The Story goes on - Forever - Aus dem Spiel

Leeres Klassenzimmer im Vierten Stock

05.04.2007

Cedric konnte seine Worte in diesem Moment einfach nicht steuern. Er hatte so gehofft, dass es nicht sein Vater war, den er in diesem verheissungsvollen Zimmer antreffen würde. Doch da hatte er sich getäuscht. Obwohl er es tief in seinem Inneren gewusst hatte konnte er es nicht glauben. Sein Vater hatte die Familie all die Jahre hindurch verarscht. Er hatte Bellas Trauer nicht gesehen und hatte das Mädchen nicht tagein tagaus trösten müssen, weil sie einfach nicht über den Verlust des Vaters hinweg kam. Aber Cedric hatte es getan und es war bei Gott nicht einfach. Er musste zusehen wie seine Mutter immer depressiver wurde, sich verkroch und sich nicht mehr um ihre eigenen Kinder kümmerte. An all dem war sein Vater schuld. Jetzt tauchte er nach alldem was er seiner Familie angetan hatte einfach so mir nichts dir nichts wieder auf und es war alles wie zuvor. Alle waren glücklich und zufrieden. Seine Mutter hatte ihren starken, geliebten Mann wieder und Bellatrix hatte ihren Vater wieder. Aber was hatte Cedric wieder? Die Hölle, ja, die Hölle. All die Jahre hindurch hatte er sich wie befreit gefühlt. Befreit vom Druck, den die Familie ihm auferlegt hatte. Er sollte entgegen seiner Moral so werden wie sein Vater es wollte. Ein Malfoy. Er sollte alle verachten, die nicht wie sie Reinblüter waren und für die dunkle Seite kämpfen. Aber Cedric wollte das nicht, er wollte nicht so werden wie sein Vater und sein Grossvater. Doch so sehr er auch versucht hatte sich aus dieser aussichtslosen Situation zu befreien, er konnte es nicht. Die starke Hand des Vaters hatte das immer verhindert. Doch als er weg war konnte Cedric endlich sein eigenes Leben führen und musste nicht immer daran denken, was sein Vater zu seinen Handlungen sagen würde. Jetzt stand der totgeglaubte Vater leiblich vor ihm, um ihn herum seine glückliche Familie. Er, Cedric, stand ihnen gegenüber. Seine Augen funkelten und wanderten von seinem Vater zu seiner Mutter und seiner Schwester. Er fühlte sich schon wieder eigenartig bedrängt, es war als ob sich eine Hand um sein Herz und seinen Hals schliessen würde und fest zudrückte.
Aber Cedric musste jetzt stark sein, durfte sich seinem Vater nicht beugen, sonst wäre all die Arbeit der letzten Jahre umsonst. Er durfte jetzt nicht nachlassen, er musste seinem Vater zeigen, dass er bereits ein erwachsener junger Mann war der genau wusste, was er tat und der sich nicht mehr so leicht unterkriegen lässt.

There's a hero
If you look inside your heart
You don't have to be afraid
Of what you are


Cedric hatte sich in der Zeit als sein Vater weg war sehr verändert und war stolz auf das was er geschafft hatte. Er war ein junger Mann geworden, der seine Familie nicht mehr brauchte. Er konnte es auch gut selber schaffen. Aber jetzt wenn sie so vollzählig vor ihm stand zitterte er unwillkürlich. Eine Angst kroch in ihm hoch. Was wenn er sich nicht gegen sie wehren konnte? Doch dann dachte er an Susannahs Lächeln und ihre Worte, die ihm zeigten, dass sie ihn liebte. Das gab ihm die Kraft, die er brauchte um hier seinen Mann zu stehen.

There's an answer
If you reach into your soul
And the sorrow that you know
Will melt away
And then a hero comes along
With the strength to carry on
And you cast your fears aside
And you know you can survive
So when you feel like hope is gone
Look inside you and be strong
And you'll finally see the truth
That a hero lies in you


Cedric hatte sein Leben all die Jahre hindurch selber bestummen und das würde er auch weiterhin so machen. Nur weil sein Vater plötzlich auftauchte würde sich nicht ändern. Cedric schloss die Augen und sammelte einmal kurz Kraft, bevor er die Hände vor seiner Brust verschränkte und seinen Vater anstarrte.

„Ich bin nicht hier, um dir zu beweisen, dass dein Vater selbst stärker als der Tod ist. Mir sind bestimmte Gerüchte zu Ohren gekommen.“ hörte er die Stimme des Vaters wie von weit her. Gerüchte? Natürlich, es gab unzählige Gerüchte über Cedric. Schliesslich war er ein Malfoy und alles was er machte wurde immer ganz genau beobachtet. So gab es immer mal wieder Gerüchte, die stimmten oder eben nicht. Was für ein Gerücht konnte es geben, das sein Vater dazu brachte hierher nach Hogwarts zu kommen um sich selber zu überzeugen ob es stimmte?
Cedric wurde immer wütender, er hielt die Anwesenheit seines Vaters fast nicht mehr aus. Am liebsten wäre er aus dem Raum gerannt. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Er wusste, dass weglaufen keinen Zweck hatte. Irgendwann würde sein Vater ihn sowieso bekommen und dann musste er sich damit konfrontieren. Cedric war nicht der Typ, der davonrannte. Er stellte sich normalerweise immer. Auch früher, wenn er wieder etwas getan hatte was den Vater erzürnt hatte, nahm er die Strafe des Vaters entgegen. Er hatte viele Strafen erhalten und sein Vater und er hatten schon immer Streit. Cedric verstand die Ansichten des Vaters schon als Kind nicht. Er hatte nie verstanden, was sein Vater von ihm verlangte und weshalb er sein eigenes Kind so quälte. Sollte nicht jeder Mensch selber entscheiden dürfen, welchen Weg er gehen wollte? Die Kinder waren schliesslich kein Eigentum der Eltern. Kinder waren eine Leihgabe und man musste sie solange bei sich haben und sie versorgen bis sie bereit waren auf eigenen Beinen zu stehen. Man sollte die Kinder in allem was sie taten unterstützen. Egal welchen Weg sie nahmen, die Eltern sollten ihn mitgehen.
Aber Cedric hatte nie Unterstützung bekommen. Er war immer einfach ein schlechter Sohn und das war das, was ihm als Kind jedes Mal fast das Herz zerriss. Schliesslich war das seine Familie.
Das alles waren Gründe wieso er sich irgendwann von seiner Familie losgelöst hatte. Sie waren selber dafür verantwortlich. Cedric konnte einfach nie mit dem Druck, der perfekte Erbe zu sein, umgehen. Er hatte sich nach Liebe der Eltern gesehnt, wie es in anderen Familien auch der Fall war. Er musste immer ein Vorzeigesohn sein, aber wo war die Liebe der Eltern? Wann haben sie ihn mal in den Arm genommen und ihm zärtlich durch die Haare gestrichen? Wann haben sie ihm ins Ohr geflüstert, dass sie stolz auf ihn waren? Wann haben sie ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange gehaucht? Wann hatten sie ihm das Gefühl gegeben geborgen zu sein? Wann hatten sie ihm gezeigt, dass sie zusammen alles überstehen konnten? Cedric hatte sich das in seiner Kindheit so oft vorgestellt, er hatte sich so danach gesehnt. Aber er hatte es nie bekommen, egal wie oft er sich erneut aufgerichtet hatte und gehofft hatte. Das hatte ihn geprägt. Diese Sehnsucht nach Liebe hatten ihn dazu gebracht, dass er zu so einem Rebell geworden war.

„Denkst du, ich habe die Familie Potter umsonst derartig leiden lassen? Denkst du, ich könnte stolz auf dich sein, wenn du eine Potter vögelst?“ durchbrach die Stimme seines Vaters seine Gedanken. Cedric blieb der Atem stehen und mit offenem Mund starrte er seinen Vater an. Hatte er eben richtig gehört? Fast schon panisch zog Cedric die Luft ein. Woher wusste sein Vater das? Woher wusste er das mit Susannah? Er wusste doch selbst erst seit heute, dass ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten. Cedric verstand die Welt nicht mehr und er war einfach nur überrascht und wusste gar nicht wie er reagieren sollte. Erneut kroch die Angst in ihm hoch. Er hatte gehofft, dass er diese Tatsache noch ein bisschen vor seinem Vater geheim halten konnte. Einfach zum Schutz von Susannah. Aber das schien anscheinend nicht der Fall zu sein. Sein Vater hatte ihn anscheinend gut bespitzelt. Wie hatte er je glauben können dass sein Vater so einfach vom Erdboden verschwand und nicht mehr auftauchte? Schliesslich war es nicht irgendjemand! Es war sein Vater, Draco Malfoy. Cedric schluckte und versuchte den Kloss in seinem Hals in den Magen zu verbannen, doch das schien ihm nicht wirklich zu gelingen. Reiss dich zusammen Cedric, sei stark, du musst es schaffen, für Susannah, für sie und für die Liebe dachte sich der Junge und hielt dem Blick des Vaters stand.

„Oder…. Willst du mich vielleicht überraschen? Hast du einen Plan, der den eines Malfoy würdig ist und willst diese Erbin des Potter’schen Blutes ausrotten? Sag mir, Cedric, was schwebt dir vor? Willst du mich letztendlich doch noch ins Grab bringen, indem ich an einem Herzinfarkt sterbe weil mein Sohn so einfältig ist und sich mit einer Potter abgibt?“

Cedric starrte seinen Vater wütend an. Nein, er würde nicht klein beigeben. Dieses Mal würde er seinem Vater standhalten und ihm zeigen, was aus ihm geworden war. Dieses Mal war er ein Mann. Ein Mann der seinen eigenen Weg ging. Er sah die erschrockenen Gesichter seiner Mutter und Bellatrix. Ja, seine kleine Schwester hatte wohl nie gedacht, dass er etwas mit einer Potter anfangen würde. Sie hatte immer daran geglaubt, dass Cedric in den Schoss der Familie zurückkehren würde und zu dem Sohn werden würde, der ihr Vater sich wünschte. Aber dem war nicht so. Seine Familie hatte einfach zu viel kaputt gemacht als dass das noch gehen würde. Er würde seiner Schwester jetzt wohl die Hoffnungen nehmen müssen. Um sie tat es ihm ja leid. Sie war die einzige in dieser Familie, die ihm etwas bedeutete. Aber er musste seinen Weg gehen. Er durfte nicht klein beigeben. Er holte noch einmal Atem und schaute dem Vater ins Gesicht ehe er das Wort ergriff. „Ich weiss nicht woher du das weißt Vater, es ist mir ein Rätsel, da ich es ja selber erst seit heute wirklich weiss“ sagte er dann mit einem wütenden Unterton. „Willst du jetzt von mir hören, dass ich eine Potter vögle um sie so zu schwächen und ihre Gefühle zu verletzen, dass sie sich dann schlussendlich aus einem Fenster stürzt?“ fragte er dann sarkastisch. „Tut mir Leid, aber das ist nicht meine Absicht“ fuhr er dann fort. „Du irrst dich Vater, ich vögle keine Potter“ sagte er dann „ich liebe eine Potter und das ist ein grosser Unterschied“ meinte er dann und schaute seinem Vater standhaft in die Augen. „Ich weiss, dass du nicht weißt was Liebe bedeutet, schliesslich hast du auch mir nie gezeigt, dass du mich liebst und ich bin nicht irgendwer, ich bin dein Sohn. Aber ich bin im Gegensatz zu dir fähig zu lieben. Ich liebe Susannah und du kannst nichts dagegen tun. Ich werde sie nicht aufgeben nur weil du plötzlich das Gefühl hast das du wieder in meinem Leben auftauchen musst. Diese Zeiten sind vorbei in denen du mein Leben bestummen hast, jetzt bin ich erwachsen und bestimme selber“ sagte er dann und seine Stimme verwandelte sich immer mehr in ein Knurren. Cedric konnte nichts dagegen tun, dass sein Vater wieder da war, aber er konnte sich gegen seine starke Hand wehren. Vielleicht wäre es anders gekommen wenn seine Eltern ihm ein einziges Mal gezeigt hätten, dass sie ihn liebten. Aber dem war nicht so. Ein Ereignis hatte sich fest in Cedrics Kopf eingehämmert. Nie würde er es vergessen.

****Flashback****

Weinend kam der kleine Cedric nach Hause. Er war gerade einmal fünf Jahre alt. Er sah, wie die kleine Bellatrix bei den Eltern sass und verhätschelt wurde. Ja, Cedric hatte sich damit abgefunden, dass Bellatrix seit ihrer Geburt der Mittelpunkt der Familie war. Cedric verstand es auch, seine Schwester war auch wirklich süss und er liebte sie auch schon damals sehr.
Es war auch richtig so, schliesslich brauchte sie mehr Aufmerksamkeit wie er. Sie war noch so klein.
Aber in dieser Situation hätte er sich auch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Er hatte sich nämlich beim Streit mit einem Freund das Knie aufgeschlagen. Sein Freund hatte seine Familie beleidigt und Cedric hatte sich gewehrt. Jetzt blutete es ein bisschen und Cedric streckte die Hände nach seinen Eltern aus, er wollte nur ein bisschen von ihnen getröstet werden. Doch niemand reagierte auf seine Aufforderung

„Was ist passiert?“ hörte er seinen Vater fragen. Cedric schluchzte und deutete auf sein Knie. „Es tut mir weh, ich bin umgeflogen“ weinte er dann.

Der Vater erhob sich vom Stuhl und kniete vor Cedric nieder. Er musterte das Knie und schaute seinen Sohn dann an. „Weine nicht Cedric, nicht wegen einer solchen Kleinigkeit. Weinen bedeutet Schwäche. Du darfst niemals Schwäche zeigen. Auch wenn du noch so grosse Schmerzen ertragen musst. Sobald du nicht mehr weinst verarzten wir dein Knie, vorher nicht, hast du verstanden?“ fragte der Vater.

Cedric biss sich auf die Lippen und nickte dann. Warum durfte er nicht weinen, wenn es ihm doch so wehtat? Cedric verstand das Ganze einfach nicht. Er war doch bloss ein kleiner Junge, der sich nach Liebe der Eltern sehnte. Alles was er bekam war die Antwort, dass er keine Schwäche zeigen durfte.

