Haus nehmen und übernachten nicht. Viele Pfarreien hatten verschlossene Türen. Eine einzige besorgte ihm ein Zimmer. Ein Zeugnis für den Deutschen als absoluten Ichmenschen. Jeder Haushalt ein deutscher Kleinstaat? Jeder Hausherr ein unnahbarer Absolutist?

Also hat ein Volk Herrscher, die es verdient. Wie kann es auch anders sein, daß aus einem Volk von Egoisten andere Herrscher hervorgehen? Und solange Völker in dem Wahn stecken, daß sie Herrscher brauchen, haben sie es auch nicht anders verdient. Ist der überwiegende Teil Hartherzig, dann werden die Herrscher kaum anders sein. Wer mit seinem Pilgern so umgeht, verdient der Anderes als unbarmherzige, harte Herrscher?

Wir können lamentieren. Aber hört jemand? Kehrt jemand um? Erinnere Dich an die Vor-Hitlerzeit. War da nicht Vieles ähnlich? Stetig steigende Armut, Konzentration von Reichtum, Ausschweifungen, Inflation der Vergnügungssucht und Oberflächlichkeit, heile Welt Mainstream in Film und Musik, Ernstes war störend, weil als Spiegel der gräßlichen Verhältnisse eben auch nicht mehr "schön".

Der Hitler hat in einer Rede sehr böse gegen die 10 Gebote gewettert. Das ist eine Tatsache, die vielleicht nicht Vielen bewusst ist, mit sind wieder mal ein paar Lämpchen angegangen, als ich das erfuhr. Klar, das kam aus dem Jüdischen, und der jüdische Sozialismus hat gestört. Man muss die wirklichen Zusammenhänge kennen. Der Sozialismus hat sicher eine seiner Wurzeln im Jüdischen. Und es ist klar, daß das Soziale auf der Bibel gründet. Leider aber macht man sich heute mehr Mühe damit, diese zu demontieren, anstatt zu suchen, was wahr und gut darinnen ist. Daß Jahrhunderte kirchliche Verwaltungs- und Machtapparate selber an dieser Demontage mitgewirkt haben, ist ja kein Grund, mit in dieses Horn der Hitlers, Kirchenfürsten und Tyrannen sowie geistige Verwirrer zu stoßen. Zumal ich auch leider immer wieder feststellen muss, daß gerade diese sich am wenigsten mit dem auskennen, worüber sie lästern.
Das Soziale stört die Habsüchtigen und die Herrschgierigen. Ganz klar, daß diese alle Hebel in Bewegung setzen, alle Kanäle nutzen, verstopfen und besetzen. Am Ende die Menschen haltlos machen und sie geistig entwurzeln. Entwurzelte Menschen kann man willfährig machen und sie in viele Richtungen lenken.
Somit stimme ich Dir zu, ein Reich ist im entstehen. Ich würde ihm keine Zahl geben. Es ist nämlich immer vom selben Geist der Bosheit und Vernichtung beseelt.

In dieses Bild passt denn auch die Sache mit dem Bären. Gründlich deutsch darf nichts wachsen und gedeihen, daß des Kleinstaatlers Kreise stören würde.
Übrigens: Die Texte Heinrich Heines empfinde ich gegenwärtig sehr aktuell und passend. Aber ob ein solcher Grimm weiterhilft?

Ich wünsche eine schöne neue Woche und ab und zu genug Regen, damit die Erde und die Gemüter der Menschen nicht ganz vertrocknen.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Wanderer,

was die Touristen betrifft stimme ich Dir bedingt zu. Die Mehrheit ist zwar so, wie Du sie beschreibst, aber es gibt auch andere.

Was nun die Bibel betrifft, da gehöre ich wahrscheinlich dann auch zu den Demontierern. :-) Darin sehe ich aber nicht unbedingt etwas Negatives. Außer den 10 Geboten kann ich auch im Alten Testament nicht viel - eigentlich gar nichts - Soziales finden. Gott Jahve hetzt sein "außerwähltes Volk" gegen andere auf, bestraft diejenigen, die das Denken noch nicht verlernt haben und wagen, etwas gegen Jahves Anordnungen zu sagen. Weil ein Teil seiner Engel sich mit den Menschentöchtern vergnügt, vernichtet er gleich seine ganze Schöpfung mit der Sintflut; Lot schläft mit seiner Tochter, also Kindesmißbrauch und Vergewaltigung, und Gott Jahve schützt diesen Mann noch, während er Sodom und Gomorrra vor allem wegen sexueller Ausschweifungen in Grund und Boden stampft usw. usf. Bei den Psalmen Davids geht das Ganze so weit, dass er einen "Gott der Rache", eben Jahve, beschwört und ihm quasi befiehlt, die Heiden zu vernichten, also Mord- und Totschlag in Reinkultur - was ist also an alledem sozial?

