Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgathen II

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Aufgrund eines Foren Rollbacks des Providers sind viele Postings verloren gegangen. Das ist sehr ärgerlich, aber keine Angst, unsere Pöpke ist die große Heldin die alles gerettet hat, da sie alles in eine Word Datei gespeichert hat. Also aufatmen, wir werden die geschichte nicht enden lassen!

MfG
euer Jocke


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ICH HAB AUCH MAL SPAGHETTIS GEGESSEN!!!

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Bei mir fehlt allerdings ein Stück mittendrin (irgendwas auf der Andarov III mit Mara - gab es mehrere Gefechte, an denen Mara beteiligt war?). Ich hab nur leider keinerlei Möglichkeit herauszufinden, was genau und wieviel

dayvs GE-ve
Stefanie



Re: Im Auftrag des Falgathen II

Die Schlacht am "MaHoMa-Beach" ist hoffentlich nicht verloren gegangen?

Re: Im Auftrag des Falgathen II

@Hroc: Mit dieser Aussage kann ich leider nichts anfangen Bei schätzungsweise 400 DIN A4-Seiten musst du dich schon etwas genauer ausdrücken ...

Bei genauerem Hinsehen könnten die beiden Teile allerdings doch zusammenpassen ... hm ... kann also sein, dass doch nichts fehlt
Ich muss das nochmal nachlesen.

dayvs GE-ve
Stefanie



Re: Im Auftrag des Falgathen II

[FEHLENDE BEITRÄGE ERSTER TEIL]

Die Türe wurde geöffnet und der Jarl der Geiranger trat an einigen Huscarlen vorbei, welche an der Hütte Wache bezogen hatten, ein. Er sah ein wenig übernächtigt und staubig aus, da er direkt von den Baustellen hergeeilt war. Sein erster Weg war zu einem großen Krug, der mit Wasser gefüllt war. Seine Leute hatten also für das Treffen vorgesorgt und ein bisschen Verpflegung bereitgestellt. Er schnappte sich einen Becher und nahm erst einmal drei Randvolle, bevor er sich Hein zuwandte und ihm nun sichtlich erleichtert zunickte. Dann nahm er sich einen der Hocker und setzte sich an die kleine Tafel.

„Die Arbeiten gehen voran, Hein“, begann Hroc und räusperte sich, denn er war über die Tage etwas heiser geworden. Die Organisation der Arbeiten forderte ihren Tribut. „Die Befestigungen am Südstrand wachsen und sie sind von Seeseite schlecht einzusehen. Davon habe ich mich selbst überzeugt. Daneben haben wir einige Scheinstellungen angelegt, welche im Falle eines Angriffs die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen. Nichts Weltbewegendes, aber dafür schöne, unwichtige Ziele für Geschütze.“ Er nahm sich eine Karte Runkels und zeigte Hein deren Lage. „Im Norden haben wir mit dem Ausbau der Schanze begonnen. Der Sandboden macht uns ein wenig zu schaffen, da wir unsere Stellungen ja eingraben. Wir mussten einige Schober zum Unwillen der Bauern abreißen, um genügen Bretter zu bekommen, mit denen wir die Wände abstützen. Aber dafür geht es dennoch gut voran. Ich habe mir die Krater am Nordstrand angeschaut und sie stammen nahezu allesamt von den Explosionen dieses schwarzen Pulvers. Dieses ist durch die direkten Treffer von den Geschützen der Braut in Flammen aufgegangen. Die übrigen Geschosse hat der Sandboden nahezu unbekümmert verschluckt. Daher gehe ich davon aus, dass die Stellungen Beinahetreffer dank des Bodens sehr gut wegstecken werden.“ Seine Hand fuhr zur Mitte der Insel, zwischen die beiden Bollwerke an den jeweiligen Stränden. „Hier in der Mitte liegen die Höfe, welche wir nicht wirklich befestigen können. Die wenigen Vorkehrungen sind mehr Schein als Sein. Wer immer eine Landung versuchen will, der wird hier eine Schwachstelle finden. Wir sind dort nicht in der Lage, einen koordinierten Angriff aufzuhalten, aber das habe ich auch nicht vor.“ Er grinste, und deutete auf den Wald im Westen. „Das ist unsere Hauptfeste. Hier arbeiten derzeit gut dreihundertfünfzig Mann an einer Überraschung. Dank der Bäume weder von See noch von Land gut einsehbar, wird diese Befestigung ein jeden aufhalten, der zwischen den beiden Schanzen durchbrechen will. Er wird den Sturm auf die Schwachstelle befehlen und dann in diesem kleinen offenen Hexenkessel zwischen den beiden Schanzen und dieser Westfeste landen und dies nicht nur, wenn wir von einem Hauptangriff bei Runkel ausgehen.“ Er grübelte, als er geistig nochmals alles durchging. „Wir haben zudem noch die Bestände des Schwarzen Pulvers und die Feuerstöcke von der Flamme der Hoffnung. Dazu kommt die ganze restliche Bewaffnung und Rüstwerk des Schiffes und seiner Mannschaft. Aber gerade von den Feuerstöcken und dem Pulver verstehen wir nichts. Nur soviel, dass wir kein Feuer in der Nähe machen. Wir brauchen hier dringend einen Berater.“
Er lehnte sich müde zurück. „So, das ist das Beste, was ich unserem vorgeschobenen Stützpunkt auf Runkel für den Fall eines Gegenangriffs angedeihen lassen kann. Für mehr fehlen uns Mittel und Zeit. Wenn du die Siedlung Runkel selbst befestigen lassen möchtest, dann musst du dies selbst organisieren. Aber ich halte den Ort im Falle eines Angriffs für nicht zu halten. Die Insel ist dort zu flach, zu gut einsehbar und mit großen Schiffen leicht erreichbar.“ Er seufzte. „So, das war es von mir. Was hast du Neues zu berichten?“

Hein nippte an seinem Tee. Auf den Rum hatte er verzichtet. Er brauchte einen klaren Kopf. Und er würde ihn auch weiterhin brauchen. Die Ergebnisse der Besprechung mit den Verbündeten und die Anweisungen des Falghaten Alexej II waren eindeutig. Hein war müde und fühlte sich ausgebrannt. Aber es musste wohl so sein.
"Ich hatte geplant, eine Weile auf Runkel auszuruhen und die Flotte der Khardin zu ärgern. Vielleicht wäre es uns gelungen, doch noch ein paar Galeeren aus dem Hafen zu locken. Aber es soll nicht sein. Die Befehle des Falghaten sind eindeutig."
Hroc schaute etwas verwirrt.
"Morgen", sagte Hein leise. "Morgen. Wir müssen morgen segeln. Und ich brauche dich und deine Nordleute. Und einen Großteil der Truppen. Und alle Schiffe. Schon morgen."
Hein nippte wieder an seinem Tee.
"Ich habe schon die Anweisung gegeben, die beiden Riesengeschütze und die Munition dazu an die Mole zu bringen. Die Ausstattung der Kanonenholks wird heute Nacht durchgeführt. Morgen im Morgengrauen segeln wir gen Osten."
Hroc schien aufgebracht.
"Nach Osten? Morgen schon? Was soll das? Was sollen wir da? Im Osten? Perlhafen. Ich dachte wir brauchen Perlhafen?"
Hein nippte nochmals am Tee.
"Ja, Ihr habt Recht. Wir brauchen Perlhafen. Ohne Perlhafen haben wir wenig Chancen. Aber der Falghat will in einer Woche in Perlhafen sein. Wenn wir die Flotte noch herauslocken wollen und vor allem vernichten, dann müssen wir morgen segeln. Und ihr müsst mich begleiten. Mit euren gesamten Nordleuten. Wir werden unseren Plan verwirklichen. Nur halt nicht in ein paar Wochen, sondern jetzt." Hein stellte seinen leeren Becher auf den Tisch.
"Die Chancen werden sich dadurch nicht verschlechtern. Wir werden nur mit Verwundeten und halb defekten Schiffen segeln müssen. Dafür können sich auch die Khardin nicht vorbereiten. Ich hoffe, das gleicht sich aus."
Hroc starrte eine Zeit lang auf den Boden.
"Warum dann mit allem, was wir haben? Reicht es nicht, wenn wir mitnehmen, was nötig ist? Und den Rest hier auf Runkel lassen? Das kostet nur Zeit und Arbeit und wenn wir das Material verlieren, sieht es ganz düster aus."
Hein nickte langsam.
"Ihr habt wiederum Recht. Aber wir haben nur diese eine Chance. Wir müssen die Khardin aus dem Hafen locken. Und sie müssen annehmen, dass wir tatsächlich die Invasion im Osten durchführen. Runkel ist seit zwei Tagen befreit. Und ich bin mir sicher, dass es Spione hier gibt, die unsere Bewegungen weitermelden. Wenn wir die Invasion im Osten nur halbherzig durchführen, dann wird das bekannt werden. Und die Flotte und die Truppen bleiben, wo sie sind."
Hroc stocherte mit einem Stock auf dem festgetretenen Lehmboden herum.
Hein fuhr fort.
"Wenn wir die Flotte nicht herauslocken können, dann wird dieses Unternehmen die Invasion sein. Denn dann müssen wir dort landen und das Beste hoffen."
Hein machte eine Pause.
"Aber das glaube ich nicht. Sie werden reagieren. Denn ihre Chancen sind nicht schlecht. Wir sind von der Flotte her unterlegen. Eine direkte würden wir verlieren. Ich werde versuchen unsere Chancen zu verbessern, aber selbst dann wird es schwer werden. Aber nichts desto Trotz. Wir müssen segeln", sagte Hein bestimmt.
"Morgen. Schon morgen."


Die beiden schweren Geschütze waren an Bord der Braut gebracht worden. Und Munition dazu. Die ausgeschifften Truppen hatten sich zurück auf die Schiffe begeben. Auf Runkel verblieb nur eine kleine Besatzungstruppe, kaum mehr als eine Handvoll. Die ganze Nacht über wurden die Schiffe beladen und an der kleinen Mole von Runkel herrschte hektische Betriebsamkeit. Da nicht annähernd alle Schiffe der Flotte an die Mole passten, mussten immer wieder Schiffe Platz machen und den Hafen während der Dunkelheit verlassen. Hein hatte deshalb Leuchtfeuer setzen lassen und einer der Kanonenholks markierte vor Anker liegend mit Laternen die Fahrrinne.
Die ganze Nacht über wurde gearbeitet. Kaum einer der Männer und Frauen auf Runkel fand Schlaf.
Als dann langsam der Morgen graute, legten die letzten Schiffe von der Mole ab und segelten aufs Meer hinaus. Gen Osten.
Außer von einigen aufmerksamen Augen an der Festlandküste konnte ein kleines blinkendes Licht auf einer der südlichen Dünen nicht entdeckt werden. Eine ganze Zeit lang schien ein kleiner Stern von Runkel her zu flimmern. Mal schnell, mal langsamer. Und dann nach einiger Zeit, ebbte das Blinken ab. Dann blitzte es zweimal kurz von Land her auf. Danach war nichts mehr davon zu sehen.

Hroc tippte mit dem Finger auf den Tisch, dann rief er laut nach Kjalar Graubart, der nur Augenblicke später durch die Türe schritt. „Kjalar, lass alle Arbeiten einstellen. Die Schwitzzelte anheizen und eine warme Abendmahlzeit austeilen. Außer den Wachen sollen alle Männer ausruhen, Schlafenszeit ist bei Sonnenuntergang. Bei Morgengrauen sind die Schiffe bemannt.“ Er nickte dem alten Veteranen zu, der ob des Befehls lediglich eine Augenbraue hob. Aber dies sagte bei ihm schon viel aus. Still nickte Kjalar kurz Hein zu und verließ die Hütte umgehend. Draußen ertönte seine laute Stimme um so lauter.

Doch dafür hatte Hroc schon kein Gehör mehr. Statt dessen sah er Hein in die Augen. „Also gut, was hast du nun schon wieder ausgebrütet? Du weißt, dass sie hinter einem solchen Bissen mit der gesamten Flotte her sein werden. Wir werden ihnen wohl kaum noch einmal auf der Nase herum tanzen können.“ Er zog ein Brettchen mit einem Stück Schinken zu sich heran und schnitt sich einige Scheiben ab. „Dieses mal werden sie den Sack zumachen wollen.“ Er legte seinen Kopf schief. „Sofern Wind da ist, habe ich um mich wenig Sorgen einem Fiasko zu entgehen. Etwas, was ich von dem Rest der Flotte nicht behaupten kann. Aber ein solches Fiasko ist wohl kaum unser Ziel, nicht wahr?“

Er steckte sich eine Scheibe des Schinkens in dem Mund. „Also, was hast du vor und was soll ich dabei tun?“

Hein stand auf dem Achterdeck der Braut. Die Flotte machte gute Fahrt. Der starke Westwind drückte kräftig in die Segel. Die Braut lief steuerbords vor der Flotte. Der Seegang war recht rau und mit dem Wind trieben die ersten Schneeschauer dieses Jahres. Aber Hein mochte den kalten schneidenden Wind. Er brachte sie ihrem Ziel näher. Und er würde den Galeeren Schwierigkeiten machen. Leider nicht genug, fand Hein. Aber man durfte nicht undankbar sein.
Chariva und Roxsana stapften den Niedergang herauf aufs Achterdeck. Sie nickten Jocke am Steuer freundlich zu und wandten sich dann an Hein.
"Sollen wir die Messe wieder herrichten?" Chariva schaute Hein fragend an.
"Ja, das wäre gut." Hein nickte. "Und vielleicht vorn im Kabelgatt einen Platz, für die schwersten Fälle. Dort sind sie am besten geschützt. Braucht ihr noch irgendetwas? Fehlt was?"
"Vielleicht ein oder zwei helfende Hände, wenn es hektisch wird." Roxsana zuckte kurz mit den Schultern.
"Gut, ich geb der Helke Bescheid und dem Hilfskoch. Zum Kochen werden die wahrscheinlich dann sowieso nicht kommen." Hein grinste die hübsche Danglari an.
"Oh, wo wir vom Essen reden, wie geht es denn Pater Lucius und dem alten danglarischen Haudegen?" Hein konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Die füttern gerade die Fische mit dem Kamillentee, den ich ihnen gegeben habe. Wenn die so weitermachen, dann muss ich ihnen nachher noch die Eingeweide wieder reinstopfen. Es sieht so aus, als wenn sie sich die bald rauskotzen würden."
Hein schmunzelte. Die See zeigte jedem ihre Macht. Dem einen so, dem anderen so ...

Hein stand im Kartenraum der Braut. Die Flotte hatte das Ziel erreicht. Hein hatte den Ort der Schlacht sorgfältig gewählt. Der flache Meereskorridor war etwa eine oder zwei Meilen breit und genauso lang. Auf der Festlandseite waren einige Klippen, die sich für die Zwecke, die Hein vorschwebten, ganz hervorragend eigneten.
'Gut!', dachte er. 'Dann jetzt die Depeschen raus und die Flotte positioniert.'
Er packte einen Packen versiegelter Briefe und ein paar Skizzen von der Umgebung. Er atmete noch mal tief ein. Er war müde. Und alles tat ihm weh. Aber zugleich war er hellwach und munter.
Sie waren am Ziel und endlich war die Zeit gekommen.
Die Zeit zu handeln.
Die Zeit der letzen Seeschlacht.
Der alles entscheidenden Seeschlacht.
In den nächsten paar Tagen würde sich alles entscheiden.
So oder so.
Hein stapfte aus dem Kartenraum.

"Fedder!"
Heins Stimme schallte über das Deck.
Der Signalgast der Braut huschte hoch zum Achterdeck. Der linken Arm immer noch in einer Schlinge. Obwohl die fremden Heilerinnen gute Arbeit geleistet hatten.
Die Flotte lag in einer geschützten Bucht, vor einer Flussmündung. Vor ihnen lag eine flache Insel und der Meeresarm, der diese vom Festland trennte. Dort lagen die Schiffe vor Anker.
"Jepp!", meinte Fedder knapp zum Quartiermeister.
"Schnapp dir das Langboot und einige Mittelländer. Und dann bringst du sie an dieser Stellen dort."
Hein zeigte knapp auf die Positionen, die er meinte. Als Unterstützung kreiste er mit einem Kohlestift die Orte auf der Karteskizze ein.
"Dort sollen die Jungs und Mädels Feuer machen. Das ist ihre Aufgabe. Die Feuer müssen die nächsten zwei Tage brennen, ununterbrochen. Die Feuer müssen brennen. Hast du das?"
"Jepp!", antwortete Fedder wieder knapp.
"Wenn dann unsere Freunde in Rot-Weiß erscheinen, werden die Feuer gelöscht, und die Leute warten ab, bis alles vorbei ist."
Fedder nickte.
"Die sollen sich genug zu Futtern mitnehmen und auch ne Persenning, damit sie sich nicht den Hintern abfrieren. Wenn alles gut geht, dann holen wir sie später wieder ab. Wenn nicht ..."
Hein schaute Fedder direkt in die Augen.
"... dann müssen sie sich allein durchschlagen!"
Fedder nickte und verschwand vom Achterdeck.

Jocke, Helga und Leyla standen am Achterdeck mit Hein.
"Ihr befehligt die Galeeren. Ihr bringt die angespitzten Baumstämme an folgende Positionen."
Hein zeigte die Linien auf der Skizze. Alle drei nickten.
"Es ist wichtig, dass ihr die Baumstämme richtig positioniert. Bevor ihr sie ausbringt, müsst ihr genau wissen, wo. Ich habe deshalb an festen Positionen Feuer anzünden lassen. Die werden euch auch in der Nacht das Positionieren erleichtern. Es sind vier Feuer. Zusammen mit dem Kompass könnt ihr damit jederzeit die Winkel anmessen und eure exakte Position bestimmen. Die Baumstämme werden im vorderen Drittel mit der Trosse befestigt und auf einen Klafter über die gelotete Tiefe gekürzt. Die Trossen werden dann mit dem Stein und dem Astkreuz fixiert."
Hein zeigt auf ein bereitliegendes Konstrukt.
"Meinst du nicht, dass wir an der Grenzlinie nach Süden ein paar mehr Stämme legen sollten?" Jocke zeigte auf die Position.
"Gute Idee, macht das so. Aber passt auf, dass ihr euch nicht zupflastert und in die eigene Falle lauft." Hein grinste.
"Wohl kaum!", meinte Helga und strich mit der Hand über ihren Bartschatten.

Herzergreifend ächzte die Gaffel, die wieder als Ladebaum herhalten musste. Langsam senkte sich das schwere Beutegeschütz in das große Langboot, das längsseits gegangen war. Ein weiteres stand schon bereit, das nächste Geschütz aufzunehmen.

Xiana gesellte sich zu den dreien. "Die Verwundeten sind umquartiert. Äh ... Was hast du eigentlich mit diesem Warzenschwein, das in der Bilge kauert, vor?"

"Sobald die Schlacht geschlagen ist, wird ihm der Prozess gemacht. Und ich würde mich sehr wundern, wenn er danach nicht an der Rah hängt."
Heins Gesicht wurde hart.

"Es wird immer schwieriger, die Mannschaft von ihm fern zu halten. Alle wollen "nur" mal kurz zu ihm. Du weißt, warum. Es ist schlecht, wenn er an Bord bleibt. Leyla wollte sich schon zu ihm schleichen."

„Ja, ich weiß, aber wir haben jetzt anderes zu tun. Wenn die Sache vorbei ist, dann kümmer ich mich darum. Wenn er bis dahin nicht überlebt, dann kann ich das auch nicht ändern." Hein zuckte mit den Schultern.


Perlhafen:

Khardin Marzes Eseptris Konstantin vom Rotenwacht blickte von seinem Arbeitszimmer auf die vor ihm liegende Stadt. Überall waren Kharator damit beschäftigt, die Schiffe des Kharads auszurüsten und entsprechend zu bewaffnen. Auch die Patrouillen innerhalb und außerhalb der Stadt waren verstärkt worden. Perlhafen war unter Kriegsrecht gestellt und die Bevölkerung durfte nur für wenige Stunden am Tag ihrer Beschäftigung nachgehen.

Konstantin blickte auf den Schrieb, den er in der Hand hielt und las noch mal die letzten Zeilen: ’Alle Eseptris müssen dem Worte des Kharads folgen und nach Harrgon aufbrechen. Es wird von seiner Berührtheit erwartet und verlangt, dass man an dem hochheiligsten Feiertage unseres Glaubens teilnimmt. Es soll ein friedlicher Tag werden, der unserem Volke eine so lange verdiente Ruhepause, auch vor den gerechten Läuterungen der Khardin ...’

