Sylvester saß im Raum im Astronomieturm und wartete auf Cain. Er wartete lange. Und während er wartete, wuchs seine Sorge. Diese Absinthflasche konnte einfach kein gutes Zeichen sein. Dabei hatten die Dinge in letzter Zeit so gut für sie ausgesehen. Es lag ihm ja fern, seinem Vater Vorwürfe zu machen, aber wenn einer Cain jetzt wieder in Ungleichgewicht bringen konnte, dann sein William. Oder er selbst, aber nur wenn er sich absichtlich irrational verhielt, schätzte er. Nein, das Gespräch mit William musste sehr unangenehm gewesen sein, wenn Cain die ganze Flasche allein geleert hatte. Und wahrscheinlich ging es ihm jetzt sehr schlecht, und seine Therapiestunde dauerte und dauerte und dauerte... Und Sylver wartete und wartete und wartete.
Re: Astronomieturm
Cain hoffte einfach, dass Sylver im Astronomieturm auf ihn warten würde. In ihrem kleinen Zimmer dort trafen sie sich immer, wenn sie getrennt worden waren. Aber vielleicht war das heute das letzte Mal. Und es war gut so. Sylver hatte etwas besseres verdient als ihn. Etwas besseres als jemanden, der ihm immer nur wehtat, ihn verletzte und ihn hinterging. Das würde er ihm heute sagen. Und dann war Sylver endlich wieder frei. Er hätte ihn niemals so für sich einnehmen dürfen. Das wusste er jetzt. Er war nicht in der LAge für jemanen zu sorgen, auch wenn er sich noch so sehr Mühe gab. Auch wenn er Sylver noch so sehr liebte. Sylver würde glücklicher sein ohne ihn. Und er selbst? er würde einfach ... versuchen so zu leben wie damals, bevor Sylver seinem Leben einen Sinn gegeben hatte. Und wahrscheinlich ziemlich bald durchdrehen. Es würde nicht lange dauern, bis er in St. Mungos oder Azkaban landen würde. Das wusste er. Aber darunter würde Sylver nicht mehr leiden müssen. Er öffnete die Tür und als er Sylver da sitzen war, waren plötzlich alle guten Vorsätze dahin. Gott, er wollte ihn nicht verlieren. Er wollte nicht. Aber er musste es tun, bevor er es sich wieder anders überlegte. "Ich habe mit deinem Vater geschlafen"
Re: Astronomieturm
Sylver fuhr hoch, und er strahlte, als er Cain sah. Er sprang auf. "Cain...!" Aber dann stockte er in der Bewegung und sein Mund klappte auf. "W...was?" Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Das war das erste, was Cain zu ihm sagte. Dass er mit seinem Vater geschlafen hatte? Warum um alles in der Welt sollte er denn das getan haben?! Aber als er Cain ins Gesicht sah, erschrak er noch mehr. Er sah so aus, als würde das tatsächlich stimmen. Aber Sylver konnte das einfach nicht glauben, er wollte es nicht glauben. Cain und sein Vater? Etwas absurderes hatte er noch nicht gehört. "Du hast... aber... das kann ich nicht glauben, Cain, warum solltest du... Mein Gott, hast du tatsächlich..."
Re: Astronomieturm
Cain sah ihn an. Völlig weiß im Gesicht. Er wünschte sich so sehr, dass es nicht stimmen würde, dass er Sylver sagen könnte, dass es eine Lüge war. "Ja, das habe ich. Hier, in unserem Zimmer auf der Matratze da." er fühlte sich, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, aber er musste das hier jetzt durchziehen. danach würde Sylver ihn los sein. Sicher würde er eine Weile unglücklich sein, aber schließlich würde er ohne Cain ein glücklicherer Mensch werden. Dessen war er sich jetzt sicher. Er stützte sich am Türrahmen ab, um nicht umzukippen, als ihm schwarz vor Augen wurde. "Mit deinem Vater Sylver. Und ... es hat mir Spaß gemacht." Er versuchte nicht einmal eine Entschuldigung zu finden. Es gab keine. Er hätte sagen können, dass er alles, einfach alles gegeben hätte, um es rückgängig zu machen, dass er nicht bei Sinnen gewesen war, dass es der größte Fehler seines Lebens gewesen wr. Aber was brachte das jetzt noch? Sylver würde ihm sowieso nicht verzeihen können und das war gut so.
