Illustre Namen und markante Charaktere Band V der Badischen Biografien enthält auch Mannheimer Persönlichkeiten Von unserem Mitarbeiter Hans Weckesser
Die weithin bekannte Schriftenreihe Badische Biografien umfasst in ihrer neuen Folge nun schon gut 1400 Namen markanter und auch illustrer Persönlichkeiten aus ganz Baden. Mit 157 Personen kann sich der von Dr. Fred L. Sepainter sehr sorgfältig redigierte V. Band das Verdienst zuschreiben, nun in die Zeitregion derer vorgestoßen zu sein, deren Andenken noch höchst lebendig ist.
Auch Kurpfälzer und namentlich Mannheimer kommen darin nicht zu kurz. Doch ist ein gewisser Nachholbedarf nicht von der Hand zu weisen. Dies gilt noch mehr für die Frauen, die mit Julie Bassermann und einigen anderen Damen den Zeitgeist des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts noch immer zu schmalbrüstig vertreten sind.
Die Weite des gesamten Spektrums dieses beim W. Kohlhammer Verlag Stuttgart erschienenen Bandes, umreißen höchst unterschiedliche Persönlichkeiten. Namen wie der des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, des NS-Generalgouverneurs über Polen, Hans Frank, des Suppen- und Würzenherstellers Julius Maggi oder des in Moskau ermordeten Kommunisten Hermann Remmele und schließlich des Biologen Otto Schmeil, zeigen, dass niemand und nichts aus falschen Rücksichten ausgelassen wurde. Erstmals erfährt auch der im KZ ermordete jüdische Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch eine Würdigung. info: Badische Biografien Neue Folge Band V, herausgegeben von Fred L. Sepaintner, 347 Seiten, geb., 27 Euro, ISBN 3-17-018976-X.
Die Mannheim betreffenden Persönlichkeiten, immerhin mit 19 Namen etwa ein Achtel des Buchumfangs, führen mit Moritz Benedikt Cantor, Jakob Lüroth und Max Noether drei auserlesene Mathematiker an, gefolgt von den Industriellen Friedrich Engelhorn Junior, von Boehringer und den Söhnen Mannheims, dem Kunstsammler Otto Krebs vom Strebelwerk, Karl Lanz mit Bulldog und Luftschiff, Hugo Stotz mit seiner Sicherung sowie Heinrich und Wilhelm Vögele, die einst Schienen und Weichen für die Eisenbahn herstellten. Auch Fritz Droop, Schriftsteller und Journalist, der seine Doktorarbeit über die "Mannheimer Jesuitendramen" schrieb, oder der Gefängnisdirektor und Fachautor Fritz Engelberg, finden breite Erwähnung. Letzterer kannte vermutlich auch den Joseph Anton Böhm, den unglücklichen Leiter und Mitbegründer des Rheinau-Konzerns, der wegen Fehlspekulationen und frisierten Bilanzen am Ende Schiffbruch erlitt und für vier Jahren ins Gefängnis musste.
Böhm ist einer von drei im Buch dargestellten Menschen, deren Todesdatum unscharf nur mit einer Jahreszahl angegeben wird. Ansonsten ließ man Vernunft walten und rückte den andernorts oft missbräuchlich angewandten Datenschutz zu Gunsten der historischen Wahrheit an zweite Stelle. So wurde auch dieser Band zu einem Dokument erster Ordnung, zumal es an pikanten Details und wichtigen Nebeninformationen aus Archiven nicht fehlt.
© Mannheimer Morgen - 16.01.2006 |