„Wenn ich seine Berührtheit nicht so gut kennen würde, könnte ich meinen, er ist verrückt! In solch einer Situation fast alle hochrangigen Khardin nach Harrgon zu bestellen ... das ist schon fast verantwortungslos!“

Der Blick ging hinüber zur strategischen Karte Danglars und Konstantin sah sich die kleinen farbigen Metallsteinchen an. Überall war zu erkennen, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die unheilige Revolte gegen den rechtmäßigen Herrscher Danglars dem Kharad los ging. Die Truppen in Festenstein und Herodin warteten nur noch darauf, in Krat einfallen zu können! Vorkjev war unter Kontrolle der Rotwehr und die Danglargarde wurde entwaffnet beziehungsweise auf ein Minimum verkleinert.

Alles im allem sah es gut aus und tief unter Festenstein wurden Kessel geheizt, Metall gehärtet und Mechanisten geschmiedet.

Es klopfte und Konstantin blickte auf.
„Ich lasse bitten!“, sagte er und sein persönlicher Khardin Okus Tihef schritt leisen Fußes in die Mitte des Raumes, den Blick auf seine Füße fixiert.
„Sethem Eseptris! Kharadin Seriaal und Khardin Jermir Metarak bitten um eine Audienz.

Konstantin legte seinen Kopf etwas nach vorne, was wohl andeutungsweise ein Nicken darstellte und winkte.
Auch wenn die Augen des Okus gen Boden gerichtet waren, nahm er die Geste wahr und ging rückwärtig zur Tür, dort stellte er sich begrüßend an die Seite und wartete, bis beide an ihm vorbei schritten. Als der Kharadin und Jermir ihn passiert hatten, huschte er hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Beide gingen kurz in Demut und Konstantin winkte anerkennend ab.

„Was führt euch zu mir, meine Brüder?“
Seriaal stellte sich auf und blickte mit seinen fast ausdruckslosen Augen den Eseptris direkt an.
„Die Insel Hell wurde wohl Opfer eines breitangelegten Angriffs. Wir haben zwei Kader verloren und Berichten zufolge ist eine große Flotte mit mehreren Hundert Kathul an Land gegangen!“
Konstantins Blick verfinsterte sich und er blickte wieder hinaus.
„Da wollten sie also hin. Hätte Khardin Okus Predanok von Herodin nicht so einen mächtigen Verbündeten, ich würde ihn für seine Feigheit durch einen Schwertkader laufen lassen!“ Er ballte seine großen Hände zu Fäusten und blickte auf sie hinab. Dabei blickte er auf das zerknüllte Schriftstück, das er immer noch in Händen hielt.
Der Feiertag und der Wunsch des Kharads wurden ihm immer suspekter. Mit dieser Information war klar, dass der Angriff des Usurpator des falschen Falghaten nur noch eine Frage der Zeit war.
„Was schlagt Ihr vor?“
Der Khardin Jermir räusperte sich und richtete sich jetzt erst auf, aber er vermied es, den Eseptris direkt anzuschauen. Diese Legitimation hatten wohl nur die Kharadin und anderen Eseptris.
„Ein Angriff auf Hell wäre eine Maßnahme. Allerdings müssten wir erst die feindliche Flotte niederkämpfen und diese würde unsere derzeitig ohnehin engen Kräfte weiter ausdünnen.“
„Ihr sprecht wahr, auch wenn unsere Armee mächtig ist, muss sie an vielen Orten gleichzeitig präsent sein! Ich würde auch einen Angriff von Hell absehen“, sprach Konstantin mit einer kleinen Verbitterung, die durch den folgenden Ausspruchs Seriaals nur vergrößert wurde.
„Seine Berührtheit der Kharad wünscht keine weitere Intervention auf Hell! Die Kader dort waren entbehrlich!“
Konstantin wendete sich dem Kharadin zu und die Kerzen in seinem Zimmer ließen sein Gesicht fast wie eine dämonische Fratze erscheinen.
„Ich kenne den Willen unseres Kharads, ich bin sein Wille! Er berührte mich mit seinem Antlitz und unter vielen wählte er mich aus, sein Wort zu vertreten!“ Konstantin seufzte, warum versuchte er auch dieser seelenlosen Puppe etwas zu erklären, wovon es schon als Oradin nichts verstanden hätte?
Die Schelte hatte aber Wirkung und der Kharadin ging wortlos in Demut. Konstantin beließ ihn dabei.
„Also, Bruder Metarakt, was schlagt Ihr vor?“
„Gemäß den Berichten, die wir vor kurzem erhalten haben, scheint es so, als wenn die Flotte sich schon wieder auf den Weg macht!“
Der Espetris blickte etwas nachdenklich, fast schon verwundert.
„Die gönnen sich keine Ruhepause? Direkt die Blockade, dann Hell und jetzt sofort die Invasion?“
Er marschierte direkt zum Schreibtisch und nahm Platz. Mit flinken Händen griff er nach Feder und Tinte. Schnell schrieb er klare und deutliche Befehle.
„Haben wir schon in Erfahrung bringen können, wo sie anlanden werden?“
„Nein, Sethem!“, sprach der Jermir.
„So soll es dann sein. Lasst die Gefangenen auf die Schiffe bringen und anketten. Die Flotte soll in Alarmbereitschaft gebracht werden. Ich wünsche, dass die Schiffe innerhalb einer Stunde auslaufen können, sobald das Ziel feststeht!“
„Natürlich, Sethem. Was ist mit den restlichen Posten, sollen wir die Küste in Alarmbereitschaft setzen?“
Konstantin tippte mit der Feder an seine Unterlippe und schüttelte langsam den Kopf.
„Nein. Nur die Garden, die Bereitschaft haben; ich wünsche nicht, dass unsere Truppen schon im Vorfeld ermattet werden. Sie werden ihre Kraft brauchen, wenn wir schnelle Verlegungen anordnen müssen. Weiterhin informiert unsere Verbündeten, die Heroden.“
Nach einer kurzen Pause blickte er auf.
„Sonst noch etwas?“
„Nein, Sethem“, antwortete der Jermir und ging kurz nach der entlassenden Geste des Eseptris in Demut und entfernte sich.
Konstantin schrieb noch weitere Befehle und beachtete den Kharadin nicht. Nach einer halben Stunde blickte er auf und fixierte Seriaal direkt.
„Bruder Seriaal!“ Der Angesprochene hob wieder sein Haupt.
„Wie Ihr wisst, werde ich in kurzer Zeit nach Harrgon abberufen. Ich wünsche, dass Ihr und Eure Brüder der Kharadin im Auftrage des Kharads meine Augen und Ohren seid. Zwar werde ich den Okus hier vor Ort das Kommando übertragen, aber sie werden auch die Order erhalten, bei militärischen Belangen Euren Rat zu suchen.“
„Ja, Bruder Konstantin“, hauchte der Kharadin
„Ihr werdet also in erster Linie den Okus beratend zur Seite stehen, damit sie den Willen des Kharads richtig interpretieren können. Bringt Euch aber nicht in unnötige Gefahr, dem Kharad selbst liegt sehr viel an Euch. Ihr könnt nun gehen!“
Der Kharadin verneigte sich und schritt mit entschlossenen Schritten aus dem Raum. Konstantin versenkte sein Gesicht etwas in seine verschränkten Hände. Die Kharadin waren eine starke Bereicherung in den Reihen der Kharator. Sie verstanden es, die Kharator gut zu führen und waren aufgrund ihrer Vorgeschichte als Oradin talentierte Taktiker und Strategen. Wahrscheinlich verstanden sie mehr von Kriegskunst als die meisten Khardin zusammen.

Wieder blickte Konstantin hinaus auf den Hafen und die Schiffe, die nunmehr eiligst mit Material und Truppen beladen wurden. Die Anzahl der Kharator war drastisch reduziert worden auf den Schiffen, alleine schon, um genug Truppen für die Verteidigung zu haben. Zwar nahm es den Schiffen des Kharads die Möglichkeit, effektiver vorzugehen, aber die Hoffnungen fußten sowieso auf den vier Panzerschiffen der Mechanisten. Diese alleine sollten schon ausreichen, die feindliche Flotte beträchtlich zu dezimieren.
Konstantin lehnte sich zurück und schloss die Augen. Warum diese Beorderung nach Harrgon. Warum?


"Wenn du meinst", war die Antwort von Xiana. "Aber ich glaube, er wird es nicht überleben ..."
"So. Und was hast du mit mir vor?" Sie grinste ihn an.

"Du bleibst hier bei mir auf dem Achterdeck. Und nachher werden wir die Arbeiten inspizieren. Im Kampf wirst du und deine Gruppe hier das Achterdeck mit sichern. Und bei Bedarf werde ich dich für besondere Zwecke einsetzen. Was auch noch kommen mag. Achte vielleicht ein wenig auf Hagan und Lucius. Die sind die Seefahrt noch nicht wirklich gewohnt. Ich möchte nicht, dass sie beim Gefecht über Bord fallen. Schließlich haben sie noch keine Seebeine."

"Ach, so lange kann es nicht dauern, bis sie fest auf den Planken stehen werden. Wir geben ihnen vorher einfach nichts mehr zu beißen. Und wenn doch, können sie den rot-weißen Geschwüren ins Gesicht spucken und sie blenden." Xiana lachte. "Mach dir keine Sorgen. Wenn es los geht, werden sie zu beschäftigt sein, um sich zu übergeben."

Bis zum Sonnenuntergang konnte man die Galeeren in der flachen Meerenge hin und her fahren sehen. Als die Sonne unterging, ließ sich Hein von Xiana und ihrer Gruppe an Land bringen. Er nahm Fedder mit und die vier Geschützführer für die Riesengeschütze. Sie mussten die Meeresenge gut abzirkeln. Die freizubleibende Fahrrinne war von der Barkasse mit Korkstücken am Steinanker markiert worden. So, dass man sie schnell auch wieder mit einem Boothaken entfernen konnte. Hein hatte die Fahrrinne auf zweihundertfünfzig Klafter eingeengt. Die Braut konnte hier vielleicht noch wenden und manövrieren, die langen Galeeren wohl weniger.
Als sie die Barkasse bestiegen, hing am Schanzkleid ein dunkel gekleideter Mann. Mühsam hielt er sich mit beiden Händen an der Reling fest. Er war bleich wie der Tod und würgte sich die Seele aus dem Leib.
"Halt die Nase in den Wind, Lucius", rief Hein ihm zu.
Müde abwinkend hielt sich der Ordenskrieger auf den Beinen, bevor er wieder mit dem Würgen weitermachte.

Die Sonne neigte sich schon stark dem Horizont entgegen, als die roten Segel am Horizont auftauchten. Geschwind näherte sich ein Flotte von schlanken, flachen Schiffen der Küste und hielten Kurs auf ein verlassenes Fleckchen Erde an der danglarischen Küste. Es war eine kleine Halbinsel, die sich schützend vor eine Bucht schob. Bald wurden die Segel gegen den abendlich aufkommenden, ablandigen Wind eingeholt und rasch wurden die Riemen ausgebracht. Die schnittigen Schiffe fuhren mit den letzten Strahlen der Sonne in die kleine Bucht ein, während sich der Himmel im Westen bereits rot färbte.

Mit sanftem Knirschen setzte der Bug der Lagans Erbe auf dem weißen Sand des Strandes auf und zahlreiche Männer sprangen ins Wasser. Neben dem Dreki legten bald weitere Langschiffe an und entluden Dutzende von gerüsteten und schwer bewaffneten Nordmännern.
Hroc Earricson, Hersir der Geirangerschen Flotte, überblickte die Umgebung. Seine Hersire hatten ihre Befehle schon vor Stunden bekommen und so marschierten bereits die ersten Einheiten landeinwärts, um ihre vorgeschobene Stellungen einzunehmen.

Sein Hauptaugenmerk ging jedoch zu den großen Geschützen hinüber, die man gerade begann auszuladen. Hierzu war eine enorme Kraftanstrengung von vielen Karlen notwendig und man hatte extra ein Tragegestell aus schlanken Baumstämmen gebaut. Die Arbeiten dauerten Stunden und wurden durch den Mantel der Nacht sowohl geschützt, als auch erschwert. Dennoch waren sie noch vor dem Morgengrauen in Position.

Der Jarl der Geiranger hatte ihren Bestimmungsort zusammen mit ein paar Männern von der Braut ausgewählt, die diese Geschütze bedienen sollten. Nun lagen diese in einer gut getarnten Stellung zwischen Kieferngehölzen und blickten auf das Wasser hinaus. Als der Morgen graute, wurden die Rümpfe der Langschiffe bereits wieder ins Meer geschoben. Einige letzte Nordmänner eilten mit flatternden Umhängen herbei, die sie über den Strand zogen und so die Spuren, so gut es eben ging, vertuschten, bevor sie wieder die Schiffe bestiegen. Nun konnte man kaum die versteckte Stellung und ihre Besatzung aus Freibeutern und Nordmännern erahnen.

„Mögen die Götter uns heute wohlgesonnen sein, auf dass wir unsere Brüder wiedersehen werden“, sprach Hroc leise, dann drehte er sich zu seinem Unterführer um. „Abstand zur Küste, Kjalar. Sie sollen nicht erahnen, dass wir hier waren.“ Bald nahmen die Langschiffe Fahrt auf und verschwanden am Horizont. Brynjar Kolskeggur, genannt der schwarzbärtige Brynjar, schaute den Schiffen nach, dann verschwand er wieder in dem Kiefergehölz und inspizierte die Stellungen seiner Männer.

Die Barkasse von Xiana legte am Strand der Halbinsel an. Hein marschierte mit den Geschützführern und Xianas Männern zu den Nordleuten. Die Geschütze waren schon an Land und ein Großteil der Munition auch. Von den Koggen sollten sich noch gut und gern fünfzig Mitteländer zu den Nordleuten und Geschützen begeben. Hilfe zum Schanzen und Munitionstransport. Schließlich wurde ein Großteil des Pulvers der Geschütze ein gutes Stück hinter der Klippe gelagert. deutlich sicherer vor Geschützfeuer. Schaute sich die Klippe genau an. Gab Fedder nochmals klare Anweisungen, wie er mit den Schiffen verfahren sollte. Auf der Klippe war durchaus noch Platz für die acht normalen Geschütze. Für diese noch weitere Verschanzungen zu bauen, wäre dann dringliche Aufgabe der Mittelländer. Das bedeutete, dass der Braut noch vier Ersatzgeschütze blieben. Und keine auf den Kanonenholks. Aber Hein glaubt nicht, dass es nach dieser Seeschlacht noch eine weitere größere geben würde. Also jetzt so viele Geschütze wie möglich an den Feind bringen. Das war die Devise. Das Lager war Hein schon fast zu gut getarnt. Er hätte nichts gegen eine offen sichtbare Lagerfestung einzuwenden gehabt. Aber vielleicht hatte Hroc recht. Warum sollten sie den Landungspunkt nicht tarnen? So konnten die Khardin um so sicherer sein, dass es sich tatsächlich um die Invasion handeln würde. Hein war zufrieden. So langsam nahm sein Plan Wirklichkeit an.

Auf der Andarov der III.

Das Flaggschiff der Flotte glich einem aufgescheuchten Bienenstock. Unermüdlich wurden Munition und Material an Bord gebracht und Meldeläufer huschten umher.

Kathulan Mara le Cruville blickte nur ab und an über das Deck des gewaltigen Metallschiffes und studierte wieder und wieder die Berichte über die feindliche Flotte. Wenn sie es richtig interpretierte, war die Flotte der Khardin den feindlichen Vesseln überlegen. Zwar nicht an Wendigkeit und Geschwindigkeit, aber wohl an Feuerkraft und Mannschaftsstärke.
„Was würdest du an seiner Stelle tun?“, murmelte sie für sich selbst.

Die Frage war nicht einfach zu beantworten, wenn überhaupt. Tatsache war, dass sie auf alles gefasst sein und klug und umsichtig handeln musste. Immerhin hatten die Khardin erkannt, dass es besser war, auf die mittlerweile geübten Kathul der Kharator zu hören, als selbst das Oberkommando zu haben. Dennoch war sie nicht begeistert, dass Khardin Marzes Hepherat an Bord kommen würde. Gerade ein Häscher! Sie blickte auf und bemerkte einen Tumult auf dem Vorschiff. Ein Melder kam gelaufen und sprintete direkt auf Mara zu.

„Sethem. Die feindliche Flotte wurde gesichtet“, pustete der Melder außer Atem.
„Wo?“
„Nordöstlich im Clanergebiet. Anscheinend wird dort eine Fest erstellt mit Anlegestelle!“ Der Melder übergab die Order und Informationen „Der Khardin Marzes wird gerade benachrichtigt und wird sich sofort auf den Weg machen!“

Mara sprang auf und brüllte die ersten Befehle.
„Signalisiert der Flotte, wir brechen innerhalb der nächsten Stunde auf, alle Beladungen müssen bis dahin abgeschlossen sein. Auf ewig wirke der Kharad!“

In den späten Abendstunden blähten sich die Segel der Kriegsschiffe und langsam setzte sich die Flotte in Bewegung. Die Spitze nahmen die vier stählernen Monstrositäten, danach folgten die restlichen Galeeren. Einzig allein das mächtige Panzerschiff ließ die Flotte trivial erscheinen, aber wer das Auslaufen beobachten konnte, dem zog sich beim Hämmern der Trommeln und Schlagen der Ruder der Hals zu. Wehe den armen Teufeln, die sich der entfesselten Wut des Kharads entgegenstellen wollten.

Hein ließ sich zurück auf die Braut rudern. Er schickte Depeschen an die Kanonenholks und besorgte Fedder noch weitere Geschützbesatzungen. Dann ließ er von den Kanonenholks und der Braut die acht Geschütze abholen und an Land bringen. Gegen drei oder vier Uhr morgens waren die Geschütze alle von Bord und an Land. Ebenso die Munition und die Mannschaften. Hein hatte gute Geschützführer von der Braut gehen lassen müssen, aber er wusste, dass die Zweitbesetzungen der Braut nur darauf warteten zu zeigen, was sie gelernt hatten. Er hatte die Mannschaftsstärke der Braut mit weiteren mittelländischen Truppen aufgestockt; falls es zu Enterversuchen kommen sollte, würden diese sicher gute Dienste leisten können. Auch wenn die ansonsten nur einfache Arbeiten ausführen konnten. Im Dunkeln waren die ganze Nacht die Feuer an den Punkten auf der Insel und auf dem Festland bei der Meeresenge zu sehen. Und die Positionslaternen der Galeeren, die bei ihrem Auftrag immer wieder durch die Meeresenge fuhren. Hin und her. Hin und her.
Einen kurzen Augenblick fielen Hein die Augen zu. Er war jetzt gut und gern zwei Tagen auf den Beinen. Aber morgen würde noch genug Zeit zu schlafen sein. Vielleicht für immer, dachte er grimmig.

Das Morgenlicht begann zu dämmern. Im Licht der Lampen kürzte Hein die Lunten. Er schnitt jeweils immer eine Markierung weniger ab. Sein Lieferant hatte die Lunten exakt markiert. Da war sich Hein sicher. Genau war der Mistkerl. Oft viel zu genau. Und er hatte auch eine kleine Sanduhr mitgegeben. Die sollte genauso lange für einen Lauf benötigen, wie die Lunte brauchte, um von einer Markierung zur nächsten zu brennen. Vorsichtig schnitt die Lunten mit seinem scharfen Messer ab. Der Schweiß stand ihm dabei auf der Stirn. Dabei fiel ein ungemütlicher Schneeregen vom Himmel. So ... die letzte Lunte war gekürzt. Vorsichtig verschloss Hein die Öffnung mit dem Korken. Mühsam richtete er sich auf. Seine Gelenke knackten.
Er fühlte sich alt. Alt und müde.
Alles, was er tun konnte, war erledigt. Vielleicht sollte er Wachwechsel befehligen und die Freiwache antreten lassen. Die hatte zumindest einigen Schlaf bekommen.
"Wachwechsel!" Hein brüllte es über das Deck. "Haut euch in die Kojen, schlaft so tief ihr könnt. Ich brauche euch ausgeruht, wenn es losgeht."
Müde zockelten die Mannschaften unter Deck.
Hein trottete müde aufs Achterdeck hoch und hängte seine Hängematte in die alten Haken, die er schon so oft in der letzten Zeit genutzt hatte. Er wickelte sich in die alten Decken seiner Matte und bemerkte noch, wie Jocke, Helga und Leyla wieder an Bord kamen. Dann war er weg.
Kurz darauf schmetterte sein Schnarchen über das Achterdeck.
Ganz vorsichtig spannte Xiana und Chariva eine Persenning über Heins Schlafplatz.
Als das Licht besser und besser wurde, begab sich Ismael auf seinen Posten.
Jetzt hieß es warten.

