Sie hatten alles an Bord. Und alles war verstaut und gesichert. Er wartete nur noch auf das Wasser. Das Pökelfleisch war an Bord und auch die Zitronen. Weißkohl war eingemacht und der Zwieback verstaut. Die Äpfel waren gesichert und Hühner und die Ziege sicher in ihren Verschlägen. Die Schweinchen auch. Rum war noch nicht genug an Bord, aber sie würden ja noch Ameland ansteuern. Da hatte es Rum genug. Das war eine harte Woche gewesen, die Leute waren nicht nüchtern geworden und hatten ihre Heuer verprasst. Hein wusste, das auch die Mädel in den Hurenhäusern dunkle Ränder unter den Augen hatten und wahrscheinlich erst einmal ein paar Tage Erholung brauchten. Nicht besser ging es dem Wirt im "jeköppten Org". Dreimal hatten sie seine Schänke verwüstet. Und seinen gesammten Vorrat ausgesoffen. Der Mann hatte das Geschäft seines Lebens gemacht. Und der Schiffzimmermann hatte auch ganze Arbeit geleistet und den ganzen Laden wieder in Ordnung gebracht. Und besser als vorher. Es war Zeit. Sie hatten sich nocheinmal austoben können. Er würde die neuen Regeln durchsetzen müssen. Und das war keine kleine Aufgabe. Und die Regeln waren hart. Die alten Likedeeler würden sie nicht einfach so hinnehmen. Aber sie waren notwendig. Wenn sie überleben wollten waren sie dringend notwendig. Hein schaute über die Ladeliste. Es war alles da.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Schwer bepackt stand Roxsana am Pier und betrachtete die sanft im Hafenbecken schaukelnde Schwarze Braut. So richtig wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, nun wieder eine lange Zeit auf schwankendem Untergrund zu verbringen ... Sie genoss noch ein paar letzte Augenblicke festen Bodens unter ihren Füßen, holte tief Luft und stieg dann an Bord. Wo Heins Quartier lag, wusste sich noch von ihrem letzten Aufenthalt auf dem Schiff, erfreulicherweise traf sie ihn auch dort an. "Hier bin ich", erklärte sie.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Sie schaute auf den Hintern vom Hein, der bis zur Hüfte in einer seiner Truhen verschwunden war. Seine Hose hing leicht auf halbmast. Bei dem Anblick fiel einem gleich das Lied mit dem Mond ein. "...ommennnnnt..." murmelte es undeutlich aus der Kiste. "...ch habs gleich..." Ein fast neues Einhornhornhorn flog im Bogen aus der Kiste. Dann eine leere Rumbuddel. Dann ein Pistole mit verknotetem Lauf. "....ahhhh..." Hein erschien wieder aus der Tiefe. Mit hochrotem Kopf atmete er kurz durch. Er hatte er eine verstaubte Flasche in der Hand. "Oh!" sagte er. "Roxsana, du bist schon ...äh...an Bord?" Er wirkte etwas verwirrt. "Ach was!" grinste er dann. "Schön das du da bist! Hast du deinen Kram dabei?"
