Where dreams come true - Fan Fictions

Puzzle of my heart (fertig)

Re: Puzzle of my heart

wie gehts weiter ????



Re: Puzzle of my heart

lol

ich ahne es.....

Re: Puzzle of my heart

Glaub ich dir nicht snoops!



Re: Puzzle of my heart

Und so geht's weiter...

„Alexa!“ „Shane!“ sahen Mark und ich uns gleichzeitig mit großen Augen an und ich konnte es einfach nicht glauben. Als ich dann Alexas Stimme jedoch doch noch mal hörte und sie „Oh Shane“ kicherte, glaubte ich es sofort und hämmerte gleich mit meinen Fäusten an die Tür: „Alexandra Clarissa Ecker, hör sofort auf damit und mach gefälligst die Tür auf!“. Es war mir so egal, ob mich die Nachbarn hörten oder was Mark jetzt von mir dachte, ich wollte nur noch dass diese blöde Tür endlich aufging und ich mich doch getäuscht hatte! Das hatte ich aber nicht und Alexa öffnete mir tatsächlich von innen die Tür. Ein paar einzelne Strähnen ihrer roten Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte, standen von ihrem Kopf ab und die beiden obersten Knöpfe ihrer schwarzen Bluse waren offen und als ich an ihr vorbei schaute, da sah ich, wie Shane gerade noch die Schnalle seines Gürtels zumachte. „Was is’n nur lohos?“ fragte sie nuschelnd und musste sich am Türrahmen festhalten um grade stehen bleiben zu können. Ihre Fahne wehte mir gleich entgegen und der nach zu urteilen, hatte sie nicht gerade wenig Alkohol zu sich genommen. „Ich kümmere mich mal um Shane!“ sagte Mark in einem scharfen Ton und ging darauf zu ihm rein. Ich ging ebenfalls ins Zimmer und nachdem Mark mit Shane gegangen war, machte ich die Tür hinter ihnen zu und drehte mich zu Alexa. Die saß inzwischen auf ihrem Bett und hatte die Hände in den Schoß gelegt. Sie sah auf einmal wie ein richtiges Häufchen Elend aus. „Ähm, nur damit ich das jetzt hier nicht falsch verstehe, aber du und Shane, ihr...ihr hattet doch...ähm...noch nicht das, wonach es...äh...sich angehört hat, oder?“ wollte ich direkt von ihr wissen um die Lage zu verstehen und sicher zu gehen. Alexa schüttelte zu meiner Erleichterung den Kopf. „Sag mal, was sollte das denn da eben? Hast du mir nicht noch erst letztens erzählt, dass du Gefühle für Kian hast, ja sogar in ihn verliebt wärst? Ihr verbringt doch auch immer so viel Zeit zusammen, auch die Nächte und schmust herum und küsst euch ab und zu auch vor den anderen... Habt ihr das zwischen euch etwa noch immer nicht geklärt!? Und wieso hättest du dann beinahe mit Shane... na, du weißt schon?! Empfindest du jetzt auch was für ihn? Kannst du dich zwischen beiden nicht entscheiden, oder wie? Erklär es mir, denn ich blick da gerade überhaupt nicht durch!“ fuchtelte ich hilflos mit den Händen in der Luft herum und wartete ungeduldig darauf, dass sie endlich mal etwas sagte. Plötzlich hörte ich ihr schluchzen und sie sah zu mir hoch. „Ich will nichts von Shane. Das...das war quasi eine...eine Kurzschlusshandlung...von uns beiden. Wir haben uns unten an der Bar getroffen, bloß zufällig, und dann haben wir uns zusammen an den Tresen gehockt und unseren Kummer einfach runtergespült...“, ließen ihr Tränen über das Sprechen langsam nach und ich fragte: „Welchen Kummer?“. „Ach, Shane muss wohl wieder ziemlichen Zoff mit Gillian haben, weil er dauernd so viel unterwegs ist, oder so!? Weiß nicht mehr so genau.“ nuschelte sie in einem irgendwie etwas gleichgültig klingendem Ton und knöpfte sich ihre Bluse wieder richtig zu. „Und du?“ ging ich mit einem leichten Seufzer vor ihr in die Hocke und lehnte mich mit beiden Armen auf ihre Knie. Als sie mich dann wieder ansah, konnte ich erneut Tränen in ihren Augen sehen. Alexa war genau wie ich jemand, der nicht sonderlich gerne vor anderen Leuten weinte, auch nicht vor der besten Freundin! Doch wenn es uns so dermaßen mies ging, dass wir gar nicht mehr anders konnten, dann heulten wir uns bei der anderen aus ohne uns anschließend dafür vielleicht zu schämen. „Kian ist so ein Arsch!“ schluchzte sie wütend und ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf. Sofort setzte ich mich neben sie aufs Bett und nahm sie tröstend in die Arme. Ich beschloss, sie erst nach Kian zu fragen, wenn sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, aber Alexa redete ganz von alleine weiter... „Ich hab ihn hier auf dem Flur mit so einer Blondine gesehen, als ich aus dem Lift gestiegen bin. Sie standen nebeneinander und hatten gegenseitig die Arme umeinander gelegt, dann sind sie in seinem Zimmer verschwunden.“ weinte sie bitterlich und umarmte mich fest. Da ich nicht wusste, ob sie noch etwas sagen wollte, legte ich bloß meine Hand auf ihren Kopf und fing damit an ihr beruhigend über die Haare zu streichen. Ihr herzzerreißendes Weinen und Schluchzen hörte nur wieder sehr langsam auf. Ich konnte mich nur zu gut in ihre Gefühle hineinversetzen und hätte beinahe auch angefangen zu weinen, tat es aber nicht, weil mir auf einmal wieder die Bilder vom Grillabend in Irland einfielen. Diese Blicke mit denen Kian sie immer angesehen hatte und dann das glückliche und verliebte Lächeln in seinem ganzen Gesicht, als sie an dem einen Morgen an der Tür gestanden hatten und sich verabschiedeten... „Das wirkte so ehrlich, dass es nur echt gewesen sein kann!“ dachte ich und war mir vollkommen sicher. Langsam löste sich Alexa wieder aus unserer Umarmung und entgegnete mir bestimmend: „Blond. Eine Blondine, Michi! Sicher dieselbe, mit der du ihn schon mal gesehen hast!“. „Ich kann und will es auch einfach nicht glauben, dass er dich wirklich und wahrhaftig bescheißt!“ schüttelte ich den Kopf. „Glaub was du willst, aber ich hab die beiden in sein Zimmer gehen sehen, das war mir Beweiß genug.“ konterte sie tonlos und öffnete die Tür zum Bad. „Ja, spritz dir mal ordentlich kaltes Wasser ins Gesicht, das erfrischt!“ rief ich ihr noch beiläufig nach und hing meinen eigenen Gedanken weiter nach. Freudig bellend und Schwanz wedelnd kam auf einmal Whisky aus dem Bad gelaufen und wollte zu mir auf das Bett springen. „Mein Wildfang!“ hob ich ihn lachend hoch und knuddelte ihn erstmal. Ich hatte den Kleinen schon richtig vermisst! Nach einer ordentlich Runde schmusen, setzte ich Whisky vor mich auf die Decke und beobachtete ihn. Seine Äugelchen strahlten fröhlich und seine kleine rosafarbene Zunge hing ihm hechelnd aus der Schnauze. „Sei froh, dass du kein Mensch bist, da hat man bloß Probleme!“ stützte ich seufzend meinen Kopf in die Hände und streichelte ihm noch mal übers Köpfchen. „Was hast du gesagt?“ rief Alexa aus dem Badezimmer. „Ach nichts, schon gut!