Es gibt nicht viele Kunst (und entsprechend Künstler) für die meine Leidenschaft derart lodert, wie für China Miéville. ALLES was ich hier im Forum an (in Euren Augen) Nützlichem raushau, kann ungefragt für die Site verwendet werden. Nur Bescheidgeben bitte ich mir aus; damit ich eitler Sack dann nicht verpasse mein Zeug im Browser anzuschaun. Entsprechend freu ich mich über Lob, Re-Aktion, Kritik und Korrektur von meinem Miéville-Fan-Beiträgen.
Zu Scheibenwelt, Harry Potter und LOTR gibts ja auf Deutsch auch eine Auseinandersetzung mit den Übersetzungen. Ich will dazu klarstellen, daß ich großen Respekt für Eva Bauche-Eppers Miéville-Übersetzungen habe. Mit »King Rat« hat sie eine superknifflige Angelegenheit bravorös gemeistert; mit PSS und TS war ich jetzt zwar nicht so durchgehend superhappy, aber was ich bisher in IC geschmökert habe, begeistert mich ungemein! Ich hatte wohl in meiner Leser-Sturheit drei Bücher nötig, um ihre freien Schlenker schätzen zu lernen. Der deutsche IC ist vom Ton nicht so trocken, knapp und knorrig wie das Original, aber die deutsche Fassung funktioniert sehr gut.
Dennoch: Miéville pflegt eine derart meisterlich vielstimmig-musikalische Prosa, daß ich die Problematik wie er sich übersetzen läßt schlicht spannend finde. Ich fang sogar wieder an zu überlegen, was genau den langen Gedankenstrich (), von den drei Auslassungspunkten ( ) unterscheidet, wenn ich merke, daß bei der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche die beiden Zeichen die Plätze tauschen (wo im Englischen Gedankenstrich, da im Deutschen drei Punkte ect.). Solche Rätsel sind freilich äußerst müßig und ich weiß, daß man a weng neben der Kapp sein muß, um solch Kleinkram aufregend zu finden.
Wenn ich also (bei Gelegenheit) mal mit Errata-Listen und Übersetz-Kommentierungen zu den Bas-Lag-Büchern rüberwachse, soll das kein Angriff gegen die Übersetzungs- und Lektorleistung sein. Man muß sich ja nur meine Amateur-Übersetzungen der Miéville-Interviews anschaun, um festzustellen, daß ich nicht auf Augenhöhe einer Übersetzerin wie Eva Bauche-Eppers daherreden kann.
Wegen LESERRUNDE: Wann soll die losgehen? Bekommt die einen eigenen Thread?
Alex / molosovsky
Re: "Der eiserne Rat" ist erschienen.
Auf jeden Fall eignet sich Mievilles Werk hervoragend für translationwissenschaftliche Diskurse - zu denen ich freilich nichts beitragen kann, da ich die Romane im Original lese. Eine Leserunde würde ich gerne mitmachen - allerdings erst 2006. Wie wäre es etwa im Januar oder Februar?
Re:
Hmmm... Noch zweieinhalb Monate warten, obwohl mir der Roman die ganze Zeit zublinzelt? Wie gesagt, stecke ich derzeit auch noch in einem anderen Buch, aber zweieinhalb Monate ist doch noch arg lang hin... Wie wäre es mit Anfang/Mitte Dezember für den Beginn der Leserunde (Molo ist dann vermutlich bereits durch, hm? )? Klar kriegt die Leserunde einen eigenen Thread bzw. die jeweiligen Kapitel zu denen wir uns verabreden...
Was meint Ihr?
Es grüßt
Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.
Re:
Januar? Kannst du es solange noch aushalten?
Sag mal Stratos: wie kommt man dazu, seine Lektüre derart im Voraus zu planen? Kenne ich so gar nicht.
Grüße Alex / molosovsky
Re:
Diese exakte Planung ist meinen derzeitigen Lebensumständen geschuldet, die mich zur Zeit meine Arbeit in Literaturwissenschaft schreiben lassen ... weshalb ich zur Zeit Hofmannsthal und nicht Mieville lese. In gewisser Weise auch ein Phantast übrigens ... Ab Januar kann ich mich dann wieder in die Niederungen mievillscher Formulierwut stürzen.
Re: "Der eiserne Rat" ist erschienen.
