The Story goes on - Forever - London

Zaubereiministerium

28.09.2008

Gerade noch rechtzeitig entstand der schützende Schild zwischen Rafael und den beiden Einbrechern. Zuckend wurde der rote Fluch abgelenkt, den der erste Eindringling sofort auf Hannah und Rafael abgeschossen hatte. Erschrocken schrie Hannah hinter Rafael auf. Dieser drängte sie erneut unsanft zurück. Jetzt war definitiv keine Zeit mehr, um beruhigend auf sie einzusprechen. Rafael kniff die Lippen zusammen. Er konnte nur hoffen, dass es bei diesen zwei Einbrechern bliebe, noch mehr könnte er nicht wirklich in Schach halten, vor allen Dingen, wenn sie alle so aggressiv vorgingen wie diese. Es sei denn, ihm kämen noch ein paar Wachen zu Hilfe… Das Ministerium war doch nie unbewacht, wo zum Teufel waren die Nachtwächter gewesen, als die Einbrecher eingedrungen waren? Sie mussten hier irgendwo im Gebäude herumlaufen und mal wieder genau da sein, wo sie nicht gebraucht wurden. Es sei denn… Rafael dachte an den leblosen Körper, der hinter Hannah und ihm lag. Nein!, schnell verdrängte der junge Auror diesen furchtbaren Gedanken. So viele Schwarzmagier (Rafael versuchte immer noch, das Wort „Todesser“ zu vermeiden. Noch war gar nichts bewiesen.) konnten gar nicht in das Ministerium eingedrungen sein. Unmöglich. So große Gruppierungen gab es nicht mehr. Rafael schnitt eine Grimasse, dann kam der nächste Fluch auf ihn zu. Rafael riss den Schild hoch und konnte ihn wiederum abwehren.

„Stupor!“, rief er und diesmal drang auch aus seinem Zauberstab ein roter Blitz, der jedoch von einem ähnlichen Schutzschild wie seinem abgewehrt wurde. So konnte er ihnen nicht beikommen. Sie waren zu zweit, das hieß, einer der beiden konnte stets einen Abwehrzauber aufrecht erhalten, während der zweite in aller Ruhe Flüche auf sie abfeuern konnte. Außerdem war es Rafaels erste Pflicht, Hannah aus der Gefahrenzone zu bringen. Das war die erste goldene Regel, die jeder Magier in der Aurorenausbildung eingebläut bekam: Bringe alle Zivilisten in Sicherheit. Alles andere war völlig zweitrangig, selbst die Gefangennahme von Todessern. Zivile Opfer mussten unbedingt vermieden werden, vor allen Dingen, wenn es sich um Muggel handelte. Rafael konnte gar nicht anders, als nach diesem Leitsatz zu handeln, so war er ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
„Zurück!“, fauchte er Hannah an als ein weiterer Zauber sie nahezu traf, „Wir müssen hier raus!“ Hannah wich bereitwillig hinter Rafaels Rücken zurück. „Ich weiß, wo wir langgehen können.“, keuchte sie, packte Rafael am Umhang und zog ihn nun ihrerseits mit sich. Rafael strauchelte kurz als er so ruckartig mitgezogen wurde und gleichzeitig einer der beiden vermummten Gestalten weiter auf ihn zukam um in rascher Folge weitere Hexereien gegen Hannah und Rafael zu schleudern. IN aller Hast verstärkte Rafael den Schutzschild und beschwor eine knöchelhohe Bank vor dem Verfolger aus dem Nichts hervor. Der Einbrecher stolperte prompt und fiel.

„Stupor!“, rief Rafael. Um die Ecke kam der zweite Eindringling gelaufen. Rafael drehte sich um und rannte. Hannah lief ihm voran, doch plötzlich kam vor ihnen eine weitere Gestalt hinter einer Ecke hervorgesprungen. Hannah schrie auf, bremste abrupt. Rafael stolperte in sie hinein, auch er keuchte erschrocken. Doch mehr als zwei Einbrecher? Er riss seinen Zauberstab in die Höhe und baute erneut einen Schild zwischen Hannah, sich und ihren neuen Widersachern auf, doch Hannah begriff das nicht. In Panik drehte sie sich um, lief in entgegengesetzter Richtung davon – direkt in die Arme des vermummten Verfolgers. Rafael konnte sie nicht mehr am Umhang festhalten, sie war zu schnell.
„Stehen bleiben!“, herrschte er Hannah an, doch diese hörte nicht mehr auf ihn.
In diesem Moment traf ein Fluch Rafaels Schild und ließ es zersprengen. Rafael spürte einen stechenden Schmerz in seinem rechten Arm, beinahe wäre ihm der Zauberstab entfallen.
„Stupor“, rief er wieder, doch er verfehlte sein Ziel – vor Überraschung. Dieses Gesicht war nicht vermummt und er kannte es nur zu gut. Vor ihm stand Lynn mit einem ihm unbekannten Mann. Rafael starrte sie für den Bruchteil einer Sekunde völlig perplex an. Was um alles in der Welt trieb Lynn hier? Was trieb sie hier mit diesem Kerl? Und warum versuchte sie gerade, ihn zu verflchen?
In Rafaels Kopf machte im Augenblick nichts mehr Sinn. Das unerwartete Auftauchen seiner Freundin hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Erst als er Hannahs Schrei hörte, wirbelte er wieder herum.

Hannah lag mit verdrehten Gliedmaßen auf dem Boden. Die vermummte Gestalt stand über ihr, offenbar ebenfalls ein wenig erschrocken, hatte sie sich doch eben einer nützlichen Geisel entledigt. Doch daran dachte Rafael im Augenblick nicht. Er sah nur Hannah auf dem Boden liegen, tot, ohnmächtig und er wusste, dass er es dieses Mal nicht geschafft hatte, „zivile Opfer“ zu vermeiden.
„Expelliarmus!“ Reflexartig richtete er seinen Zauberstab auf den Eindringling und entwaffnete diesen – diesmal erfolgreich. Geschmeidig fing Rafael den Zauberstab seines Widersachers im Lauf auf.
„Tarantallegra!“, rief er, doch sein Gegner wich ihm aus, rannte davon. Jetzt war die Situation ins Gegenteil verdreht worden: Mit Lynn im Rücken waren nun die Auroren in der Überzahl und hatten nur noch einen Einbrecher gegen sich stehen. Nun sollte dieser flüchten.
Rafael raste der vermummten Gestalt hinterher, doch diese erreichte den Fahrstuhl lange vor dem Auror, warf die Türen zu und verschwand, bevor Rafael etwas tun konnte. Voll Zorn schlug Rafael gegen die Fahrstuhltür. Rasch stieß er sich an der Tür ab und hastete in Richtung Treppenhaus. Er wusste, er würde den Einbrecher nicht mehr einholen, doch er würde nichts unversucht lassen, um ihn zu erwischen. Und wenn er ihn erst dingfest gemacht hätte, würde Rafael höchstpersönlich dafür sorgen, dass er für den Rest seines Lebens in Askaban eingesperrt werden würde. Schon jetzt war das für Rafael nur ein schwacher Trost. Das Bild von Hannahs regungslosem Körper schien sich in seiner Netzhaut eingebrannt zu haben und obwohl Rafael jetzt statt Schmerz und Selbstvorwürfen nur kalte Wut verspürte wusste er, dass ihn später, wenn sich das Adrenalin aus seinen Adern zurückziehen würde, genau diese Gefühle beherrschen würden. Und dass sie für lange, lange Zeit seine ständigen Begleiter werden würden. Hannah. Hannah Wilson., würde er noch sagen und Hannah ein letztes Mal das Gesicht eines Menschen verleihen, bevor sie für immer von dieser Erde gehen würde.

Der Sauerstoff brannte in seinen Lungen wie Feuer während Rafael die Treppen hinauf rannte. Er musste es irgendwie schaffen. Er musste es zumindest versuchen.
Da! Er sah noch den schwarzen Stoff, der um eine Biegung verschwand, in Richtung Ausgang. Rafael sammelte seine letzten Kraftreserven, beschleunigte noch einmal sein Tempo. Da war die Tür, der Ausgang. Er musste ihn vorher erwischen, er musste ihn in der Appariersperre erwischen. Er musste, er musste, er musste. Rafael keuchte. Jetzt. Jetzt. Ein weiterer roter Blitz kam aus der Spitze seines Zauberstabs, zielgenau auf den Rücken des Flüchtenden abgeschossen.
Der Fluch traf die gegenüberliegende Hauswand, krachend schlug er ein kleines Stück Mörtel aus der Fassade.
Der Eindringling war verschwunden. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig auf der Stelle gedreht und war verschwunden. Rafael gab ein unartikuliertes Ächzen von sich, lief noch ein paar wenige Schritte, dann blieb er, den Kopf in den Nacken gelegt, in der kalten Nachtluft stehen. Er war weg. Er war ihm entkommen. Rafael ließ sich von diesem Gedanken erfüllen, ganz und gar. Er hatte völlig versagt.
Die Anspannung der Verfolgung fiel von ihm ab, Bitterkeit stieg in ihm hoch. Wütend krampfte er die Hand um den Zauberstab in seiner Hand. Das war das einzige Beweisstück, das er hatte. Und der zweite Eindringling, falls er denn noch geschockt im Gang lag. Der zweite Eindringling!
Der plötzliche Gedanke an den zweiten Einbrecher ließ Rafael wieder Hoffnung schöpfen. Auf dem Absatz drehte er um und spurtete zurück ins Ministerium. Er hatte doch noch eine Chance, an Hannahs Mörder (wie schrecklich diese Worte selbst in seinem Kopf klangen!) heranzukommen. Dieser zweite Eindringling würde unter Rafaels Verhör zum Sprechen gebracht werden, da war sich der junge Auror, gefangen in seiner kalten Wut, sicher.

