Re: Daniel Stoyanov
CD Kritik: Draußen vor der Tür von Daniel Stoyanov
Das wissen wir jetzt also: Bulgarischer Akzent und rumänischer Akzent klingen recht ähnlich. Denn wenn man ihn singen, vor allem aber, wenn man ihn reden hört, dann klingt Daniel Stoyanov wie ein ganz Großer: wie Peter Maffay. Auch musikalisch, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, treten durchaus Parallelen zum Frühwerk des einsamen Wolfes der deutschen Rockmusik auf. Und das schreibt, einer, der Maffay zumindest für Platten wie 'Samstagabend in unserer Straße' durchaus schätzt. Vielleicht liegt's an einer gewissen Energie, die der 21-Jährige transportiert - und die unter anderem Xavier Naidoo schätzt. Jetzt erscheint sein Debüt 'Draußen vor der Tür'.
Der Titel des ersten Songs kann schon mal Einiges: 'Warum bist du nicht bei der Polizei' heißt das Lied, und Stoyanov klagt echt. Über das Girl, das ihn da kontrolliert. Er würde doch viel lieber mit ihr trinken gehen. Und im Hintergrund wird Blockparty-mäßig gebeatboxt, ein bisschen gescratcht, ein bisschen gesungen. Der 21-Jährige selbst liegt gesangstechnisch irgendwo zwischen Reggae und jungem Timberlake. Doch, ganz guter Song. Und musikalisch der Originellste und Witzigste der Platte.
Denn der Rest der Lieder findet nicht auf der Straße statt, sondern eher im Haus, vielleicht sogar im Schlafzimmer. Stoyanov bewegt sich zwischen seinem Mentor Naidoo, dem nah am Schlager entlangschrammenden Laith Al Deen und 80er-Jahre-Deutschpop. Der Groove, der bleibt zumindest im Hintergrund - was der Platte gut steht. So bestehen auch nachdenklichere Stücke wie 'Nachtzug' immer jenseits der Kitsch-Grenze. Und das Organische, das dadurch entsteht, rettet die Stücke eben auch davor, in die Beliebigkeit abzurutschen, die die manchmal arg allgemeinplatzigen Texte beinahe evozieren. Weil's was Eigenes ist. 'Draußen vor der Tür' begeistert nicht unbedingt vorbehaltlos, macht aber eines klar: Der Typ bleibt unter Beobachtung.
Von Jochen Overbeck
22. Feb 2008, 08:57
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Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht.
Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fließen lassen,
auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle. [ Khalil Gibran ]
In Deine Hände übergebe ich mein Leben...