Hallo Molosovsky,
> überlegen, was genau den langen Gedankenstrich (), von den drei > Auslassungspunkten ( ) unterscheidet, wenn ich merke, daß bei der > Übersetzung vom Englischen ins Deutsche die beiden Zeichen die Plätze > tauschen (wo im Englischen Gedankenstrich, da im Deutschen drei Punkte > ect.).
die Plätze tauschen? So weit sollte es eigentlich nicht gegangen sein. Ich weiß nur, dass im Englischen gerne der Gedankenstrich verwendet wird, um einen Satz "abzubrechen" oder schwebend ausklingen zu lassen. Diese Rolle übernehmen im Deutschen die drei Punkte. Das ist eine Sache, auf die ich achte - dass ansonsten noch ein Gedankenstrick durch drei Punkte ersetzt wird, oder gar umgekehrt, dafür hätte ich jetzt spontan kein Beispiel im Kopf. Allgemein ist es eher so, dass auf diese Weise mehr "..." reinkommen und dafür gegenüber dem Original ein paar Gedankenstriche verschwinden.
> die Plätze tauschen? So weit sollte es eigentlich nicht gegangen sein.
Kommt leider so doch so oft vor, daß ich nach 2 Minuten Blättern eine Stelle fand. Originalstelle (nach mass market Taschenbuch, Pan Books 2005) Seite 598, Zeile 20:
Zitat:
{ }, and it was so He shook his hands at his head. so draining
Im Deutschen, Seite 665, fünfte Zeile von unten:
Zitat:
»{ }, und es war so « Er schüttelte die Fäuste neben seinem Kopf. » so kräftezehrend «
Mir fällt einmal auf, daß im Deutschen nur der bekanntere Halbgeviertstrich und der kurze Divis verwendet wird, aber selten (so auch bei »Der Eiserne Rat« nicht) der lange Geviertstrich vorkommt; er wird durch einen Halbgeviertstrich ersetzt. (Mein Handbuch dazu ist der »Typo Atlas« von Günter Schuler). Zudem: warum nicht kräftezehrend entsprechend draining auch kursiv?
Mein Dahingeschreibsel, daß langer Bindestrich und Ellipse in allen Fällen ihres Vorkommens die Plätze tauschen ist natürlich Quatsch.
Leider habe ich auch noch keine wirklich überzeugende Übersicht zum Thema ungewöhnliche Satzzeichen gefunden. Wann also überhaupt drei Punkte, langer Gedankenstreich usw vorkommen, bleibt also erstmal entweder kein Problem (simple moderne Prosa), wird zu einem Stilding mit System eines Autor (Arno Schmidt). Im Lauf der Jahrhunderte hat sich da auf jeden Fall einiges geändert, und in so mancher älteren Satzzeichen-Exotik findet man sich auch als heutiger Leser schnell und mit Gewinn zurecht (z.B. die plapperhafte Gedanken-Atemlosigkeit von Sternes »Tristram Shandy«).
»IC« ist ein Buch, daß sich mehrerer Traditionen der Vertextlichung von Dialog und Stimmen bedient. Im Anamnesis-Teil verwendet Miéville eine Art wörtliche Reden zu notieren, die ich zuerst bei Joyce kennenlernte, lange Geviertstrich, keine Anführungszeichen (Bla). Im restlichen Buch verwendet er einfache englische Anführungszeichen (Bla), die im Deutschen mit doppelten französischen Anführungszeichen wiedergegeben werden (»Bla«).
Nimm Stellen wie den Weber-Auftritt (deutsch Seite 283, englisch S. 253). Im Original echte Kapitälchen (sogen. Small Caps), auf Deutsch nur Versalien.
Das sind alle lächerliche Kleinigkeiten, und ich lass hier lediglich exemplarisch mal den Typo-Geek raushängen. Minuspunkte für die deutsche Ausgabe bringt das nicht ein. Solche Unterschiede sind für mich aber lebediges Buchkulturgeschehen, daß mich zum Nachdenken über Detailfragen die Textgestaltung betreffend anregt.
