The Story goes on - Forever - Hogwarts

Große Halle

12.10.2008

Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel bevor Benoit sein kleines Zimmer verließ, das er für die wenigen Monate in denen er Hogwarts sein zu Hause nannte, bewohnen würde. Wie meistens war Benoit mit dem Gesicht das ihm aus der flachen Glasscheibe entgegen blickte halbwegs zufrieden. Natürlich wusste er, dass er nicht gerade eine begnadete Schönheit unter den Männern darstellte, aber trotzdem fand er sein Aussehen ganz passabel. Sogar mit der Narbe an seiner rechten Wange hatte er sich mittlerweile abgefunden. Sie gehörte ebenso zu ihm, wie die braunen Augen. Benoit zupfte ein paar Strähnen seiner modisch zerstrubbelten Haare zurecht, die nur so aussahen als hätte sie der Zufall arrangiert, strich sich ein paar Fussel vom Sakko und verließ endgültig sein Zimmer.
Auf dem Weg zur Großen Halle begegneten ihm mehrere Schüler, die ihn glücklicherweise jedoch keinerlei Beachtung schenkten. Benoit hasste es, wenn er bereits VOR dem Frühstück von seinen Schülern angesprochen wurde. Zu seinem Glück geschah dies jedoch ohnehin recht selten, was einerseits an der Tatsache lag, dass er nur ein freies Wahlfach unterrichtete und es hatte sich auch schon herumgesprochen, dass Benoit zeitweise sehr schlecht gelaunt reagieren konnte wenn man ihn störte. Hier in Hogwarts hatte Benoit keinerlei Verpflichtungen außer Artemis St. James, dem Beauxbaton-Champion, zu helfen und sie auf die kommenden Aufgaben des Turniers vorzubereiten. Doch vor wenigen Tagen war Percy Weasley, der Schulleiter von Hogwarts, auf ihn zugekommen und hatte ihn gefragt ob er Interesse daran hätte sich in den Dienst von Hogwarts zu stellen und Duellieren auch in Hogwarts zu unterrichten um einerseits die Beziehungen zwischen englischen und ausländischen Schülern zu fördern und anderseits um den angereisten Schülern die vom Feuerkelch nicht ausgewählt worden waren, eine Möglichkeit zu geben ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Benoit hatte dem gerne zugesagt und heute würde nun die erste Stunde stattfindet. Der junge Lehrer hatte sich noch nicht viele Gedanken darüber gemacht wie sein Unterricht aussehen würde. Er war überzeugt von seinen Fähigkeiten des Improvisierens und wollte sich vorher ansehen wie viele Schüler am Wahlfach interessiert waren bevor er sich eine Strategie zurecht legte.
Ohne Störung oder andere Zwischenfälle erreichte Benoit die Große Halle und musste hinter seiner Hand ein herzhaftes Gähnen verstecken. Gestern Nacht war er spät nach Hause gekommen, zu spät. Es wäre wirklich besser gewesen er hätte sich schon viel früher von Unity verabschiedet, denn dann wäre ihm die peinliche Situation vor ihrem Elternhaus erspart geblieben, in der er versucht hatte Unity zu küssen und dann von ihrem Vater überrascht worden war. Meine Güte, er hatte sich wie der größte Idiot verhalten! Natürlich mochte er Unity. Sie war ein nettes sympathisches Mädchen, mit dem man sich ganz gut unterhalten konnte, wenn sie nicht gerade betrunken war und in Selbstmitleid badete. Benoit hasste es, wenn man ihn als Kummerkasten missbrauchte. Was kümmerten ihn die Probleme anderer Menschen? Er hatte mit seinen eigenen genug zu tun und musste sich nicht auch noch das Elend der restlichen Welt auf seine Schultern laden. Nur ungern dachte Benoit an Unitys Beichte zurück in der sie ihm mitgeteilt hatte noch nie einen Freund gehabt zu haben. Was hatte das mit ihm zu tun? Benoit würde bestimmt nicht den Samariter spielen und aus ihr eine richtige Frau machen, auch wenn das gestern vielleicht für einen kurzen Augenblick so ausgesehen hatte. Was für ein Glück, dass Benoit sie nicht geküsst hatte. Wahrscheinlich hätte sie sich danach auch noch eingebildet, er wäre in sie verliebt. Der Franzose fühlte sich von Frauen wie Unity eigentlich gar nicht angezogen. Sein bevorzugter Frauentyp waren schlanke dunkelhaarige Frauen, die etwas von der Welt verstanden. Die wussten wie man sich durchsetzten hatte und die vor nichts und niemanden Angst hatten. Benoit liebte mutige, intelligente Frauen, die ihn allerdings, zu seinem großen Leidwesen, auch immer ein wenig einschüchterten.

Benoit machte sich keine Gedanken darüber, dass er in diesem Augenblick sich selbst und auch Unity verriet. Seine Gefühle für die junge Frau waren keinesfalls so unbedeutend wie er es gerne gehabt hätte, aber mit aller Kraft unterdrückte er diese Erinnerung. Er wollte nicht daran denken warum er versucht hatte Unity zu küssen. All das sollte aus seinem Kopf verschwinden und zwar so schnell wie möglich. Nur ja nicht an die gestrige Nacht denken. Als er am Lehrertisch entlang ging um seinen Sitzplatz zu erreichen musste er wohl oder übel an Percy Weasley vorbei gehen, auf dessen Gesellschaft er heute gerne verzichtet hätte. Die Blamage des gestrigen Abends schmerzte noch zu sehr und er wusste auch nicht, wie der sittenstrenge Rektor auf sein Verhalten reagieren würde. Was für eine positive Überraschung als Benoit bemerkte, dass Percy ihn gestern Abend anscheinend nicht erkannt hatte. Der Schulleiter nickte ihm beflissentlich zu und wünschte ihm übereifrig einen guten Morgen. Percys übereifrige Gastfreundlichkeit war auch nach über zwei Wochen die Benoit schon in Hogwarts wohnte noch nicht abgeklungen. Erleichtert erwiderte Benoit den morgendlichen Gruß und ließ sich wenige Schritte später auf seinem Platz neben dem von Miss Tassel, der Kräuertkundelehrerin, und Reva Tudor-Alaric, nieder.
Wie jeden Morgen bedurfte es einer gewissen Überwindung sich neben der bildhübschen Todesserin nieder zu lassen. Benoit kannte Reva schon seit fast zwei Monaten, seit der Zeit als er nach London gezogen war um dort noch vor Beginn des neuen Schuljahres Bekanntschaften im Kreis der Todesser zu schließen. Reva war genau dieser Typ Frau der Benoit magisch anzog. Was gäbe er dafür eine Frau wie sie für sich gewinnen zu können? Welches Bild würden sie zusammen abgeben? Reva wäre perfekt und trotzdem konnte Benoit den Gedanken nicht abschütteln, dass sie eine Nummer zu groß für ihn war. In ihrer Nähe fühlte er seine Fehler nur noch brennender und störender. Nie wäre es ihm eingefallen mit ihr zu flirten, sie war einfach … Reva. Sie konnte Menschen mit ihrem Blick töten ohne dafür Magie zu benutzen. Hätte er doch nur gewusst was Reva über ihn dachte, dann würde es ihm vielleicht leichter fallen in ihrer Gegenwart zu atmen. Wenn er in ihrer Gesellschaft war traute er sich kaum den Mund aufzumachen aus Angst irgendetwas Dummes zu sagen, oder anders unangenehm aufzufallen. Unity und Reva waren die unterschiedlichsten Frauen die Benoit kannte und für beide fühlte er etwas, das er nicht definieren konnte oder wollte. Er war in keine der beiden ernsthaft verliebt, denn Benoit schenkte sein Herz niemanden, schon gar nicht, wenn er sich davon keinen Nutzen versprach. Eine Verbindung mit Reva würde ihn ganz bestimmt ein wenig weiter bringen, die anderen Todesser würden ihre Meinung über ihn bestimmt ein wenig verbessern und ihn nicht immer nur als zugelaufenen Franzosen ansehen, der vom Leben in Großbritannien überhaupt keine Ahnung hatte. Schon aus diesem Grund gab Benoit sich Mühe hin und wieder mit ihr zu sprechen, oder sie auf ihn aufmerksam zu machen. Was für ein Glück, dass sein Platz am Lehrertisch ausgerechnet an ihrer Seite war. Und Unity? Welchen Vorteil hätte er durch eine Beziehung mit ihr? Benoit zweifelte, dass es überhaupt einen gab. Der einzige Pluspunkt den Unity verzeichnen konnte war, dass er sich in ihrer Gesellschaft nicht klein und unbedeutend vorkam. Wenn er bei ihr war konnte er sich entspannen und Worte sprechen ohne sie vorher dreimal in seinem Kopf abzuwägen. Aber war das genug? Benoit wollte mehr als das. Er wollte beneidet werden. Die Leute sollten ihn mit seiner Freundin auf der Straße ansehen und sich wünschen an seiner Stelle zu sein. Die Gefährtin eines Benoit Vergniaud sollte ihn von der grauen Welt der Anonymität zu den Sternen heben, oder ihm wenigstens eine Leiter zeigen. Die weiteren Schritte könnte er dann auch alleine gehen. Reva war so eine Frau, die Frage war nur, ob er sie überhaupt noch einholen konnte.

„Was für eine Tragödie!“, murmelte Miss Tassel und seufzte bedeutungsschwer. Endlich hatte sich jemand neben sie gesetzt mit dem sie über alles was sie bedrückte sprechen konnte. Sie hatte eben den Tagespropheten aufgeschlagen und war, wie alle Menschen der magischen Welt, entsetzt über das was sie lesen musste. Als Benoit ihr jedoch keinerlei Beachtung schenkte, schob sie die Zeitung zu seinem Platz hinüber und versuchte so seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Was denken Sie darüber Mr. Vergniaud?“
Benoit hatte gerade darüber nachgedacht ob er lieber Tee oder Kaffee zum Frühstück trinken wollte, als ein Knistern ihn aus seinen Gedanken riss. Als er auf den Tisch blickte sah er eine Menge schwarzer Buchstaben und musste zu seinem Leidwesen bemerken, dass Miss Tassel an seiner Meinung interessiert war. Eigentlich hatte Benoit nichts gegen die etwas betagte Kräuterkundelehrerin, er mochte es nur nicht wenn man ihn überforderte und ihn zu einer Stellungnahme zwang. Benoit wusste nicht einmal wovon Miss Tassel sprach, denn er hatte ihre erste Äußerung völlig überhört. Es blieb ihm nichts anderes übrig als auf die Zeitung zu starren und zu versuchen so schnell wie möglich heraus zu finden worum es ging und wie er angemessen darauf reagieren sollte.
Benoit wurde nervös und seine Finger schlossen sich verkrampft um die Tischplatte. Ehe…Ehem… Schneller! Er musste herausfinden was da in der Zeitung stand. Einfach die Überschrift lesen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Qui…Quidditch Ach verdammt! Wen interessierte schon was da in der Zeitung stand?! Benoit wollte gerade die Zeitung zurück schieben und behaupten er wäre am frühen Morgen viel zu müde um sich um das Tagesgeschehen zu kümmern, als er die betroffenen Gesichter der anderen Zeitungsleser entdeckte. Irgendetwas Spannendes musste dort stehen, sonst würden die vielen Schüler und auch die Lehrer nicht so seltsam darauf reagieren. Manche Gesichter waren bestürzt, andere wütend. Benoit konnte aus all dem nicht schlau werden und wusste nicht, welche Reaktion er jetzt seiner Sitznachbarin vorspielen sollte. Es blieb ihm nichts anderes übrig als einfach zu raten. Einen kurzen Augenblick zögerte er noch. „Außergewöhnlich!“ sagte er schließlich und betonte dabei jede Silbe des Wortes einzeln um die inhaltliche Leere seiner Aussage ein wenig zu kaschieren. Und um weitere Fragen bereits im Keim zu ersticken wandte er sich demonstrativ von Miss Tassel ab und schenkte der Teekanne seine gesamte Aufmerksamkeit.