Beim Neuen Testament sieht das zwar schon ein wenig anders aus. Trotzdem kommt auch hier meiner Ansicht nach die wahre (soziale) Lehre Christi nicht wirklich 'rüber - die Heilsbotschaft Jesu und sein soziales Ansinnen geht ebenfalls unter in Predigten über Hölle und Verdammnis, Rechtgläubigkeit und "null Toleranz" - also auch hier nicht mehr viel Soziales übrig geblieben.

Dass zum Teil der Sozialismus aus dem Judentum kommt, hier stimme ich Dir zu. So eine Gesellschaftsform ist z. B. der von mir schon einmal erwähnte Kibbuz. Die Anleitung dazu findet man jedoch meiner Auffassung nach nicht in der Bibel.

Was das falsch verstandene "sich die Erde untertan machen" betrifft stimme ich Dir voll und ganz zu.

Trotzdem denke ich weniger an private Kleinstaaterei, auch nicht daran, dass wir die Herrscher haben, die wir verdienen. Wir Deutschen haben doch so gut wie keinen Einfluss auf die Politik. Alle paar Jahre machen wir ein Kreuzchen und wählen so unseren neuen "Vormund", der alle politischen Entscheidungen für uns trifft und meistens solche Entscheidungen, welche die Mehrheit des Volkes gar nicht haben will. Was wir aber im Gegensatz zu Franzosen, Italienern und neuerdings auch Nepalesen anscheinend nie gelernt bzw. zwischenzeitlich wieder verlernt haben, dass man für seine Rechte kämpfen muss. Das natürlich möglichst friedlich - sich aber resignierend zurückzuziehen, das bringt überhaupt nichts. Auch wenn die friedlichen Demonstranten in Berlin und anderswo von der Polizei attackiert wurden, wäre es jetzt vollkommen falsch, nicht mehr zu demonstrieren. Aber genau das wird passieren. In Deutschland - und nicht nur hier - herrscht die Angst, die stärkste Waffe der "Dunkelmächte". Diese Angst gilt es zu überwinden und das ist sehr sehr schwer. Denn diese Angst hat alle anderen Missstände, wie übertriebener Egoismus, Profitgier, Denunziation, Missgunst usw. zur Folge.

Auch der von Dir genannte Pilger dürfte Opfer dieser Angst geworden sein. Man setzte ihn gedanklich vielleicht mit Obdachlosen gleich. Was zu essen bzw. Geld geben? - o. k., aber in die Wohnung lassen, auf keinen Fall, der könnte ja etwas stehlen. Diese Pogrome gegen sozial Schwache werden ja von den Herrschenden gezielt gestreut, darum haben es ja "vermögende Verbrecher" so einfach - "viel Geld haben" wird leider immer noch irrigerweise mit "ehrenhaft" gleichgesetzt, während "arm sein" nach wie vor mit "Verbrecher" im günstigsten Fall mit "Schmarotzer" gleichgesetzt wird.

Mit Bär Bruno war es das Gleiche. Obwohl Bruno eine sehr große Lobby hatte, die gegen eine Tötung war, war die Mehrheit dieser Lobby aber dafür, dass er praktisch lebenslang in den Knast (Freigehege oder Zoo) wandert. Gut, der Bär hat Nutztiere gerissen, das liegt aber in seiner Natur und in unseren leergefegten Wäldern ist ja auch nicht mehr allzuviel zu holen. Die ungehemmte Ausbreitung des Menschen und die fortschreitende "Zubetonierung" unserer Natur tun ihr übrigens, dass der Lebensraum der Tiere immer weiter eingeschränkt wird. Dass diese Tiere dann in die Ortschaften kommen verwundert dann auch nicht mehr. Bei den Füchsen hat man es ja auch schon versucht - die verbreiten die Tollwut usw., damit die Bewohner von Vorstädten sich nicht den Tieren nähern und möglichst auch keine Zuneigung zu ihnen entwickeln, sondern gleich den Jäger rufen.

Mit Bruno machte man es genauso - man verbreitete hysterisch und unermüdlich, wie gefährlich der Bär doch sei und dass man ihn abschießen müsste, weil Menschen in Gefahr wären. In meinen Augen ist das lächerlich - Bruno marschierte mitten durch Kochel und niemanden ist etwas passiert, im Gegenteil, auf einer Almhütte konnte die Besitzerin den Bären durch Nachahmen von Hundegebell vertreiben - wäre er wirklich für Menschen gefährlich, wäre das wohl nicht so einfach gewesen. Anstatt viel Geld für die Jagd auszugeben, hätte man lieber anfangen sollen, die Nutztiere zu schützen, was bereits mit einem simplen Elektrozaun möglich gewesen wäre und die Bevölkerung auf Bären vorbereiten.

