Kami starrte mit offenen Augen an die Zeltwand. Irgendetwas zwang sie auf seine Frage nicht zu antworten. Es hätte zu lange gedauert sie zu beantworten. Trotzdem war die Berührung wie ein Blitzschlag gewesen. Nicht nur deshalb weil sie seit einem Jahr keiner mehr auf freundliche weise berührt hatte.
Sie dachte an das Jahr. Sie war geschlagen, getreten und vergewaltigt worden. Und alles nicht nur einmal. Als es das erste mal geschehen war hatte es ihr noch weh getan. auch beim zweiten mal... beim dritten mal hatte sie gelernt ihren geist abzuschalten. Einfach nur stumm zu sein und alles über sich ergehen zu lassen. Nie wieder hatte sie aufbegehrt. Nie wieder sich gegen irgendwas gewehrt. Kami hatte gelernt, dass wenn sie vergewaltigt wurde, sie sich nicht wehren sollte, weil es sonst schläge hagelte. Inzwischen hatte man ihr wahrscheinlich schon die chance genommen kinder zu bekommen. aber wer wollte schon in so eine welt ein kind setzten. wie unverantwortlich wäre das.
Er war nach draussen gegangen und plötzlich umfasste die einsamkeit sie wieder. Die einsamkeit griff nach ihrem Herz und kami konnte den kalten schauer spüren, der ihr über den rücken lief.
Dann endlich schlief sie ein. Stunden später wachte sie mit einem Schrei der Panik auf. Zuerst klang es nur wie ein Schrei, dann begann sie um Hilfe zu rufen. Sie war wie in Trance. Der Traum war schrecklich gewesen. All die Schläge und Übergriffe waren ihr im Traum begegnet und nun hatte sie panik. von grund auf panik.
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Re: In letzter Sekunde
Golden saß in seinem Zelt und brütete über einem mit Notizen vollgekritzelten Blatt. Veloce schien wohl noch mit den Vorbereitungen beschäftigt zu sein, er ließ sich damit immer viel Zeit und arbeitete gründlich, was Golden seht an ihm schätze Seine Augen fielen immerwieder zu, doch er musste weitermachen, in ein Paar Tagen könne er sich sicher ausruhen. Andreas und Blade kamen gerade ins Zelt als ein markerschütternder Schrei vom Lazarettzelt herüberhallte. Er kannte den Schrei, er hatte ihn heute schoneinmal gehört. Als packte er sein Schwert warf Blade den Zettel zu und rief: "Sag mir später was du davon hälst." In einem Satz war Golden vor dem Zelt und raste durch das Lager. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und überall standen schlammige Pfützen. Bei jedem Schritt peitschte das Wasser an seiner Hose hoch und schnell war sie total verdreckt. Doch das war ihm jetzt egal. Als er in das Zelt trat, stand dort schon eine der Wachen und beruhigte ihn mit einem Kopfschütteln. "Ich glaube sie hatt nur schlecht geträumt.", meinte sie und ging wieder vor das Zelt. Kami saß zusammengekauert auf dem Bett, die Knie bis ans Kinn angewinkelt, als hätte sie jemand verprügelt. Golden setzte sich zu ihr, legte sein Schwert neben sich und schaute sie fragend an. "Hier brauchst du keine Angst zu haben. Ich vertraue jedem meiner Männer voll und bald wird auch dieser Krieg vorbei sein.", erklärte er ihr und fuhr mit gesenkter Stimme fort: "Ich weiß nicht ob du schon davon gehört hast, aber die Berichte, dass der Anführer des Bösen tot ist, stimmen. Ich war in der großen Schlacht dabei und habe ihn sterben sehen. Er hatte nicht mit den Mächten gerechnet, die sich auf der Erde verbargen." Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihr in die Augen. Viel gebrochenen Stolz konnte er darin lesen. Es war der Ausdruck eines Tiers, das sich nurnoch dann bewegt, wenn man es ihm befiehlt. Eine Träne rollte ihre Wange herunter. Golden hatte garkeine Lust wieder aufzustehen, also blieb er einfach sitzen um zu warten ob sie sich beruhigen würde.
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Re: In letzter Sekunde
"Ich... es... ist... nicht der Krieg... Es... Vielleicht doch... All... ich..." sie brach wieder in Tränen aus.
Alles sprudelte aus ihr heraus. All das was man ihr in dem Jahr angetan hat. Früher im Tribe war sie sicher gewesen, doch nachdem man sie verstoßen hatte, war alles über ihr hereingebrochen. Zum ersten mal erzählte sie, was passiert war. All die Übergriffe, Prügel, Tritte, Demütigungen, die sie erdulden hatte müssen.
