Xiana klopfte Hein auf die Schulter und lachte abermals. "Glaubst du etwa ich hätte nicht bemerkt was du vor hast?" Sie sah ihn gespielt vorwurfsvoll an. "Als erstes hab auch ich meine Leute im Haus die die Augen offenhalten wenn ich nicht da bin. Zweitens sind deine Reisesachen nach dem waschen un nähen nicht lange im Schrank geblieben. Und als du uns allen auch noch Aufgaben gegeben hast die längere Zeit in anspuch nehmen und auch noch außerhalb deiner Sichtweite erledigt werden sollten da wussten wir bescheid. Keine Angst. Alles ist erledigt. Wir können also ohne schlechtes Gewissen losziehen. Diesmal kannst du uns nicht mehr abwimmeln!"
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Auf der Skanseborg der Nordmann-Schanze auf Runkel
...und eine friesische Ewers. Das macht dann sechs Schiffe in den letzten vier Wochen. Frag mich nun nicht, wieviel uns dabei durch die Lappen gegangen sind. Wer klug ist, der fährt Nachts und diese Schiffe entkommen uns. Hroc saß auf seinem Ahnensitz inmitten der großen Halle und lauschte dem Bericht seiner Hersire, während draußen der Wind pfiff und am Dachgebälk rüttelte. Zumindest würde derzeit kein Schiff dem Wintersturm ungestraft trotzen, der nun über die Küste gekommen war. Hroc nickte Jálfur Langaxt Aldurson, dem Hersir der Frosteber zu. Es ist mir wichtig, daß wir Präsenz zeigen und nicht, daß wir jedes Schiff auch kriegen. Es wird sich rumsprechen, daß man sein Schiff oder gar sein Leben verlieren kann, wenn man sich hier als Schleichhändler betätigt. Die beschlagnahmten Schiffe deshalb im Hafen zur Schau auszustellen, dies war eine gute Idee. Er nickte Brynjar Kolskeggur, genannt der schwarzbärtige Brynjar, dem Hersir der Landtruppen auf Runkel, freundlich zu. Dieser Erfolg wird uns als Abschreckung gute Dienste leisten, aber haltet den Kai vor den Lagerhäusern für Handelsschiffe frei.
Grummelnd meldete sich nun Máttur Raknisson, Hersir der Stormvinge, einer Skeidh aus Skyvik, zu Wort. Nun, wir können all die Schiffe gar nicht bemannen. Vielleicht sollten wir sie noch loswerden, bevor wir mit der Hauptflotte in die Heimat zurückkehren? Hroc lehnte sich zurück. Eine Schiffauksjon? Das wäre nicht falsch denke ich. Allerdings sitzt hier das Silber nach dem Krieg nicht mehr so locker ... aber warum eigentlich nicht? Bevor die Schiffe verrotten, da sollen sich unsere Schiffsmeister diese anschauen und überholen. Er kratzte sich am Kinn und wandte sich an Máire, eine der Unfreien aus Eire. Úlrik soll herkommen, ich habe eine Aufgabe für ihn in Perlhafen. Sie nickte stumm und eilte hinaus.
Der Jarl der Geiranger wandte sich wieder seinen Hersiren zu. In einer so großen Stadt wie Perlhafen werden wir mit einem Ausrufer nichts erreichen. Wir müssen dort mittelländische Sitten anwenden...
Zwei Wochen später an den Anschlagsbrettern der Märkt in Perlhafen:
Schiffsauksjon zu Runkel!
Zu wissen sei hiermit, daß am ersten Tag des Lenzing und somit des dritten Monds des neuen Jahres, wie unten vermeldet, der ehrenwerte Hroc Earricson, Jarl von Geiranger, Hersir der Nordmannflotte vor Danglar und Herr auf der Schutzfeste Skanseborg auf Runkel, ihre zu Kriegszeiten und zur Widerherstellung der Ordnung vorgenommen An- und Enteignungen gesetzloser Schleichhändler dem Höchstbietenden zu Runkelhavn zum Verkaufe feilhalten zulassen gedenkt.