Dass man ihn plötzlich so schnell abgeschossen hat, weist meiner Ansicht nach ganz deutlich darauf hin, dass nie die Absicht bestanden hat, dieses Tier lebend zu fangen - alles nur Show für "Bärenlobby", damit man schön rechtfertigen kann, man hätte ja alles versucht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dieser schießwütige Jäger auf direkten Befehl von Minister Schnappauf gehandelt hat, einen Befehl, den alle Jäger schon längst bekommen haben.

So ist es auch mit 1-Euro-Jobbern, die Angst macht es möglich und diese Angst sorgt dafür, dass es immer weniger Solidarität gibt und die Menschen in eine Scheinwelt flüchten, zu der auch diese ganze Fußballeuphorie gehört.

Liebe Grüße,
Eva

Alle sagten "das geht nicht", dann kam einer, der wusste das nicht und machte es.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Tja, liebe Eva,
am Bären kannst Du studieren, worüber wir zum Teil geschrieben haben. Der Bär zeigt uns, wo wir zu weit vordringen und zu gierig werden. Jedes Tier tut etwas ganz Normales. Es ernährt sich, es erhält sein Leben. Menschen gehen über dieses Ziel weit hinaus und greifen daher sehr weit in andere Lebensbereiche ein. In Nordamerika kann man, beispielsweise mit dem Campmobil unterwegs, an vielen Stellen Bären sehen. Für diese Begegnungen gibt es Verhaltensregeln. Heute habe ich im Zeitungskasten am Bahnhof eine passende Schlagzeile gesehen: Problemminister. Du musst nichts vermuten in der Abschussache. Es ist eindeutig und die Herren verstecken sich hinter ihren Lügen. Entschuldigung, Argumente nennt man das ja in der Politik. In der Nacht gehen sie dann vielleicht wieder, und lassen sich bei Dominas schlagen: "Du böser Bärentöter, du ..." und schon ist die Welt ganz da oben wieder in Ordnung. Es wäre sicher interessant, die Zusammenhänge zwischen erotischen Ausschweifungen und Macht zu untersuchen.
Das hilft dem Ein-Euro-Arbeitsdienstler allerdings nichts.

Ob man keinen Einfluss auf die Politik hat? Geht man halt nicht mehr hin, um Kreuzchen zu machen. Denn das ist ja die große Dummheit der Nichtwählerbeschimpfung. Man glaubt, nur die von wem auch immer legitimierte Parteienlandschaft sei allein selig machend. Falsch, die Nichtwähler haben nicht die Mainstream-Meinung und hätten's gern anders. Vielleicht ohne Lobbyismus, vielleicht eine strikte Trennung von Staat und Wirtschaft, vielleicht eine effizientere Bonzenüberwachung und vieles mehr. Aber diese Politiksachen sind nicht das wirkliche Problem. Wirklich ändern lässt sich nur etwas, wenn Menschen vernünftig erzogen werden. Allerdings lässt sich ja gegenwärtig beobachten, daß sogar die Erziehung demontiert wird. Mit gutem Grund, aus Sicht der Mächtigen.

Überlege bitte, Eva. Wie stark bist Du gedanklich ein Kind von zweitausendjährigen europäischen Entwicklungen, Judenverfolgungen und dem Einfluss fernöstlichen Denkens? Das was Du beklagst an der Bibel, ist das nicht deren eigentliche Stärke? Denn es werden keine menschlichen Verfehlungen ausgelassen. Gut beschrieben sind tragische menschliche Verwicklungen und es gibt etliche Autoren, die sich dort ihre Ideen für Stoffe hergenommen haben. Ob Gottessöhne Engel sind? Es klingt jedenfalls schon nach Shintoismus, wenn Götter sündigen.
Hast Du Kinder? Also mein Sohn ist jeweils für die Momente nicht mehr mein Sohn, wenn er etwas tut, von dem ich weiß, daß er damit gegen die Wand fährt. Natürlich, er hat seinen Willen und tut danach. Aber ich habe die Erfahrung und weiß, wohin welches Wollen führt. Er könnte sich manchen Schmerz ersparen und müsste nicht jedes Mal reumütig zurückkehren und jammern.
Also es scheint so etwas zu geben, wie eine unantastbare Heiligkeit. Eine Ordnung und Gesetzmäßigkeiten. Wenn man gegen die anrennt, tut man sich selber nichts Gutes.
Wir wissen heute, was passieren kann, wenn wir weiter gegen die Ordnung der Natur anrennen und weiterhin eigensinnig bleiben. Aber ist es deswegen Gott, so man an ihn glaubt, der die Menschen straft oder ist es nicht vielmehr die Dummheit menschlicher Eigenwilligkeit, die absolut nicht hören will?