Auf der Andarov der III......

„Der Feind hat sich dort niedergelassen“, klapperte die blecherne Stimme des Mechanisten.
Mara le Cruville schaute durch das Fernglas und konnte nur entfernt Segel innerhalb der Enge zwischen der Insel und dem Festland ausmachen. Rauch schien auch vom Festland aufzusteigen, aber für weitere Details waren sie noch zu weit entfernt.

Die vier mächtigen Panzerschiffe schwammen wie bedrohliche Ungeheuer im Wasser und schienen nur darauf zu warten, sich auf Ihre Gegner zu werfen.

Mara überlegte: Das war eng ... viel zu eng, um nur ein Zufall zu sein. Aber die feindliche Flotte war da und wenn sie jetzt alles richtig machten, dann wäre der Krieg vorbei, bevor er überhaupt beginnen würde. Aber sie müssten den direkten Weg nehmen, um die Insel herum würden sie zu viel Zeit verlieren und die Flotte könnte sich verstreuen. Damit hätten sie erst mal nichts gewonnen. Trotzdem wollte Mara nichts überstürzen.

„Signal an die Flotte. Die Theron übernimmt die Spitze, danach reihen sich die restlichen Galeeren ein. Zum Schluss werden die drei verbleibenden Akkarons sich einreihen. Wir bewegen uns direkt auf den Feind zu.“

Selbstverständlich würde die Theron das komplette Feuer auf sich ziehen, aber durch die Gefechtsberichte wusste Mara, dass eine Akkaron den Beschuss lang genug durchhalten könnte. Weiterhin waren die restlichen Galeeren schnell genug, um feindliche Schiffe zu rammen. Zu guter Letzt waren da noch die drei Akkarons, die mit ihrer überlegenen Reichweite noch an der Schlacht eingreifen konnte. Nebenbei wollte Mara, dass sich der Feind an den ersten Schiffen aufrieb und dann leichte Beute für die restlichen drei Akkarons wurde.

Geschwindigkeit war hier essentiell, also langsam anrudern und schnell hindurch, dachte sich Mara.



Re: Im Auftrag des Falgathen II

[FEHLENDE BEITRÄGE ZWEITER TEIL]

"Schiffe auf Süd, mehrere Galeeren!"
Ismael deutete mit dem ganzen Arm auf die aufgetauchten Galeeren am Horizont.
Hein rieb sich die Augen. Es kam ihm vor, als hätte er kein bisschen geschlafen. Er sprang aus der Hängematte auf das Achterdeck.
"Schiff gefechtsklar! Alle Mann an ihre Posten! Signal an die Flotte: Alles auf Position!"
Es war soweit, kein Zögern mehr, kein Verharren. Heute würden die Weichen gestellt, in welche Richtung die Zukunft gehen würde.
Er ging gemessenen Schrittes in seine Kabine und machte sich kampfbereit. Die neue Brigantine, Bolger, Messer, sein doppelschüssiges Schätzchen, Fasshaken, noch mehr Messer, dann den verbeulten Morion auf den Kopf. Noch einmal durchs Gesicht gerieben. Dann war er bereit.
Alles war bereit. Sein Kopf ging wie immer wieder die gleichen Dinge durch. Waren die Schiffe auf Position? War Fedder mit der Küstenbatterie bereit? Waren die Nordleute auf Position?
Er hatte ihnen gesagt, dass, wenn alles schiefging sie sich zurückziehen sollten. Sie hätten zumindest die Geschwindigkeit die zu tun. Und sie sollten so viele der Männer mitnehmen, wie nur irgend auf ihre Schiffe passten. Retten, was zu retten wäre. Die Braut und die Kanonenholks würden versuchen die Galeeren solange aufzuhalten wie nur möglich. Aber wenn alles schiefging, dann gab es wahrscheinlich keine Braut mehr. Einen Augenblick verharrte er, dann Hein stapfte aus der Kabine.

Das Wetter war etwas besser geworden, was Hein überhaupt nicht gefiel. Aber immer wieder trieben Schneeschauer und Schneeregen vor dem Wind. Der kam kräftig aus dem Westen.
"Großsegel und Focksegel setzen! Blinde setzen! Heißt die Gräte und den Säbelzahn!"
Hein brüllte über das Deck. Jocke stand am Ruder. Piet daneben. Mit einem wunderschönen violetten Seidenhemd und neuer Feder am Hut. Xiana stand mit ihrer Gruppe ebenfalls auf dem Achterdeck. Auf dem Mitteldeck und dem Hauptdeck war ein scheinbares Durcheinander zusehen. Seeleute rannten von hier nach da und hatten irgendetwas zu tun. Hein wusste, dass das alles nicht planlos war. Ein jeder wusste, was er zu tun hatte. Nur die Mittelländer standen ein wenig hilflos herum.
Pater Lucius hing wieder über der Reling, und Pöpke und Nala kümmerten sich ein wenig um ihn. Hagan von Threist lachte in den Wind. Ihm schien der Seegang jetzt nichts mehr auszumachen. Chariva und Roxsana waren unter Deck und bereiteten die Messe und das Kabelgatt vor. Hauke und etliche Jans drehten das Ankerspill und hievten den Anker. Fiete kommandierte das Hieven der Gaffeln.
Dann entfaltete sich die Gräte am Großmast. Einen Augenblick verharrten alle bei der Arbeit. Dann folgte der Säbelzahn. Piet stellte sich an die Reling des Achterdecks und brüllte irgendetwas, was Hein nicht verstand. Aber die Leute hatten es verstanden. Ein Jubel brandete auf und Hochrufe. Und die Seeleute begannen zu singen. Laut und wild rauschte der Gesang über das Deck.
Er handelte davon, seine Liebste noch einmal in den Arm zu nehmen, bevor man in den Kampf zog. Bevor man den Anker lichtete und auf Beutefang ging.
Irgendjemand improvisierte eine Strophe, die die Khardin schmähte, die erzählte, wie einer von ihnen wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz vor ihnen davon gelaufen war. Und Hein stimmte mit ein. Und auch die Mittelländer sangen mit.
Dann kam der Anker frei und die Braut setzte sich in Bewegung.
Sie waren losgelassen.

Die Braut nahm ihre Position südlich der Insel ein und lief langsam Richtung Meeresenge. Die Kanonenholks lagen hinter der Insel und noch außerhalb der Sichtweite der Galeeren. Die Koggen lagen in der Bucht vor Anker. Nicht alle konnte von Süden ausgemacht werden, aber einige schon. An Land wurden alle Feuer gelöscht. Eine kleine Dampfwolke konnte man da und dort noch erkennen. Dann war da nichts mehr zu sehen. Auf dem Mitteldeck der Braut standen zehn große kalfaterte Fässer in einer Reihe. Jedes trug eine Nummer an der Seite.
Und in der Meerenge trieben neunhundertachtundvierzig angespitzte Baumstämme im flachen Wasser. Durch die unruhige See nur schlecht auszumachen.



Fedder starrte an Land hinaus aufs Meer und sah, wie sich die Segel der Galeeren näherschoben und auf der Braut Gräte und Säbelzahn gehisst wurden. Sein Arm hing zwar immer noch in der Schlinge, aber er hatte sich sichtlich erholt. Prüfend ging er die Reihe der Kanonen ab, sprach kurz mit jedem der Geschützführer, um sich zu vergewissern, dass sie ihre Aufgabe kannten. Er selbst würde kein Geschütz bedienen, dafür waren andere besser geeignet, aber Hein traute ihm offenbar ein Kommando zu und mit der Anzahl Männer, die er hier unter seinem Befehl hatte, hätte er ein Schiff wie die Braut bemannen können.
Die verdammten Khardin würden Salzwasser saufen, das hatte er in Gedanken Per und Wibke versprochen. Und diese Kanonen würden das richtige Hilfsmittel sein ...

Auf der Andarov:

Der Seegang war zwar beschwerlich, aber noch gut genug, um eine vollständige Einsatzfähigkeit der Galeeren zu gewährleisten.
„Signal an die Flamme der Vergeltung und Flamme der Hingabe. Beide sollen vor der Enge anlegen und dort ihre Truppen entladen. Die Kharator sollen den an Land gegangenen Feind bekämpfen.“

Somit bedrängen wir sie von zwei Seiten und können die Verwirrung gegebenenfalls zu unserem Vorteil ausnutzen, dachte sich Mara. Trotzdem war auch dies nicht ungefährlich, zwar waren die beiden Galeeren der ersten Generation voll beladen mit Truppen, aber der Rest der Flotte hatte nicht einmal mehr die Hälfte der üblichen Kharator an Board. Zwar wären es immer noch genug, um einen Enterkampf zu bestreiten, aber ob dieser erfolgreich beendet werden könnte, war nicht mehr sicher.

Langsam schob sich die Theron nach vorne, in Zweierreihen reihten sich die restlichen Galeeren ein. Erst die Faust der Rechtschaffenheit sowie die Blick der Wahrheit, dann folgte die Stärke durch Glauben und die Brennende Lügen, als vorletztes die Rechtschaffenheit der Grundsteine und Sühne der Vorväter. Die Seitenbombarden wurden vorgeschoben und die Buggeschütze ausgerichtet. Zwar waren die Kaliber wesentlich kleiner als die der Akkarons, aber mindestens vergleichbar mit denen der feindlichen Flotte.

In kleineren Abstand und versetzt zur Flotte reihten sich nunmehr die Truppengaleeren ein und direkt hintereinander die letzten Akkarons. Die Vladig der I., die Andarov der VIII und die Ingest der II., ihre gewaltigen Frontgeschütze wurden ausgefahren und bestückt. Alles lief ab wie in einem Uhrwerk – auch für Mara immer ein gespenstiger Anblick.

Langsam glitt die feindliche Flotte näher.
Hein beobachtete die Manöver mit dem Fernrohr. So wie es aussah, führte eines dieser Panzergaleeren die Flotte an. Dann folgten in zwei Linien sechs der schweren Galeeren. In einem kleinen Abstand zwei vergleichsweise keine Galeeren. Dann drei Panzerschiffe. Hein schluckte. Es waren tatsächlich vier von den Dingern. Das eine war es, zu wissen, dass es vier sein würde. Sie wirklich vor sich zu sehen, war etwas anderes.
Da, die kleinen Galeeren scherten landwärts aus. Was sollte das? Zielgerichtet hielten sie auf das Ufer vor der Meerenge. Die wollten landen ... die wollten Truppen absetzen.
"Signal an Landungstrupp und Nordmänner: Vorbereiten auf Landgefecht!", murmelte Hein dem Ersatzmann für Fedder zu.
Ein bisschen näher wollte Hein die Galeeren noch herankommen lassen. Ein bisschen noch.
Da blitzte es von der ersten Galeere, kurz darauf war Donner zu hören.
"Jocke, Ruder hart steuerbord!" Noch weit entfernt von der Braut spritzte das Wasser auf.
"Beweg sie im Rahmen des Möglichen. Wir dürfen kein festes Ziel bieten."
"Jepp, ich werde die Braut tanzen lassen!", kam vom Jocke.
Das Gefecht hatte begonnen.

Wieder spritzte das Wasser auf, diesmal schon deutlich näher als vorher.
Hein setzte kurz das Fernrohr ab.
"Langlaufgeschütze Heckbatterie, Steingeschosse, doppelte Ladung. Fertigmachen zum Feuern!", brüllte Hein.
"Heckbatterie bereit zum Feuern!"
"Feuer!"
Sechs Geschütze brüllten auf und das Heck der Schwarzen Braut verschwand in einer Pulverdampfwolke.
Langsam glitt die Braut in die Meeresenge.
Pöpke und Hauke versuchten mit Bootshaken die Korkmarkierungen herauszufischen. Hein hatte ihnen eingebläut, jede vierte, fünfte stehen zu lassen. Sie hatten Mühe, dass es nicht jede zweite war.
Die Braut glitt an den ersten Baumstämmen vorbei in die Passage.

Jocke gab sein Bestes, die Braut vorsichtig in dem Pfad zu halten, den sie geschaffen hatten. Auch nur einen kleinen Fehler mit dem Steuer konnte die Braut schwer treffen und ihren Vorteil zunichte machen. Jockes ganze Aufmerksamkeit galt dem Schiff, seiner Schwarzen Braut, mit der er einen schönen Walzer tanzte.

Auf der Andarov:

Im Vorfeld blitzte es und Mara erkannte, dass die Theron das Feuer eröffnet hatte.
„Sieht aus, als wenn sie ihre Scharte vom letzten Gefecht auswetzen wollen!“
Besorgt sah sie aber auch, dass die Schlagzahl der Theron sich verdoppelt hatte. Mit aller Macht preschte das Panzerschiff nach vorne und langsam vergrößerte sich der Abstand zwischen den folgenden Galeeren.

„Signal an die restliche Flotte, die sollen an der Theron dran bleiben.“ Mara kaute auf Ihrer Unterlippe, blickte zu den nunmehr ausscherenden Galeeren, die mit hoher Schlagzahl an das Ufer fuhren. Für einen kurzen Moment schien Mara ihren Augen nicht zu trauen, eine der Galeeren ruckte und drehte sich etwas. Kurz danach kam brüllte der Signalgeber:
„Baumstämme im Wasser, die Vergeltung hat sich den Rumpf aufgeschlitzt, schafft es aber noch bis zum Ufer. Die Wahrheit und Lügen melden leichte Schäden, können aber weiter. Die Schiffe fahren so dicht wie möglich!“

Mara nickte, sie hatte so etwas erwartet, da es sich aber nur um Baumstämme handelte, konnte sie nunmehr den nächsten Befehl geben:
„Signal an die Vladig und Ingest, sie sollen an unseren Flanken Position beziehen.“ Baumstämme konnten den Holzgaleeren gefährlich werden, aber nicht den Akkarons. „Ersatzruder bereithalten und bei zu großem Ruderverlust lieber aussegeln lassen.“

„Signal an die Ingest!“ Die nunmehr steuerbords aufschloss. Sie sollte die angelandeten Truppen unter Dauerfeuer nehmen.

„Signal an die Vladig und restliche Flotte. Feuert auf die Koggen, ignoriert das feindliche Kampfschiff. Signal an die Theron, sie soll das Kampfschiff versenken.“

Mara blickte noch mal durch ihr Fernglas.

„Signal an alle. Doppelte Wachen in die Nester, beobachtet vor allem die Küsten. Ich will von den restlichen Kampfschiffen nicht überrascht werden.“ Sie wusste, dass hier noch mehr Schiffe versteckt waren, nur hatten diese nicht mehr gezeigt.

Auch die Andarov eröffnete nunmehr das Feuer auf die Koggen. Zwar war die Entfernung recht groß, aber gerade die Akkarons hatten viele Modifikationen über sich ergehen lassen, auch und gerade hinsichtlich ihrer Treffgenauigkeit. Fast zeitgleich brüllten die Geschütze der restlichen Flotte auf und lange Feuerzungen leckten gen Himmel. Rauch und Feuer flatterte durch den Wind, wenn es nicht so ein furchterregendes Bild gewesen wäre, hätte man beeindruckt sein können. Um die Feindschiffe herum entstand ein Teppich aus aufspritzenden Gischten, die meterhoch ragten.

"Signal an die Koggen: Anker kappen und ablaufen, Signal an die Kanonenholks: Angreifen!"
Gemessenen Schrittes stapfte er runter zum Mitteldeck. Dort wartete schon eine Gruppe auf ihn.
Er zündete seinen Stumpen an und machte sich am ersten Fass zu schaffen. Er zündete die Lunte an und drehte die kleine Sanduhr. Dann stopft er den Korken darauf. Vier bereitstehende Seeleute hievten mit Mühe das Fass auf das Schanzkleid und ließen es ins Wasser fallen. Einige Augenblicke später war der Sand in der Uhr abgelaufen und das zweite Fass wurde ins Wasser geworfen. Und noch eines. Während die Geschosse der Panzergaleeren immer näher einschlugen.
Dann war das letzte Fass draußen.
Hein war nassgeschwitzt. Er rannte wieder hoch aufs Achterdeck und peilte nach dem Gegner.

Auf der Andarov:

Die Schlagzahl erhöhte sich und die Galeeren schossen durch die Meerenge. Die Theron ruderte nunmehr direkt auf das feindliche Schiff los, während die anderen Galeeren weiter auf die Koggen zuhielten.

Mara blickte durch das Glas und vernahm nur unterschwellig wie der Mechanist die Geschosskorrekturen durchgab. Wieder verließ eine Salve die mächtigen Frontgeschütze und diesmal gab es Treffer.

Eine Kogge wurde mittschiffs getroffen, mit wohl verheerenden Schaden. Dennoch schien sie sich absetzen zu können. Bei der zweiten waren es drei Treffer hintereinander, doch hier war der Schaden nicht zu beurteilen.

"Verdammt, sie legen ab! Somit sinkt unsere Wahrscheinlichkeit auf einen Treffer drastisch."

Mara überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. Sie konnten die Koggen noch einholen, den schnell genug waren sie.

"Signal an die Flotte, alle Feuer auf das vor uns liegende Vessel." Ungerne wäre sie jetzt Kapitän des einzelnen Schiffes dort drüben.

Die Geschosse der Galeeren lagen jetzt dicht. Hein beobachtete weiter die Sanduhr in seiner Hand.
"Signal Kanonenholks: Feuer frei aufs nächste Ziel."
Und weiter rieselten die Sandkörner durch die kleine Uhr.
Krachend kassierte die Braut einen Treffer. Die Geschütze am Heck blieben nichts schuldig. Von den sechs Geschossen trafen vier in die vorauseilende Galeere.
"Alle Batterien ab jetzt Bleigeschosse, doppelte Ladung! Jocke, fertigmachen für die Halse!"
Weiter und weiter rieselte der Sand.
Die Braut hatte die Meersenge passiert. Damit konnte sie sich wieder frei bewegen. Hein hatte vor, das auch zu tun.
Und das letzte Sandkorn rieselte durch die enge Öffnung.
Einen Augenblick passierte nichts und einen kurzen Moment herrschte absolute Stille. Dann platzte das Meer auf und Wassersäulen sprangen in die Luft.

"Puttputtputt, schön in die Fahrrinne laufen, Kinderchen!", lockte Fedder mit einem üblen Grinsen die Galeeren vorwärts. "Und dann schön hängenbleiben, ihr Ratten! Wir haben nämlich was für euch!" Er prüfte eilig, ob seine Stückmannschaften bereit waren, die Hölle über die feindliche Flotte und besonders die Panzergaleeren hereinbrechen zu lassen, sobald der Beschusswinkel geeignet wäre. Seine Leute schwitzten, was aber nicht am Wetter liegen konnte. Siedeheiß fiel ihm etwas ein: "Macht Eimer mit Sand fertig, um Brandherde zu löschen! Ich hab aus nächster Nähe erlebt, wie so eine Stellung hochgehen kann, das muss ich kein zweites Mal haben. und macht Glutschalen fertig, die nicht qualmen. Die sollen unter die Rohre, um sie vorzuwärmen!" Um Bestätigung heischend sah er einen alternden Stückmeister an, der ihm zustimmend zunickte.

Auf der Andarov:

Der Knall war so laut, das er in den Ohren schmerzte. Mara blickte durch das Fernglas und sah, wie wohl einige Treibsätze hochgegangen waren. Mehrere mussten sich in den Rudern der Theron verfangen haben und gingen gemeinsam hoch, die Theron wurde in der Mitte zusammengedrückt und fast einmal um die eigene Achse geschleudert, danach platzte sie am Bug auf und meterhohe Flammen schossen gen Himmel. Wie ein brennendes zerschmettertes Tier wälzte sie sich auf den Rücken und versank brennend innerhalb weniger Sekunden.

Mara blickte kreidebleich zu den anderen Galeeren. Auch hier waren Sprengladungen hochgegangen, aber hatten wohl nur zu Schrappnellschäden geführt.