****Flashback Ende****

Ja, das war ein prägendes Erlebnis. Cedric hatte damals noch auf den Vater gehört er war noch zu klein um es zu verstehen. Er wollte damals nur, dass sein Vater stolz auf ihn war. Ja, damals wollte er ihm noch ein guter Sohn sein. Aber als er das, wonach er sich sehnte nicht bekam hatte er immer mehr angefangen sich Gedanken über seine Familie zu machen. Irgendwann hatte er das Gefühl das er nur da war um anderen zu zeigen, dass sie eine perfekte Familie mit einem Erben waren. Aber eine richtige Familie wie Cedric sich das vorstellte waren sei nicht. Sie hielten nicht zusammen und waren füreinander da wenn es ihnen schlecht ging. Nein, einem Malfoy durfte es nicht schlecht gehen, besser gesagt, er durfte es nicht zeigen. Das war auch der Grund, warum er irgendwann anfing Susannah zu beobachten. Für ihn waren die Potters eine perfekte Familie und vereinten all das was Cedric sich sein Leben lang gewünscht hatte und nie bekommen hatte. Sie hielten immer zusammen, waren füreinander da und liebten sich. Das hatte man immer gesehen, schon alleine an der herzlichen Verabschiedung auf dem Gleis 9 ¾.

„Nun, berichte mir, Cedric. Was hast du in diesen drei Jahren getan? Hast du es genossen mir Schande zu bereiten?“ hörte er seinen Vater wieder sagen. Cedric riss sich von seinen Gedanken los. Er überlegte kurz was er darauf erwidern sollte. Er bemerkte, wie seine Mutter langsam nervös wurde. Doch es war ihm egal. Er würde sich seinem Vater nicht mehr einfach so beugen. Das war vielleicht noch so als er klein war, aber jetzt liess er sich bestimmt nichts mehr sagen. Dann fixierte er seinen Vater wieder. „Schande? Vater, du redest immer nur von Schande. Hast du mir einmal in meinem Leben gesagt wenn ich etwas gut gemacht habe? Hast du mir einmal gezeigt, dass du stolz auf mich bist? So wie es in anderen Familien auch der Fall ist? Weißt du wie sehr ich mich als kleines Kind nach deiner Annerkennung gesehnt habe und sie nicht bekommen habe? Wunderst du dich da noch, dass ich so geworden bin? Also rede nicht von Schande sondern überlege eher, was du alles falsch gemacht hast. Ich habe meinen Weg gefunden und du wirst mich nicht davon abhalten können ihn zu gehen. Zu diesem Weg gehört Susannah Potter. Ich liebe sie und ich werde meinen weiteren Weg mit ihr gehen“ sagte er dann und atmete einmal tief durch. „Du kannst mir nicht mehr sagen was ich zu tun habe, ich bin erwachsen und ich mache was ich will“ fügte er dann noch hinzu. Ja, er war ein Rebell und das war auch gut so. Er fühlte sich bei Susannah so geborgen, sie gab ihm alles was ihm sein Leben lang gefehlt hatte. Liebe.

It's a long road
When you face the world alone
No one reaches out a hand
For you to hold
You can find love
If you search within yourself
And the emptiness you felt
Will disappear
And then a hero comes along
With the strength to carry on
And you cast your fears aside
And you know you can survive
So when you feel like hope is gone
Look inside you and be strong
And you'll finally see the truth
That a hero lies in you


Ja, er Cedric Malfoy würde seinen eigenen Weg gehen.



05.04.2007

Draco war sich bereits in Asien darüber im Klaren gewesen, wie anstrengend diese Wiedervereinigung werden würde. Er hatte lange genug Zeit gehabt diese zu planen und eigentlich hatte er sich vorgestellt seine Tochter und seine Frau zu begrüßen, Cedric als namhaften Malfoy vorzufinden und ihn stolz betrachten zu können. Beinahe wäre Draco in der Utopie versunken, Cedric würde sich weinend vor seine Füße werfen und winseln, dass er seinen Vater vermisst hatte und er immer recht gehabt hatte. Draco wusste, dass er immer recht hatte. Nur Cedric wusste es nicht. Und Cedric würde es auch nie wissen. Der Blick, den Draco von seinem Sohn auffing war derartig mit Hass gefüllt, dass es Draco eiskalt den Rücken heruntergelaufen wäre, wäre der Junge vor ihm ein Todesser. Doch dort stand nur Cedric. Cedric war in den Übungsstunden mit ihm viel zu oft unfähig gewesen, vor ihm brauchte Draco sich nicht fürchten.
Aus den Augenwinkeln sah er Bellatrix. Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach seine Frauen aus dem Raum zu schicken. Aber Draco hatte nicht vor dieses Treffen länger als nötig zu machen. Er erwartete viel mehr, dass Cedric bald aus dem Raum stürmte oder sonst irgendeine Dummheit tat, die Draco dazu brachte zu gehen oder seinem Sohn eine saftige Ohrfeige zu verpassen. So eine Ohrfeige, wie ihm damals von Hermine Granger gegeben wurde… Aber darüber sollte er nicht nachdenken. Sie war ein Schlammblut, sie war tot. Sie war dort, wo sie hingehörte.
Draco musste seinen Blick wieder auf Cedric richten, als ihm dieser endlich Antwortete. Wenn Draco sich nicht täuschte zitterte sein Sohn. Er wollte ihm die Stirn bieten. Am liebsten wäre Draco sofort aufgesprungen und hätte Cedric gezeigt, wer der Mann im Haus war, wer der Vater war und wer der Stärkere von beiden war. Draco hatte keine Geduld. Warum strapazierte diese Junge seine Nerven dann so?

„Ich weiß nicht woher du das weißt, Vater. Es ist mir ein Rätsel, da ich es ja selber erst seit heute wirklich weiß. Willst du jetzt von mir hören, dass ich eine Potter vögle, um sie so zu schwächen und ihre Gefühle zu verletzen, dass sie sich dann schlussendlich aus einem Fenster stürzt? Tut mir Leid, aber das ist nicht meine Absicht. Du irrst dich Vater, ich vögle keine Potter. Ich liebe eine Potter und das ist ein großer Unterschied.“

Warum fühlte sich Draco bei jedem Wort mehr so, als müsste er sich übergeben oder zumindest seinem Sohn klar machen, dass er in einer vollkommen falschen Welt lebte? Doch je länger sein Sohn sprach, umso belustigter fühlte sich Draco. Liebe? Was bedeutete Liebe? Er sollte eine reinblütige, stolze Hexe heiraten, die gute Erben brachte. Hatte er Pansy zu Beginn geliebt, als er sich für sie entschied? Hatte Draco jemals in seinem Leben das Gefühl gehabt vor Liebe zu vergehen? Als Cedric ihm letztendlich den Unterschied zwischen Sex und Liebe klarzumachen versuchte, starrte er seinen Sohn an. Etwas Irres hatte sich in Dracos Augen gelegt. Das Bellatrix und Pansy noch im Raum war vollkommen aus seinem Kopf gefegt. Draco begann zu schmunzeln, sogar ein leises Kichern, das vermutlich nur Bellatrix neben ihm hören konnte, drang über seine Lippen. Sein Sohn betrieb also Aufklärungskunde. Gut zu wissen, vielleicht sollte er ihm schnell beibringen, dass die Kinder nicht vom Storch gebracht wurden. Draco erhob sich. Für einen kurzen Moment wirkte er müde und alt, doch sobald er sich aufgerichtet hatte war er wieder der stolze, elegante Mann, den man kannte.

„Schande? Vater, du redest immer nur von Schande. Hast du mir einmal in meinem Leben gesagt wenn ich etwas gut gemacht habe? Hast du mir einmal gezeigt, dass du stolz auf mich bist? So wie es in anderen Familien auch der Fall ist? Weißt du wie sehr ich mich als kleines Kind nach deiner Annerkennung gesehnt habe und sie nicht bekommen habe? Wunderst du dich da noch, dass ich so geworden bin? Also rede nicht von Schande sondern überlege eher, was du alles falsch gemacht hast. Ich habe meinen Weg gefunden und du wirst mich nicht davon abhalten können ihn zu gehen. Zu diesem Weg gehört Susannah Potter. Ich liebe sie und ich werde meinen weiteren Weg mit ihr gehen. Du kannst mir nicht mehr sagen was ich zu tun habe, ich bin erwachsen und ich mache was ich will.“

Während Cedrics Rede schossen Draco verschiedene Bilder durch den Kopf. Er warf einen Blick auf Bellatrix. Hatte er seiner Tochter jemals gesagt, dass er stolz auf sie war? Nein! Aber sie war nicht missraten. Sie war eine stolze Malfoy, ein gutes Kind. Obwohl sie vor einem Moment noch geweint hatte stand sie bereits wieder aufrecht und ließ sich nichts anmerken. Außer… Doch, sie wirkte verzweifelt. Draco sah auf seine Frau. Keine Regung. Sie war eine Todesserin, was erwartete Draco? So wie Bellatrix hatte auch Pansy selten Fehler gemacht. Der einzige Fehler, den man wohl versuchte ihm anzuhängen, stand genau vor ihm. Cedric hatte die Erziehung nicht genossen. Hatte Pansy es gewusst? Vielleicht würde der Abend noch länger werden, er musste mit Pansy über dieses Desaster sprechen.
Cedric schien immer weiter in seiner Rede zu versinken. Liebe, Zukunft und immer wieder diese Potter. Susannah Potter. Sogar der Name war vollkommen der einer Verräterin. Draco knirschte mit den Zähnen. Erwartete sein Sohn, dass er eine schöne Hochzeit für die beiden Ausrichtete und die Tochter seines Erzfeindes in die Familie aufnahm? Dafür hatte er Potter nicht so lange leiden lassen! Selbst wenn der Mistkerl tot war zerstörte er ihm noch das Leben. Hätte „der-Junge-der-überlebte“ ihm, dem Sohn eines Malfoy, damals nicht einfach die Hand reichen können? Wäre Potter ein Slytherin geworden, hätte er seinem Sohn auch die Hochzeit mit einer Potter-Erbin erlauben können. Es wäre ehrenvoll geworden, der Dunkle Lord hätte seine Macht nicht verloren und Draco hätte nicht diese Probleme. Und nun wollte ihm sein Sohn sagen, dass er keine Macht mehr über ihm hatte?

Draco ging bedrohlich auf seinen Sohn zu. Irgendetwas an seiner Haltung wirkte so, als wäre er gerade als Todesser unterwegs und als betrachte sein Opfer. Sein Sohn wollte nichts mehr von seiner Familie wissen. Er wollte ein Potter werden. Erst als er ganz nah vor seinem Sohn stand legte sich seine Kampfhaltung. Er war nur noch angespannt und zornig. Eine Ader pulsierte an seiner Schläft und die Zähne waren fest aufeinandergepresst. Draco hob seine Hand und umfasste das schmale Kinn seines Sohnes. Obwohl Cedric langsam erwachsen wurde, er war noch zu kindlich. Für Draco würde sein Sohn immer ein Kind sein, selbst wenn er ihn jemals überragen sollte. Die Luft schien zu knistern. Draco drückte das Kinn fest zusammen und sah seinem Sohn tief in die Augen. Diese rebellischen Augen waren nicht seine. Sie wirkten eher wie die von Harry Potter. Was machte Harry Potter in den Augen seines Sohnes? Woher kam dieser Trotz, den Cedric für seinen Vater hegte? „Wunderst du dich, dass ich so geworden bin?“, hallte es in Dracos Kopf. Draco ließ die Hand sinken, bevor er seinem Sohn das Kinn zerdrückte. Mit einer wütenden Geste zeigte er auf Bellatrix.

„Deine Schwester, deine geliebte Schwester Bellatrix hat es geschafft mich stolz zu machen. Dieses Kind, dieses Mädchen benötigte so etwas Lächerliches wie öffentliche Zuneigung nicht! Sie hat es geschafft erwachsen zu werden und zu erkennen, wenn ich auf sie stolz bin. Sie fühlt es, und braucht keinen mündlichen Beweis.“, sagte Draco leise und knurrend. Er und sein Sohn waren sich ähnlich, aber während sie sich glichen waren sie auch so unterschiedlich, dass es erschreckend war.
Wieder tauchte in Draco das Bild von Cedric auf, wie er eine in weiß gekleidete Potter auf den Traualtar zuführte. Draco ging langsam einen Schritt zurück und grinste Cedric dreckig an. Susannah war eine Schülerin. Susannah war alleine. Susannah konnte nichts gegen einen Todesser wie Draco machen.

„Was denkst du, wie lange du und besonders deine geliebte Susannah noch zusammen sein werden?“, sagte Draco leise. Natürlich dachte Draco nicht sofort daran sie zu töten. Er wollte diese Mädchen viel lieber leiden lassen. Sie liebte Cedric? Sie sollte beweisen, wie sehr sie ihn liebte. Draco konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn stark genug liebte um alles durchzustehen. Und selbst Cedric hielt nicht ewig durch. Hatte er nicht vorhin schon gezittert? Auch dieser Junge hatte seine Grenzen. Irgendwann gab er sicher auf.

„Ich möchte nicht, dass du den Namen unserer Familie in den Schmutz ziehst. Such dir einen neuen Nachnamen, Junge. Und halte dich fern von meiner Tochter, die es geschafft hat, der Stolz der Familie zu werden.“

Draco hatte sich herumgedreht. Sein einziger männlicher Erbe wurde gerade enterbt. Draco bereute es nicht. Er hatte den Plan, seinen Sohn zurückzubekommen. Irgendwie, irgendwann. Er sollte von selbst aus seinen Fehler lernen. Selbst wenn Draco Gewalt anwenden musste, irgendwann kam Cedric zu seiner Familie zurück. Er brauchte jetzt Ruhe und musste mit seiner Frau über alles sprechen. Hier und jetzt wollte er nichts von ihr hören. Er war der Mann im Haus, er traf die Entscheidungen. Doch in diesem Fall wollte er den Rat seiner Frau. Auch Draco brauchte Pansy auf eine gewisse Art und Weise, selbst wenn er selbst es nicht so wahrnahm wie vielleicht sie.
Draco warf sich den Mantel um und wandte sich an Bellatrix. Er streichelte kurz über ihre Wange und legte seine Hand auf ihren Kopf.

„Dieser Mensch ist vorerst kein Teil unserer Familie mehr. Sei eine gute Tochter und halte dich von ihm fern. Wir sehen uns in den Ferien wieder.“

Draco streichelte ein letztes Mal über Bellatrix’ Kopf und wandte sich an seine Frau, während er sich seinen Mantel zuknöpfte. Mitten in der Bewegung hielt er inne.