Kürzlich konnte man im Bayrischen Fernsehen eine Sendereihe zu aktueller Bibelforschung verfolgen. Jüdische Wissenschaftler und Archäologen haben erstaunliche Dinge gefunden. Zum Beispiel ist wenig zu finden von großen jüdischen Siedlungen, Tempeln etc. Viel wahrscheinlicher ist, daß das jüdische Volk ziemlich eingekeilt war zwischen den verschiedenen Machtblöcken der jeweiligen Epochen, klein und bescheiden sein musste. Man hat sich wohl eher durchgewurschtelt als großkotzig zu herrschen. Es scheint so, als ob die Juden lange Zeit die Rolle vom Stachel im Fleische der dekadenten Machtvölker spielte. Ägypter, Babylonier, Römer und was es sonst noch gab. Vielleicht war es zu alttestamentarischen Zeiten nicht wesentlich anders als heute. Man hat Mühe und Not, sich auf dem schmalen Streifen Land irgendwie zu halten.

Ein Volk von Größe und Macht, wie man es in der Bibel zu finden glaubt, scheint es nicht gegeben zu haben. Stattdessen immer wieder innere Konflikte und Kämpfe, die mir eher zu beschreiben scheinen, wie es im Innenleben eines Menschen zugeht, der hin- und herschwankt, zwischen den glänzenden und mächtigen Verlockungen der Welt(völker) und dem bescheidenen Innenleben, welches erst zu wirklich glänzender Größe reifen kann, indem es Ordnungen anerkennt und mit den vergänglichen Verlockungen, die sich allzu gern reizvoll in der Seele widerspiegeln, regelrecht Kriege und Gemetzel führt. Es lassen sich ja auch nur sehr schwer Hinweise auf biblische Orte und Personen finden. Man könnte eher beweisen, daß das, was da drin steht, so nie stattgefunden hat. Wie auch immer. Es ist leichter, nach aussen hin große Kriege loszutreten, aber unendlich schwierig, mit Lockungen zu kämpfen, die Menschen verderben können. Von hier können wir gerne wieder zu unseren vielgescholtenen Politikern, Staatssekretären, sonstige Verantwortliche, zurückkehren. Sie müssten genau diese innere Erziehung erfahren. Dann wären sie weniger empfänglich für das Rotlichtmilieu, für den unmäßigen Besitz, für Machtstreben ...

Wer waren nun die Mächtigen, Verantwortlichen, Politiker in weiten Zeiträumen europäischer Geschichte nach Christi Geburt? Genau Jene, die eigentlich eine andere Aufgabe gehabt hätten als zu raffen und zu unterdrücken. Sie haben verfälscht und manipuliert, daß sich heute noch die Balken biegen. Aber die Menschen sind tot und müssen vielleicht noch lange Zeit über ihren Fehlern sitzen, brüten, jammern und klagen. Und wenn dies so ist, wer hätte sie in diese Verdammnis gebracht? Gott? Oder sie selber durch eigensinniges Anrennen gegen eine Heiligkeit, die über Raum und Zeit hinweg Gültigkeit zu haben scheint. Denn sonst liessen sich ja in anderen Religionen keinerlei Hinweise auf das Wahre, Gute, Menschliche, Soziale, Liebevolle finden.

Und wenn morgen vielleicht ein Unwetter Dein Dach vom Haus weht, Dir das Haus unter Wasser setzt oder ein Hagel Dein Auto zerstört, wer ist daran schuld? Keiner, weil es blinder Zufall ist? Du, weil Du vielleicht zu viel Auto gefahren bist und unnötigerweise die Luft verpestet hast? Gott, weil er Dich straft? Hast Du ein Maß und Ziel, welches Du nicht überschreiten darfst, ohne Schaden an Deinem Herzen und Deiner Seele zu nehmen? Was für ein "Krug" bist Du und wie oft darfst Du zum Brunnen gehen? Ich weiß es nicht, aber vielleicht spürst Du manchmal, daß es Grenzen für Dich gibt, die Du besser nicht übertrittst. Und könnte man diese Grenzen nicht den Zorn Gottes nennen, um Dich ernst zu warnen, weil Du Dich sonst verderben könntest?

Natürlich – welcher Mensch hätte das Recht, jemand als verdammt und verflucht vor Gott zu nennen? Aber es hat Prediger gegeben, die Menschen so eingeschüchtert und bedrückt hatten. Noch heute gibt es sie. Gerade aber dieser Grenzbereich - die Welt zwischen seinen Willen gefangen nehmen und ausschweifen und sündigen scheint etwas von Intimität an sich zu haben. Die Verletzung von Intimität ruft Groll und Zorn hervor. Das hat Du als Frau vielleicht eher mal erlebt als ein Mann. Du als Frau hast Dich vielleicht schon mal wehren müssen gegen die Grenzüberschreitungen von Männern.