Auf dem Weg zurück an den Schauplatz der nächtlichen Verfolgungsjagd kam Rafael an dem tatsächlich immer noch bewegungsunfähig da liegenden Einbrecher vorbei. Rafael schnaubte kurz, trat dem Zauberer leicht gegen den Oberschenkel und ließ dünne Seile aus seinem Zauberstab hervor schießen. Geschmeidig wickelten sich diese um den Körper des Vermummten.
Mit einem leichten Schlenker seines Zauberstabs hievte Rafael den Gefangenen in die Vertikale und ließ ihn vor sich her schweben. So ging er langsam weiter in die Richtung, in die er vorher mit Hannah geflüchtet war.
Als Rafael den Gang erreichte, sah er zuerst den fremden Mann, der mit gespreizten Beinen im Gang stand, den Zauberstab hoch erhoben hatte. Offenbar hielt er Wache. Hinter ihm konnte Rafael Lynns blonden Haarschopf sehen, der sich über etwas beugte. Nein, nicht etwas. Als Rafael näher kam, sah er, dass Lynn Hannahs Kopf im Schoß hielt und vorsichtig ihre Augenlider anhob. Rafael beschleunigte seinen Schritt. Ohne den fremden Mann zu beachten lief er auf Lynn zu. War denn doch noch nicht der schlimmste Fall eingetreten?

„Lynn!“, halblaut kam der vertraute Name über Rafaels Lippen. Gerade noch ließ er sich Zeit, den Körper des Vermummten auf dem Boden nieder zu lassen, dann kniete er auch schon neben Lynn und starrte auf ihre zarten Hände, die sich um Hannahs aschfahles Gesicht gelegt hatten.
„Was ist mit ihr?“, atemlos kamen die Worte hervor, Rafael hörte selbst, wie dünn seine Stimme klang, wie unsicher, wie besorgt, „Ich dachte, sie sei…“
Rafael sprach die letzten Worte nicht aus.
„Ich habe ihn nicht mehr erwischt, aber einen zweiten konnte ich schocken. Kamen euch noch mehr in die Quere?“, fragte er leise und schnell. Sollten tatsächlich noch mehr Eindringlinge im Ministerium herumlaufen, waren sie jetzt gefährdeter denn je zuvor.





28.09.2008

Das Brausen des Windes in Viktors Ohr verdrängte alle anderen Geräusche und wiegte den Todesser in der trügerischen Sicherheit allein zu sein. Kalter Wind peitschte Viktor um die Ohren, rieb sich an der schlaffen Wange des Mannes, stach in den Augen. Hunderte, wenn nicht tausende Meilen, hatte Viktor Krum schon auf Besen zurückgelegt; er kannte die Kraft des unscheinbarsten Elements, der Luft, ganz genau. Aber noch nie hatte er den Wind so grausam und unbarmherzig erlebt wie in dieser Nacht, als wollte er ihn für etwas bestrafen. Als wollte er ihn dafür bestrafen nicht stark genug zu sein, sich dem Dunklen Lord entgegenzusetzen und die Luft gegen ihren Willen zum Mittäter zu machen, in dem er auf ihren Schwingen der Erfüllung seines Auftrages entgegen eilte.
Die Kladde mit den wichtigen Dokumenten hatte er in seine Umhangtasche gesteckt und bei jedem Flugmanöver um einen Turm oder eine Häuserzeile fürchtete er, sie könnte heraus fallen und ihre wichtigen Informationen über ganz London verstreuen. Immer wieder löste er eine Hand vom Besenstiel und tastete mit zittrigen Fingern und klopfendem Herzen nach dem harten Deckel des Buches und obwohl er das Buch jedes Mal sofort erfühlte, beruhigte sich sein Pulsschlag keineswegs und der kalte Schweiß hörte nicht auf zu fließen. Schon bald war sein Rücken klatschnass, ebenso seine Achseln, aber darauf verschwendete Viktor keinen Gedanken. Er war vollauf damit beschäftigt in der fremden Millionenstadt nicht die Orientierung zu verlieren und den kürzesten Weg zum Hauptquartier der Todesser zu finden um die gefährliche Fracht endlich los zu werden. Dichter Nebel versperrte den Muggeln den Blick auf den tief fliegenden Zauberer, doch auch dieser hatte mit der ungünstigen Wetterlage schwer zu kämpfen, denn er konnte sich nur schwerlich an den richtigen Weg erinnern. Da geschah es, dass Viktor eine Abzweigung zu früh in eine Seitengasse einbog und plötzlich nicht mehr wusste wo er war und wie er von dort wieder zurück auf die Hauptstraße gelangen sollte. Einen quälenden Augenblick lang spielte Viktor mit dem Gedanken einfach weiter zu fliegen und zu hoffen irgendwann wieder auf den richtigen Weg zu kommen, obwohl er wusste, dass es in London vergeudete Zeit war sich so etwas zu wünschen. Es blieb ihm nichts anderes übrig als umzukehren, obwohl er nicht wusste, ob er bereits Verfolger hatte. Die Seitengasse in der er gelandet war, war in völlige Dunkelheit getaucht bis auf den Kücheneingang eines italienischen Restaurants aus dem nicht nur Licht sondern auch laute hektische Worte sickerten. Viktor verringerte die Geschwindigkeit und spitze eine Zeit lang die Ohren während er unverändert weiter gerade aus flog, als er sich endlich sicher sein konnte wirklich allein zu sein, setzte er zu einer schnellen Kehrtwendung an und flog den gleichen Weg den er gekommen war, wieder zurück. Nach kurzer Zeit fand er dann auch die richtige Abzweigung und nach weiteren Minuten, die Viktor wie Stunden vorkamen, konnte er endlich die Umrisse von Little Hangleton im Nebel auftauchen sehen.

Viktors Herz frohlockte vor Erleichterung. Endlich war er da! Nur noch wenige Meter trennten ihn von der erlösenden Übergabe, dann konnte er endlich wieder zu Ilona nach Bulgarien zurückkehren und brauchte sich nicht mehr mit den dunklen Machenschaften eines machthungrigen Tyrannen zu beflecken. Auf seinem Flug hatte es Augenblicke gegeben, in denen Viktor mit dem Gedanken gespielt hatte sich zu ergeben und den Auroren des Phönixordens alles zu berichten was er wusste. Ohne Zweifel hätte er Schutz bekommen und auch seine Familie, aber was war das schon wert? ER war viel zu mächtig. Wenn ER jemanden bestrafen wollte, fand ER immer einen Weg. Die Wörter Vergebung oder Gnade gab es in seinem Vokabular nicht. Der Onkel seiner Frau, Igor Karkaroff, hatte das am eigenen Leib erfahren müssen, als er eines Nachts von Todessern hinterrücks ermordet worden war.
Viktor lebte in unsicheren Zeiten und der größte Schutz den er seiner Familie bieten konnte, war die Gewissheit sich vor IHM nicht fürchten zu müssen. Nur indem sich Viktor SEIN Diener war, konnte er sicher sein, dass seiner Familie nichts geschah. Wenn Aleko, sein ältester Sohn, das nur endlich auch einsehen könnte. Mit seiner störrischen Art und der törichten Liebe zu einer Muggel drohte er alles zu zerstören wofür Viktor gearbeitet hatte. Der Gedanke an Aleko ließ Viktor für einen Augenblick unachtsam werden und als er sich wieder darauf besann, dass er noch nicht in Sicherheit war, hörte er es plötzlich. Zuerst nur ganz leise und undeutlich, denn er hörte noch immer den Wind, durch Viktors eigene Geschwindigkeit verstärkt, in seinem Ohr, doch dann immer deutlicher: Die Geräusche eines anderen Besens – jemand folgte ihm. Viktors Herzschlag beschleunigte sich, schmerzhaft verzog sich der Muskel in seiner Brust. Viktor wagte es nicht, sich umzudrehen. Er flog schneller, versuchte seine Verfolger abzuschütteln. Da tauchte plötzlich eine Gestalt vor ihm auf. Viktor war so überrumpelt, dass er beinahe in sie hinein geflogen wäre. Im letzten Moment riss er seinen Besen nach links und bog in eine Seitengasse ein. Seine Verfolger hatte er für’s erste abgeschüttelt, doch wo befand er sich jetzt? Die ganze Stadt war Viktor fremd, kein Stein kam ihm bekannt vor. Die fremden Straßen waren seine Feinde, Verbündete der Auroren hinter ihm. Lautlos raste er in die Nacht hinein, ohne zu wissen wohin sein Weg ihn führen würde und hinter ihm tauchte das unheilvolle Sirren der anderen Besen wieder auf.
Noch einmal versuchte Viktor die Geschwindigkeit des Besens zu erhöhen. Es wurde nun immer schwieriger den Stiel unter Kontrolle zu halten, Schweißtropfen perlten von Viktors Stirn und brannten in seinen Augen.
Sein Atem kam nur noch stoßweise, sein heftiges Keuchen zerriss die Stille der Nacht.
Viktors Handgelenke zitterten vor Müdigkeit und Erregung, nur mit großer Anstrengung konnte er einem Laternenpfahl ausweichen. Er musste seine Verfolger nun endlich loswerden. Seine letzte Chance war ein Wronski-Bluff, er hatte ihn zur Perfektion gebracht. Damals. Als alles noch gut war.
Viktor riss den Stiel seines Besens nach unten, beugte sich tief darüber und sauste wie ein Pfeil in die Tiefe. Das Brausen des Windes nahm noch einmal zu, da schoss ein grüner Funkenregen an seinem Gesicht vorbei. Und obwohl Viktor nichts hörte, wusste er, was es bedeutete: Die Auroren versuchten ihn mit einem Fluch zu treffen! Der Asphalt kam mittlerweile immer näher und als er nur noch wenige Zentimeter von Viktors Knie entfernt war, spürte der Bulgare plötzlich die Ganzkörperklammer.

