Als er die Augen wieder öffnete, sah er in ein paar besorgte Polizistenaugen. "Bleiben Sie ganz ruhig liegen, ich bin Oberwachtmeister Lippich, ein Krankenwagen ist schon bestellt.!" Karl wackelte mit dem großen Zeh. Gut. Das ging. Und der Hals? "Aua.", sagte er kleinlaut, mehr zu sich selbst als zu den anderen Menschen, die im Kreis um ihn herum standen und auf ihn herabblickten. Niemand sagte etwas, alle schauten stumm, der halbstarke Anführer von vorhin kratzte sich verlegen am Ohr. Dann hörte er plötzlich eine vertraute Frauenstimme rufen
Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
"Frische Salz- und Käsebrezeln!" "Jessica, bist du's?" Jussuf war irritiert, in dem bekannten weißen Outfit und dem Korb mit der Klingel dran seine Ex-Freundin in der Rolle des Brezelverkäufers stecken zu sehen.
All work and no play makes Jack a dull boy
Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
Karl rappelte sich mühsam auf und blickte sich um. Hinter dem Menschenkreis sah er eine Frau mit Bauchladen, die offensichtlich Brezeln anpries. Jäh wurde ihm bewußt, woher er ihre Stimme so gut kannte. Die Frisur war zwar nicht mehr dieselbe, aber Jessicas Gesicht würde er unter tausenden herausfiltern können. Jessica! Seine Jugendliebe, sein verlorengegangener Stern. Sein Kopf schmerzte und er konnte seinen Hals kaum bewegen und doch..
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wusste er, dass das Leben wieder einen Sinn hatte. Noch bis vor wenigen Minuten wollte er seinem Leben möglichst schmerzhaft ein Ende setzen, und nun stand Jessica vor ihm, und überdies hatte sie einen Korb voller Brezeln mit. Beim Anblick der duftenden Käsebrezeln und Jessicas strahlendem Lächeln füllte sich sein Mundraum schon wieder mit Speichel. Mitten in der Wiedersehensszene fühlte er unvermittelt einen heftigen Schmerz in der Magengegend.
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Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
"Nein!", rief er und da floss es ihm auch schon in die Hose. Und er erinnerte sich an das Besondere der Beziehung zu Jessica. Die Soße lief immer dann, wenn sie ihn so ansah, so wie jetzt, wenn ihm die Spucke im Mund zusammenlief, lief es auch unten. Es blubberte in seinem Bauch und der unangenehme Geruch stieg ihm in die Nase. Jessica hielt in der Bewegung inne, denn sie sah ihm das Dilemma an. Dann sprang Jussuf plötzlich aus dem Menschenring und stellte sich zwischen Karl und sie.
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"Ich hätte gern eine mit Salz!" sprach er schüchtern und zückte sein Portmonnaie, worauf alle Umstehenden zusammen zuckten. Das hatte eigentlich weniger mit ihm zu tun als mit dem Schuss, der hinter ihnen aus der Richtung des keuchenden Oberwachtmeister Werner ertönte.
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Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
Der blasse Polizist zitterte mit der Hand, die hoch in die Luft gestreckt die Pistole hielt, deren Warnschuss die Menschenmenge hat auseinanderstoben lassen. Als die wenigen fremden Leute eilig das Weite gesucht hatten, blieben nur noch Jussuf, Karl, Jessica und die beiden Polizisten zurück. Karl stank, Jussuf hielt sich die Ohren zu, Oberwachtmeister Lippich stürzte sich auch seinen Kollegen und schlug ihm die Knarre aus der Hand. Werner ging zu Boden, Jussuf trat auf den Liegenden ein und Lippich murmelte Unverständliches. Karl fasste Jessica an den Bauchladen und zog sie zu sich heran. "Du müffelst!" sagte sie und
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knöpfte ihm die Hose auf. "Sowas macht mich geil! Kannst du nochmal das mit der Rotze bringen, Karl?" "NEEEIN!" schrien die beiden Beamten und Jussuf um die Wette und stoben in alle Richtungen davon, während Jessica sich weiter an Karls Hose zu schaffen machte.
"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.
Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
Man sah Unmengen Speichel über Karls Lippen sprudeln, seine glasiger Blick ruhte auf Jessica Brüsten hinter dem Bauchladen. Beim Handtieren verlor die Herzensdame jedoch das Gleichgewicht, wankte und die Bretzeln kullerten in die Spuckepfützen am Boden. Auch Karl glitschte aus und schlug hart auf dem Apshalt auf. Es knackte hörbar und er schrie, hielt den Hals unnatürlich schräg. Sirenengeräusche kamen näher und dann wurde es schwarz um ihn.
Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!
Chefarzt Dr. Kleubner war spät dran, daher parkte er wieder einmal direkt vor der Notaufnahme und warf beim Hineinrennen dem diensthabenden Zivi den Schlüssel für seinen Porsche zu. Für ein knackiges "Einparken, Vaterlandsverräter!" hatte er alledings noch Zeit genug, als er die Treppe hoch in die Intensivstation stürmte. Dem Anruf zufolge schien es ein interessanter Fall zu sein!