Giordano Bruno Gesellschaft e.V. - Von den heroischen Leidenschaften

Das göttliche Paar

Das göttliche Paar

In den Eroici Furori, einem poetisch-philosophischen Werk, besingt Bruno in verschlüsselter Form seine große, unerfüllte und offenbar ferne Liebe.

Ein Verständnis für dieses Werk fehlt bislang auf ganzer Linie - und zwar eingestandenermaßen!


Das hat im wesentlichen 3 Gründe:

  1. Man setzt sich mutwillig über Brunos allernachdrücklichste Versicherung hinweg, dass es sich bei der geliebten Diana nicht um eine Frau handele, sei sie lebendig oder tot.

  2. Man übersieht, dass seine Liebe zwei Personen gilt und nicht nur einer einzigen.

  3. Man hält beharrlich an dem Irrtum fest, die Aktaion-Sonette seien der Schlüssel zum Werk.



zu 1:
Man muss Brunos Versicherung Glauben schenken, denn schließlich schreibt er ganz zu Recht, dass niemand die Bedeutung seines Werks besser kennt als er selbst.
Diana ist also definitiv keine (gewöhnliche) Frau.
Da immerhin niemand auf die 'kühne' Idee verfallen wird, dass Bruno eine heilige Kuh o.ä. geliebt hätte, muss man sich unter dieser unerreichbar Fernen offenbar etwas ganz anderes vorstellen (ich komme darauf zurück).

zu 2:
Bruno schreibt wiederholt, dass ein doppelter Pfeil ihn traf!
Man läuft bei der Deutung des Werks unweigerlich in die Irre, wenn man sich nicht klarmacht, dass seine Liebe zwei Personen galt.
Bei sorgfältiger Lektüre des Werks fällt auch auf, dass diese beiden Personen unterschiedlichen Rang haben.

zu 3:
Der Aktaion-Mythos ist zwar sicher nicht bedeutungslos (ich komme an passender Stelle darauf zurück), doch der Schlüssel des Werks liegt in dem Sonett 'Über den Wolken' und in den beiden Schlangen-Sonetten.

In dem Sonett 'Über den Wolken (am sehr hohen Ort...)' beschreibt Bruno eine Stadt, die in den Fernen des Weltalls liegt.
Darin liegt ein Schloss, das zweifellos von den beiden von ihm geliebten Personen bewohnt wird (er bezieht das Schloss auf sie!).
Teil des Schlosses ist ein Turm, der in Flammen steht.

Für den nicht verblendeten, sondern aufgeschlossenen Leser liegt die Deutung auf der Hand:
Bruno schreibt über einen bewohnten Planeten in den Weiten des Alls.
Dort wohnen seine beiden geliebten Wesen.
Der von ihm mit dem kunstvollen (oder eher naiven?) Bild eines brennenden Turms ausgedrückte Sachverhalt ist derjenige einer startenden Rakete.

Dieses sehnsuchtsvolle Sonett beschreibt mithin sehr deutlich Brunos Wunsch, dass die beiden Wesen sich (erneut) auf den Weg zur Erde machen mögen.

Die Schlangen-Sonette hingegen beschreiben die Qual einer Schlange, die auf das Eis geworfen wird und dort leidvoll zugrunde geht.
Das (undurchdringliche) Eis, in dem sich die geliebten Wesen befinden und unter dem Bruno so sehr leidet, ist aber auch ein Aspekt des Wolken-Sonetts.
Immer wieder begegnet uns Brunos Wunsch, das Eis mit seinem eigenen Feuer auftauen zu können!

Wiederum eine Deutung, der man sich nur mit einem Brett vor dem Kopf widersetzen kann:
Die 'Stadt', in der die beiden geliebten Wesen leben, ist eiskalt. Bruno würde dort ebenso qualvoll sterben wie die sich auf dem Eis windende Schlange.


Ergebnis:

Bei den beiden geliebten, unerreichbaren Wesen handelt es sich um das Herrscherpaar eines für menschliche Verhältnisse unerträglich kalten Planeten.


Auf welche Weise Bruno von ihnen erfahren bzw. sie 'kennengelernt' hat, erläutere ich gern bei späterer Gelegenheit.