Dem Angebot entsprechen folgende Schiffe:
I. Name: Oldungr, eine Knorr, 68 Fuß und 4 Zoll, 4 Ruderbänke, ein Mast, großes Rahsegel, Laderaum geschätzt 24 Last
II. Name: Rytr, eine Byrding, 48 Fuß und 6 Zoll, 6 Ruderbänke, ein Mast, großes Rahsegel, Laderaum geschätzt 12 Last
III. Name: Odelyna, eine britannische Nef, 78 Fuß und 7 Zoll, 14 Ruderbänke, ein Mast, großes Rahsegel, Laderaum geschätzt 22 Last
IV. Name: Fridhengest, eine bretonische Balinger, von 91 Fuß und 8 Zoll, 16 Ruderbänke, ein Mast, großes Rahsegel, Heckkastell, Laderaum geschätzt 48 Last
V. Name: Seewievke , eine Kraweel, von 117 Fuß und 9 Zoll, drei Mast, Fockmast etwa 59 Fuß, Großmast etwa 78 Fuß, Besanmast etwa 39 Fuß, Rah Fock- und Großsegel, Basan Lateinersegel, Bug und Heckkastell, Laderaum geschätzt über 80 Last
VI. Name: Dwarslooper, eine friesische Ewer, von 35 Fuß und 7 Zoll, ein Mast, Einhandsegler, Laderaum geschätzt 6 Last
Dem Interessenten wird nahegeleget, sich bei Vorlage seiner Zahlungsfähigkeit in den geirangerschen Handelshallen zu Perlhafen anzukündigen. Für eine kostenfreie Überfahrt nach Runkel durch die Nordmannflotte wird gesorget.
Gezeichnet Brynjar Kolskeggur, Hetman der vinländischen Karle zu Skansebjorg
Re: Im Auftrag des Falgahten V
In der Nacht ihres Aufbruchs sind sie wie geplant im nächsem Dorf angekommen und verbrachten dort eine ruhige Nacht. Sie hielten abwechselnd Wache. Denn sie hatten erfahren das viele Streuner durch die Gegend zogen und reisende um ihre Habseligkeiten erleichterten. Am nächsten Tag passierten sie ein Dorf in dem sie nur kurz Rast machten und sich über die momentane Lage erkundigten. Die Menschen waren verzweifelt. Die Lebensmittel schienen vorne und hinten nicht zu reichen und viele waren krank. Besonders die Kinder und Alten. Ihnen wurde gesagt das die Kranken in Perlhafen behandelt werden können doch die allgemeine Antwort war, dass ihnen der Weg zu weit und für die Geschwächten nicht zu schaffen wäre. Sie hatten recht. Kranke konnten den Weg unmöglich schaffen. Sobald sie zurück in Perlhafen sein würden, würden sie sich zusammen setzen und darüber beraten. Bestimmt würde sich eine Lösung finden. Als sie am Abend des zweiten Tages ihre Pferde in einem großen, warmen Stall versorgten kam der Grund ihrer Reise zur Sprache. Denn bisher hatte Hein ihnen nicht gesagt wo ihr Ziel ist und wen sie suchten. "Wo reiten wir denn jetzt hin Hein?" fragte Jocke während er sein Pferd abrubbelte. "Lange kannst du uns nicht mehr im Dunkeln lassen. Das weißt du." Doch Hein schüttelte nur den Kopf und wannte sich seinem zweischüssigem Schätzchen zu um es zu kontrollieren. Die anderen schauten sich fragend an. "Hein. Du müsstest wissen, das du uns vertrauen kannst. Außerdem hast du erfolglos versucht uns abzuschütteln. Obwohl ich dir gesagt habe das ich dich sowas nicht mehr alleine erledigen lasse. Du hast ja gesehen was dann passiert." nach ihren Worten stemmte Xiana die Fäuste in die Hüften und funkelte Hein an. "Wenn wir gleich am essen sind hast du genug Zeit uns alles zu erzählen was du weißt. Wir sind eine Mannschaft. Und eine Mannschaft hält zusammen." setzte Jocke hinzu und fing auch damit an seine Waffen zu überprüfen und zu reinigen. Bald waren sie alle mit irgendetwas beschäftigt als eine junge Magd mit Krügen, gefolgt von einem Burschen der ein schweres Tablett trug den Stall betrat. "Abendessen!" schallte es durch den Raum und Jocke beeilte sich dem Burschen das Tablett abzunehmen das bedrohlich wackelte.