Manchmal denke ich - in jener Zeit, wieviel Gegenwehr hätte ich besessen? Ein wichtige Frage, ich behaupte, wer sie nicht stellt, ist schneller verführbar. Ich weiß, dass ich in meiner doch eher gnadenvollen Zeit (egal, wieviel zu schimpfen ich finde) auch schon einige Gegenwehr hingelegt habe, besonders wenn es um Menschen ging, die ich schützen wollte. Aber manch Mist kommt sehr verborgen daher, und meist muss ich erst in ihm wühlen, um ihn wirklich kennenzulernen. Wir wissen ja nur, was wir wissen - oder meinen zu wissen. Und was noch nicht erkannt wurde, ist nicht sichtbar. Denkend an die kaum gewagte Aufarbeitung der "Nazi-Zeit", und dann vorgestellt eine Zeit, in der sie bejubelt vorhanden ist und ich bin mittendrin - das ist eine Menge Dschungel, durch den es gilt, sich zum Licht durchzubeißen.
Und besonders wichtig Jörgs Aussage, dass Werk und Person nicht in einen Topf gehören. Die christliche Aussage, die unsere Westwelt sehr prägt: An ihren Werken sollt ihr sie erkennen - und: Schon ein böser Gedanke ist eine böse Tat - das sind (nicht grundsätzlich, aber entsprechend angewandt) dummdreiste Machtworte, um Angst zu machen, Schuld zu wecken, untertan zu machen.
Benn hat Großartiges geschrieben, z.B. Kafka erst recht. Das heißt für mich nicht, dass ich in Kafka-Folge mein Werk verbrennen lasse, vielleicht noch hoffe, dass mir nicht gehorcht wird...
Ein Mensch und ein Gedanke sind zweierlei, und dann mag der "Interpret" kommen und richten, wenn er es braucht. Oder sanfter: Zweifeln oder anerkennen, immer mit dem Wissen, dass der, der urteilt, an dem Urteil, dass er über andere spricht, mit Haut, Haaren und seinem Geist verantwortlich beteiligt ist.
Hau!
-------------------- Leben heißt Suchen |