"Signal an die Flotte ....schneller, wir müssen hier durch Und nehmt mir dieses Schiff unter Dauerfeuer!", stotterte sie fast fassungslos.

Dreißig Geschütze richteten sich auf das Schiff aus, dreißig Geschütze spien Tod und Verderben und einige saßen! Das Schiff wurde umgeben von Wasserspritzern!

Zumindest neun von den Fässern waren explodiert. Das direkt hinter ihnen laufende Panzerschiff bekam gleich zwei der Detonationen in direkter Nähe ab. Die Explosion am Bug riss die Seite des Vorschiffs auf. Die zweite Explosion lag steuerbord mittschiffs. Sie brach dem Schiff das Rückgrat. Die Backbordseite platzte auf und die Steuerbordseite wurde nach innen gedrückt. Dann brach der Kiel und das Schiff brach auseinander. Das eiskalte Wasser drang in den Innenraum des Schiffes und schnell sackte es nach unten durch. Einige Aufbauten vom Achterdeck und vom Vorderkastell schauten noch einen Augenblick aus dem Wasser, bevor das Schiff zur Seite kippte. Wirklich untergehen konnte es nicht, dafür war das Wasser zu flach.
Hein nickte kurz.
"Signal an Fedder! Feuer!"
Jetzt waren die Karten aufgedeckt.

"Da ist das Signal! Los, Rohre auf die Panzerschweine richten, solange die festsitzen und dann feuert aus allen Rohen! Doppelte Ladung, Steinkugeln! Gebt ihnen Saures, ihr elenden Hurenböcke!", brüllte Fedder aufgeregt. Kurz darauf brüllten die erbeuteten Kanonen neben den Ersatzrohren der Kanonenholks auf und spien ihre Ladung den Schlachtschiffen der Khardin entgegen. Sobald die Geschosse die Rohre verlassen hatten, machten sich die Mannschaften eilig daran, die Rohre auszuwischen und nachzuladen.

Schnell glitt die Braut herum, aber trotzdem wurde sie von mehreren Geschossen getroffen. Eines jagte quer über das Achterdeck der Braut und erst dachte Xiana, dass es niemanden getroffen hätte. Bis der dritte Jan zusammenbrach. Schnell breitete sich eine riesige Blutlache auf dem Deck aus. In seiner Brust konnte Xiana ein mehr als faustgroßes Loch erkennen.
Auch ins Hauptdeck waren einige Geschosse hereingekommen und hatten blutige Schneisen geschlagen. Eines der Backbordgeschütze wurde aus der Lafette gerissen und erschlug zwei Mittelländer, als es auf deren Brust niederging. Pater Lucius sah einem abgerissen Arm hinterher, der an ihm vorüber ins Meer flog.
"Bleiben wir ihnen nichts schuldig. Backbordbatterie! Feuer!"
Krachend entluden sich neun Geschütze Richtung Feind und hüllten die Braut in dichten Qualm. Und vier von den Geschossen trafen auch.
"Ruder hart backbord, Jocke! Heckgeschütze Feuer!" Schnell kam die Braut herum und jagte wiederum sechs Geschosse heraus. Drei davon trafen. Und weiter drehte sich die Braut.
"Fertig für die Halse!", brüllte Hein in das Getümmel, das Gesicht unter dem Morion pulvergeschwärzt.
"Steuerbordgeschütze Feuer!" Und wieder spuckten die Geschütze der Braut Tod und Verderben. Von den zehn Geschossen trafen sechs.
"Bringt die Verletzten unter Deck, ihr Wasserratten. Und bringt verdammt nochmal die Leviathan wieder auf die Lafette."
Heins Stimme überschlug sich fast. Die Braut hatte schwere Treffer nehmen müssen. Und lange würde sie diesen Beschuss nicht aushalten. Aber auch die sieben Kanonenholks hatten jetzt das Feuer eröffnet und jagten Salve um Salve gegen den Feind. Allen voran die Mittweg, die um die exponierteste Position bei diesem Gefecht - vielleicht nach der Braut - gebeten hatte.
Und von Land her brüllte es heiser. Und in die breite Seite der am nächsten gelegenen Panzergaleere schlug ein schweres Geschoss nach dem anderen ein.
"Vorwärts, Jocke, drehen wir noch eine Runde!"
Und grinsend schwang der kräftige Steuermann der Braut das Ruder herum.

An der Küstenbatterie:

Als die Geschosse der schweren Geschütze deckend lagen, gab Fedder das Kommando für die Eisenkugeln. Und wieder jagten die Geschosse heraus. Auch die leichten Geschütze feuerten, was das Zeug hielt. Und die Geschosse zeigten nun Wirkung. Langsam bekam die schwere Galeere Schlagseite. Aber auch von Seeseite kam Feuer. Kugeln krachten in die Verschanzungen und überschütteten die Besatzungen mit Sand und Holzsplittern. Mühsam wischte sich Fedder den Dreck aus den Augen.
"Feuer!", kommandierte er und wollte den Hauke nach den kleineren Geschützen fragen. Hauke machte gerade den Mund auf, als sein Kopf zerplatzte und Fedder in eine Fontäne aus Blut und Hirnmasse gehüllt wurde. Ohne sich rühren zu können, schaute Fedder zu, wie sein Freund zusammenbrach.

Brynjar Kolskeggur, genannt der schwarzbärtige Brynjar, lag mit seinen Männern in den in der Nacht errichteten Verschanzungen. Einzelne kleine Schneeflocken schafften es zwischen den Ästen hindurch bis zum Boden und zauberten das ein oder andere Lächeln auf das Gesicht der Vinländer. Es war ein bezaubernder, friedlicher Anblick, der sie an ihre Heimat denken ließ. Dann jedoch ertönte ein Warnruf und holte ein jeden aus seinen Träumen. Der Feind war endlich gesichtet worden!

Sie hatten die natürliche Deckung des Kiefernwäldchens und dessen Holz genutzt, um provisorische Schanzen zu errichten. So waren nun Sandwälle in der vierten und fünften Baumreihe vom Ufer her aufgeworfen und mit Gezweig abgedeckt worden. Dadurch sollten sie von See aus kaum zu erkennen sein. Davor hatten sie dicke angespitzte Äste in den Boden gerammt und so eine behelfsmäßige Barriere als Friesische Reiter errichtet. Diese Anlage ging ebenfalls in einem Halbkreis bis zur anderen Seite der Halbinsel und riegelte diese somit vom Festland ab. Doch nur auf der zur Fahrrinne zugewandten Seite gab es vier getarnte Unterstände.

Nun lagen die Nordmänner still in ausgehobenen Gruben hinter der Bewehrung. Die Gruben sollten sie vor feindlichem Feuer schützen und zudem ein weiteres Hindernis für den Fall bildeten, dass der Wall aufgegeben werden musste. Lediglich einzelne Spähposten und der schwarzbärtige Brynjar besahen sich den Beginn der Schlacht und wie sich zwei Schiffe der Landzunge zuwandten.

Als die Küstenbatterie endlich das Feuer auf die schweren Schiffe in der Fahrrinne aufnahm und damit ihre Position preisgab, waren die beiden Feindschiffe bereits zu nah unter der Küste, um sich dieser neuen Gefahr zuzuwenden, zumal die dortigen Klippen die Schiffe erheblich gefährdeten und eine Anlandung wesentlich erschwerten. Somit hielten sie Kurs auf die beste Landungsstelle, die sich direkt vor ihnen bot: ein flach auslaufender Sandstrand.

Brynjar lächelte und gab mit Handzeichen seine Befehle, die nun rasch weitergeleitet wurden. Im Schutz des Donners der Küstenbatterien gingen die Nordmänner in die vorbereiteten Stellungen.

Auf der Andarov:

"Landbatterien?!" Mara spie dieses Wort voller Wut aus.

Das war‘s also ... Baumstämme, Fässer, die explodieren und nun schwere Geschütze auf der Landseite!

Mara überlegte hin und her, blickte durch das Fernglas und schätzte die Situation ein. Sieben feindliche Schiffe waren nunmehr aufgetaucht und steuerten auf die Galeeren zu. Immerhin hatten sie die Engen nunmehr passiert und konnten besser manövrieren.

"Signal an die Flotte, Kylianisches Manöver!" Mara blickte zur Vladig, die gerade einige schwere Treffer von der Küstenbatterie einsteckte, aber dennoch konnte sie sich weiterbewegen. Allerdings verlor sie an Fahrt und wurde langsamer.

"Signal an die Vladig und Ingest! Vier Salven auf die Küstenbatterie, Steingeschosse!"

Mara blickte wieder durch das Glas. Die Galeeren zogen sich nunmehr in die Länge und bildeten eine Reihe die nunmehr an den Holks vorbeizogen. Dabei ignorierten sie das schnelle Vessel und feuerten Breitseite auf Breitseite auf die Holks. Drei feindliche Schiffe mussten schwere Treffer einstecken. Die Buggeschütze der Galeeren wurden nunmehr gegen die feindlichen Schiffe und gegen die Landbatterie eingesetzt. Mara lächelte, die Kommandanten spielten sich ein.

Wieder brüllte eine Salve der Panzergaleeren gegen das Festland und Mara konnte erkennen, dass die Salve im Ziel lagen. Welcher Schaden angerichtet wurde, ließ sich allerdings nicht erkennen. Dennoch konnte Mara sich in etwa vorstellen, wie die Steingeschosse zerplatzten und Steinschrappnellen umherflogen.

Auf dem Land:

Die beiden Galeeren schossen auf den Sandstrand und die Kharator sprangen von Bord. Schnell formierten sie sich manipularisch und bekamen Signal, die feindliche Batteriestellung direkt anzugreifen.

Die beiden Galeeren bohrten ihren Rammsporn in den weichen Sand und die Enterbrücken wurden herab gelassen. Diese Schiffe waren für Landungen dieser Art nicht vorgesehen und so mussten die Soldaten ein gutes Stück durch das Wasser waten, um an Land zu kommen. Der schwarzbärtige Brynjar ließ die feindlichen Krieger gewähren, als diese damit begannen, über die Enterbrücken und die Bordwände hinabzusteigen. Als die ersten Einheiten sich auf dem Sandstrand sammelten, boten sie ein fantastisches Ziel. Der Hersir der Geirangerschen Landtruppen hob den Arm und die Nordmänner spannten ihre Bögen. Knapp über den Sandwall hinweg und durch das trockene Untergeäst visierten sie die Feinde an, die keine fünfzig Schritt von ihnen entfernt auf offenem Terrain standen.

Brynjars Arm fiel herab und Dutzende von Bogensehnen begannen ein Todeslied zu spielen. Die erste Welle von Pfeilen brach auf einer Breite von gut zweihundert Schritt aus dem Kieferngehölz hervor und traf die sich zur Küstenbatterie ausrichtenden Formationen völlig überraschend in die Seite. Die Schützen zogen bereits die nächsten vorbereiteten Pfeile vor sich aus dem Sand, als die letzten Körper noch fielen.

"Verdammt noch eins! Feuert weiter, ihr wertlosen Hundesöhne! Ausruhen könnt ihr euch, wenn ihr tot seid!", brüllte Fedder und befahl Ersatzleuten, die Position derer einzunehmen, die dem Schiffsbeschuss zum Opfer gefallen waren. "Noch zwei Salven auf das angeschlagene Panzerschwein und zielt knapp über die Wasserlinie! Danach nehmen wir uns den nächsten dicken Pott vor! Zwei von den kleineren Rohren sollen auf die Holzgaleeren halten. Und bringt ein paar Eisenkugeln zum Glühen, für diese zwei Kanonen. Die benutzen wir als Brandgeschosse gegen die Holzkähne!"
Fedder improvisierte ganz erheblich und zuckte bei jedem Treffer zusammen, den die Braut einstecken musste.

Die Landbatterie:

Die Steingeschosse jagten heran und viele von ihnen fuhren mit einem ploppenden Geräusch in den Sand. Doch einige zerplatzten an den Holzverschalungen der Verschanzung. Ein Holz und Splitterregen zerfetzte drei oder vier von den mittelländischen Helfern.
Fedder merkte erst, dass er auch getroffen war, als er nicht mehr so gut sehen konnte. Hastig wischte er über das Auge und da bemerkte er erst, dass seine Hand blutig war. Wütend brüllte er los.
"Schneller! Schneller! Jagt ihnen die nächste Salve in den Bauch!"
Und wieder brüllten die schweren Geschütze. Von den vier Geschossen trafen zwei in das Mittschiff der angeschlagenen Galeere. Drei einfache Geschosse trafen ebenfalls und auch eines der glühenden Kugeln. Auf dem Ruderdeck musste sich Unglaubliches abspielen. Immer mehr Wasser strömte in das Schiff. Aber es schoss weiter. Und eines der Geschosse traf eines der schweren Geschütze. Es zerplatzte an der Lafette und zerfetzte die gesamte Geschützmannschaft. Das Geschütz hob sich in die Luft und landete auf vier der mittelländischen Helfer. Drei waren sofort tot, weil ihnen der Brustkorb oder der Kopf zerquetscht wurde. Einer schrie auf, ihm hatte es das Bein zermalmt.

"Versenkt endlich diesen beschissenen Dreckskahn, bevor der uns alle auseinander nimmt! Eine Salve ins Orlopdeck, dann auf das nächste Schiff zielen. Und die Feuerkugeln gehören in die Holzschiffe, ihr Idioten!" Fedder raste von einer Stellung zur nächsten, feuerte seine Leute an und griff mit zu, wo Not am Mann war. Er versuchte, die Beschussopfer zu ignorieren. "Die Rechnung des Schlächters kriege ich noch früh genug." dachte er und zerrte einen der Mittelländer aus dem Dreck, dessen Arm nur noch an ein paar Fleischfetzen hing. "Die Ersatzleute sollen sich um die Verletzten kümmern! Wer rumsteht, dem mach ich Beine!" Insgeheim war er froh, dass der Geschützdonner die Schreie der Verletzten und Sterbenden übertönte, als die Batterie die nächste Salve übers Wasser schickte.

Auf der Andarov:
Die Landung der Kharator ging vorwärts, auch wenn sie unter schweren Beschuss lagen und erst zögerten. Mara erkannte aber, wie sie sich nunmehr mit Schilden abschirmten und sich mehr und mehr in Verteidigungsstellung aufbauten. Von den Galeeren aus wurde mit schwerem Gerät zurückgefeuert, vornehmlich die front ausgerichteten Skorpione und schweren Ballisten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis diese sich im Schildwall vorwärtsbewegen würden. Dennoch hatte der andauernde Pfeilhagel die Reihen ausgedünnt.

Die Galeeren befanden sich nunmehr in einer durchgehenden Linie und feuerten auf die feindlichen Schiffe in der Vorbeifahrt. Dabei wurden die Großkaliber nur für die Landstellung benutzt und hagelten diese weiter ein. Sie ließen sich nicht mehr auf großartige Manöverläufe ein, sondern blieben dicht hintereinander. Da sie manövriertechnisch unterlegen waren, konnten sie so zumindest ihre Feuerkraft spüren.

Das schnelle Schiff wurde dabei weiter ignoriert und alle Feuerkraft auf die anderen Schiffe konzentriert.

Mara schätzte den Status ihrer Schiffe ein. Die Faust der Rechtschaffenheit war schwer zusammengeschossen, wie ein Wunder schwamm sie noch und teilte weiter aus.

„Signal an die Faust! Sie soll ausscheren und an Land gehen. Dort soll sie alle Truppen entladen und gegen die Befestigung marschieren.“ Mal schauen wie sie auf eine Zange reagieren können, zwar hatte die Faust nur noch die Hälfte ihrer normalen Besatzung, aber da kamen immer noch an die hundert Kharator zusammen.

Die Blick der Wahrheit, Stärke durch Glauben und Brennende Lügen schiene kaum etwas abbekommen zu haben. Die Rechtschaffenheit der Grundsteine und Sühne der Vorväter hatte Treffer kassiert und letztere Galeere bekam leichte Schlagseite.

Die Vladig kippte langsam auf die Steuerbordseite und fasste schon über Bug Wasser. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie einfach unterging. Zu viele Treffer, die zu viel Wasser hineinließen.

Für Mara war die Vladig verloren.

„Signal an die Ingest! Sobald wir die Enge verlassen haben, soll sie sich Backbords an den feindlichen Schiffen vorbei bewegen. So können wir die Feindschiffe in die Zange nehmen. Wir schließen uns dahinter an … aber vorher …“

Die Andarov war jetzt auf gleicher Höhe mit der feindlichen Küstenbatterie.

„Stückpforten öffnen, Steingeschosse obere Batterie, Kugelkartätschen untere Batterie. Volle Treibladung! Achtung Manöver backbords! Feuerbereit … Feuer!“

Zehn französische Rohre spien in folgenden Salven Tod und Verderben hinüber. Auch die Großkaliber schossen weiter auf die Landstellung.

Die Kanonenholks hatten sich auf zwei der kleineren Galeeren eingeschossen. Wieder und wieder krachten die Geschosse in den Bauch dieser Ungetüme. Die eine bekam Schlagseite, schoss aber weiter. Die zweite fing Feuer. Bis zu den Kanonenholks waren die Schreie der Verbrennenden zu hören. Die Ruder schlugen nicht mehr und sie stellte das Feuer ein. Auch die Mittweg musste schwere Treffer hinnehmen. Ihre Heckaufbauten waren fast weggeschossen. Dann bekam der Mast schwere Treffer an und knickte nach backbord. Sie sah immer mehr aus wie ein Sieb, aber sie schoss weiter. Und weiter.
Splitternd trafen wieder Geschosse die Braut. Ein Steuerbordgeschütz verschwand mitsamt Besatzung einfach in der Tiefe. Das Hauptdeck war übersät mit Toten und Verwundeten. Die Braut zuckte unter den schweren Treffern. Hein spürte, dass ihr das wehgetan hatte. Dann krachte es im Fockmars. Knirschend knickte die Fockmastspirre weg und nahm die Fockrah mit. Krachend fiel sie auf Vordeck und erschlug etliche und begrub noch mehr unter sich. Der Bootsmann hetzte aufs Achterdeck.
"Schwerer Wassereinbruch, ein schwerer Treffer an der Wasserlinie. Ich kann den Wasserstand nicht konstant halten."
"Lucius! Schnapp dir zwanzig deiner Mittelländer und geht an die Lenzpumpen. Pumpt was das Zeug hält. Xiana, schnapp dir die Pöpke und noch ein paar Mann und schlagt das abgeschossenen Fockmars ab. Zieht es unter den Rumpf durch. Und du Bootsmann dichtest das Leck! Los, los! bewegt eure Ärsche, sonst liegen wir bald auf Grund."
Xiana und der Bootsmann rannten los. Auf dem Hauptdeck wankte Lucius mit etlichen Mittelländern unter Deck in Richtung Lenzpumpen.
Hein schaute sich die Situation an. Lange konnte die Braut diesen Beschuss nicht mehr durchstehen. Die Mannschaft fand kaum Zeit, die Verwundeten zu bergen. Hein mochte sich nicht vorstellen, wie es bei Chariva, Frauke und Roxsana aussehen mochte.
"Nächste Salve Backbordbatterie Sprenggeschosse. Zielt sorgfältig. Ich möchte keine Fahrkarten sehen. Jagen wir sie zur Hölle!"
"Jaaaaa!", brüllte die Backbordbatterie und die ganze Mannschaft stimmte ein und brüllte wie die Idioten.
Neun Geschosse verließen die Rohre der Braut. Und sieben davon trafen die nächste Panzergaleere.
Hein schaute sich die Einschläge mit dem Kieker an. Jetzt hatte er noch dreizehn Sprenggschosse. Das war der kümmerliche Rest.

"Ooooh Scheiße! Haut die Salve raus und dann zieht die Köpfe ein!", brüllte Fedder. "Jetzt gehts richtig rund! Wer noch stehen kann, lädt, sobald die Salve von denen durch ist. Gebt diesen Mordbrennern Saures!" Jan sah durch das Blut, das ihm in die Augen lief, nur schlecht, aber das war bei dem ganzen Pulverqualm fast schon egal.
Um ihn herum waren nicht wenige Männer gefallen, wenn man das so nennen wollte, wenn kaum etwas von einem Getroffenen übrig blieb. Die meisten Kanonenmannschaften bestanden mittlerweile fast komplett aus Ersatzleuten.