Er konnte sich nicht bewegen, kein Stück. Nicht einmal mit dem Augenlid konnte er noch zwinkern. Wie ein nasser Sack stürzte er vom Besen, auf die Straße und blieb liegen. Sein Besen zerschellte an einer Hausmauer in tausend Stücke. Viktor hatte keine Zeit Bedauern darüber zu empfinden, denn nur wenige Atemzüge später sah er zwei bestiefelte Beine vor seinem Gesichtsfeld. Ein Gesicht beugte sich zu ihm herunter, ein junger Mann. Braunhaarig, Drei-Tage-Bart. Auch auf seiner Stirn glitzerte der Schweiß. „Ich habe den Todesser!“, rief er den anderen Auroren zu. „Es ist … Viktor Krum.“
Als sein Name genannt wurde, zuckte der Todesser unwillkürlich zusammen. Der Auror sah unglücklich aus. Hatte er gerade das Idol seiner Kindheit als Verbrecher entlarvt? Mit einem Ruck stand er wieder auf und nahm die Ganzkörperklammer von Viktor. „Steh auf.“
Viktor sah den jungen Mann an und versuchte zu erahnen, was er von ihm wollte. Seit er das Wort „Todesser“ gehört hatte, konnte Viktor nicht mehr denken. Was bedeutete das? Wurde er jetzt als Todesser verhaftet? Aber das war doch gar nicht möglich! Er musste nach Hause zu seiner Frau. Sie konnten ihn nicht verhaften. Zarina brauchte ihn, Ilja brauchte ihn… und Aleko brauchte ihn doch auch.
„Los, steh auf!“ Hatte er da eben so etwas wie Bedauern in der Stimme des Aurors gehört – nein bestimmt nicht. Das bildete Viktor sich nur ein. Mühsam erhob sich Viktor. Seine linke Seite schmerzte vom Aufprall. Bestimmt hatte er einige Abschürfungen davon getragen und dann war da noch dieses Zittern, das ihn plötzlich befallen hatte und ihn nicht wieder losließ. Seine Füße wollten ihn kaum tragen und der junge Mann an seiner Seite musste stützend den Arm nach Viktor ausstrecken, sonst wäre er wieder zu Boden gesunken.
In der Zwischenzeit waren die anderen Auroren gelandet. Es mochten so an die fünf Menschen sein. In ihren Augen konnte Viktor alles lesen. Überraschung, Verachtung, Hass.
Ja, sie hassten ihn. Viktor Krum, Held einer ganzen Generation, Sportler des Jahres, beliebtester Zauberer des Jahres 2005. Sie hassten ihn, den Todesser und sie hassten ihn noch viel mehr dafür, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen sie ihn verehrt hatten. In denen sie sich gewünscht hatten, so sein zu dürfen wie er.
Ein Wort des Bedauerns lag auf Viktors Zunge. Er wollte sich entschuldigen, für was auch immer. Dafür, dass er ein Todesser war? Dafür, dass er sie ihrer Illusionen beraubt hatte? Ein Mann, nur wenig jünger als er selbst, trat mit energischen Schritten auf ihn zu, griff in seine Umhangtasche und zog das Bündel mit den Dokumenten hervor. Viktor Krum war gescheitert. Sein Leben lag in den Händen fremder Menschen.
„Wir bringen ihn nach Askaban.“

Bis vor wenigen Augenblicken war Viktor dagestanden wie ein alter wehrloser Mann, mit hängenden Schultern, den Blick starr auf den Boden gerichtet, doch das Wort Askaban rief den kümmerlichen Rest seiner Lebensgeister zurück. „Nein!“, ein flehentlicher Ruf aus seiner Kehle. Nackte Angst in seinen trüben Augen. Der Gedanke an das Hochsicherheitsgefängnis der Zauberer ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Er kannte das Gefängnis aus Erzählungen, dort gab es keine Freude, kein Glück. Den Insassen wurde der Lebensmut ausgesaugt, jeder der dort inhaftiert war, kehrte als gebrochener Mensch zurück. Viktor kannte die Kraft der Dementoren und er fürchtete sie mehr als den Tod.
Er musste um jeden Preis verhindern, dass er nach Askaban gebracht wurde. „Ich bin kein Mörder!“, schrie er verzweifelt und fiel vor dem Auroren auf die Knie. „Ich bin kein Mörder! Ich bin kein Mörder! Ich habe nichts Böses gewollt!“ Tränen schossen Viktor in die Augen, die er nicht zurück zu halten vermochte. „Ich bin kein böser Mensch, ganz gewiss nicht. Bitte…Bitte…Ich habe doch Frau und Kinder.“ Tränenströme liefen über Viktors Wangen, die Verzweiflung hatte ihn übermannt.
Der junge Auror, der die wilde Jagd beendet und Viktor gefangen hatte, blickte betreten zu Boden. Er war froh, dass die Befehlsgewalt in diesem Augenblick nicht in seinen Händen lag. Sein Vorgesetzter stand nur wenige Schritte von Viktor entfernt, das Buch mit den wichtigen Informationen fest an die Brust gepresst. Er war ein Mann mit einem großen Herz, aber er durfte sich nicht einschüchtern lassen. Sein Blick ruhte fest auf dem alten Mann vor seinen Füßen, der von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Mitleid regte sich in ihm, aber das Pflichtgefühl war stärker. Ein letzter Blick auf das stammelnden Elend zu seinen Füßen, das immer und immer wieder die Worte „Ich bin kein Mörder. Ich bin kein mörder ich bin kein mörder ichbinkeinmörderichbinkeinmörder“ flüsterte, wie eine Beschwörung. Ein letztes Seufzen, dann trat er zurück.
Ein weiter Mann trat auf Viktor zu, packte ihn fest am Arm und richtete ihn wieder auf. Am anderen Arm hielt ihn wieder der junge Auror von vorhin.
Die Augen verquollen, das Gesicht vom Grauen des Augenblicks verzogen, stand Viktor zwischen den beiden Auroren und schluchzte hemmungslos. Ein letztes Mal wollte er um Mitleid bitten, doch noch bevor er ein Wort über die Lippen bringen konnte, begann das Bild zu flimmern und die Auroren brachten in an den Ort, der der Hölle am nächsten kam.






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just an artless pawn in HIS ordinary game

14.10.2008

„Lynn Vance, freut mich sehr, sie kennen zu lernen. Adrian Davidson ist mein Name und ich bin, wie sie wohl wissen, Leiter der Mysteriumsabteilung“
Adrian lehnte sich lässig gegen seinen massiven, aus dunklem Holz gearbeiteten Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust, während er Lynn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen von Kopf bis Fuß musterte. Dann legte er den Kopf schief und blickte ihr forschend ins kühle Gesicht. Er schien von ihrer unterkühlten Art ein wenig verwirrt zu sein, doch das störte sie nur wenig. Für einen Moment war sie sich sicher gewesen, auch er habe sie wieder erkannt nach all den Jahren, doch dann stellte er sich ihr vor, ohne etwas von ihrer gemeinsamen Vergangenheit erahnen zu lassen und schon war sich Lynn nicht mehr sicher, ob er sich noch an sie erinnern konnte, so wie sie sich an ihn erinnerte. Warum auch? schließlich war sie für ihn ja nicht viel mehr gewesen als eine unter vielen, sie war nichts Besonderes für ihn gewesen, auch wenn sie das damals gedacht hatte. Doch in dem Moment, in welchem sie ihn ihre beste Freundin hatte küssen sehen, war ihr schlagartig klar geworden, dass sich ein Frauenschwarm wie Adrian Davidson nicht für ein Mädchen, wie Lynn eines gewesen war, einfach änderte. Doch vielleicht gab er auch nur vor, sie nicht zu kennen – ebenso wie sie – und in einem Moment, in dem sie nicht vorbereitet war, würde er auf die Geschehnisse von Früher zu sprechen kommen? Zuzutrauen wäre ihm das auf alle Fälle. Lynn traute diesem Mann alles zu – und war innerlich auf der Hut. Doch für den Augenblick war sie einfach nur froh, dass er sie nicht erkennen konnte oder wollte, denn sie legte keinen Wert darauf, sich mit ihm über die damaligen Ereignisse zu unterhalten, auch wenn sie zwischenzeitlich wohl darüber hinweg war, sie wusste nicht mit Sicherheit, ob sie ein Aufreißen der alten Wunden ohne Weiteres überstehen konnte, denn zu oft war ihr Herz verletzt worden.
„Nein, sie haben mich nicht unterbrochen, im Gegenteil, ich habe auf sie gewartet, auch wenn ich vielleicht jemand anderen hier erwartet hätte. Nun, ich möchte sie ja nicht beleidigen, doch sie sehen nicht gerade wie ein Personenschützer aus, mit ihrer zierlichen Figur“, fuhr Adrian fort und zwinkerte Lynn mit einem unwiderstehlichen Lächeln zu. Er hatte sich nicht wirklich verändert, sicher, auch er war reifer geworden, doch er hatte noch immer die gleiche, anziehende Ausstrahlung wie damals. Den gleichen, attraktiven Körperbau, das dichte dunkle Haar, die schönen Augen, die Lynn in ihren Bann zu schlagen vermochten, wenn sie nicht aufpasste. Er wusste um seine Anziehungskraft Frauen gegenüber, das hatte er schon immer getan, und schon immer hatte er diesen Vorteil schamlos ausgenutzt. Und wie er Lynn ansah: mit dem gleichen, begehrlichen Blick wie damals, den sie als junges und unerfahrenes Mädchen für Liebe gehalten hatte, doch heute wusste sie, dass es nichts als bloßes Verlangen war, das in seinem Blick lag und das erlischen würde, sobald er sie gehabt hatte. Ihn reizte die Jagd, nicht mehr. Und genauso sah er Lynn an: Wie ein Raubtier, das seine Beute fixiert.
Als Schülerin war Lynn ihm hoffnungslos verfallen, doch, und darin bestand der Unterschied zu damals, heute wusste die Aurorin, dass Adrian nicht mehr war als ein Weiberheld, der von Liebe kannte.
Und ihre Liebe zu Rafael wirkte wie ein Schutzschild gegen Adrians Charme.
„Nun ja, diesen Gedanken kann man Ihnen nicht verübeln. Doch seien Sie versichert, dass ich durchaus in der Lage bin, für ihre bedingungslose Sicherheit Sorge zu tragen.“, antwortete Lynn mit einem kühlen, aber dennoch höflichen Lächeln und strich sich eine Strähne ihres hellen Haares aus dem Gesicht, während sie ihr Gegenüber aufmerksam betrachtete und keine Sekunde aus den Augen lassen wollte.

