Offener Brief zu den Übergriffen der HFC-Fans beim Hallenmasters in Köthen
Wie in jedem Jahr, wollten wir, die treuen Fans des VfL Halle 96, unsere Mannschaft beim Brauereicup am 14. Januar in Köthen unterstützen. Etwas besorgt vernahmen wir in diesem Jahr allerdings, dass der Hallesche Fußballclub auch an dem Turnier teilnehmen wird. Über die Mannschaft des Clubs, die ja in der Halle durchaus ansehnlich spielen kann, hätten wir uns ja eigentlich freuen können. Das Problem ist allerdings deren Anhang, der in der Vergangenheit nicht unbedingt durch friedliche Fankultur aufgefallen ist. Leider sind unsere Befürchtungen am Abend des Turniers eingetroffen. Wir waren mit 20 Fans von uns vor Ort und erlebten immer wieder diverse Anfeindungen, die sich jenseits von fußballtypischer Pöbelei befanden. Es gab diverse Angriffe auf einige von uns. Einem von uns wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen, andere so sehr getreten, dass es leichte Verletzungen gab. Jeweils in großer Überzahl bedrängte und bedrohte der Mob einzelne Fans von uns. Der auf Krücken gehende Trainer unseres Vereins wurde von den Fans des HFC angespuckt. Ein Raub konnte vereitelt werden. Es gab immer wieder Beleidigungen, wobei wir oft als Juden oder Schwuchteln bezeichnet wurden. Dass sich diese HFC-Fans auch untereinander und zum Scherz ebenfalls als Juden bezeichnen, zeigt, wie allgegenwärtig deren Verachtung für jüdische Menschen ist. Dies zeugt von einem tiefen, widerwärtigen Antisemitismus. Die Täter sind allesamt aus dem Umfeld der Ultragruppierung Saalefront, von denen auch viele anwesend waren, die aufgrund diverser Vergehen mit einem Stadionverbot sanktioniert wurden. Im Umfeld der Saalefront und vor allem bei deren Nachwuchsorganisation Jugendbande gibt es mehrere aktive Neonazis, von denen einige in der Halle durch Pöbeleien gegen uns auffielen. Wir, die Fans vom VfL, sind zum Feiern und zum Stimmungmachen nach Köthen gefahren. Wir sind und das ist bekannt friedliche Fans, die keine Lust auf Schlägereien, Schalraub oder Bedrohungen haben. Wir spucken keine Trainer und Spieler gegnerischer Mannschaft an. Wir sind keine Ultras, sondern Fans ohne einen fragwürdigen Ehrenkodex, der an mittelalterliche Banden oder Mafiagangs erinnert. Wir haben nicht vor, auf die Angriffe mit Gegenangriffen zu reagieren. Wir haben aber gegen einzelne Täter Anzeige erstattet, da Leuten, die offenbar von der Zivilisation kaum geformt werden konnten, anders nicht beizukommen ist. Wir freuen uns, dass am Abend des Turniers die Ordner und die Polizei im Wesentlichen gut mit uns kooperierten und uns so letztlich vor Schlimmerem schützen konnten. Allerdings wurde die Gefährdungslage im Vorfeld von den Veranstaltern und Sicherheitskräften falsch eingeschätzt, so dass viel zu wenig Polizisten vor Ort waren. Wir werden uns auch in Zukunft mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen dumpfe Schläger zu Wehr setzen. Wir fordern von den friedlichen Fans des HFC, dass sie sich von Gewalttätern eindeutig distanzieren. Wir fordern vom HFC, dass er in seinem Stadion das Tragen von Nazikleidung (z.B. Thor Steinar, Erik and Sons) verbietet und Leute, die antisemitische oder rassistische Beleidigungen äußern, mit einem Stadionverbot belegt.
Die Fans vom VfL Halle 96 |