Auf der Andarov:

Die Ingest wurde im direkten Nahkampf mit einem feindlichen Schiff gezwungen. Salve auf Salve flog von Schiff zu Schiff. Dennoch musste die Ingest viel einstecken. Die Panzerplatten waren verbogen und stellenweise durchschossen. Und sie steckte selbst zwischen den Holks und dem zähen Schiff fest und wurde nunmehr von zwei Seiten bestrichen.

„Signal an die Ingest, sie soll sich weiter mit dem einzelnen Schiff beschäftigen.“ Im Hintergrund zerfetzte es gerade die Stärke durch Glauben, wahrscheinlich durch Treffer der Landbatterie und Mara hauchte ein „Nein!“.
Kathulan Seldarig von Derion, ihr Mentor und bester Freund fand seinen Tod.
Mara schluckte kurz und bekam ein ausdrucksloses Gesicht.

„Volle Schlagzahl, zieht zwischen der Ingest und den Feindschiffen vorbei. Ich will das die Rohre glühen, schießt, was ihr könnt!“

Wie die geballte Wut des Kharads schoss die Andarov an der Ingest vorbei und kassierte sogar zwei Treffer aus deren Breitseite. Dann wurde es Zeit die Hallen, der Läuterung zu öffnen. In mehr als unmenschlicher Geschwindigkeit und Treffgenauigkeit schossen die zehn Kanonen auf die Holks, zwei Stück würden fast zersägt. Und die Andarov arbeitete sich immer weiter nach oben.

Im Hintergrund wurde die Ingest regelrecht zusammengeschossen, doch sie hielt stand. Die Faust der Rechtschaffenheit schaffte es anzulanden und spie Ihre Truppen aus. Mara blickte durch die Lücken der Feindschiffe und sah, dass die Blick der Wahrheit durch drei Breitseiten getroffen und Ihre komplette Backbordseite aufgerissen wurde. Sie konnte direkt in die Ruderreihen sehen, wo angekettete Ketzer um ihr Leben an den Eisenfesseln rissen, als die Blick sich noch einmal aufbäumte, um in der Mitte zu zerplatzen.

„Keine Gnade, signalisiert es, keine Gnade – sie sollen alle brennen!“ Wie entfesselter Höllenhund schoss sich die Andarov weiter.

Im Umsehen bemerkte Fedder am Strand eine Bewegung in Rot. Im selben Moment krachte der Beschuss in seine Stellung und er war erneut dankbar für den Sand, der ihnen Schutz bot. Na ja, teilweise Schutz bot, denn genug Geschosse gingen über die Brüstungen und fuhren wie eine Sense durch seine Leute. Die Druckwelle des Einschlages stieß Jan gegen die Brustwehr.
Als er sich wieder berappelte, schaute er noch mal zum Strand. "Verfluchter Mist, verdammich noch eins! Haut ein paar Eimer Schrott in die Bombarden, wir kriegen Besuch! Richtet die Bombarden auf den Strand, die sind fällig!
Hey, Hauptmann, mach deine Jungs bereit, die Pause ist vorbei! Wenn die hier raufkommen, gehören die Arschlöcher euch!" Suchend sah Fedder sich nach seinen Kanonen um. "Würde vielleicht irgendjemand das große Rohr wieder aufrichten, damit wir weiterfeuern können? Oder sind wir hier in Versina zum Kuchen futtern! Ihr soll arbeiten, ihr Maden!" Unter lautem Gefluche packte Fedder mit an, als das schwere Geschütz wieder in Schussposition aufgebockt wurde. "Und jetzt schießt, bis die Rohre glühen, sonst kommt hier keiner mehr nach Hause!"

Auf der Le Terrible:

„Segel ... Segel an der Küste!“
„Mon dieu? Sind die schon dabei, Blutzoll den Göttern zu opfern?“ Pierre blickte durch sein Glas und strich sich über seine edle schwarze Lederweste. Überhaupt sah er heute in seinem eleganten schwarzen Anzug eher aus, als wenn er auf eine Feier gehen würde als zu einer Schlacht.
„Mehrere Segel Richtung Westen und einige im Süden!“
Pierre dachte kurz nach, zwei Flotten, eine, die von Süd nach West bewegte und eine, die im Süden verharrte.
Er nahm sein Sprachrohr und wand sich über zur Énorme.
„Julius, mein alter Hurenschänder ... du segelst mit mir gen Süden!“
„Aye, mein kleiner Schnösel!“, kam es fast rülpsend zurück
Zur Lame gewandt verneigte sich Pierre erst schelmisch und nahm dann sein Sprachrohr:
„Meine liebste Fidrahl, Blume der rauen nördlichen Gewässer, bitte segel die andere Flotte an. Sollte es sich um die Frachtschiffe handeln, dann gute Jagd. Ist es ein Kampfverband, erstatte bitte Meldung!“
Wie zu erwarten, kam keine Rückmeldung, sondern die Le Lame schoss einfach an den Schiffen vorbei und ging mit vollen Segeln gen Westen.
„Bull! Du hast verstanden, bring mein Schiffchen in Position und hach, lass uns blutig Tagwerk verrichten!“
„JA! Ihr Meereskobolde habt den Befehl gehört, los, rauf in die Wanten und setzt die Segel und vor allem unsere Flagge!“
Am Toppmast wurde die schwarze Knochenkrähe gehisst mit den vier silbernen Lilien in jeder Ecke. Gefürchtet und geachtet bei den Seefahrern ward dieses Banner und nur die wenigsten hatten ihr Erscheinen bisher berichten können.

Nach den ersten vier Salven waren der Strand und viele Körper der Feinde mit Hunderten von Pfeilen gespickt und dabei war kaum eine Minute der Gefechtseröffnung verstrichen. Jene, die sich dem mörderischen Feuer entziehen konnten oder schlichtweg Glück hatten, kauerten sich hinter ihren Schildern oder hinter Stapeln von Gefallenen. Dennoch leerten sich die Schiffe weiter und Dutzende neuer, frischer Krieger schoben sich unter dem Schutz ihrer Schilde durch das Wasser an Land.

Der schwarzbärtige Brynjar schritt entlang der Schanze und besah sich das Schlachtfeld. Die erste Welle der Feinde war gefallen oder am Strand im wahrsten Sinne festgenagelt. Die zweite Welle war besser vorbereitet und kam teils Schild voran ans Ufer. Dennoch fand der ein oder andere Pfeil auch durch die Deckung sein Ziel. Es waren aber vor allem jene schildlosen Krieger, welche die verfluchten Feuerstöcke trugen, die erhebliche Verluste erlitten. Daher ließ Brynjar die Bogenschützen weiterhin den Strand und das nahe Ufer beharken. Hinter den Bogenschützen hatten sich nun die Schildträger in Linie Stellung bezogen, um einem etwaigen Angriff auf den Wall begegnen zu können.

Der Feind begann nun vereinzelt das Feuer zu erwidern, doch schoss er lediglich auf kleine, sich bewegende Schemen unter den Bäumen. Viele der Geschosse blieben daher im Sand des Bewehrung stecken oder flogen weit über diese hinweg. Dabei stellte sich vor allem das Nachladen der Feuerstöcke als Problem heraus, da dies fast nur im Stehen oder zumindest in der Hocke erfolgen musste. So boten sich den Bogenschützen bald neue lohnende Ziele, doch rückten schon Schildträger aus dem schützend vor sie.

Auf dem Vordeck der Galeeren drängten sich jedoch die feindlichen Krieger neben den Geschützen, welche nun ein unbestimmtes Feuer in den Wald eröffneten. Die Krieger indes warteten darauf, durch das Nadelöhr der Enterbrücken in das Wasser hinabzusteigen. Leicht gerüstete Plänkler ließen sich vorsichtig über die Reling hinab ins Wasser und ihnen wurden hiernach die Waffen von oben angereicht. Brynjar winkte die bereitstehenden Boten heran, welche seine neuen Befehle rasch zu den vier Unterständen trugen. Dort richteten sich nun die dort aufgebauten schweren Bankarmbrüste auf die Vordecks der Galeeren aus.

Leise zischten die Sprenggeschosse in den Eingeweiden der Panzergaleere. Dann explodierten sie. Einer der Masten knickte weg, im schwer getroffenen Mitteldeck flogen Körper umher und wurden zerrissen. Am fatalsten waren die Treffer im Vorschiff. Der Drucktank des Griechischen Feuers zerbarst mit einem lauten Knall und zerfetzte das gesamte Vorschiff. Die schwere Galeere kippte zu Seite weg und kenterte durch. Von den Insassen war keiner mehr zu sehen.
Die Kanonenholks bekamen ebenfalls schweren Beschuss. Die Mittweg legte sich zur Seite und brach auseinander. Die Steinerner Thron wurde im Pulvermagazin getroffen und flog brennend in die Luft. Die Hitze der Explosion war bis zur Braut zu spüren.
Dort waren die letzten Abschiedsgrüße der Panzergaleere angekommen. Ein weiteres Backbordgeschütz flog aus der Lafette. Und etliche Geschosse jagten in die Seite der Braut. Einiges ging in die Messe. Hein konnte sich kaum auf den Beinen halten, so wurde die Braut durchgeschüttelt. Ein Heckgeschütz wurde getroffen und ein Regen von Steinsplittern rauschte über das Achterdeck. Jocke wurde schwer im Rücken getroffen, Hein ebenfalls, obwohl die Brigantine das Gröbste abhielt. Jockes Rücken war blutüberströmt.
"Feuer, ihr Hurensöhne! Feuer! Schießt ihnen die Eingeweide aus dem Leib!" Mit wutverzerrtem Gesicht brüllte Hein über das Deck. Und fünf weitere Geschosse fanden ihr Ziel bei dem neuen Gegner.

Die Kharator, die die Faust angelandet hatte, verteilten sich über den Strand, um kein verlockendes Beschussziel zu bieten und so erwischte der Beschuss durch die Bombarden nur wenige Männer, während der Rest relativ ungehindert vorrücken konnte. Zu Fedders Glück boten die Aufschüttungen der Stellungen und die Lage der Batterie vorerst hinreichend Schutz gegen Feuer aus den Waffen der Kharator und auch die Wachkompanie blieb erst einmal im Schutz der Deckung.
Fedder griff sich einen der Ersatzleute, der bisher bei den Aufräumarbeiten geholfen hatte.
"Weißt du, wo die Nordleute ihre Stellung haben?" Der Mann nickte. "Dann renn los und sag dem Kapitän der Nordleute Bescheid, dass wir hier Besuch erwarten, so um die hundert Mann. Und bleib außer Sicht dieser Schweinehunde!"

"Segel backbord voraus!", kam vom Ismael vom Großmars.
Hein zerrte entsetzt seinen Kieker heraus. Und seine schlimmsten Erwartungen bestätigten sich. Drei Schiffe. Französischer Bauart. Das war Corneille.
"Verdammt! Warum nicht einen Tag später! Warum zum Klabauter jetzt? Warum jetzt?"
Wenn diese Schiffe ins Gefecht eingriffen, dann war alles verloren. Sie mussten aufgehalten werden. Jetzt.
Hein schob den Kieker zusammen.
"Jocke, Ruder hart steuerbord. Wir lösen uns aus dem Gefecht. Corneille ist da. Und wir werden ihn uns schnappen."
Müde nickte Jocke.
Und Hein schaute über die schwer angeschlagene Braut.
Blut und Trümmer überall.
Und selbst hinter der Braut im Kielwasser waren rote Schlieren zusehen. So als blutete sie selbst.

Auf der Andarov:

„Bastarde!“ Die Salven saßen und die Ingest war nicht mehr. Mara blickte verzweifelt durch ihr Glas.

Die Andarov wurde eingedeckt mit Salven von den Holks und dem anderen Schiff. Teilte aber auch ordentlich aus.
„Signal an die Vorväter und Grundsteine. Wir nehmen das nächste Kanonenholk ins Kreuzfeuer.“
Die Schiffe bestätigten dies und glitten heran, um das nächste Holk zu zerstören. Die Vladig schoss in dessen wieder auf die Küstenbatterie. Wie ein entleibtes Untier trieb sie auf dem Wasser, aber ihre Kanonen schossen sich wieder ein! Mechanistische Meisterwerke wie sie nur vom Kharad befohlen werden konnten.

Sie konnten es noch schaffen. Der Feind hatte nur noch fünf Schiffe und das schnelle, was Mara aber ignorierte, auch wenn es am meisten austeilte. Die Küstenbatterie wurde von der Vladig eingedeckt und die Kharator, die anlandeten, konnten sie stürmen. Auch schoss die Faust der Rechtschaffenheit mit Ihren Buggeschützen nunmehr auf die Stellung. Es war ein blutiges Gemetzel auf beiden Seiten. Wie es um die erste Landungstruppen bestellt war, konnte Mara nicht mehr erblicken, aber sie vertraute auf die erfahrenden Kommandanten.

Die Brennende Lügen bekam jetzt von drei Schiffen Kreuzfeuer, während sie nunmehr ein Kanonenholk ins Visier nahmen.
Zwanzig Kanonen hämmerten auf das Schiff ein und rissen es fast in Stücke, Planken brachen und Holzteile wurden durch die Gegend geschleudert. Eine Salve der Andarov ging komplett durch das feindliche Schiff hindurch und traf die überliegende Sühne der Vorväter.

Weiter so, immer weiter!

Auf der Terrible:

Pierre pfiff leise und blickte wieder durch sein Glas.
Die Schlacht war im vollen Gange und die Kharator hatten einiges einstecken müssen. Nur noch eine Panzergaleere war im Einsatz. Eine zweite schoss noch weiter, war aber eher mehr Ziel als Hilfe. Eine gute Salve und das Ende wäre besiegelt gewesen.

Die restlichen drei Galeeren standen in direkten Schlagabtausch mit fünf – es gab einen Knall und eines der Holks wurde zerstört – vier Kanonenholks.

Ein Schiff löste sich aus der Formation und schoss nunmehr den beiden französischen Schiffen entgegen. Es war die Braut!

Pierre zupfte in leicht freudiger Erregung an seinem Schnäuzer. Aber schnell übernahm die Logik wieder sein Handeln.
Er seufzte.
„Bull! Signalisiert der Énorme, sie soll sich um die Braut kümmern. Julius darf machen, was er will.“
„Und wir?“ Pierre legte kurz den Kopf schief und blickte zur Schlacht.
„Wir steuern direkt ins Zentrum und kümmern uns um die Holks. Sonst kann es passieren, dass die Schlacht zu deren Gunsten kippt!“

„Aye!“, schnaufte der massige Mann und legte sich ins Ruder.

"Gebt dem diesem hochgejubelten Ruderboot den Rest! Feuer aus allen Rohren!“, brüllte Fedder, in der Hoffnung, den Schlagabtausch mit dem Panzerschiff endlich zu beenden. "Die Bombarden sollen weiter auf die Landungstruppen schießen! Macht schon Jungs! Die kriegen wir." Durch die Treffer schien das Feindfeuer wenigstens etwas ungenauer zu werden, wofür Fedder allen Göttern dankbar war.
"Wenn wir den einen weg haben, ist das nächste Panzerschwein dran. Wir lassen keins von diesen Drecksdingern wegkommen! Und je mehr wir abknallen, desto länger leben unsere Leute auf den Schiffen!"
Mit wildem Blick stierte er zu den angelandeten Kharator hinüber, die eilig über den Strand hetzten, um aus dem Wirkungsbereich der Bombarden und ihrer Kartätschgeschosse zu kommen. Die meisten dieser Geschosse bewirkten nur leichte Verluste, aber gerade erwischte eine der Streuladungen eine Gruppe, die sich offenbar aus Gewohnheit um ihren Offizier sammeln wollte, und riss eine Lücke in die Reihen der Kharator, die auf diesen Treffer mit wildem Gegenbeschuss reagieren und auch, ob nun durch Glück oder Zielsicherheit, Treffer unter Fedders Leuten landeten.

Die Heckgeschütze der Braut gaben alles, was sie konnten und jagten eine Salve nach der anderen in den Gegner. Aber die größer werdende Entfernung machte das Treffen immer unwahrscheinlicher. Einen Augenblick herrschte relative Ruhe auf der Braut. Endlich konnten die Verwundeten Unterdeck gebracht werden und die gröbsten Trümmer wurden über Bord geworfen. Frauke versorgte den Jocke notdürftig. Alles andere wäre auch unmöglich, den Jocke hätte man nur noch mit einer Brechstange von seinem Ruder lösen können.
Hein schaute durch den Kieker.
Das Geschwader der Franzosen teilte sich auf. Eines der Schiffe verfolgte die Koggen. Das größte hielt direkt aus die Braut zu. Das war die Énorme. Das dritte scherte nach backbord aus. Hein kannte die Énorme. Sie war deutlich schwerer bewaffnet als die Braut. Hein schaute auf die fehlende Fockspirre. Sie würden tanzen müssen, um es mit der Énorme aufnehmen zu können. Und die Braut war schon ein bisschen lahm.
"Buggeschütze! Feuer frei. Haltet auf den Großmast. Haut ihnen den Mast weg. Der Kanonier, der einen Mast legt, bekommt eine Rumration extra!"
Die Männer an den beiden Langlaufbuggeschützen brüllte irgendetwas Zustimmendes zurück. Und krachend entluden sich die Geschütze. Auf diese Entfernung waren es Fahrkarten. Wieder und wieder entluden sich die Geschütze. Die ersten Treffer waren zu sehen. Das Holz der Énorme splitterte am Bug. Doch sie schoss zurück. Ein Treffer landete im Vorschiff und das Vordeck knackte verdächtig.
"Zielt genau, holt mir den Mast weg. Der Mast!"
Und wieder sprachen die Geschütze. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann konnte Hein sehen, wie der Großmast der Énorme fiel.
Unbändiger Jubel brandete auf der Braut auf.
Jetzt hatten sie eine Chance.

Auf der Énorme:

Julius tobte und spie Tod und Teufel.
"Ihr Amateure! Hackt den Mast los, Breitseite Feuer!"

Fünfzehn Geschütze und hagelten in das feindlichen Schiffe. Auch wenn die Braut sich noch behände bewegte, glich der folgende Konflikt mehr einem brutalen Faustkampf. Beide Schiffe standen Linie an Linie und tauschten Breitseite gegen Breitseite. Beide Schiffe steckten ein und teilten aus.

Die Énorme steckte viel ein, aber teilte auch unmenschlich viel aus. Binnen Minuten glichen beiden Schiffe mehr einem löchrigen von Mäusen durchgenagten Käse als einem Schiff.

Julius gönnte seinem Schiff keine Ruhepause. Gnadenlos und ohne Rücksicht trieb er es an, weiterzuschießen. Und wieder schien ihm seine ruchlose Art den Erfolg zu garantieren. Das feindliche Schiff bekam Schlagseite und konnte nicht mehr so manövrieren wie vorher.

"Ladet Sprenggeschosse. Doppelte Treibladung! Und zielt genau!"

Auf der Terrible:

Pierre ignorierte das, was hinter ihm geschah. Einzig und allein das erste Holk hatte seine Aufmerksamkeit. Grazil glitt die Terrible an das feindliche Schiff heran und entlud seine erste Kanonade.
Das Holk steckte die ersten Treffer gut weg, wurde aber auch von einer Galeere in die Zange genommen.
Bull manövrierte in gewohnter Weise schnell und präzise.

Auf der Andarov:

Mara hielt sich Ihren blutenden Arm und blickte verzerrt durch ihr Glas. Die Vladig wurde mittschiffs getroffen und förmlich auseinander gerissen. Es gab mehrere Explosionen und meterhoch wurden Metall- und Holzteile geschleudert.

Die Andarov nahm etwas Wasser, konnte aber kontrolliert werden. Die Brennende Lügen wurde zusammengeschossen und war am Sinken. Auch die Grundsteine und Vorväter mussten schwere Treffer einstecken. Jetzt war aber das verbündete Schiff eingetroffen und wie ein glühendes Messer durch Butter schoss es an einen der Holks vorbei und traf es mit drei Salven. Das Schiff knackte in der Mitte durch und sank innerhalb von Sekunden.

Mit einer präzisen Drehung schoss das Schiff auf die nächsten Holks zu.

Mara entspannte sich etwas. Zwei Galeeren, eine Panzergaleere und noch ein französisches Schiff. Gegen nur noch vier Holks und die meisten waren schwer zusammengeschossen.

Das würde gut gehen, wenn es das Schicksal jetzt noch gut meinte!