„Pansy, Liebes, verabschiede dich von deinem Sohn. Wir müssen aufbrechen. Es gibt noch viel zu viel zu tun, als das ich meine Zeit mit einem nichtsnutzigen Menschen vergeuden könnte.“, sagte Draco, lächelte seine Frau kühl an und konzentrierte sich wieder auf die großen Knöpfe an seinem Mantel. Eigentlich hatte er mit der vereinten Familie essen gehen wollen. Doch Cedric hatte ihm den Appetit verdorben. Wie hatte Draco ein missratenes Wesen wie ihn großziehen können? Draco versuchte zu sehen, wo sein Fehler lag. Warum war seine Bellatrix so hübsch und elegant, eine Malfoy aus dem Bilderbuch und so wunderbar, wie man sich ein Kind nur wünschen konnte? Was hatte er anders getan bei der Erziehung?



16.04.2007

Vielleicht würde Draco es jedoch auch nicht schaffen. Cedrics Gesicht war so verkniffen, so wütend und so abweisend, wie sollte irgendjemand ein solches Gesicht durchdringen können? Bella wusste, dass ihr Bruder den gleichen Sturkopf wie Draco besaß – schon immer hatte er immer seinen Willen durchsetzen wollen. Wenn Cedric eine Idee gehabt hatte, einen irrwitzigen Plan, sei es nun, beim Nachbarn ein paar Äpfel zu klauen oder ein paar Muggelkindern hinterher zu spionieren, immer hatte er so lange auf seiner Meinung beharrt, bis Bellatrix wider besseres Wissen nachgegeben hatte. Aber früher ging es immer nur darum, ein paar verschrumpelte Äpfel widerrechtlich an sich zu nehmen oder mit ein paar dummen Muggelkindern zu reden. Heute ging es um viel mehr, es ging um Cedric und um seine Familie. Begriff Cedric das denn nicht?
Innerlich flehte Bella ihren Bruder an, doch nachzugeben, nur dieses eine Mal.
Lass nicht zu, dass er die Beherrschung verliert, Cedric!
Tu dir doch nicht selbst weh. Du weißt doch, wie er ist. Du weißt doch, dass er nie aufgeben wird. Du weißt doch, dass du keine Chance gegen ihn hast!

Den Blick fest auf Cedric gerichtet kämpfte Bellatrix um ihre eigene Beherrschung. Sie hatte die Lippen fest aufeinander gepresst, um nicht laut herauszuschreien. Es tat ihr so weh, ihren Bruder so zu sehen. Aufmüpfig und abweisend, nicht nur gegenüber Draco – auch gegenüber Mama und vor allem gegenüber Bellatrix.
Cedric musste doch wissen, dass Bellatrix sich niemals von ihrem Vater trennen würde. Er musste doch wissen, dass sie sich nichts mehr wünschte, als wieder eine intakte Familie zu haben. Er wusste es doch am allerbesten! Er wusste es viel mehr als Mama oder Dad. Warum trug dann Mama mehr dazu bei, wieder diese Familie für Bella herzustellen als Cedric, der ganz genau wusste, was er Bellatrix mit seinem Verhalten antat?
Unwillkürlich löste sich Bellas Blick bei diesen Gedanken von Cedric und huschte zu Pansy hinüber. Sie stand immer noch wie angewurzelt an ihrem Platz. Ihr Gesicht war totenbleich, ihr Blick leer und glasig. Und doch empfand Bellatrix ihre Nähe plötzlich wieder als stärkend. Mama war nicht mehr das Nervenwrack. Sie hatte gelächelt! Sie hatte Dad wieder zu ihr gebracht! Und auch jetzt verlor Mama nicht die Beherrschung. Sie stand stumm da, ihr Gesicht wirkte wie eingefroren – eine in Frost getauchte Schönheit, die niemand zerstören könnte. Sie schien Draco blind zu vertrauen.
Aber was wusste sie schon über Cedric?
Bella senkte den Kopf. Sie wusste nichts über ihn.
Aber wusste Bellatrix wirklich so viel über ihren großen Bruder?
Denn die Worte, die er aussprach passten nicht im Geringsten zu dem Cedric, den sie zu kennen glaubte.

„Du irrst dich Vater, ich vögle keine Potter. Ich liebe eine Potter und das ist ein großer Unterschied.“
Ich liebe eine Potter. Ich liebe eine Potter. Ich liebe sie.


Für einen Moment hatte Bellatrix das Gefühl, ein Troll hätte seine Keule auf ihrem Kopf fallen lassen. Verzweifelt krallte sie die Finger in den Stoff ihres schwarzen Schulumhangs, nur, um sich irgendwo festhalten zu können. Ihr Mund wurde ganz trocken und die Slytherin spürte, wie ihre Knie weich wurden.
Bellatrix war sich nicht bewusst, wie sehr sich ihre Gefühle, ihre Panik, in ihren Augen spiegelte, die weit aufgerissen Cedric anstarrten. Bellatrix hörte auch nicht, wie sie innerlich rasend vor Schmerz aufbrüllte. Sie spürte nur den Schmerz, der in ihr mit der Intensität des Cruciatus-Fluches wühlte.
Du liebst sie gar nicht!
Das hätte sie Cedric am liebsten entgegen geschleudert.
Du kannst sie gar nicht lieben! Sie ist eine verdammte Potter! Eine verdammte Blutsverräterin! Sie ist es gar nicht wert von dir geliebt zu werden!
Aber Bellas Mund war versiegelt. Die Angst schnürte ihr die Kehle ab.
Konnte Cedric das wirklich ernst gemeint haben?

Erst als Bellatrix ein völlig unpassendes Geräusch neben sich hörte, war sie wieder fähig, den Blick von Cedric abzuwenden. Verwirrt sah sie zu Draco hinüber. Hatte sie sich etwa verhört? Nein… Da stand wirklich Draco, dessen Sohn ihm gerade mitgeteilt hatte, eine Potter zu lieben, und ein breites Schmunzeln machte sich auf seinen Lippen breit. Über seine Lippen kam ein leises Kichern. Völlig überrascht beobachtete Bella ihren Vater. Was war denn an Cedrics Erklärung so lustig? Aber auch Draco schien sich nicht gerade über seinen Sohn zu amüsieren. Seine Augen waren so kalt wie Eis und Bella war sich sicher, dass sie einem solchen Blick ihres Vaters nicht standhalten könnte, sollte er sie jemals so ansehen. Und diese Gewissheit trug nicht gerade dazu bei, Bellas Angst zu mindern.
Wenn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht bald einer der beiden Männer nachgeben würde, würde die Szene in naher Zukunft ein sehr unschönes Ende nehmen.
Dabei hatte doch alles so gut angefangen… Nie, in ihren kühnsten Träumen nicht, hätte Bella geglaubt, heute, hier, nach drei Jahren, ihren Vater wieder sehen zu dürfen, ihn umarmen, ihn anfassen, seine Stimme hören zu können. Für Minuten hatte sie keine Gedanken an irgendwelche Probleme gequält. Sie war so glücklich gewesen, ihn zu sehen und ganz plötzlich die Gewissheit zu haben, dass er lebte. In diese Glückseligkeit, die ihren Körper beinahe zum Bersten gebracht hatte – hatte Bella daran gedacht, dass sie jetzt, nur wenige Minuten später, voller Angst dem Streit zwischen ihrem Bruder und Vater folgen würde? Wie konnte es möglich sein, dass sie vor ein paar kurzen Augenblicken noch gedacht hatte, nichts könnte ihre übersprudelnde Freude jemals trüben und jetzt vor Furcht beinahe zerging? Wie konnte es nur sein, dass sie eben noch weinend in den Armen ihres Vaters gelegen war und jetzt sah er so eisig, zornig, wütend, unberechenbar aus? Wie konnte es nur sein, dass dieses reine Gefühl des Glücks verdrängt worden war von der Angst um die Familie, die soeben wieder zusammengeführt worden war?
Und wie konnte es nur möglich sein, dass Cedric der Auslöser für ihre panische Angst war?
Die Worte, die er aussprach, ja, geradezu seinem Vater entgegenschleuderte, waren Bellatrix so fremd, sie waren Cedric doch selber fremd.
Er konnte das doch alles nicht ernst meinen.
Draco hatte seine Kinder immer geliebt! Warum hätte er denn sonst so viel in sie investieren sollen, warum hätte er sich sonst so um sie kümmern sollen? Wieso hätte er dann sonst Bellatrix umarmen sollen, warum ihren Namen aussprechen, warum ihr so sanft durch das Haar fahren?
Das war doch Liebe! Was wollte Cedric denn?!
Sicher – Draco liebte seine Kinder nicht bedingungslos. Sie sollten etwas leisten, sie mussten es sogar. Aber er half ihnen doch, er gab ihnen doch alles Notwendige, damit sie seinen Ansprüchen genügen konnten und ihn zufrieden stellen konnten. Er tat doch alles, um seine Kinder zu tüchtigen und vernünftigen Menschen zu machen – zu Kindern, die er lieben konnte. Denn dass ein Mann wie Draco einen Versager lieben könnte – das war natürlich ausgeschlossen.
Begriff Cedric das denn nicht? Er war doch kein Versager! Draco liebte ihn!
Warum also trat er seinen Vater und seine ganze Familie so mit den Füßen?

„Hast du mir einmal gezeigt, dass du stolz auf mich bist? So wie es in anderen Familien auch der Fall ist? Weißt du wie sehr ich mich als kleines Kind nach deiner Annerkennung gesehnt habe und sie nicht bekommen habe?

Stumm bewegten sich Bellas Lippen.
Aber er hat es dir doch gezeigt, Cedric. Die junge Slytherin brachte keinen Ton über die Lippen.
Hast du es nicht an jedem Blick gesehen, den er dir zuwarf? Jedes Wort, das er über dich verlor? Hast du es nicht bemerkt, wenn er dir seine Hand auf den Kopf gelegt hat? Hast du es nicht gemerkt, wenn er dir wieder aufgeholfen hat nach einem missglückten Versuch, seine Anweisungen zu befolgen?
Hast du wirklich nicht gemerkt, wie sehr er dich liebt, wie stolz er auf dich ist?
Hast du es vergessen? Oder wolltest du es nur einfach vergessen?


„Du kannst mir nicht mehr sagen was ich zu tun habe, ich bin erwachsen und ich mache was ich will“

Ja, du willst es vergessen, Cedric. Du willst doch nur gegen ihn rebellieren, dich gegen ihn auflehnen! Du willst nur der große, starke Junge sein, der seinen Dad nicht braucht! Der vorgibt, auch ohne Hilfe alles sein zu können.
Aber pass auf, dass du dich damit nicht täuschst, Cedric. Diese Familie ist alles, was du hast. Dad ist derjenige, der dich zu dem gemacht hat, was du heute bist – ob du das willst oder nicht. Du bist noch lange nicht erwachsen, nicht mit deinen 17 Jahren. Vielleicht bist du auf dem Papier volljährig, doch deine Launenhaftigkeit, dein Wunsch, nur zu provozieren, deine Aufmüpfigkeit – das alles macht dich zu einem Kind, das einen Vater braucht, das nicht allein in der Welt bestehen kann!


Bellas Gedanken überraschten sie am allermeisten. Bitter klangen die Worte in ihrem eigenen Ohr, wütend und verletzt.
Denn wie konnte Cedric es nur warten, Draco so entgegen zu treten? Wie konnte er nur wagen, zu behaupten, Draco würde ihn nicht lieben, ihm keine Aufmerksamkeit schenken, nicht auf ihn stolz sein?
Wenn Cedric sich so benahm hatte er auch keinen Stolz von Draco verdient!
Wie benommen lauschte Bellatrix ihren eigenen Gedanken. Sie klangen so wütend und zornig, als wäre sie genauso stark wie ihr Vater, der jetzt mit seinem raubtierhaften Gang auf Cedric zuging, näher und näher kam, bis er direkt vor Cedric stand. Nur halb sah Bella wie Draco die Hand hob und sie um Cedrics Kinn legte.
Und plötzlich war ihre innere Abgeklärtheit wie weggeblasen. Draco würde sich Cedrics Verhalten nicht gefallen lassen! Er würde ihm das Fürchten lehren!
Tu ihm nicht weh! kreischte sie innerlich, Tu ihm nicht weh, er hat es nicht so gemeint! Die Worte laut auszusprechen, wagte sie nicht. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. In diesem Moment hatte Bella wirklich Angst um das Leben ihres Bruders. Wie angewachsen blieb sie an ihrem Platz stehen und krallte die Finger immer tiefer in den schwarzen Stoff ihres Umhangs.
Doch Draco tat nichts.
Als er den Arm sinken ließ, atmete Bellatrix erleichtert auf, doch noch immer war sie angespannt wie ein in die Enge getriebenes Tier. Ihr ganzer Körper war so verkrampft wie ihre Seele und voller Angst vor dem, was jetzt geschehen würde, verfolgte sie die Szene zwischen Vater und Bruder. Sie war so von dem, was sie sah, gebannt, dass sie erschrocken zusammenzuckte, als ihr Vater sich auf einmal zu ihr umwandte und auf sie deutete.

„Deine Schwester, deine geliebte Schwester Bellatrix hat es geschafft mich stolz zu machen. Dieses Kind, dieses Mädchen benötigte so etwas Lächerliches wie öffentliche Zuneigung nicht! Sie hat es geschafft erwachsen zu werden und zu erkennen, wenn ich auf sie stolz bin. Sie fühlt es, und braucht keinen mündlichen Beweis.“

Hatte Bellatrix so etwas Schönes schon jemals gehört? Ein überraschtes Lächeln zuckte über ihre Lippe.
“Bellatrix hat es geschafft, mich stolz zu machen.“
Er hatte es tatsächlich gesagt, oder? Sie hatte Draco stolz gemacht. Und er hatte es gesagt, laut und deutlich, in ihrem Beisein! Für einen Augenblick war wieder das selige Glücksgefühl in ihr da. Bellas Blick klebte an Draco. Wie sehr sie ihn liebte! Wie sehr ihr seine Aufmerksamkeit wichtig war!
Als wäre Bellatrix diese Tatsache zuvor noch nie wirklich klar gewesen, übermannte sie sie nun mit unglaublicher Intensität. Sie würde alles für ihn tun. Nicht für die Worte, die er eben gesagt hatte, sondern weil er es wirklich so meinte. Draco war niemand, der mit Lob um sich warf, er war niemand, der einen mit Liebe überschüttete – sicher nicht. Aber wenn man genau hinsah, dann wusste man, dass er seine Familie liebte. Man sah es in seinen Gesten, seinen Augen, man hörte es in seinen oftmals barschen Worten.
Und doch war es ein unglaubliches Gefühl, derartig gelobt zu werden.
Aber auch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Bellas Verzückung wurde rasch gedämpft als sie ihren Bruder ansah.
Was musste er nur denken, da Draco gerade sie, die kleine Schwester, ihm als Vorbild vorgehalten hatte. Nein, das überwältigende Lob aus dem Munde ihres Vaters war kaum etwas wert, wenn Cedric damit gezeigt wurde, wie wenig er in den Augen Dracos wert war.
Unsicher senkte Bella den Blick, um nicht weiter Cedric ansehen zu müssen.
Sie wollte nicht zwischen den beiden Männern stehen, in keiner Weise. Doch jetzt wurde sie noch mehr in diesen Streit hineingezogen, als ohnehin schon. Dabei wollte sie doch nicht, dass die beiden sich stritten. Cedric sollte sich verdammt noch mal freuen, dass Draco wieder da war! Draco sollte ihn genauso umarmen, wie er Bella umarmt hatte! Cedric sollte sich freuen, er sollte glücklich sein! Er sollte nicht dummes Zeug von einer Potter faseln, die gerade dabei war, ihre Familie kaputt zu machen.
Bella schloss die Augen. Doch als sie Dracos nächste Worte hörte, riss sie sie vor Schreck wieder auf.