Heikler erscheint mir lediglich, wenn Kursivität (bzw. Nichtkursivität) von Stellen nicht mit dem Original übereinstimmen. Das kommt einige Male vor, und bildet den Großteil meiner in Arbeit befindlichen Abweichungsliste (ich les noch bis zum Ende des 5. Kapitels und leg »Der Eiserne Rat« dann bis zum Leserundenbeginn beiseit). Bisheriger Stand der Liste:
Seite 15 Zeile 1 Womöglich ohne Wiederkehr. = kursiv. 17 Am Ende des 2. Absatzes fehlt der Satz: When the guns' heinous syncopation stopped, he unchlenched his jaw. 17 aus Bullet had taken muscle wird Die Kugel hatte einen Batzen Fleisch mitgenommen.* 19 Nach Zeile 20 neuer Abschnitt = Leerzeile fehlt. 20 Sie folgten Cutters Kompass nach Süden , richtig: southwest. 21 nach in anderen Sphären schwebend keine neue Zeile. 22 Nach Zeile 11 neuer Abschnitt = Leerzeile fehlt. 29 Zeile 4 Arschlöcher = kursiv. 30 Zeile 13 Sag die Wahrhheit = kursiv. 30 Zeile 21 Jabbers willen = kursiv. 31 Zeile 16; kein Zeilenwechsel vor Cutter schüttelte den Kopf sondern danach. 34 Zeile 6 von unten Akrif = nicht kursiv. 35 Zeile 14 spielt = kursiv. 46 Zeile 4 welchen Weg er nehmen muss = er kursiv. 46 Zeile 8 Nachrichten = kursiv. 52 Zeile 19 Töte Euch und Zeile 20 Mörder! = kursiv. 55 Zeile 3; mein Vorschlag: verkrüppelten statt bresthaften. 57 Zeile 18; Zeilenwechsel nach Cutter schaute auf den Trupp Soladaten hinunter. 63 Zeile 10 Jahren = nicht kursiv. 63 Zeile 14 Er zeigte blutüberströmt. = nicht kursiv. 64 Zeile 9, das dritte Jabber = kursiv. 64 Zeile 8 von unten weiß = kursiv.
* bisher die einzige Stelle, wo ich eine inhaltliche Abwechung ankreide. Muskel ist exakter als Batzen.
Vor der Übersetzung kniee ich respektvoll nieder, auch wenn sie an vielen kleinen Stellen kurz vom Ton, der Knappheit des Originals abweicht. Der deutsche »Eiserne Rat« ist sicherlich um einiges erklärender, weniger sperriger gegen flottes Verständnis als das Original. Dafür gönnt sich Bauche-Eppers an wenigen Stellen Exotismen und Neologismen, die so nicht an der Stelle im Original stehen; siehe z.B. die Handhabung des Begriffe motorgun und rivebows in Kap. 4, S. 58ff. Bei »PSS« und »TS« hatte ich damit z.T. noch massive Probleme, doch mittlerweile wäre eine Korrekturliste von mir dazu genauso knapp und harmlos, wie das obige Beispiel.
Ich mein, über die deutschen Ausgaben von »PSS« und »TS« gibt es genug zu kritteln was berechtigter ist. Immerhin hat keines der Miéville-Bücher bei Bastei so richtige Aua!-Schlampereien erlitten, wie Michael Marraks »Morphogenesis«. Und »Der Eiserne Rat« ist seit »King Rat« wieder schlicht ein gutes Taschenbuch geworden. Die Buchmacher schlampen halt manchmal, und vieles was am Ende die Kleinigkeiten ausmacht, ist nur Ergebnis von zu wenig Zeit und zu vielen Details. So wie ich den Bastei-Verlag als Leser seit Jugendtagen wahrnehme, schlägt das nicht aus der Art der Verlags-Tradition: ab und an rutschen gewaltige Schlamperein in die Bücher, dafür ist das Programm thematisch manches Male final frontier, beste Literatur, wie im Falle Miéville.
Auch Du liebe Zeit, ich hoffe, ich kau Dir kein Aug ab, Lomax. Aber es immer schön, mit jemanden über solch spezielle Details zu plauschen.
Grüße Alex / molosovsky
Re:
Diese Anpassung der Zeichen an vermeintlich im Deutschen vertraute sind keine Ideallösung. Am Satzende etwa drückt ein Gedankenstrich eher den Abbruch des Gedankens aus (der gedanke wird sozusagen tatsächlich "Gestrrichen"), während die Punkte eine Fortführung, ein inneres Weiterdenken nahelegen. Es gibt einige Autoren, die auf eine exakte Wiedergabe bestehen und ganze Zeichen- und Sinnsysteme entwickelt haben. Da kann ein Gedankenstrich oft etwas völlig anderes bedeuten als ein dreifacher Punkt. Ich nenne hier nur mal die Namen Arno Schmidt und Reinhard Jirgl ... Ob dies bei Mieville eine Rolle spielt, vermag ich nicht zu sagen. Mir ist allerdings auch im englischen Original von PSS aufgefallen, daß er auch des öfteren abgebrochene Sätze mit dem Gedankenstrich kennzeichnet (zumindest hab ich das so in Erinnerung).
Re: "Der eiserne Rat" ist erschienen.