Wenn man genau hinhörte, konnte man vermutlich das Jubelgebrüll der Batteriebesatzung übers Wasser hören, aber Fedder ließ seinen Leuten kaum Luft. "Feiern können wir, wenn die anderen Galeeren auch weg sind! Die großen Rohre halten knapp über die Wasserlinie beim letzten Panzerschiff, die kleineren Kanonen eine Salve aufs Steuerdeck, dann ins Geschützdeck!" Fedder duckte sich, als Kugeln von der Faust hereinkamen und eine von ihnen zwischen den Soldaten der Wachkompanie einschlug. "Verdammter Dreck! Schafft mir diese Landungstruppen vom Hals! Wo bleiben bloß die Nordleute?" Fedder hetzte noch einen Meldeläufer los und sein Gefluche ging im Brüllen der erneut feuernden Landbatterie unter.

Trümmer flogen umher. Auf dem Hauptdeck hatte etwas angefangen zu brennen. Hein half Jocke das Ruder herum zuwerfen, um ankommenden Geschossen eine kleinere Fläche zu bieten. Fast eine ganze Breitseite der Énorme rauschte an ihnen vorbei. Nur zwei Geschosse hatten das Heck getroffen. Trieselnd kullerte eines von ihnen in Piets Kajüte und pockte an Speigatts Spiegel, bevor es abprallte und an den wackeligen Tisch tickte. Eine Tasse mit Kamillentee kippte herunter und zischend erlosch die Lunte am Geschoß.
Das zweite traf die unterste Heckbatterie und zerfetzte beide Geschützmannschaften.
Weiter kam die Braut herum. Das Ruder war schwer beschädigt und war nur noch mit Mühe zu bewegen. Und auf dem Achterdeck war keiner, mehr der nicht verwundet war.
"Los, zahlt es ihnen heim. Sprenggeschosse Steuerbordgeschütze! Feuer!"
Heins Stimme war mehr ein heiseres Krächzen. Von Brüllen war keine Rede mehr. Und sieben Geschütze der Braut sprachen noch. Sechs Geschosse trafen.

"Gebt der fetten Sau noch zwei Salven aus allen Rohren, dann nur noch die Hälfte der leichten auf das Panzerschiff! Der Rest und eins der großen Stücke auf die Holzgaleere daneben, die grade unsere Holk beschießt! Zweites Dickrohr! Ihr nehmt euch die gelandete Galeere vor! ich will saubere Treffer auf die Bugrohre sehen! Keine Fahrkarten!"
Fedder schien sich an das Kommandieren zu gewöhnen. Insgeheim träumte er ja doch von einem eigenen Kommando. Also einem Schiffskommando natürlich. Als die vorletzte volle Salve unter lautem Krachen auf das Panzerschiff zujagte, starrte er mit zusammengekniffenen Augen durch den Pulverqualm, in der Hoffnung, möglichst große Wirkung zu erzielen.

Auf der Le Énorme:

Sie war jung, quasi der modernste Schiffstyp, den die französische Marine derzeit besaß. Gekapert worden war sie von Pierre in einem ähnlich harten Kampf, wie er jetzt stattfand. Pierre hatte dieses Schiff generalüberholen lassen und neu bestücken. Sie war für ihre Größe schnell und hart im Nehmen.

Julius der Massige war von Anbeginn der Kapitän der Énorme gewesen. Er hatte immer das vollste Vertrauen von Pierre genossen, so war er es doch, der auf der Kaperung der Énorme eine Kugel abfing, die für die Krähe bestimmt war.

Sie hatte viele solcher Schlagabtäusche überlebt, doch irgendwann kommt der Tag, an dem das Glück einem anderen hold ist.
Es kommt der Tag, an dem ein Sprenggeschoss sich durch die Bordwand bohrt und in die Pulverkammer einschlägt. Es kommt der Tag, wo nur ein Treffer einen Kampf entscheidet.

Julius sah, wie sich dieses Geschoss durch sein Schiff bohrte und wusste, wo es landete. Er spürte es.

„So geh ich zu Boden …“, hauchte er und drehte sich um nach der Terrible, um ihr einen letzten Gruß darzubieten.

Wie zu einem finalen Salut schoss eine geballte Breitseite rüber zu der angeschlagenen Braut. Diese Salve war gut, sie hätte entschieden, doch sie kam eine Kugel zu spät.

Das Heck blähte sich auf und Flammen schossen nach oben. Julius war kurz noch als Schatten zu sehen, dann verging er zu Asche. Der Bug wurde ein Stück nach vorne gedrückt und zerplatzte in tausende Teile. Keiner der Énorme sollte dies überleben. Wo einst das massige Schiff war, trieben nur noch Trümmer.

Koij Husgardson ging mit fünfzig Mann den Wald zum Strand hoch. Keiner dieser Männer trug einen Kettenpanzer oder Helm, ihr nackter Oberkörper war nur mit alten Narben übersät und sie trugen Schild und Axt, ein Wolfspelz als Mantel ließ sie furchteinflößend aussehen. An der Randnarbe des Waldes duckten sie sich ab, sie zitterten und ihr Zähne klapperten, ihre Köpfe schienen zu schwellen und ihr Gesicht nahm eine rote Farbe an. Koij stand hinter ihnen, denn er wusste, man müsste wahnsinnig sein, sich einem rasenden Bären in den Weg zu stellen.

Der Lärm der Küstenbatterie war ohrenbetäubend, doch die Kharator und Fedders Männer hörten ein deutliches Brüllen, wie eine Horde wilder Bären.

So sprach Koij Husgardson:
"grenjuðu berserkir,
guðr vas á sinnum,
emjuðu Ulfheðnar
ok ísörn dúðu.

Es brüllten die Berserker,
der Kampf kam in Gang
es heulten die Wolfspelze
und schüttelten die Eisen."

Und die Hölle brach los.

Auf der Terrible:

Bull blickte entgeistert zu der Stelle, wo die L‘ Énorme gewesen war.

„Ddddas glaube ich jetzt nicht!“, stotterte er etwas und blickte Pierre von der Seite an.

Das Gesicht von Pierre war kalt und böse und es kannte nur ein Ziel. Bull musste nicht mehr nachfragen, er sah, wie die Krähe auf ihre Beute blickte und er riss das Ruder herum.

Wie ein Bote aus den tiefsten Höllen schoss die Terrible der Braut entgegen, um ihre unsägliche Geschichte endlich zu Ende zu schreiben.

In der Messe der Braut roch es nach Blut und Tod und verbranntem Fleisch. Roxsana und Chariva nahmen das nicht mehr wahr, in all dem Lärm und dem Treiben um sie herum hatte sie eine eigenartige Ruhe überkommen. Mechanisch wickelten sie Verbände, nähten Fleisch an Fleisch und pressten glühende Kautereisen in klaffende Wunden, nur manchmal unterbrochen, wenn die Braut von einem neuen Schlag erschüttert wurde und sie Halt suchen mussten. Der Boden war glitschig vor Blut - Sandsäcke standen bereit, doch hätte das Ausstreuen wertvolle Sekunden gekostet, die sie nicht erübrigen konnten.
Überall lagen Verwundete, und hektisch eilten Seeleute umher, die, die den Feldschern zum Helfen zugeteilt waren und die, die weitere Verwundete herein brachten.
Gerade trug jemand einen Toten heraus, Roxsana schaute hinterher und erkannte einen der Jans ... sie konnte nicht sagen, wie viele Männer und Frauen sie schon verloren hatten.

Zwischen zwei Salven sah Fedder sich in der Batterie, die vom Pulverdampf eingenebelt war, um. Was er erblickte, war bestenfalls unerfreulich. Mindestens die Hälfte der Leute, die er zu Beginn der Schlacht hierher geführt hatte, war tot oder schwer verwundet. Die Körper hatte man nur soweit beiseite gezerrt, dass die Überlebenden weiter die Geschütze bedienen konnten und der Sand war voller Blut, Fleisch und Holzsplittern. Fedder selbst versuchte krampfhaft, den schmerzenden Arm zu ignorieren, den er in der Hitze des Gefechtes aus der Schlinge gezogen hatte und war sich nicht sicher, wie viele Wunden er durch die zahlreichen Beinahe-Treffer und herumfliegende Splitter davon getragen hatte. Er wollte es auch eigentlich besser nicht wissen.

Auf der Andarov:

Mara blickte auf und keuchte schwer. Der letzte Treffer war keine zwei Meter vor ihr eingeschlagen und hatte ein großes Loch gerissen. Sie taumelte und blickte kurz hinab und sah, wie sich die unteren Decks langsam mit Wasser füllten. Wieder hämmerte eine Salve gegen die Bordwand und riss einen der zwei Masten um. Sie selbst wurde von den Füßen geworfen und spuckte Blut.

Krampfhaft klammerte sie sich an die Rehling und hob sich auf die Knie. Mit bluterstickter Stimme gab sie die letzten Befehle:
„Signal an die Grundsteine und Vorväter … es, es reicht … Sie sollen sich absetzen und versuchen, zurück nach Perlhafen zu kommen. Auch die angelandeten Truppen sollen das tun. Lasst grünen Rauch aufsteigen!“

Sie setzte sich an die Rehling und schloss kurz die Augen. Ein guter Kampf, wieder schlugen Geschosse in die Seite ein und zerrieben die Bordwand.

Gurgelnde Geräusche kamen aus dem Bauch des Schiffes, als es langsam immer tiefer sank. Noch einmal schossen die Geschütze der Andarov und trafen eines der Holks. Die Galeeren konnten sich schnell absetzen, hier kam die Ruderkraft ihnen zum Vorteil, vor allem weil sie gegen den Wind wieder durch die Bucht fuhren.

Fast schon majestätisch sank die Andarov immer tiefer und tiefer. Mara blickte ermattet auf das Oberdeck und sah, wie aus dem Unterdeck sich langsam fast schleichend das Wasser ausbreitete und die Bugseite unter Wasser ging.

Wie passend dachte Mara, die Andarov geht wie ihr Namensgeber still und leise. Sie hustete und spuckte Blut. Dann berührte auch das Wasser ihren Körper, nahm sie behutsam in seine kalten und nassen Arme und wiegte sie in den ewigen Schlaf.

Das Siegesgebrüll der Landbatterie konnte man vermutlich noch bis nach Perlhafen hören. Fedder gab Befehl, auf die davon rudernden Galeeren zu feuern, doch die geruderten Schiffe waren schon außer Reichweite und die Kugeln klatschten wirkungslos ins Meer. "Wir haben es geschafft! Beim Erbauer, wir haben es wirklich geschafft! Wir haben diesem verschissenen Panzerschwein den blechernen Arsch aufgerissen!" In Fedders Stimme war deutlich Erleichterung zu hören, als er der Wachkompanie Befehle erteilte. "Umgeht das Gemetzel am Strand, wo die Nordleute sich durch die Kharator schlachten! Haltet Abstand, beeilt euch und stürmt die Galeere. Ich will das Schiff gesichert sehen und die Ruderer befreit haben. Die machen den Drecksjob ganz sicher nicht freiwillig und wir können jede Hilfe brauchen." Mit diesen Worten sackte Fedder zu Boden und lehnte sich an die von Kugeln zerwühlte Brustwehr. Während seine Leute sich endlich in Ruhe um die Toten und Verletzten kümmerten, sah er mit müden Augen aufs Meer hinaus, zur angeschlagenen Braut und seinen Schiffskameraden. "Jetzt musst du alleine zurecht kommen, Mädchen. Mehr kann ich von hier aus nicht tun. Aber du schaffst das schon! Du bist schnell und schön und außerdem ist die beste Mannschaft der Meere bei dir. Der Jocke steuert dich da schon durch und Hein wird dich schöner wieder herrichten, als du vorher warst. Und irgendwann werde ich Kapitän eines ebenso wunderbaren Schiffes sein!" Mit diesen Worten lehnte Fedder sich zurück und erlaubte endlich seinen Wunden, sich bemerkbar zu machen.

Weit ab, auf der See, war die Schlacht noch nicht beendet. Ein düsterer Schrecken sauste auf die Braut zu. Zwei Schiffe sollten sich treffen. Die Gräte und die Krähe ...

Re: Im Auftrag des Falgathen II

[FEHLENDE BEITRÄGE DRITTER UND LETZTER TEIL]

Hein begann zu jubeln, bis er durch den Ruck auf der Braut den Halt verlor und zu Boden knallte. Einen Augenblick sah er Sterne, bis er wieder etwas klarer sehen konnte. Dann wurde es dunkel. Und er sah gar nichts mehr. Er hörte ein Piepen, und spürte einen Druck auf der Brust. Und etwas behinderte seine Bewegungen. Er versuchte sich freizustrampeln und diesen Druck wegzubekommen. Er merkte wie ihm der Atem dabei knapp wurde.
Verdammt!
Er wollte nicht ersticken. Tod, schön und gut. Aber nicht so. Nicht so.
Mit aller Macht drückte er gegen diesen Widerstand auf der Brust. Und langsam gab der nach. Irgendetwas gab Geräusche von sich. Ein eher tierischer gequälter Laut, der Hein ein wenig Angst machte. Erst dann merkte er, dass diese Laute aus seinem Hals kamen. Dann wurde es wieder heller und frische herrlich kühle Luft rauschte in seine Lungen. Irgendwelche Schmetterlinge huschten um Hein herum und Irrlichter. Hein nahm sich zusammen. Und schüttelte den Kopf. Irgendetwas Rotes kam in sein Sichtfeld. Es musste sein Arm sein. Er drückte weiter gegen den Widerstand. Er war aus Holz stellte er fest. Und Segeltuch überall um ihn herum. Nasses Segeltuch. Mit einer letzten unmenschlichen Anspannung drückte das Holz beiseite. Jetzt konnte er sehen, dass es ein Stück von einer Rah war.
Verdammt! Verdammt!
Mühsam rappelte er sich auf.
Das Deck, das Deck war schräg.
Er schüttelte wieder den Kopf.
Und verteilte Rot um sich herum.
Mit dem Ärmel wischte er sich über das Gesicht. Alles war schief. Er knickte auf die Knie ein. Und rappelte sich wieder auf.
Verdammt!
Er kroch auf die Überreste des Schanzkleides zu. Die Rah hatte es fast gänzlich zertrümmert.
Jocke lag da, noch die Trümmer des Ruders in den Armen.
Er hatte es nicht losgelassen.
Der dritte Hauke lag neben ihm. Hein konnte in seinen Kopf sehen.
Mühsam übergab er sich.
Verdammt!
Nochmals schüttelte Hein den Kopf um klarer zu werden.
Er schaute nach oben.
Der Mast?
Der Mast war weg.
Einfach weg.
Und auch das Deck sah ganz fremd aus.
Und schief.
Das Wasser schwappte schon über das Deck.
Verdammt!
Hein schaute ob er noch irgendjemanden auf den Beinen sah. Da drüben halb im Wasser trieb Pöpke. Das eine Bein seltsam angewinkelt. Wie eine kaputte Puppe.
Hein griff an den Gürtel. Der Bolger war weg. Aber die Axt war noch da. Mühsam kletterte er über das Schanzkleid auf das Mitteldeck.
Der Mast lag zur Backbordseite über und ließ das Schiff fast kentern. Es fehlte nicht mehr viel.
Mühsam mit schlappen Schlägen schlug Hein auf die dicken Trossen ein, die das waidwunde Schiff an seinen Mast fesselten.
Da, für die Galeere!
Da, für die Witwe!
Da, für Kinder!
Da, für die Énorme!
Da, für den Jocke!
Da, für den Piet!
Und er war nicht mehr allein.
Xiana gesellte sich zu ihm und hackte wie verrückt auf die Trossen ein.
Da, Pater Lucius half mit und hackte wie wild.
Der Triefaugenjan, die Frauke, die rote Frieda und Leyla.
Die Trossen begannen zu knirschen.
Und zu jammern.
Da, und da, und da ...
Hein merkte nicht, das er es laut rief.
Und es war ihm auch egal.
Da, und da ...
Und dann ... endlich ... mit einem traurigen Knirschen und Wimmern löste sich die letzte Trosse und die Braut schnellte hoch. Wieder riss es Hein von den Beinen. Nur mühsam konnte er sich festhalten.
Und die Braut knackte und knirschte.
Hein tat es weh.
Körperlich weh.
Das Achterdeck war voller Trümmer.
Von den Decksgeschützen keine Spur.
An der Rah, die gerade ins Wasser rutschte hing Piet Speigatt mit einem Fuß in ein Tau gewickelt.
Hein bekam große Augen und schnellte irgendwie aufs Achterdeck. Er konnte das Tau gerade noch mit einem Schlag zerhacken, bevor es Piet mit in die Tiefe reißen konnte. Aber Piets Fuß lag irgendwie sehr krumm da. Und das Bein auch.
Verdammt!
Im Vorschiff brannte etwas.
Er brüllte jemanden an.
War es Xiana? War es Leyla? Er wusste es nicht mehr.
Hein wusste nicht, ob er etwas Verständliches von sich gegeben hatte. Aber das hübsche verdreckte Gesicht verschwand und huschte zum Vorderdeck.
Hein versuchte klarer zu sehen.
Und rappelte sich wieder hoch.
Das Schiff lag tief im Wasser.
Zu tief. Mühsam kletterte er zum Niedergang und sammelte auf dem Weg Frieder und Jette ein. Er kletterte über die Trümmer des Niedergangs nach unten. Immer tiefer. Im unteren Laderaum stand das Wasser schon mannshoch.
Verdammt!
Er schickte Frieder und Jette los, Leute zu sammeln und zu den Lenzpumpen zu bringen. So viele und so schnell wie möglich.
Offensichtlich konnte er wieder verständlich reden.
Hier zog er einen Seemann auf die Beine, dort schlug er einen Mittelländer wach. Und alle schickte er zu den Pumpen.
Verdammt!
Der Bootsmann? Wo war der Bootsmann.
Hein fand ihn, den Hals seltsam verdreht. Und der Kopf baumelte langsam mit der Dünung.
Verdammt!
Einer der Gehilfen des Bootsmanns hatte eine blutige Beule an der Stirn und glotzte Hein erst ziemlich blöde an. Hein scheuerte ihm ein paar und schüttelte ihn kräftig bei den Schultern. Das schien zu helfen. Zumindest sammelte er seine Werkzeuge zusammen und schnappte sich einige Seeleute.
Hein kletterte wieder nach oben.
Im Vorschiff waren etliche Seeleute damit beschäftigt das Feuer zu löschen und es sah so aus, als ob sie es schaffen könnten.
Hein wühlte sich zur Messe durch.
Blut!
Blut und Chaos!
Verdammt!
Chariva lag halb unter einem Tisch begraben in einer Blutlache. Roxsana daneben. Ein mannsgroßer Holzsplitter ragte aus ihrer Seite.
Verdammt!
Chariva bewegte sich. Vorsichtig patschte Hein ihr Gesicht. Sie blickt ihn an. Und lächelte. Hein konnte nicht umhin und lächelte zurück.
"Alles in Ordnung?", fragte er.
"Ich..ich denke schon", antwortete sie. Dann blickte sie sich um und bemerkte Roxsana. Schnell kam Bewegung in sie. Kaum einen Augenblick später war sie schon dabei, den Splitter zu entfernen.
Hein schob noch zwei Mittelländer in Charivas Richtung. Dann wankte er an Deck.
Die durch die Wolken brechende Sonne blendete ihn.
Er sah das Meer.
Er sah die Trümmer auf dem Wasser.
Und er sah Segel.
Ein Schiff.
Die Terrible.
Sie segelte in ihre Richtung.
"Verdammt!", sagte er.

Langsam kam wieder Bewegung in die verbliebene Besatzung der Braut. Ein paar versuchten ein noch vorhandenes Geschütz auf eine halb defekte Lafette zu setzen. Hein sprang hinzu und packte mit an. Es war die "Nackter Mann".
Die Lafette von der Leviathan schien auch noch ganz brauchbar zu sein. Eines der Buglanglaufrohre konnten sie vielleicht wieder klar machen.
Hein grübelte einen Augenblick.
"Hey, Jungs. Ihr müsst hier nicht sterben. Ihr könnt euch ergeben."
Xiana fragte "Und was ist mit dir?"
"Ich werde nicht noch einmal lebend in die Hände der Khardin fallen. Auf keinen Fall."
Fiete spuckte ins Wasser und holte eine Bleikugel heran.
"Ich hol schon mal das Pulver!", sagte Xiana.
Und Hein war baff.