“ meinte ich, dann lief das Wasser ihrer Dusche wieder weiter und ich dachte noch einmal über Kian nach... Würde er tatsächlich zweigleisig fahren? Handelte es sich überhaupt um die gleiche Blondine und wenn ja, war sie vielleicht wirklich nur eine Bekannte oder eine seiner Schwestern? Es ließ mir keine Ruhe... „Wenn ihr schon nicht klarstellen wollt, ob das mit euch was Festes ist oder nicht, dann muss zumindest diese andere Sache mal jemand in die Hand nehmen!“ gingen meine gedanklichen Feststellungen in Richtung Bad und ich beschloss selber dieser Jemand zu sein. „Mit dieser Blondine muss irgendwas anderes sein! Und das kriege ich auch raus, noch heute...“ rief ich noch, bevor ich raus auf den Flur ging und die Zimmertür hinter mir zufallen ließ. Doch wo war Kians Zimmer eigentlich? Bevor ich mich dieser Frage jedoch genauer widmete, ging ich erstmal in mein Zimmer und setzte Whisky, den ich auf meinen Armen mit raus getragen hatte, in sein Körbchen. In meinem Badezimmer rubbelte ich mir noch schnell die Haare mit einem Handtuch trocken, bevor ich Whisky mit einem „Schön brav bleiben.“ wieder verließ und das Zimmer mit dem goldenen Schlüssel und dem schweren Anhänger daran abschloss. Tja, wo könnte Kians Zimmer denn wohl sein? Auf diesem Flur ja auf jeden Fall, denn Bryan, Mark, Shane und auch Alexa wohnten schließlich ebenfalls alle hier oben. „Aber wo genau könnte Kians sein?“ sah ich mich überlegend um, als sich direkt hinter mir eine Tür öffnete und ich Mark sagen hörte: „Na, wohin wohl? Runter und einen Lappen holen. Du bleibst erst mal besser im Bad!“, dann machte er die Tür hinter sich zu. „Oh, hi! Na, auch auf der Suche nach einem nassen Lappen und einem Eimer!?“ strich er sich grinsend über den Hinterkopf und wirkte irgendwie in Hektik und auch ein wenig geschafft. Mir schwante da schon so was.... „Uh, hat sich Shane etwa schon übergeben müssen?“ Mark nickte nur mit verkniffenem Gesicht und meinte: „Zweimal. Zuerst auf den Teppichboden genau vor der Tür zum Bad und dann im Bad selbst.“ und hielt währenddessen zur Unterstützung noch zwei Finger hoch. „Auweia! Ähm, aber um auf deine Frage zurückzukommen... Nein, ich bin eher nach Kians Zimmer auf der Suche. Du weißt nicht zufällig welche Tür dazugehört?“. „Doch. Gleich die da drüben.“ antwortete mir Mark und zeigte mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger auf ein Zimmer quer gegenüber von uns. Etwas Gedankenverloren sah ich auf seine beiden Finger und mir fiel plötzlich auf, dass Mark des Öfteren die ulkige Angewohnheit hatte, mit beiden gleichzeitig und nur ganz selten mit dem einzelnen Zeigefinger auf etwas zu zeigen. Das war mir auch schon mal bei der Autofahrt nach Sligo aufgefallen, da, wo ich das Schild mit dem Stadtnamen erst gar nicht gesehen hatte. Eigentlich war es mir ja bloß aufgefallen, weil ich es für so ungewöhnlich hielt, doch jetzt fand ich es sogar irgendwie süß! „Danke.“ verabschiedete ich mich und während ich zu der Tür ging und klopfte, verschwand Mark im Aufzug. Ich musste noch zwei oder drei weitere Male klopfen bis sich hinter der Tür endlich etwas regte und ich Kian stöhnend motzen hörte: „Mann Leute, es ist mitten in der Nacht, könnt ihr keine Uhren mehr lesen!?“. „Schon, aber es ist wichtig!“ musste ich leicht lachen, verkniff es mir aber schnell wieder, denn die Angelegenheit, weshalb ich ja überhaupt mit ihm reden musste, war alles andere als lustig. „Michi...?“ öffnete er und sah mich teils verschlafen, teils überrascht an. „Tut mir Leid, aber das ist jetzt echt wichtig...“ ging ich gleich ohne zu fragen an ihm vorbei, drehte mich mitten im Zimmer wieder zu ihm um und fragte direkt heraus:  „Kian, was empfindest du für Alexandra?“. „Jetzt bitte keine falsche Bescheidenheit oder so was, bitte sag es frei heraus!“ flehte ich ihn schon fast an, nachdem er nach meiner Frage bloß dagestanden und sich verlegen am Hinterkopf gekratzt hatte. „Viel. Ähm, eigentlich sogar sehr viel... Aber wieso ist das jetzt bitte so wichtig, dass du mich deshalb um fast 2 Uhr nachts aus dem Bett klopfst?“ meinte er mit einem zu Recht verwirrten Gesichtsausdruck und ich bemerkte erst in diesem Moment, dass Kian nur mit Boxershorts bekleidet vor mir stand. Ich schaute auf den Boden und musste ein ganz kleines bisschen auflachen. Oh Mann, was machte ich da eigentlich... platze mitten in der Nacht in sein Zimmer und quetsche ihn, während er nur Unterwäsche trug, nach seinem Liebesleben aus... Kian musste mich doch für komplett durchgedreht halten! „Glaub mir, sonst ist das wirklich nicht meine Art, ehrlich!“ versicherte ich und musste immer noch ein bisschen über mich selbst lachen. „Es ist nur...“ schaute ich wieder ernst zu ihm hoch „...wegen Alexa. Sie hat dich vor einigen Stunden hier mit einer Blondine Arm in Arm reingehen sehen und ist deswegen ziemlich fertig, weil sie denkt, dass du und diese blonde Frau, na ja, dass ihr etwas miteinander habt!“. „Sie hat mich mit Fenella gesehen und denkt, dass ich was mit ihr habe? Fenella ist meine jüngere Schwester!“ Und kaum hatte Kian diese Worte ausgesprochen, da platzte ein erleichtertes „Oh Mann, du ahnst gar nicht wie seeehr mich das freut!“ aus mir heraus. „Was?“ musste er deshalb auflachen, aber für lange Antworten war jetzt keine Zeit mehr... Den Rest sollten die beiden nun irgendwie alleine hinbekommen! „Keine Zeit. Los, zieh dir das hier schnell über!“ warf ich ihm das über einen Stuhl gelegte T-Shirt zu und wartete ungeduldig bis er es angezogen hatte. „Soll ich etwa jetzt mit Alexandra reden?“ steckte er seinen Kopf durch den Stoff und blickte mich entgeistert an. „Du bist ja ein richtiger Blitzmerker!“ grinste ich scherzend und weil die Tür von vorhin immer noch offen stand, drehte ich ihn mit dem Gesicht zur Tür, legte meine Hände auf seinen Rücken und schob ihn sanft aber bestimmend nach draußen. „Es wundert mich gar nicht, dass du dich so gut mit Bryan verstehst...ihr hab exakt das gleiche Rad ab!“ lachte Kian laut und ließ sich mein Schieben glatt bis vor Alexas Tür gefallen. Ich stellte mich neben dem Türrahmen an die Wand und nachdem Kian dann bei ihr anklopfte, sie gleich aufmachte und ihn auch hereinließ, schlich ich langsam zur Tür und überlegte, ob ich das Gespräch belauschen sollte. Nein, das wäre echt nicht nett von mir gewesen! Außerdem würden die Zwei das jetzt schon alleine hinkriegen...Oder vielleicht nicht? Was, wenn Alexa immer noch sauer war und Kian erst gar nicht zuhörte oder ihn nicht ausreden ließ?? Sie konnte fürchterlich nachtragend sein, wenn sie wollte! „Bitte lass da drin jetzt alles gut ausgehen.....bitte, bitte, bitte, bitte, bitte,...“ schickte ich leise als Stoßgebet gen Himmel, kniff die Augenlider zu und drückte dabei meine beiden Daumen so fest ich nur konnte. Schaden konnte es ja schließlich nichts..... „Mit wem redest du denn?“ hörte ich Marks amüsierte Stimme auf einmal neben mir und riss ertappt meine Augen auf.