____________________

Beauty is a form of genius.

Oscar Wilde

16.10.2008

~ cf: Beauxbaton - Gemeinschaftsraum...

Mit immer noch mürrischer Miene betrat Jasper die Große Halle und fühlte sich - wieder mal - etwas überrumpelt von der Lautstärke. Er war es von Frankreich her nicht gewöhnt, dass es so laut zuging.
Woran das liegt? , fragte er erstaunt, während er im Schatten neben der Tür zur Großen Halle stand. Wir in Beauxbaton haben doch genau so viele Schüler wie hier. Na gut, wohl ein paar mehr Mädchen, aber die dürften wohl kaum ausschlaggebend sein, wenn man den Lärmpegel hier mit unserem vergleicht. Ist ja ein riesiger Unterschied... , fragte er sich weiter. In den Wochen, die er nun hier war, hatte er sich wirklich Mühe gegeben, sich an die Sitten von den Engländern zu gewöhnen, aber es kommt ihm trotzdem noch vieles fremd vor. Wie zum Beispiel der Lärm. In Frankreich verläuft vor allem das Frühstück ruhig und gesittet. Man streitet nicht am Morgen schon über ein Käseblatt wie den Tagespropheten, der behauptet, dass der Zaubereiminister und dessen Auroren Murks gemacht haben.
Er trat nun aus dem Schatten, in dem er eine Weile nachdenkend gestanden hatte, und ging mit langsamen Schritten auf den Ravenclaw-Tisch zu. Dort hatten die Schüler aus Frankreich die meiste Zeit gesessen, aber trotzdem war sich Jasper noch etwas unsicher, wenn er auf den Tisch zuging, der ja eigentlich nicht für ihn bestimmt war, da er nicht zu den Ravenclaws gehörte.
Doch dann fegte er diesen Gedanken beiseite – immerhin waren sie hier zu Gast und bisher waren die Hogwartsianer auch sehr freundlich zu ihnen gewesen. Also sollte er sich auch keine Sorgen machen – die Ravenclaws würden ihn schon nicht dumm angucken, wenn er sich zu ihnen setzte.
Er hielt nun am Ravenclaw-Tisch an, an dem nur wenige Schüler saßen, von denen er kaum jemanden kannte. Er setzte sich an einen Platz in der Mitte des Tischs, blickte sich unauffällig über die Schulter und ließ seinen Blick über die anderen 3 Tische schweifen. Er sah kaum bekannte Gesichter – was vielleicht auch daran liegen mag, dass er kaum Schüler aus Hogwarts kannte und die wenigen Franzosen anscheinend schon gefrühstückt hatten.
Er wandte sich wieder dem aufgetischten Frühstück zu und begann, sich eine Semmel mit Marmelade zu schmieren. Eigentlich hatte er keinen großen Appetit, aber da er keine Lust hatte, später die Hauselfen in der Küche aufzusuchen, aß er jetzt trotzdem etwas. Zugegen, die Marmelade schmeckte nicht ganz so gut, wie die aus den französischem Süden, aber es war trotzdem annehmbar.



19.10.2008

Vorsichtig biss Reva von dem noch warmen Brötchen ab, das sie dünn mit Pflaumenmarmelade bestrichen hatte. Sie kaute betont langsam, da jeder Moment, in dem ihr fein geschwungener Mund damit beschäftigt war, den weichen Teig zu zermahlen, ein Moment war, in dem sie nicht mit dem umsitzenden Lehrpersonal reden musste. Sie hatte ein kurzes Statement abgeben und dieses sollte ausreichend sein. Es war ohnehin hinlänglich bekannt, dass sie im Umgang mit den Kollegen nicht zu jenen Lehrerinnen gehörte, die die anderen beim Frühstück mit Geschichten über ihre Familie oder ihre diversen ausserschulischen Aktivitäten unterhalten hätte. Sie galt als schweigsam, was zwar nur bedingt zutreffend aber dennoch ein Image war, dem sie sich nur zu gerne fügte und gerecht wurde. Die junge Lehrerin hatte viel zu sagen, doch nichts von alledem hätte irgendjemanden der hier Anwesenden interessiert, das wusste sie und sie akzeptierte es. Ihr Los war kein einfaches, doch vielleicht war gerade das der Grund dafür, dass sie es gewählt hatte. Das Leben einer Tochter aus gutem Hause, wie sie es doch zweifellos war, konnte so einfach sein. Täglich erlebte sie es bei Schülern, die sich darauf ausruhten, wohlhabende und einflussreiche Eltern zu haben und nie konnte sie es verstehen. Ihr Vater war Zaubereiminister, ihr hätten, auch begründet durch ihre exzellenten Noten, nach ihrem Schulabschluss sämtliche Türen offen gestanden, doch sie hatte freiwillig einen Weg gewählt, der zu großen Teil im Dunklen lag und der nur zu oft daraus bestand, dass sie sich verstecken und verstellen musste. Aber es war ihr Weg und nur das zählte. Jede Unterhaltung wie die heutige, jedes gelogene oder geheuchelte Wort zugunsten des Ministeriums, sie hatte es immer gehasst, doch es hatte sie stolz gemacht, dass es niemandem je gelungen war, sie zu durchschauen. Fast war es mittlerweile wie ein Spiel, das Reva gegen den Rest der Schule spielte, ein Spiel, das immer wieder sie gewann, ohne, dass die Anderen ihren Verlust überhaupt bemerkt hätten.
Und war nicht eigentlich das der besondere Clou? Dass keiner wusste, welch seltsame Macht die Ministertochter innehatte und dass, trotz ihrer vielleicht oft düsteren Wirkung, jeder davon auszugehen schien, dass diese bildhübsche Frau kein Wässerchen trüben könnte.
Man unterschätzte sie und auf eine seltsam befriedigende Art gefiel es ihr zu wissen, dass niemand recht zu wissen schien, welch dunkles Potenzial in ihr schlummerte. Natürlich, sie war eine gute Lehrerin, stets souverän und eloquent, doch wer hätte ihr schon einen Avada Kedavra-Fluch zugetraut?
Als Lehrerin für Zauberkunst wurde von ihr selbstverständlich erwartet, dass sie sich in der Theorie mit derartigen Flüchen auskannte, doch der stechende dunkle Blick aus ihren fast schwarzen, mordlustigen Augen, die Art, wie sie ihren schmalen rechten Arm hervorschnellen ließ und den Zauberstab auf ein wehrloses Opfer richtete, nein, das gehörte wohl kaum in den Lehrplan. Ebenso wenig die Tatsache, dass sie zu den wenigen Todessern zählte, denen es gelang, die verbotenen Flüche stumm umzusetzen. Bei dem Gedanken daran, wie konsterniert ihre Opfer doch jedes Mal wieder auf den grellen grünen Blitz schauten, der wortlos aus der Spitze ihres Zauberstabes schoss und der unnachgiebig einem weiteren jämmerlichen Leben ein Ende setzte, kam die junge Lehrerin nicht umhin, ein kleines, nahezu diabolisches Lächeln zuzulassen, das sich auf ihr elfenbeinhaftes Gesicht schlich und das am heutigen Tage so unpassend wirkte wie frischer Schnee im Sommer.
Geistesgegenwärtig griff die Brünette nach ihrer Serviette und gab vor, ihre Mundwinkel, die in der Tat völlig rein und sauber erschienen, durch dezentes Tupfen von Marmeladenresten zu säubern, während sie zugleich ihre Gedanken sammelte und diese mit aller Macht auf ein Thema lenkte, das weniger verfängliche Mimiken in ihr auslösen würde. So gut sie sich doch meist unter Kontrolle hatte, manchmal war der Wunsch, sie selbst sein zu können, so unwahrscheinlich groß, dass es ihr nur schwerlich gelang, diesen unter Kontrolle zu halten. Doch immer wieder war es ein weiterer Sieg.