Was wäre nun, wenn es tatsächlich einen Gott gibt und Du sein Geschöpf wärst und Du im Überschreiten Deiner Grenzen seinen "Intimbereich", seinen "Secret Garden" vorzeitig betrittst? Na, und schon wären wir bei diesem Apfelbaum, der Schlange, der Erotik und ihre Rolle im Leben.

Schöne Fragen, sie könnten ernstes Meditieren bedeuten. Falls man als westlicher Mensch überhaupt begreift, was das wirklich bedeutet.

Gut, jetzt sind wir aber weit vom Ein-Euro-Arbeitsdienstler weggekommen. Vielleicht auch nicht, denn angesichts der vorigen Betrachtungen könnte das Leid dieser Menschen uns auch von Grenzüberschreitungen erzählen. Jenen der Mächtigen, die mit Gewalt nehmen. Sind sie die Vergewaltiger von menschlichen Gesellschaften? Liegt darin ein Grund für ihre Neigungen zu seltsamen erotischen Vorlieben?

Wenn das ganze Gewalt- und Lügengebäude zusammenstürzt, was viel Schmerz und Leid unter den Menschen bringen wird, könnte man da nicht auch vom Zorn Gottes sprechen? Denn es wurden ja viele soziale Grenzen überschritten. Ich bin mir fast sicher, daß Dein Herz und Deine Seele nun eher zuerst das Leid der vielen Unschuldigen dabei beschäftigen wird. Das wäre dann die alte Frage, warum kann ein Gott sowas zulassen, das sei doch in höchstem Maße ungerecht.


Viel Erspriessliches beim Nachdenken und einen schönen Tag

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Wanderer,

sehr viel zum Nachdenken. Am besten fange ich einmal mit meiner religiösen Einstellung an, die sich nicht einem einzigen Glauben zuordnen lässt, was wiederum auf persönlichen Erlebnissen und, ich nenne es einmal "besonderer Intuition" beruht.

Geistige und physische Realität sind für mich zwei Seiten einer Medaille, die untrennbar miteinander verbunden sind. Darum finde ich es auch in Ordnung, wenn man ein Thema wie eben 1-Euro-Jobber auch mal in einem größeren Kontext behandelt bzw. die geistige Realität mit einbindet.

Meinen Glauben könnte man noch am besten als Mischung zwischen ursprünglichem Christentum, Buddhismus, vorchristliche Naturreligion und indianischer Erdmutter-Philosophie beschreiben.

Meinem Glauben nach ist Gott alles und in allem und alles ist beseelt, also auch der Stein oder der Blitz beim Gewitter.

Deine Ansicht über Bär Bruno teile ich weitgehenst. Mich macht der Abschuss dieses Bären auch deshalb besonders betroffen, weil ich fast 24 Stunden vorher gespürt habe, dass genau das passieren wird. Ich wusste es und konnte trotzdem nichts dagegen tun. Bleibt nur die Hoffnung, dass die Menschen nicht wieder so schnell vergessen und Bruno nicht ganz sinnlos getötet wurde. Die Bezeichnung "Problemminister" - ich nehme an, für Herrn Schnappauf - in dieser Zeitung trifft es sehr gut. Herrn Schnappauf sehe ich auch als den Hauptverantwortlichen - der Jäger hat im Prinzip ja "nur" einen Befehl ausgeführt, was ihn zwar nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber wenn jemand Jäger wird, dann wohl nicht, um einfach den Wald und Wild zu beschützen, zu hegen usw. Man muss wohl bestimmte Charaktereigenschaften mitbringen, denn jemand, der Tiere respektiert und / oder liebt, wird wohl eher kein professioneller, beamteter Jäger.

Auch nicht zu vergessen, die ganze "Amigo-Wirtschaft" hier in Bayern. Beispiel: Vor ungefähr einem Jahr streunte in einer Nachbarortschaft meines Wohnortes ein Husky durch den Wald, der täglich mehrere Rehe riss. Hier wäre es die Pflicht des Jägers gewesen, dieses Tier abzuschießen - hat er aber nicht, weil der Hund einem prominenten Bürger gehörte, mit dem man erst reden wollte. Vermutlich wäre hierüber nie etwas ans Tageslicht gekommen, wenn das "niedliche Hündchen" nicht eine Frau und ihre zwei kleinen Kinder bei einem Waldspaziergang bedroht hätte. Trotzdem wurde der Hund nicht abgeschossen, sondern der Besitzer bequemte sich endlich, dafür zu sorgen, dass der Hund nicht mehr durch den Wald streunt. Bruno hatte leider keinen so prominenten Besitzer - ihn konnte nicht einmal die starke "Pro-Bären-Lobby" hier retten.