Re: Puzzle of my heart

Und weil ich morgen keine Zeit zum Posten habe...:-/

„Mit der Tür.“ kam es wie aus einer Pistole geschossen aus meinem Mund heraus und Mark guckte mich verwirrt mit einer hochgezogenen Augenbraue an und fing ganz leicht an zu grinsen. Mit der Tür reden...? Wieso hatte ich denn den Quatsch erzählt?? „Ha, mit der Tür reden... Nee!“ lachte ich leise so auf als ob ich meine erste Antwort auch schon gleich als Witz gemeint hätte. „Ich...ich hab...oh Mann, wie sag ich das!?“ stammelte ich flüsternd mit einem etwas erzwungenem Lächeln und war echt peinlich berührt und auch nervös. „Ich hab quasi ein... ein Stoßgebet losgeschickt, damit die Beiden da drinnen“, deute kurz mit einem leichten Kopfzucken neben mich und erklärte weiter: „...sich endlich mal aussprechen und fest zusammenkommen!“ „Ist Kian da drin?“ fragte er mit großen Augen und deutete ebenfalls auf die hellbraune Tür und nachdem ich bloß als Antwort genickt hatte, lächelte Mark übers ganze Gesicht, meinte flüsternd: „Na, dann schick ich auch mal schnell eins; doppelt hält besser!“ und machte mir im selben Augenblick die zugekniffenen Augen und Daumen drückenden Fäuste nach. Mit einem überraschten Grinsen, weil Mark einfach zu lustig ausgesehen hatte und ich einfach loslachen musste, blickte er mich wieder an und aus Angst, dass Alexa und Kian uns jetzt doch noch bemerken könnten, griff Mark schmunzelnd nach meiner Hand und wir liefen wie zwei Kinder beim Versteckspiel bis zu der Ecke, an der der Flur sozusagen abknickte und versteckten uns dahinter. Doch trotz des Krachs, den wir durch unser Lachen und auch durch das Laufen gemacht hatten, öffnete sich Alexas Zimmertür nicht. „Die haben wohl gerade etwas gaaanz anderes zu tun...“ hörte ich Marks Stimme mit einem amüsierten Ton plötzlich direkt hinter mir und ich drehte meinen Kopf gleich zu ihm um. Genau wie ich hatte er sich leicht vorgebeugt um an der Mauer vorbei zu den Türen sehen zu können. Seinen linken Arm hatte er direkt neben meiner Schulter gegen die Wand abgestützt und sein Gesicht befand sich gleich vor meinem auf derselben Höhe, sodass ich es beim Umdrehen ungewollt quasi direkt vor der Nasespitze hatte. Erneut hafteten meine Augen an seinen und als ich diesen unwiderstehlichen Hugo Boss-Duft bei ihm roch, atmete ich einmal ganz tief und langsam durch meine Nase ein. Ohne irgendetwas Weiteres zu sagen schaute auch Mark mich dann an und zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich ihn ansehen ohne direkt an den Zeitungsartikel, das Foto oder Cathy zu denken. Ich dachte wirklich an gar nichts, nur dieser eine Augenblick beherrschte die Situation. Marks Lippen umspielten ein leichtes Lächeln und das Blau seiner Augen funkelte mich regelrecht an, jetzt noch viel stärker als sonst schon! Auf einmal fühlte sich mein ganzer Körper wie Wackelpudding an, der mir plötzlich von den Zehen bis in die Oberschenkel und von den Fingern bis in die Schultern gleichzeitig stieg und ein kribbeliges aber auch irgendwie belastendes Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit. „Warum tust du mir das an, Mark Feehily? Du hast eine Freundin, die du so ansehen kannst, aber nicht mich...“ flehte ich ihn in meinen Gedanken an und das schwerbeschreibbare Gefühl in meiner Magengrube fing an wehzutun, fast so, wie ein inneres Brennen oder einzelne kleine Nadelstiche, die sich immer und immer wiederholten. „Ich, ähm...ich...Äh, also...da die Luft jetzt rein ist, werde ich...wohl endlich in mein Zimmer können, was!?“ stammelte ich verzweifelt nach einer Ausrede und versuchte halbwegs natürlich dabei zu lächeln und locker zu wirken. Dann fiel mir seine Jacke auf meinen Schultern wieder ein. „Ach ja,...“ legte ich sie ab und drückte sie ihm in die Arme. „Danke noch mal dafür, dass du sie mir geliehen hast.“ Etwas entgeistert blickte Mark von mir runter zu seinen Armen und der Jacke, dann schaute er mich wieder an. Erneut entstand ein Augenblick in dem niemand von uns etwas sagte und wir uns einfach bloß ansahen... „Mann, jetzt muss ich aber dringend ins Bett...“ reckte ich mich und tat mit Absicht so, als könnte ich vor lauter Müdigkeit kaum noch die Augen offen halten. Ich kam mir in dem Moment zwar ziemlich unhöflich und mies vor, aber ich wollte halt einfach nur weg,... weg aus seiner Nähe, die mir inzwischen fürchterlich im Innern wehtat. „Also dann, gute Nacht!“ schmuggelte ich mich dann auch schon so schnell es ging an ihm vorbei und wollte, als ich meine Zimmertür im direkten Blickfeld hatte, einfach nur dort hin, sie aufschließen, dann wieder hinter mir zumachen und alleine sein. Bloß ganz alleine sein, eine warme Dusche nehmen und endlich ins Bett, schlafen und an nichts, aber auch an gar nichts mehr denken. Das war alles was ich wollte! „Michi, warte doch noch...“ bat Mark und ich hörte seine Schritte hinter mir näher kommen, während ich mit zitternden Fingern damit haderte, den Schlüssel richtig ins Türschloss zu kriegen. „Deine Hände zittern ja richtig, hast du etwa immer noch kalt!?“ hörte ich seine besorgte Stimme jetzt direkt neben mir und dann nahm er mir den kleinen goldenen Schüsselbund mit den Worten „Warte, ich helfe dir...“ sanft aus den Fingern. Ja, ich zitterte! Und das war mir vor seinen Augen mehr als peinlich, denn ich zitterte nicht etwa, weil mir kalt war, nein, ich zitterte quasi aus Verzweiflung, aus Verzweiflung und Wut über mich und die Sache in die ich da geraten war... Ich hatte mich verliebt, und das in Mark, der selber glücklich verliebt war... Aber nicht in mich, nein, ausgerechnet in die eingebildete Tussi, die für mich das Blödeste auf zwei Beinen war, was mir seit langem begegnet war! Langsam spürte ich dieses bestimmte Kribbeln unter meinen Augäpfeln, das sich immer wenige Sekunden bevor man anfängt zu weinen bemerkbar macht. „Was soll Mark denn von dir denken, wenn du ausgerechnet jetzt, wo du nur so kurz davor bist allein zu sein, anfängst zu heulen?!“ mahnte ich mich gedanklich zur Ordnung und versuchte den Schmerz noch für ein paar Minuten herunterzuschlucken. Es half, keine einzelne Träne bahnte sich einen Weg in meine Augen und ein winziges Gefühl der Erleichterung machte sich in mir breit. „So, geschafft...“ meinte Mark mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, als er denn Schlüssel rumgedreht hatte und das Schloss aufging. Endlich! „Danke.“ sagte ich schnell, zog den Schlüssel wieder aus dem Schloss und trat über die Schwelle ins Zimmer. Als ich Mark dann noch zur Verabschiedung zulächelte und die Tür schließen wollte, stoppt er mich von diesem tun, indem er seine Hand leicht gegen das Holz drückte und mich ein wenig besorgt fragte: „Ist auch alles okay? Geht’s dir gut, meine ich?!“. Ob es mir gut ginge? Ob es mir gut ginge?? Ja klar ging es mir gut, so gut, dass ich hätte heulen können!! Doch weil ich ihm die Wahrheit beim besten Willen einfach nicht sagen konnte, log ich: „Äh,...ja. Ja, alles in Ordnung... Entschuldige, aber ich will jetzt einfach nur noch aus den nassen Klamotten raus und unter die warme Dusche.“ und legte das netteste Lächeln auf, das mir in diesem für mich schweren Moment möglich war. „Klar, das verstehe ich.“ lächelte Mark ganz lieb zurück. „Das Ganze tut mir immer noch furchtbar Leid, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, ehrlich!“. „Ach, schon so gut wie vergessen. Außerdem war es meine eigene Schuld, ich hätte halt aufpassen müssen, wo ich hintrete!“. Nach dem Satz sahen wir uns noch einen Augenblick lang an, dann verabschiedete sich Mark und ich konnte die Tür schließen. Endlich allein!! Mit einem sehr tiefen Ausatmen und geschlossenen Augen ließ ich mich rücklings gegen das freie Stück Wand neben der Tür fallen. Ich fühlte mich so ausgepowert, so mies, so furchtbar... Langsam bemerkte ich wieder dieses Kribbeln unter den Augäpfeln und diesmal ließ ich den Tränen auch freien Lauf. Weil meine Wangen rot und heiß vor lauter Aufregung und emotionalem Chaos waren, spürte ich jede einzelne Träne, und wie sie sich ihren Weg bis runter zu meinem Kinn bahnte, besonders kalt und deutlich. Meine Beine und Knie gaben nach und langsam rutschte ich mit meinem Rücken die Wand entlang, bis ich den Fußboden unter mir spürte. Währenddessen hatte ich schon so viel geweint, dass ich unkontrolliert schluchzen musste und das richtig bis ins Zwergfehl hinein spürte. So saß ich nun also da; Beine fest an den Oberkörper klammernd, zittrig, verheult und mit dem Hinterkopf an die Mauer gelehnt, während die Augenlider vor Schmerz und Kummer fest zugekniffen waren... Ein Häufchen Elend. Nicht mal das Wimmern von Whisky, der inzwischen neben mir saß, bekam ich richtig mit.