„Wie Recht sie haben, Reva. Ein wirklich glücklicher Umstand, dass ihr werter Herr Vater nicht zugegen war, als das Unglück sich ereignete.“ Septimus Vektor schien das Gespräch, das Reva selbst schon lange für beendet gehalten hatte, gerne weiterführen zu wollen, als seine junge Kollegin nun die erste Hälfte ihres Brötchens verspeist hatte. „Nicht auszudenken, in diesen Zeiten auf die leitende Hand des Zaubereiminsters verzichten zu müssen“ ereiferte er sich und schüttelte den vor Empörung geröteten Kopf so heftig, dass sein langer weißer Bart wie ein Besen über den vor ihm stehenden Teller fegte und die Krümel seines Frühstückes auf dem Tisch verteilte. Hinter der Fassade eines betroffenen Lächelns versteckte Reva, wie sehr dieser Anblick sie anwiderte und nickte langsam, während sie sich die richtigen Worte zu Recht legte. Es war eine Gabe, wenn das Gehirn schneller arbeiten als der Mund sprechen konnte und sie schätzte sich äußerst glücklich, über diese wertvolle Fähigkeit zu verfügen. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn sie hier und jetzt das äußern würde, was ihre ersten Gedanken gewesen waren…
„Gerade jetzt brauchen wir eine starke Hand, du hast so Recht, Septimus“ beeilte sie sich stattdessen zu sagen und spülte den bitteren Geschmack dieser für sie sinnleeren Worte mit einem großen Schluck Kaffee herunter, den älteren Kollegen dabei nicht aus den Augen lassend, der nun zufrieden nickte. „Grüßen Sie ihren Vater von mir, Reva, tun sie das? Er sollte wissen, dass die Zaubererwelt hinter ihm steht.“ Väterlich tätschelte Professor Vektor die zierliche linke Hand seiner jungen Kollegin, die untätig neben ihrem Teller lag und der sie mit aller Kraft befahl, genau dort liegen zu bleiben und dem immensen Impuls, sich von dort zu entfernen und der Berührung der runzligen Haut zu entgehen, nicht nachzugeben.
„Natülich, natürlich…“ lächelte Reva mit einem knappen Nicken und murmelte, erneut an ihrem Kaffee nippend, ein leises, verächtliches „…wenn ich ihn sehen sollte“, das für einen senilen Mann mit schlechtem Gehör kaum wahrnehmbar gewesen sein konnte.
Nun endlich schien Septimus Vektor zufrieden zu sein und widmete sich seiner Sitznachbarin auf der anderen Seite, so dass Reva erleichtert nach der Pflaumenmarmelade, ihrem erklärt bevorzugten Brotaufstrich, griff, um ihre zweite Brötchenhälfte damit zu bestreichen, eine Tätigkeit, der sie sich mit Hingabe widmete, um alles andere, das um sie herum geschah, möglichst auszublenden.
Nicht ignorieren konnte sie jedoch die Tatsache, dass sich in diesem Moment jemand an der freien Seite des Tisches niederließ, die sich zu ihrer Rechten befand. Benoit Vergniaud, der Duellierleher aus Beauxbatons, hatte diesen Platz inne, seitdem die Delegation der französischen Schule in Hogwarts angekommen war, doch obwohl man eigentlich davon ausgehen sollte, dass zwei getarnte Todesser, wie sie beide es waren, sich viel zu sagen haben würden, hatten die beiden jungen Lehrer bislang nur wenige Worte miteinander gewechselt. Natürlich durften sie nicht preisgeben, dass sie mehr verband als der Lehrberuf, doch dennoch empfand Reva es als ein wenig seltsam, als wie gering die Zugänglichkeit des Franzosen zu beschreiben war. Auch nun, da er sich mit leicht unsicherem Blick niederließ, machte er keinerlei Anstalten, Reva auch nur zu begrüßen, ein Umstand, den die hübsche und wohlerzogene junge Frau als ein Ding der Unmöglichkeit erachtete.
„Bonjour, Monsieur Vergniaud“. Weich flossen die französischen Worte aus ihrem Mund, als sei dieser einzig dafür gemacht worden, diese Sprache zu sprechen, die doch so viel klangvoller war als das Englische es jemals würde sein können. Es waren nur wenige Worte, doch sie verrieten dennoch, dass die bildhübsche Todesserin die fremde Sprache exzellent beherrschte. Ein betont freundlicher und in dieser Freundlichkeit leicht vorwurfsvoller Blick aus ihren braunen Augen ruhte auf der Gestalt des Gastlehrers, den sie nach wenigen Augenblicken jedoch erneut auf ihren Teller wandern ließ, wo sie sich dem Genuss ihres Frühstückes widmen wollte. Nur mit halbem Ohr verfolgte die Hauslehrerin Slytherins das Gespräch zwischen Miss Tassel und dem Franzosen, der nun in eine Situation gebracht wurde, die ganz ähnlich der war, in der sie sich vor wenigen Momenten durch Septimus Vektor wiedergefunden hatte. Mitleid empfand Reva keines, eher war sie gespannt, wie ihr französischer Kollege die Situation meistern würde und hob den Blick von ihrem Brötchen, das sie nun zum Mund führte, einen kleinen Bissen nahm und Benoit forschend beobachtete. Er sollte es nicht wagen, irgendetwas Dummes zu sagen, bloß nicht. Es war, in einer Position wie der Ihren, doch die wesentlichste Aufgabe, die Tarnung aufrecht zu erhalten, das musste auch ihm klar sein. Sag etwas mitfühlendes, sag, dass du schockiert bist! Bohrend fraß sich ihr Blick in Benoits markantes Gesicht, hoffend, dass ihre Gedanken irgendwie zu diesem Mann, den sie so wenig einschätzen konnte, durchdringen würden. Verdammt noch mal, SAG ETWAS! Es war zweifellos an der Zeit, dass sie Legilimentik lernen sollte, so dachte sie bei sich und zog scharf die Luft ein, als Benoit den Blick von der Zeitung löste und das eine, das eine kleine Wort an ihr Ohr drang, das er schließlich hervorgebracht hatte.
Außergewöhnlich!“
Hatte er das wirklich gesagt? Das konnte doch nicht wahr sein. Was war in diesen Mann gefahren?
„Ja, in der Tat, aussergewöhnlich SCHRECKLICH, was da passiert ist“ beeilte Reva sich zu sagen und betonte das letzte Adjektiv überdeutlich, als hätte Benoit dieses nur vergessen. Grimmig suchte sie den Blick des Franzosen, um diesen festzuhalten und ihn nur mittels ihrer sprechenden Augen zu verfluchen. War er denn völlig bescheuert? So schwer war es doch nicht, ein bisschen so zu tun, als sei man betroffen. Man tat es doch immerhin für ein höheres Ziel, wie konnte er also bereitwillig dieses Risiko eingehen?
Mit einer einstudiert ungeschickten aber dennoch seltsam elegant wirkenden Handbewegung ließ Reva ihre feine weiße Stoffserviette vom Tisch gleiten, legte eine kurze Kunstpause ein, in der Hoffnung, dass Benoit wenigstens diesen Fingerzeig verstehen würde, ein kleiner Wunsch, der ihr erfüllt werden sollte, denn die Höflichkeit des Franzosen schien ihm zu gebieten, sich nach der Serviette einer Dame zu bücken, wenn dieses hinuntergefallen war.
Reva bückte sich im nahezu gleichen Moment selbst, zufrieden darüber, dass ihr kleiner Plan dabei war, aufzugehen. Mit funkelnden Augen erwartete sie Benoit zu Füßen des Tisches, wobei es ein wenig seltsam anmutete, wie perfekt ihre Figur auch in gebückter Position noch zu wirken vermochte.
„Was sollte denn das?“ zischte sie leise, für die Ohren der am Tisch sitzenden kaum hörbar. „Aussergewöhnlich?“ wiederholte sie und schüttelte den hübschen Kopf „Aussergewöhnlich dämlich, würde ich sagen.“ raunte Reva aggressiv und schenkte Benoit einen letzten stechenden Blick, bevor sie sich wieder aufsetzte, nicht ohne ihn mit den Worten „Pass in Zukunft besser auf, Anfänger!“ zurückzulassen.
Ein leichtes Lächeln zierte ihr Gesicht und überdeckte die Wut, die sie noch immer verspürte. Es hätte sich zu ihrem Vorteil auswirken können, endlich einen Verbündeten in Hogwarts zu haben, doch augenscheinlich war ganz das Gegenteil der Fall. Benoit erschien ihr wie ein Klotz am Bein, der nicht nur sich selbst sondern auch sie in Gefahr brachte.








____________________

i can be so mean when i wanna be
i am capable of really anything
i can cut you into pieces
___________________________________

but my heart is broken

___________________________________
please don't leave me
i always say how i don't need you
but it's always gonna come right back to this

19.10.2008

Kaum war der erste Tropfen Tee in die Tasse gefallen, da wusste Benoit schon, dass er an diesem Morgen lieber Kaffee trinken wollte. Einen Augenblick lang überlegte Benoit ob er den Tropfen des unerwünschten Getränks einfach durch Zauberei verschwinden lassen sollte und sich danach Kaffee einzugießen, bevor er jedoch zu einem umsetzbaren Ergebnis gekommen war, hatte er die Tasse schon bis zum Rand mit dem braunen Getränk gefüllt. Er setzte die Teekanne ab und griff nach seinem Zauberstab um den Tee nun einfach durch Magie in Kaffee umzuwandeln, als er sich jedoch der Lächerlichkeit dieses Verfahrens bewusst wurde, entschied er sich dafür seinen Tee doch zu trinken, oder ihn einfach stehen zu lassen. Irgendwas würde ihm dann schon einfallen.
„Mir tun die armen Kinder so Leid, wo doch ihr Vater nun in Askaban ist.“ Miss Tassel schien den Fall nicht so einfach abhaken zu können wie Benoit sich das gewünscht hatte. Er hatte noch immer keine Ahnung welche Überschrift er „gelesen“ hatte und hätte liebend gerne auf weitere Ausführungen und peinliche Situationen verzichtet. Doch irgendetwas stand da in der Zeitung das die alte Dame furchtbar zu erschüttern schien. Sie empfand sogar so etwas wie Mitleid. Anfangs hatte Benoit ihr gar nicht mehr zugehört, denn was kümmerte ihn das Gerede einer alten Schachtel, deren größtes Vergnügen darin bestand jeden Donnerstag die Hexenwoche zu lesen und sich danach, als nette Geschichte zum Einschlafen, auszudenken wie es wäre in Gilderoy Lockharts Armen zu liegen und mit ihren runzligen Fingern durch sein ebenfalls schon leicht angegrautes Haar zu fahren. Bei dem Gedanken an die möglichen erotischen Fantasien seiner Sitznachbarin wurde Benoit schon ganz schlecht. Mit der Arroganz der Jugend beschenkt, schien es ihm unfassbar, dass Menschen jenseits der Fünfzig noch so etwas wie ein Liebesleben hatten und sich das auch noch auszumalen war jenseits von Benoits Schmerzgrenze. Schnell versuchte er den Gedanken an alles Weibliche aus seinem Kopf zu verbannen, was jedoch nur aus einem Grund so schnell gelang: Miss Tassel ließ das magische Wort „Askaban“ fallen, was ihr sofort ihr sofort Benoits ungeteilte Aufmerksamkeit einbrachte.
Askaban! Das berühmteste und am meisten gefürchtete Hochsicherheitsgefängnis für Schwarzmagier und andere kriminelle Gestalten. Unwillkürlich schlug Benoits Herz schneller und am liebsten hätte er sofort gefragt wer denn nun in Askaban inhaftiert war, doch diese Frage musste er sich wohl oder übel verkneifen um seine Tarnung nicht aufliegen zu lassen, denn offiziell hatte er den Artikel ja gelesen.
Wieder einmal blieb Benoit nichts anderes übrig als sich selbst und sein Unvermögen richtig lesen zu können zu hassen. Warum hatte er das nur anscheinend so schlecht gelernt. Warum konnte er das nicht so spielend leicht wie alle anderen Menschen?! Achtjährige konnten besser lesen als er. Dieser Makel nagte an seinem Selbstwertgefühl und es fiel Benoit jedes Mal schwer sich nach einer solchen Niederlage wieder aufzurichten und zu seiner Stärke wieder zurück zu finden. Es gab Dinge die er wesentlich besser konnte als alle anderen Menschen, er hatte Vorzüge, die andere begehrten und nicht erringen konnten, aber angesichts dieser Schwäche derer Benoit sich wieder einmal schmerzhaft bewusst wurde, konnte ihn nichts mit sich versöhnlich stimmen. Tausendmal hatte er schon versucht sein Lesen zu verbessern, doch niemals hatte er jemanden um Hilfe gebeten und wenn er dann allein in seinem Zimmer gesessen und minutenlang auf ein Wort gestarrt hatte, ohne dass die schwarzen Linien irgendeinen Sinn ergeben hätten, dann flog das Buch wenig später an die Wand und Benoit war am selben Punkt wie zuvor.
Dann versuchte er sich wieder einzureden, dass es nicht so wichtig war lesen zu können. 27 Jahre lang hatte er gut darauf verzichten können, warum sollte das plötzlich nicht mehr möglich sein?

„Ja, in der Tat, aussergewöhnlich SCHRECKLICH, was da passiert ist“ Eine schneidende Stimme riss Benoit wieder aus seinen Gedanken. Die Stimme gehörte zu niemand anderem als zu Reva Tudor-Alaric, die er nun zum ersten Mal an diesem Morgen wirklich Beachtung schenkte. Seine Überraschung war groß, als sich die hübsche Todesserin plötzlich in sein Gespräch mit Miss Tassel einschaltete, denn Reva war nicht gerade bekannt dafür besonders viel Umgang mit ihren Kollegen zu pflegen. Eigentlich dürfte es ihr doch ziemlich egal sein, was die anderen Lehrer dachten. Als Benoit Reva sein Gesicht zuwandte und in ihre wild funkelnde Augen blickte, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Außergewöhnlich war nicht einmal im Ansatz das richtige Wort um den Artikel im Tagespropheten angemessen zu kommentieren. Reva wusste das und tat gerade ihr Möglichstes um Miss Tassel von jedem Verdacht zu befreien, dass Benoit vielleicht nicht so mitfühlend war wie die alte Kräuterkundelehrerin das von ihm erwartete. Gerne hätte Benoit sich mit einer stummen Geste für Revas Hilfsbereitschaft bedankt, doch der feindselige Blick den sie ihm zuwarf ließ ihn davor zurück schrecken. Ohne Zweifel wusste Reva mehr als ihr. Sie wusste nicht nur genau was in diesem Zeitungsartikel stand, schön langsam entstand in Benoit der Verdacht, dass es irgendeine Aktion der Todesser gewesen sein musste, nein, sie hatte es auch schon vorher gewusst. Eine Frau wie Reva wurde informiert noch bevor die Sache losging. Eine Frau wie Reva war jemand im Kreis der Todesser, im Gegensatz zu Benoit.
Es war Benoit klar, dass er nach zwei Monaten Mitgliedschaft nicht zu den engsten Vertrauten des Dunklen Lords zählen konnte und obwohl es stark an seinem Ego kratzte, konnte er damit halbwegs gut leben. Aber nun, da er wusste, oder zu wissen glaubte, dass Reva in der Hierarchie so viel höher stand als er, wurmte es ihn doch mehr als er ertragen konnte. In SEINEN Augen war Benoit nicht mehr als ein Fussel auf SEINEM Hosenbein. Er konnte nicht erwarten in den nächsten Wochen für einen Auftrag herangezogen zu werden und er bis er in SEINE Pläne eingeweiht wurde, würden noch einmal viele Tage ins Land gehen.
Das Gefühl ein Niemand zu sein zehrte an Benoits Nerven. Zuerst diese Blamage mit dem Zeitungsartikel und nun diese öffentliche Niederlage vor Reva. Ausgerechnet der Frau, die er doch zu beeindrucken wünschte. Das Schicksal hatte sich eindeutig gegen Benoit verschworen und es blieb ihm nun nichts weiter zu tun als Schadensbegrenzung zu betreiben. Irgendwie musste er Reva nun weiß machen, dass er kein herausragend blöder Idiot mit einem IQ von 7 war, der es nicht einmal schaffte seine Identität als Todesser völlig zu verstecken. Ein Todesser war in Askaban und Benoit hatte dies mit „außergewöhnlich“ kommentiert. Ja, wirklich außergewöhnlich dämlich war das gewesen. Am liebsten hätte Benoit sich selbst geohrfeigt, aber Reva schien Wert darauf zu legen, dies selbst zu erledigen.
Eine weiße Serviette segelte neben Benoits Knie zu Boden, unwillkürlich bückte der Franzose sich danach, wohl wissend, dass dies nur ein Ablenkungsmanöver darstellte um unter den Tisch offen weiter reden zu können. Miss Tassel war in der Zwischenzeit beschäftigt ihr Müsli zu ertränken und weiter wegen der armen, bemitleidenswerten, hilflosen Kinder zu jammern. Benoit konnte sie mit dieser Beschäftigung getrost alleine lassen, auch wenn er ihre Gesellschaft in diesem Augenblick der Revas vorgezogen hätte.
Benoit hatte noch nicht einmal die Gelegenheit gehabt nach Revas Serviette zu greifen, als ihr blond gelockter Kopf auch schon vor seiner Nase erschien. Die Finger, die er eben noch nach dem weißen Tuch ausgestreckt hatte, zog er nun blitzschnell zurück, denn es ließ ihn aussehen als hätte er nicht verstanden, dass Reva die Serviette aus reinem Kalkül fallen gelassen hatte. Diese Tatsache hatte Benoit selbstverständlich verstanden, nur hatte er gehofft durch eine schnelle Reaktion die Serviette aufheben zu können, bevor Reva sich bücken konnte und sich so aus der Affäre zu ziehen. Ein zweites Mal hätte Reva den Trick nicht vorführen können. Fortuna stand allerdings noch immer nicht auf seiner Seite. Bestimmt beobachtete sie gerade wie Benoit von einer schrecklichen Situation in die nächste geriet und lachte sich zusammen mit dem Teufel halb tot. Einmal davon abgesehen, dass sich die beiden rein mythologisch gesehen niemals getroffen hätten, fand Benoit diese Vorstellung auf eine gewisse Art und Weise befriedigend. So hatte seine Erniedrigung wenigstens einen kleinen Nutzen.