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Es war eine sternklare Nacht. Sternklar und eiskalt. Und Schnee lag auch genug. Fester, harter alter Schnee. Ein Schnee der richtig Krach macht, wenn man auf ihn tritt und der einen einen Augenblick trägt bevor er unter lautstarkem Protest nachgibt. Es hatte halt schon einige Zeit nicht mehr geschneit und die weiche Winterwelt war festgefroren wie der Bach auf der Wiese und der Weiher daneben. Das Gebäude stand recht offen und frei. Nur einen Schuppen stand an der Seite, vielleicht als eine Art Stall für Pferde. Obwohl keine Pferde zu erkennen waren. Zweistöckig war es und recht solide gebaut gut und gern 50 Ellen lang und vielleicht 20 breit. Die Fester des ersten Stocks waren länger und schmales als sie des oberen Stockwerks. Die waren dafür mit dicken Eisenstangen vergittert. Über dem zweiten Stock ragte ein recht spitzer Giebel empor und endete an den Flügeln in Schornsteinen und in der Mitte des Gebäudes in einen großen massiven Kamin. Und dieser rauchte auch. Zumindest noch ein wenig. Zentral schien der doppelflüglige Haupteingang zu liegen und zum Schuppen hin auf der rechten Seite war noch eine zweite Tür zu erkennen, deutlich kleiner. Nachdem was man sehen konnte, waren beide aus massivem Hartholz, vielleicht Eiche und auch mit schweren schmiedeeisernen Beschlägen bestückt. Vor dem Haus war geräumt worden und die Katzenköpfe vor dem Haus waren freigelegt. Nur ein leichter Rauhreif lag auf dem Pflaster. Oder war es etwas anderes? Um das Haus herum war es ruhig, nichts war zu hören. Naja, vielleicht ein leises Summen oder Zischen. Das kam von der Seitentür. Hier stand ein Fäßchen vor der Tür aus dem oben eine Schnur herausragte. Und diese Schnur zischte vor sich hin.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Mit der ersten Gruppe hockte Hein hinter dem Schuppen und wartete auf den "Türöffner". Ja, nach dem anfänglichen Beleidigtsein nach der so überraschend auftauchenden "Begleitung" war Hein sehr froh gewesen, dass die anderen nun mit im Boot waren. Allein hätte er diese Haus nicht nehmen können. Wahrscheinlich wäre er bei dem Versuch draufgegangen. Xiana hatte recht. Also hatte er seinen Plan angepasst. Die erste Gruppe unter Hein würde durch die geöffnete Seitentür sofort in das Haus eindringen und jeden Widerstand niedermachen. Eine zweite Gruppe unter dem Kommando von Chariva würde versuchen in die Kellergewölbe zu gelangen, um etwaige Gefangene zu beschützen und zu befreien. Je nach Widerstand würden sie dann das Haus entweder erobern oder nur die Gefangenen befreien und dann das ganze Gebäude in Brand setzen. Wenn die Khardin es so wollten, durften sie die Flamme der Läuterung am eigenen Leib spüren. Wenn sie herauskamen, dann würden zwei Drehbassen vor dem Haupteingang geladen mit Schusternägeln, Eisenschrott und Dreck in den Händen von Titje und Pöpke auf sie warten. Hein freute sich schon drauf. Und noch immer zischte die Lunte. In der Nachricht von den Dons - die mittlerweile schon zehn Tage alt war -, war dieses Haus der Läuterung noch als "bewohnt" eingestuft. Viele Leute des Umlandes seien in dieses Haus hineingebracht worden und nur ganz wenige wieder heraus gekommen. Der Keller sollte sehr geräumig sein und viele Zellen und sonstige Räumlichkeiten enthalten. Um das Haus herum war das Gelände als bewaldet beschrieben worden. Das stimmte schon mal nicht. Hier stand im Umkreis von 200 Klaftern kein Baum mehr. Hein hatte ein ganz ungutes Gefühl. Er hoffte, dass er seine Leute hier nicht in eine Falle geführt