Deine Interpretation der Bibel finde ich sehr interessant - so habe ich es noch nicht gesehen, wahrscheinlich auch deshalb, weil ich nicht glaube, dass Jahve die Gottheit in ihrer Gesamtheit ist, sondern ein Aspekt der dunklen Seite der Gottheit. Was nun Erlösung und/ oder Grenzen betrifft, denke ich auch, dass sich dieser Kampf im Inneren abspielt, aber auf die äußere Welt Auswirkungen hat. Zur Zeit sind wir inmitten von Armageddon, nur scheinen dies die wenigsten mitzubekommen, was wohl auch an bestimmten, religiösen Vorstellungen liegt, die mehr äußerliche Aktion erwarten.

Was das jüdische Volk selbst betrifft besteht ja nach der Bibel ein gemeinsamer Ursprung von Ägyptern und Juden. Hier denke ich, dass dies wirklich so ist und die Juden später eine Minderheit in Ägypten darstellten, die dann auswanderten, um einen eigenen Staat zu gründen, was mit sehr viel Schwierigkeiten und Kriegen verbunden war. Dass man bis jetzt z. B. nicht wirklich Reste vom (ersten) Salomonischen Tempel gefunden hat, mag daran liegen, dass es in alter Zeit üblich war, z. B. die Steine von verlassenen oder zerstörten Gebäuden wieder für neue Bauten zu verwenden. Der Tempel könnte somit komplett abgetragen sein, darum keine archäologischen Spuren.

Was nun u. a. die 1-Euro-Jobber betrifft, sehe ich das ähnlich wie Du, dass auch diese "äußerliche Auswirkungen" eines "inneren Kampfes" sind. Hoffen wir, dass es wenigstens der Bär geschafft hat, zumindest einige Leute aus dem "Tiefschlaf" zu holen und man endlich anfängt, auch andere Entscheidungen der Politik kritisch zu betrachten.

Liebe Grüße,
Eva

Alle sagten "das geht nicht", dann kam einer, der wusste das nicht und machte es.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Eva,
... einige Leute aus dem Tiefschlaf holen. Da sagst Du was ...
Tief und fest geschlafen wird beim Thema Nanotechnik. Wenn diese sich so durchsetzen kann, wie Manche sich das wünschen, werden wir ganz andere Probleme haben als die mit den Ein-Euro-Arbeitsdiensten.
Hier ein Text des Technikkritikers Pat Mooney:
https://www.itdg.org/index_text.php?id=is_small_beautiful_mooney

Gestern konnte man im Bayern 2 Radio Kulturjournal Erschreckendes zum Thema hören. Mit diesen Nanoteilchen kann man beispielsweise DNA so verändern, daß sie aus mehr als den 4 Grundbausteinen besteht. Es werden völlig neue Welten herzustellen sein. Nanoteile gelangen an jede Stelle des Körpers. Es wird neue Krankheiten geben, bei denen teilweise der Nachweis schwer fallen dürfte, daß Nanotechnische Teilchen die Ursache sind. Man kann mit Nanoteilchen zum Beispiel Carbonfasern in großem Stil herstellen, die Baumwolle ersetzen kann, weil die Nanostoffe besser in ihren Eigenschaften. Das ergibt Arbeitslose im 100 Millionen Bereich weltweit.
Nanotechnik, das scheint eine ziemlich verschwiegene Sache zu sein, denn kritische Hinweise im Netz, die ich heute gefunden habe, datieren auf 2003, danach kaum bis nichts mehr. Die Strategen der Investoren arbeiten mit der Argumentation, man könne eine bessere Welt schaffen. Zu der Strategie gehört auch, mit gigantischen Zahlen um sich zu werfen. Verschwiegen wird dabei allerdings, daß diese gigantischen Zahlen allein den Firmen zugute kommen werden. Zwar nehmen Firmen staatliche Zuschüsse nur zu gerne mit. Aber mit Milliardenschweren Rücklagen großer Konzerne lässt sich die ganze Welt innerhalb der kommenden Jahre wirtschaftlich so drastisch verändern, daß sich die allermeisten Menschen davon nicht den leisesten Begriff machen können. Erscheint uns jetzt noch weltweite Automatisierung mittels Roboter als Schreckgespenst, wird man weltweit ein "blaues Wunder" erleben, was mit Nanotechnik an Menschen überflüssig wird.