„Was sollte denn das? - Aussergewöhnlich? - Aussergewöhnlich dämlich, würde ich sagen.“
Seltsam, hatte er das nicht eben auch gedacht? Außergewöhnlich falsch. Außergewöhnlich peinlich. Außergewöhnlich bemitleidenswert. Benoit hatte wieder einmal versagt. Er hatte Unity nicht geküsst. Er sich nicht getraut Reva von sich aus einen guten Morgen zu wünschen (das sie ihn später angesprochen hatte, war von ihm unglücklicherweise überhört worden). Und er hatte seine größte Schwäche nicht gut genug verstecken können. Die Liste seiner Fehlschläge war ganz schön lang geworden. Etwas musste sich ändern. Aber wie sollte er sich vor Reva rechtfertigen? Er konnte nicht einfach sagen, dass er nicht richtig lesen konnte und daher nur geraten hatte. Wie sollte er Reva nur beweisen, dass er kein hirnloser Trottel war?!
Ihr schönes Gesicht so wutverzerrt zu sehen tat ihm weh, fast noch mehr als die Gemeinheiten die sie ihm an den Kopf warf ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Diese makellose junge Frau war es gewohnt zu verletzen und zu töten, mit Worten und durch Magie. In diesem Augenblick war Benoit ihr Opfer und er konnte sich wahrhaft glücklich schätzen, dass es Todessern verboten war sich untereinander zu töten, wenn ER es nicht gerade befohlen hatte.
„Pass in Zukunft besser auf, Anfänger!“ Mit einem Ruck setzte sich Reva wieder auf als wäre nichts geschehen und ließ Benoit im Halbdunkeln zurück. Reva war genial, einzigartig, wundervoll! Sie hatte an Benoit gerade das perfekte Gefecht demonstriert. Ein kurzer heftiger Angriff, der den Gegner verletzte, bewegungsunfähig machte, dann eine kurze Ruhepause um die eigenen Kräfte zu sammeln und ihm dann mit einem einfachen und doch so wirksamen Wort den Todesstoß zu geben.
Anfänger… Benoits Dasein ließ sich in diesem einfachen Wort beschreiben.
Im Gegensatz zu Reva hatte Benoit niemals getötet. Seine Hände waren so rein wie die eines Säuglings. In wilden Fantasien stellte er es sich jedoch gerne vor, wie er allein das Ministerium stürmte, vierzehn Auroren mit einem einzigen Fluch tötete und sich die Anerkennung des Dunklen Lords verdiente. ER würde ihn zu seiner rechten Hand machen und Benoit wäre der zweitmächtigste Mann in der magischen Welt. Sollte SEINE Herrschaft jemals enden, dann würde Benoit schnell zu den Auroren wechseln und sich dort als Insider unentbehrlich machen und als Todesser-Spezialist zum zweitmächtigsten Mann im Ministerium werden.
Heute Abend, wenn er endlich alleine in seinem Zimmer war, dann würde Benoit dieser Geschichte eine weitere Episode hinzufügen. Irgendwo in diesem dunklen Ministerium würde eine verletzte Reva nach Hilfe rufen, unfähig im Duell mit einem Auroren die Oberhand zu gewinnen. Benoit würde sie jedoch nicht im Stich lassen, so wie sie es verdient hätte, sondern sie retten worauf hin sie ihn mit Zuneigung überschütten würde, die Benoit jedoch, aufgrund seiner realen gekränkten Eitelkeit, zurück weisen würde.

Unglücklicherweise befand sich Benoit jedoch nicht in der Lage, die er sich erträumt hatte, sondern unter dem Tisch und das schon seiner überdurchschnittlich langen Zeit. Obwohl er sich gerne noch etwas darunter versteckt und das Leben noch ein wenig warten gelassen hätte, blieb ihm nichts anderes übrig als sich wieder aufzurichten. Revas benutzte Serviette in seinen spitzen Fingern. Er hatte beschlossen sich von reva nicht unterkriegen zu lassen. Er war ein erwachsener Mann. Er war älter als Reva und er hatte es verdient auch von ihr mit Respekt behandelt zu werden. Dieser Respekt stand jedem zu, vor allem aber ihm. Schließlich war er nicht irgendein dahergelaufener Lehrerkollege, sondern ein Todesser wie sie. Früher oder später mussten sie vielleicht einen Auftrag zusammen erledigen und spätestens bis dahin musste Reva verstanden haben, dass Benoit kein Schüler war, denn man nach Belieben zusammen stauchen konnte, sondern ein gleichgestellter Partner. Dies musste Benoit sofort klar stellen, er hatte sich ohnehin schon genug blamiert. Wenn er Reva nicht sofort darauf ansprach, hatte er auf ewig verloren.
Sobald Benoit die Tischoberfläche erreicht hatte warf er die Serviette auf Revas Teller, ungeachtet der Tatsache, dass sich ihr Brötchen darauf befand, und strafte sie mit einer harten Miene, in seinen Augen die gleiche Verachtung die Reva gerade noch ihm entgegen gebracht hatte. Er hatte beschlossen sich zu rächen, aber dafür war es nötig offen reden zu können, was hier am Lehrertisch nicht möglich war. Er musste auf die Schnelle einen Ort finden, an dem sie ungestört reden konnten. Zum Glück fiel ihm der kleine, selten benutze Raum ein, dessen Eingang halb vom Slytherinbanner verdeckt wurde. Dort sollte seine Aussprache mit Reva stattfinden, nur was er der jungen Frau sagen wollte, wusste Benoit noch nicht. Aber er hatte ja noch ein paar Sekunden Zeit sich darüber Gedanken zu machen.
„Wärst du wohl so freundlich ein paar Worte mit mir zu wechseln, wo wir ungestört sind?“, fragte er mit gezwungener Höflichkeit und versuchte angestrengt nicht in sinnlosen und peinlichen Beschimpfungen auszubrechen. Er musste sich benehmen wie ein Erwachsener, der er ja auch war.
Als er seinen Stuhl zurück schob erklang ein leises Quietschen, das jedoch im allgemeinen Lärm des Frühstücks völlig unterging. Mit ausgesucht ruhigen, selbstsicheren Schritten steuerte Benoit auf den Raum zu und hoffte inständig, dass Reva ihm folgen würde, und wenn auch nur aus dem Grund um ihn noch ein wenig zu beleidigen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie er alleine in den Raum eintrat um dann festzustellen, dass Reva noch immer seelenruhig an ihrem Platz saß und genüsslich in ihre Semmel biss. Allein der Gedanke daran, dass dies durchaus möglich war ließ das Blut in Benoit kochen. In diesem kurzen Augenblick hasste er Reva zutiefst. Sie nahm ihn einfach nicht ernst, behandelte ihn wie ein Kind. Jetzt würde er ihr eine Lektion erteilen.
Irgendwie.




____________________

Beauty is a form of genius.

Oscar Wilde

20.10.2008

Unwillig, jedoch mit einer gespielt interessierten Miene, die täuschend echt wirkte, verfolgte Reva das Gespräch, welches zwischen Miss Tassel und Benoit Vergniaud stattfand, wenn man es denn als ein solches überhaupt bezeichnen konnte. Ein Gespräch zeichnete sich doch eigentlich dadurch aus, dass alle Teilnehmer sich daran zu etwa gleichen Teilen einbrachten, doch was sich vor den wachen braunen Augen der jungen Lehrerin abspielte war eher ein fader Monolog der älteren Kollegin.
Diese hätte sich Revas Ansicht nach wahrscheinlich ausgezeichnet mit Septimus Vektor verstanden und kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, wie viel einfacher und entspannter doch jede Mahlzeit wäre, wenn diese beiden senilen Wirrköpfe nebeneinander sitzen und miteinander plaudern würden, während sie selbst in aller Seelenruhe ihr Essen genießen könnte. Zugleich wusste die dunkelhaarige Hexe jedoch, dass sie den Platz an der Seite ihres Kollegen, der Arithmantik unterrichtete, wohl erst dann verlieren würde, wenn dieser das Zeitliche segnete. Und zumindest auf natürlichem Wege würde dies wahrscheinlich noch viel zu lange dauern, denn Professor Vektor schien dem Spruch „Unkraut vergeht nicht“ alle Ehre machen zu wollen, war wohl schon drei durchschnittliche Menschenleben alt und erfreute sich, von stets wiederkehrenden Erkältungen, über die er Reva immer ausführlich in Kenntnis zu setzen pflegte, einmal abgesehen, bester Gesundheit.
Mit dem gelassenen Optimismus einer Frau, die unabdingbar daran glaubte, dass sich all das, was ihr an den aktuellen Umständen missfiel, eines Tages ändern würde, ja, dass sogar sie selbst es ändern würde, natürlich unter SEINER Befehlsgewalt, nippte Reva an ihrem schwarzen Kaffee. Sie gehörte nicht zu denjenigen Menschen, die sich in Tagträumen verloren, doch manchmal brauchte sie sie einfach, diese Vorstellung, diese Gewissheit, dass sich alles bald wandeln würde. Dass sie bald wieder das dunkle Mal am Himmel würde sehen können, das sie am Unterarm versteckt unter ihren adretten Blusen trug und das beim bloßen Gedanken an die dunkle Zukunft erwartungsvoll zu pochen begann.
Es würde passieren, es würde bald passieren. Der Angriff in der vergangenen Nacht war doch nur ein Anfang gewesen, nicht mehr als eine leise Warnung, die dem unfähigen Ministerium vor Augen führen sollte, wer tatsächlich die Fäden in der Hand hielt.
Und es war NICHT Hector Alaric.