„Ich möchte nicht, dass du den Namen unserer Familie in den Schmutz ziehst. Such dir einen neuen Nachnamen, Junge. Und halte dich fern von meiner Tochter, die es geschafft hat, der Stolz der Familie zu werden.“

Ein erstickter Schrie rang sich aus Bellas Kehle.
NEIN.
Nicht das!
Sie riss den Kopf hoch, starrte ihren Vater an. Das hatte er doch nicht wirklich gesagt! Das konnte er nicht getan haben! Damit hätte er doch… Bella verfolgte die Bewegungen ihres Vaters. Wie er auf sie zukam. Er hatte eben seinen einzigen Sohn, den Erstgeborenen aus der Familie verstoßen.
Bella wusste nicht, was sie tun oder denken oder sagen sollte. Sie stand einfach nur wie versteinert da und versuchte, die Situation zu realisieren.

Dracos Hand war immer noch genauso warm wie vorhin als er sie nun auf Bellas Wange legte, doch diesmal schmiegte Bellatrix sich nicht an ihn heran. Flehend sah sie ihren Vater an, aber er schien ihren Blick nicht zu bemerken – oder er ignorierte ihn einfach.

„Dieser Mensch ist vorerst kein Teil unserer Familie mehr. Sei eine gute Tochter und halte dich von ihm fern. Wir sehen uns in den Ferien wieder.“

Er sagte es schon wieder. Und damit wollte er gehen. Bellas Mund war leicht geöffnet, völlig fassungslos stierte sie ihren Vater an, auf irgendein Zeichen wartend – hatte er nur einen dummen Scherz gemacht? Meinte er das alles vielleicht gar nicht so ernst, wie es klang?
Aber Dracos hellblaue Augen waren wie Stahltüren, sein Gesicht streng und unnahbar. Er meinte alles so, wie er es sagte. Und damit wollte er jetzt gehen.

„Ja, Dad.“, würgte Bellatrix hervor. Mehr brachte sie einfach nicht zustande.
Wie konnte er jetzt nur gehen? Wie konnte er Bellatrix zurücklassen? Wie konnte er ihr den Umgang mit ihrem Bruder verbieten – der Bruder, der jetzt nicht mehr Teil ihrer Familie war? Wie war es ihm möglich, Bellas aufgewühlten Zustand zu ignorieren?
Aber Draco war das alles möglich. Selbstsicher wandte er sich seiner Frau zu. Er würde wirklich gehen!
„Mama!“, verzweifelt heftete Bellatrix den Blick auf ihre Mutter. Sie würde doch nicht auch gehen, oder? Sie würde ihre Tochter nicht allein lassen, oder? Sie würde doch zu Bella kommen und ihr sagen, dass alles in Ordnung war. Sie würde sie doch in den Arm nehmen und ihr sagen, dass Draco und Cedric ihre Worte nicht so gemeint hatten, dass Worte keine Familie kaputt machen konnten.
Pansy war doch jetzt wieder die Starke, die Mutige, die Tapfere? Das war sie doch! Oder zumindest wollte Bellatrix das jetzt glauben, da sie jemanden brauchte, der sie festhielt und weder ihr Vater noch ihr Bruder das jetzt tun konnten – oder wollten.
„Mama, bitte… Ich…“
Vergessen waren die Jahre, in denen Bellatrix ihre Mutter verachtet hatte und in denen sie auf sie herabgesehen hatte. Ihre Mutter war wieder da, sie hatte das grauenhafte Nervenwrack wieder ersetzt. Sie würde Bellatrix doch jetzt bestimmt helfen können.
Unsicher machte Bellatrix ein paar Schritte auf ihre Mama zu. Ihre Beine waren gummiweich und Bellatrix hatte das Gefühl, jederzeit umkippen zu können.
Alles war so unwirklich und so weit entfernt von ihr; nur die quälende Gewissheit, dass etwas Schreckliches geschehen war, drückte Bellatrix beinahe zu Boden.
Wie ein verletztes Jungtier kroch sie auf ihre Mutter zu, instinktiv darauf vertrauend, dass dies ein sicherer Hort sein würde, an dem sie wieder aufgerichtet werden könnte.





17.04.2007

„Du irrst dich Vater, ich vögle keine Potter“ sagte Cedric „ich liebe eine Potter und das ist ein großer Unterschied“
Pansy hatte ihren Blick fest auf den halberwachsenen Sohn geheftet, als diese Worte so leicht und selbstverständlich über seine Lippen glitten. Sie beobachtete seine Gesichtszüge und seine Augen, die eine warmes Glitzern ausstrahlten, als er über seine Freundin sprach.
Da wurde es Pansy erst so wirklich bewusst, dass Cedric sich diese Liebe nicht gesucht hatte, um seinen Eltern, beziehungsweise ihr, denn noch vor einer Stunde hatte er noch gar nicht gewusst, dass sein verhasster Vater noch unter den Lebenden weilte, wehzutun, sondern, dass er wahrhafte und ehrliche Gefühle für die junge Gryffindor hegte. Doch anstatt so etwas wie Erleichterung zu empfinden, wurde Pansys Verzweiflung nur noch größer, weil sie wusste, dass Susannah immer zwischen Vater und Sohn stehen würde.
Draco würde niemals eine Potter in seine Familie lassen, zu sehr hasste er Harry Potter, selbst nachdem er ihn getötet hatte, hasste er ihn noch bis aufs Blut. Und Cedric würde ebenso wenig auf Susannah verzichten, wie Draco einer Heirat der beiden zustimmen würde.
Der Graben schien unüberbrückbar zu sein.

„Ich weiss, dass du nicht weißt was Liebe bedeutet...“
Fast unmerklich schüttelte Pansy den Kopf. Cedric hatte ja keine Ahnung von den Gefühlen seiner Eltern. Er war eben doch noch ein Kind. Woher sollte er denn wissen, wie man seine Kinder richtig erzog und wie man aus ihnen anständige und rechte Todesser machte. Er sprach von Liebe und ignorierte dabei völlig, dass es nicht nur laute, ausgesprochene und gezeigte Liebe gab, sondern auch Liebe die so tief verwurzelt in einem Menschen war, dass es ihm schwer fiel sie nach außen zu transportieren. Pansy konnte nicht über die Liebe sprechen, so wie sie über kein einziges empfundenes Gefühl sprechen konnte. Schon als kleines Kind hatte man sie dazu erzogen sich nie etwas anmerken zu lassen, weder Freude noch Schmerz oder Leid. Aber auch von sich aus, war Pansy ein Mensch, der nur langsam jemanden an sich heran ließ. Sie fasste nur sehr langsam Vertrauen in jemanden, sodass sie ihm intime Details erzählte.

Er behauptete, dass Draco nicht wusste was Liebe war? Da irrte er sich gewaltig.
Auch wenn Draco viel zu nüchtern und zu sachlich war, um sich in Gefühlen zu verstricken, die Liebe hießen und einen in der Entscheidungsfreiheit und den Gedanken lähmten, so fühlte er doch Zuneigung für seine Familie und diese Empfindungen waren es, die Draco stets so handeln ließen, wie er es getan hatte.
Und Draco wusste auch, wie es sich anfühlte geliebt zu werden, denn selbst Pansy konnte sich nicht mehr wirklich daran erinnern, wie es gewesen war, als sie Draco noch nicht liebte.
Seit dem Tag ihrer ersten Begegnung hatte Pansy sich stets zum jungen Malfoy hingezogen gefühlt und als er dann Zeit mit ihr verbrachte und sie als seine Freundin akzeptierte, wuchsen Pansys Gefühle so stark, dass sie sie völlig vereinnahmten.
Sie konnte immer nur an ihn denken, sah ihn ständig vor ihrem geistigen Auge und trug ihn, als schöne wärmende Erinnerung immer mit sich. Er gab ihr Kraft, dass zu sein was sie war und er hatte ihr das größte Glück geschenkt: ihre beiden Kinder.
Cedrric schien dies alles jedoch nicht zu bemerken, oder er wollte es gar nicht sehen. Für ihn waren seine Eltern gefühlskalte Menschen, die zu keinerlei liebevoller Empfindungen fähig waren.
Aber nur, weil Pansy nicht über ihre Gefühle sprach, bedeutete das nicht, dass sie nicht da waren.
Es zerriss sie innerlich beinahe dem Streit der beiden Männer zuhören zu müssen, aber um nichts in der Welt hätte sie den Raum jetzt verlassen.
Sie wollte wissen, was die beiden miteinander besprachen, welche Gemeinheiten sie sich an den Kopf warfen und welche Drohungen sie gegeneinander ausstießen. Dies alles musste Pansy wissen, damit sie helfen konnte, aus den Scherben ihres Glücks wieder eine Familie zu machen.
Das war ihr Ziel, ihre neue Passion, und sie würde nicht eher ruhen bis Cedric seinen Vater wieder liebte, denn das Draco für seinen Ältesten noch Gefühle hegte, trotz all der Scherereien und Probleme, war Pansy klar und stand außer Frage.

Nach Cedric letzter Provokation ging Draco jedoch bedrohlicher auf seinen Sohn zu und fasste ihn hart am Kinn. Pansy war versucht sich endlich wieder, nach so langer Zeit in der sie still dagestanden war und sich nicht gerührt hatte, wieder zu bewegen. Sie wollte ihrem Sohn zu Hilfe eilen um sich schützen zwischen ihm und ihren Mann zu stellen. Ganz egal, welche Konsequenzen dies für sie haben würde, und wie sehr Draco sie dafür hassen würde. Sie war seine Mutter und als solche musste sie immer für ihn da sein und sie musste ihn schützen, notfalls auch vor seinem eigenen Vater. In Pansys Blick schlich sich etwas Leidendes. Sie konnte nicht länger emotionslos alles beobachten, weil es doch nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn war, sondern weil es weit reichende Veränderungen für die ganze Familie bedeutete.
Als Draco den Namen seiner Tochter in den Mund nahm und sie als Vorbild hinstellte, wandte Pansy ihren Kopf Bellatrix zu.
Zu lange hatte sie schon nicht mehr auf ihre Tochter geachtete und es tat Pansy unglaublich leid, als sie die beinahe anämische Gesichtsfarbe ihrer Tochter feststellte. Nicht einmal das selige Lächeln, das sich auf ihr Gesicht geschlichen hatte, nachdem Sie Draco so sehr gelobt hatte, konnte verstecken wie schlecht es der jungen Slytherin zurzeit ging. Sie gab sich immer so viel Mühe ihre Gefühle vor den anderen zu verstecken, aber ihre Mutter konnte sie so leicht nicht täuschen. Pansy wusste, wie sehr Bellatrix an Cedric hing. Nach Dracos vermeintlichem Tod war er die einzige Stütze für sie gewesen. Nicht Pansy hatte ihre Tochter getröstet, wenn diese vor Schmerz nicht einschlafen konnte und ihre Tränen nicht versiegen wollten. Damals hatte sich ein enges Band zwischen den Geschwistern geknüpft und es überraschte Pansy doch, dass es nicht eng genug war um Cedric vor einem Fehler zu bewahren.
War ihm die eigene Schwester doch nicht wichtig genug, um eine kurze Affäre vorzeitig zu beenden und zur Familie zurück zu kehren?
Wäre Pansy in diesen Tagen nur dazu fähig gewesen sich um ihre Familie zu kümmern, dann wäre jetzt bestimmt alles anders. Die Todesserin fühlte ehrliche Reue, für alles was sie versäumt hatte.

“ Such dir einen neuen Nachnamen, Junge.“
NEIN! Die Verzweiflung nahm ihn Pansy die Überhand und mit großen schreckensgeweiteten Augen starrte sie ihren Ehemann an.
Tu mir das nicht an! Ich bitte dich! Ich flehe dich an! Nimm mir nicht meinen Sohn.
Pansys Atem ging schwerer und sie spürte, wie der Druck auf ihre Tränendrüse immer größer wurde. Aber sie konnte nicht weinen! Sie durfte nicht weinen.
Bleib immer gefasst, egal in welcher Lage du dich befindest!
Ohne eine Gefühlsregung wandte sich Draco endgültig von seinem Sohn, denn er nun nicht länger als solchen bezeichnete, und ging hinüber zu seiner Tochter.
Beinahe liebevoll streichelte er ihr über die blonden Locken, aber er schaute ihr nicht in die Augen um ihr einen aufmunternden Blick zu schenken, den die fünfzehn-jährige jetzt nur zu gut gebrauchen konnte.
Jeder konnte sehen, wie sehr sie unter den jüngsten Ereignissen zu leiden hatte.
Über Bellatrix’ Kopf hinweg suchte Draco Pansys Blick.
„Pansy, Liebes, verabschiede dich von deinem Sohn. Wir müssen aufbrechen. Es gibt noch viel zu viel zu tun, als das ich meine Zeit mit einem nichtsnutzigen Menschen vergeuden könnte.“
Zuerst starrte Pansy ihren Mann bewegungslos an. In ihrem Blick immer noch, für jeden sichtbar, der verzweifelte Blick einer Mutter, der man soeben ein Kind genommen hatte.
Sie ließ Draco nur einen kurzen Augenblick Zeit um in ihr Innerstes zu blicken und festzustellen, wie sehr er ihr wehgetan hatte, dann nickte sie.