hatte. Jetzt ging es nicht mehr nur wie vorher nur um ihn, wo Fallen einfach akzeptabele Risiken waren, hier ging es wieder um seine Ameländer und seine anderen Freunde. Das Zischen der Lunte war immer noch zu hören. Lange konnte es nicht mehr dauern. Er rückte nochmal seinen Bolger zurecht, überprüfte nochmal das zweischüssige Schätzchen und nickte Xiana und Jocke zu. Die nickten zurück. Das Zischen wurde erst leiser, dann wurde es hell bevor es fürchterlich laut wurde. Den Bolger gezückt, rannte Hein um die Ecke und auf die rauchende geschwätzte Türöffnung zu. Und seine Gruppe hinterher.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Hein legte ein ordentliches Tempo vor. Doch Xiana schaffte es mit ihm zusammen die Tür zu erreichen. Dichter Qualm hüllte sie ein als sie in der Tür standen. Soweit so gut. Der Überraschungsmoment war auf ihrer Seite. Langsam schob sich Xiana durch die Tür. Sie auf der einen, Hein auf der anderen Seite und Jocke nah hinter ihnen. Immer weiter drangen sie in den Raum ein. Immer noch nichts. Keine Schreie, Rufe oder geflüster. Es war still. Überall im Türbereich lagen Trümmer herum. Ihr Türöffner hatte wie immer gute Arbeit geleistet. Eine leichte Briese verjagte den größten Teil des Qualmes und gab eine verschwommenen Sicht frei. Nichts. Kein Mensch. Der Raum war wohl etwas wie eine Vorhalle. Stühle standen an den Wänden und ein Tisch am gegenüberliegendem Ende von ihnen. Inzwischen waren alle im Gebäude und der Rettungstrupp machte sich vorsichtig auf den Weg zu den Kellern. Xiana stand verwirrt da. Bewohnt? Naja. So sah das hier aber nicht aus. Auf ein Zeichen von Hein gingen sie zur nächsten Tür. Hinter ihr müsste eigendlich der Raum mit dem großem Kamin sein. Jocke hatte schon die Hand am Türgriff. Hein und Xiana standen zu beiden Seiten neben der Tür. Hein nickte ihm zu und er öffnete mit einem Ruck die hölzerne Tür und stand mit einem Schritt in dem Raum dahinter. Die beiden anderen folgtem ihm und liefen fast in Jocke hinein al der plötzlich stehen blieb.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Hein rannte in Jocke hinein, der in der Eingangstür zu dem großen zentralen Kellergewölbe stehen geblieben war. Hein schob Jocke vorsichtig beiseite und schaute in den Raum hinein. Fast alles war grau. Schweres robustes Holzmobilar , einige Tische, Stühle aber auch zwei Streckbänke und eine Schmiede waren zu erkennen. Alles dick mit Asche bedeckt. An der Seite standen große Säcke, grau von Asche. Und viele große Aschehaufen ordentlich aufgeschichtet in Reihen waren an der hinteren Wand postiert. In der Mitte des Gewölbes war ein Großer Ofen an der Basis des großen Schornsteins , den man ja schon gut von außen hatte sehen können. Zwei große schmiedeiserne Klappen von je zwei Ellen Breite und vier Ellen Höhe waren nur halb geschlossen. Und vor dem Ofen war ebenfalls Asche zu sehen. Und in der Asche schimmerte es braun und wie elfenbeinfarben heraus. Auch die Formen die erkennbar waren, kamen Hein bekannt vor. Knochen. Alle Arten von Knochen. Oberschenkel, Rippen, Unterkiefer, Schädel, Finger und Füße... Hein hielt sich an der Türzarge fest. Knochen. Menschliche Knochen. Chariva kam aus den hinteren Kellergewölben zurück. "Hein, da hinten ist keine Menschenseele mehr, die müssen die Gefangenen in einer Nacht und Nebelaktion weggebracht..." Das "haben" blieb Chariva im Hals stecken, als sie die Tür zum Ofengewölbe erreicht hatte. Mit einer sehr ruhigen Stimme antwortete Hein. "Das glaube ich eher nicht, Chariva."