Natürlich war die Verhaftung von Viktor Krum ein herber Rückschlag, ein Rückschlag, der nicht hätte sein müssen und der vor allem nicht hätte sein dürfen. Krum war nie einer von Ihnen gewesen, Reva wusste dies, wohl jeder andere Todesser wusste es auch. Es erschien der jungen Lehrerin seltsam, dass der dunkle Lord selbst den bulgarischen Quidditchspieler für diese Aufgabe ausgesucht hatte, doch gern wollte sie daran glauben, dass er damit ein höheres Ziel verfolgt hatte. Vielleicht, so vermutete sie mit einem verhalten befriedigten Grinsen, hatte er Krum ja nur ausschalten wollen. Vielleicht hatte ER gewollt, dass er gefasst wurde und in Askaban ein glückloses Dasein fristete. Diese Vorstellung erschien Reva weit zufrieden stellender als die bloße Tatsache, dass Viktor Krum versagt hatte.
„Mir tun die armen Kinder so Leid, wo doch ihr Vater nun in Askaban ist.“ ereiferte Miss Tassel sich derweil und Reva nickte zu ihren Worten, hob bedauernd die Schultern und spielte genau die Rolle, die man von ihr erwartete. Es war ihre Paraderolle, eine Rolle, die ihr von Geburt an auf den Leib geschrieben gewesen war. Sie war die intelligente, zuvorkommend höfliche und stets sehr mitfühlende Tochter des britischen Zaubereiministers. Reva lebte diese Rolle, die doch in so mancher Weise genau ihrem wirklichen Leben entsprach, mit einer solchen Intensität, dass sie sich manchmal mit der Sorge trug, diese Hülle irgendwann nicht mehr ablegen zu können. Kaum ein Gedanke war ihr so verhasst wie der, möglicherweise für immer gefangen zu sein in dieser Scheinwelt, der sie sich so fremd fühlte. Sie lebte in dieser wie ein ordentlich programmierter Roboter, erfüllte ihre Aufgaben gewissenhaft und empfand dabei nicht die geringste Gefühlsregung. Und all das, es würde sich bezahlt machen. Unwillkürlich glitt Revas feingliedrige Hand an ihren Unterarm, während sie sich doch zugleich eine Antwort für Miss Tassel zurechtlegte, wenn diese auch gar nicht sie, sondern Benoit gemeint hatte, der sich jedoch genüsslich in seinem Schweigen suhlte.
„Es ist wirklich schlimm, wenn Kinder ohne ihren Vater aufwachsen müssen.“ stimmte Reva nun mit an Aufrichtigkeit grenzendem Schauspieltalent zu und schüttelte wehmütig den Kopf, während sich Gedanken an ihre eigene Tochter in ihren hübschen Kopf schlichen. Nayra musste ebenfalls ohne Vater aufwachsen, hinzukam, dass auch sie selbst viel zu selten die Möglichkeit hatte, Zeit mit der Vierjährigen zu verbringen. Reva verfluchte diesen Umstand und hätte viel darum gegeben, ihre Tochter häufiger um sich haben zu können, doch ihre Aufgabe verbot ihr dies. Irgendwann, wenn der Umsturz erfolgt und die Zaubererwelt in tiefes Dunkel getaucht war, dann würden sie und Nayra ein glückliches Leben in dieser reinen Welt führen.
Und bis dahin musste sie einfach weiter funktionieren, wie sie es immer getan hatte.

Der kurze Moment, welchen sie neben dem französischen Lehrer am Boden gehockt hatte, um ihn kurz aber deutlich zurechtzuweisen, war so schnell vergangen, wie er gekommen war. Noch immer leicht grimmig, aber diese unwillkommene Emotion mimisch gut im Griff habend, widmete Reva sich ihrem Kaffee, als sei nicht das Geringste geschehen. In ihrem Inneren brodelte es mehr, als es ihr lieb war, doch mit jedem der ruhigen Atemzüge, die sie tat, kochte sie ihre Wut um einige weitere Grade hinunter. Er war ein Anfänger, das wusste sie. Er hatte einfach nicht die jahrelange Übung in der perfekten Tarnung, die sie hatte. So ungern Reva es auch zugeben mochte, in ihrer ersten Zeit als Lehrerin in Hogwarts war es ihr unglaublich schwer gefallen, vor den Kollegen nicht ihr Gesicht zu verlieren. Man musste auf alles vorbereitet sein, man musste immer eine passende Antwort parat haben, besonders in Zeiten wie diesen. Und Reva hatte sich bewährt, sie war zu einer wahren Meisterin ihres Faches herangewachsen und verbarg hinter dem Gesicht eines Engels eine kaltherzige Mörderin. Die Jahre hatten sie geformt und sie hatte an Routine gewonnen, ohne mit der Wimper zu zucken log sie sich immer wieder Geschichten zu Recht, die von Schülern und Lehrern gleichermaßen akzeptiert und geglaubt wurden. Ob dies nun ein angeborenes Talent war oder eine bloße Sache der Übung, Reva wusste es nicht recht, doch zumindest ihr selbst war die Fähigkeit zu durchdachten Intrigen bereits in die Wiege gelegt worden. Und mit dieser Gabe hatte sie sich weit lieber auseinandergesetzt als mit all den schönen Puppen, die in ihrem Kinderzimmer auf sie gewartet hatten. Benoit schien mit dieser Fähigkeit nicht unbedingt reich beschenkt worden zu sein, oder aber er war schlicht und einfach unfähig. Inständig hoffte die Hauslehrerin Slytherins, dass er nicht ein weiter Versager war, nicht ein weiteres Fähnchen im Wind wie Krum. Um seine Sache gut zu machen, musste man schon hinter IHM stehen. Und sie war sich nicht sicher, ob Benoit dies tat.

Just in diesem Moment landete die weiße Serviette, die Reva zuvor hatte zu Boden segeln lassen, mitten auf ihrem Teller, wo sie das dünn mit Pflaumenmarmelade bestrichene Brötchen unter sich beerdigte. Unwillkürlich schnellte ihr Blick zur Seite, wo sie der harten Miene des französischen Lehrers begegnete, der sie problemlos standzuhalten vermochte. Entweder, so dachte sie bei sich, war er in der Tat völlig unfähig oder er war wütend auf sie. Beides würde ihm nicht besonders gut tun, soviel stand fest.
"Wärst du wohl so freundlich ein paar Worte mit mir zu wechseln, wo wir ungestört sind?“ Er konnte es also doch. Die angespannte Höflichkeit war Fassade, was einer versierten Schauspielerin wie Reva kaum entging, jedoch außer ihr niemandem aufzufallen schien. Er wollte sie also allein sprechen, was wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee war, da sie sich nur unnötig verdächtig machen würden, wenn sie ihre Fehde am Lehrertisch austragen würden. Dennoch wusste Reva auch, dass man dort darüber spekulieren würde, warum sie und Benoit sich gemeinsam zurückgezogen hatten, denn unter den Kollegen befanden sich zahlreiche Lästermäuler.
„Gerne“ beeilte sie sich also zu sagen und erhob sich mit einer fließend eleganten Bewegung von ihrem Stuhl, wobei es ihr noch gelang, ihren ohnehin knitterfreien Rock glatt zu streichen. „Fast hätte ich vergessen, dass ich dir noch das Buch ausleihen wollte, von dem ich dir gestern erzählt habe.“
Zufrieden lächelnd schob Reva ihren Stuhl zurück an den Tisch, leerte im Stehen ihre Kaffeetasse, die noch fast halb gefüllt gewesen war, und wünschte Septimus mit ausgesuchter Höflichkeit noch einen angenehmen Tag, bevor sie sich erhobenen Hauptes auf den Weg machte, den Benoit ihr bereits vorausging.
Die Tatsache, dass er sich jenen kleinen Nebenraum der großen Halle ausgesucht hatte, passte Reva weit weniger, als sie es zugeben wollte. Konnte man sich denn noch verdächtiger machen, als zu zweit in diesem winzigen Zimmerchen zu verschwinden? Nun, man würde dadurch wohl zwar kaum hinter ihre Todessertätigkeit kommen, doch es würden andere unschöne Gerüchte entstehen, das ahnte sie schon jetzt. Dennoch merkte man ihr diese Gedanken nicht an, als sie hoheitsvoll durch die Halle schritt, vorbei am Tisch ihrer Schützlinge, die dem Hause Syltherin angehörten und die sie mit einem wohlwollenden Lächeln bedachte. Auf den Schultern dieser Schüler ruhte die Zukunft und sie wusste, dass kein anderes Haus so viele Schwarzmagier hervorgebracht hatte wie dieses – eine Tatsache, die sie auf eine beängstigende Art befriedigte.
Bestimmt öffnete die Ministertochter die hölzerne Tür, hinter der Benoit bereits verschwunden war und betrat den Raum, welchen er als den Ort erwählt hatte, an dem sie beide ihre Unstimmigkeiten klären sollten – oder was auch immer er sonst vorhatte.
„Das war das erste und letzte Mal, dass ich mir von dir das Frühstück habe verleiden lassen“ erklärte Reva spitz und lehnte sich von innen gegen die Tür, wobei sie ein Bein anwinkelte und den in einem schicken Lederstiletto steckenden Fuß gegen diese stemmte. Sie war ohnehin kein Morgenmensch, sie hasste frühes Aufstehen und sie hasste morgendliche Konversation, ausserdem hatte sie seinetwegen auf die zweite Hälfte ihres Brötchens verzichten müssen, was Grund genug war, ihn nun verachtend zu mustern. Es kostete sie einige Mühe, sich die Gedanken in den Kopf zurückzurufen, mit denen sie sich vorhin beruhigt hatte. Er war ein Anfänger, ein blutiger, unerfahrener Anfänger. Sie musste ihm vielleicht erst den richtigen Weg weisen. Und ja, sie konnte durchaus eine nette Seite an den Tag legen, wenn es darum ging, Nachwuchs für den dunklen Lord zu akquirieren oder auszubilden. Die Frage war lediglich, ob sie diese Seite von sich zeigen wollte.
„Ich weiß, dass du noch nicht lange dabei bist, aber manche Sachen dürfen einfach nicht passieren“ erklärte sie beharrlich und suchte Benoits Blick, um ihren Worten durch Augenkontakt noch mehr Eindringlichkeit zu verleihen.
„Wahrscheinlich weißt du nicht Recht, welche Folgen es haben kann, wenn du dich so ungeschickt verhältst, aber spätestens nach dem, was Krum heute Nacht passiert ist, SOLLTEST du es wissen.“ Revas Stimme bildete bei manchen Worten nicht mehr als ein tonloses Schnauben, welches manchmal zu einem lauten Fauchen anschwoll, das so viel mehr ihrem Wesen entsprechen wollte als die süßlich dahingesäuselten Worte, die sie beim Frühstück von sich gegeben hatte.
„Askaban, hm? Klingt schon verlockend.“ Ein ironisches Grinsen schlich über das perfekte Gesicht der jungen Frau, während sie sich nun von der Wand abstieß und einen Schritt auf den Franzosen zuging. „Geh du, wohin du willst, meinetwegen nach Askaban, meinetwegen auch in den Tod. Aber du wirst leiden, ich schwöre dir, du wirst den Schmerz von tausend Toten leiden, wenn du mich noch einmal in die Gefahr bringen solltest, mich dorthin mitzunehmen“ zischte sie ihm leise entgegen, während ihr Gesicht, das von dem seinen nur wenige Centimeter entfernt war, zu einer seltsamen Mischung aus Eis und Alabaster erstarrte und in dieser Härte auf eine unbefriedigende Art und Weise wunderschön wirkte.