Das Denken von Investoren und Unternehmern kann man studieren, wenn man Jean Zieglers Buch "Das Imperium der Schande" liest (gehört nach meiner Ansicht in jede gute Privatbibliothek, vor allem wenn man sich für soziale Dinge interessiert). In dem Fall auf Seite 152 ein Ausspruch von Hans Joehr – Direktor der Abteilung Landwirtschaft bei Nestlé – angesichts von Marktbereinigung im Kaffeesektor: Von den 25 Millionen Kaffee produzierenden Familien, die es heute weltweit gibt, müssen mindestens 10 Millionen "bereit sein zu verschwinden". Nochmal für Schwerhörige: Bereit sein zu verschwinden. Wenn man so etwas erfährt, fragt man sich, ob sich seit 1945 etwas an der technokratischen Menschenverachtung geändert hat? Die Mittel sind smarter, die seelischen Abgründe sind gleich finster wie ehedem.
Kann man angesichts dieser Menschenverachtung noch was vom Nestlé-Konzern kaufen?
Und so denken und handeln viele Manager. Für sie scheint es einen unsichtbaren Gott zu geben, der alles auf der Welt zwingt: Der Markt und die Marktmacht. Daß sie selber jedoch es sind, die diesen Götzen hampeln lassen – wissen sie es oder nicht oder glauben sie an die Marktmacht und den Markt? Um auf die Bibel zurückzukommen – das wäre eine Variante der Anbetung des goldenen Kalbes. Ich nenne gleich noch zwei sehr interessante Bücher. Von Eva Illouz "Gefühle in Zeiten des Kapitalismus" und von der gleichen Autorin "Konsum der Romantik – Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus". Es scheint wichtig für Menschen und ihr Zusammenleben zu sein, was sie lieben, wie sie lieben. Tote Dinge lieben führt in eine Sackgasse. Wobei Tote-Dinge-Verliebten das gar nicht bewusst ist, denn sie halten das Tote für Leben.

Es kann sein, daß Nanotechnik nicht nur Umwelt und Menschen in nie gekanntem Maß verändert und zerstört, auch das wirtschaftliche Denken und Handeln, das dahinter steht, wird vermutlich alle bekannten menschlichen Beziehungen, das Soziale Leben so massiv verändern, wenn nicht gar zerstören, daß man es sich momentan nur schwer ausmalen kann.

Mich wundert es daher schon, daß es keine massive Kritik und vor allem keine relevante Herbeiführung großer Imageprobleme entsprechend aktiver Firmen und Personen gibt. Vielleicht ein Indiz für diskrete Einflussnahme interessierter Kreise. Es geht um Geld, extrem sehr viel Geld. Immerhin geht es um nie gekannte Ausmasse von Lizenzvergaben und finanzieller Gewinnaussichten. Symptomatisch für die Schwäche, Lethargie weiter gesellschaftlicher Kreise ist die gegenwärtige Fußball-WM. Man bringt gerade genug Kräfte für Party auf. Mehr nicht, hinterher wird man in wieder in Tagträumen versinken und alles Andere, das politisch geschieht, für Unabänderlich halten.

Gut für heute, viel Freude beim Bewusstseinerweitern

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo Wanderer,

über Nanotechnologie kann man fast nur noch in wissenschaftlichen Artikeln etwas lesen, weniger in allgemeinen Medien. Ob man aber hier bereits wieder eine Art Verschwörungshintergrund annehmen muss, kann ich nicht beurteilen. Was die Radiosendung betrifft, die ich leider nicht mitbekommen habe, bin ich doch ein wenig im Zweifel, ob man mit Nanorobotern wirklich die DNA verändern kann. Das klingt mir im Moment noch zu sehr nach Star Trek - Raumschiff Voyager und Seven of Nine, bei der Nanosonden zur (veränderten) biologischen Funktion gehörten, ohne die sie nicht hätte überleben können. Aber man weiß ja nie...

Im Grunde wäre gegen technologischen Fortschritt nichts einzuwenden, wenn der daraus erwirtschaftete Gewinn gerecht unter allen Menschen verteilt werden würde. Leider ist dem nicht so und es könnte wieder einmal auf noch mehr Armut und Diktatur einer Herrscherelite hinauslaufen.

Andererseits gibt es auch eine Menge Gegenbewegungen, von denen leider in den Medien kaum etwas berichtet wird. Gruppierungen wie "Deine Stimme gegen Armut" zum Beispiel fordern das Recht auf Nahrung, Kleidung, Bildung und (kostenlose) Gesundheitsfürsorge für alle Menschen, O.-Ton: Freier Zugang zu sozialen Grunddiensten wie Gesundheit, Bildung, Unterkunft und Arbeit muss allen Menschen ermöglicht werden - unabhängig vom sozialen Status und Besitzverhältnissen ...

Mit diesen Forderungen stehen sie nicht alleine da, aber es wird eben nicht so publik gemacht.