Das Lächeln, das er ihr schenkte, als er die letzten Knöpfe seines Mantels schloss, war kalt und schenkte Pansy dieses eine Mal kein Wohlempfinden. Sie fühlte sich leer, unfähig noch etwas zu denken, denn die Gefühle überrollten sie. Sie empfand eine große Liebe, für ihre Kinder und für ihren Ehemann. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als wieder eine gute Beziehung zu Cedric zu haben, doch sie würde niemals versuche heimlich und hinter Dracos Rücken mit ihrem Sohn Kontakt aufzunehmen. Sie hatte Draco vor dem Traualtar versprochen immer hinter ihm zu stehen und ihm eine gute Ehefrau zu sein.
Eine gute Ehefrau hinterging ihren Mann nicht, und Pansy hatte auch nicht vor, dass bei Draco zu tun.
Er hatte beschlossen, Cedric zu enterben und ihm das recht abzuerkennen den Namen „Malfoy“ zu tragen. Ganz egal, wie sehr Pansy auch unter dieser Entscheidung litt; sie würde sie akzeptieren.
Draco hatte so entschlossen und daran gab es nichts zu rütteln. Egal wie sehr es auch schmerzte.
Erst als der große, dunkel kleidete Mann den Raum verlassen hatte und sich nicht mehr in Pansys Sichtweite befand, begann Pansy sich wieder zu regen.

„Mama!“
Als Bellatrix’ flehentlich den Namen ihrer Mutter aussprach, glaubte Pansy so etwas wie Glück im Elend zu empfinden. Sie hatte stets gedacht, ihre Tochter bereits verloren zu haben. Besonders nach der kalten Begrüßung an diesem Tag, hatte sie geglaubt, dass Bellatrix ihrer Liebe nicht mehr bedurfte und es tat ihr so wohl, feststellen zu können, dass sie sich geirrt hatte.
Sie breitete ihre Arme aus und zog Bellatrix an sich. Das Mädchen reichte ihr beinahe schon bis zur Schulter; sie war ebenso hoch gewachsen wie ihre eigene Mutter.
Sanft streichelte Pansy über Bellatrix flachsblondes Haar. Es fühlte sich schön an, wieder einmal Mutter zu sein und ganz in dieser Rolle aufgehen zu können.
Gerne wäre sie hier stehen geblieben und hätte Bellatrix solange gestreichelt, bis all die schwarzen Gedanken verschwunden waren, aber sie wusste, dass Draco außerhalb des Klassenraumes auf sie wartete.
Es gehörte sich nicht, ihn länger als unbedingt nötig warten zu lassen, ganz egal wie sehr Pansy sich auch wünschte, dass dieser Augenblick der Intimität zwischen ihr und ihrer Tochter ewig dauern würde.
Pansy beugte ihren Kopf und legte ihre Wange sachte auf Bellatrix Scheitel.
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz!“, flüsterte sie so leise, dass nur Bellatrix es hören würde. „Es wird alles wieder gut!“
Pansy sagte dies mit einer so warmen und selbstsicheren Stimme, dass es einem leicht fallen konnte ihren Worten Glauben zu schenken, doch in Wahrheit war sich Pansy selbst nicht so sicher, dass alles wieder ins Lot kommen würde.
In diesem Moment schienen die Differenzen zwischen den beiden Männern einfach zu groß.

Nach einer kurzen Weile, in der Pansy Bellatrix Nähe und Wärme genossen hatte, löste sie sich wieder von ihrer Tochter und der weiche Gesichtsausdruck verschwand wieder aus ihrem Gesicht, wenn auch nicht völlig.
Sie durchquerte den Raum mit schnellen Schritten und das Klackern ihrer Schuhabsätze klang unnatürlich laut.
Auf ihrem Weg zur Tür, knöpfte sie sich langsam den Mantel zu, wie Draco es nur kurz vor ihr auch getan hatte. Als sie an ihrem Sohn vorbei ging, blieb Pansy stehen und blickte Cedric ruhig ins Gesicht.
Es gab so viel, dass sie ihm noch sagen wollte. Die Worte sammelten sich in Pansys Kopf und drängten nach draußen, aber sobald Pansy die Lippen öffnete, waren alle sorgsam zurecht gelegten Sätze verschwunden.
Zurück blieben nur diese Gefühle, die Pansy nicht in Worte fassen konnte.
„Cedric!“ Sein Name klang beinahe wie ein Flehen.

Willst du es dir nicht noch einmal überlegen? Du weißt doch noch gar nicht, ob Susannah wirklich die Richtige für dich ist. Warum willst du alles wegwerfen nur um dir ihre Liebe zu sichern?
Denk an Bellatrix! Sie liebt dich und sie braucht dich. Bringst du es wirklich übers Herz sie so leichtfertig von dir zu stoßen, obwohl in euren Adern dasselbe Blut fließt?
Und was ist mit mir, Cedric? Zählt meine Liebe, denn gar nichts?
Ich liebe dich schon dein ganzes Leben, seit dem Tag als ich erfuhr, dass du in mir warst, liebte ich dich. Bedeutet es dir denn gar nichts?
Du glaubst, dass dein Vater böse ist, aber das ist er nicht. Er hat es immer nur gut, mit dir gemeint. Oh, Cedric! Warum kannst du das denn nicht sehen?
Irgendwann wird er es schon akzeptieren, dass du sie liebst, aber bis dahin gib dir doch wenigstens etwas Mühe ihm zu gefallen. Er verlangt doch nicht viel.


Es fiel Pansy unglaublich schwer, daran zu denken, dass Draco Cedric soeben verstoßen hatte. Sie konnte nicht so recht daran glauben, dass er es ernst gemeint hatte. Draco war immer stolz auf seinen Erstgeborenen gewesen und für eine so angesehene und reinblütige Familie, wie es die Malfoys waren, gehörte es sich auch einen Sohn zu haben, der die Linie fortführen konnte und den Vorfahren Ehre machte.
Pansy dachte an ihren Schwiegervater Lucius Malfoy, den sie niemals wirklich kennen gelernt hatte, weil er schon vor ihrer Heirat mit Draco verhaftet und nach Askaban verbracht worden war, wo er seine letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod verbracht hatte.
Draco hatte alles getan um seiner Familie zu mehr Ruhm und Ansehen zu verhelfen, denn es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der der Name Malfoy nicht immer die besten Assoziationen ausgelöst hatte. Es würde ihren Ehemann ungeheuer schmerzen, wenn es niemanden mehr gäbe, der die Werte und Traditionen der Malfoys hochhalten würde, dessen war sich Pansy sicher. Denn Draco war nicht nur ein Nachkomme der Malfoys sondern auch einer der Blacks. Natürlich gab es noch immer Bellatrix, die ein Vorbild an Tugendhaftigkeit war, aber eines Tages würde sie heiraten und Kinder bekommen und diese Kinder würden dann nicht Malfoy heißen.
So fortschrittlich Draco auch sonst war, und wie sehr er seine Tochter auch liebte, ein Junge war nun doch ein kleines bisschen mehr wert.
Pansy sah noch immer diesen Hoffnungsträger in Cedric, auch wenn er schon mehr als einmal deutlich gemacht hatte, dass er mit seiner Familie nichts mehr zu tun haben wollte.

Sie konnte dem Verlangen, kurz über Cedrics Wange zu streicheln und sich so anständig von ihrem Sohn zu verabschieden, nur schwer widerstehen. Wer wusste schon, wann sie ihn je wieder sehen würde? Draco hatte ihn verstoßen und wollte ihn zu Hause nicht mehr sehen, außer mit dem Vorhaben sich entschuldigen zu wollen.
Und nach diesem Jahr, war seine Schulzeit beendet und er in der Lage ein eigenständiges Leben zu führen, einen Beruf zu ergreifen und von zu Hause auszuziehen.
Nachdem ihre Mutter ausgezogen war, hatte Pansy sie nicht wieder gesehen, obwohl sie eigentlich versprochen hatte, sich auch weiterhin um ihre Tochter zu kümmern. Aber abgesehen von ein paar, flüchtig hingeschriebenen, Briefen hatte Pansy keine Aufmerksamkeit von ihrer Mutter mehr bekommen. Nicht einmal zu ihrer Einschulung nach Hogwarts, oder ihrer eigenen Hochzeit.
Pansy wollte keinesfalls den Kontakt zu ihrem Sohn verlieren, doch lag diese Entscheidung nicht länger in ihrer Hand. Es war allein Cedric, der noch einen Einfluss ausüben konnte.

Bevor Pansy sich von Cedric abwandte und den Raum verließ, blickte sie noch einmal kurz zu ihrer Tochter hinüber und lächelte ihr aufmunternd zu.
Als sie die letzten paar Schritte zur Tür zuging, setzte sie wieder ihre starre gefühlslose Miene auf. Wer wusste schon, wer sich draußen, abgesehen von Draco, auf den Gängen herumtrieb. Es konnten harmlose Schüler, aber auch Prof. Weasley sein. Von keinem wollte Pansy, dass er um ihre Gefühle Bescheid wusste, doch auch wegen Draco gab sich Pansy Mühe gelassen zu sein.
Sie wollte versuchen, ein wenig in ihn zu dringen und ihn darum bitten mehr Nachsicht für Cedric zu haben. Doch derzeit hatte dies noch keinen Sinn. Zuerst musste Cedric seinen guten Willen zeigen und seiner Familie entgegen kommen, etwa in dem er die Beziehung zu Susannah vorerst auf Eis legte.
Doch damit war so schnell nicht zu rechnen.

Pansy näherte sich ihrem Mann, der wartend am Rande der Treppe stand, die nur wenige Meter vom Eingang des Klassenraumes entfernt war.
„Wir können gehen.“, sagte sie leise, als sie ihn erreicht hatte. Sie wusste nicht, ob er noch etwas geplant hatte, aber auf Grund seiner schlechten Laune nach diesem Zusammentreffen, ging sie davon aus, dass er nach Hause wollte. Genauso wie sie.




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Pansy Malfoy-Parkinson – 42 Jahre – Todesserin
other characters: Violetta – Ilja – Jack – Remus - Benoit

Kein Wort vermag Unsagbares zu sagen.
Drum bleibe, was ich trage, ungesagt.
Und dir zuliebe will ich nicht mehr klagen.
Denn du, mein stolzer Sohn hast nie geklagt.

Und hätt' ich hundert Söhne: Keiner wäre
Mir je ein Trost für diesen, diesen einen
Sagt ich: hundert? Ja, ich sagte hundert
Und meinte hundert. Und ich habe keinen.

Mascha Kaléko

27.04.2007

Cedric stand entschlossen da, nein, dieses Mal würde er nicht nachgeben. Endlich hatte er es mal wieder geschafft, sich gegen seinen Vater aufzulehnen, gegen alle Strukturen in dieser Familie, die ihn so einengten und ihm die Luft zum Atmen nahmen. Als er noch ein Kind war hatte er sich oft gefühlt wie in einem Käfig. Es war kein tolles Gefühl eingesperrt zu sein. Er lebte in dieser Familie, um sich herum alle Regeln und Strukturen mit denen er sich schon als Kind ganz und gar nicht zurechtgefunden hatte. Nein, er wusste nicht was es bedeutete, ein Malfoy zu sein, doch er hatte es sehr schnell kennengelernt. Schneller als ihm lieb war. Immer musste man Haltung bewahren, nie durfte man schwach sein oder einfach einmal albern herumspringen. Malfoys taten das nicht.
Aber dieses Mal hatte er sich gegen diese Strukturen und Regeln gewehrt, dieses Mal war er stark geblieben und hatte seinen Mann gestanden. Er war nicht mehr dieses kleine, beeinflussbare Kind und das musste auch sein Vater erkennen. Es war ihm schwer gefallen, doch er hatte es geschafft. Für Sanna und für ihre Liebe. Die grösste Hürde war genommen. Dachte er zumindest. Doch wie würde sein Vater wohl reagieren? Cedric schaute ihm noch immer aufrecht in die Augen und beobachtete ihn ganz genau. Eines war wohl klar. Er würde ihn nicht in die Arme schliessen und sagen ‚Toll mein Sohn, ich freue mich, lass mich die Hochzeitseinladungen verschicken’ ein ironisches Lächeln trat auf seine Lippen beim Gedanken daran. Er würde es nie akzeptieren, dass Cedric eine Beziehung mit der Tochter seines wohl grössten Feindes führte. Genau das war es, was Cedric einfach nicht verstehen konnte. Wieso durfte er nicht einfach glücklich sein? Glücklich wie viele anderen Menschen in Hogwarts auch. Warum musste er sich mit sovielen Dingen herumschlagen nur weil er Gefühle für dieses Mädchen hatte? Was konnte er dafür?
Sollte es nicht das höchste Ziel von Eltern sein, dass die eigenen Kinder glücklich waren und ein gutes, erfülltes Leben führen konnten? Wieso konnte man alte Differenzen nicht einfach beiseite schieben? Wieso können alte Feinde sich nicht einfach die Hand geben?

Erneut schaute Cedric seinen Vater an und sah, wie sich dessen Gesicht allmählich veränderte. Sein Vater sah zuerst so aus als würde er sich nächstens übergeben wollen. Doch nach der ersten Übelkeit, so schien es zumindest veränderte sich der Gesichtsausdruck seines Vaters erneut. Es wurde bedrohlich und Cedric lief es eiskalt den Rücken hinunter. Genau dieser Gesichtsausdruck war es, den er schon sooft in seinem Leben gesehen hatte. Immer dann, wenn er einmal mehr etwas falsch gemacht hatte. Genau dieser Gesichtsausdruck war er, der Cedric Angst machte. Immer wenn er diesen Ausdruck sah, dann wurde er wieder schwach, dann senkte er die Augen und murmelte eine Entschuldigung. Aber dieses Mal würde er das nicht tun, nein, dieses Mal war es anders. Er durfte seine Augen nicht senken, er durfte keine Schwäche zeigen gegen über seinem Vater. Er musste seine Gefühle verschleiern. Wenigstens etwas nützliches hatte er von seinem Vater gelernt. Das konnte er jetzt auch gegen ihn verwenden. Er durfte sich nicht einfach unterbuttern lassen.

