ich bin neu hier (wie schlau, das zu erwähnen, habt ihr sicher gleich gemerkt, das board ist ja nicht gar so groß).
Und ich bin nicht so sicher, ob ich mit dieser post hier ganz richtig bin, aber egal, irgendwo muss ich ja anfangen.
Ich lese gerade Wolfram von Eschenbachs Parzival in der schönen Prosafassung von Wilhelm Stapel (1937 übers., heisse Zeit für solch eine Geschichte, ist aber trotzdem eine gute Übersetzung) und habe nebenbei die Reclamausg. mit dem Originaltext liegen. Hat jemand von Euch vielleicht einen Tipp, wo/wie ich herauskriegen kann, wie dieses Mittelhochdeutsch eigentlich ausgesprochen wird? Sprachkassetten wären ideal, aber ich glaube nicht, dass es sowas gibt. Nun ja, wer weiss.
Hat sonst jemand den Parzival gelesen? Würde mich prinzipiell gern mal über das Werk austauschen. Ich finde, Eschenbach hat da wirklich ungeheuer was geleistet, Hochachtung! (Gawein ist mein Lieblingsritter, er ist )
Sternadler.
"When sight fails, the earth may bring us rumour."
Re: Parzival von Eschenbach
oooops, wie kommt denn plötzlich Michael Moore in meine post
ich hab doch gar nichts gemacht ???
Sternadler.
"When sight fails, the earth may bring us rumour."
Re: Parzival von Eschenbach
....... jetzt ist es ein Handy......und jetzt habe auch ich verstanden, wie das kommt.. (vergesst meine peinliche Frage).
Sternadler.
"When sight fails, the earth may bring us rumour."
Re: Parzival von Eschenbach
Hm, weiß nicht, ob ichs gelesen habe, bevor ich eine Zusammenfassung geschrieben habe... . Aber Spaß beiseite: im Original habe ich Parzival nicht gelesen, muß ich zu meiner Schande gestehen*rotwerd*. Dafür aber den Erec von Hartmann von Aue...
es gibt eine kommentierte Lesung von Peter Wapnewski, welcher, wie zu lesen ist, die Übersetzung von Wolfgang Mohr sowie der mittelhochdeutsche Text "zugrunde gelegt" ist. Was heißt das nun? Vermutlich Übersetzung in gekürzter Fassung plus Kommentare mit Zitaten aus dem Originaltext. Hab's leider noch nicht gehört, die 8 CDs Kosten natürlichen einiges.
Ich lese den Parzival übrigens ebenfalls in der Übersetzung von Stapel, bin aber leider noch nicht weit gekommen bislang.
Re: Parzival von Eschenbach
Ich habe den Parzival damals in der Übertragung von Dieter Kühn gelesen. Ein Buch das ich nur empfehlen kann weil es auch viele Hintergrundinfos enthält.
Vielen Dank für Eure links, wenn das so weitergeht, kriegt Tolkien noch Konkurrenz, *grinsganzbreit*
Tatyana, kein Problem! Ich kam auch bloss drauf mit dem Studie-Zirkel, weil du mir gleich mal eben das Gespräch mit einem Mediävistik-Prof empfohlen hattest (wär bestimmt nett, aber ich kann ja nicht einfach mal einen anrufen....). Ja, es ist wirklich nett, nebenbei ins Original zu gucken, das erhöht tatsächlich enorm das Verständnis (für Studies ist das Original wohl Pflicht, vermute ich..), und für Spracheninteressierte ist es sowieso eine Wonne. Faszinierend zu sehen, wo Worte sich völlig verändert haben oder schon damals so geschrieben wurden wie heute, und wo Bedeutungsverschiebungen stattfanden. Artus? Ein schwieriges Thema. Er findet sich irgendwie in fast jeder Sage wieder........ein einziges Wirrwarr. Erst meine Tolkienliebe hat die ganzen Knoten lösen geholfen. Ohne hier Malory- und Zimmer-Bradley-Fans auf den Schlips treten zu wollen, aber ich habe bisher kein gutes Buch über Artus gefunden. Liegt aber bestimmt daran, dass ich durch das Thema nie durchstieg.
Martino, du liest Stapel! Wow, du musst mir später dann unbedingt sagen, wie du ihn findest! Ich finde ihn schön und flüssig lesbar. Es hat allerdings tückisch, dass er sich so eng an das Original hält: einiges versteht man gar nicht, und über anderes liest man leicht hinweg, weil sie ja so bekannt klingen. Erst der ständige Vergleich mit Spiewok hat mir so manchen "Denkfehler" aufgezeigt. Der Vorteil ist wiederum, dass man so besser mit der Denke von damals vertraut gemacht wird, weil man drüber fällt, dass da etwas "anders" ist, obwohl es so gleich klingt wie heutzutage. Und natürlich: wer altertümliche Sprache mag, der/dem ist allemal Stapel zu empfehlen.
Aber in das Buch von Dieter Kühn werde ich mal reinschauen!
Sternadler.