Hallo Molosovsky,
dann antworte ich mal auf deine Mail, so weit ich es aus dem Kopf und ohne Rückgriff aufs Original tun kann:
> Zitat: > '{...}, and it was ... so--' He shook his hands at his head. '--so > draining...' > > Im Deutschen, Seite 665, fünfte Zeile von unten: > > Zitat: > »{...}, und es war - so ...« Er schüttelte die Fäuste neben seinem > Kopf. »... so kräftezehrend ...« > Ich würde mal sagen, hier liegt dann eine Notlösung vor: Dass der Gedankenstrich am Ein- und Ausgang im Rahmen einer "Standardersetzung" zu den drei Punkten wurde, und dann die drei Punkte davor als optisch unschön empfunden wurden. Aber einen wirklichen Grund, warum die englischen drei Punkte hier zu einem Gedankenstrich werden sollten, sehe ich hier nicht; ich finde es nicht einmal besonders glücklich. Aber mitunter ist es schon ein Wert an sich, Ballungen desselben Sonderzeichens zu vermeiden. Wer jetzt in diesem speziellen Fall dafür verantwortlich ist, weiß ich nicht mehr: Es könnte durchaus eine Ermessensentscheidung sein, die ich auch treffen würde; wenn auch nicht ohne Bauchgrimmen. (Ah, jetzt habe ich für einen anderen Punkt doch noch mal die Originaldatei geöffnet und gesehen, dass diese Ersetzung tatsächlich schon in der ursprünglichen Übersetzung drin war; aber wie gesagt, letztendlich ist es zumindest eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann und für die ich mich daher auch gerne schlagen lasse :-) )
> Mir fällt einmal auf, daß im Deutschen nur der bekanntere > Halbgeviertstrich und der kurze Divis verwendet wird, aber selten (so > auch bei »Der Eiserne Rat« nicht) der lange Geviertstrich vorkommt; er > wird durch einen Halbgeviertstrich ersetzt. (Mein Handbuch dazu ist der > »Typo Atlas« von Günter Schuler).
Damit haben wir nun wenig zu tun. Für die Setzung von langen/kurzen Gedankenstrichen sorgt normalerweise der Satz mit automatischen Umsetzungen. Da verlasse ich mich mal drauf, dass der weiß, was er tut.
> Zudem: warum nicht >kräftezehrend< entsprechend >draining< auch > kursiv?
Das habe ich jetzt noch mal nachgesehen und festgestellt, dass die kursive Setzung schon in der ersten Übersetzung fehlte. Im Lektorat wird auch nur noch die deutsche Fassung bearbeitet; ein Vergleich mit dem englischen Original findet nicht statt - es sei denn, mir kommt im Deutschen explizit etwas merkwürdig vor und ich brauche das englische Original, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn also eine solche Formatangabe in der Übersetzung nicht übernommen wird, fällt das unter die Entscheidung des Übersetzers. Es ist auch sehr sinnvoll, den Übersetzer eine solche Entscheidung zu überlassen; denn oft genug erübrigt sich eine solche Markierung im Deutschen auch. Ich persönlich lasse als Übersetzer beispielsweise eine Kursivsetzung weg, wenn sie eine Betonung ausdrückt und im Deutschen schon durch eine verstärkendes Wort eine solche Betonung ausgedrückt wird. Ob in dem Fall eine solche berechtigte Entscheidung des Übersetzers vorlag, kann ich spontan nicht sagen; ich würde es als Lektor auch nicht hinterfragen - es sei denn, man merkt es dem Deutschen Text ohne Kenntnis des Originals an, dass etwas fehlt. Es gibt allerdings, wie ich selbst schmerzhaft erfahren habe, auch den Fall, dass typografische Merkmale irgendwann vor dem Druck verloren gehen. Dann kann es sein, dass man als Übersetzer in seiner Datei etwas kursiv gesetzt hat, aber der Lektor, oder der Setzer oder wer auch immer öffnet die Datei mit einem anderen Textverarbeitungsprogramm, und plötzlich wurde die Kursivsetzung "geschluckt". Oder der Satz bearbeitet von Hand nach und übersieht dabei etwas. Aus diesem Grund markiere ich als Übersetzer auch kursive Stellen sowohl kursiv als auch unterstrichen, weil es unwahrscheinlich ist, dass gleich zwei Markierungen verloren gehen bzw. dass ein Setzer die Unterstreichung übersieht. Das ist eigentlich auch als Standard so vorgesehen. Mitunter geraten solche verlorenen Markierungen also einfach durch technische Fehler ins Buch, und am Ende ist es nicht immer nachzuvollziehen, ob wirklich eine bewusste Entscheidung getroffen wurde oder einfach nur der Zufall zugeschlagen hat.