Sein Vater stand auf und kam bedrohlich auf ihn zu. Cedric unterdrückte anfangs die Reaktion rückwärts zu gehen, doch als sein Vater immer näher kam, konnte er sich irgendwann nicht mehr widersetzen. Es machte ihm Angst, seinen Vater so zu sehen und es machte ihm Angst, dass er den Abstand, der Cedric brauchte nicht wahrte sondern seinem Sohn immer näher kam. Nein, bleib weg, nein dachte er bei sich und seine Beine lösten sich aus seiner Starre. Wie in Zeitlupe machte er einen ersten Schritt zurück, dann einen zweiten. So ging es weiter, bis er schliesslich an der Wand stand und es nicht mehr weiterging. Jetzt sass er in der Falle. Jetzt konnte er nicht mehr weiter zurück. Nun musste er sich seinem Vater stellen und vielleicht war das auch gut so. Cedric sah in den Augen seines Vaters, was er angerichtet hatte. Nein, sein Vater würde keine Gnade walten lassen, nicht jetzt, nicht nach seiner Rede. Das waren Illusionen. Cedric musste sich dem jetzt stellen, schliesslich hatte er das Ganze ins Rollen gebracht.
Am liebsten hätte Cedric sich umgedreht und war davongerannte. Weg von seinem Vater, von seiner Familie. Weg von den Problemen, die das ganze mit sich brachen und weg vor der Unterdrückung. Aber das ging nicht, sein Vater würde ihn überall finden, egal wo er hinging. Sein Vater hatte seine Augen überall und irgendwann würde er sich den Problemen stellen müssen.

Sein Blick wanderte kurz auf seine Schwester und seine Mutter, die wie erstarrt dastanden. Wieso tat seine Mutter nichts? Wieso hielt er seinen Vater nicht auf? Wieso stand sie einfach nur da und schaute zu wie man ihrem Sohn wehtat? Cedrics Gesichtsausdruck war schon fast verzweifelt und hilfesuchend. Wenigstens seine Mutter sollte doch auf seiner Seite stehen. Aber was hatte er erwartet? Sie war keine starke Frau. Nie hatte sie sich dem Mann widersetzt, sie liess ihm alles durchgehen. Sie schaute weg, bei der harten Erziehung, die er an seinen Kindern anwendete auch wenn sie ganz genau sah, wie sehr es vor allem Cedric quälte. Nie hatte sie ihren Mund aufgemacht und auch nur das geringste gesagt. Was war das bloss für eine Mutter? Da war er wieder, dieser Hass gegenüber seiner Eltern, seiner Familie. Ausser Bellatrix könnte er auf alle verzichten.
Bevor er irgendetwas tun konnte spürte er die Hand seine Vaters an seinem Kinn, die ihn zwang, ihm direkt ins Gesicht zu schauen. Er sah in die wutverzerrten Augen seines Vaters und er wusste nicht, wie lange er das aushalten würde. Er versuchte sich zunächst zu wehren, versuchte die Hand seines Vaters loszuwerden, aber es ging nicht. Im Gegenteil, sein Vater drückte immer fester zu, so fest, dass Cedric den Schmerz spürte. Aber vielleicht war das auch gut so, denn das hielt ihn in der Realität. Nein, lass mich, lass mich bitte, ich kann nicht, ich will das nicht dachte er verzweifelt bei sich. Als hätte sein Vater seine Gedanken gelesen liess er seine Hand sinken, sein Blick wurde aber nicht wenig bedrohlicher.

„Deine Schwester, deine geliebte Schwester Bellatrix hat es geschafft mich stolz zu machen. Dieses Kind, dieses Mädchen benötigte so etwas Lächerliches wie öffentliche Zuneigung nicht! Sie hat es geschafft erwachsen zu werden und zu erkennen, wenn ich auf sie stolz bin. Sie fühlt es, und braucht keinen mündlichen Beweis.“ Diese Worte brannten sich ganz tief in Cedrics Kopf und in sein Herz. Immer hiess es nur Bellatrix, sein Vater hatte sie schon immer bevorzugt und hatte ihr schon immer mehr Zuneigung geschenkt. Nun gut, wenn man das Zuneigung nennen kann. Cedric hasste es immer mit ihr verglichen zu werden. Wieso konnte sein Vater nicht einfach einmal akzeptieren, dass er nuneinmal anders war. Er war nicht Bellatrix. Cedric kniff die Augen zusammen. „Hör auf damit Vater“ knurrte er dann wütend. „Hör auf mich ständig mit Bella zu vergleichen. Ich bin nicht sie, ich bin eine eigenständige Person. Du hast sie sowieso von Anfang an ständig bevorzugt. Ich hatte keine Chance, seit sie auf der Welt war war sie der Mittelpunkt“ sagte er dann und blickte seinen Vater noch immer wütend an.

Der Gesichtsausdruck seines Vaters änderte sich. Jetzt trat ein dreckiges Grinsen auf seine Lippen und er sah, wie sein Vater einen Stück zurück ging. Das war gut, es gab Cedric wieder Luft zu atmen, die ihm gefehlt hatte, als sein Vater so nahe vor ihm stand. Sein Atem ging schneller als sonst. Dieses Grinsen verhiess nichts gutes, das wusste Cedric. Er kannte seinen nun schon gut genug. Aber was führte dieser im Schilde? Cedric sollte es sogleich erfahren.
„Was denkst du, wie lange du und besonders deine geliebte Susannah noch zusammen sein werden?“ Als er diesen Satz hörte, schnürte es ihm die Kehler zu und er konnte den riesen Kloss im Hals einfach nicht hinunterschlucken. Einen Moment sah Cedric seinen Vater nur an. Dann löste er sich aus seiner Starre und nun war er derjenige, der schon fast bedrohlich auf Draco Malfoy zuging. „Nein, Vater“ sagte er mit einem Zittern in der Stimme „was hast du vor?“ wollte er dann wissen und versuchte durch die Augen die Gedanken seines Vaters zu entziffern, was ihm natürlich nicht gelang. „Ich warne dich Vater, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst“ drohte er dann und funkelte seinen Vater an. Er stellte sich Susannah vor, wie sie am Boden kauerte. Sein Vater stand über ihr und hatte den Zauberstab erhoben und auf sie gerichtet. Susannah zitterte am ganzen Leib. Sie hatte keine Chance mehr, ihr Zauberstab war weg. Sein Vater er öffnete den Mund und sprach Avada Ked… Nein, nein, Cedric schüttelte den Kopf um wieder um wieder klare Gedanken fassen zu können. Nein, das durfte nicht geschehen, er musste seinen Schatz beschützen, ihr durfte nichts passieren, das würde sich Cedric nie verzeihen. Aber die Worte seines Vaters waren eindeutig. DAS war eine Drohung. Cedric kannte seinen Vater, er wusste, dass er gnadenlos war und dass er nicht dafür zurückschrecken würde, Susannah zu quälen. Das war genau das, was Cedric solche Angst einjagte.
„Ich möchte nicht, dass du den Namen unserer Familie in den Schmutz ziehst. Such dir einen neuen Nachnamen, Junge. Und halte dich fern von meiner Tochter, die es geschafft hat, der Stolz der Familie zu werden.“

„Dieser Mensch ist vorerst kein Teil unserer Familie mehr. Sei eine gute Tochter und halte dich von ihm fern. Wir sehen uns in den Ferien wieder.“


Nun ging alles Schlag auf Schlag. Cedric musste sich diese Worte zweimal durch den Kopf gehen lassen, ehe er verstand, was sein Vater da gerade gesagt hatte. Mit offenem Munde sah er seinen Vater an. Das konnte doch nicht sein ernst sein. Er konnte ihn doch nicht enterben? Er durfte ihm doch nicht die einzige Person in der Familie nehmen, die ihm noch etwas bedeutete. Verstossen von seiner Familie, er, Cedric Malfoy. Das konnte einfach nicht wahr sein. Cedric verstand die Welt nicht mehr. Wie in Trance sah er zu, wie sein Vater die Knöpfe seines Mantels zuknöpfte und er hörte, wie er Pansy bat sich zu verabschieden. Er bemerkte nicht einmal mehr Bellatrix’ Reaktion. Er stand einfach nur da und konnte nicht fassen, was er da eben gehört hatte. Seine Mutter kam auf ihn zu, stand vor ihm. Er schaute sie an, in seinem Blick lag schon fast etwas Flehendes und er musste sich zusammenreissen, die stummen Tränen, die sich in seinen Augen bildeten zu unterdrücken. „Cedric!“ hörte er die Stimme seiner Mutter, in der schon fast ein Flehen lag. Mehr hatte sie nicht zu sagen? Wieso nahm sie das hin? Wieso liess sie das zu? Er war doch ihr Sohn. Cedric konnte sie nicht mehr ansehen, deswegen senkte er die Augen. Er verstand es einfach nicht. Wieso musste so etwas ihm passieren.

Als sich seine Familie umdrehte um zu gehen löste sich Cedric aus seiner Starre. „Dad“ kam es ihm gequält über die Lippen. Er wusste nicht, wann er seinen Vater das letzte Mal so angesprochen hatte. Das Wort Dad hatte er schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Seit er sich entschieden hatte einen anderen Weg als sein Vater zu gehen. „Bitte“ kam es ihm weiter stockend über die Lippen. „Nein“ und dann geschah es. Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen ihm über die Wangen, aber er gab keinen Ton von sich. Stumm ertrug er das Leid, dass ihm von seinem Vater eben zugefügt wurde. Er schüttelte den Kopf. Das durfte nicht sein. Ausserdem war er jetzt eben schwach geworden. Seine stotternden Worte hallten in seinem Kopf wider. Dad Nein Bitte

In diesem Moment fühlte sich Cedric einfach nur schrecklich. Es war ihm speiübel und am liebsten wäre er auf die Toilette gerannt um sich zu übergeben. Enterbt. Wie grausam konnte ein Vater sein, wenn er seinem Sohn so etwas antat. Das war nicht das einzige, nein, er hatte sogar noch eine Drohung gegenüber von Susannah ausgesprochen. Cedric war einfach nur verzweifelt. Er liebte dieses Mädchen, er wollte sie auf keinen Fall verlieren, nicht jetzt, nicht jetzt wo er sie endlich hatte. „Dad, bitte, ich liebe dieses Mädchen, was kann ich für meine Gefühle“ sagte er dann noch und die Emotionalität die in seiner Stimme mitschwang war einfach unglaublich. Es hätte wohl jedem das Herz gebrochen, der bei dieser Szene zugeschaut hätte. Niemals hatte Cedric geglaubt, dass seine Beziehung zu Susannah so ausarten konnte. Momentan verstand er die Welt und sich selber nicht mehr. Warum war er nicht einfach froh, seine Familie endlich loszusein? Tief in seinem Herzen kannte er die Antwort. Es war seine Familie, und die Familie sollte eigentlich das wichtigste im Leben sein. Aber das schien seinem Vater wohl egal zu sein. Cedric war erfüllt von Traurigkeit und von grossem Schmerz. Warum? Fragte er sich immer wieder. Warum?


28.04.2007

Niemand widersprach Draco. Alle nahmen seine Entscheidung hin. Bellatrix antwortete ihm mit einem „Ja, Dad.“.
Ob sie von seiner Entscheidung schockiert war? Ob sie ihn am liebsten verhexen würde um ihren Bruder zu schützen? Draco wusste es nicht und eigentlich interessierte es ihn nicht. Seine Entscheidung war gefallen, niemand konnte sie ändern und Cedric würde sich nie bessern. Der stolze Malfoy sah keinen Weg mehr, wie sein Sohn die Familie Malfoy nach Dracos Tod zu Ruhm und Ehre führen konnte und den Namen nicht verkommen ließ.

Draco hatte sich an seine Frau gewandt. Auch sie schien kaum etwas an seiner Entscheidung auszusetzen zu haben. Das war seine Frau, die Frau, die nie etwas sagte und das Familienoberhaupt unterstützte. Pansy Parkinson wäre nicht zu einer Malfoy geworden, wenn sie diese Eigenschaft nicht besessen hätte. Draco wandte sich zum gehen, stand vor der Tür und dachte den Bruchteil einer Sekunde darüber nach, ob es schwer werden würde einen neuen Erben zu finden. War damit das Aussterben der Familie Malfoy vorprogrammiert? Draco fühlte sich – vielleicht zum ersten Mal seit seinem Schulabschluss – unsicher. Als er Pansy geheiratet hatte, war er sich sicher das Richtige zu tun. Als er den Befehlen des Dunklen Lords gefolgt war, war er sich immer sicher das Richtige zu tun. Selbst als er seiner Familie nicht sagte, dass er noch lebte, war er sich zu hundert Prozent sicher das Richtige zu tun! Doch diesmal, an dem Tag, an dem er den Erben der Familie Malfoy vernichtet hatte, diesmal fühlte er eine Unsicherheit. Er wollte die Familie erhalten, wie es sein Vater auch gewollt hatte. In Dracos Kopf drehte sich alles. Er würde sicher nicht nachgeben und seinen Sohn bitten doch wieder ein Malfoy zu werden. Das würde er niemals tun. Doch er konnte auch nicht hoffen, dass Cedric etwas dagegen tat. Sein Sohn bewegte sich nichteinmal! In Cedrics innerem musste gerade ein Sturm der Freude ausgebrochen sein. Draco konnte sich seine Gedanken lebhaft vorstellen. Gedanken wie: ‚Endlich bin ich diese Familie los!’, oder ‚Liebste Potter, ich habe wunderbare Neuigkeiten!’.

Draco musste die Augen für einen Moment auf den Boden richten. Es waren Scheußliche Gedanken. Und dennoch regte sich Cedric nicht. Konnte man vor Freude erstarren? Draco hatte die Hand auf der Türklinke und wollte sie gerade herunterdrücken um sich endgültig von diesem undankbaren Geschöpf, das einst sein Sohn war, zu entfernen.

„Dad.“

Draco hielt in der Bewegung inne, seine Augen geweitet. Er konnte selbst nicht sagen, ob er Verwunderung oder Entsetzen empfand Oder ob es ein ganz anderes Gefühl war, das sich in diesem Moment in ihm breit machte. Wie kam dieser Junge, der, den er gerade offiziell enterbt hatte!, dazu, ihn Dad zu nennen? Nach all den Jahren? Niemals, niemals, hatte Cedric ihn Dad genannt. Draco wollte sich nicht bewegen. Hatte sein Sohn Vernunft gefunden? War ihm endlich klar geworden, wie sehr er die Familie brauchte und wie sehr er sie wollte?
Die Hoffnung in Draco wollte nicht sterben. Er brauchte einen Erben und er wollte den Sohn, den er vierzehn Jahre lang aufgezogen hatte nicht verlieren. Draco war alt, selbst wenn er sich das nicht eingestand. Er müsste einen neuen Erben zeugen und diesen erziehen und er bezweifelte, dass er die Kraft dazu aufbringen würde.