____________________

i can be so mean when i wanna be
i am capable of really anything
i can cut you into pieces
___________________________________

but my heart is broken

___________________________________
please don't leave me
i always say how i don't need you
but it's always gonna come right back to this

21.10.2008

Gähnend tapste Jack in die Große Halle. Er war noch nie ein Frühaufsteher gewesen und auch die Routine des Schulalltags trug nichts dazu bei, dass er am Morgen etwas frischer und vitaler war. Jeden Morgen fühlte sich Jack, als wäre er von einem Bücherregal begraben worden und hätte sich gerade mühsam davon befreit. Am Anfang des Schuljahres war es immer am schlimmsten, denn in den Ferien verbrachte Jack ganze Vormittage im Bett, ohne sich zu rühren. Seine Großmutter Molly mochte das gar nicht, aber weil er zum Mittagessen immer aufstand und dann auch senkrecht blieb, verzichtete sie gnädigerweise auf zweckdienliche Maßnahmen und beschränkte sich darauf sich über Jacks ausgedehntes Bedürfnis nach Schlaf zu wundern und ihn deshalb hin und wieder zärtlich zu necken.
Wie jeden Morgen hielt Jack als erstes Ausschau nach seinen Geschwistern konnte sie jedoch im Getümmel nicht entdecken. Am Gryffindortisch entdeckte er jedoch in der Ferne eine seiner zahlreichen Cousinen und fand das beruhigend ohne zu wissen warum. Vielleicht gab ihm das das Gefühl, dass immer noch alles in Ordnung war und seine Welt sich noch weiter drehte. Nachdem Jack diese Bestätigung erhalten hatte, konnte sein Tag beginnen. Es war ein innerer Zwang geworden sich nach jedem Aufstehen zu erkundigen ob alles noch in geregelten Bahnen lief, auch wenn Jack sich dessen nicht wirklich bewusst war. Alles wurzelte in dieser einen Nacht in der Jacks Leben sich verändert hatte und er es nicht gewusst hatte, bis er nichts ahnend die Küche betrat.
Aber diese schwermütigen Gedanken beherrschten nicht wie sonst Jacks Gedanken. Er war noch immer gut gelaunt und zufrieden, weil seine Schwester gestern die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers gewonnen hatte. Was würde wohl sein Vater sagen, wenn er davon wüsste? Bestimmt würde er vor Stolz platzen und jedem einzelnen seiner Brüder vorhalten, dass ausgerechnet seine fabelhafte und einzigartige Tochter gewonnen hatte. Ron hatte die vielen Kränkungen die er in seiner Kindheit als jüngster Bruder von sechs ertragen hatte müssen, niemals ganz überwunden und so hatte es ihn immer wieder sehr gefreut wenn er zeigen konnte wie wundervoll sein Leben gewesen war.

Wie immer am Morgen strebte Jack nicht irgendeinen angestammten Platz am Ravenclawtisch zu, sondern setzte sich auf irgendeine freie Stelle, die von der Tür nicht allzu weit entfernt war. Er gähnte noch einmal herzhaft, schenkte seinem Gegenüber ein freundliches und doch leicht abwesendes „Guten Morgen“ und widmete sich erst den vielen Gegenständen und Nahrungsmitteln auf seinem Tisch. Zu Jacks Ritual gehörte es, fast jeden Morgen das gleiche zu essen, denn das ersparte Zeit und noch dazu die Mühe sich jedes Mal erneut zu fragen auf was man denn nun Lust hätte, nur um dann feststellen zu müssen, dass etwas anderes doch besser gewesen wäre. Nachdem er sich ein Glas Kürbissaft eingeschenkt und seine Haferflocken in großen Mengen Milch ertränkt hatte, starrte er auf die Luftblasen die aus seiner Schüssel aufstiegen und rührte lustlos darin herum. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie matschig genug war um sie zu essen. Zeit genug also, um sich um seine Tischnachbarn zu kümmern.
Jack hob also wieder seinen Kopf, strich sich die aschblonden Haare aus dem Gesicht und schaute in Jaspers freundliche braune Augen. Obwohl Jack das Gesicht des Jungen bekannt vorkam, konnte er sich an keinen Namen erinnern und schloss daraus, dass er einem der französischen Schüler aus Beauxbaton gegenüber saß. An diesem Morgen, der nicht nur für Jack ungewöhnlich war, beschloss er über seinen eigenen Schatten zu springen und den jungen Franzosen anzusprechen, auch wenn das eigentlich nicht seine Art war.
„Hallo, ich bin Jack!“, sagte er schließlich und lächelte Jasper zu. „Ich schätze mal, du bist aus Beauxbaton.“
Nach dieser ersten Annäherung war Jack nicht ganz sicher, wie er weiter an ein Gespräch anknüpfen sollte. Das Einfachste wäre natürlich gewesen über das Turnier zu sprechen, aber Jack war sich nicht sicher welche Reaktion er dann erwarten durfte.
Freute sich der Unbekannte darüber, dass seine Schulkollegin Artemis Champion geworden war und die erste Aufgabe mit einem passablen zweiten Platz abgeschlossen hatte, oder war er eher wie die Durmstrangs, die am liebsten auf nichts angesprochen werden wollten, das auch nur annähernd mit dem Turnier zu tun hatte. Jack war sich nicht ganz sicher, ob das nur daran lag, dass ihre Eitelkeit gekränkt worden war, indem Ilja als Champion auserwählt worden war, oder ob ihre schlechte Laune erst da begonnen hatte, als feststand, dass Ilja aus dem Labyrinth gerettet werden musste.
Wie dem auch sei: Es war wahrlich nicht klug mit einem Bulgaren über das Turnier zu sprechen. Bei Jasper war das jedoch etwas völlig anderes, obwohl der junge Mann in jedem Fall zwei Jahre älter war als Jack und auch nicht den Eindruck machte, als wäre er nicht durchaus befähigt an diesem Turnier teilzunehmen, hatte der junge Ravenclaw keine Angst irgendeine unangenehme Situation auszulösen. Die Schüler aus Beauxbatons waren allgemein ein wenig offener und gesitteter als die Durmstrangs. Diesem Vorurteil stimmte Jack gerne zu, auch wenn seine eigene Schwester das ein wenig anders zu sehen schien…

„Wie gefällt es dir denn hier in England?“, fragte Jack schließlich und wartete gespannt auf Jaspers Antwort. Jack war schon lange nicht mehr im Ausland gewesen. Molly fühlte sich der Aufgabe mit drei Jugendlichen zu vereisen längst nicht mehr gewachsen und war deshalb froh zu Hause bleiben zu können. Als sie von dem bevorstehenden Turnier erfahren hatte, war sie froh gewesen, dass die Kinder so doch noch fremde Kulturen kennen lernten und neue Freunde finden würden. Sie wäre bestimmt sehr erfreut gewesen, wenn sie sie gewusst hätte, dass ihr Wunsch erfüllt wurde.
„Meine Tante ist auch aus Frankreich!“, fügte Jack dann hinzu, um Jasper nicht glauben zu lassen, dass er überhaupt keine Ahnung von dem Land hatte. Seine Tante Fleur hatte ihm allerhand erzählt. Nachdem Jack das Gespräch begonnen hatte, konnte er sich jetzt wieder halb seinem Frühstück zuwenden, das nun endlich die richtige Konsistenz angenommen hatte. Zufrieden steckte Jack sich einen Löffel Haferflocken in den Mund, sodass eine seiner Wangen ganz ausgebeult war. Dann wandte er sich wieder Jasper zu und wartete gespannt auf seine Antwort.




____________________




Daddy's flown across the ocean

Leaving just a memory,
A snapshot in the family album.
Daddy what else did you leave for me?
Daddy, what'd'ja leave behind for me?!?
All in all it was just a brick in the wall.

die anderen Gesichter: Violetta - Pansy - Remus - Ilja - Benoit

24.10.2008

Jasper blickte immer noch mürrisch durch die Große Halle und kaute lustlos und langsam an seinem Marmeladenbrötchen rum, als er einen Jungen auf den Ravenclaw-Tisch zukommen sah. Er war auf jeden Fall jünger als er selbst, sah aber trotzdem ganz nett aus. Jasper hatte ihn noch nie vorher gesehen, aber er war anscheinend ein Ravenclaw und er setzte sich ganz ungezwungen ihm gegenüber.
Das war doch schon einmal was…, dachte sich Jasper mit etwas besserer Laune. Er hat mich nicht komisch angeguckt oder vom Tisch verscheucht. Juhu, Jazz, da siehst du mal wieder, dass deine komischen Ängste total unbegründet sind…
Er machte sich einfach immer noch viel zu viele Gedanken – ein fremdes Land, fremde Sitten, fremde Leute. Und er mittendrin… Furchtbar!
Von Minute zu Minute änderte er seine Meinung bezüglich des Turniers – einerseits ein tolles Erlebnis, er war so froh hier zu sein. Und dann kam der unvermeidbare Gedanke, dass er hier fremd (und unerwünscht?!, fragte eine kleine gemeine Stimme in seinem Kopf) war.
Jasper hatte die ganze Zeit auf seinen Teller gestarrt und wandte sich nun seufzend wieder seinem Marmeladenbrot zu, als er sah, dass der Junge ihm gegenüber ihn anblickte. Er sprach ihn – erstaunlicherweise – an und stellte sich vor.
Jasper war wirklich überrascht, antwortete aber ruhig: „Hallo Jack, ich heiße Jasper.“
Dann gab er auf und legte das jämmerliche Marmeladenbrot weg und redete weiter.
„Ich komme aus Frankreich, das hast du richtig erkannt… Sieht man mir das so an?“, fügte er lächelnd hinzu.
Ihn interessierte die Frage wirklich – ihm war schon oft aufgefallen, dass mehrere Schüler ihn sofort richtig eingeordnet hatten. Natürlich, außer Beauxbaton und Durmstrang gab es nicht viele Möglichkeiten, da die meisten Hogwartsschüler ihn erkannt hätten, wenn er aus England kommen würde.
Aber trotzdem… sah man ihm an, dass er nicht aus dem Balkan kam? Wahrscheinlich schon, es war doch eine ganz andere Gegend und die Menschen sahen auch alle anders aus…

Er wandte sich schnell wieder Jack zu und legte seine Hände tatenlos in den Schoß. Essen hatte er abgehakt, er würde einfach nichts hinunterbringen.

Jack hatte sich dem Essen zugewandt und frage Jasper etwas – dieser antwortete, nachdem er einen kurzen Moment den Kopf schief gelegt und nachgedacht hatte: „England ist schön, nur anders als Frankreich. Was aber nicht negativ zu sehen ist, da es auch neue Erfahrungen mit sich bringt. Außerdem find ich andere Kulturen interessant… wenngleich euer Essen bzw. eure Essgewohnheiten wirklich gewöhnungsbedürftig sind“, fügte er mit einem kurzen Nicken auf die Speisen hinzu und lächelte Jack etwas angestrengt an.
Ich hoffe, er ist kein ehrgeiziger, konservativer Engländer, der auf Kritik, die in Richtung Essen geht, allergisch reagiert…, dachte Jasper abwartend. Er hätte mit einer kleinen Diskussion über Essen kein Problem gehabt, aber er hat es schon oft erlebt, dass manche Engländer – wenn es um ihre Kultur ging – etwas pikiert waren.

Nachträglich besann sich Jasper und erkundigte sich höflich nach Jacks Tante: „Woher kommt sie denn? War sie auch in Beauxbaton?“ Sein Ton klang sehnsüchtig. Vielleicht kannte er sie sogar… Nein, das war eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht kannte er Verwandte und…, er war in Gedanken gleich hellwach und wartete gespannt auf die Antwort. Er war um jedes Stückchen Heimat froh, egal in welcher Weise es ihm begegnete.