Nur langsam, für mich aber wie eine gefühlte halbe Ewigkeit, hatte ich mich wieder beruhigen können und die Augenlider geöffnet. Nachdem ich meine Arme mit einem Seufzen seitlich hatte runterhängen lassen, spürte ich Whiskys nasse Zunge an meinen Fingern und ich blickte zu ihm. „Ach Whisky, du bist anscheinend das einzige männliche Wesen, das meine Liebe erwidert...“ nahm ich den Kleinen mit immer noch verheulter Stimme hoch und knuddelte ihn. „Weißt du, dass du’s als Hund viel leichter hast?! Du kannst keine Zeitung lesen, dir rutscht in Gegenwart anderer nichts peinliches raus und wenn du jemanden nicht leiden kannst, dann kannst du ihn einfach anbellen oder sogar beißen, wenn du Lust hast, denn du kannst es ja auf deine Vorfahren die Wölfe schieben.“ sagte ich, als ich einfach eine Zeit lang nur so mit ihm im Arm dagesessen hatte. Dann musste ich auflachen: „Mann, würde ich Tussi gerne mal beißen! ...Aber wer weiß, so zickig wie die drauf ist, schmeckt die bestimmt bitter oder ganz salzig, oder so?! Nee, das wäre auch nix!“. Und als ob Whisky meinen Humor verstanden hätte, bellte er einmal auf und ließ dann wieder hechelnd die Zunge raushängen. „Ach du...“ wuschelte ich ihm noch mal durchs Fell und ließ ihn dann zurück auf den Boden. Halb lustlos und halb mich selbst dazu zwingend, stand ich auf. Erst als ich bemerkte, dass mir meine Jeans und alle anderen Sachen, die ich anhatte, noch feucht am Körper klebten, wusste ich wieder, was ich vorgehabt hatte...duschen! Sofort ging ich ins Bad und zog alles aus. Dabei bemerkte ich zu meinem Ärger, dass in einer meiner Jackentaschen noch etwas war... „Mein Handy!“ starrte ich es entsetzt an, öffnete es sofort reflexartig und nahm den Akku und zur Sicherheit auch gleich noch die Simkarte heraus. „Scheiße, daran hab ich blöde Kuh überhaupt nicht mehr gedacht!“ motzte ich laut mit mir selbst, weil ich es doch schließlich noch vor meinem unfreiwilligen Bad im Pool benutzt hatte. Aber was half ärgern in dem Moment noch großartig, passiert war nun mal passiert?! Und so trocknete ich alle Einzelteile mit einem Handtuch ab und legte sie danach aufs Bett. Nachdem ich mir dann noch schnell den Bademantel, der hinter der Badezimmertür hing, angezogen hatte, legte ich meine feuchten Klamotten über die Wäscheleinen auf dem kleinen Balkon und ging so schnell ich konnte unter meine ersehnte Dusche.