Deinen Vergleich "Konsumverliebtheit" ähnlich dem "Goldenen Kalb" finde ich recht zutreffend. Es gibt ja wirklich viele Menschen die Konsum als Ersatz für fehlende soziale Bindungen ansehen. Umso schwächer die soziale Einheit, umso stärker der Konsumrausch. Das ist eine sehr bedenkliche Entwicklung und es wird nicht einfach sein, in Zeiten von Hartz IV, Studiengebühren und Mittelstandsterben und dem damit verbundenen übertriebenen Egoismus und Profitstreben, dagegen anzugehen. Für unmöglich halte ich es aber nicht. Dass die Fußball-WM die Leute mit einschläfert sehe ich auch, aber auch, dass der Bär viele Leute ziemlich schnell alà Schocktherapie aufgeweckt hat. Es besteht also noch Hoffnung. Nach der Fußball-WM wird sich vermutlich bei vielen eine "Katerstimmung" breit machen, wenn sie dann endlich wieder mitkriegen, was politisch so klammheimlich im Schatten der WM auf den Weg gebracht wurde.

Liebe Grüße,
Eva

Alle sagten "das geht nicht", dann kam einer, der wusste das nicht und machte es.

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo @ll,

eine anonymisierte Arbeitgeberbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB, brachte zutage, was viele eigentlich schon wussten - die 1-Euro-Jobs verdrängen die reguläre, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in nicht unerheblichem Umfang.

Jede zweite Einrichtung, die 1-Euro-Jobber beschäftigt setzt demnach diese nicht nur im Sinne des Gesetzgebers ein.

Obwohl ca. die Hälfte der 1-Euro-Jobber fit für den ersten Arbeitsmarkt ist, kommt es höchst selten zu einer regulären Weiterbeschäftigung bzw. finden diese Menschen einen Arbeitsplatz im Ersten Arbeitsmarkt.

Liebe Grüße,
Eva

Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen (Konfuzius)

Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber

Hallo @ll,

endlich einmal eine gute Nachricht. Ich zitiere hier einmal eine Pressemitteilung des Erwerbslosen Forums:

1 Euro Jobs: Nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts muss jetzt ver.di handeln

Leipzig. In seiner gestrigen Entscheidung hat das Bundesverwaltungsgericht den Personalräten ein Mitbestimmungsrecht zu den 1 Euro-Jobs eingeräumt. Damit haben öffentliche Verwaltungen und Hartz IV-Behörden nicht mehr die Möglichkeit beliebige Personen für angeblich zusätzliche Aufgaben zu rekrutieren bzw. den Kommunen zu zuweisen. Grundsätzlich unterliegen 1 Euro-Jobber einer Weisungsgebundenheit und darüber hätten dann auch der Personalrat zu entscheiden.
Das Erwerbslosen Forum Deutschland sprach von einer richtungweisenden Entscheidung, die allerdings die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in eine besondere Pflicht nehmen würde. Sie hätte es in der Hand, den Ausstieg aus diesen rechtlosen und unwürdigen Beschäftigungsverhältnissen einzuleiten, indem sie einem Einsatz von diesen Arbeitskräften im öffentlichen Dienst nicht mehr zustimmen würden.

Dazu Martin Behrsing, Erwerbslosen Forum Deutschland:

„Nach der gestrigen Entscheidung hat nun die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di das Heft in der Hand, um Stellenabbau und Lohndumping im öffentlichen Dienst zu verhindern. Nicht zuletzt der Einsatz von 1 Euro-Jobbern in den Kommunen hat seit 2005 zu einem rapiden Stellenabbau und Lohndumping geführt. Den so ausgebeuteten Arbeitskräften hat es weder einen Arbeitsplatz, noch eine Perspektive gebracht. Daran haben nur die Kommunen, sozialen Einrichtungen und dubiose Beschäftigungsträger gut verdient, indem sie kostenlose Arbeitskräfte bekommen haben und zusätzlich vom Staat dafür belohnt wurden, damit sie die rechtlosen Arbeitskräfte für öffentliche Aufgaben missbrauchen konnten. Die mehrheitlich in ver.di organisierten Personalräte können dies jetzt stoppen und damit auch gleichzeitig den vielen klein- und mittelständigen Unternehmen die Chance geben, damit diese wieder Aufgaben für die Kommunen übernehmen können und nicht wegen der 1 Euro-Jobs in den wirtschaftlichen Ruin gedrängt werden.“

Weitere Informationen unter:
https://www.erwerbslosenforum.de


Kann man nur hoffen, dass ver.di nun handelt und auch endlich ein Umdenken in der Bevölkerung über 1-Euro-Jobs stattfindet.

Liebe Grüße,
Eva

Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen (Konfuzius)