Re: Parzival von Eschenbach
Lieber Sternadler,
ich habe mit Stapel angefangen, nicht weil ich so wahnsinnig viel von Germanistik und mittelhochdeutscher Sprache verstehe, sondern weil ich eine Version gesucht habe, die einerseits schön altmodisch klingt, zweitens gut lesbar ist und weil drittens Stapel mich mit seinem Argument überzeugt hat, daß zu Wolframs Zeiten Poesie eine Form von Prosa (das will heissen: allgemeinverständlich) gewesen ist.
Wir leben meines Erachtens in einer Zeit, die sich gleichsam durch disparate Weltanschauung und Erfahrung, aber auch durch Opportunismus und Anpassung auszeichnet. Ich bin nun einmal ein rückhaltloser Anhänger des Individualismus. (Auch des Individualismus meiner Feinde, selbstverständlich.)
Ich finde Stapel wunderschön altmodisch - manchmal indes auch altbacken oder unverständlich. Ich kenne nicht alle neudeutschen Versionen, glaube jedoch, daß es bislang keine gibt die gleichsam unsere künstlerischen Bedürfnisse befriedigt UND zudem unser Bedürfnis nach Leicht- & Allgemeinverständlichkeit.
Ich glaube, daß dies allgemein ein spezielles Problem unserer ("demokratischen") Zeit ist. Wir sind demokratisch und mittelmäßig. Jedoch hat sich die Kunst allerortens (da sie sich ja nur jenseits von politischen Ansätzen ereignen kann) jenseits von Mittelmäßigkeit abzuspielen, ganz gleich, welche intentionale HALTUNG oder POSITION sie einnehmen mag.
Meine Einführung in die Gralsgeschichten hat übrigens mit Hilfe von Malcolm Godwins's "Der Heilige Gral" stattgefunden. Sehr zu empfehlen als Einführung, welche die zahlreichen akademischen Studien zum Thema Ernst nimmt, ohne dabei selbst akademisch zu sein oder zu wirken!
Den PARZIVAL im (angenäherten) Original zu lesen habe ich begonnen, weil wir hier in Heidelberg eine Mythologie-Diskussionsgruppe haben, innerhalb derer wir während der nächsten paar Monate über die Gralsgeschichten diskutieren werden. Also habe ich das Gefühl gehabt, ohne die Originale nur oberflächlichen Schwachsinn erzählen zu können (was vielleicht eine leicht übertriebene Haltung ist - aber wenigsten keine mittelmäßige ).
Re: Parzival von Eschenbach
Zitat: Martino
Also habe ich das Gefühl gehabt, ohne die Originale nur oberflächlichen Schwachsinn erzählen zu können (was vielleicht eine leicht übertriebene Haltung ist - aber wenigsten keine mittelmäßige ).
Tja, meine, vielleicht durchaus mittelmäßige, Haltung dazu ist immer noch, daß Literatur und Mythologie keine exakten Wissenschaften sind . Und angesichts von Jahrhundertealten Überlieferungen und Abschriften von Abschriften, Übersetzungen von Übersetzungen sollte man mit dem Begriff "Original" sowieso vorsichtig umgehen...zumal, wenn man dabei den historischen Kontext des "Originaltextes" völlig außer Acht läßt...
Leben heißt Lernen
Re: Parzival von Eschenbach
Ich stimme zu, Tatyana. Ich denke jeder sollte die Texte auswählen, die ihm am meisten bringen. Mein Zugang ist ebenfalls kein historischer. Das hat aber mit Mittelmäßigkeit nichts zu tun. Ich glaube, daß man für das Verstehen von Mythen eher eine Art künstlerische als eine wissenschaftliche Begabung braucht. Es sei denn man will eine historische Abhandlung darüber schreiben, was mich perönlich weniger interessiert.
Ich glaube das Problem vieler moderner Nacherzählungen ist, daß das Gewicht mehr auf den Unterhaltungswert als auf die Symbolik gelegt wird. Deshalb halte ich's nicht für schlecht mal in eine Übersetzung des Gesamttextes hereingeschaut zu haben, bevor ich meinen Leuten was darüber erzähle.
Re: Parzival von Eschenbach
Aber Mythologie war ursprünglich unter anderem dazu da, Geschichtswissen zu vermitteln...ebenso Wissenschaft, Soziologie, Religion und Politik...von daher weiß ich Mythen "natürlich" auch als kunstvolle Erzählungen zu schätzen, aber sie waren nie, und können deshalb wohl auch nicht so betrachtet werden, reine Kunst...und auch und grade der Symbolgehalt erschließt sich erst durch und mit dem historischen Kontext...
Leben heißt Lernen
Re: Parzival von Eschenbach
Ja, diese Dinge waren noch nicht in verschiedene Disziplinen aufgetrennt und es gab auch noch keine "reine" Kunst. Das ist es gerade, was mir an diesen Geschichten so gefällt. Und deshalb kann auch jeder mit einer anderen Haltung an Mythen herangehen. Es gibt nicht so sehr Recht und Unrecht. Mich würde interessieren, ob Wolfram sich eigentlich als Künstler gefühlt hat...