Erholt, frisch und mit einem wohligwarmen Gefühl, dank des flauschigen Bademantels, lag ich später auf dem Bett und guckte einfach bloß die weiße Decke über mir an. Es war schon spät, das wusste ich und ich hatte einen langen und auch anstrengenden Tag hinter mir, das wusste ich auch, nur war meinem Körper das wohl irgendwie nicht mehr so richtig klar, denn ich fühlte nicht mehr die Spur von Müdigkeit in mir. Oder wollte ich vielleicht gar nicht schlafen? Vielleicht würde ich wohlmöglich noch von ihm träumen? Auweia, nee, bloß das nicht! In Hinsicht darauf, dass ich irgendwann die Fotos des Videodrehs entwickeln musste, ging ich den nächsten Tag bzw. die mir ja nur noch verbleibenden Stunden durch und kam zu meiner Überraschung zu der Feststellung, dass ich dafür hier in London ja eigentlich gar keine Zeit mehr hatte. Doch wie sollte ich das noch schaffen, wenn Louis eventuell noch vor unserer Abreise ein paar Ergebnisse sehen wollte?! Außerdem wollte ich doch zu Daniels Konzert und ihn besuchen... „Na toll. Also dann...“ setzte ich mich unmotiviert auf, schnappte meine Kamera und den Koffer in dem die anderen vollen Filme waren und ging zurück ins Bad.