Re: Astronomieturm
Sylver wurde ebenso weiß im Gesicht wie Cain, und er sah zwischen der Matratze, auf die Cain unnötigerweise deutete, und seinem Freund hin und her. Ex-Freund. Das konnte er nicht verzeihen. "Du hast mit meinem Vater geschlafen?" Seine Stimme zitterte, als seine blutleeren Lippen diese Worte formten. Er trat einen Schritt vor, auf Cain zu. "Und das sagst du mir einfach so?" Er fühlte, wie ihm Tränen in die Augen traten, zum zweiten Mal an diesem Tag. Ein endloser Abgrund der Enttäuschung riss ihn hinab, und als vor seinen Augen alles verschwamm, war nur noch rote Wut in seinem Kopf und diese tiefe, allumfassende, unerträgliche Enttäuschung. "DU ARSCHLOCH! Wie konntest du das tun?! Du bist nicht besser als... als... dein Vater!!" Er holte aus und schlug Cain mit der Faust ins Gesicht, und dann nochmal und nochmal. Dann stieß er ihn beiseite, völlig außer sich, und rannte aus dem Zimmer. Zuerst wusste er nicht, wohin. Nirgendwo war man ungestört, und keiner sollte ihn weinen sehen. Diesmal nicht. Er hastete die Treppen hinab und verschwand in der Toilette, wo er sich in eine Kabine warf und die Tür so heftig zuschlug, dass Holzsplitter davon absprangen. Nichts auf der Welt würde wieder gut werden. Sein eigener Freund hatte mit seinem Vater geschlafen. Sein eigener Vater hatte mit seinem Freund geschlafen. Und er wusste nicht, was schlimmer war.
Re: Astronomieturm
Cain hatte einfach ganz still gestanden, als Sylvers fausthiebe ihn getroffen hatten. Es hatte gut getan so fest geschlagen zu werden. Am liebsten häötte r es gehabt, wenn Sylver noch fester zugeschlagen hätte. Immer wieder. Die Schmerzem fühlten sich gut an und Schläge waren das einzige was er von Sylver noch erwarten konnte. Und Schläge waren besser als gar nichts. Am liebsten wäöre es ihm gewesen, es hätte nie aufgehört. Was Sylver dann allerdings sagte tat mehr weh als Schläge. Mehr als alles andere. Er hatte Recht. Cain war um keinen Deut besser als sein Vater. Er war schlimmer. Sein Vater hatte wahrscheinlich keine Gefühle mehr gehabt, aber er selbt hatte GEfühle für Sylver. Und trotzdem hatte er ... Als Sylver gegangen war ließ er sich auf den Boden sinken. Er fühlte sich leer leer leer. Langsam fühlte er wieder, wie die alte Kälte, die Dunkelheit Besitz von ihm ergriff. Es war alles nur ein schöner Traum gewesen, der jetzt endete. Nur ein Traum. Denn Cain Montague hatte so etwas nicht verdient. Aber eins wusste er: Er würde nie wieder jemanden lieben. Niemanden außer Sylver. Denn das würde nie aufhören. Solange er lebte. Er würde dieses Gefühl irgendwo in sich verschließen, wo es ihn langsam von innen verbrennen konnte.
Re: Astronomieturm
MONTAG ABEND
Sylvester stand ganz oben auf dem Astronomieturm und ließ sich den Wind um den kahlen Kopf blasen. Serapis war bei ihm; sie hatte sich in seine Kapuze verkrochen weil es ihr zu windig war. Mit starrem Blick sah Sylvester in die letzten Strahlen der Sonne, und sein Kopf war voller Hass, und sein Herz voller Enttäuschung. "Wie konnten sie nur", murmelte er bitter zu Serapis in seiner Kapuze. "Jetzt sind nur noch wir zwei übrig. Du wenigstens hast mich noch nie hintergangen, auch wenn ich dich von William bekommen habe. Aber dafür kannst du nichts." Er kniff die Augen zusammen und strich sich über den Kopf. Er würde sich erst noch daran gewöhnen müssen, dass ihm die Haare fehlten, aber das war der geringste Verlust den er erlitten hatte. Aber sicher war es besser so. Endlich wusste er Bescheid wie sie wirklich waren. Wie hatte er ihnen nur vertrauen können? Gut, bei Cain konnte er sich gerade noch verzeihen, den hatte er lang nicht sehen können, aber sein Vater... Seinen Vater kannte er sein ganzes Leben lang, und so gut wie nie hatte er ihm etwas gutes getan. Er hatte ihn gedemütigt, geschlagen, bedroht, unter Druck gesetzt und ignoriert. Wie hatte er nur glauben können, dass er sich wirklich ändern konnte? Er schnaubte verächtlich und legte die Hände auf die rauen Sandsteinzinnen des Turms, als die Sonne endgültig hinter den Bäumen verschwand und es dunkel wurde. Er war wieder allein. Alles wie gehabt.
Re: Astronomieturm
Sie hatten eine Weile gebraucht, um Sylvester hier oben zu finden, aber nicht so lange, wie man es vielleicht vermutet hätte. Sie kannten sich beide hier gut aus und vor allem Lupin wusste ziemlich genau, wohin sich Schüler am liebsten zurückzogen, wenn es ihnen schlecht ging. Der Astronomieturm war nach seinen Aussagen ein beliebter und sehr gefährlicher Platz dafür. Severus stellte sich ein ernstes Gespräch mit einem Schüler, der so nah am Abgrund stand auch ziemlich unangenehm vor. Nachdem sie di Toiletten abgesucht hatten waren sie hierher gekommen und Severus beschloss Remus das Reden zu überlassen, als er den Jungen da an der Mauer stehen sah. Er sah so einsam und unnahbar aus, dass er nicht einmal gewusst hätte, wie er ein Gespräch anfangen sollte.