Auf der Terrible:

Er hatte viele Namen und war gefürchtet. Pierre de Corneille war bekannt, sein Schiff war bekannt, seine Crew war bekannt und vor allem gefürchtet.

Noch nie hatte der ehemalige französische Edelmann ein Gefecht verloren und er liebte das Gefecht. Aber vor allem liebte er seine Sammlung von Ringen, die an seiner Hand und um seinen Hals hingen. Ringe von Kapitänen, die ihm einen guten Kampf geliefert hatten und bald würde er sich einen neuen nehmen, bald.

„Grüner Rauch!“, wisperte Bull und es dauerte, bis der kalte Gesichtszug sich zum Heck bewegte und wahrnahm, wie die Andarov in den Fluten versank. Aus ihrem Heck quoll noch grüner Rauch, das Zeichen für Aufgabe, Flucht, Kapitulation, das Zeichen für Schande. Die beiden überlebenden Galeeren ruderten um ihr Leben und Pierre konnte ohne Glas sehen, dass die restlichen Holks zwar beschädigt aber willens waren, in seine Richtung zu segeln.

Pierre blickte wieder auf den Haufen gequälten Holzes, der mal die Braut gewesen war, wie verzweifelt die Matrosen versuchten, mit einer Bombarde seiner Richtung zu entgehen. Die Schlacht war verloren, sein Kontrakt war verloren, Julius war verloren und vor allem Mara war verloren. Er seufzte leicht, was für eine Frau, nicht wenige Nächte hatten sie heimlich geteilt, obwohl es ihr von ihrem behämmerten Glauben verboten war. Pierre schaute Bull an und Bull schaute zurück.

Rache war kein guter Ratgeber, aber Gerechtigkeit, und er war bekannt dafür, gleiches mit gleichem zu vergelten.

„Backbordbatterie feuerbereit machen! Volle Treibladung, Eisengeschosse!“, sprach er fast gefühlslos und warf sich in die Wanten, so dass ihn der Gegner persönlich sehen konnte.

Die Le Terrible schoss an die geschundene Braut heran. Die Kanonen gierig herausgestreckt!

Hein konnte sehen, wie die Terrible einschwenkte, um ihnen den Rest zu geben. 'Ha', dachte er, 'jetzt tauchst du hier auf, Corneille, jetzt, wo wir uns nicht mehr wehren können. Tausend tote Klabauter! Das würdest du dich nicht trauen, wenn die Braut noch nicht angeschlagen und verwundet wäre.'
Hein schaute auf die kümmerlichen beiden Geschütze, die sie hatten wieder bereitmachen können.
Dann schaute er auf die Überlebenden. Jocke blutüberströmt auf dem Achterdeck. Xiana, das Fass mit dem Pulver noch in der Hand. Pöpke mit schmerzverzerrtem Gesicht. Piet, dessen erstes Wort "Rum" war, als er wieder wach geworden war. Jupp, wo immer er sich auch verkrochen haben mochte. Roxsana und Chariva, Lucius und Hagan, Fiete und Jette, alle Jans und Haukes und wie sie alle hießen.
Alle die gutmütigen Schurken, die er mochte mit allen ihren Eigenheiten und Schrullen.
Hein grinste sie alle an.
"Meine Freunde! Es war mir eine Ehre, mit Euch segeln zu dürfen! Ich möchte keinen Tag davon missen! Wir werden uns wiedersehen in einem anderen Leben!"
Dann schwang er sich an die kümmerlichen Überreste der Fockwanten.
Er war bereit.
Und brüllte dem Feind entgegen.
Und alle brüllten mit.

Die Nordmann-Schanze:

Die Bankarmbrüste vibrierten, als sie ihre Ladungen auf die Vorschiffe der beiden Galeeren der Landungstrupps entließen. Die hölzerne Hülse des jeweiligen Geschosses fiel kurz hinter dem Strand ins das Wasser, jedoch nicht, ohne vorher ihre Ladung zu entlassen. Zwei Dutzend hühnereigroße Bleikugeln flogen nun mit jedem Schuss über die Decks der Galeeren und fraßen große Lücken in die dort auf die Anlandung wartenden Kharator. Als der Feind damit begann, Schilde zum Schutz über die Reling zu halten, wechselten die Geschützmannschaften auf schwere Spieße, welche nicht nur die Schilde, sondern auch den Rumpf des Schiffes durchschlagen konnten.

Brynjar war mit dem bisherigen Verlauf der Schlacht überaus zufrieden. Sie hatten nur wenige Ausfälle durch Zufallstreffer zu verzeichnen. Diese waren jedoch größtenteils tödlich, da ja bei den Schützen lediglich Kopf und Schultern über die Bewehrung hinwegschauten. Selbst die feindlichen Buggeschütze konnten nur wenig ausrichten, da sie zu nah für ballistische Angriffe waren. Ihr Beschuss war ebenfalls fast horizontal, blieb jedoch oft im Sand der Schanze stecken. Unweit von Brynjars jetziger Position kam ein solches Geschoss jedoch vor der Schanz auf, prallte unkontrolliert vom Boden ab und flog im engen Radius über den Wall. Der Schütze sah die Steinkugel nicht einmal kommen, als sein Oberkörper erfasst und mit unglaublicher Wucht nach hinten gebogen wurde. Glücklicherweise übertönte der Geschützlärm das Geräusch von zerschmetterten Knochen.

Ganz anders sah es indes auf dem Strand bis zu den Schiffen aus. Hier lagen oder schwammen bereits zahlreiche leblose Körper und behinderten die Koordination des Feindes. Es war ein erschreckender Anblick, den der Strand war bereits großflächig rotgefärbt und der Sand schien das Blut wie ein Schwamm aufzusaugen. Doch nun hatte sich endlich eine stattliche Schar an Feinden hinter einem Schildwall versammelt und bildeten aus ihren Schilden eine schützende Schildkröte. Das hysterische Gebrüll des Offiziers war bis hinter die Schanze zu hören. Immer wieder lugte ein Feuerrohr aus dem Wall hervor und schoss in den Wald. Dann setzte sich das Ungetüm aus Menschenleibern langsam in Bewegung.

„Sie kommen“, sagte Brynjar und ließ die Bogenschützen eine letzte Salve verschießen. Dann wichen diese auf Befehl zurück und machten den Schildträgern Platz, während sie selbst die Waffen wechselten. Als die Schildkröte den Waldrand erreichte, kehrten die Bogenschützen nun mit Speeren und großen, nordischen Äxten in die zweite Reihe zurück. Jetzt endlich konnten die Kharator erahnen, mit was für einer Wehranlage sie es zu tun hatten.

Auf der Terrible:

Pierre hörte das Gebrüll vom feindlichen Schiff und musste doch lächeln. Sture Hafenböcke, dachte er sich. Aber so einfach, so einfach wäre doch zu einfach und ich will mir diesen Ring verdienen.

„Backbord Batterie, voller Winkel zum Anschlag. Bull einschlagen nach Steuerbord!“

Der Geschützoffizier schaute irritiert, wagte es aber nicht, dem Befehl zu wiedersprechen.

„Feuer!“, schrie Pierre und mit einem lauten Krachen entlud sich die Breitseite. Die Kugeln schlugen knapp vor der Braut ohne irgendeinen Schaden anzurichten. Hohe Wassergischte spritzten auf das Deck der Braut und während die Terrible an ihr vorbeizog, schaute Pierre fast jeden auf Deck direkt an. Dann zog er den Hut und verneigte sich in den Wanten. Seine Mannschaft krächzte und krähte, so als wenn sie dem Brüllen der Braut etwas entgegen wollten.


Die Terrible schoss vorbei und drehte der Braut den Rücken zu.

„Auf ein Andermal, meine Freunde. Auf ein Andermal!“, murmelte Pierre

„Bull, wir segeln nach Hause. Bestimmt werden sie ihren Nachschub über Burgund und Aranien schiffen. Dort werden wir auf fette Beute hoffen. Signal an die Lame, wir brechen hier ab.“

Bull nickte und ließ den Worten Taten folgen, ein Signalfeuer wurde in die Luft geschossen und die Terrible entfernte sich immer weiter.

„Du hättest ihnen den Rest geben sollen“, flüsterte Bull
Pierre blickte noch lange zur Braut und schaute dann Bull an.
„Sie kämpften alleine gegen fünf. Dann brechen sie innerhalb kürzester Zeit durch die Blockade und dann versenken sie noch das Gros der Flotte der Khardin und überleben einen direkten Schlagabtausch mit der Énorme. Egal, welcher der Meeresgötter ihnen gewogen ist, ihn so zu brüskieren will ich nicht wagen. Abgesehen davon, wo bleibt die Herausforderung? Ich hörte, Piet Speigatt und Hein van Fleet haben sehr hübsche Ringe … sehr hübsche Ringe …“

Pierre schlenderte in seine Kajüte, die Zeit würde kommen. Erst mal würden sie den Nachschub unterbinden und dann, irgendwann, irgendwo würden sie sich mit der Braut auseinandersetzen.

An der Geschützbatterie:

Die Bärenfellträger brachen in die Reihen der Kharator wie wilde Stiere. Äxte trafen auf Schädel und nagten sich durch Fleisch, Blut spritzte, Köpfe rollten, junge Soldaten schrien, als sie ihre Gliedmaßen verloren. Viele der Berserker kamen aber nicht weit, zwölf fielen schon durch die Feuerrohre, bevor sie die Soldaten erreichten. Dennoch trieben die Bären die Kharator vom Strand und lösten ihre Formation.

Ragnar Sturrison war ein ergrauter Krieger, und dennoch zerfleischte sein Schwert viele der jungen Soldaten, schon früher hatte er sich einen Namen gemacht und man nannte ihn den Fleischer. Eine Kugel aus den Feuerrohren traf Ragnar am Kopf und ließ ihn kurz taumeln, doch das machte ihn nur noch wilder. Er biss in seinen Schild und stürmte in fünf Kharator. Er schlug Schädel ein, riss Fleisch aus ihren Körpern und schließlich erwürgte er einen von ihnen mit bloßen Händen. Sie schlugen auf ihn ein, doch er spürte nicht, wie ihre Schwerter ihm das Fleisch von den Rippen schälten. So stürmte er auf einen großen Soldaten und hob sein Schwert, in diesem Moment sah Ragnar noch ein letztes Mal, wie sein Körper auf den Soldaten zurannte und diesen erschlug, dann landete Ragnars Kopf, sauber abgetrennt von einem Schwert auf dem Strandboden.

Die Kharator waren versprengt und leichte Ziele. Als der Kampf sich auflöste, rannten einige der Berserker immer noch Kharator hinterher, sogar ins tiefe Wasser. Die Panik vor der Wildheit dieser Monster würde man noch bis nach Festenstein fühlen.

Xiana traute ihren Augen nicht.
Statt der Braut den Rest zu geben, wandte sich das gegnerische Schiff ab.
"Ich glaubs nicht. Hein! Sie drehen ab!"
Ihr fiel die Kinnlade herunter. Zum ersten Mal sah man Xiana sprachlos.


Als die Schildkröte den Wald erreichte, da zögerte sie etwas. Die Bäume verhinderten ihre geschlossene Formation und so mussten sie auffächern und durch das Geäst brechen. Vor ihnen tat sich nun das Verteidigungswerk der Nordmänner auf, deren geschlossene Formation einen mannshohen Wall beherrschte, der sich von links nach rechts über die gesamte Sichtweite erstreckte. Vor diesem Hindernis tat sich nun ein noch niedriges Dickicht aus angespitzten Ästen auf, die einen raschen Sturm verhinderten. Sie versprachen einem jeden einen sehr schmerzhaften Sturz, den es auf dem Weg von den Beinen holen sollte. Auf dem Wall herrschte nun ein großes Lärmen, als die Karle wild auf ihre Schilde schlugen und ihren Feinden Hohn- und Spottgesänge entgegenschmetterten.

Doch die Stimme und Drohungen eines irrsinnig klingenden Offiziers trieb die Kharator vor, welche nun das Feld der Friesischen Reiter betraten. Vereinzelt fielen Schüsse aus Feuerrohren, die in die Reihen der Nordmänner einschlugen. Sie wurden auf dieser kurzen Distanz mit Wurfäxten und –spießen beantwortet. Wenn diese keine Opfer forderten, dann schlugen sie zumeist in die vorgehaltenen Schilde ein. Dort machten sie diese schwerer und unhandlich. Aber dennoch drängten die Krieger des Kharad langsam vor.

Die geschlossene Reihe der Kharator wurde aufgelockert, als sie mit unterschiedlicher Geschwindigkeit die friesischen Reiter passierten. Einzelne Männer, die von hinten geschubst oder von Wurfgeschossen getroffen wurden, stürzten. Waren ihre Leiber häufig durch Rüstwerk ausreichend gepanzert, so bohrten sich nun Holzspitzen durch dünnen oder gefütterten Stoff in Arme, Beine oder Gesicht. Die aufkommenden Schreie erstarben, als die nachrückenden Kharator über ihre Kameraden stiegen. Dann erreichten sie den Fuß des Walls und der Nahkampf begann.

Die Veteranen aus dem Norden nutzen die Deckung von Schilden und Schwertern, um die Angriffe des Feindes abzuwehren. Dann stießen die langen schmalen Spitzen der Spieße aus der zweiten Reihe vor und suchten nach Lücken im gegnerischen Schildwall. Diese wurden auch von mächtigen Axthieben geschaffen, die Schilde spalten oder diese aus den Händen reißen konnten. Heißblütig war der Gesang der Nordleute, als sie ihr blutig Tagwerk verrichteten und dabei die günstigere, erhobene Position ausnutzten.

Dann schallte auf einmal ein wildes Gebrüll von Norden her und nackte Wilde brachen über die Nachhut der Kharator herein, die sich auf dem Strand sammelte. Große Äxte und scharfe Klingen wurden geschwungen, die feindliche Köperglieder abtrennten oder Köpfe einschlugen. Disziplin und Formation interessierte diese Kreaturen einen Dreck und wer in ihre Augen sah, der sah sein nahes, grausames Ende. War die Moral bereits am Boden, so gab ihr das Erscheinen dieser rasenden Bestien den Rest. Kharator ließen ihre Waffen an Ort und Stelle fallen, drehten sich um und rannten. Panik brach aus und aus einem Halten der Stellung wurde ein Rückzug, aus dem Rückzug eine wilde Flucht. Nicht wenige der Fliehenden wurden durch diese Dämonen eingeholt und mit bloßen Händen zerfleischt.

Als das Toben am Strand begann, wendeten sich die letzten der feindlichen Krieger entsetzt um. Dann ging ein Raunen durch die feindlichen Reihen und der Offizier kreischte bedenklich. Dann wurde er auf einmal still, starrte erstaunt auf eine Klinge in seinem Bauch und dann in das panische Weiß der Augen des jungen Kharator vor ihm. Mit einem letzten Seufzen fiel er langsam nach hinten um. Dies war das Signal und die feindlichen Reihen brachen auseinander. Wie eine wilde Wisentherde machte der Feind kehrt und floh vom Schlachtfeld, den Strand und die Küste entlang gen Süden.

Der schwarzbärtige Brynjar indes befahl die Sicherung der beiden Galeeren und sah von einer Verfolgung ab. Sollten die panischen Feinde doch zu Hause von den Schrecken dieses Tages erzählen und Furcht in den Reihen ihrer Feinde säen. Nun gab es Wichtigeres zu tun und er befahl die Verwundeten und später die Waffen auf dem Schlachtfeld zu bergen. Dann ließ er die Stellungen erneut sichern, bis der Abmarschbefehl kommen würde.

Die Nordmann-Schanze:

Als Hroc Earricson, der Jarl der Geirangerschen Flotte, zu den Stellungen kam, schritt er über einen rostroten Strand und zahlreiche zerbrochene Pfeilschäfte. Ein süßlicher Geruch begann sich schon auszubreiten. Man hatte die Verwundeten versorgt und die Gefallenen bereits abtransportiert. Die Leichen der getöteten Kharator hatte man auch aus dem Wasser gefischt, geplündert und am Strand aufgereiht, sofern sie nicht bereits abgetrieben waren. Nun stapelten sich deren Rüstzeug und Waffen auf einem Haufen, der Stück für Stück auf die Langschiffe verladen wurde.

Hroc fand Brynjar in der Schanze, wo ihm gerade zwei Leinensäcke gebracht wurden. Die beiden Männer fielen sich in die Arme und beglückwünschten sich für einen solch glorreichen Sieg. Dann wies Brynjar auf die Leinensäcke. „Das sind alle Pfeilspitzen, die wir retten konnten. Uns gehen langsam die Pfeile aus. Noch so eine Vorstellung und wir sitzen auf dem Trockenen“, meinte er bedenklich. „Wir brauchen ein paar Tage Rast in einem passenden Gehölz, damit wir unsere Vorräte wieder auffüllen können.“ Hroc nickte und wurde dann ernst. „Gut, versprechen kann ich es dir nicht, aber es sollte nicht mehr lange dauern und unser Geschäft hier ist abgeschlossen. Doch lass uns nun zu den unangenehmen Dingen kommen.“ Er begann mit Brynjar die Schanze entlang zu gehen. „Wie viel Männer haben wir verloren?“ Brynjar hatte bereits mit der Frage gerechnet. „Wir haben dreiundzwanzig Mann verloren und einige Verletzte werden die Nacht vielleicht nicht überstehen ...“ Hroc blieb wie angewurzelt stehen. „Dreiundzwanzig?“, fragte er ungläubig und blickte auf den Teppich von toten Kharator am Strand hinunter. „Ja, wobei wir vierzehn Mann allein bei den Bärenfellträgern verloren haben“, antwortete der schwarzbärtige Brynjar darauf. „Sie wurden etwas ... ungeduldig ... und haben sich einfach diese Galeere dort drüben geholt“, sagte er grinsend. Hroc schüttelte den Kopf. „Und Koij?“, fragte er seinen Gefolgsmann. „Nun, wir mussten etwas warten, bis er wieder ansprechbar war und damit aufhörte, den Schädel eines Feindes dauernd gegen den Bug des Schiffes zu schlagen. Aber nachdem seine Wunden verbunden sind und er nun einen Krug Met gegen die Schmerzen in sich hineingeschüttet hat, ist er fast wieder erträglich“, erwiderte dieser. „Wie ist es der Seeschlacht ergangen?“, fragte der Hersir der Landtruppen seinen Jarl.

Hroc blickte Brynjar in die Augen. „Knapp“, sagte er nur. „Sehr knapp.“ Er kratzte sich sachte am Hinterkopf. „Ich habe die Kaupskip hinausgeschickt, um Verwundete von den Schiffen zu übernehmen und unsere Hilfe anzubieten. Von den Herskip der Danglarer Flotte ist nicht mehr viel übrig.“ Er spuckte aus und trat brummig einen Ast beiseite. „Mögen die Götter dieses Thursenwerk verfluchen und es den Händen der Menschen wieder entreißen. Wo ist da der ehrliche Kampf geblieben? Ist es wahrlich Walvaters Wille, durch eine solche Monstrosität zu sterben? Kann man sich derart vor ihm beweisen?“ Er seufzte. „Nun, es nähert sich alles dem Ende. Wenn Perlhafen fällt, dann ist unser Geschäft abgeschlossen und wir werden ausbezahlt.“

Er verabschiedete sich und eilte zur Lagans Erbe zurück. Sein nächster Halt wäre bei der Braut ... oder was von ihr übrig war.


Auf der Braut:

Auf dem zerschlagenen Oberdeck herrschte Stille. Rotgeränderte Augen blickten fassungslos auf ein sich entfernendes Schiff. In der Ferne kreischte eine Möwe.

In die Stille brach das Knarzen und Splittern von Brettern. Tarbhan von Threist erhob sich aus einem Haufen geborstener Planken und verknoteter Takelage. Holzstaub rieselte aus seinem schütteren Haar und verdickte das Blut auf seiner Stirn. Er reckte sich, das Knacken seiner Wirbel war über das ganze Deck zu hören.
Er strahlte wie ein Kind.
"Großartig! Ist es bei Euch hier draußen immer so aufregend?"


Die kleineren, leichteren Schiffe aus Vinlands Norden kreuzten vorsichtig in der Meerenge und fischten Überlebende aus dem kalten Wasser. Es waren erschreckend wenige. Bald ging man daher auch dazu über, Leichen aus dem Wasser zu bergen, sofern sie noch als solche erkennbar waren, und diese an Land zu transportieren. Dort hatten die Nordleute damit begonnen, eine große Grube inmitten der Halbinsel auszuheben und diese mit den Leichen der gefallen Feinde zu füllen. Schon die Toten des Landungsunternehmens zählten in die Hunderte und mit jeder Schiffsladung wurden es mehr.