29.10.2008

Jack fand es ausgesprochen nett sich mit Jasper zu unterhalten, auch wenn ihr Gespräch noch nicht viel mehr als Oberflächlichkeiten behandelt hatten. Jasper behandelte ihn nicht wie einen nervigen Fünftklässler, mit dem zu sprechen unter seiner Würde war, wie manche andere Siebtklässler es zuweilen gerne taten. Auch ließ er (zumindest noch nicht) dieses große-Bruder-ich-habe-einfach-mehr-Erfahrung-in-egal-was-Getue raushängen, das man auch so oft an älteren Schülern beobachten konnte. Und, was wirklich am wichtigsten war, er schüchterte Jack nicht ein wie Noel, den er zwar wirklich gerne mochte, dessen Gesellschaft ihn aber immer ein wenig unsicher werden ließ. Noel war einfach eine Nummer zu groß für Jack, auch wenn er dem älteren Ravenclaw nachzueifern versuchte wo es nur ging. Der Gedanke an den gemeinsamen Film, den Noel geplant hatte, ließ Jacks Herz noch immer schneller schlagen. Da fiel ihm ein, dass er seinen Geschwistern noch gar nicht davon berichtet hatte und dabei wollte er ja unbedingt, dass die beiden mitspielen würden. Noel hatte sogar ausdrücklich darauf hingewiesen Mädchen mitzubringen. Claire war bestimmt eine wundervolle Schauspielerin, davon war Jack überzeugt, auch wenn er sie noch nie auf einer Bühne oder ähnliches erlebt hatte, genauso wie Noel ohne Zweifel ein herausragender Regisseur war.
Jack konnte mit seinem Leben durchaus zufrieden sein und nun da er sich vorgenommen hatte endlich aus seinem Schneckenhaus herauszukommen, begegnete er auch noch Jasper, der einem einfach sympathisch sein musste. Der Junge fühlte sich zunehmend gelöster und brachte sich lebhaft in sein Gespräch mit Jasper ein. Nun da er wusste, dass sein Gegenüber ebenfalls an einer Unterhaltung mit ihm interessiert war, konnte er den Gedanken an ein schweigsames Frühstück kaum noch ertragen.
„Ich komme aus Frankreich, das hast du richtig erkannt… Sieht man mir das so an?“
Jack grinste selbstzufrieden, weil er die Abstammung des fremden Schülers so treffend erraten hatte. „Irgendwie schon… Du trägst kein Hogwartsabzeichen und siehst einfach nicht aus wie einer dieser stämmigen Durmstrangs. Du siehst einfach… französisch aus!“
Gerne hätte der Junge noch hinzugefügt, dass Jaspers Frühstück ein weiteres Indiz für seine französische Heimat gewesen war, auch wenn dieses Beweisstück nur durch Vorurteile gültig war. In Jacks Augen passte ein Marmeladebrötchen wesentlich besser zu einem kultivierten Franzosen als zu einem unterkühlten Durmstrang, zu denen eigentlich nur scharfes Gulasch zu passen schien. Die Unsinnigkeit dieses Arguments, die sogar in Jacobs Augen evident war, ließ ihn dafür zurück schrecken diesen Satz zu seiner Antwort hinzuzufügen.

Jack streckte die Hand nach seinem Becher aus und trank zufrieden einen Schluck Kürbissaft. Nichts war am Morgen erfrischender als dieses Getränk. Er konnte absolut nicht verstehen wie manche Menschen Milch zu Frühstück trinken konnten, oder sogar etwas Warmes wie Tee zu sich nahmen. Kürbissaft war das einzig Wahre. Wie gut, dass es in Hogwarts immer in ausreichender Menge zur Verfügung stand.
„England ist schön, nur anders als Frankreich. Was aber nicht negativ zu sehen ist, da es auch neue Erfahrungen mit sich bringt. Außerdem find ich andere Kulturen interessant… wenngleich euer Essen bzw. eure Essgewohnheiten wirklich gewöhnungsbedürftig sind“
Ungläubig hörte Jack dem jungen Franzosen zu und konnte kaum glauben, was er da über die englische Küche hörte. Natürlich wertete er Jaspers Aussage nicht als persönliche Beleidigung, schließlich hatte jeder Mensch seinen eigenen Geschmack und das war auch gut so, aber wie konnte man die englische Küche nicht gut finden?? Dampfende Apfelpastete, würziger Sheperd’s Pie und der unvergleichliche Geschmack von Lammbraten mit Minzsauce frisch zubereitet von Granma Weasley persönlich!
Die Menschen vom Kontinent hatten einfach keinen Sinn für wahre Delikatessen. Was für ein Glück, dass Jack nicht auf dem Festland geboren war. Die englische Küche nicht zu lieben war traurig. Jack bemitleidete Jasper ein wenig, weil er vermutlich nie verstehen würde was an Scones mit Butter und Marmelade so unvergleichlich lecker war, dass man nicht im Traum daran dachte stattdessen ein Croissant zu essen.
„Ich mag unser Essen!“, sagte Jack mit einem freundlichen Lächeln, betonte jedoch durch das kleine Wort „unser“, dass er ein Brite durch und durch war und sich auch über das Essen identifizierte.
„Ich habe gehört in Frankreich isst man manchmal auch Schnecken…Das finde ich ziemlich eklig!“ Jack grinste. Natürlich wollte er Jasper mit dieser frechen Antwort ein wenig provozieren, aber nicht um ihn zu kränken oder einen Streit hervorzurufen, sondern einfach um einen Scherz zu machen. Er war überzeugt davon, dass Jasper das verstehen würde. Schließlich hatte Jack es ihm ja auch nicht übel genommen, wie er über die englischen Gerichte hergezogen hatte.

„Woher kommt sie denn? War sie auch in Beauxbaton?“
Jack nickte beflissen. „Ja, meine Tante Fleur. Sie war mal Champion von Beauxbaton, beim letzten Trimagischen Turnier. Dabei hat sie meinen Onkel Bill kennen gelernt und ist nach England gezogen.“ Damit war die Sache für Jack eigentlich erledigt und er wäre gern zum Thema Essen zurück gekehrt um sich weiter mit Jasper zu kabbeln, als er merkte, dass Jasper ganz eigenartige Augen bekommen hatte. Es schien fast so, als sähe er nicht mehr den überfüllten Speisesaal von Hogwarts, sondern seine französische Heimat. Vermutlich hatte er große Sehnsucht nach zu seinem Hause, seinen Freunden und seiner Familie. Jack konnte das sehr gut nachvollziehen. Er wusste, wie es sich anfühlte jemanden schmerzlich zu vermissen.
„Vermisst du Frankreich sehr?“, fragte Jack und versuchte seinen neuen Freund mit einem gesteigerten Interesse an seinem Heimatland ein wenig aufzumuntern. Er wusste nicht, ob es die Sache für Jasper leichter machte, wenn er über sein zu Hause sprach, aber er versuchte es fürs Erste auf diese Weise. Wenn nicht, war Jack ein Meister damit sich abzulenken und bestimmte Gedanken völlig aus seinem Gehirn zu verbannen. Es gab viel an das Jack nicht denken wollte und es dennoch jeden Tag tat, er konnte es einfach nicht verhindern. Daher wollte er versuchen für Jasper den Aufenthalt in Hogwarts ein wenig schöner zu machen, damit er, wenn er nach dem Turnier wieder nach Hause zurück kehrte, trotz Heimweh sagen konnte, dass er eine schöne Zeit gehabt hatte. Vielleicht würde Jack ihn demnächst in das Geheimnis mit dem Film einweihen. Möglicherweise hatte Jasper Lust mitzumachen, aber vorher sollte sich Jack noch einmal bei Noel erkundigen ob es überhaupt noch freie Plätze in seinem Projekt gab. Nichts wäre für Jack unerträglicher als in einem Menschen falsche Hoffnungen zu wecken.




____________________




Daddy's flown across the ocean

Leaving just a memory,
A snapshot in the family album.
Daddy what else did you leave for me?
Daddy, what'd'ja leave behind for me?!?
All in all it was just a brick in the wall.

die anderen Gesichter: Violetta - Pansy - Remus - Ilja - Benoit

03.11.2008

Jasper sah es Jack zwar an, dass dieser um einige Jahre jünger als er selbst war, aber er merkte schnell, dass man den Jungen nicht unterschätzen durfte. Er schien einen wachen Verstand und eine gute Portion Humor zu haben und - ganz wichtig - er hatte zwar erkannt, dass Jasper ein Franzose war, aber ihn schien das nicht weiter zu kümmern. Er war weder unvoreingenommen höflich zu ihm und auch nicht abwesend...

Als Jack ihm erklärte, dass er anhand des fehlenden Hogwartsabzeichens seine Herkunft erkannt hatte, ärgerte sich Jasper ein wenig, da er auf diese plausible Tatsache nicht gekommen war. Als Jack ihm erklärte, er schaue einfach 'französisch' aus, musste Jasper laut lachen, was in letzter Zeit nicht so häufig vorgekommen ist.
"Ich seh 'französisch' aus?", wiederholte er, immer noch lachend. "Na gut, solang ich nicht spanisch oder italienisch aussehe, ist mir alles recht...", fügte er schmunzelnd hinzu - immerhin waren die Südländer eine ganze Pallette temperamentvoller und auch dunkler als er.

Da er so spontan erheitert wurde, entschied er sich, doch noch etwas zu sich zu nehmen, auch wenn es nichts essbares war. Eine gute Tasse heiße Schokolade hätte er jetzt gerne gehabt. Aber die Engländer schienen den Unterschied zwischen Trinkschokolade und Kakao nicht zu kennen... Nun gut, Kakao ist auch nicht schlecht... , dachte er, neuerdings gut gelaunt und schenkte sich eine Tasse ein.

Als sein Gegenüber offenbar geschockt seine Abhandlungen über das englische Essen hörte, musste Jasper ein wenig grinsen. Jaja, diese Pastetigen Engländer... , dachte er amüsiert. (Er hatte in letzter Zeit so viel Pasteten wie nie zuvor in seinem Leben gesehen und teils auch gegessen...)
Als Jack sich für das britische Essen aussprach, antwortete Jasper versöhnlich: "Naja, vielleicht hat man mich auch nicht allzu gut in die englische Küche eingeführt... mal sehen, vielleicht ergibt sich da ja noch was, außer Kürbissaft und ewigen Pasteten... Und Schnecken und Froschschenkel gehören nur bei manchen zum Speiseplan - ich esse so etwa nie, da ich es auch nicht so lecker finde."
Beim Gedanken an die Schnecken verzog Jasper ein wenig den Mund. Einmal hatte er sich getraut es zu kosten und das hatte ihm vollends gereicht... aber das konnte er natürlich nicht näher ausführen, da er sich vor diesem jungen Engländer doch nicht die Blöße geben dürfte.

Begierig hörte Jack zu, als dieser über Beauxbaton und seine Tante Fleur sprach, die Jasper leider gar nichts sagte. Natürlich kannte er das Trimagische Turnier, aber 'Fleur Delacour' war ihm nun gar kein Begriff...
Als seine Gedanken in Richtung Heimat abschweiften, unterdrückte Jasper einen sehnsüchtigen Seufzer, der ihm auf den Lippen lag. Er fand es hier in England zwar wirklich schön, aber Frankreich fehlte ihm trotzdem... sehr.

Als Jack ihn fragte, ob er Frankreich vermisse, nahm Jasper einen großen Schluck Kakao und antwortete langsam: "Hmm... Ja, ich denke, ich vermisse Frankreich." Er hielt kurz inne, stellte seine Tasse auf den Tisch zurück und blickte Jack kritisch an.
Er wusste nicht wirklcih, was er noch sagen wollte - einerseits fand er England schön, es gab so viele neue Erfahrungen zu sammeln, neue Eindrücke zu gewinnen, neue Menschen kennen zu lernen - andererseits hatte er das Gefühl, dass das alles einfach nichts für ihn sei. Doch das wollte er Jack nicht sagen, da es sonst so klingen würde, als ob er mit den Engländern nichts anfangen könne. Was so nun wirklich nicht stimmte...
Er fügte deswegen noch hinzu: "Es ist zwar schön hier zu sein, aber daheim ist es eben doch am schönsten. In gewohnter Umgebung und so ... Aber man muss euch Engländern zugute halten, dass ihr es wirklich versteht Gäste willkommen zu heißen. Hier in Hogwarts ist bisher jeder freundlich mir gegenüber gewesen, obwohl ich aus Frankreich komme."
Jasper war froh, dass er sich so geschickt aus seinen eigenen Gedanken herausreden konnte, ohne lügen zu müssen. Das hätte ihm beim netten Jack wirklich leid getan.