„Es ist so, dass ich immer noch auf ein Feierabendbutterbier in meine Stammkneipe gehe. Ich werde wohl schon sehnlichst da erwartet. Also, wollen wir dann gleich aufbrechen oder gibt es noch etwas Wichtiges zu besprechen?“, sagte Adrian und stieß sich von seinem Tisch ab, Lynn erwartungsvoll anblickend. Irritiert sah Lynn den jungen Mann an. Sie hatte eigentlich erwartet, ihn sicher nach Hause zu bringen, sein Haus, das bereits mit allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen bedacht worden war, noch einmal gründlich auf mögliche Feinde zu untersuchen und den Leiter der Mysteriumsabteilung dann sich selbst zu überlassen, bis sie ihn am nächsten Morgen wieder abholte, doch Adrians Pläne schienen wohl anders auszusehen und Teil ihres Jobs war es, sich seinen Wünschen zu fügen. Seufzend hob die junge Frau die Schultern und antwortete:
„Nein, alles Wichtige sollte bereits besprochen worden sein. Von mir aus können wir also gehen.“ Mit diesen Worten wandte Lynn sich um und wartete, bis Adrian, dessen Gegenwart ihr noch immer mehr als unangenehm war, zu ihr aufgeschlossen hatte. Sie war keineswegs scharf darauf, mit diesem Mann eine Kneipe zu besuchen, denn ganz davon abgesehen, dass Kneipen immer einen möglichen Gefahrenherd darstellten, war sie sich sicher, dass ihr Begleiter keine Möglichkeit auslassen würde, mit ihr zu flirten und zu versuchen, sie herumzukriegen. Und nicht nur sie, sondern vermutlich auch gleichzeitig jede andere attraktive Frau, die sich in seiner Stammkneipe aufhielt. Und das war etwas, worauf Lynn noch weniger Wert legte, als auf eine Schlägerei oder sonst etwas. Doch sie wusste, dass sie sich seinen Wünschen würde fügen müssen und so blieb ihr nicht viel anderes übrig, als mit Adrian eine Kneipe zu besuchen.
„Nun, wie sind sie dazu gekommen, Personenschützer zu werden? Oder haben sie ursprünglich einen anderen Beruf gelernt?“, fragte der junge Mann, während er sich eine Jacke aus edlem Stoff überzog, und unterbrach damit Lynns düstere Gedanken.
Ja, wie war sie eigentlich dazu gekommen? Genau genommen war sie ja keine Personenschützerin, sondern nur eine Aurorin mit einem besonderen Auftrag. Eigentlich war sie darauf spezialisiert, die bösesten und gefährlichsten Verbrecher der Zaubererwelt zu jagen, zu stellen und hinter Gitter zu bringen. Doch was hatte sie als sanftmütige, zierliche und emotionale Person dazu gebracht, den anspruchsvollen Job einer Aurorin tun zu wollen? Lynn wusste den Grund für ihren Berufswunsch ziemlich genau. Sie hatte sich in der Schule immer in besonderem Maße angestrengt, um ihren Vater, der ihr nie die Liebe gegeben hatte, die ein Vater seiner Tochter geben sollte, stolz zu machen. Als nur gute Leistungen in der Schule nicht gereicht hatten, hatte sie noch höher hinaus gewollt: Sie hatte den schwierigsten und anspruchsvollsten Job der Zaubererwelt gewählt, um wenigstens einmal in ihrem Leben das Gefühl haben zu können, dass ihr Vater stolz auf sie war. Doch genützt hatte das alles nichts.
„In erster Linie bin ich ja Aurorin, der man nur den Auftrag gegeben hat, Sie zu schützen. Wer könnte besser für die Sicherheit eines so hohen Beamten sorgen, als ein Auror?“, meinte Lynn und öffnete die schwarze Tür, die auf den Gang hinaus führte.
„Und Aurorin wollte ich schon immer werden. es ist ein aufregender Job.“, fügte sie hinzu und schwieg dann wieder. Sie wollte keinen Smalltalk mit dem Mann, der ihr einst das Herz gebrochen hatte, führen, doch sie wusste, dass sie ihm nicht einfach die ganze Zeit schweigend folgen konnte.
„Wo liegt Ihre Stammkneipe? Und wie lange gedenken Sie, dort zu bleiben?“, fragte sie also und ging mit zügigen Schritten neben ihrem Schützling den langen, dunklen Gang entlang.
Als sie die Treppe in das darüber liegende Stockwerk hinaufgestiegen waren, merkten sie sofort, stimmte. Mehrere Türen in dem langen Gang bis hin zum Aufzug standen sperrangelweit offen und aus einem der Büros konnte man ein Poltern und Rascheln vernehmen, das durchaus für diese späte Stunde nicht typisch für das Zaubereiministerium war. Abrupt blieb Lynn stehen und ließ den Blick aufmerksam durch den Gang schweifen und etwas, dem offen stehenden Aufzug auf dem Boden lag, ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Auf dem Steinboden des Ganges, noch halb im Aufzug, lag eine Gestalt. Ein Mensch, an seinem türkisen Umhang als Nachtwächter des Ministeriums zu erkennen, ausgestreckt mit weit vom Körper abgespreizten Gliedern, reglos am Boden. En Bild, das ganz und gar nicht zum nächtlichen Ministerium passen wollte und das Lynn in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Waren etwa Eindringlinge im Ministerium? Entsetzt schüttelte Lynn den Kopf, um die Gedanken zu verdrängen, die sich in ihrem Kopf festsetzten. Wer war so verrückt, einen Einbruch ins Zaubereiministerium zu wagen?
Die junge Frau packte Adrian, der noch nicht wirklich realisiert zu haben schien, dass es sich um eine ernstzunehmende Situation handeln konnte, mit einer Kraft am Arm, welche man der zierlichen Frau nicht zugetraut hätte, und hielt ihn so davon ab, weiterzugehen. Eindringlich sah sie ihn an und legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihrem Schützling, sich hinter ihr zu halten, während sie sich auf leisen Sohlen dem Raum näherte, aus dem die verdächtigen Geräusche kamen.
Vorsichtig spähte sie in das kleine Büro und erkannte eine in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt, die hektisch die Schubladen eines der beiden in dem Raum befindlichen Schreibtische durchwühlte. Lynn erkannte sofort die silbrige Maske, welche die völlig von ihrem Tun abgelenkte Person trug und dieses Wissen jagte ihr eiskalte Schauer über den Rücken.
Todesser!

Stupor, dachte Lynn mit erhobenem Zauberstab und die maskierte Gestalt ging lautlos zu Boden. Mit einem weiteren Zauber legte sie den Maskierten in Fesseln, die dieser, sollte er in absehbarer Zeit überhaupt erwachen, nicht mit eigenen Kräften würde lösen können und wandte sich dann an Adrian.
„Hören Sie zu: So unwahrscheinlich das auch klingen mag, das Ministerium scheint überfallen worden zu sein und ich kann nicht sagen, ob wir es nur mit einem oder mit mehreren Gegnern zu tun haben. Wir müssen so schnell wie möglich in die Eingangshalle gelangen und hier verschwinden, um wenn nötig, Verstärkung anzufordern. Sie werden hinter mir bleiben und das tun, was ich Ihnen sage, verstanden?“, schärfte sie dem Mann ein und mit einem Mal wirkte sie nicht mehr, wie das schüchterne und sanfte Mädchen von damals, das sie manchmal sicherlich auch heute noch war, sondern vielmehr wie eine zu allem entschlossene und starke Kämpferin, die ihren Schützling mit allen Mitteln verteidigen würde.

Langsam und vorsichtig machten sich die beiden Zauberer auf den die Eingangshalle des Ministeriums, von wo aus sie an einen sicheren Standort würden apparieren können. Sie kamen unbehelligt bis in eines der weit oben liegenden Stockwerke, immer wieder stießen sie auf Leichen von Nachtwächtern und Lynn packte mehr und mehr das Grauen. Ein so großer Todesserangriff, das konnte doch nur bedeuten, dass… Sie schüttelte wieder den Kopf und versuchte sich darauf zu konzentrieren, sie sicher hier heraus zu bringen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie ihren Job als Personenschützerin gleich so ernst würde ausführen müssen. Was hatte das alles zu bedeuten?
Und dann, als sie um eine Ecke bogen, kamen ihnen weitere Gegner entgegen gerannt. Lynn blieb sofort stehen, schob sich vor Adrian und rief mit gezücktem Zauberstab: „Stupor!“ Ein mächtiger, roter Blitz fuhr ihrem Gegner entgegen, dessen Gestalt sie nur schemenhaft hinter einem violetten Schutzschild wahrnehmen konnte, und zerbarst an der violetten in der Luft schwebenden Mauer. Durch die Wucht ihres einschlagenden Schockzaubers wurde jedoch auch der Schutzzauber mit eingerissen. Schon früh hatte Lynn es verstanden, überaus starke Schockzauber hervorzubringen, gegen die oftmals auch der stärkste Schutz nichts ausrichten konnte. Doch ihr Gegner blieb unversehrt und gerade wollte Lynn einen weiteren Schockzauber auf den Mann ihr gegenüber abfeuern, als sie dessen Stimme hörte und erkannte. Überrascht riss sie die meerblauen Augen auf und warf sich vor Adrian, als sie den roten Fluch auf sich zukommen sah, doch der Zauber verfehlte sie um einige Meter und schlug in einer Statue rechts von ihr ein. Auch ihr Gegner hatte sie erkannt, das konnte sie an dem verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen.
„Rafael?“, fragte Lynn mit leiser und entsetzter Stimme. Was machte er noch hier? Zudem noch mit einer anderen Frau? Für einen kurzen Augenblick war sie davon geschockt, dass sie gerade versucht hatte, ihren Freund zu verfluchen, doch sie hatte ihn nicht erkannt, ebenso wie er sie zuerst nicht hatte erkennen können. Gerade wollte Lynn Rafael fragen, ob es ihm gut ging, da passierte es. Alles ging furchtbar schnell. Hinter ihm tauchte eine weitere Gestalt auf und seine Begleiterin, die offensichtlich die Panik gepackt hatte, rannte dem Todesser geradewegs entgegen. Und dann wurde sie von einem Fluch niedergestreckt. Sie stieß einen erstickten Schrei aus und ging zu Boden. Im gleichen Moment wirbelte Rafael herum und feuerte mehrere Flüche auf die maskierte Gestalt ab, doch diese wich aus und ergriff die Flucht. Rafael warf Lynn noch einen Blick zu und nahm dann die Verfolgung des Todessers auf, während Lynn auf die am Boden liegende Frau zustürzte. Wer sie war und warum Rafael sich nachts mit ihr im Ministerium herumtrieb würde sie sich auch später noch fragen können, jetzt galt es erst einmal, zu überprüfen, und in diesem Falle Erste Hilfe zu leisten. Mit Fluchschäden war nicht zu scherzen.