Re: Astronomieturm
Lupin trat ein paar Schritte an Sylvester heran. Der sah wenigstens nicht so aus, als hätte er vor, sich hinabzustürzen, aber man konnte nie wissen. Es hatten einige schon wegen banaleren Gründen Selbstmord im Sinn gehabt. "Sylvester?", fragte er sanft. "Verschwinden Sie", sagte Sylvester ohne sich umzudrehen. "Ich will keinen sehen." "Aber wir würden gern mit Ihnen reden. Wir sind in Sorge um Sie, ich und Severus. Wir wissen, was passiert ist." Sylvester zog die Oberlippe hoch und spuckte über die Brüstung. Da fehlte jemand in Lupins Aufzählung, der sich an erster Stelle Sorgen machen sollte. Aber das war ja so klar gewesen. Seinem Vater war er nun mal egal. Er schluckte hart. Er hasste sich dafür, dass ihn das immer noch so mitnahm. Mittlerweile sollte er sich daran gewöhnt haben. "Ich sagte, ich will niemanden sehen!" Lupin trat noch nähe zu Sylvester, bis er mit einem Schritt Abstand neben ihm stand. Er musste zu ihm hochsehen, so groß war der Junge, und erst jetzt sah Lupin, was anders war. Sylvester hatte sich die Haare abgeschnitten. "Waren Sie das selbst?", fragte er, und er wusste dass Sylvester wusste, was er meinte. "Wer denn sonst." Sylvester sah ihn immer noch nicht an, sondern starrte auf den Wald der sich unter ihnen erstreckte. "Sylvester, das was passiert ist... Das ist furchtbar. Das kann man nicht mehr rückgängig machen. Aber Sie sollten den anderen wenigstens noch einmal die Chance geben, sich zu erklären..." "Ihre Erklärungen habe ich satt!" Sylvesters Kopf fuhr zu Lupin herum, und der war ein wenig erschrocken über den Hass in seinen Augen. Das hier würde sehr, sehr schwer werden. "Was haben Sie denn vor?", fragte er sanft. "Sie können doch nicht die ganze Zeit hier stehenbleiben. Irgendwann müssen Sie den beiden wieder gegenübertreten. Bringen Sie es gleich hinter sich. Sie wissen nicht, ob es nicht doch noch etwas zu retten gibt." "Ich will nichts mehr retten!", fuhr er Lupin an. "Ich will, dass Sie mich in Ruhe lassen, Sie und " - er wandte den Kopf, um Snape einen Blick zuzuwerfen - "der da." Am liebsten hätte er sie beide gepackt und über die Brüstung geworfen. Bestimmt hatten sie es auch schon getrieben, sie steckten doch alle miteinander unter einer Decke, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses Pack, mit dem er nichts mehr zu tun haben wollte. Lupin sah ebenfalls zu Severus. Er kam sich vor als würde er gegen eine Wand reden. Sylvester war so in seinen Hass verbohrt, dass es eigentlich gar keinen Sinn machte, ihn zu bedrängen. Man konnte ihn schließlich nicht zu einer Aussprache zwingen. "Bitte, Sylvester. Wenn Sie es nicht für sich selbst tun, dann tun Sie es für... für mich!" Sylvester lachte auf. "Für SIE? Ausgerechnet? Warum sollte ich für Sie etwas tun? Haben Sie etwas für mich getan?" Er sah verächtlich auf Lupin herab, dann hob er eine Hand und stieß ihn vor die Brust, dass Lupin fast hinfiel, sich aber gerade noch an den Zinnen festhalten konnte. Verdammt, das hatte weh getan. Sylvester sah ihn böse an. "Verpissen Sie sich! Hauen Sie ab! Sie beide! Sie können mir gestohlen bleiben!"
Re: Astronomieturm
Severus trat schnell zu Remus und hielt ihn am Arm fest. Er wollte auf keinem Fall, dass ihm noch wehgetan wurde. Schließlich war er es, der ihn in diese Sache hineinzog und Sylvester war groß und kräftig genug, um Lupin ernsthaft zu verletzen. Außerdem wusste er schließlich, wie gewalttätig der Junge sein konnte. "Du hast aber auch keinen Grund , ihm weh zu tun" sagte er so ruhig wie möglich. "Sylvester, du darfst nicht denken, dass dein Vater sich jetzt nicht die größten Vorwürfe macht. Er wollte sofort zu dir, aber ich habe ihn davon abgehalten. Also gib dafür bitte mir die Schuld. Außerdem ..." er zögerte "Gibt es noch etwas, was du nciht weißt. Etwas über deinen Vater. Vielleicht wird dir das sein Verhalten etwas verständlicher machen. Aber das muss er dir selbst sagen." Er sah Sylvester ernst an. Mit Glatze sah er aggressiver aus. Seine tiefliegenden Augen fielen mehr auf. Aber er wirkte auch ... verletzlicher. "Rede noch einmal mit ihm. Bitte. William ist todunglücklich. Er ... er hat geweint"