„Bitte,… Nein“

Langsam ließ Draco seine Hand sinken. Sein Sohn wollte in der Familie bleiben. Er wollte ein Malfoy bleiben. Er würde es seiner Familie niemals zeigen, doch in diesem Moment legte sich ein schwaches Lächeln auf Dracos Lippen. Er hatte gewonnen, oder nicht?
Wie in Zeitlupe drehte sich Draco herum um seinen Sohn ansehen zu können. Der alte Boden knirschte dabei ein wenig und sein Mantel gab rauschende Geräusche von sich. Die Stille in diesem Raum war unglaublich, jedes Geräusch drückte in den Ohren und in Dracos Kopf fühlte er seinen pochenden Herzschlag. Auch ein Draco Malfoy konnte aufgeregt sein.

Das Lächeln in seinem Gesicht war längst wieder erloschen. Er starrte kühl auf seinen Sohn herab und wartete darauf, dass dieser etwas sagte. Doch es schien, als konnte er nichts sagen. Draco sah genauer hin. Funkelten Tränen in den Augen seines Sohns? Draco hielt die Luft an. Wirklich, sein siebzehnjähriger Sohn weinte. Er weinte vor den Augen seines Vaters! Dracos Augen verengten sich, als er doch noch zu sprechen begann.

„Dad, bitte, ich liebe dieses Mädchen. Was kann ich für meine Gefühle?“

In welcher Traumwelt hatte Draco gelebt? Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein. Hier stand Cedric, ein junger Mann, dessen Vater ewig lang gepredigt hatte, wie wichtig es war Gefühle für sich zu behalten. Immer wieder wurde diesem jungen Mann gesagt, dass er sich zurückhalten soll, seinen Gefühle nicht immer nachgeben darf und das er zu etwas besserem bestimmt war, als einfach nur ein Mensch zu sein. Und genau dieser Junge stand nun vor ihm, weinte wie ein kleines Kind und beichtete ihm, dass er nichts für seine Gefühle konnte!!
Dracos Wut stieg ins unermessliche. Sein Gesicht war wutverzerrt und er wusste nicht, was er tun sollte. Er machte einen Schritt auf seinen Sohn zu. Draco durfte nicht einfältig werden, es war noch immer sein Sohn. Seine Frau und seine Tochter waren hier und hatte Draco nicht selbst immer gesagt, dass er seinen Gefühlen nicht immer so einfach freien Lauf gab?
Er schnaufte, als hätte man ihm gerade den Cruciatus Flug aufgejagt. Seine Wut war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Du hast gar nichts gelernt. GAR NICHTS!“, schrie Draco heraus. Er würde seinen Sohn am liebsten verhexen und aus dem Raum jagen. Vielleicht hätte sich der stolze Zauberer sogar dazu niedergelassen seinem Sohn auf alte Muggelart eine zu Schmieren. Doch er war es nicht wert. In diesem Moment war Cedric Malfoy kein Malfoy mehr. Er war zu Abschaum abgestiegen, der es nicht wert war, beachtet zu werden.

„Ich habe meine Jahre mit dir vergeudet. Regel eins: Du darfst deine Gefühle niemals anderen zeigen. Regel zwei: Du darfst dich nie von deinen Gefühlen leiten lassen. Regel drei: Sei ein stolzer Malfoy!“

Die letzte Regel war aus Draco hervorgebrochen, als ob davon das Heil der Welt abhinge. Wieder wusste Draco nicht, was er falsch gemacht hatte. Die Hoffnung, die so schwer enttäuscht wurde, schien mehr zu schmerzen als die Tatsache, dass sein Sohn nicht immer der Malfoy gewesen war, den Draco sich gewünscht hatte. Aber Draco hatte so viel Vertrauen darin gesetzt, dass Cedric es doch noch wurde – ein stolzer Malfoy. Draco hatte auch etwas länger gebraucht, um seinem Vater Ehre zu bringen. Aber er hatte es im Endeffekt geschafft. Draco hatte sich bemüht. Doch er konnte die Mühe seines eigenen Sohnes nicht erkennen. Er wollte diesen Menschen gar nicht mehr sehen.

„Wenn du diese Regeln gelernt hast, dann kannst du wieder angekrochen kommen und fragen, ob du mich Dad nennen kannst.“, zischte Draco und wandte sich ruckartig von Cedric ab. Es war genug für heute, die Aufregung tat ihm nicht gut. Er zog die Tür auf und ließ sie energisch ins Schloss fallen, als er draußen war. Einige Schritte ging er zur Treppe, bevor er sich an das Geländer lehnte und den Kopf in seine Hände legte. Irgendetwas hatte er doch Falsch gemacht,… Oder?
_________


Draco stand einige Zeit ruhig da. Er hatte es geschafft sich aufzurichten und starrte die Treppen hinab. Als er die Tür hörte, rührte er sich nicht. Pansy war da, das wusste er.

„Wir können gehen.“, sagte seine Frau leise. Sie kannte ihn zu gut. Draco wollte sie nicht ansehen. Er würde ihren Blick nicht ertragen – traurig, über den enterbten Sohn. Dracos Entscheidung war gefallen und er ließ sich keine Vorwürfe machen – erst recht nicht von Blicken seiner Frau. Selbst wenn sie es nur unbewusst tat, sie konnte solch einen Vorwurf nicht aus ihren Augen verbannen. Selbst wenn sie ihren ganzen Körper beherrschte, diese kleine Tür blieb zu oft offen. So offen, dass Draco dieses Gefühl genau lesen konnte. Er setzte sich in Bewegung ohne etwas zu sagen. Es war offensichtlich, dass sie jetzt nachhause gingen.

Tbc: Malfoy Manor


31.05.2007

Bellas Blick war fest auf ihre Mutter gerichtet. Alles andere schien aus ihrem Bewusstsein ausgeblendet zu sein, denn nichts anderes war mehr wichtig. Es zählte nur noch die Entfernung, die ihre Füße überwinden musste, um endlich bei Pansy zu sein, um von ihr in den Arm genommen zu werden und gesagt zu bekommen, dass alles nicht so schlimm war, wie es im Moment schien.
Vielleicht war es eine Art Selbstschutz, dass Bella für Sekunden nichts anderes wahrnehmen konnte als dieses Bestreben zur Mutter zu kommen – es war eine Gnade, für diese Sekunden nicht daran denken zu müssen, was soeben geschehen war. Nicht mehr die Worte im Geiste wiederholen zu müssen und nicht mehr an die Konsequenzen dieser Worte denken zu müssen. Für diese Sekunden waren Bellas Gedankengänge völlig blockiert; vermutlich waren in den letzten Minuten einfach zu viele verschiedene Emotionen auf sie eingebrochen: Die Überraschung von Dracos Erscheinen, das Zweifeln, die große Freude, ja dieses beinahe unerträgliche Glück, dann Cedrics Auftauchen, das verzweifelte Hoffen, sie würden sich vertragen, dann der schreckliche Streit der beiden geliebten Männer und nun das Machtwort Dracos, an dem Bella glaubte, zerbrechen zu müssen. Sie konnte im Augenblick unmöglich noch etwas Neues aufnehmen und ihr Geist verschloss sich vor allen Gedanken. Nur noch der Instinkt funktionierte und dieser trieb sie, wie jedes Wesen, in die Arme der Mutter.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Bellatrix endlich die dünnen Arme Pansys um ihre Schultern spürte. Fest zog Pansy sie an sich und Bellatrix konnte zum ersten Mal seit Jahren den Körper ihrer Mutter spüren, fühlen, wie abgemagert er war. Doch obwohl Bella diesen Körper seit Jahren nicht mehr umarmt hatte und er sich gänzlich anders anfühlte als früher – nicht mehr so stark und unbeugsam, sondern dünn, zerbrechlich und selber schutzbedürftig - war ihr weder Geruch der Mutter nicht fremd geworden, noch das Gefühl des Schutzes, das er ihr gab. Es war wie ein Nachhausekommen, so geborgen und beschützt. Es war ganz anders, als Draco zu umarmen.
Pansys Arme schlossen sich fest um ihre Tochter, ihr Körper war trotz seiner Ausgezehrtheit so anschmiegsam wie es nur der Körper einer Mutter sein kann. Sie nahm Bellatrix bei sich auf, nicht wie Draco, der Bella lediglich umarmte, ohne sein Herz zu öffnen. Pansy umarmte nicht nur Bellas Körper, sondern er umarmte auch ihre Seele, nahm sie in ihre Arme und streichelte zart über die neue Wunde, die ihr soeben zugefügt worden war.
Die Sekunden schienen zu Stunden zu werden, doch Bella konnte nicht loslassen. Ihr Kopf lag auf Pansys Brust, sie hörte ihren Herzschlag und konnte für einen Moment ruhig und tief durchatmen. Und dann auf einmal hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die genau die Worte aussprach, die Bellatrix hatte hören wollen.
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz! Es wird alles wieder gut!“
Ein Beben ging durch Bellas schmalen Körper und sie seufzte leise.
Es wird alles wieder gut. Mach dir keine Sorgen. Es wird alles wieder gut.
Es würde alles wieder gut werden. Bellatrix dachte in diesem Moment keineswegs daran, dass ihre Mutter ebenfalls von dem Streit zwischen Draco und Cedric entsetzt war, dass sie selbst möglicherweise keine Ahnung hatte, ob alles wieder gut werden würde, dass sie vielleicht die gleiche Verzweiflung verspürte wie Bella. Sie sagte es und ihre Stimme klang dabei so sicher und flößte Bellatrix so viel Vertrauen ein, dass sie es ohne nachzudenken einfach glaubte. Und selbst wenn es niemals stimmen sollte – Bellatrix wollte jetzt nichts anderes hören. Nach diesem Streit brauchte sie Sicherheit und sie brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten. Selbst wenn ihre Welt tatsächlich so in Scherben gehen sollte, wie sie es eben erlebt hatte, so wollte sie das doch nicht schon jetzt realisieren müssen. Und außerdem waren die Worte nicht von irgendjemandem ausgesprochen worden, sie waren von Bellas Mutter ausgesprochen worden. Einer Mutter konnte man doch vertrauen.

Pansy löste sich ein wenig von ihrer Tochter, küsste sie sanft auf den Scheitel und ließ sie dann ganz los.
Unsicher sah Bella Pansy an. Sie wollte nicht losgelassen werden, doch sie wusste, dass ihr Wunsch unmöglich zu erfüllen war. Nicht einmal Pansy würde sie ewig vor der Realität bewahren können; diese Momente, in denen Pansy das konnte, waren selten und unvollständig.
Und so war es auch jetzt. Kaum hatte Pansy Bellatrix wieder losgelassen, öffneten sich ihre Sinne und ihr Geist der Wirklichkeit wieder. Bellatrix sah, dass sie immer noch in dem Klassenzimmer stand, sie sah Cedric, der mit weit aufgerissenen Augen da stand, sie sah ihren Vater, der seinen Mantel bereits geschlossen hatte und schon bei der Tür stand.
Und die Erinnerung an den Streit kehrte wieder und mit ihr der Schmerz, den sie darüber empfand.

Bella kniff erneut die Lippen zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen oder aus dem Zimmer zu flüchten. Pansy wandte sich nun von Bella ab, zog ebenfalls ihren Mantel an und ging in Richtung Tür. Sie würde mit Draco mitgehen. Sie würde wie er, Cedric verstoßen. Sie würde alles noch machen, wie Draco es gesagt hatte. Und deshalb musste Bellatrix das auch tun. Sie hatte gar keine andere Chance. Oder vielleicht doch?

Nach Pansys – in Bellas Ohren – kurzen und knappen „Verabschiedung“ regte Cedric sich wieder. Bis jetzt hatte er wie versteinert dagestanden, offenbar genauso unfähig wie Bellatrix, zu verstehen, was Draco gerade getan hatte.
„Dad. Bitte. Nein.“
Nein, er hatte es genauso wenig aufnehmen können wie Bellatrix. Die Verzweiflung aus seinen Worten war nicht nur mühsam zu erspüren, sie erschlug Bellatrix beinahe. In ihr glimmte eine kleine Hoffnung auf. Cedric flehte. Er flehte seinen Vater an. Das musste Draco doch genauso deutlich gehört haben wie Bella! Ihr Blick huschte zu ihrem Vater hinüber. Unter niedergeschlagenen Lidern sah sie zu ihm hinauf; suchte in seinem Gesicht nach einem Funken Vergebung und Verständnis. Konnte Cedric sich über den Weg des Bittens erretten?

Es war Bellatrix in keiner Weise bewusst, wie sehr ihre Gedanken denen eines Gläubigen erinnerten. Nur mit dem Unterschied, dass der Religiöse einen Gott um Vergebung anflehte, Bellatrix jedoch ihren Vater. Doch machte es für sie einen Unterschied? War ihr Vater nicht ihr Gott? Was unterschied Draco denn überhaupt von einem Gott? Wie vor einem Gott erstarrte Bellatrix vor ihm vor Ehrfurcht, ängstigte sich davor, ihn zu verärgern, hatte ihren Blick nur auf ihn gerichtet. Sein Wort war Gesetz, gleichgültig wie viel Sinn seine Worte machten. Sie betete ihn an.
Er könnte von Bellatrix ihr Leben fordern und sie würde es ihm geben – wenn man mal davon absah, wie unsinnig dieser Wunsch in Bellas Augen sein würde, gehörte ihrem Vater doch seit ihrer Geburt ihr Leben, ihr Sein, ihr Handeln und ihre Gedanken.
Wunderte es da noch, wenn Bellatrix innerlich um Vergebung für ihren Bruder bat, Vergebung, die nur von einem Gott gegeben werden kann?

Doch der Augenblick der Hoffnung währte ohnehin nur kurze Zeit. Denn anstatt vernünftig zu bleiben und abzuwarten, wie Draco auf das Flehen seines Sohnes reagierte, fuhr dieser fort – ohne nachzudenken.
„Dad, bitte, ich liebe dieses Mädchen. Was kann ich für meine Gefühle?“
Bellatrix schloss die Augen. Sie brauchte ihren Vater gar nicht mehr anzusehen, um zu wissen, dass alles verspielt war. Cedric liebte dieses Mädchen.