Die größeren Kaup- und Herskip indes, pendelten zwischen den angeschlagenen Kriegsschiffen der Danglar-burgundischen Flotte hin und her. Sie brachten die Verwundeten in ein frisch eingerichtetes Lazarett auf der Halbinsel, wo sie am besten versorgt werden konnten. Als das Wetter umschlug und die See langsam rauer wurde, ließ Hroc Earricson die schwer angeschlagenen Schiffe auf die Wind abgewandte Seite der Halbinsel ziehen. Dort konnten sie vor Anker gehen und die wichtigsten Reparaturen durchführen. Für alle anderen Arbeiten wäre ein Dock dringend erforderlich.

Die langsam vor sich hin dümpelnde Braut bot einen erschreckenden Anblick. Hroc geleitete sie mit dem Geirangerschen Drachen auf die geschützte Reede. Der Jarl bezweifelte, dass dieses Schiff je wieder die Meere befahren und ihren Feinden ins Gesicht lachen konnte. Er betrachtete das Schiff und sah, wie sich der Rumpf seltsam benahm und sich im zunehmenden Seegang verformte. Die schützende Bucht aufzusuchen war daher mehr als sinnvoll gewesen. Der Hersir der Geiranger schüttelte traurig den Kopf. Der Feind hatte ihr also mehr als nur eine Rippe gebrochen, das stand wohl fest.

Bei der Einfahrt in die Bucht machte Hroc dennoch eine gute Miene zum bösen Spiel, den von Deck und von Land aus erschallen Jubelrufe, die die Braut willkommen hießen.

Prolog

In Harrgon:

Konstantin stand mit Khardin Marzes Eseptris Jhesop Vasthuul und den restlichen Eseptris vor dem großen Andachtsraum. Alles sollte bis aufs Kleinste geplant sein, der Kharad würde im Hintergrund schon verweilen, während die Eseptris durch die Mengen des Adels und der Bürgerschaft zum Altar schreiten und dort die Lobpreisungen für die Preadin übernehmen sollten.

Sei Adjutant huschte eiligen Schrittes zu Ihm und übergab ihm eine Depesche. Schneller als üblich und sonst alle Demutsbezeugungen vergessend, huschte Khardin Okus Tihef wieder zurück.

Konstantin öffnete die Depesche und wusste, warum sein Okus sich zurückzog.

„Das ist die Invasion!“, hustete er fast erstickt.

Jhesop Vasthuul fixierte ihn mit einem fast unmenschlich kalten Blick und seine Stimme huschte direkt näher, um seine gesalbten Worte wiederzugeben. Die restlichen Eseptris hielten mit ihren Gesprächen inne und blickte Konstantin an.

„Bruder Konstantin, bitte berichtet seiner Berührtheit Jhesop Vasthuul, was passiert sein mag?“, sang die melodiöse stimme.

Konstantin hielt kurz inne und wählte seine Worte. Vasthuul war nicht nur unter den Khardin gefürchtet, sondern auch unter den Eseptris. Kaum einer hatte soviel Einfluss und vor allem erbauerliche Macht. Immerhin hatte er so viel Macht, dass er sogar dem Tode trotzen konnte.

„Unsere Späher melden, dass unsere Flotte empfindlich geschlagen wurde. Nur zwei Galeeren konnten das Gefecht überleben. Alle Akkaron sind vernichtet. Der Feind verfügt noch über zwei bis vier Kriegsschiffe. Alle Transportschiffe scheinen intakt zu sein. Die Meldungen sind noch etwas widersprüchlich, aber anscheinend war die Taktik einzig und allein dazu da, um unsere Flotte zum entscheidenden Kampf zu locken. Damit könnte sich ein weiteres Ziel auftun.“

„Seine Heiligkeit bedauert diesen Verlust, sieht darin aber immer noch eine Möglichkeit, alles zum Guten zu wenden!“

Konstantin war sprachlos und vor allem irritiert, als im Hintergrund sich zeitgleich die Tore zum Thronsaal geöffnet hatten und der Kharad auf einen vorgeschobenen Stuhl seine Stimme erhob. So, als wenn er die Nachricht vorausgesehen und dort auf die Nachricht gewartet hätte.

Seine Stimme dröhnte wie ein Hammerschlag und alle Eseptris verneigten sich in Demut.

Sein Befahl drang wie eine Lobpreisung in ihre Herzen und alle Eseptris frohlockten voller Zuversicht.

Seine Person war unerschütterlich und ewiglich und alle Eseptris erkannten dies.

Konstantin blickte wieder auf, als der Kharad seine Stimme senkte und blickte die restlichen Eseptris an.

Jhesop drehte sich zu ihm um.

„Bruder Konstantin! Lasst Briefe zu den Werften schicken, jedes nur halbwegs schwimmfähige Schiff ist zu requirieren und zu bemannen. Wir denken, dass die Invasion dort ein Ablenkungsmanöver ist und die richtige noch folgen wird.“

„Aber wen dem so ist, müssen wir direkt zurück zu unseren Einsatzorten? Wie können wir hier verharren, wenn die Ketzer aus Norderwall, Lomond, Burgund und sonstigen dreckigen Ländern über unser heiliges Falghorat herfallen?“

Das Gesicht von Jhesop erhellte sich etwas, was in diesen Tagen selten war.

„Sollen sie kommen, ein besseren Beweis für ihre Falschheit könnten sie uns nicht liefern, als kurz vor oder nach einem der heiligsten Tage unseres Glaubens anzugreifen. Dennoch, der Befehl des Kharad war klar. Wir werden erst unsere Schwerter nach den Feierlichkeiten erheben, selbst wenn wir dadurch an Boden verlieren. Dies ist ein Krieg der Taten und der Worte, etwas, was wir seit Jahrhunderten perfektioniert haben. Alles wird so geschehen, wie es der Kharad gesehen hat. So wie es von Anbeginn unseres Ordens von Kharad zu Kharad weitergegeben wurde.“

Konstantin nickte und die restlichen Eseptris taten es ihm nach. Der Kharad hatte sich noch nie geirrt und wenn erst die Tore von Festenstein sich öffneten und die stählerne Flut sich über die Ungläubigen ergoss, dann würden diese erkennen, welche Herrlichkeit sie herausgefordert haben.

"Hein, das Langboot ist nur noch Anmachholz, die Barkasse konnten wir aber abdichten." Xianas Gesicht war rußgeschwärzt.
"Gut, bringt sie zu Wasser und bemannt sie voll." Hein sah nicht besser aus. Geronnenes Blut klebte in seinem Gesicht und an seinen Ärmeln. Er wusste immer noch nicht, woher.
"Die Lenzpumpen sind vollbesetzt, und wir haben alles, was erreichbar war, abgedichtet, aber wir nehmen immer noch Wasser. Und der Pegel steigt noch immer." Fiete, der Bootsmannsmaat, war noch klatschnass und klapperte mit den Zähnen.
"Tut, was ihr könnt, lasst sie nicht absacken."
Fiete nickte und trottete wieder unter Deck.
"Sechs Riemen sind noch heil, die könnten wir bemannen."
Ismael hatte einen Arm in der Schlinge.
"Tut das, wir müssen ans Ufer."
Hein schaute über die kümmerliche Segelfläche, die die Braut noch an den Wind bringen konnte. Die Bilde war weg, es standen noch der Innenklüver und die Fock. Das war es. Die Marsspirre des Fockmasts war abgeschossen und vom Großmast stand nur noch ein sechs oder acht Ellen hoher Stumpf.
Langsam setzte sich die Braut in Bewegung.
Mühsam kroch sie aufs rettende Ufer zu. Bald gesellten sich zur Barkasse auch Langboote der Nordleute.
Die Braut lag tief im Wasser, als sie die Bucht erreichte.
"Setz sie auf den Strand, Jocke. Setz sie vorsichtig auf den Sand."
Und Jocke nickte.


Der Raum war vielleicht drei mal vier Schritt, aber er wies alles auf, nachdem es Hroc gerade verlangte: eine Waschschüssel und vor allem ein warmes Bett! Er hatte mit dem Führungsstab der Geirangerschen Flotte unweit des Hafens Quartier bezogen und sich hierfür einen kleinen Gasthof ausgewählt in ... in? Perlhafen, so hieß diese Stadt wohl. Er ließ seine blutigen Gewänder einfach zu Boden fallen und wusch sich, so gut es ging, an einer Waschschüssel. Sheena, die Unfreie aus Eire, sammelte rasch die Kleider ein und trug sie zur Wäsche hinaus. Als sie zurück kam, brachte sie einen neuen Krug mit warmen Wasser und half ihrem Herrn bei der Wäsche. Sein Körper war mit blauen Flecken übersät und jede Bewegungen war eine Marter. Ächzend setzte Hroc sich auf den Rand des Bettes und nahm sich gerade noch genug Zeit, um sich die Stiefel auszuziehen. Dann ließ er sich einfach zur Seite kippen.

Was waren dies bloß für Stunden gewesen? Sein Körper schmerzte an allen Stellen und er sehnte sich nach Schlaf. Schlaf, das war ein Luxus, denn er sich die letzten zwei Tage nicht gegönnt hatte. Und nun lag er hier und der Schlaf wollte nicht kommen. Statt dessen schwirrten wilde Fragen in seinem Kopf umher, einem Kopf der sich nun dumpf und leer anfühlte ... oder vielleicht wie ein großer Sack voll Wolle.

Hrocs rotgeränderte Augen starrten zur Decke, während Sheena die Kerzen löschte und das Schmutzwasser hinausbrachte. Was - bei den Göttern - war alles geschehen?



Re: Im Auftrag des Falgathen II

Am Tag nach der Schlacht besuchte Hroc Earricson, die Verwundeten seines Heeres, die man in einem Lagerhaus am Hafen untergebracht hatte und sprach ihnen Trost und Mut zu. Die Schlacht des Vortags war hart gewesen, doch zumindest konnten sie dem Zorn des Stahlkolosses auf der Harr entgehen, welcher vor ihren Augen in einer flammenden Säule verging.

Sie hatten die Stellung auf der Halbinsel gehalten und gegen etwaige Angriffe geschützt, bis die Flotte die Anker gehoben hatte und zum letzten Spielzug aufgebrochen war. Erst hiernach räumten sie die Schanzen und bemannten ihre eigenen Langschiffe. Hroc sah noch wehleidig zu dem letzten Schiff zurück, daß nun ganz allein am Strand verblieb. Er hatte die Braut bei Niedrigwasser gesehen und nur noch ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Der Feind hatte ihr etliche Rippen und fast auch das Rückgrat gebrochen. Nun begann eine Restmannschaft damit, sie wenigstens bis Perlhafen fahrtüchtig zu bekommen, einem Hafen, bei dem es an diesem Morgen noch vollkommen unklar war, in wessen Händen er am Abend liegen würde.

Doch bald plagten Hroc ganz andere Gedanken. Sie hatten in dieser Nacht die „Lundi“, eine kleine Knorr als Teil eines Landungsunternehmens vorgeschickt. Sie war jedoch abgetrieben worden und konnte ihre Ladung nur nördlich der vorgesehenen Position absetzen. Das Aufteilen des Landungstrupps war eine schlechte Nachricht, welche die „Lundi“ bei ihrer Rückkehr im Morgengrauen brachte. Nun fragte sich nicht allein Hroc, wie es dem Landungstrupp ergangen war und ob sie ihr Ziel erreicht hatten.

Als sich die morgendlichen Nebelbänke zum Mittag hin hoben, da lag der Stahlkoloß noch unbehelligt auf der Harr. Doch schlaftrunken von den langen Feierlichkeiten des Abends erklang erst sehr spät ein Alarm auf Feindesseite und die erste Welle an Schiffen passierte das Monstrum unbehelligt. Doch dann brach Muspellsheimr über die Flotte herein und Thursenwerk steckte Stadt und Schiffe in Brandt.

Alle Hoffnung wollte gerade ersterben, als es schien, daß das Monstrum zum ersten Male von einer gewaltigen Faust getroffen wurde. Das Heck wurde niedergedrückt und ein Donner erklang, als ob des Asensohn selbst herbeigeeilt war und mit dem mächtigen Mjölnir auf das Thursenwerk einschlug. Der Koloß wand sich und fuhr eine Kurve, zu keinem Kurswechsel mehr fähig. Jubel brandete auf den Langschiffen auf doch war der Ringen noch lang nicht beendet. Denn noch immer schleuderte das Monstrum seine Wut gegen die zweite Welle der Schiffe und brachte Tod und Verderben...
Dann fuhr Mjölnir ein zweites Mal herab, drückte den Turm ein und öffnete den feurigen Schlund Muspells. Er zerschmetterte das Deck und riß den Koloß in zwei Teile, zwischen denen die Wut der Thursen in einer flammenden Säule in den Himmel empor stob. Dann verschwand das zerbrochene Monstrum in den Fluten des Flusses und ein Triumphschrei stieg von den Schiffen der Geiranger empor.

Nun waren die Nordmänner nicht länger zu halten und Hroc ließ sie gewähren. Weiß schäumte das Wasser unter den Riemen, als sie in den Hafen einfuhren. Der große Teil der zweiten Welle hatte es hart getroffen und viele Bundesgenossen waren in den dunklen Fluten versunken. Nun ruhten sie in den Hallen von Ran, doch dies war nicht das Ziel der Nordmänner aus Vinland, ihr Zorn war heiß und ungestüm und so kamen sie über den Feind, überraschend und hart.

Der Falghat stürmte selbst das Zentrum und drängte mit dem Orden zu den Hallen der Läuterung empor. Seine Mannen der ersten Welle hatten zudem die Tore im Osten und deren Umgebung erobert sowie das West- und das Nordtor im Handstreich genommen. Nun erhielten sie Entsatz durch die Reste der zweiten Welle, um sich gegen den Widerstand einer Übermacht aus Kharator und Mechanisten zu stellen. Sie hielten die Tore mit zähem Widerstand, hinter rasch aufgeworfenen Barrikaden.

So bot sich das Bild, als Geiranger aus dem Hafen stürmte und sich dem Feind annahm. Schienen die Bundesgenossen am Tore zuvor noch eingeschlossen, gar verloren, so wurden sie zum Amboß auf den der nordische Hammer hernieder ging. Zu eng waren die Straßen und Gassen, zu kurz die Wege für die verfluchten Feuerstöcke. Hier zählte nur der blutige und verzehrende Kampf von Mann gegen Mann.

Nichts konnte zwischen Hammer und Amboß widerstehen, nicht einmal das Thursenwerk der Mechanisten, welche sich ihren Weg durch die eigenen, dichtgedrängten Männer pflügen mußten und so Opfer in die eigenen Reihen brachten. Doch dort wo Schwert und Lanzenspitze versagten, dort wo diese Geschöpfe von finsteren Mächten sich stellen, dort entbrannten die blutigsten Gefechte der Schlacht. Hier suchte die Wucht der langstieligen Axt des Nordens ihre Opfer, spaltete, hackte und trennte Gliedmaßen vom Köper ab. Sie trat der übermenschlichen Kraft des Thursenwerks entgegen und hier war es, wo des Asen Wildheit im Kampf auf den ewigen Widersacher traf.

Doch dann, als sich das Gemetzel dem Höhepunkt näherte und das Kriegsglück teils hin und her wogte, da leerten sich die Häuser der Stadt. Mit selbstloser, aufgestauter Wut und angestachelt von der Raserei des Krieges strömten die Einwohner auf die Straßen. Mit einfachsten Waffen oder gar bloßen Händen fielen sie über den verhaßten Feind her, daß es zum Wohlgefallen der Götter war. Hoch war ihr Blutzoll, doch auch hoch ihre Ehre, die aus diesem Schlachtgewühl erwuchs. So fiel der Feind oder streckte die Waffen und die Stadt war befreit...

Es war eine wirklich Ruhmreiche Geschichte, welche die Nordleute mit in ihre Heimat nehmen konnten ... zumindest jene, die diese wiedersehen würden. Hroc hatte seine Männer in die Schlacht geführt und sie willig durch die Gassen von Perlhafen getrieben, wo sie über alles herfielen, was den weiß-roten Wappenrock des Kharad trug oder sich anderweitig in den Weg stellte. Die Gassen waren zu Beginn der Kämpfe leer gewesen und dies vereinfachte die Arbeit sehr, so daß er die strategischen Punkte besetzen und sichern konnte, um von dort aus gegen den Feind vorzurücken.

Zuerst stießen sie zum Osttor vor, von wo der lauteste Kampfeslärm kam und fielen den Feind in den Rücken. Es waren die letzten Bärenfellträger unter der Führung von Koij Husgardson, die sich dort durch die Reihen der feindlichen Kharator gruben und dort Angst und Schrecken verbreiteten. Ihnen folgten die Karle, bis ihnen endlich der Anschluß zu den eingeschlossenen Bundesbrüdern gelang. Als sich die Kämpfe im Osten zugunsten der Verbündeten wendeten, zog der Jarl von Geiranger persönlich zu den nun bedrängten Toren im Westen und Norden.

Das Westtor war bereits in sicheren Händen, denn die Argonauten hatten sich hier die Unterstützung von Einheimischen gesichert, doch im Norden wurde noch gekämpft. So fuhr der Jarl aus Geiranger und seine Huscarle in die Versorgungslinien des Feindes und schnitt den Verbänden des Kharads am Nordtor den Rückzugsweg ab. Nachdem sie die Frontlinien von Ost bis West wieder miteinander verbunden hatten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kharator am Nordtor die Aussichtslosigkeit ihrer Position erkannten und die Waffen streckten.

Hroc machte sich indes die Hilfe der Einheimischen zu nutze, ließ sie die Verwundeten abtransportieren, um die sie sich herzlich kümmerten, ließ sich von ihnen durch die fremden Gassen, durch Häuser und Hinterhöfe führen, um den Feind den Weg abzuschneiden und sie einfache Botendienste verrichten. Dies alles entlastete seine Krieger ungemein, so daß mehr Streiter in vorderster Front verbleiben konnten. Dies war sicherlich mit entscheidend für den glorreichen Ausgang dieser Schlacht

Nun, als die Last der Schlacht am Vortag abgeworfen war und Hrocs Körper eigentlich nur noch aus Schmerz bestand, da wurde im die Last der Pflicht aufgelegt. Folglich besuchte er an diesem Morgen seine Männer und ließ sich nichts anmerken. Besonders lange verweilte er am Bett von Koij Husgardson, der seine Mannen in der ersten Linie angeführt hatte und nun blaß und ohne Bewußtsein auf seinem Lager ruhte. Man brachte ihn mit vielen Wunden übersäht ins Lazarett, doch mittlerweile ging sein Atem wieder ruhig und stetig. Hroc hoffte das Beste für seinen alten Gefolgsmann und Freund.

Nachdem er mit anderen Verwundeten und den Feldschern gesprochen hatte, wandten sich seine Schritte den Quartieren der gesunden Karle zu, wo er mit lauten Hochrufen empfangen wurde. Er lobte die Männer, die für ihn gestritten hatten und die mit ihm in jenes ferne, unbekannte Land gezogen waren. Er dankte den Göttern und hob die Taten einzelner Karle hervor, die sich mit Ruhm nun brüsten konnten ... und sie gedachten der Gefallen, welche nun ohne Zweifel ihren Weg an die große Tafel gefunden hatten.

Er verließ die Quartiere aufrecht und unter großem Jubel, doch stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn und in der nächsten Gasse lehnte er sich zitternd an die nächste Häuserwand. Der erfahrene Kjalar Graubart war ihm zu einem Vertrauten geworden und zum zweiten Mann auf der „Lagan’s Erbe“, dem geirangerschen Drachen. Nun begleitete er seinen Hersir häufig und griff ihm helfend unter die Arme. Er und zwei Huscarle wachten über Hroc, bis die Schwäche wieder aus seinen Gliedern wich und er sich erheben konnte. „Was für ein Tag!“ sagte Hroc lächelnd zu seinem Freund. „Noch zum Stabstreffen und danach ein wenig mehr Ruhe, mein Freund.“ Sagte er lächelnd zu Kjalar. Dann schritten sie zum Hauptquartier und Kjalar lieh seinem Hersir eine stützende Schulter...



Ein dreifach Hoch auf unsere geliebte Pöpke für ihre Datensicherung!!!