Gruppe Enigma - Texthaufen

Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Im Traum schwamm er durch seinen eigenen Speichelsee. Dichtes Seerosenblätterwerk hinderte ihn am Weiterkommen. Auf den Blättern saßen viele nackte Mäuse, sie tuschelten hinter vorgehaltenen Pfötchen und zeigten mit winzigen Krallen auf ihn, ein paar lachten hämisch. Am fernen Ufer winkte Jessica im zu, rief etwas Unverständliches und zeigte auf eine riesige Bahnhofsuhr. Die Uhr tickte laut und eindringlich. Das Ticken schwoll zu einem dröhnenden Pochen an. Jemand fasste ihn an die Schulter und er erwachte mit einem Schrei.
Als er die seine Augen aufschlug, sah er

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Jessica. Sie war nackt, bis auf eine Blumengirlande, die ihre weiße Haut sanft umschlang. Um sie herum waberte ein duftender Nebel, der Karls Sinne betörte und ihrer Erscheinung etwas unwirkliches verlieh. Karls Herz entflammte in tiefer, metaphysischer Liebe. Er wusste, dass er für diese Frau alles tun würde, alles! Wie es das Gesetz der Natur wollte, konnte er in dieser Situation kein klares Wort artikulieren. Stattdessen hielt er sich die Hand vor Augen, um im Glanz ihrer halbgöttlichen Erscheinung halbwegs bestehen zu können, während es von seinen Lippen stammelig rieselte:



"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

"Brünstige Liebe erwachte in braver Brust. Bleibt ewig in mir, ihr Regungen!"
Dann erkannte er in dem lauten Pochen seinen eigenen Herzschlag. Er schlug von innen gegen seinen Brustkorb und Karl bekam es mit der Angst zu tun, sein Herz könne explodieren. Jessica sank auf die Knie und hielt seine Hand fest in der ihren. Sanitäter kamen herangelaufen. Karl fühlte sich (mal wieder) hochgehoben, diesmal vorsichtiger, und auf eine Trage gelegt.
Er schlug seine Augen auf, konnte plötzlich wieder sehen. Vor ihm stand der alte Professor und sagte gerade:

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"Kann einer in nassen Windeln onanieren? Rainer träumt davon, aber vielleicht ohne nämliches zu unternehmen. Klein anfangen, richtig loslegen!"
Dann drehte er sich zu Karl und Jessica um und begrüßte sie auf's herzlichste: "Da seid ihr ja endlich! Hereinspaziert! Es sieht so aus, als ob unsere Zeit knapp bemessen ist. Daher will ich vor allem Dich nicht länger im Unklaren lassen, Auserwählter! Das hier ...", er zog einen goldenen Vorhang zur Seite, "...



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Hier, Karl, ist ab jetzt Dein neuer Arbeitsplatz!"
In der nachfolgenden Künstlerpause kratzte sich der Alte triumphierend am Ohrläppchen. Karl überlegte fieberhaft: Was um alles in der Welt sollte das schon wieder bedeuten? Was sollte er hier bloß arbeiten? Warum glaubten alle in diesem verdammten Scheiß-Krankenhaus, er wäre so etwas Besonderes, nur weil sein Rotz Stoff auflösen konnte?
Jessica strahlten ihn dümmlich an. Es schien sie stolz zu machen. Sie zärtelte an seinem Knie herum und säuselte ihm Unverständliches ins Ohr.
Da wurde die Tür aufgerissen und

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die schwarze Truppe um den Ochsenmann platzte herein. Ohne Vorwarnung eröffneten sie mit automatischen Waffen das Feuer auf die anwesenden Personen, die noch nicht begriffen hatte, was überhaupt vor sich ging. Das Rattern der Maschinenpistolen wurde nur aufgelockert durch das dreckige und metallisch klingende Lachen des Ochsen und



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Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Karl fühlte, wie ihn die Geschosse an verschiedenen Stellen seines Körpers trafen, spürte die Wucht des Aufpralls und sah schon fast den sagenumwobenen Lichtunnel vor sich, da schaute er doch sicherheitshalber noch mal an sich herunter. Statt der saftigen Farbe seines Blutes sah er grüne Farbkleckse, die gerade im Begriff waren, gemäß der Schwerkraft, träge an seiner Kleidung hinabzulaufen. Fassungslos tippte er seinen Zeigefinger in einen der Flecke und steckte ihn anschließen in den Mund. Es schmeckte süß. Hervorragend süß. Er blickte auf, sah den Ochsenkerl vor sich, wie er sich auf die Schenkel haute, wie er ordinär und brüllend lachte und auf ihn zeigte. Um ihn herum standen alle Leute und riefen plötzlich im Chor:

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

"Hoch soll er leben, hoch soll er leben, drei mal hoch!"
Der Ochsenmensch lief auf ihn zu und reichte ihm seine Pranke mit den Worten: "Du hast den ersten Test bestanden, Karl! Das muss gefeiert werden!"
Die große Blondine zauberte ein paar Flaschen Champagner aus einem Klappschränkchen und goss allen ein Gläschen ein, nicht ohne vorher wahnwitzig lachend alle damit nasszuspritzen. Alle fielen sich in die Arme, allen voran Jessica ihrem Karl. Mit den Worten: "Ach Karl, ich bin ja so froh, dass Du das überstanden hast. Aber noch froher bin ich,



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Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

dass Du mir treu geblieben bist, all die Jahre, in denen ich fort war. Weisst Du, Liebster, mich hat der Professor auf einen Lehrgang geschickt. Das Ganze ging so schnell, ich konnte mich nicht einmal von Dir verabschieden. Bist Du mir immernoch böse deswegen?" Sie schmiegte sich an ihn und begann, zärtlich an seinen Ohrläppchen zu knabbern.
Karl wurde warm. Seine Hirntätigkeit verlangsamte sich und so stellte er sich vorerst keine Fragen mehr über all die seltsamen Vorkommnisse. Er versank in Wohlgefühl und Jessicas Hände wurden immer fordernder. Die vielen Leute um ihn herum nahm er nur noch am Rande wahr. Gerade noch ein flüsterndes "Jess, erst total zudröhnen.Tickt...." erreichte sein Ohr, dann

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

verschwand unvermittelt das ganze Szenario um ihn herum, und er fand sich auf einer grünen Wiese wieder, umringt von bunten Blumen, summenden Bienen und zwitschernden Vögeln. In der Nähe quakten ein paar Frösche in einem plätscherten Bach. Jessaica und Karl lagen nackt auf einer rosa Wolldecke im Halbschatten eines Apfelbaums, die Luft um sie herum war warm und roch angenehm. In der Ferne hörte man einen



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