Fünfzehn Männer. Fünfzehn pinkelnde Männer. Fünfzehn dicke, pinkelnde Männer an fünfzehn gleichen Birken. An weiss schimmernden Birkenbäumen am Straßenrand standen sie, im weichen Licht der untergehenden Sonne.
Die Männer bewegten sich kaum. Still war es an diesem späten Nachmittag im frühen August. Lediglich der Urin plätscherte im wechselnden, individuell abgestimmten Harnröhrendruck aus ihren schlaffen Gliedern. Jene hoffnungslos überbewerteten Körperteile ragten wurmfortsatzgleich aus ihren profanen Verstecken, halb verdeckt durch die trägen, vornüber gebeugten Leiber ihrer Besitzer.
Sie schwiegen und urinierten. Fast erschien es einem, als warteten sie. Aber auf was?
Am Horizont, am Ende der Straße sah man etwas glänzen. Es bewegte sich vorwärts. Jetzt hörte man das Geräusch. Brummend kam das Fahrzeug näher und sein Lack schimmerte in den schrägen Sonnenstrahlen. In sein Brummen mischte sich Musik, ja, hörte man genau hin, erkannte man anspruchsvollen Jazz. Dem Auto fehlte das Dach, dieser Umstand gab dem Betrachter die Möglichkeit, ins Innere des Wagens zu schauen. Eine Frau saß am Steuer: Tuch im Haar, Sonnenbrille, Kaugummi kauend, leuchtend roter Lippenstift, alleine.
Als die fünfzehn Männer langsam ihre Köpfe zur Straße wandten, befand sich das Auto ungefähr auf der Höhe des Dritten der Fünfzehn. Unmerklich zog dieser die Schultern hoch, dann verschwand sein gutes Stück blitzeschnell an seinen sicheren Ort, am Rucken der rechten Hand erkannte man das routinierte Abschütteln, ehe das Verschwinden mit einen leisen Ritschen des Reissverschlusses bestätigt wurde. Diesem Bewegungsablauf folgten vierzehn andere, aber nahezu identische Bewegungen. Anschließend drehten sich Männer gleichzeitig um und hoben die Hand zum Gruße.
Die Frau hob ebenfalls die Hand, zog sich aber, statt zu grüßen, mit einer anmutigen Bewegung das Tuch vom Kopf und warf es aus dem fahrenden Wagen. Es flatterte erst hektisch, dann federgleich im Fahrtwind, wurde vom Sog hinweggezogen und trudelte nach gefühlten fünf Minuten direkt vor die Füße des Elften der fünfzehn bewegungslosen Männer. Dieser hob das Stück Stoff hoch, begutachtete es von allen Seiten und steckte es in die Hosentasche.
Als er aufschaute, war der Wagen samt Dame schon längst am anderen Ende der Allee in einer Staubwolke verschwunden. Der Mann mit dem Tuch in der Tasche ging lächelnd von seiner Birke fort. Die anderen Männer taten es ihm nach und sie verstreuten sich in aller Herren Winde.
Re: Inspirationshilfe
Strickzeug
Re: Inspirationshilfe
Als ich im Deutschkurs mein Strickzeug auspackte, war das schon ein Großteil meiner guten Benotung. Kursthema war Frauenliteratur und es waren die 70er Jahre. Jeder Mann mit Strickzeug wurde von Männern und besonders vom Typ Lehrer ernst genommen. Von Frauen natürlich nicht, denn Strickzeug war ja etwas, dass sie selbst hatten. Aber keinen Penis hieß es im Psychologie-Kursus und das sei ja DER Unterschied. Zwar konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass das einen Unterschied ausmachen würde, aber meine Lehrerin sagte, das sei so. Nun gut. Die Aneignung des Strickzeugs war dann wirkte dann wohl als meine persönliche Aneignung des Versuchs meiner Mitschülerinnen, sich mittels des Strickzeugs eine Art Penisersatz zu schaffen. Das haatte ich nicht bedacht. Ich wollte sie ja nicht ihrer Identität berauben, die mir ob meines Penisbesitzes laut Lehrbuch so ganz von selbst unterstellt wurde. Ich wollte doch nur Kontakt zu diesen seltsamen Wesen aufnehmen, die sich genau wie ich so seltsam umwegig definierten. Na ja ... kurz gesagt machte mir das Stricken auch nur so lange Spaß, wie es dauerte, um einen Pullover zu stricken, der auf der Vorderseite ein "M" zeigt und auf der Rückseite ein "X". Verstanden hat das aber bis heute niemand. Wahrscheinlich deshalb habe ich den Pullover nicht mehr angezogen. Was nützt ein Statement, wenn es keine Adressaten findet?!
____________________ Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.
Re: Inspirationshilfe
Ach so. Die nächste Inspirationshilfe per Duden-Picking:
Tadel
____________________ Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.
Re: Inspirationshilfe
Meinst du damit die Chromosomen ?
Re: Inspirationshilfe
M für minimental X für maxigentle
Nein, mal im Ernst: Hätten da nicht zwei XY draufgemusst? Oder vielleicht...XX?
Re: Inspirationshilfe
Heiße ich etwa Yves oder so? Na, und die Bedeutung des X erschloss sich damals eher mathematisch.
... aber eigentlich ist ja jetzt das Stw. Tadel dran.
____________________ Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.
Re: Inspirationshilfe
M X für Mann ubekannt? Unbekannte Variante Mann?
____________________ Under mi sensi, mi under mi sensi. Under mi sensi, mi under mi sensi. ............
(Barrington Levy "Under Mi Sensi")
Re: Inspirationshilfe
Tadel
Vera, reich mal das Salz rüber!
..bitte
Reich mal das Salz rüber, bitte!
Bitteschön, gern geschehen .
Kannst Du mir mal die Butter ?
Ja kann ich, wenn Du bitte sagst .
Verdammt, Vera, bitte, kannst Du mich...mir mal...!!!!!
Auch nach sooo vielen Jahren Ehe erwarte ich ein kleines bisschen Höflichkeit, Liebling. Ist das denn zuviel verlangt?
Neeein natürlich nicht. Die Butter, bitte
Richard-Schatz, könntest Du mir bitte die Teekanne rüberreichen, das wäre wirklich sehr nett
Ich wollte heute Abend gern diesen Bericht im Fernsehen schauen.
Ja?
Weißt Du, wovon ich rede?
Nein, weiß ich nicht, deshalb frag ich ja
Dann tu doch nicht so! Also es gibt einen Bericht über den deutschen Adel.
Hmhm
Ich würde den gern sehen.
Hmhm
Rich, interessiert dich das nicht, was ich rede?
Was? Nein ähm, doch, natürlich.
Und? Was hab ich gesagt????
Also, es gibt heut Abend diesen deutschen Film "Ritter ohne Furcht und Tadel"