"Oje, die arme Braut", sagte sie zu Jupp der sie traurig ansah. " Hoffendlich geh....", ein lautes rufen drang aus dem Inneren des Lazaretts. Die beiden schauten sich erschrocken an und liefen hinein. Hein lag tobend auf seinem Bett. "Ist gut Hein. Wir sind hier". Xiana versuchte ihn zu beruhigen doch er stammelte sich irgend ein Wirrwar von Wörtern und Sätzen zusammen. "Hein. Wenn du so schnell sprichst versteh ich dich nicht. Hein. Hein! HEIN!!!" Sie verpasste ihm eine. "So. Und jetzt ganz langsam. Wie können wir dir helfen? Und reg dich bitte nicht so auf, sonnst können dir die Leute hier bald auch nicht mehr helfen" Liebevoll blickte sie ihm in die Augen und wischte ihm den Schweiß von der Stirn.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Die Tür öffnete sich und ein Stapel zusammengefalteter Tücher marschierte herein, oben drüber lugte die Spitze eines Filzhutes hervor. Dann schob sich Roxsanas Gesicht seitlich am Stapel vorbei: Ich will hoffen, ich störe nicht? Ein kleiner Tritt gegen die Tür, dann fiel diese geräuschvoll ins Schloss. Die Tücher legte sie auf dem Waschtisch ab. Sie hielt kurz inne und rieb sich, einen Fluch murmelnd, die Seite, dann trat sie ans Bett. So, Hein, nu- Sie unterbrach sich, um Hein zu lauschen, der gerade Was ist mit meiner Brau- hervorbrachte, als Roxsana ihm ins Wort fiel: Ah, die Braut, ihr wird es gut gehen, sage ich dir. Aber nun muss ich etwas zu dir sagen, was sehr wichtig ist, denn ich muss dir danken. Hein wollte ihre Atempause nutzen, um etwas zu sagen, doch Roxsana fuchtelte mit dem Zeigefinger abwehrend vor seinem Gesicht herum. Seine Augen folgten dem Finger. Schhhh. Sage nicht, es ist zu früh, denn es ist niemals zu früh, um zu danken. Aber es kann sehr leicht zu spät dafür sein, und darum tue ich es nun. Der Finger verschwand, stattdessen erschien ihr Gesicht über ihm und drückte ihm einen Kuss auf die linke Wange. Ich danke dir dafür, was du tust und was du riskierst. Ich weiß, dass es schmerzt, dass die toten Männer schmerzen und wie dich die Braut schmerzt, viel mehr, als die Wunden schmerzen. Ich weiß dieses, weil deine Braut wie mein Vorkjew ist. Eine Heimat wie eine Vertraute. Ich danke dir, was du auch für mein Vorkjew tust. Sie drückte ihm einen Kuss auf die rechte Wange. Die Khardin machen es krank und was sie tun, macht es krank. Doch ich kann nun darauf vertrauen, dass mein Vorkjew heil wird. Ich weiß, dass es heil wird. Und ebenso wird deine Braut heil werden. Alles wird heilen. Roxsana schaute Hein in die Augen und drückte im einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Und ich werde in die Heimat gehen können, von der ich dachte, ich würde sie nie wieder betreten. Und du wirst ein Teil von jenen sein, die dies zu mir getan haben. Ich danke dir. Sie drehte sich um und begann, die Tücher wegzuräumen.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Kascha zwang sich zu einem Lächeln und schüttelte den Kopf. Nein, es ist niemand verletzt. Niemand von der Sense, meine ich. Ich bin nur hier, weil ... Ein Toter wurde an ihr vorbeigetragen, im rot-weißen Wappenrock. Sie biss sich auf die Lippen. Ich wollte etwas tun. Und sehen, ob hier alles in Ordnung ist. Sie zögerte. Sind es viele ... hier ... die es nicht schaffen? Unwillkürlich rieb sie über ihre vernarbte Wange. Ich habe nie gezweifelt. Seit über zehn Jahren bin ich im Orden, und ich habe nie gezweifelt, nicht einmal. Aber nun ... Sie brach ab.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Jana nahm Kascha in die Arme. "Ich kann dich gut verstehen. Es sind so viele... So schrecklich viele die hier im Bruderkrieg sterben." Sie bemerkte das Zucken Kaschas bei dem Wort Bruderkrieg. Ich Idiot, dachte sie. " Dennoch ist der Weg richtig. Denk daran wie plötzlich als Ketzer verbrannt wurden, obwohl sie nichts getan hatten. Denk an die grausamen Experimente und die widerrechtlichen Mechanisten! Diese verdrehte Mischung aus Mensch, Stahl und Dryaden!" Zuletzt war ihre sanfte Stimme hart und schneidend. Sie riss sich zusammen und redet wieder beruhigend weiter: "Ich weiss, dass es ein schrecklich hoher Preis ist. Ein zu hoher vielleicht. Aber ich weiss auch, dass es der einzig mögliche Weg ist. Das einzige was du und deine Schwestern und Brüder noch tun können ist zu versuchen die Grausamkeit nicht gewinnen zu lassen und auch im Krieg immer fair zu bleiben. Gefangene statt Tote." Sie drückte Kascha kurz an sich, tröstend aber auch selber ein wenig die Nähe und den Trost brauchend. "Wir schaffen das. Der Frieden wird zurückkehren und wir werden wieder einen Falgathen haben!"