Lynn wirbelte zu Adrian herum und stieß so beinahe gegen ihn.
„Halt Wache im Gang! Und entferne dich bloß nicht von hier!“, herrschte sie ihn bestimmt an und vergaß in diesem Moment sämtliche Höflichkeiten. Es gab Wichtigeres.
Sie blickte Adrian noch kurz aufgewühlt an und wandte sich dann wieder der am Boden liegenden jungen Frau zu, die keinerlei Regung zeigte. Lynn sank auf die Knie und fühlte den Puls der Verfluchten. . Der Puls war schwach, aber er war da, das hieß, dass die junge Frau noch nicht verloren war. Wichtig war nun, dass sie so schnell wie möglich professionelle Hilfe aus dem St.Mungos bekam, denn mit Fluchschäden war nicht zu scherzen.
Lynn untersuchte die junge Frau hob sie vorsichtig ihre Augenlider an, um die Reaktion ihrer Pupillen zu testen, als sie aus den Augenwinkeln Rafael um die Ecke biegen sah.
„Lynn!“, sagte Rafael matt und es dauerte nicht lange, da saß er auch schon neben ihr auf dem Boden. „Was ist mit ihr? Ich dachte, sie sei… Sanft blickte Lynn ihren Freund an. Er sah blass aus und von der Freude, die man normalerweise in seinen Augen lesen konnte, war in diesem Augenblick nichts zu erahnen. Zärtlich legte die junge Aurorin dem Mann, den sie liebte, eine Hand auf den Unterarm und sagte mit liebevoller Stimme:
„Sie lebt. Sie ist nur ohnmächtig, aber wir brauchen so schnell wie möglich Hilfe aus de, St.Mungos, ich weiß nicht, welcher Fluch sie getroffen hat.“ Lynn strich der ohnmächtigen Frau einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und erinnerte sich dann wider an Adrian, der noch immer hinter ihr im Gang stand und Wache hielt.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie an den Mann, den sie einst geliebt hatte gewandt und blickte jedoch unentwegt Rafael an.
„Ich habe ihn nicht mehr erwischt, aber einen zweiten konnte ich schocken. Kamen euch noch mehr in die Quere?“ Lynn nickte.
„Einer. Und mehrere tote Nachtwächter, wir kamen von unten, aus dem Gang der Mysteriumsabteilung. Rafael, weißt du, was das bedeuten könnte?!“, flüsterte Lynn eindringlich. Sie musste nicht weiter sprechen. Sie konnte es am Ausdruck in seinen Augen erkennen, dass er ebenso gut wusste wie sie, was ein derartiger Angriff auf das Ministerium bedeuten konnte.
„Wir müssen hier so schnell wie möglich weg.“, stellte die junge Frau fest und erhob sich. Mit einem Zauber beförderte sie Hannahs leblosen Körper in die Schwebe und gemeinsam mit Rafael und Adrian im Schlepptau machten sie sich auf den Weg in Sicherheit in der Hoffnung, nicht noch auf mehr Todesser zu treffen.




20.10.2008

Beinahe lautlos ließ Ray eine soeben gefundene Akte auf den kleinen Stapel sinken, den er bereits aus den penibel geordneten Regalen des Büros angesammelt hatte. Allein schon das minimale Geräusch des aneinanderreibenden Papieres veranlasste den Todesser dazu seiner Partnerin einen kurzen, fragenden Blick zuzuwerfen, doch diese stand, wie zuvor, an der Tür und starrte lautlos den dunklen Gang entlang. Anscheinend gab es immer noch keine Reaktion auf den Einbruch in das Ministerium. Ray wollte es dabei belassen, denn auch wenn das weniger Spaß für ihn und Sawyer bedeuten würde, konnten es sich die Todesser nicht leisten gegen eine Horde herapparierter Auroren antreten zu müssen. Insgeheim hoffte der breitschultrige Mann aber auf ein wenig Aufruhe. Immer wieder zuckten seine Finger zu seinem Zauberstab, ungeduldig auf eine Gelegenheit wartend ihn endlich einzusetzen, endlich zu kämpfen und vor allem, endlich zu töten. Die Wachmänner waren ein netter Vorgeschmack gewesen, doch Ray bevorzugte Konfrontationen mit agierenden und denkenden Gengern. Was für ein Jäger mochte es schließlich schon, wenn seine Beute sich kampflos ergab.
Ray ließ seine eisblauen Augen für einen Moment auf Erins kalten Zügen ruhen, doch schloss schon bald aus ihrer trainierten Maske, dass sie noch immer nicht entdeckt worden waren. Schade.
Seine Mundwinkel leicht verziehend wandte sich Ray wieder dem aufgestockten Regal zu, das er nun schon um einige höchst pikante Informationen erleichtert hatte. Die Ordnung, mit der der Inhaber dieses Büros seine Akten aufgereiht hatte, machte es dem Iren beinahe schon zu einfach das Gewünschte zu finden. Sicherlich war es zeitaufwendig gewesen die Schutzzauber von den Unterlagen zu entfernen, aber in gewisser Weise enttäuschte ihn das Ministerium auch hier – veraltete Flüche, unausreichende Sicherheit, kein Zauber, den Ray nicht schon dutzende Male zuvor brechen musste. Wenn man es nicht besser wusste konnte man beinahe meinen, der Sitz des magischen Rechtes wäre nachlässig geworden. Ein arrogant angehauchtes Lächeln blitzte über die Lippen des in Schwarz gehüllten Todessers, doch dieses erstarb kurz darauf, als Raymond feststellte, dass er das gesamte Büro durchkämmt hatte. Hier gab es nichts mehr zu finden.
Lautlos erhob sich der Blondhaarige, verstaute die herausgesuchten Informationen in einer Innentasche seines Umhangs und lockerte seine Schultern, unterlegt mit einem ungeduldigen Seufzen. Was dachte ER sich eigentlich dabei? Ray war kein Hündchen, das man losschickte, um die Zeitung hereinzutragen. Er war jemand, der dazu ausgebildet worden war zu töten. Er war da, um die Drecksarbeit zu machen und nicht, um sich durch Papierberge zu arbeiten. Für soetwas hatte Voldemort doch seine braven Untergebenen, die nach seiner Pfeife tanzten und mit Freudessprüngen hier her gekommen wären, um ihre Zeit mit Akten und Schutzzaubern zu verplempern. Menschen wie Sawyer.
Es war generell sehr amüsant daran zu denken, dass er, dessen Namen nicht genannt wurde, Ray und Erin zum wiederholten Male zusammen auf eine Mission geschickt hatte. Genoss ER einfach nur das Gefühl, dass er zwei entgegengesetzte Pole aneinander zwang, oder versprach er sich Konzentration durch den insgeheimen Drang so wenig wie möglich mit dem jeweils anderen zu tun zu haben? Der Betroffene konnte sich daraus keinen Reim machen, hinterfragte SEINE Pläne aber nicht weiter. Er hatte schließlich seinen Spaß mit Sawyer, sollte es nun einen vor ihm verborgenen Hintergedanken geben, oder nicht.
Lautlos verharrte Ray in seiner aufrechten Position, fuhr sich einmal durch das blonde Haar und wartete offensichtlich geduldig darauf, dass seine Partnerin sich dazu bequemte ihn anzusehen. Der blauäugige Broderick konnte anhand Erins Körpersprache lesen, dass sie es nur sehr widerwillig tat, doch schließlich ließ sie sich zu einem giftigen Seitenblick herab, den sie nicht länger als nötig aufrecht erhielt. Wieder stahl sich ein Schmunzeln auf Rays Lippen, was sein liebstes Schoßhündchen dazu veranlasste merklich ihre auffällig grünen Augen zusammen zu kneifen. Nun musste der hochgewachsene Todesser seinen Blick abwenden, um nicht in ein närrisches Grinsen zu verfallen. Beinahe unbemerkt biss er sich auf die Unterlippe, nickte einmal in Richtung Gang und wartete darauf, dass Sawyer den Durchgang frei gab, was das bildhübsche Biest sich nicht zweimal sagen ließ.
Ihr Widersacher verließ das Büro gesittet, hatte er doch keinen unnötigen Schaden angerichtet, wie es die Jungspunde gerne taten. Zeugte es nicht von Professionalität, wenn man seine Arbeit sauber und präzise erledigte, anstatt sich wie ein wild gewordenes Tier auf alles in Reichweite zu stürzte? Nein, Ray war eingebildet genug, um zu denken, dass er sich nicht auf einem Niveau mit den Raufbolden befand, schließlich konnte er nun die Bürotür hinter sich zuziehen und daran denken, dass er das Leben des Inhabers nicht durch die Zerstörung seiner Existenz im Ministerium, sondern der Gewichtigkeit der Informationen, die in seiner Umhangtasche schlummerten, mit in den Abgrund ziehen würde.

