Das Essen ist so eine Sache, bei der ich mir Gedanken mache; denn plagt mich Liebeskummerleiden, kann ich das Schlemmen nicht vermeiden und brauche Berge Schokolade, die ich ganz wunderbar vertrage; nein, nicht nur die; - ich stopfe Alles in mich hinein ... im Fall des Falles.
Nicht anders gehts mir, bin ich glücklich, das Schmausen ist ja sooo erquicklich, wenn ich vor Liebesfreud könnt springen; stattdessen bin ich voll am Schlingen, möcht damit Lebensfreude zeigen. Die Waage wirds mir schon verzeihen, dass ich vor lauter Glück und Liebe das Beste nur in mich reinschiebe.
In jedem Fall - so oder so, macht Essen und Genießen froh.
Die Norddeutschen sind halt so riiiiichtige Genießer:
Ob kalt, ob warm, Grünkohl im Arm und dann im Mund, ganz tief im Schlund, im Bauch - dort auch, das macht Karona glücklich. Und, unerbittlich, gibts dazu, ostseefrisch, Stäbchen vom Fisch.
Ob warm, ob kalt, Fischstäbchen, alt wie Käs' serviert oder paniert, und dann (oh-mann!) - sie freut sich noch mehr -: Grün-Kohl als Dessert mit Pinkel und Scholle ... Nadann, zum Wohle!
Weinbergschnecken im Haus ohne Ecken, wenn die sich verstecken im Munde, zu necken den Gaumen, den Gusto, ich glaube, dann musst, oh!, obs'd willst oder nicht so, genießen - und wirst froh; denn ganz viele Schnecken die kannst du einstecken in deinen Magen, um dich zu laben, mit Knoblauch und Butter, dann wird dieses Futter, mit Weißbrot genossen und Rotwein begossen, dir Wonne nur schenken, von Kummer ablenken, den Lebensgeist wecken und Trübsinn verschrecken, drum kannst zwischen Reben mir oftmals begegnen an feuchtwarmen Tagen, um Schnecken zu jagen; doch auch am Atlantik bin ich niemals grantig, da such ich bei Ebbe im Watt die Verstecke, in denen Meer-Schnecken an Steinen festpeppen, und koch' sie daheim, das befreit sie vom Schleim, - mit Nelken und Zimt, viel Pfeffer; geschwind wird's mit Mayonnaisen gekühlt dann gegessen; - und übst du Verzicht bei diesem Gericht, entgeht dir ganz schlicht ein lukullisches Gedicht.
Ich leg' hier ein Rezept dazu: "Mit Pferdefleisch auf Du und Du."
Man nehme ein sehr altes Pferd, das, weil die Seel' im Himmel wärt, gut abgehangen, sich nicht wehrt (bei Rossfleisch ist das nie verkehrt). Dann lege man das Gäulchen ganz sich in die Küche, kürzt den Schwanzz, um ein genüssliches Verzehr'n unnötig sich nicht zu erschwer'n.
Mit Säbeln, Schwertern, Sägen, Beilen beginnt den Gaul man zu zerteilen ...
Das geht ganz schnell, das geht sehr fix. Festlich gedeckt ist schon der Tisch. Das frische rote Pferdeblut zum Ap'ritif, das tut uns gut. Am Anfang gibt es als Entrée blanchierte Nüstern in Gelee. Dann folgt der zweite Pferdegang, - Rosswürstchen Soße Majoran.
Und vor dem Hauptgang kann dem Magen gesundes Rülpsen jetzt nicht schaden.
Danach gehts weiter mit Geschmaus, da ziehts uns fast die Socken aus; denn nun kommt endlich, zart und frisch, der Sauerbraten auf den Tisch. Das Fleisch ward lecker eingelegt in Rotwein, Sahne, - und gehegt mit feinen Kräutern und ner Spur von Ingwer - für Gesundheit pur.
Jetzt, um den Magen zu erholen, gibt es Sorbet aus Pferdeohren.
Schnell kehrt das Hüngerchen zurück. Nun kommt ein Steak, ein Riiiesenstück. Dazu noch ... Pferdeäpfelchen? Ohnein, es gibt, was denkt ihr denn, aus Sauerampfer 'nen Salat, wie jeder ihn doch gerne hat, mit Bratkartoffeln, Knofel auch. Das macht uns froh und füllt den Bauch.
Doch was servier' ich zum Dessert? Macht Ihr 'nen Vorschlag, - bittesehr!
Vom Essen lese ich hier nur, das ist ja Sadismus in Reinkultur. Ob Fliegen, Frösche, Pferdchen, oder Schaben, du hast erst Ruhe wennst dich konntest dran laben. So weiß ich's noch aus vergangenen Zeiten, haust dir alles rein, was dein Wohlbefinden kann erhalten.
Die ein klein wenig entsetzte Karona
Ideale sind wie Sterne, Man kann sie nicht erreichen, Aber man kann sich an ihnen orientieren.
(Carl Schulz)
Re: ESSEN-, TRINKEN-, RAUCH-Gedichte
Hier verschiedenes zur Auswahl:
Ödchen an die Lust I.
Vanille-Eis und Gurkenlust! Da hupft das Herz mir in der Brust! Ne Essiggurke muss es sein, pikant, süßsauer, würzigfein; die schneide ich in Stückchen klein und steck' sie mir ins Eis hinein ... Mein Gaumen möcht vor Wollust - schrei'n.
Sagt auch so mancher: Wie pervers! So rate ich: Probiert es erst!
Ich wünsche mir ein Bad aus Erdbeermarmelad', mit frischer Sahne fein pürriert und Erdbeerlimes angerührt, das sinnlich mir den Sinn verführt, wenn ich in dieser Erdbeergrütze wollüstig bis zum Halse sitze.
Wabbeln, bibbernd steht er hier, nackt, rund, ängstlich-grün - vor mir, zitternd, als mein Blick ihn streift. Wenn sein kaltes Herz begreift, "nein, hier gibt es kein Zurück", stürz' ich mich im Augenblick auf den zarten "ErsteKlasse- Wackelpudding-Bibbermasse- grünes-Waldmeistergewabbel- Götterspeisen-Glitscherschwabbel".