08.11.2008

Kaum hatte Reva die Tür geschlossen, wusste Benoit, dass er einen großen Fehler begangen hatte. Es war dumm gewesen diesen Raum auszusuchen um mit Reva zu sprechen, auch wenn er sich sicher war, keinen Verdacht erregt zu haben. Wenn die Menschen in der Großen Halle wirklich Notiz von ihrem gemeinsamen Verschwinden genommen hatten, dann glaubten diese nur ein neues Liebespaar entdeckt zu haben, ein Gerücht, das Benoit nicht im Geringsten kümmerte. Sollte diese Geschichte auch noch Percy Weasley zu Ohren kommen, dann könnte er sich wenigstens sicher sein, den Verdacht mit seiner Tochter Unity anbandeln zu wollen damit von sich zu weisen.
Im Augenblick konnte er sich über diesen Umstand allerdings wenig erfreuen. Er fühlte sich wie eine Fliege, die in ein klebriges Spinnennetz geraten war und nun darauf wartete von den malmenden Kiefern einer Spinne in Stücke gerissen zu werden. Reva, die schwarze Witwe. Aber es war noch zu früh um sich geschlagen zu geben, vielleicht fand er noch einen Trumpf im Ärmel, vielleicht spielte ihm Reva einen zu, auch wenn das kaum zu erwarten war. Sie war eine Vorzeige-Todesserin, ihre Tarnung war makellos – sie war makellos.
Ihre langen braunen Haare fielen ihr in weichen Locken um die Schulter, ihre Haut war weiß und gleichmäßig wie chinesisches Porzellan und ihr Blick, wenn auch hart und unbarmherzig, ließ Männer ihren eigenen Namen vergessen.
Einen Augenblick lang ließ sich Benoit von dieser Schönheit ablenken, die Künstler dazu brachte Bilder zu malen und Skulpturen zu formen. Warum hatte noch keiner dieser „Genies“ daran gedacht Reva zu seiner Muse zu machen? Waren denn alle blind?! Sein Herz ließ sich einen Augenblick davon ablenken, vergaß, dass er Reva eigentlich hassen wollte, weil sie ihn blamiert hatte, bloßgestellt, weil sie ihn behandelte als wäre er ein dummer Schuljunge. Es wollte das alles vergessen und Revas Herz bitten ihn zu lieben, für einen Augenblick. Für ein Leben?
Aber er hasste sie doch. Benoit hatte es nicht nötig sich irgendeiner Frau zu Füßen zu werfen und im Staub darum zu betteln, ihr den Dreck von den Schuhen küssen zu dürfen. Reva war einfach eine andere Liga. Sie war nicht zu gut für Benoit – niemand war zu gut für Benoit, oder Benoit war für niemanden zu schlecht – aber sie war anders, passte nicht zu ihm. Trotzdem wollte er sie - besitzen? – als Triumph, als Bestätigung kein Nichts zu sein. Er wollte jemand sein, denn man beneidete. Das Wofür spielte erst einmal nur eine untergeordnete Rolle.
An die eigene Unfehlbarkeit zu glauben, würde Benoit so viel leichter fallen, wenn er selbst davon überzeugt gewesen wäre, doch dieser Morgen hatte ihn wieder einmal auf den Boden der schmerzenden Tatsachen zurückgeholt. Er konnte nicht anständig lesen, das Schreiben fiel ihm sogar noch ein wenig schwerer. Wer würde schon einen Legastheniker beneiden? Der arme Mann, zu dumm um lesen zu können. Neid würde in diesem Fall doch nur ein Blinder empfinden. Seine eigene Schwäche hatte ihn wieder einmal in eine äußerst prekäre Lage gebracht, aus der er jetzt nicht mehr herauskommen konnte. Er wusste noch immer nicht was mit Viktor Krum geschehen war und warum die Zauberwelt deswegen so in Aufruhr war.
Reva wusste es und allein die Tatsache, dass Benoit ihr nicht sagen konnte weshalb er auf Miss Tassels Frage so unpassend reagiert hatte, stellte den größten Trumpf in ihrer Hand dar, obwohl sie davon keine Ahnung hatte.
Manchmal wünschte er sich jemanden anvertrauen zu können, Hilfe zu bekommen und seine Schwäche doch eines Tages überwinden zu können. Aber wem sollte er es sagen? Seine Eltern – Was würde das nützen wo sie doch in Frankreich lebten, hunderte Kilometer von seinem jetzigen Aufenthaltsort entfernt. Jemanden in Hogwarts? Einen echten Nutzen hätte er davon jedoch auch nicht. Ein Mitwisser würde ihn bestimmt nur bemitleiden, oder darauf bestehen vor dem Lehrerkollegium mit offenen Karten zu spielen und seine Unfähigkeit offen preis zu geben. Benoit brauchte jedoch kein Kindermädchen das ihm jeden Morgen die Zeitung vorlas, er brauchte niemanden. Er war sich selbst genug. Er würde weiterhin sein Bestes geben um die ganze Angelegenheit zu vertuschen. Reva würde die Letzte sein, die von seinem Geheimnis erfuhr. Wenn es überhaupt jemals ans Tageslicht kam.

„Ich weiß, dass du noch nicht lange dabei bist, aber manche Sachen dürfen einfach nicht passieren“
Was war denn das jetzt? Versuchte Reva wirklich so etwas wie Verständnis zu heucheln?! Gleich würde sie noch sagen, dass sie es mit Benoit ja nur gut meinen würde und sie ihm doch helfen wollte. Benoit kannte seine Kollegin gut genug um zu wissen, dass sie nichts davon ernst meinte. Sie war ein Wesen, das so etwas wie Verständnis und Mitgefühl nicht aufbringen konnte.
“Wahrscheinlich weißt du nicht Recht, welche Folgen es haben kann, wenn du dich so ungeschickt verhältst, aber spätestens nach dem, was Krum heute Nacht passiert ist, SOLLTEST du es wissen.“
Da war es wieder. Dieses tadelnde Verhalten, das kein Lehrer wirklich ablegen konnte, vorallem nicht, wenn man sich so überlegen fühlte wie Reva das gerade von sich dachte. Und dann war er plötzlich wieder da. Der Hass in Benoit, der es ihm leicht machte Revas wunderschöne Haare zu vergessen und das Verlangen ihre weiche Haut unter seinen Fingern zu spüren verdrängen ließ. Sie behandelte ihn wie ein kleines Kind, wie einen Jungen der noch nicht wusste was Gut und Schlecht war. Dem der Unterschied zwischen Recht und Unrecht noch nicht klar war und dem man all diese kleinen Definitionen, die das Leben so einfach und doch kompliziert machten noch erklären musste.
Benoit mochte es nicht bevormundet zu werden. Er war ein erwachsener Mann, er wusste was für ihn auf dem Spiel stand. War sie wirklich so dumm zu glauben, dass er über all das nicht informiert war. Er wusste was auf jemanden zukam, der als Todesser entlarvt worden war. Er wusste nur zu gut welchem Risiko er sich aussetzte, aber wahrhaben wollte er es dennoch nicht. Niemand würde ihm jemals auf die Schliche kommen, er war viel zu klug dafür. Er würde sich niemals erwischen lassen, während Reva vermutlich viel zu stolz war um sich bei Gefahr herauszuwinden. Sie würde vermutlich lieber sterben als dem Dunklen Lord und seiner Ideologie des reinen Blutes abzuschwören. Benoit nicht. Dunkler Lord? – Nie gehört.
Benoit war wesentlich sicherer als Reva. Er musste keine Angst haben.
Wenn er aber doch wenigstens wüsste was diesem Krum zugestoßen war. Er kannte Viktor Krum bisher nur als Quidditchspieler. Das Krum ein Todesser war, das war ihm völlig neu. Aber er hatte sich ja schon damit arrangiert immer weniger zu wissen als Reva. Das wurmte ihn sehr und kränkte ihn. Jedoch nicht so sehr wie Reva. Indem sie ihn wie einen kleinen Jungen behandelte, verletzte sie Benoits männlichen Stolz und das würde er ihr bestimmt nicht so schnell verzeihen. Vielleicht nie. Das würde er dann später entscheiden. Jetzt musste er diese unangenehme Szene abschließen ohne völlig das Gesicht zu verlieren und dann sein Frühstück fortsetzen. Er hatte Hunger und hatte noch nicht einmal eine Tasse Tee getrunken.

„Askaban, hm? Klingt schon verlockend.“ Das war also mit Viktor Krum passiert. Tja. Armer Kerl, aber da war wohl nichts zu machen. Es war doch seine eigene Schuld wenn er sich erwischen ließ. Um die Kinder konnte es einem jedoch schon Leid tun. Der Junge war ja auch noch Champion und stand dadurch schon in Rampenlicht. Benoit wusste, wie es sich anfühlte Sohn einer Berühmtheit zu sein. Man wollte sich beweisen, seine Eltern übertreffen, irgendwie, auch wenn es schwer war.
Aber auch das war nicht sein Problem. Der junge Krum würde schon irgendwie darüber hinweg kommen und Viktor – Viktor war Geschichte. Der Held, der Mörder. Eine spannende Geschichte, so schnell würde ihn bestimmt keiner vergessen.
Reva schien diese Sache allerdings nicht so leicht zu nehmen wie Benoit. Ihr Gesicht näherte sich Benoit so weit, dass er ihren Atem auf seiner Wange spüren konnte als sie ihm die folgenden Worte zuzischte: „„Geh du, wohin du willst, meinetwegen nach Askaban, meinetwegen auch in den Tod. Aber du wirst leiden, ich schwöre dir, du wirst den Schmerz von tausend Toten leiden, wenn du mich noch einmal in die Gefahr bringen solltest, mich dorthin mitzunehmen“
Nein, was war denn das? Reva schien besorgt. Diese Wut die sie ihm entgegenschleuderte, basierte nur auf der Furcht wirklich nach Askaban gebracht zu werden. War ihre Tarnung wirklich so schlecht, dass sie ernsthaft befürchten musste überführt werden zu können? Vielleicht leuchtete auf ihrer weißen Haut das Dunkle Mal, das jeden Todesser als solchen brandmarkte und vor Gericht immer als stichhaltiger Beweis geführt wurde. Eine Person mit dem Dunklen Mal auf dem Handgelenk war ein Todesser. Punkt um. War Reva wirklich so dumm gewesen und hatte sich diese Tätowierung machen lassen? Das war ja selten dumm.
Benoits Arm war so rein wie sein Gewissen. Er hatte kein Dunkles Mal und hoffte, dass der Dunkle Lord noch lange nicht daran dachte es ihm zu verpassen.
Benoit hatte ja auch nicht vor einer seiner Diener zu werden mit einer Erkennungsmarke am Arm. Er war schließlich keine Kuh, der man das Brandzeichen des Besitzers auf den Körper drückte. Er war sein eigener Besitzer.
Ein Lächeln stahl sich auf Benoits Gesicht. Endlich hatte er an Reva eine Schwachstelle gefunden. Sie war längst nicht so perfekt wie er immer geglaubt hatte und wie sie selbst von sich dachte. Sie hatte Angst, es war so kinderleicht. Warum hatte er das früher nicht gemerkt? Sie war längst nicht so überzeugt von ihren Fähigkeiten wie Benoit. Sie dachte vielleicht, dass sie ihrem französischen Kollegen überlegen war, aber der Welt draußen, den Mitarbeitern des Zaubereiministeriums fühlte sie sich nicht überlegen. Sie war schwach, eine Frau die Angst hatte. Mehr nicht.
Ein siegessicheres Grinsen stahl sich auf Benoits Gesicht. Wie eine Parodie schob er sein Gesicht näher an Reva heran. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch und ließen andeuten wie sehr Benoits Entdeckung ihn amüsierte. „Du fürchtest dich! – Keine Sorge. Wenn es so weit ist, werde ich dich beschützen.“
Nach diesen Worten lehnte er sich wieder zurück und grinste provozierend in Revas wütendes Gesicht.




____________________

Beauty is a form of genius.

Oscar Wilde