Die beiden Todesengel versanken in den Schatten der verschlungenen Korridore, ohne den Hauch eines Geräusches und zielstrebig auf den Ausgang zusteuernd. Ray musste nicht zur Seite blicken, um Erin dort zu sehen. Die vorgestreckte, erhellte Spitze ihres Zauberstabes verriet sie und führte die aneinander Gebundenen durch die endlosen Gänge. Völlig gedankenlos schritt Raymond neben dem Schoßhündchen entlang und nahm nur passiv wahr, wie sich ein flaues Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Es war keine Angst oder Anspannung, die seine Muskeln spannte, sondern reine Erwartung. Erwartung, ja beinahe schon Vorfreude auf ein Zusammentreffen mit den Auroren des Ministeriums, die sich sicherlich irgendwo in den Gemäuern aufhielten. Beinahe schon trotzig blickte Ray sich um, Indizien für potentielle Gegner suchend, doch anscheinend gingen diese ihm immer noch erfolgreich aus dem Weg. Lautstark ausatmend verschärfte der Ire den festen Griff um seinen ebenfalls bereit gehaltenden Zauberstab und fragte sich, ob er denn Leuchtraketen vor sich her schicken musste, damit sich endlich einmal ein Auror in seine Näher verirrte.
Plötzlich war das Licht, welches von Erins Zauberstabspitze ausging, nicht mehr das einzige in dem pechschwarz gekachelten Gang. Ray hielt den Atem an. Waren das andere Todesser? Nein, bevor Sawyer lautlos ihren Zauber löste, konnte er einen kurzen Blick auf den Mann werfen, der soeben in Sicht gerückt war. Es handelte sich um einen plumpen, bärtigen Herrn, der einen dunkelbraunen Mantel trug und drei Begleiter hinter sich herzog, die der Todesser nicht mehr erkennen konnte, bevor ihm Funken sprießende Flüche entgegengeworfen wurden. Definitiv kein Mitstreiter, was bedeutete, dass er die Erlaubnis hatte jeden einzelnen dieser Menschen zur Strecke zu bringen.
Mit einem blutlüsternen Lächeln auf den Lippen ließ Ray den ihm entgegen geschleuderten Zauber abprallen, was ein qualmendes Loch in der gegenüberliegenden Wand verursachte, und stürzte vorwärts, um seiner Bestimmung nachzugehen. Neben sich konnte er Sawyer erkennen, die nicht weniger erfreut über den mehr oder weniger erwarteten Besuch zu sein schien. Am Ende des Tages sind wir uns doch nicht so unähnlich, wie wir uns beide glauben lassen wollen., dachte der Todesser bei sich, ehe er ausholte, um den ersten der milchgesichtigen Begleiter nieder zu strecken.

Beinahe schon unspektakulär beendeten die beiden ausführenden Gehilfen des Lords das Leben der vier Auroren.
Leicht den Kopf schüttelnd versetzte Ray einem der Körper einen Tritt und schob ihn damit an den Rand des Ganges, in dem sich durch Erins wieder entfachtes Licht, nun sein Gesicht in den polierten Kacheln spiegelte. Einen Moment verharrte er, um den beinahe schon animalischen Ausdruck in seinen Augen zu betrachten, diesen Ausdruck von Blutlust, die nicht gestillt werden konnte. Raymond hatte getötet, doch er hatte noch nicht genug. Dieser Blick war sein größter Feind, denn er zeigte ihm schmerzhaft, dass er einer von ihnen geworden war. Ein Todesser, wie jeder andere, der sein eigenes Leben ausgelöscht hatte, um das selbe mit dem Leben anderer zu tun. Krampfhaft löste er seinen Blick von der Spiegelung und wandt sich wieder dem schwarzen Nichts des Ganges zu. Er konnte es zwar nicht mehr länger bestreiten, dass sein Leben sich gravierend geändert hatte und er nicht mehr der gleiche Mensch war, der vor Jahren einen unbrechbaren Schwur abgelegt hatte, doch er tat es trotzdem. Der hochgewachsene Mann belügte sich selbst, um nicht an seinen eigenen folgenden Gedanken zu verzweifeln.
Fußgetrappel war zu hören, doch er nahm es nur gedämpft wahr. Ray fuhr sich über die Augen, um sich von den Bildern in seinem Kopf zu lösen und, um vielleicht den erschreckenden Ausdruck darin wegzuwischen. Doch erst nach einigen Sekunden konnte er sich auf das näher kommende Geräusch konzentrieren. Ohne Frage waren es diesmal mehr Personen, die sich ihren Weg zu den beiden Todesser bahnten. Ray schätzte, dass es sich um mindestens 25 handeln musste. Kein Wunder, sie kamen aus Richtung der unzähligen Flohpulverkamine des Ministeriums. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis irgendein Überlebender Verstärkung angefordert hätte, weshalb Ray ganz und gar nicht unvorbereitet darauf war. Schließlich war es das logischste, was die Auroren tun konnten, um in der Angst um ihr Leben einen Funken Hoffnung zu erhaschen.
Nun waren auch entfernte Geräusche eines Kampfes zu hören – laute Schreie, entsetzte Ausrufe, markerschütternde Flüche, aber vor allem das unheilvolle Gefühl von Tod, das sich jetzt auch in Raymonds Knochen festsetzte, nur löste es in ihm nicht mal annähernd die Reaktion aus, die es sicherlich auslösen sollte. Waren die Spähergruppen der Todesser nun endlich auf die Verteidiger dieser Mauern gestoßen? Nun gut, es hatte Ray nicht zu interessieren. Im Moment war seine oberste Priorität die gefundenen Unterlagen zurück zu Voldemort zu bringen, auch wenn allein der Klang dieser Worte ihn mit Abscheu füllte. Am einfachsten wäre es sicherlich den Kampf zu umgehen, um gar nicht erst in Gefahr zu geraten die brisanten Informationen an den Feind zu verlieren, doch anscheinend konnten Erin und Ray ihrer persönlichen Konfrontation nicht mehr länger entgehen, denn schon bogen dutzende Auroren in den Nebengang ein und hielten laut Anweisungen rufend auf sie zu.
Die Todesser mussten keinen Blick austauschen, um die Aussichtslosigkeit der Situation zu erkennen. Keine Frage, sie mussten fliehen, um ihren Teil der Mission erfolgreich abschließen zu können, auch wenn es Rays Ego knickte von Auroren umhergejagt zu werden. In diesem Moment war das Todessertraining gekoppelt mit dem nackten Überlebenssinn einfach stärker. Doch der Grund, den Ray sich vorhielt war wie so oft ein anderer – seine Schwester. Was nützte es ihm gegen die befürchtete Horde Auroren anzutreten und ohne Frage entweder getötet oder nach Askaban verschleppt zu werden, wenn Andromedas Schicksal damit beendet wäre? Sie starb, wenn er starb. Und deshalb rannte der blondhaarige Mann nun den Gang hinunter, hörte die Luft an seinen Ohren vorbeirauschen und die Ausrufe der Auroren, die hinter ihm die Toten identifizierten, bevor sie die Verfolgung der dunklen Gestalten aufnahmen.

Auch wenn Ray vor wutbeflügelten Menschen flüchtete und an Sawyers Seite einige Umwege in Kauf nahm, um einerseits dem Hauptkampf und andererseits ihrem persönlichen Kampf zu entgehen, wusste er stets, wo er sich befand. Er war vorbereitet, ohne Frage, denn er steuerte einen entlegenen Ausgang an, den die Auroren nicht abdecken konnten, wäre Ray erst einmal in der Lage den Weg hinter sich zu blockieren. Er musste nur etwas Raum zwischen die auf Rache gesinnte Meute und ihn bringen, wie auch immer.
Die Korridore in diesem verlassenen Teil des Ministeriums waren stockfinster und die aneinander Gebundenen mussten beinahe all ihre Konzentration dafür aufbringen merkwürdig deformierten Leichen oder Trümmern auszuweichen. Glücklicherweise begegneten ihnen aber nicht noch mehr Auroren, denn das würde ihr Ende bedeuten. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet Ray, dass er und Erin sich etwa eine halbe Ganglänge Vorsprung erarbeitet hatten, was wahrscheinlich auf die Anzahl und wirre Formation der Angreifer zurückzuführen war. Es war riskant jetzt ein Manöver zu starten, aber eine weitere Chance würde es diesen Mal nicht für ihn geben. Wenig zimperlich schubste Ray daher seine Partnerin buchstäblich in den nächsten Seitengang, zielte für den Bruchteil einer Sekunde und ließ dann schließlich einen grünlichen Fluch aus seinem Zauberstab schnellen, der große Teile der Decke und einen alten Stützbalken zu Boden zog. Der Boden erbebte und erst verbarg sich Ray hinter der nächsten Ecke, nur am Rande den empörten Blick Erins registrierend, und ließ den Sturm der Gegenangriffe an den Wandstücken abprallen bevor, kurz nachdem sich der Staub erstmals legen konnte, der breitschultrige Mann hinter der Ecke hervortrat und weitere Stücke der umliegenden Wände heraus riss, um den Auroren buchstäblich Steine in den Weg zu legen oder diejenigen, die drauf und dran waren sich einen Weg über das Chaos aus Gestein und Dreck zu bahnen, zurückzuschleudern. Neben ihm machte sich Sawyer endlich einmal nützlich und half ihm, wahrscheinlich aber eher ihr eigenes Überleben, als seines im Sinn. Nach und nach verstummten die Stimmen der Auroren, die wohl nach kurzer Zeit schon erkannten, dass es wenig Sinn machte sich noch länger mit zwei Todessern zu beschäftigen, wenn noch etliche andere hier herumschlichen, denn als Erin das letzte Schlüfloch schloss, waren ihre Verfolger schon längst über alle Berge.
Ein triumphierendes Lächeln thronte auf Rays Gesicht, als er sich zu seiner dunkelhaarigen Partnerin wandte und deren offensichtlichen Abscheu für seine Freude registrierte. Sie wusste es vielleicht nicht, aber wenn sie ihre Miene auf diese Art und Weise verzog kam sie dem genauen Gegenteil ihrer stets freundlichen Schwester gefährlich nahe. Es war ein Unterschied, wie Tag und Nacht, der wahrscheinlich besonders für Ray so offensichtlich war, da er mit beiden Frauen auf den verschiedensten Ebenen involviert war. Schon merkwürdig, wie grundverschieden die beiden Zwillinge zu sein schienen, allein schon wenn es zum ältesten Sprössling der Familie Broderick kam. Raymond würde es sich natürlich niemals eingestehen, doch Erins offensichtliche Ablehnung seinerseits hatte zu Hogwarts-Zeiten einen gravierenden Knacks in seinem Selbstvertrauen verursacht, denn zu wissen, dass er nur eine nicht haben konnte, ließ den Fokus auf eben diese Person nur noch schärfer werden. Bis heute schwor Erin das einzige Mädchen zu sein, welches ihm nicht zu Füßen gelegen hatte, was Ray sich aufgrund ihrer andauernden schnippischen Art ihm gegenüber durchaus vorstellen konnte, öffentlich aber neckisch dementierte.