> Nimm Stellen wie den Weber-Auftritt (deutsch Seite 283, englisch S. > 253). Im Original echte Kapitälchen (sogen. Small Caps), auf Deutsch > >nur< Versalien.
Auch hier entscheidet am Ende der Satz. Ich selbst habe schon bei Übersetzungen recht ausführliche Fußnoten dazugeliefert, ob Kapitälchen, Versalien oder diese oder jene abweichende Typographie verwendet werden soll. Eva hat in dem Fall auf solche Sperenzchen verzichtet und alles "physisch" in Großbuchstaben getippt. Damit hat sie natürlich die Chance vertan, elegantere Kapitälchen oder ähnliche typographische Darstellungen zu verwenden - aber sie hat zugleich auch sicher gestellt, dass die Hervorhebung gegeben ist und im Satz nichts schiefläuft. Und wenn man weiß, woher die angesprochenen Schnitzer in Marraks "Morphogenesis" kamen, dann kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass das sehr klug von ihr war. Ob man also als Übersetzer versucht, ein möglichst "perfektes" Schriftbild mit Satzanweisungen und viel Gottvertrauen zu erreichen, oder ob man lieber auf "einfach, aber sicher" setzt, das hängt vielleicht auch ein wenig vom persönlichen Maß an Paranoia ab - und die Paranoia steigt mit den Jahren an Erfahrung, wie ich leider sagen muss
> Vor der Übersetzung kniee ich respektvoll nieder, auch wenn sie an > vielen kleinen Stellen kurz vom Ton, der Knappheit des Originals > abweicht. Der deutsche »Eiserne Rat« ist sicherlich um einiges > erklärender, weniger sperriger gegen flottes Verständnis als das
Für den Titel kann die Übersetzerin übrigens nichts; von Eva wurde der Roman als "Feuerross" abgegeben Aber als die Übersetzung fertig war, hatte längst schon der Verlag einen Titel im Programm stehen.
> Original. Dafür gönnt sich Bauche-Eppers an wenigen Stellen Exotismen > und Neologismen, die so nicht an der Stelle im Original stehen;
Ja, darüber haben wir vor allem bei PSS ausgiebigst beim Lektorat diskutiert. Es ist aber andererseits so, dass Mieville im Original eine Menge Begriffe hat, die ungewöhnlich sind und einen Kontext haben, die man im Deutschen aber nicht adäquat wiedergeben kann. In dem Fall muss man schon aus Sachzwängen heraus vereinfachen oder weglassen. Durch ihre Entscheidung, dafür an anderen Stellen freier vorzugehen und Möglichkeiten zu nutzen, die sich anbieten, hat Eva es immerhin geschafft, den sprachlichen Reichtum des Originals zu erhalten. Wenn man an manchen Stellen beschneiden muss, muss man an anderen eben mehr wachsen lassen, damit es insgesamt nicht einfach weniger wird. Dass das im Einzelfall eine problematische Ermessensentscheidung ist, ist klar. Ich wäre als Übersetzer vermutlich zu feige dafür Aber ich muss auch einräumen: Wenn man in jedem Einzelfall eine "sichere" und "angemessene" Übertragung gewählt hätte, wäre das Ergebnis gewöhnlich geworden.
> Auch Du liebe Zeit, ich hoffe, ich kau Dir kein Aug ab, Lomax. Aber es > immer schön, mit jemanden über solch spezielle Details zu plauschen.
Och nö, da der Mievielle mir regelmäßig die aufwändigsten Lektorate mit den meisten Rückfragen und grübeln über jedem einzelnen Wort beschert ... ist es ja ganz nett, wenn man danach wenigstens noch mal drüber reden kann Auch wenn ich wider besserer Vorsätze nun doch noch in die Originale geschaut habe und mich nicht kürzer fassen konnte ...
> Ob dies bei Mieville eine Rolle spielt, vermag ich nicht zu sagen. Mir > ist allerdings auch im englischen Original von PSS aufgefallen, daß er > auch des öfteren abgebrochene Sätze mit dem Gedankenstrich > kennzeichnet (zumindest hab ich das so in Erinnerung).
darüber würde ich mir zunächst mal wenig Gedanken machen, gerade weil es die Regel ist. In englischsprachigen Büchern finde ich mit erschlagender Häufigkeit den Gedankenstrich am Abschluss der wörtlichen Rede dort, wo man im Deutschen in der Regel drei Punkte setzen würde. Sollte tatsächlich mal ein Autor damit gezielt etwas ausdrücken wollen, ginge es bereits in der Originalsprache unter. Warum also etwas differenzieren, was in der Ursprungssprache nur eine undifferenzierte Setzung ist?