ALBANIA - Literaturcafé

Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Ich bin noch immer nicht dazu gekommen, weiter zu machen. Wir gehen jetzt bei dem schönen Wetter auch wieder raus. Falls wir uns zwischendurch auf eine Bank setzen, werde ich aber mein Buch rauskramen und lesen, ansonsten heute abend (hoffe ich doch) und mich dann endlich beteiligen. Entschuldigt bitte, dass es bis jetzt bei mir nicht geklappt hat. Ich werd's wieder einholen. 


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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Hi Ihrs..hier ist ja gaaar nichts los... 

@ Latifa- hat sich leider nochmal um ne Wo. verlaengert unser Aufenthalt...Direkt am Mo. wurds wieder schlimmer , heut sind wir entlassen worden..Ich hoffe jetzt ist wirklich alles gut...


Seit ihr hier jetzt schon durch?. Hab gesehen gibt n neuen Thread fuer die Schleierkarawane, die hab ich auch zufaellig hier.. 

Ich hab das Buch jetzt noch nicht durch, aber wenn noch Sprachbedarf dafuer besteht les ich weiter( ohne euch natuerlich auch ) und schnack noch n bissel mit euch darueber...

Lg Bardha

Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Im zweiten Kapitel fand ich es faszinierend, dass Gjorg auf dem Weg zum Turm von Orosh beinahe an jeder Ecke des Wegrandes Zeichen für Geschehnisse erkennen kann, die auf die Durchführung von Maßnahmen aus dem Kanun beruhen. So z. B. das Hochzeitsgeleit, das Gastrecht und Treuebruch, Wohlverhalten in der Familie und Konsequenzen bei Vergehen.

Er soll für sein Blutrache-Opfer im Turm offensichtlich eine große Summe Blutgeld bezahlen. Andereseits fällt z. B. beim Besuch im Gasthaus auf, welche Armut in der Normalbevölkerung herrscht. Die Lebensumstände sind schon sehr ärmlich. Da Gjorg am Himmel ein Flugzeug beobachten kann, können wir davon ausgehen, dass der Gegensatz zwischen seinem Leben im Hochland und dem Leben der Städter in Albanien sehr groß ist.
Wenn Kadare hier tatsächlich in etwa die damalige Realität beschrieben hat so etwa in den 70ger Jahren, ist es erstaunlich wie abgeschieden die Menschen lebten. Fast unvorstellbar.


Im dritten Kapitel fährt der Schriftsteller Besian Vorpsi aus Tirana mit seiner Frau Diana auf Hochzeitsreise ins Hochland. Er bewundert die Hochländer und deren Sitten sowie den Kanun. Seine Frau Diana fährt eher ihm zuliebe mit auf diese Reise. Sie ist stillschweigend eher nicht so begeistert von dem was sie sieht.
Später am Ende des Buches wird sich noch herausstellen, dass Vorpsi viele zustimmende Bücher zum Thema Kanun geschrieben hat.

Dieses Paar kommt mir vor, wie eine besondere Art von Sensationstouristen. Vor allem der Mann war persönlich noch nie direkt vor Ort. Dennoch meint er alles über die Bewohner zu wissen und befürwortet unkritisch deren Leben und Umgang mit dem Kanun. Er erhebt die Bewohner zu besonders edlen, moralischen Menschen. Dabei duldet er keinen Widerspruch.

Dieses Kapitel ist auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig zäh zu lesen. Aber es bereitet auf die weiteren Kapitel vor. Zudem kann sich die ein- oder andere von uns, die zum ersten Mal in KS, Albanien usw.war, ein ganz klein wenig in Diana Vorpsi wiedererkennen. Zumindest als stille, gelegentliche kopfschüttelnde Beobachterin der Szenerie. Natürlich sind die Zustände längst nicht mehr so wie in diesem Buch beschrieben.




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Konrad Adenauer

Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Es waren doch noch mehr Interessentinnen an diesem Buch hier. Bitte postet doch mal kurz, ob ihr das Buch nicht mögt oder keine Zeit hattet es zu lesen. Es würde mich schon interessieren.

Zur Ermutigung: Es ist ein dünnes, schnell zu lesendes Buch.




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Konrad Adenauer

Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

@Bardha: Ja, um Himmels willen, was ist denn mit deinem Kleinen?

Ja, hier besteht sogar noch großer Redebedarf, denn nicht alle Interessentinnen haben sich zum Buch geäußert, deshalb wäre es toll, wenn du mitpostest:-)

Und da Ismini sich so korrekt an die Kapitel gehalten hat, danke schön übrigens, machen wir am Donnerstag dann weiter mit dem vierten Kapitel?

  





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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Ich muß gleich arbeiten, kann aber ein wenig Zeit dort auf der Terasse in der Sonne genießen und werde dann wohl lesen können - endlich. 


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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

So hab jetzt grad mal das zweite Kapitel gelesen...


Beim lesen dacht ich hin und wieder " Diese bloede Ehre "..Es ist doch wirklich unfassbar das wegen der Ehre so viel Blut vergossen wird / wurde..Niemand traut sich es einfach zu lassen . Ausser einmal da kommt eine entfernte Tante vorbei und redet mit der ganzen Familie. Es waere fuer mich ein guter triftiger Grund die " Blutrache nicht mehr durchzufuehren, wenn ich wuesste das damit meine ganze Familie( Name ) ausgeloescht wird..Schade das ein alter Mann mit seinem " Nein " dazwischen kam und offensichtlich mehr " Macht " hatte als diese Frau...