Ein Impuls ging durch den gestählten Körper des Todessers, als er vorbei an Sawyer in Richtung Ausgang treten wollte. Stockend hielt er Inne und ließ seinen Blick auf ihren Gesichtszügen ruhen. Warum besiegelte er eigentlich nicht seinen Sieg über sie mit dem ultimativen Spielzug? Vielleicht würde die Gewissheit, auch sie um den Finger gewickelt zu haben, ihm dabei helfen dieses Mysterium Erin ein für alle mal abzuhaken und hinter sich lassen zu können. Was konnte sie schließlich schon dagegen tun? Ihn töten? Ray schmunzelte bei dem Gedanken, ihren Versuch zu sehen, das zu tun.
Der Blondhaarige sah die Verwirrung in Schoßhündchens aufblitzenden Augen, blendete jedoch ihren Gesichtsausdruck vollkommen aus, als er den Raum zwischen ihm und ihr mit einem bestimmten Schritt schloss und mit beiden Händen ihr Gesicht wenig zimperlich zu seinem zog. Sie konnte nicht entkommen, Ray hatte schließlich nicht nur den Überraschungsmoment auf seiner Seite, sondern übertraf sie auch schlicht und ergreifend in Sachen körperlicher Kraft.
Er war darauf vorbereitet sich erleichtert zu fühlen, doch auf den Stein, der ihm nun merklich vom Herz fiel, war er definitiv nicht vorbereitet gewesen. Wie hätte er auch kalkulieren können, wie der absolute Sieg über Erin Sawyer sich auf ihn auswirken würde, wenn er sein ganzes Leben lang nur hatte einstecken müssen. Doch nun, als er den keineswegs emotionalen, sondern rauen und einnehmenden Kuss von ihren Lippen stahl, versetzte er ihr den Todestoß. Und sie beide wussten es.
Provozierend langsam zog Ray sein Gesicht um einige Zentimeter zurück und kostete Sawyers Untergang in vollen Zügen aus. Er hatte ihr das letzte genommen, was sie auf eine Stufe mit ihm stellte. Er hatte den Todesengel gestürzt.
„Was würdest du nur tun, wenn ich dich dir nicht dauernd das Leben retten würde, Sommersprosse?“, fügte Ray mit seiner merkwürdig beruhigenden Stimme hinzu und löste schließlich leise lachend seinen unbarmherzigen Griff um ihre Wangen. Nein, er musste sie nicht ansehen, um den Schaden, den er angerichtet hatte, zu sehen. Diesen Schaden, der wahrscheinlich noch gravierender war, als alles, was die beiden Todesser heute Nacht auf ihre Schulter geladen hatten. Doch Raymond tat es trotzdem, er warf seinem Opfer einen letzten Blick zu, ehe er ohne sie in Richtung Ausgang schritt und die Dunkelheit ihn ein letztes Mal verschlang.

tbc: Irgendwo





I can't escape myself
so many times I've tried

so what if you can see the darker side of me
no one will ever change this animal I have become
I can't escape myself
so many times I've lied
somebody wake me from this nightmare
I can't escape this hell

26.12.2008

Mit zusammengekniffenen giftgrünen Augen starrte sie in die Dunkelheit des Korridor, darauf vorbereitet, auch nur bei der geringsten Bewegung eine Salve tödlicher Flüche auszustoßen, während ihr ungewollter Partner damit beschäftigt war, beinahe lautlos die Akten und gigantischen Papierstapel des Büros zu durchsuchen, in welches sie soeben eingebrochen waren. Es war keine Aufgabe, die Erin würdig zu sein schien, sie hätte sich viel lieber einem aggressiven und offenen Kampf mit einigen Auroren gestellt, statt hier in aller Heimlichkeit und Stille feige in Büroräume einzubrechen und Unterlagen zu entwenden, doch es war SEIN ausdrücklicher Auftrag gewesen, Konfrontationen solcher Art zu vermeiden, wenn sie nicht gerade unumgänglich waren. Jeder einzelne Muskel im Körper der dunkelhaarigen Todesserin war bis zum Zerreißen gespannt, im Gegensatz zu einigen blutigen Anfängern jedoch hatte sie keine Angst davor, dass sie entdeckt werden könnten. Im Gegenteil, sie erwartete es schon fast sehnlichst, einen würdigen Gegner im Duell zu besiegen, so wäre sie wenigstens in der Lage gewesen, ihren Kopf und die unguten Gedanken, die sie seit dem Morgen und dem gemeinsamen Erwachen mit Ray Broderick begleiteten, im Eifer des Gefechts abzuschalten und zu vergessen. Denn wie sollte ihr dieses Kunststück gelingen, wenn der blonde Todesser gezwungenermaßen ihr ständiger Begleiter war, auch wenn sie zugeben musste, dass er durchaus in der Lage dazu war, professionell zu arbeiten, wenn es von ihm verlangt wurde.
Das rascheln von Papier ließ Erin aufmerken und sie warf Ray einen kurzen Seitenblick zu, ohne ihn jedoch länger als nötig anzusehen. Er hatte seine Arbeit scheinbar beendet, das Büro sah nicht anders aus, als in dem Moment, da sie es betreten hatten, jedes Stück schien noch an seinem Platz zu sein, doch Rays auf einer Seite seines Körpers leicht ausgebeulter, schwarzer Umhang verriet Erins geübtem blick, dass eine der Akten um einige Informationen erleichtert worden war. Sie zog fragend eine Augenbraue in die Höhe und warf einen weiteren, kurzen Blick in den noch immer ruhigen Gang vor der Tür, ehe sie das spärliche Licht im Büro löschte und einen schritt zur Seite tat, um Ray an sich vorbeizulassen. Ihre Arbeit in diesem Raum war beendet. Hinter sich schlossen die beiden Todesser sorgfältig und lautlos die schwarz lackierte Tür, es würde wohl einige Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis der Besitzer des Raumes überhaupt merken würde, dass Unbefugte ihn betreten hatten. Anders als die Räume in anderen Stockwerken, an denen sie vorbeigekommen waren und in denen sich einige jüngere Todesser verhalten hatten wie Hausfrauen am Wühltisch beim Sommerschlussverkauf.