Ich war gerade dabei das letzte Bild in die Entwicklerflüssigkeit zu legen, als es auf einmal laut an der Zimmertür klopfte. „Moment, ich komm gleich!“ rief ich laut auf Englisch, weil ich ja nicht genau wusste wer es war und weil die Badezimmertür ja ebenfalls geschlossen war. Als das Foto dann endlich zu erkennen war, nahm ich es mit der Pinzette heraus und hing es an meine improvisierte Kordel, die ich als Leine mit Heftzwecken durch das Bad gespannt hatte. Kaum war ich ins andere Zimmer gegangen und öffnete die Tür zum Flur, da fiel mir auch schon eine bis über beide Ohren grinsende Alexa um den Hals. „Als mir Kian gerade eben erzählt hat, dass du ihn in der Nacht, na ja, nennen wir es mal “besucht“ hast und ihn nach seinen Gefühlen für mich ausgequetscht hast, war ich im ersten Moment ja ein bisschen sauer auf dich. Aber..., wenn du es nicht getan hättest, dann hätte ich bestimmt nicht mehr mit Kian über uns beide geredet und sehr wahrscheinlich auch nie herausgefunden, dass diese Blondine einfach bloß seine jüngere Schwester Fenella ist. Danke, danke, danke!“ plapperte sie wie ein Wasserfall los und knuddelte mich immer wilder. „Also bist du mir deswegen nicht böse?“ hackte ich mit gepresster Stimme nach und fand es trotz meiner etwas unangenehmen Lage witzig, wie sie sich verhielt. Ihre Umarmung wurde ein bisschen lockerer. „Hast du sie nicht alle?“ schaute sie mich mit großen Augen an. „Natürlich bin ich dir deswegen kein Stückchen böse. Ganz im Gegenteil sogar! Ab jetzt würde ich sagen, solltest du dich am besten immer so stur und ohne Gnade einmischen, wenn ich Mist baue!“ musste sie dann lachen und ich tat es ihr gleich. „Äh, dein Bett ist schon gemacht, du bist geduscht und noch im Bademantel aber deine Vorhänge sind noch zu, wie kommt das denn!? Hab ich dich etwa mit meinem Klopfen aus der Dusche geholt?“ löste sie die Umarmung mit einem fragenden Blick durchs Zimmer. Verwirrt über ihr staunen meinte ich bloß: „Nein, wenn, dann hast du mich grad noch bei der Arbeit gestört. Ähm, aber sonst... Die Vorhänge mach ich nachts immer zu.“ „Nachts? Es ist viertel vor 7 Uhr morgens und ich hab eben sogar schon Nicky und Louis auf dem Flur getroffen. In cirka 40 Minuten sind wir alle unten zum Frühstück verabredet, weiß du das nicht mehr!?“ guckte mich Alexa erst verständnislos und nach und nach dann sogar recht amüsiert an. Wie bitte? Es war schon kurz vor 7? Aber so lange war ich doch überhaupt nicht im Bad mit den Fotos beschäftigt gewesen! Oder war mir das tatsächlich entgangen? Mit einem prüfenden Blick sah ich zu meinem Wecker auf dem Nachttisch neben dem Bett. Wahrhaftig, auch er zeigte ungefähr zehn Minuten vor 7 Uhr morgens an. „Kann ich mir schon ein paar ansehen, ich meine, kann ich die Tür jetzt öffnen ohne irgendein Bild damit zu überbelichten, oder so was!?“ hörte ich Alexandra einige Schritte hinter mir vor der Badezimmertür fragen. „Äh, was?... Klar, das letzte Foto habe ich eben noch aufhängen können. Aber fass sie bitte trotzdem noch nicht an. Du weißt doch, die werden an der Stelle dann immer gleich matt und je nach dem sieht man auch die Fingerabdrücke!“. „Ja ja, ist doch logisch.“ konterte sie direkt auf meine Bitte hin und ging rein. „Ohhh, süüüß, wie Kian da guckt! Guckt Kian da nicht einfach süß, sag selbst?! Das ist doch echt zum Niederknien, davon musst du mir unbedingt einen Abzug machen, ja!?“ schwärmte sie und zog bei jedem “süüüߓ mit ihrem Mund eine regelrechte Schnute, die andere nur machten, wenn sie Babys oder ein erst vor ein paar Wochen geborenes Hundewelpen sahen. Ich hatte mich inzwischen mit verschränkten Armen desinteressiert gegen den hellenbraunen Türrahmen gelehnt und hing meinen Gedanken nach, während ich nur beiläufig auf das achtete, was Alexa sagte. „Ja ja, mach ich.“ antwortete ich ihr, nachdem sie mich mit einem abwartenden Blick angesehen hatte. „Oh, und das Bild da vorne...Und das mit dem Degen bitte auch...Och, und das, wo er und Mark diese Angriffsszene schon mal geprobt haben und sich so knuffig anbrüllen auch, okay!?“. Wie, wo Kian und Mark sich so knuffig anbrüllen?? Wann sollte ich denn ein solches Foto entwickelt haben und wie zum Teufel konnte man sich bitteschön “knuffig“ anbrüllen können?? Das war doch schon ein Widerspruch in sich! Und wieso verdammt redete Alexa plötzlich in so einer komischen Babysprache und fand auf einmal alles süß und knuffig und zog ihr „Oh!“ so dermaßen in die Länge? Das war doch sonst ganz und gar nicht ihre Art?! War ihr nicht gut? Hatte sie vielleicht was Falsches gegessen? Um all dem auf den Grund zu gehen, stützte ich mich wieder aus meinem bequemen Anlehnen und machte ein paar Schritte auf die Leine mit den Fotos zu. Da hing tatsächlich eins von Kian und Mark auf dem sie sich mit weit aufgerissenen Augen und Mündern anzuschreien schienen. War das vielleicht da gewesen, wo sie sich zum Angriff angefeuert hatten? Das hatte ich irgendwie nur so halb mitbekommen aber trotzdem einfach abgelichtet. Oh Mann, und ich dachte, dass Bryan schon verrückte Ideen haben konnte... Als ich weiter amüsiert das Bild betrachtete, war Alexa erneut die Reihe durchgegangen. „Sag mal, wieso warst du gestern eigentlich nass und hast so furchtbar nach Chlor gestunken? Hattest du dir noch ein nächtliches Bad im Pool genehmigt, oder was?