Gjorgs Gedanken kreisen mit zeitweilig zu sehr so das ich Stopp rufen will..er ist mitten im Gedankenkarussel, was ich jedoch gut nachvollziehen kann...Als er sich die Haeuser ( ohne Grundsteine ) anguckt und verweilt, bin ich nah drann zu sagen " geh weiter du musst doch zum Turm "...

Auffaellig fand ich jetzt wieder diese Gedanken " mit Blutrache  ist der Sinn des Lebens richtig , ohne Blutrache od. bis es soweit ist lebt man noch nicht richtig...Mit Blutrache wird man angeguckt, es wird ueber einen geredet, die Maedchen schauen..ohne, wird man kaum beachtet- faellt sogar zu Last- erstrecht wenn man den anderen nur verletzt hat...Das ganze Leben, das ganze Dorf lebt dannach und so weit ich es mitbekommen hab traut sich keiner "Nein" zu sagen...Wie Gjorg schon selbst dachte ...eine Wahl scheint er nicht wirklich zu haben...


Nach dem langen Weg ( ich konnts mit Bildlich vorstellen ) ist er nun endlich angekommen und bemerkt das es gar nicht soo wichtig zu sein scheint wann das Geld uebergeben wird...Er sitzt dort mit ein paar Ehrenmoerdern , wartet und langsam beginnen sie zu reden...Ob das wohl so beabsichtigt ist?





lg bardha




Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Du sprichst mir aus der Seele, Bardha.

Man hat das Bedürfnis in die Gedanken einzugreifen und z. B. zu sagen, ...aaaaber, was macht eine Frau und die gemeinsamen Kinder, wenn der Mann entweder getötet wird oder bis zum jüngsten Tag sein Leben in einem Fluchtturm verbringt.
Es kommt bei mir Unverständnis auf, wenn Männer aus Prinzip nicht auf den Ratschlag einer älteren Frau (Tante) hören. usw.,usw.....




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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Da kommt bei mir auch Unverständnis auf, wenn Männer schon nicht auf ihren praktischen Verstand hören, dann sollten sie doch wenigstens auf das Urteil erfahrener Frauen vertrauen.  

Ich meine, dieses Blutrachesystem hat ja wohl die Zahl der Männer ähnlich dezimiert wie das ein Krieg tun würde. Das muss einem doch einleuchten, dass das nicht zielführend ist. Trotzdem gelingt es ihnen nicht, auszubrechen- Ehre ist alles. Dass sie sich überhaupt auf die Verhandlung zur Beilegung eingelassen haben, zeigt ja, niemandem war wohl dabei. Was für Motive hatte dieser greise Mann, sein Veto einzulegen? Weil es ihn nicht mehr betreffen würde und da kann man leicht nach den Traditionen schreien?

Menschlich sehr interessant, finde ich...  





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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Also nicht das ihr hier denkt ich mache nicht mehr mit oder so, Ich lese gespannt die meinungen von euch über das Buch weil ich nicht so recht warm damit werde.

Also die ersten beiden Kapitel ok aber jetzt wo das mit dem Hochzeitspäärchen auf Reisen kommt weiss nicht so recht was ich davon halten soll...

ich lese aber gespannt eure beiträge




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Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Kapitel 4:

Es stellt sich heraus, dass das Schriftsteller - Ehepaar Vorpsi bei dem vermeintlichen Prinzen des Hochlandes eingeladen war. Dieser Prinz ist so etwas, wie der Verwalter des Kanuns und auch Rechtsberater in Bezug auf die Anwendung. Er hat eigens für die Verwaltung der Blutrache in der Region einen "Verwalter des Blutes", namens Mark Ukacjerra in Lohn und Brot.
Beide residieren im früher schon genannten Turm von Orosh, in dem die Blutrache-Mörder wie auch Gjorg ihr Blutgeld zahlen müssen.

Und das ist auch schon ein wichtiger Infopunkt in dem Buch. Hier stellt sich eben heraus, dass eben dieser selbsternannte Prinz und dessen "Blutsverwalter" von der Blutrache bisher gute Einkünfte hatten und sie daher diese alte Tradition aufrecht erhalten wollen. Letzterer beklagt den Rückgang der Einnahmen, da immer mehr Familien durch Einflüsse von außen auf Blutrache verzichten.

Es gibt in jenem Turm Register über hunderte von Jahren Blutrache. Jede Familie, die sich nicht sicher ist, ob sie im Blut steht, kann sich im Turm informieren.

An dieser Stelle des Buches mag man noch rätseln, welche Aufgabe oder Funktion denn Besian (und Diana Vorpsi) für diese eigenartigen Kanunsverwalter haben. Ja welche Funktion sie überhaupt in diesem Buch haben. Aber so langsam bekommt man eine Ahnung.

Auch wenn ich mich an dieser Stelle wiederholen mag, aber dieses scheinbar im Mittelalter erstarrte Hochland wirkt in der Geschichte teilweise so unglaublich, dass man an wahre Hintergründe nicht so recht glauben mag. Es ist manchmal so bizarr und abstrakt, was man da lesen kann, dass ich es sogar verstehe, wenn sich der ein- oder andere Leser nicht mit dem Buch anfreunden kann. Man muss sich in die Stimmung, die Kadare erzeugt, fallen lassen wollen.




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Konrad Adenauer