Ebbes Asyl - Gedichte und Texte, selbst verfasst .../... Kommentare erwünscht!

TRAURIGe Gedichte

Re: TRAURIGe Gedichte

Späte Einsicht

(Drama aus den bayrischen Bergen. Frei nach Ganghofer.)


Geht's Zenzerl von der Alm ins Tal,
trifft sie beim Wildbach allemal
den Toni, der Forellen fischt
und ihr allweil sei' Lieab auftischt.
"I hab di wirklich gar so gern!
Was bleibst mir immer nur so fern?
Für'n frischen Fisch a Busserl nur ...",
so bettelt er in einer Tour.
Die Zenzi nimmt die Fisch' und lacht.
- So hat sie's immer schon gemacht.
Bis eines Tag's der fesche Toni
sich tröstet mir der Huaber-Froni.

Die Zenzi ist a sauber's Weib,
die Allerschönste weit und breit.
D'rum dauert's gar nicht allzu lang,
da kimmt der schmucke Seppel an.
Das ist ein reicher Bauerssohn,
der nimmt die Zenz in Brot und Lohn
- und macht ihr bald darauf den Hof.
Die Zenzi lacht: "Bin doch ned doof!
Aan Hof hast nur? Des is ned viel.
Na, - duu bist ned mei' Lebensziel!"
Der Seppel, ein sensibler Bube,
ertränkt sich in der Odelgrube.

So gingen Tag' und Jahr' ins Land.
Gar viele hat die Zenz gekannt,
doch keinen hat sie je erhört.
Kein einz'ger hat ihr Herz betört.
Sie wollt's nicht, lachte alle aus,
ging stets als Magd von Haus zu Haus
und bildete sich eitel ein,
der Schönste, Reichste "dürft'" sie frei'n.
... Heut ist sie siebzig Jahre alt,
lässt alle Männerherzen kalt.
Sie sitzt am Wildbach, seufzt beklommen:
"Hätt' ich den Toni nur genommen!"
 


Re: TRAURIGe Gedichte

Alter Spatz

Der alte Spatz im Baum
träumt seinen letzten Traum
Ich seh' ihn jeden Tag.
Da hockt er und vermag
die Flügel kaum zu heben.
Sein Köpfchen steckt er eben
traurig ins Federkleid.
Er weiß, es ist soweit,
dass er auch dieses dann
-- bald nicht mehr kann.

Manchmal ... wünsch ich, ich wär'
ein Spatz, "so-weit" wie er,
entflöh-g-e dieser Welt.
- Weiß nicht, was mich noch hält.


Re: TRAURIGe Gedichte

        Nein, - mir ist heut' nicht so.
Aber manchmal ist vielleicht jedem so.
 
 


mir ist heut so

Irgendwie ... find ich das Leben nicht toll
Irgendwann hab ich die Schnauze soo voll
Irgendwann sag ich Goodby und Adjeu
Irgendwann weiß ich - es reicht - und ich geh
Irgendwann wird mich kein Mensch mehr vermissen
Irgendwie ... ist dieses Leben besch-eiden

Irgendwann war's ja mal doch ganz schön
Irgendwie ... wirds wieder weitergehn



Re: TRAURIGe Gedichte

Eine Rose Ein Leben Eine Seele

Die arme Rose  - halb verwelkt,
zerfranst und voller Löcher ...
Auch wenn sie noch in Träumen schwelgt,
so fehl'n doch Blütenblätter,
die ihr beim "Liebt-mich-liebt-mich-nicht-
-Spiel" wurden ausgerissen.
Nun isse ganz zerschlissen.





Re: TRAURIGe Gedichte

Marie und der Geigen-Karl
oder
Romeo und Julia von Wuppertal


Beim Elberfelder Weihnachtsmarkt
im schönen Städtchen Wuppertal,
dort, wo man um die Ecke parkt,
traf die Marie den Geigen-Karl.

Er kiffte und sie trank zu viel,
so kam man langsam ins Gespräch;
- und als sie torkelte und fiel,
da hielt er sie und küsst sie frech
trotz Alkohol- und sonst'gem Dunst,
der ihr Gesicht und Geist verhunzt'.

Karl strich ihr durch's verfilzte Haar.
Marie, schon halb zur Flucht bereit,
- die lächelte zum ersten Mal
seit ewig-ewig langer Zeit.

So wurden diese zwei ein Paar,
das bettelnd zueinander stand.
Sterne und Mond im Hardtpark sah'n
sie schlafend, träumend Hand in Hand,
bedeckt mit Zeitung, Pappe, Heu
- ein jeder seinem Rausche treu.