Mit ihren in Schwarz gehaltenen Umhängen und den tief in die Gesichter gezogenen Kapuzen verschmolzen die beiden ausgebildeten Todesser mit der Dunkelheit des schwarz gekachelten Korridors, der durch Erins Zauberstab nur so weit erhellt wurde, dass sie sehen konnten, wohin sie gingen. Sie waren darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen und hüteten sich daher, mehr Licht als unbedingt notwendig zu verwenden, auch wenn es sie beide innerlich vor Vorfreude auf einen offenen Kampf und das Töten einiger Gegner beinahe zerriss. Doch scheinbar hielt das Ministerium es nicht für nötig, mehr als ein paar wenige zum großen Teil unfähige Nachtwächter zum Schutze der wichtigsten Einrichtung der britischen Zaubererwelt abzubestellen, da Erin und Ray und die restlichen Todesser, die sich wohl im gesamten Gebäudekomplex verteilt hatten, sich bislang nur der wenigen Wachmänner hatte entledigen müssen, die wirklich mehr als einfach und ohne größere Schwierigkeiten zu überwinden gewesen waren. Nichts weiter als langweilige Eintagsfliegen, die im Gefecht mit einem Todesser wie Ray oder Erin nicht die geringste Überlebenschance gehabt hatte. Kämpfe solcher Art ödeten Erin an und vermochten es nicht einmal, ihren Puls nur ein wenig schneller schlagen zu lassen. Das Ministerium war nach SEINEM scheinbaren Fall wohl unvorsichtig geworden, niemand rechnete mit einem Angriff auf das angeblich gut geschützte Gebäude und so war es ein leichtes für die Todesser, an die von ihm, dessen Name nicht genannt werden durfte, verlangten Informationen zu gelangen. Der Gedanke an den Schreck, den der Zaubereiminister und die gesamte Zauberergemeinschaft am nächsten morgen erwarten würde, zauberte ein bitterböses Lächeln auf Erins verhärtete Gesichtszüge; alle würde in Angst und Schrecken verfallen. Und nichts bereitete Erin so viel Freude, wie die Angst, die sie bei anderen Menschen auszulösen vermochte.
Todesangst.
Plötzlich bemerkte sie einen schwachen Lichtschimmer vom anderen Ende des Ganges und sie meinte auch, neben Rays und ihren eigenen Schritten das Geräusch weiterer Schuhsohlen auf dem steinernen Boden zu vernehmen und mit einem stummen Zauber erlosch das winzige Licht an der Spitze ihres Zauberstabes, doch die Zeit reichte noch, um einen rundlichen, alternden Zauberer auszumachen, der soeben um die Biegung des Ganges getreten war. Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die eingetretene Finsternis und Erin musste Ray nicht einen Blick zuwerfen, um zu wissen, dass er ebenso erfreut war wie sie, endlich das tun zu können, wozu sie ausgebildet waren und wonach sie dürsteten, seit sie das Ministerium betreten hatten. Sie würden wieder töten. Mit einem leisen Zischen, das ein bisschen an ein irres Kichern erinnerte, wich Erin einem roten Fluch eines ihrer vier Gegner aus und stürzte an der Seite ihres blonden Begleiters auf ihre Feinde zu, die trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht einmal den Hauch einer Chance im Angesicht des Blutdurstes der beiden Todesser hatten. Es schien der Dunkelhaarigen, als dauerte es nur wenige Augenblicke, bis das Leben jedes ihrer Gegner erloschen war, brutal ausgedrückt durch zwei mordhungrige Monster, die sie beide waren. Sie waren nichts anderes als das, Maschinen zum Töten, Monster, Werkzeuge in SEINER kalten Hand. Und es störte sie nicht einmal. Erin schwenkte ihren aus rötlichen Holz gemachten Zauberstab leicht und erneut flammte das schwache Licht an dessen Spitze wieder auf und im Lichtkreis konnte die Todesserin vier verrenkte leblose Körper auf dem schwarzen Fußboden erkennen, in deren erstarrten Blicken nicht mehr als Todesangst zu lesen war. Sie sah, wie Ray kopfschüttelnd gegen eine der Leichen trat, um diese aus dem Weg zu räumen, und sein eigenes Antlitz in den spiegelnden Kacheln betrachtete und sie wusste, dass er das Gleiche dachte wie sie. Sie wollte anderen das Leben nehmen, doch diese vier Körper verschafften ihnen keine Befriedigung. Es war noch nicht genug.
Entnervt schob Erin eine dunkle Locke zurück unter ihre Kapuze und bedeutete Ray, ihren weg fortzusetzen, als auch sie das Geräusch von Schritten wahrnahm, diesmal deutlich lauter und schneller als das der vier Auroren, die nun leblos auf dem Fußboden lagen. Es waren zweifellos mehrere Gegner, mit denen sie es nun zutun bekommen würden und es lag die Vermutung nahe, dass endlich jemand ihr Eindringen in das Ministerium bemerkt und Verstärkung geordert hatte und dass es gegen eine solche Übermacht von Auroren keinen Sieg geben konnte. Am liebsten hätte sich Erin einfach in den Kampf gestürzt, ohne Rücksicht auf Verluste und ihr eigenes Leben, wenn sie starb, war es dann nicht ohnehin egal? Innerlich war sie doch schon vor so langer Zeit gestorben und sie würde so wenigstens für die richtige Sache und in der Gewissheit, mindestens einen anderen Menschen mit in den Tod zu nehmen sterben. Doch andererseits hing sie doch noch auf seltsame Art und Weise an ihrem Leben fest und ihr höchstes Ziel war es, IHM die Informationen, die sie geborgen hatten, sicher zukommen zu lassen und so verstanden sie und Ray sich ohne Worte und ohne Blicke. Ohne auch nur einen einzigen Blick auf ihre Gegner zu erhaschen, machte das ungleiche Paar auf dem Absatz kehrt und ergriff – wenn auch nur ungern – die Flucht, hinter sich das wütende Geschrei von Auroren und das flackernde Leuchten mehrerer Zauberlichter.

Nie zuvor hatte Erin einen Fuß in das Zaubereiministerium gesetzt, doch sie hatte sich ausgiebig auf diesen Auftrag vorbereitet und sich die Baupläne des Gebäudes so gut eingeprägt, dass sie trotz der Dunkelheit um sie herum und ihrer hohen Geschwindigkeit niemals die Orientierung verlor, sie wusste, dass sie auf einen entlegenen Ausgang zuhielten, durch den sie mühelos würden entkommen können, doch sie wusste auch in dem Moment, da ein Fluch nur knapp neben ihr in der wand einschlug, dass sie sich beeilen mussten, da ihre Gegner ihnen hart auf den Fersen waren, obwohl sie sich in so großer Zahl vorwärts bewegten. Immer wieder mussten die beiden Gejagten Flüchen oder in den Gängen liegenden Leichen ausweichen, um nicht getroffen zu werden oder gar zu fallen, was ihren Untergang und ihre Verhaftung oder im schlimmsten fall ihren eigenen Tod bedeutet hätte und gerade in dem Augenblick, in welchem Erin sich beinahe sicher war, dass sie es nicht schaffen würden, zu entkommen, ohne sich einem aussichtslosen Kampf zu stellen, als sie den groben griff von Rays Hand an ihrer Schulter spürte, der sie unsanft in einen schmalen Seitengang schubste. Noch ehe die junge Frau wusste, wie ihr geschah, krachte sie mit voller Wucht mit der Schulter gegen die kalte wand des Flures und sog ob des plötzlichen schmerz scharf die Luft ein, während Ray mithilfe eines heftigen Fluches große Stücke der Decke hinter ihnen zum Einsturz brachte, was ihre Verfolger dazu zwang, innezuhalten und in Deckung zu gehen. es dauerte nur den Bruchteil von Sekunden, bis die Hexe begriff, welchen Plan ihr Partner verfolgte, indem er immer größere Stücke aus Wänden und decke herausriss und so den weg hinter ihnen blockierte, sie brauchte jedoch einen Moment, bis sich der schmerz in ihrer Schulter gelegt hatte, ehe sie Ray zur Seite springen und ihm bei seinem Vorhaben helfen konnte. Die Todesserin schwang ihren Zauberstab und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis es den beiden gelungen war, den Weg hinter sich vollends abzuriegeln.
Schwer atmend wandte rieb Erin sich die schmerzende Schulter und wandte sich ihrem blonden Begleiter zu, in dessen Zügen sie deutlich die Freude über seine Idee, den Korridor einzureißen, lesen konnte. Sein Triumph löste in ihr nicht viel mehr als einen heftigen Brechreiz aus und sie konnte es kaum erwarten, ihn endlich nicht mehr sehen zu müssen, als sie sich beide von ihrem Werk der Zerstörung abwandten und die letzten Schritte zum Ausgang hin machten.
Gerade als sie sich in unmittelbarer reichweite ihres Fluchtweges befanden, blieb Erin stehen, um noch einmal einen kurzen, absichernden Blick hinter sich zu werfen. ihr Blick streifte Rays markantes Gesicht, auf dem sich ein unbestimmter Ausdruck ausgebreitet hatte, den sie nicht einordnen konnte, so wie sie ihn so oft nicht hatte einordnen können. Aus seinen eisblauen Augen sah Ray Erin nachdenklich an und blieb nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stehen, angespannt und eine irritierende Siegessicherheit in den Augen. Dieser Ausdruck in Rays Gesicht verwirrte Erin und sie hasste es, dass es ihm derart leicht gelang, sie aus der Bahn zu werfen. Früher war ihm dies nicht so leicht gelungen. Sie war stets das einzige Mädchen ihres Jahrgangs gewesen, an dem sein gespielter Charme abgeglitten war wie von einer Glaswand, sie war immun gewesen gegen sein attraktives Lächeln und sein Süßholzraspeln. Ganz im Gegensatz zu allen anderen hatte sie immer gespürt, dass er nichts war als ein Heuchler. Doch das war, bevor er zum Grund für den einzigen Streit zwischen ihr und ihrer Schwester geworden war, der noch zwischen den Zwillingen gestanden hatte, als Lillian gestorben war. Erin schluckte und wollte den spannungsgeladenen und von gegenseitiger Abneigung angefüllten Blickkontakt unterbrechen, als Ray ihr Gesicht grob mit beiden Händen umschloss und näher zu seinem heranzog, während er ihren schmalen Körper nicht gerade sachte gegen die hinter ihr liegende Wand drückte und seine Lippen beinahe schon brutal auf die ihren drückte. Der Kuss hatte nichts Zärtliches, nichts Liebevolles, vielmehr nahm Ray grob Besitz von Erins Mund und schien dieses Gefühl voll auskosten zu wollen, während die Hexe wie gelähmt alles über sich ergehen lassen musste, ohne auch nur eine Chance zu haben, gegen die körperliche Kraft des Todessers anzukommen. Er gewährte ihr erst wieder Freiraum, als er von ihr abließ und einen winzigen Schritt zurück machte, in seinen Augen standen Triumph und zu Erins Verwunderung auch Erleichterung und sie hasste ihn in diesem Moment mehr als jemals zuvor. er hatte ihr das letzte Bisschen Würde genommen, das ihr in seinem Angesicht geblieben war, indem er sie zu einem machtlosen Spielzeug seiner selbst gemacht hatte, ohne dass sie irgendetwas dagegen hatte tun können und das würde sie ihm niemals verzeihen können. Niemals.
„Was würdest du nur tun, wenn ich dich dir nicht dauernd das Leben retten würde, Sommersprosse?“, fragte er sie mit ruhiger Stimme und löste schließlich den unbarmherzigen Griff, mit dem er noch immer ihr schmales Gesicht umfasst hielt. Sie schien wie aus einem üblen Traum zu erwachen und stieß ihn heftig von sich, wie konnte er es nur wagen, sie auf diese Art und weise anzufassen?
„Tu das nie wieder, hörst du? Nie wieder!“, sagte sie mit gefährlich leiser Stimme, als er ihr einen letzten Blick zuwarf und schließlich in der Dunkelheit der Nacht verschwand, ohne noch etwas zu ihr zu sagen. Sie selbst stand noch einige wenige Augenblicke dort, mit dem Rücken zur Wand, bebend vor Wut über die erlittene Demütigung, ehe sie sich beeilte, ebenfalls aus dem Ministerium zu verschwinden. Sie wusste noch immer nicht recht, wie ihr soeben geschehen war, doch sie wusste eines ganz genau: das würde er büßen müssen.



tbc: Irgendwo





.:Erin Sawyer::21 years old::Deatheater::broken inside:.
.:She's all by herself this heart of stone... She'll never break:.
.:One of the bad things::Heart of stone::Into this empty shadow::I just HATE him:.


Sometimes the last person
on earth you
want to be with
is the person you
cannot live without


.:Yes.I'm.Emily.Jordan.Claire.Weasley.Lynn.Vance.and.Summer.Shade.too:.



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