Auswandern -     Südsee und Karibik

St.Maarten/St.Martin

Re: St.Maarten/St.Martin

Da musste ich ja doch mal ganz schnell in Dein Profil gucken. Okay, als Registered Nurse hast Du praktisch überall in der Welt eine Arbeit sicher, damit auch ein Aufenthaltsrecht und allemal mindestens ein Auskommen. Da bist Du echt gut dran; viel besser als fast alle anderen.

Und deshalb glaube ich Dir noch weniger, dass Du Dir St.Martin "antun" würdest. Wo Du doch überall sonst auch hin könntest, wo es genauso schön oder noch schöner ist, aber ohne die ganzen Schattenseiten. Du könntest doch echt an jeder Küste oder auf jeder beliebigen Insel der Karibik leben. Oder überall in der Südsee, wo es ein Krankenhaus gibt. Erzähl mir nicht, dass Du Dir dann von allen die mit Abstand überfüllteste Insel aussuchen würdest.



Re: St.Maarten/St.Martin

Hola,

mich würde mal interessieren, welche Kriterien wohl zum "Inselkoller" führen. Ist es nur die begrenzte Fläche einer Insel oder welche sonstigen Kriterien wie Bevölkerungsdichte, Wetter, Verkehrsanbindung an andere Inseln/Festland, sonstige Infrastruktur, individuelles Empfinden spielen da eine Rolle?

Dass Helgoland Inselkollergefährung auslöst ist wohl unstreitig. Aber dass Insel gleich Insel ist sehe ich nicht so. Die beiden Kanareninseln z.B. haben etwa die Fläche von Berlin bei etwa 20-30 % der Bevölkerungsdichte von Berlin. Die Infrastruktur ist mitteleuropäisch und es gibt täglich Flüge nach Europa und zig Flüge und Fähren zwischen den 7 Inseln des Archipels als auch zum Festland. Hier habe ich mit einer Ausnahme noch nie jemanden mit Inselkoller gertroffen. Die eine Ausnahme fand es nach 25 Jahren durchgehendem Wohnen auf Gran Canaria langweilig und wollte zurück in die Schweiz.

Vielleicht hat da jemand Erfahrungen mit dem Phänomen Inselkoller.

Saludos de las Islas Canarias



Re: St.Maarten/St.Martin

Hilf´ mir auf die Sprünge, bekomme ich denn so einfach ein Visum? Für Bermuda weiss ich es, ja, ein begrenztes, aber nur mit 2 Jahren aktueller Intensiverfahrung. Für die anderen weiss ich es nicht. Hast Du evtl. einen brandheissen Tipp für mich??? Saint Martin klingt halt wegen der EU und der Anerkennung als nurse für mich recht einfach....

Re: St.Maarten/St.Martin

Ja, und deshalb ist es ja auch so voll dort. Weil alle denken, dass es recht einfach ist. Und genau deshalb ist es dann überhaupt nicht mehr einfach. Sondern nur noch voll.

Visum? Wieso Visum? Mit einem deutschen Pass kommst Du fast überall ins Land. Wenn Du dann drin bist, suchst Du Dir jemanden, der Dir Arbeit gibt.

Meine Erfahrung aus vielen Ländern ist: wenn ich dort wirklich gewollt werde, dann wird auch ein Weg für mich gefunden, mit dem ich dort bleiben kann. Das Erste und Wichtigste, was man braucht, ist also nicht eine behördliche Erlaubnis, sondern ein Arbeitgeber, der einen unbedingt haben will. Und DER kümmert sich dann um die Papiere. Und DER weiß dann auch, wie das geht. Das "gebraucht/gewollt werden" ist der Schlüssel, sonst gar nichts.

Das ist nahezu immer erstmal ein begrenzter Aufenthalt, völlig klar. Und auch nicht unbedingt mit Anerkennung aller Zeugnisse und Qualifikationen, auch völlig klar. Du wirst nicht in jedem Land sofort den dort ausgebildeten Krankenpflegeprofis gleichgestellt, sondern musst eventuell noch weitere Prüfungen machen oder so.

Insofern sehe ich Deine Frage in eine Richtung gestellt, von der Du meinst, dass es nicht die Deine ist. Deutsches Sicherheitsdenken nämlich. Wieso Visum? Das kommt erst später, ist der zweite Schritt, nicht der erste.