“ „Ja, das aber eher unfreiwillig, das kannst du mir glauben!“ antwortete ich ihr mit einem kurzen Auflachen und eiste meinen Blick vom Bild los. „Unfreiwillig? Das musst du mir jetzt aber genauer erklären.“ lehnte sie sich mit einem neugierigen und breiten Grinsen gegen das Waschbecken und wartete mit verschränkten Armen auf eine Antwort. „Na ja, so unfreiwillig wie man eben in einen Pool fallen kann, wenn man sich mit den eigenen Füßen im Weg ist...“ spielte ich die ganze Situation runter, weil ich auf keinen Fall mehr über die gestrige Nacht denken, geschweige denn reden wollte. „Und Mark ist da wohl zufällig vorbeigekommen und hat dich rausgefischt? ...Oder wieso war er bei dir und du hattest seine Jacke um?“ zog sie neckisch ihre Nase dabei kraus und grinste immer noch. Ach, das hatte sie trotz des ganzen Schlammmassels und ihrer Heulerei mitgekriegt, was!? Typisch! Doch an diesem Morgen, und dann auch noch an einem Morgen an dem ich keinen Schlaf in der Nacht davor gehabt hatte, wollte ich nun wirklich nicht mit ihr diskutieren oder sogar streiten und deshalb sagte ich gar nicht darauf, sondern verzog meinen Mund nur zu einem schnippischen Grinsen. „Hast du ihn dabei denn wenigstens endlich fragen können, was jetzt genau zwischen ihm und Tussi läuft?“ fragte sie auf einem viel ruhiger und leiser als zuvor. Nanu, was war denn nun schon wieder mit ihr? Diese Stimmungsschwankungen fingen langsam aber sicher an mich zu nerven... „Fast ja. Doch wie Pickel vor einer wichtigen Verabredung plötzlich auftauchen, kam ausgerechnet in diesem Augenblick, na und jetzt rate mal bitteschön wer, vorbei!?“ Durch meine Ironie in der Stimme konnte sich Alexa sehr schnell denken, wer mir in die Quere gekommen war und sie verdrehte gleich stöhnend die Augen: „Och nee, hat Tussi denn keine anderen Hobbys als immer im falschen Moment aufzutauchen!?“. „Und dann?“ „Dann hat sie ihn links und rechts abgeknutscht und ihm vorgejault, dass keiner mit ihr einen trinken gehen will um in ihren Geburtstag reinzufeiern.“ „Ich musste mich echt beherrschen, dass ich nicht sämtliche Taschentücher in meiner Jacke vor Mitleid voll weinte!“ hing ich sarkastisch an meinen letzten Satz an und setzte mich auf den Rand der Badewanne. Auf einmal wurden Alexas Augen ganz groß... „Und jetzt sag mir bitte, dass du die Gelegenheit ergriffen, du dich zum Mitgehen angeboten und die beiden nicht alleine gehen lassen hast!“. Wie bitte, was hätte ich tun sollen? „Bist du bescheuert?“ ging ich vollkommen außer mir ins Zimmer zurück und meckerte noch weiter: „Um den beiden dann um Mitternacht beim Knutschen oder vielleicht sogar Fummeln zugucken zu können, oder was!? Nein danke, das hätte ich wirklich nicht auch noch sehen wollen... Danach wäre ich mit Sicherheit wohl doch noch mit Duncan mitgegangen!“. Allein über die bloße Vorstellung dieses “herrlichen“ Abends wurde ich so wütend, dass ich aus blöder Unachtsamkeit mein rechtes Bein ins linke meiner Jeans steckte und es erst bemerkte, als ich den Reißverschluss zum Zumachen vorne nicht fand. „Ach, scheiße!“ schimpfte ich laut und startete darauf gleich einen zweiten Versuch. Alexa war mir in dieser Zeit ebenfalls ins Zimmer gefolgt. „Was denn für ein Duncan?“ fragte sie und setzte sich anschließend auf mein Bett neben Whisky. „Was?“ entgegnete ich bloß schroff, weil ich inzwischen damit beschäftigt war, den widerspenstigen Reißverschluss auf der richtigen Seite zuzumachen. „Von was für einem Duncan du da eben gesprochen hast, wollte ich wissen?!“ wiederholte sie gleich ein wenig ungeduldig klingend und nachdem ich nur eine Sekunde später meinen Kopf freudig erhob, weil meine Hose jetzt endlich zugegangen war, erschrak ich auf Grund ihrer mir in dem Augenblick erst verständlich gewordenen Frage? Hatte ich etwa tatsächlich Duncan erwähnt? Sicher, wie sollte Alexa denn auch jetzt sonst auf ausgerechnet diesen Namen kommen!? Schnell zog ich mir noch in Windeseile ein bequemes Oberteil und meine Joggingschuhe, in die ich bloß reinzuschlüpfen brauchte an, meinte vollkommen beiläufig wirkend: „Ist nicht wirklich wichtig. Können wir?“ und öffnete einfach schon mal meine Zimmertür. „Oh ja, Frühstück... Mann, ich hab schon einen riesigen Hunger!“ hüpfte Alexa förmlich vom Bett auf und leckte sich mit Vorfreude über die Lippen. Was für ein großes Glück es in dem Moment doch für mich war, dass sie sich heute anscheinend nur mit Kian und sich selbst beschäftigte!