Wie Kinder tollten sie bei Tag;
- sie schwebten ohne Schwebebahn.
Die Vogelsauer Treppe stand
zum Gammeln sehr idyllisch an.

Karl spielte Geige wie ein Gott,
vor allem, wenn er zugedröhnt.
Marie, betrunken, lag wie tot
zu seinen Füflen, - oft verhöhnt.
Den Süchten beide zugetan
war'n all die Chancen ... längst vertan.

Und eines Tages nach dem Spiel,
als Karl Marie bedacht umfasst,
da lag sie, kalt, - die Flasche fiel...
Die Geige "schrie" die ganze Nacht.

Marie fand ihre Ruh im Park; -
der Karl gab sich den Goldnen Schuss.
Und dort am Eck beim Weihnachtsmarkt
- wobei das Ohr man spitzen muss -
vernimmt man, leis', zur Weihnachtszeit
wie eine Geige flüsternd weint.


Re: TRAURIGe Gedichte

Das sehnsüchtige Röschen

Das Röschen im Beet bei
Melisse und Salbei
dort neben der Esche
schaut trüb aus der Wäsche.

Es fühlt sich alleine...
Im Schnittlauch die Beine,
das Köpfchen erhoben,
so guckt es nach oben,
um über den Kräutern
den Blick zu erweitern.
Vorbei am Gegrüne
von Lauch, Petersilie,
Basilikum, Schnecken,
lugt's Röschen um Ecken,
beginnt sich zu strecken,
will Neues entdecken.
Daa! Hinter der Zwiebel
ein Töpfchen aus Ziegel,
- und dort: Diiiese Farben
will's Röschen umarmen!

Ein hoffendes Sehnen
lässt's Röschen sich dehnen,
weit recken die Stiele,
- doch kommt's nicht zum Ziele.


Und Tau weint das Röschen
aus tränendem Näschen.



Re: TRAURIGe Gedichte

Soll ich ... lachen ...


Soll ich weinen, - soll ich lachen?
Soll ich bleiben, - soll ich geh'n?
Soll ich lieben, - soll ich hassen?
Soll ich mir weiter im Wege steh'n?

Soll ich vergessen, - mich erinnern?
Soll ich beenden, - neu beginnen?
Soll ich noch länger nur Regen seh'n?
Kann ich mich wieder zur Sonne dreh'n?

Soll ich weinen?
Kann ich lachen?



Re: TRAURIGe Gedichte


Wenn Trauer dich umfängt
Sich in dein Denken hängt
wie zäher Schlamm
so klamm
Fühlst du dich angreifbar und müd
Entsetzlich
verletzlich
bemüht
ZU LEBEN !


Re: TRAURIGe Gedichte

Das arme Herzchen

Das Herz zerplatzt,
macht "rumms" und "bumm",
macht "zisch" und "kratsch",
schert sich nicht d'rum,
was Leber, Lunge, Nierchen denken,
möcht IHR ein Feuerwerkchen schenken:

- der Seele, die so vieles duldet,
was Herzchen unbedacht verschuldet.
Das Herz spielt dann und wann verrückt, ...wenn -
- es sich verliebt, ... und kleine Stück-chen
der Seele werden weggegeben.
Kann da die arme Seel' noch leben?

Drum hat das Herz
sich so gedacht:
"Ich mach kein Scherz,
wär ja gelacht,
wenn ich der Seele gar nichts gönnte,
IHR nicht mal etwas schenken könnte."

Das Herz ging auf die weite Reise
und fragte grad'raus reihenweise
die andern Herzen (liebe, nette),
wer ein Stück Seele übrig hätte.
Doch keiner konnt etwas entbehren
- die Seelen würden sich da wehren ... - .

Das Herz vernarrt
sich daraufhin
in eins, das hart
ist, - ohnehin
auch ohne Wärme ... und vergeben
(aus lauter Frust und Unsinn eben).

Es quält sich, dieses Herz, es leidet
und leiderleider, es vermeidet
es nicht, sehr tief verletzt zu werden,
- möcht nicht verweilen mehr auf Erden.
Es fasst den herben Liebeskummer
zusammen, - bringt dann diese Nummer:

Das Herz - zerplatzt,
ein letztes Bumm. ...

Die Seele lacht, -
- schert sich nicht drum -.



Re: TRAURIGe Gedichte


Irgendwann ist alles mal zu Ende.
Das Leben nimmt oft eine überraschend harte Wende
und hat man gerade noch daran gedacht,
dass eine Freundschaft wunderbar kann sein,
dann ist man plötzlich ganz allein.
Der Freund, die Freundin zog von dannen,
denn andre flugs ihr Herz gewannen.
So bleibt man mit der Trauer ganz allein
und kanns nicht fassen,
denn musste es denn wirklich sein.