Ich sage es mal anders herum. Ganz ehrlich: ich kann mir nicht vorstellen, dass Du als ausgebildete Krankenpflegekraft irgendwo ausgewiesen wirst, wenn Du bereit bist, zu lokal üblichen Bedingungen zu arbeiten, auch in einer Stellung, die erstmal nicht unbedingt Deiner Qualifikation entspricht, also als Hilfskraft, in der Altenpflege oder sowas. Selbst hier in Samoa, wo Du mit einem offiziellen Antrag vorab nie im Leben eine Chance hättest reinzukommen, würdest Du auf diese Weise mindestens für längere Zeit bleiben können. Wahrscheinlich auch dauerhaft. Sehr, sehr einfaches Leben dann allerdings, was die Finanzen angeht.

Aber ich gebe Dir Recht, dass es wohl das deutsche Denken ist, dass die Menschen immer erstmal auf die Vorschriften gucken lässt statt auf die einfache Lebenswirklichkeit. Andere Völker gehen da pragmatischer ran.

Nee, ich weiß keinen brandheissen Tipp, mit dem das Nest schon fertig gemacht ist. Aber ich denke, dass Du erhebliche bessere Möglichkeiten hast, Dir selber eins zu schaffen, wo auch immer. Möglicherweise auch in St.Martin, völlig klar. Da ist das Reinkommen leichter, aber der Rest dann eventuell anstrengender als anderswo.

Von etwa 20 Deutschen, die ich kenne, die irgendwo in der Welt neu angefangen hatten, haben gerade mal 2 das vorher geregelt gehabt, mit Visum und Erlaubnis und offizieller Einwanderung. Alle anderen sind irgendwo gewesen und dann dort hängengeblieben, haben sich Arbeit gesucht oder sogar welche angeboten bekommen. Und sind dann so allmählich zum Daueraufenthalt gelangt.



Re: St.Maarten/St.Martin

Okay, Du hast Recht. Großbritannien oder Irland sind Inseln, aber Inselkoller ist wohl eher unwahrscheinlich. Größe ist sicher sehr wichtig, Entfernung/Erreichbarkeit einer anderen, idealerweise auch größeren Landmasse ebenso. Isolation dürfte der eigentliche Punkt sein. So wie seinerzeit in Westberlin.

Und es ist sicher auch ein individuelles Ding. Ich kriege hier in Samoa keinen Inselkoller, obwohl ich oft Jahre lang nicht hier wegkomme. Andere Leute werden schon nach ein paar Monaten kribbelig.



Re: St.Maarten/St.Martin

Nun wollte ich als langjaehriger Inselbewohner zu dem sogenannten Inselkoller Stellung nehmen.
Was ist ein Inselkoller?
Nun fuer Europaer, noch mehr fuer Amerikaner/Australier ist es allererstens unser Verstaendnis fuer Weite. Nahezu unbegrenztes fahren, unbegrenztes Weiterkommen. Auch wenn wir in diesen Kontinenten meistens in Staedten leben, ab ins Auto und mal ein paar hundert km runterreissen zu einer anderen Stadt, ein anderes Land um dort Freunde, Konzerte, Museen u.v.m. zu besuchen. Dies ist in unserem Verstaendnis tief eingepraegt.
Auf St. Maarten z.b. faehrst du in jede Richtung ca. 20 km, dann ist Schluss, sp. nach einem Jahr kennst du jede Strasse, jeden Baum und jeden Strand. Nach einem Jahr kennst du viele Menschen zumindest vom Gesicht her und alles ist dir mehr als vertraut.
Dazu kommt eine gewisse Art der geistigen Kurzsichtigkeit die bei jedem mit der Zeit automatisch eintritt. Man hat kein Theater, Museum, Oper, Konzerte, Lesungen, viele Dinge die auf den oben genannten Kontinenten zu einer staendigen selbstverstaendlichen "Weiterbildung" fuehren. Auf einer kleinen Insel wie z.b. hier kann, wenn man nicht aufpasst, ganz schnell der Kurzblick eintreten und man nimmt dann genauso schnell den lokalen geistigen Weltblick an, der nun mal meistens gerade von einer Insel zur naechsten reicht. Selbst lokale Zeitungen sind zu 80% sehr lokal bezogen.
Im grossen und ganzen sollte man sp. alle 6 Monate mal raus und etwas die Welt geniessen.
Wenn Ihr weitere Erfahrungen wollt, meldet euch und ich geb sie gerne weiter.