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Pöpke stieß schwungvoll die Tür auf und stapfte in den Raum, einen Hauch von Asche mit hereintragend und Nala und Fedder hinter sich herschleifend. Ich wollt mal nachsehen, wies dem Hein geht!, warf sie in den Raum, dann quetschte sie sich zwischen die Umstehenden neben Hein und schaute ihn an. Immerhin ist er jetzt wach. Ihr fiel ein, dass ihr irgendjemand einmal gesagt hatte, es wäre unhöflich, über Anwesende so zu reden, als ob sie nicht da waren, und Pöpke räusperte sich. Na, Hein, wie gehts?
Re: Im Auftrag des Falghaten III
So sanft, als wolle sie Pöpkes Überschwung irgendwie kompensieren berührte die Handfläche Nalas die eigene Stirn. Sie seufzte, als der Blick über die Situation streifte und rollte dann mit den Augen. Ein ganzer Haufen nonverbaler Ausdrücke den sie in einem Bruchteil von Sekunden zu Tage brachte und der die Aufnahmefähigkeit eines Ordenskriegers womöglich vollkommen überladen hätte - zumindest war sie der Meinung, das dem so sein könnte.
"Pöpke..." meinte sie und grinste erst schief, dann entschuldigend und dann wieder amüsiert. Hätte sie soetwas wie ein Guthaben an Gesichtsausdrücken, so hätte sie dieses sicher innerhalb von kürzester Zeit arg belasted. Dem Erbauer dankte sie, kein Ordenkrieger zu sein.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Kascha ruhte einen Moment an Janas Schulter, dann versteifte sie sich abrupt und löste sich aus der Umarmung. Sie starrte an Jana vorbei an die Wand ... oder durch die Wand hindurch. Ich mache Fehler. Ich denke zuviel, wo ich es nicht sollte, und ich denke an die falschen Dinge, wo ich denken sollte. In Malakor hatte ich den Befehl über die Sense ich hätte alle umbringen können. Mein ... Kopf ist nur ausgefüllt von diesem Lied, was wir damals sangen. Kivan wird sterben in diesem Krieg. Ich weiß es, ich habe ... ich weiß es. Sie schüttelte langsam den Kopf, den Blick immer noch starr auf die Wand gerichtet. Ich mache Fehler. Wie kann ich so dienen? Wie kann ich so kämpfen?
Re: Im Auftrag des Falghaten III
"Jeder von uns macht Fehler oder zweifelt manchmal. Wüssten wir es schon, wäre es keine Herausforderung. Du kannst zweifeln und du kannst dich entscheiden. Und das ist gut so, so ging es selbst dem Erbauer, als er noch Falgath war. So erging es auch Djestre. Oder Regolach. Du hättest alle in Malakor umbringen können? Das kann jeder Befehlshaber. Du hast aber alle heil nach Hause gebracht!" Jana legte Kascha die Hand auf die Schulter:" Du hast es gut gemacht! Alle leben noch, trotz oder vor allem dank deiner Führung! Du kennst nun deine Fehler und mit dem Wissen wirst du es noch besser machen"
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Thjálmi Svakinson begleitete die Patrouille der Nordmänner an diesem Morgen, denn ihm war der lange Aufenthalt und die Arbeit im Lazarett zu einem Graus geworden. Er brauchte dringend frische Luft und andere Gedanken. So war ihm die Begleitung von Hafli, Jógrimur und Rati, die an diesem Tage auf den Straßen für Ordnung sorgten, mehr als recht.