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Eine Träne fiel auf den Boden. Als sie aufschlug bildete sich ein kleines Wölkchen aufgewirbelter Asche und huschte über den Boden. Xiana drehte sich in dem Raum auf der Stelle. Doch alles was sie sah war die Asche von verbrannten Menschen. Hier war keiner mehr am leben. Sie hatten die Gefangenen lieber verbrannt als sie mit zu schleppen. Wer weiß wie viele es wohl waren. Sie rannte hinaus. Hemmungslos schluchzend blieb sie in der kalten, klaren Luft stehen. Warum nur? Wie konnten sie so ertwas tun? Xiana drehte sich wieder um und ging hinein. Sie nahm ihre Axt und fing voller Wut an alles zu zerstören was ihr in den Weg kam. Tische, Stühle... Plötzlich packte sie jemand von Hinten und hielt sie fest. Sie wehrte sich heftig bis ein anderer ihren Arm zu packen bekam. Wütend blickte sie in das Gesicht das neben ihr auftauchte. Es war Hein. Auch er weinte stille Tränen. Sie gab ihren Wiederstand auf ließ die Waffe fallen und sackte in sich zusammen. Jocke hielt sie fest umschlungen. Als sie sich wieder im griff hatte wandte sie sich an Hein. "Diese Gebäude sind noch nicht lange verlassen. Wieviele von diesen Monstern waren hier? Sie können noch nicht so weit sein." Alle schauten ihren Quartiermeister fragend an. Sie waren alle zutiefst erschüttert. "Wir sollten sie verfolgen." Sagte Jocke und nickte den anderen entschlossen zu. Xiana schaute ihn an und nickte. "Ich werde jeden einzelnen von ihnen töten egal wie weit ich ihnen folgen muss!"
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Winterjagd...
Die Stille des Winters ist eigen. Sie legt sich wie eine weiße Decke über das Land und scheint jegliches Leben in ihrem glitzerndem Glanz erstickt zu haben. Die Zeit scheint stillzustehen, an solchen Tagen ... bewegungslos, festgefroren in einem Bild aus Eis. Es ist ein tröstliches Trugbild, erinnert es doch an die ferne Heimat, aber dennoch ist es ein Trugbild. Nichts steht auch hier wirklich still und das Leben, zäh und unbändig wie es ist, findet auch an diesem Ort seinen Weg, dem eisigen Frost zu trotzen.
Wenn man ganz genau hinschaut, so stellt man dann und wann kleine Bewegungen fest und das rötliche Fell eines Fuchses bildet einen irrealen Farbtupfer in der sonst einseitigen Winterwelt. Vorwitzig wie er ist, legt er sich nicht den weißen Pelz des Hasen und des Schneehuhns zu, deren vorsichtige Schritte in dieser Zeit stets von Pausen und argwöhnischer Umsicht unterbrochen werden. Doch sind es genau diese kleinen Bewegungen, die das Auge des Jägers auf sich ziehen.