Re: St.Maarten/St.Martin

Hola Pirat,

der von Dir beschriebenen Inselkoller trifft dann aber nur

  1. auf besonders geprägte Menschen zu und
  2. ob einem eine Insel schnell langweilig wird, hängt m.E. nicht primär von der Grösse der Insel ab, sondern von Topographie, Bevölkerungsdichte und -vielfalt und natürlich Infrastruktur.

Das Beispiel mit der Weite hängt sehr von der individuellen Betrachtungsweise ab. Ich zum Beispiel sehe eine viel grössere Gefühl der Weite am Ufer eines Meeres, weil ich Segler bin. Die Möglichkeiten der des Autofahrers finde ich vergleichsweise sehr begrenzt.

Auf meiner Insel fahre ich in jeder Richtung etwa so weit wie Du nämlich ca. 30-40 km aber ich kenne trotz vieler Touren nach einigen Jahren immer noch bei weitem nicht alles. Ich habe auf den Kilometern dann aber u.a. von Küstenebene, einsamen Stränden, Pinienwäldern, Palmenhainen und Hochgebirge alles dabei.

Und bei 1 Mio Einwohnern zuzüglich 6 Mio Touristen im Jahr ist es unmöglich, jeden kennenzulernen, selbst wenn man 200 Jahre alt würde.

Hier geben Künstler und Kulturschaffende aus aller Welt die Klinke in die Hand und wo kann man schon Justus Franz als Nachbarn haben. Abgesehen davon, Im Zeitalter des Internet hat man jederzeit Informationen und Kontakte in alle Welt.

Ob man ab und zu mal reist, das ist keine Besonderheit eines Inselbewohners. Ich aber auf jeden Fall immer wieder froh, wieder zurückzukommen und alle Leute, die ich kenne, denen geht es ebenso. Ich bezeifele, ob das jedem Festländer, der in seine Plattenbauumgebung oder Industrienachschaft oder Verkehrslärmlage zurückkehrt, so geht.

Saludos de las Islas Canarias




Re: St.Maarten/St.Martin

Selbstverständlich ist das eine sehr individuelle Angelegenheit. Und besonders Leute wie Du und ich sind als langjährige Inselbewohner ja offenbar erkennbar weniger anfällig als andere. Da wundert es mich kaum, dass Du Dir das schwer vorstellen kannst, Colon.

Aber meine Erfahrung mit anderen Leuten ist tatsächlich, dass sehr viele das Gefühl des "Eingeengtseins" nicht lange aushalten. Dazu kommt ja noch, dass viele Leute auswandern, eben weil sie sich schon in Deutschland irgendwie zu eingeengt fühlen. Witzigerweise sind es nicht wenige, auch von diesen Leuten, die dann von der Insel träumen, wo sie dann nur vom Regen in die Traufe kommen, was die Begrenztheit von Dingen angeht.



Re: St.Maarten/St.Martin

Hola,

das hat wirklich etwas für sich.

Wovon träumt der Gefängnisinsasse in Isolationshaft? Vom isolierten Dasein des "grenzenlosen Truckers" oder "Robinson auf einsamer Insel". Makaber aber doch nicht von der Hand zu weisen oder nur Klischee?

Demnach wäre der Rat an Auswanderer: Je grösser Deine persönlichen Probleme, desto weniger solltest Du auf eine Insel ziehen, bzw. minestens je grösser die Probleme desto grösser und abwechslungsreicher die Insel wählen.

Saludos von Insel zu Insel



Re: St.Maarten/St.Martin

Das hat etwas für sich. So rein gefühlsmäßig denke ich schon, dass bei wirklich großen Problemen der weite Blick auf Inseln wie Australien, Großbritannien, Borneo oder Grönland mehr Perspektiven bietet als sich ausgerechnet St.Martin ins Blickfeld zu rücken, Sonne hin oder her.
Wer aber entspannt durchs Leben schleicht, so wie wir beiden , den bringt auch eine Insel nicht in den Koller

Oder sind wir inzwischen mit einer total verengten Sicht aufs Leben geschlagen, wie The Pirat warnend in Aussicht stellt? Und das nicht ohne Grund - wenn ich mal nach Neuseeland komme, dann ist mein Landei-Urlaubsspaß, große Einkaufszentren zu besuchen und mich an der Vielfalt zu berauschen. Im Ernst - früher in Deutschland hätte ich das als absolut unerträglich angesehen.

In diesem Sinne

Werner