Nach den ersten Tagen der Befreiung war es zu vereinzelten Plünderungen und Diebstählen auch in dem Stadtviertel nahe des Hafens gekommen, in welchem die Nordleute Quartier bezogen hatten. Als diese letztlich drohten, aus dem Ruder zu laufen, da schickte der Jarl von Geiranger seine Männer in die Gassen. Zwar hatte er dazu keine wirkliche Befugnis, doch wollte er Ruhe und Sicherheit in der Umgebung seiner Truppen.
Die Verwaltung der Stadt lag so kurz nach den Kämpfen brach. Es fehlte an allen Ecken und Enden an Lôgmannen ... oder Staatsdienern, wie sie teils in den Mittellanden genannt werden, und nicht zuletzt auch an Bütteln. Manch ein Kharad-Freund oder ein als solcher zu recht oder unrecht verfemter Mensch hatte die Schlacht und die folgende Nacht nicht überlebt. Der Mob der Einwohner hatte wenig Sympathie mit möglichen Kolloborateuren gehabt. Die Folge war eine kurzeitige Gesetzlosigkeit, die von den Ruchlosen ausgenutzt wurde und bei der nicht zuletzt die Unschuldigen und Schwachen litten.
Das Vorgehen der Nordleute hierzu kam schnell, war strickt, geradlinig und setzte ein Zeichen. Hroc ließ seine schwergerüsteten Huscarle aufmarschieren und zerstreute einen plündernden Mob mit Waffengewalt. Seit diesem Zeitpunkt patrouillierten die Nordmänner die Straßen und sorgten in dem Stadtviertel um ihr Quartier für Ruhe und Ordnung. Auf diese Weise konnten auch die ersten Händler am Marktag wieder ihren Geschäften nachgehen und es kehrte ein klein wenig Normalität in die kriegsgeschädigte Stadt ein. Letztlich gingen die Tage ins Land und das Leben in Perlhafen beruhigte und organisierte sich, soweit dies in Kriegszeiten möglich war.
Nun folgte Thjálmi eben Hafli, Jógrimur und Rati in einer dieser Patrouillen und besah sich staunend jene Stadt und ihre Einwohner, in die sie das Schicksal in geführt hatte. Thjálmi, der schon früher selten aus Vinland herausgekommen war und seit seiner Übersiedlung nach Skógar auf Eisland erst recht keine südlichen Länder bereist hatte, konnte Halfis Einwurf, daß dies nur eine größere Hafenstadt war und wenig mit Metropolen wie Miklagard gemein hatte, kaum glauben. Entgegen der Ruhe und Beschaulichkeit einer vinländischen Siedlung erschlug einen die Stadt mit ihrem Trubel und den Menschenmassen. So schritten sie weiter durch die Straßen und Thjálmi schaute sich wißbegierig um. Der durch die Kriegszeiten eher karge Markt erregte dabei Thjálmis Aufmerksamkeit. Er war ein Sammelsurium aus den seltsamen Waren, wobei Gegenstände aus getötetem Holz bei weitem die seltsamsten waren.
Er hatte eine lange Diskussion mit einem Händler über den Sinn von getötetem Holz, aber in einem Land, indem der Haß auf alle Schöpfungen des Waldes so tief saß, war dies vielleicht doch nicht verwunderlich. Die Geschichte dieses Waldfürsten war absonderlich und seine Macht und seine abscheuliche Verderbtheit über die Heiligen Haine sowie auf Freyrs Volk muß furchterregend sein. Als er sich mit den anderen Goden hierüber besprach, war der Beschluß mehr über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen rasch gefallen.
Und so streiften sie weiter durch die Gassen der Stadt...
Re: Im Auftrag des Falghaten III
"Mann Hein, so wie wir dich von dem Werftmeister runterzerren mussten, hätten wir wohl eher eine Brechstange gebraucht. Den erkennt seine eigene Frau nicht mehr wieder." lachte Fedder. "Da kann ich ja froh sein, dass du mich nicht gehört hast, als ich dir gedroht habe, wo du bei der Kanonenstellung am Verrecken warst. " Anscheinend war der Signalgast unsicher ob der Emotionalität, die im Raume stand, und versuchte das zu überspielen.