So wendet sich der Blick auch jenem kleinen Punkt zu, der sich eher unbeholfen auf zwei Beinen durch den tiefen Schnee kämpft, stürzt, sich eilig wieder aufrichtet, um sich hiernach mit ungeschickten, kraftraubenden Bewegungen durch den Tiefschnee zu kämpfen. Weit müssen die Beine gehoben werden, um sie den teils bis zur Hüfte des Mannes reichenden Schneemassen zu entreißen. Pulvriger Schnee durchbricht die gefrorene Deckschicht und wird wie eine Bugwelle vorweggeschoben. Solch Vergeudung von Kraft in dieser Zeit der Not deutet nur auf eines hin: Verzweiflung.
Warmfeuchter Dunst steigt über dem Mann auf und der dampfende, keuchende Atem geht rasselnd. Stetig wendet sich sein Blick zurück, doch da ist niemand zu sehen, nichts, außer drohenden Schatten zwischen dunklen Bäumen. Schmerz durchzuckt den geschundenen Körper und läßt die blutig-rissigen Hände sich verkrampfen. Diese traurige und triste Erscheinung wird durch zerschlissene Kleidung ergänzt. Kleidung, die einstmals von verhaltenem Wohlstand zeugte, doch sich nun derart zerschlitzt und befleckt nichts mehr von ihrem alten Glanz bewahrt hatte.
Furchtsame, fiebrige Augen wendeten sich wieder nach vorne, einem entfernten Ziel, einem Fluchtort, der Sicherheit entgegen. Abgeschüttelt wurden die schmerzenden Krämpfe und die Bewegung wieder aufgenommen. Der Kampf durch diese verweißte Winterlandschaft, zwischen vereinzelten Waldungen hindurch und über unberührte Freiflächen hinweg begann erneut. Nicht sah er die Schatten, welche sich zwischen den Bäumen lösten und geisterhaft über die verschneiten Wiesen hinwegglitten...
Re: Im Auftrag des Falgahten V
"...ich habe euch schon zwanzigmal gesagt, dass ihr alles mitnehmen sollt, was noch irgendwie brauchbar ist! Warum muß ich hier alles immer wieder wiederholen? Denkt gefälligst mal mit!" Ziemlich bedröppelt lief der zweite Hauke wieder zu den Säcken. Als Hein sein Gesicht sah und wie er dann von dannen zog, tat ihm sein Ausraster schon wieder leid. Er hatte nicht mit so einer Lage gerechnet. Er hatte nicht damit gerechnet, einen Keller voller Asche zu finden und dann Säckeweise Kleidung aller Art und Schuhe. Aber die kleinen Kinderschuhe im letzten Schuhsack hatten ihm den Rest gegeben. Er hatte gehofft ein wenig seiner Wut bei den Aktionen gegen die Khardin wieder loszuwerden, aber dieses Haus hier brachte nur das Gegenteil. Es fehlte nicht mehr viel und er würde platzen. Aber den Hauke traf keine Schuld. Und Xiana, Jocke oder Pöpke und Shariva auch nicht. Aber wohin mit seiner Wut? "Jocke! Hauke! Holt euch zwei stärke Gäule und ein paar Äxte. Schaut, ob ihr hier irgendwo eine Säge oder sowas findet. Dann kommt wieder zu mir." Jocke schaute von einem Sack auf. Sagte aber nichts. "Wir gehen gleich Holzhacken. Viel Holz!" "Möchtest du grillen? Oder ein Freudenfeuer machen?" fragte Jocke ein wenig spöttisch. Auch seine Laune schien nicht die Beste zu sein. Hein mußte ein wenig lächeln. "Ja, eine Art Freudenfeuer wird es zumindest für mich sein." grinste er Jocke an. "Wenn wir dieses Gemäuer bis zum Boden niederbrennen. Hier darf kein Stein auf dem Anderen bleiben. Und wenn die Keller nicht von selbst einstürzen, dann füllen wir die danach noch mit Pulver und jagen den ganzen Mist in den Himmel." 'Und dann suchen wir weiter..' dachte er und wußte nicht mehr so genau, ob er es ausgesprochen hatte oder nicht.