Er liebt sie mehr als Dad. Mehr als Mama. Und er liebt sie auch mehr als mich., huschte es durch ihren Kopf, doch seltsamerweise machte ihr diese Erkenntnis, die vor wenigen Stunden noch die grauenhafteste Entdeckung für Bellatrix hätte darstellen können – nämlich dass ihr Bruder jemand anderen mehr lieben könnte als Bella – machte ihr im Moment nichts aus. Viel stärker war die Empfindung, ihren Bruder vom Vater verstoßen zu sehen. Nicht nur verloren, sondern verstoßen, die Trennung ging nicht mehr von Cedric aus, sondern auch von Draco und damit auch von Bella.
Wie unklug Cedric doch gesprochen hatte.
Als Draco begann, zu schreien, hielt Bella die Augen geschlossen, das Gesicht unbewegt, als würde sie gar nicht mehr von den Worten des Vaters verletzt werden. Denn das wurde sie auch nicht mehr, hatte sie doch schon Sekunden vor dem Aussprechen der Worte gewusst, dass sie kommen würden. Und dass sie gerecht waren.

„Du hast gar nichts gelernt. GAR NICHTS! Ich habe meine Jahre mit dir vergeudet. Regel eins: Du darfst deine Gefühle niemals anderen zeigen. Regel zwei: Du darfst dich nie von deinen Gefühlen leiten lassen. Regel drei: Sei ein stolzer Malfoy! Wenn du diese Regeln gelernt hast, dann kannst du wieder angekrochen kommen und fragen, ob du mich Dad nennen kannst.“
Jedes Wort war ein Hieb mit der Peitsche. Jedes Wort grub sich schmerzhaft in Bellas Gedächtnis. Doch die Worte waren nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war Dracos Stimme, die so voller Hass und Zorn war, voller Hass und Zorn, der sich gegen Cedric richtete.

Die Tür fiel hinter Draco und Pansy ins Schloss. Noch immer stand Bellatrix unbeweglich an ihrem Platz, dort, wo ihre Mutter sie stehen gelassen hatte. Jetzt war Bella allein. Ihre Mutter war weg, ihr Vater war weg und einen Bruder hatte sie nicht mehr. Sie war ganz allein mit ihrem Schmerz, der sie umklammert hielt wie ein Schraubstock.
Es dauerte eine ganze Weile, bis diese Pein ein wenig abgeklungen war – oder war sie gar nicht schwächer geworden sondern begann Bellatrix sich jetzt schon daran zu gewöhnen? – und es Bella möglich war, wieder die Augen zu öffnen. Sie sah nicht viel. Tränen verschleierten ihr die Sicht. Mühsam beherrscht richtete Bella den Blick auf die Tür, versucht, an Cedric vorbeizuschauen, ihn nur nicht anblicken zu müssen, ihn behandeln, als sei er Luft. Sie musste unbedingt Dracos Worte befolgen, sie hatte ihm ihr Wort gegeben.

„Dieser Mensch ist vorerst kein Teil unserer Familie mehr. Sei eine gute Tochter und halte dich von ihm fern. Wir sehen uns in den Ferien wieder.“
„Ja, Dad.“


Dracos Worte gaben Bellatrix die nötige Kraft und den nötigen Auftrieb, um ihre versteinerten Muskeln zu bewegen. Sie machte einen Schritt vorwärts. Noch einen und noch einen. Sie ging an Cedric vorbei, ohne ihn anzusehen. Er war nicht mehr Teil ihrer Familie. Sie kannte ihn nicht. Sie ging an ihm vorbei, den Blick fest auf die Tür geheftet, durch die ihre Eltern ihr vorangegangen waren. Sie würde ihnen folgen.
Mit steifen Schritten stakste Bellatrix zu ihrem Ziel. Sie öffnete die Tür und fand einen leeren Gang vor sich. Natürlich. Ihre Eltern waren schon weg.
Bellatrix schloss kurz die Augen. Sie rief sich Dracos festen Gesichtsausdruck in Erinnerung. Er hatte gesagt, er sei Stolz auf sie. Ein kleines Lächeln huschte über Bellas Wangen. Er war stolz auf sie und sie würde alles dafür tun, dass es so blieb. Sie durfte nicht mehr weinen, weinen um einen Menschen, der nicht mehr Teil ihrer Familie war.
Bella verbreiterte ihr Lächeln, wischte eine Träne von der Wange und straffte die Schultern. Sie würde ihn niemals enttäuschen, egal, um was es ging.
Die Tür des Klassenzimmers schloss sich hinter Bellatrix und sie machte sich auf den Weg in die Große Halle, auf ihrem Gesicht schon wieder eine Maske ihres normalen Seins – spöttische Arroganz, absolute Selbstsicherheit, Hochmut.
Doch diesmal war es nicht Bellatrix, die so aussah, es war nur eine Maske Dracos, hinter der sich die junge Slytherin verbarg. Diese Maske reichte vorerst, sie half ihr und gab ihr Halt, bis Bellatrix selbst es schaffen würde, so zu sein wie diese Maske.


tbc.: Große Halle





07.06.2007

Cedric hätte alles ertragen, alles, egal was. Er hätte auf alles etwas erwiedern können, er hätte seinem Vater stolz in die Augen schauen können und ihm sagen, dass er Cedrics Entscheidungen akzeptieren musste, aber das, das konnte er nicht ertragen. Er wollte das sein Vater ihn anschrie, ihn verhexte, ihm eine schmierte. Das wäre ihm egal gewesen, ja, das hätte er erwartet. Aber niemals hätte er gedacht, dass sein Vater so weit gehen würde und ihn tatsächlich enterben würde. Es kam Cedric alles so unwirklich vor, er wusste nicht mehr wo ein und aus. Es war wie wenn vor seinen Augen eine Wand gebaut wurde und er einfach nicht mehr hindurch kam. Verbannt, enterbt. Er hatte keine Familie mehr, er wurde von seiner Familie im Stich gelassen.

Er wollte doch nur Verständnis. Er wollte ein einziges Mal Verständnis von seinem Vater. Aber zu so etwas war dieser anscheinend nicht fähig. Wieso durfte Cedric nicht einfach einmal in seinem Leben glücklich sein, wieso durfte er nicht einmal in seinem Leben tun was er wollte und nicht was die Familie verlangte. Er wollte doch nur ein bisschen frei sein. Cedric hatte gedacht, dass das etwas bringen würde, schliesslich hatte er sich gerade niedergelassen und sozusagen im Verzeihung gebeten. Cedric hatte gedacht, dass sein Vater sich dadurch erweichen lassen würde. Doch bald merkte Cedric, dass seine Aktion wohl eher das Gegenteil bewirkt hatte. Er merkte ziemlich bald, wie sich die Wut des Vaters ständig steigerte und schliesslich in ein Schreien ausartete. „Du hast gar nichts gelernt. GAR NICHTS! Ich habe meine Jahre mit dir vergeudet. Regel eins: Du darfst deine Gefühle niemals anderen zeigen. Regel zwei: Du darfst dich nie von deinen Gefühlen leiten lassen. Regel drei: Sei ein stolzer Malfoy! Wenn du diese Regeln gelernt hast, dann kannst du wieder angekrochen kommen und fragen, ob du mich Dad nennen kannst.“

Cedric wurde immer kleiner, bei jedem einzelnen Wort seines Vaters sackte er mehr in sich zusammen. Wie konnte sein Vater nur so hart sein, wie konnte er seinem Sohn nur das Schlimmste antun, was einem Menschen passieren konnte? Wie konnte er seinen Sohn nur so behandeln? Was musste er in seinem erbärmlichen Leben alles durchgemacht haben, dass er zu einem solchen herzlosen Menschen geworden ist? Cedric konnte es nicht fassen. Er war nicht mehr fähig sich zu bewegen, er wusste nicht, wie ihm geschah. Wie in Zeitlupe sah er, wie sein Vater sich wutentbrannt umdrehte und ging. Cedric bliieb stehen, rührte sich nicht. Niemand in ganz Hogwarts konnte jetzt wohl nachvollziehen wie er sich fühlte. Er wünschte dieses Gefühl auch niemandem. Als niemand ausser Bellatrix mehr im Raum war hob Cedric den Kopf und sah seine Schwester verzweifelt an. Sie würde ihn jetzt nicht auch noch verlassen? Sie würde dem Vater jetzt nicht gehorchen wie eine Mariette. Das konnte nicht sein. Bellatrix musste doch merken, dass der Vater falsch lag. Cedric wollte etwas sagen, wollte seine Schwester anflehen hier zu bleiben, bei ihm doch der dicke Klos in seinem Hals liess ihn nicht sprechen. Er schüttelte nur den Kopf als er sah, wie sie sich langsam in Bewegung setzte.
"Nein" sagte er leise und brach sein Schweigen. "Bella nein, nicht du auch noch" sagte er leise und verzweifelt. Doch seine Schwester ging zur Türe. Cedric konnte nicht mehr. Tränen kullerten seine Wangen hinunter und verzweifelt schrie er "wie kannst du nur, wie kannst du ihm nur gehorchen als wärst du seine Mariette. Bella" schrie er mit tränenerstickter Stimme. "Bella" sagte er dann leiser, als er merkte, dass sie schon aus der Türe war und im begriff diese zu schliessen. Er hörte das Schloss einrasten und würde dieses Geräusch in seinem Leben wohl nie vergessen. Jetzt war er alleine. Verlassen und verstossen von seiner Familie. Er Cedric Malfoy. Nur weil er ein bisschen Glück haben wollte. Nur wegen einem Namen und einer alten Feindschaft.

Cedric liess sich auf den Boden sinken und jetzt wo er alleine war hielt er sich mehr im Zaum. Er hatte den Kopf in die Hände gestützt und schluchzte hemmungslos. Er sah seine Familie vor sich, auf der anderen Seite stand Susannah und streckte ihre Hand nach ihm aus. Es sah sie vor sich stehen und sah sich in Gedanken ihre Hand ergreifen. Es war die richtige Entscheidung, auch wenn es hart war, es war dennoch richtig. Cedric musste jetzt stark sein, er durfte sich jetzt nicht fallen lassen. Er musste es tun, für Susannah. Auch sie nahm für ihre Beziehung viel in Kauf, also musste er stark sein. Mit ihr gemeinsam würde er das schaffen.
Trotzdem machte er sich Sorgen. Er brachte sie in Gefahr mit seinem Handeln. Sein Vater hatte ihm gedroht und er wusste, dass seine Vater nicht einfach nur drohte. Er hatte einfach nur Angst davor, dass er ihr etwas antun könnte. Sie war jetzt der einzige Schatz den er noch besass. Er wollte in diesem Moment auch nur noch zu ihr und sich in ihrer Gegenwart beruhigen. Er wollte ihr alles erzählen , er wollte all die Last loswerden.

Cedric riss sich zusammen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann stand er mit Hilfe der Wand auf. Nocheinmal lehnte er sich gegen diese und schloss die Augen. Er genoss die Kühle, die seinen Rücken hinauf kroch. Sie holte ihn wieder zurück in die Realität. Cedric atmete tief und langsam. Er würde das schaffen. Langsam wagte er einen Schritt. Er taumelte, aber das war ihm egal. Er wollte zurück in die Bibliothek, er wollte Susannah warnen, sie in seine Arme schliessen. Dann würde er merken, dass sich alles gelohnt hatte. Langsam ging er zur Türe, öffnete sie und trat hinaus. Bevor er sie jedoch wieder schloss blickte er nocheinmal zurück. Niemals würde er an diesen Ort zurück kommen. Niemals, egal was auch kommen würde. Niemals würde er sich hier wieder mit seinem Vater oder sonst jemandem treffen. Wenn er jetzt diese Türe schloss liess er seine Vergangenheit hinter sich und war kein Malfoy mehr. War das nicht immer das was er wollte? Frei sein und den verhassten Namen endlich loswerden? Aber wenn es jetzt Realität war dann wollte er es nicht mehr.
Fast unmerklich schüttelte er den Kopf und seufzte. Dann schloss er mit geschlossenen Augen die Türe. Er hatte es tatsächlich gemacht, er hatte die Vergangenheit hinter sich gelassen. Mit jedem Schritt von der Türe weg ging er ein Stück in die Zukunft. In eine Zukunft die er selber in der Hand hatte. Eine Zukunft ohne seine Familie aber mit Susannah.
Wie in Trance ging er in Richtung der Bibliothek. Susannah hatte versprochen da auf ihn zu warten. Er war sich sicher, dass sie ihr Versprechen halten würde.

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Nach einer Zeit, die ihm wie Stunden vorkam, kam er endlich bei der Bibliothek an. Er öffnete die Türe und trat hinein. Es sassen noch immer vereinzelte Schüler an den Tischen und lernten über ihre Bücher gebeugt. Cedric liess sein Blick über die Köpfe schweifen und sein Blick blieb schliesslich an der Frau hängen für die er gerade seine Familie aufgegeben hatte. Doch sie war nicht alleine. Bei ihr war ihr Bruder, Sebastian Potter, sein Erzfeind. Er machte nicht gerade einen begeisterten Eindruck und auch Susannah schien nicht gerade glücklich zu sein.
Cedric fasste Mut und ging auf die beiden zu. Sie schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben.
Genauso, wie du weißt, dass ich so etwas niemals gutheißen werde. So eine Liebe kann weder für dich, noch für ihn Glück bedeuten.“ hörte er die letzten Worte von Sebastian. Er zog seine Augenbrauen hoch und trat neben Susannah und legte einen Arm um ihre Hüften. "Das wirst du wohl müssen Potter" sagte er knirschend. "Du wirst unsere Beziehung akzeptieren müssen." sagte er dann leise und schaute seinem Erzfeind in die Augen. "Du irrst dich, diese Beziehung bedeutet das absolute Glück für mich und daran wirst DU nichts ändern können" fuhr er dann leise, fast schon bedrohlich flüsternd fort. Seine Hand zog Susannah automatisch näher an sich.
Es tat gut jetzt hier neben ihr zu stehen und ihre Nähe endlich wieder zu spüren. Die Kälte, die sein Vater in seinem Herzen hinterlassen hatte verschwand und machte der Liebe, der Wärme platz. Cedric wusste jetzt endgültig, dass seine Entscheidung richtig war. Egal was er alles durchmachen müsste, egal wie oft er sich noch gegen seine eigene Familie stellen musste, dieses Mädchen das hier neben ihm stand war alle die Strapazen wert. Sie war eine Engel, ein Geschenk des Himmels und er würde niemals zulassen das sie in irgendeiner Weise verletzt wurde. Auch nicht von ihrem unsensiblen Bruder.
So ein bisschen Streit würde ihm jetzt sehr gut tun und irgendwie hoffte er sogar, dass Sebastian ihn um ein "Gespräch" unter 4 Augen bitten würde. Er wollte eigentlich nicht, dass sein Engel das alles mitbekam.