"Ich..." wie oft hatte sie auf einer Brücke gestanden und wollte springen. Irgendetwas hatte sie trotzdem zurückgehalten.
Auch das erzählte sie. Es musste raus aus ihr. Kami würde daran kaputt gehen.
"Alles... was übrig ist... ist eine Hülle... ist das was du siehst... das was alle sehen..." niemand hatte sich je dafür interessiert, was sie dachte oder fühlte.
"Wenn er tod ist... warum.. ist es dann nicht endlich vorbei?" Kami wischte sich die Tränen von den Wangen und sah ihm mit forschendem Blick direkt in die Augen.
"ich... kann nicht mehr..." Sie fühlte sich schwach, doch irgendetwas in ihr regte sich, dass ihr gebot nicht mehr aufgeben zu wollen. Irgendetwas was sie nicht einordnen konnte. Oder nicht mehr?
Sie kannte es nicht mehr. Starrte ihn noch immer in die Augen, die nicht mehr so leer waren, wie vielleicht zuvor.
"Aber was belaste ich dich damit... Du hast wichtigeres zu tun als sich um einzelne Personen zu kümmern, die vielleicht selbst Schuld daran sind, dass es ihnen so geht..."
Ihr Blick begann fragend zu werden. "Was... wird... nun aus mir?" Ungewissheit drängte sich Kami auf.
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Re: In letzter Sekunde
Statt sich zu beruhigen fing Kami wieder zu weinen an und dann erzählte sie alles. Sie wurde aus dem Wiederstand ausgestoßen und war seitdem Freiwild für alle anderen, wurde vergewaltigt geschlagen und herumgeschubst. Sie wollte sich oft umbringen, doch konnte es nicht. Alles was übrig wäre, wäre ihr Körper. Dann stellte sie Fragen, viele Fragen: "Warum ist es nicht vorbei, wenn er Tod ist? Was kümmern dich die Sorgen anderer? Was wird jetzt aus mir?" Golden schüttelte den Kopf.
Er überlegte eine Weile und fing dann an zu erzählen: "Weißt du, das Böse lässt sich nicht so einfach töten, wenn man einen Teil vernichtet. Man muss es ganz vertreiben. Und es gibt auch noch Menschen die nicht vor lauter Egoismus vergessen haben, was Mitgefühl ist. Du bleibst erstmal solange bei uns, bis wir einen sicheren Ort für dich gefunden haben oder DU bleiben willst." Dann legte er eine Hand unter ihr Kinn und drehte das Gesicht in seine Richtung. "Da ist mehr als ein hübsches Gesicht übriggeblieben. Es ist nur sehr tief versunken und du musst es wiederfinden." Doch dann konnte er ihr Kinn nichtmehr loslassen. Er wusste es war ein Fehler, wieso hatte er sich darauf eingelassen? Jetzt starrte er in ihre Augen.
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Re: In letzter Sekunde
Kami sah ihn an. Was er da gesagt hatte... Es drang nur noch von fern an ihr Ohr. Einerseits fühlte sie sich sicher. Andererseits: konnte sie überhaupt noch jemand vertrauen?
Wenn er sie doch nicht so ansehen würde... Kami fühlte sich hilflos. Aber keineswegs auf eine unangenehme weise. Sie versuchte all diese Gedanken beiseite zu schieben, konnte es aber nicht.
Ihre Unterlippe zitterte. Und wieder dieser Konflikt. Er hatte doch besseres zu tun. Sollte sich nicht mit ihr abgeben. Warum tut er das? Und warum sah er sie so an? Was war bloß los?
Da wurde sie von allem übermannt was in ihr war. Sie konnte sich nicht gegen ihr Inneres wehren. Sie küsste ihn einfach. gleichzeitig versuchte sie sich davon zu lösen. Von ihm zu lösen. Doch irgendetwas hinderte sie daran.
Kami versuchte sich dagegen zu wehren. Es würde genauso werden, wie früher. Sie brachte alle nur in Gefahr. Das war der Moment wo sie sich von seinen Lippen lösen konnte. Sie wurde rot. "Das... Tut... mir... leid..." Kami schämte sich. Sowas durfte nicht passieren. Konnte nicht, sollte nicht. aber es gab etwas in ihr dass genau sowas wollte. Wenn sie es auch zu unterdrücken versuchte. Sie zitterte und hatte Angst ihn anzusehen.
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