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Hein zeigte Roxsana einen Platz vor dem Mast und gab ihr eine Hängematte. Langsam wurde es voll auf der Braut. Zur Zeit hatten 68 Seelen angeheuert. Und auf Ameland würden sie weitere an Bord nehmen. Aber so angenehme Gesellschaft wie Roxsana nahm Hein gern mit auf die Braut. Und sie konnten jeden Mann gebrauchen. Und jede Frau.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Leinen los!" "Leinen sind los!" "Treideln los!" "Hiev an! Hiev an! Hiev an!" An einer dicken Trosse wurde die Schwarze Braut aus Ameland von vielleicht zwanzig Seelen Besatzung bis zum Ende der Mole gezogen. Die empfindliche Schiffswand mit Bast-Fendern geschützt und mit Spieren von den Steinbrocken und Holzpollern abgehalten. Ein anstrengendes Manöver das den Ziehenden den Schweiß auf die Stirn trieb. Langsam setzte sich das Schiff in Bewegung. In den Wanten standen schon Seeleute zum Segelsetzen bereit. Langsam erreichte das schlanke Schiff den letzten Poller und driftete langsam daran vorbei. Wie die Wiesel huschten die Treidelleute über dieses letzte Stück festen Boden an Bord. Und die Braut entfernte sich von der Mole. "Großmars setzen!" rief Hein den Seeleuten in den Wanten zu. Und das Segel begann sich im Wind zu entfalten. Am Hafentor war ein Reiter zu erkennen. Mit fürstlicher Uniform. Galloppierend hielt er auf das Ende der Mole zu. "Jocke dreh bei! Da kommt was von Land!" Jocke van Helgen der Steuermann der Braut legte das Ruder um. "Großmars reffen!" Der Reiter hatte mittlerweile das Ende der Mole erreicht und sprang vom Pferd. "Eine Depesche, eine Depesche für den Fleetgrafen Hein van Fleet!" Die Braut hatte mittlerweile gut und gern 8-10 Klafter von der Mole entfernt und driftete weiter nach Lee. "Wirf sie rüber! Sieh zu, dass sie nicht im Wasser landet!" Der fürstliche Bote band schnell einen Stein an das Papier und schleuderte es in Richtung Braut. Jocke van Helgen fing es geschickt auf, bevor es ins Wasser fallen konnte. Mit einem Grinsen reichte er es Hein. "Großmars brassen, setzt die Fockmars! Fertigmachen zum Großgaffelsetzen!" Allmählich wurde die Braut schneller und steuerte in den Kanal zum offenen Meer. "Hein, das Steuer hackelt etwas...ich weiß nicht, das fühlt sich etwas komisch im Druck an!" Jockes Stirn runzelte sich. Hein steckte das Papier in sein Wams und nickte Jocke zu. "Ich schau mir das mal an." Noch etwas landkrank stapfte Hein den Niedergang herunter und brüllte über das Deck. "Fedder, bring ne Lampe zum achteren Niedergang!"
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Aye!" rief Fedder, griff sich eine Lampe und folgte Hein den Niedergang hinunter. Während Hein sich auf einem der Zwischendecks umsah, musste Fedder in die Bilge hinab, da wo es so gottserbärmlich stank wie nirgends sonst auf dem Schiff. Der Seemann wusste nicht genau, wonach er suchen sollte. Er wusste, dass das Ruder nicht tat, wie es sollte, aber sonst... Moment... war da eine Bewegung? Nee, Jan musste sich täuschen.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Hein schaute sich im unteren Halbdeck um. Durch sie Wartungsluke konnte man nichts erkennen. Langsam fuhr er mit der Hand an den Haltebolzen entlang. Zwei fielen im in die Hand.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Die dunkle Gestalt hörte auf, mit dem war sie tat. Ein Licht war zu erkennen am Niedergang zur Bilge. Ein Licht und eine Person. Er fluchte lautlos. Er war noch nicht ganz fertig. Noch nicht ganz. Noch drei oder vier Haltebolzen mussten entfern werden. So war der Auftrag. Aber die Störung würde nur kurz währen. Er würde die Unterbrechung beenden. Schnell und lautlos. Und er konnte im dunklen Dämmern der Bilge mittlerweile etwas sehen. Der Andere sicher nicht. Lautlos zog er sein Messer,
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Xiana stand mit Ole auf dem Achterdeck und sahen zu, wie sie sich immer weiter von Versina entfernten. Sie hatten beschlossen ihn nach Ameland mit zu nehmen und dort eine Familie zu finden, die ihn für eine Weile aufnehmen würde. Sie schaute zu Jocke der immer noch stirnrunzelnd da stand. Irgendetwas konnte da nicht stimmen. schließlich wurde die Braut am tag vorher noch mal komplett betrachtet. Es musste alles da sein wo es hingehörte und am Abend war noch alles in Ordnung. Sie hatte ein böses Gefühl in der Magengrube. Vielleicht war ein Spion an Bord. Aber wo sollte er sich versteckt haben. Sie hatten natürlich auch nach blinden Passagieren gesucht... und keine gefunden. Ole winkte der Insel zum Abschied und lächelte. Er freute sich, dass er weiterhin auf der Braut bleiben durfte.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Jocke rief Xiana zu "Xiana... schau mal wo Hein solange bleibt... irgendwas stimmt nicht, das Ruder macht Probleme!" Jocke winkte Xiana nochmal zu sich, gab ihr einen Kuss und drückte ihr ein Messer in die Hand "Pass auf dich auf, ich hab ein mieses gefühl bei der sache!"