„Hey, guten Morgen! Oh, heute so sportlich? Willst du erst noch, oder warst du schon joggen?“ grinste mich Bryan sofort von der Seite an, als er sich am Büffettisch neben mir angestellt und mich von oben bis unten angesehen hatte. „Weder noch, euch fünf nachher vernünftig abzulichten ist für mich genug Konditionstraining. Danach, könnte man fast sagen, fühle ich mich immer wie eine Löwenbändigerin, die zwecklos versucht euch Tiere auszuwildern!“ versuchte ich so cool wie möglich zu kontern, worauf Bryan mir die Zähne zeigte, ein Fauchen von sich gab und mit seiner noch freien Hand eine Tatze mit Krallen andeutete. „Nicht viele “Bändigerinnen“ haben es bisher so lange mit uns ausgehalten wie du.“ „Moment,... war das etwa gerade ein Kompliment... von dir... an mich gerichtet!? Wow, da brauche ich sofort einen roten Stift und einen Kalender, das muss ich anstreichen!“ ließ ich meinen Teller direkt an Ort und Stelle stehen und sah mich scherzend in meinen Hosentaschen nach den beiden Sachen um. Unter leichtem Lachen aber auch wieder ernsthaft meinte er anschließend: „Ach, halt doch die Klappe und schnapp dir lieber einen von den Muffins da vorne, die sind echt lecker! Das sagt dir jemand, der sich damit auskennt!“. Ich musste weiterlachen: „Das kann ich mir vorstellen...“, zog aber gleich eine Unschuldsmine und fuhr ihm bereuend aber auch mit einem lieb gemeinten Grinsen kurz über seinen kleinen Bauchansatz, der unter seinem Hemd eigentlich kaum zu erkennen war.

„Und, wie hast du geschlafen? Ich meine, wenn du dir deshalb schon einen Videoabend mit mir und meiner Sammlung der besten Filme entgehen lässt, dann kann ich bloß für dich hoffen, dass es der allerbeste Schlaf deines Lebens gewesen ist! Ansonsten fühle ich mich nämlich versetzt und ziemlich beleidigt...“ setzten wir uns an einen noch freien großen Tisch und im ersten Moment war ich wie vor den Kopf geschlagen. Sollte ich lügen: „Oh, also ich hab wirklich hervorragend geschlafen...“, oder „Ja danke, wie ein Baby...“?! Ach was, wieso sollte ich denn!? Neben mir saß Bryan... Der Bryan, den ich neckisch Nicholas nannte. Der Bryan, mit dem ich ein halbes Jahr lang die Schulbank gedrückt hatte. Der Bryan, mit dem ich niemals hätte richtig streiten können. Ich guckte mich nach Alexa um... Die war noch dabei sich mit Kian gespielt darum zu kabbeln, wer als erstes die Kaffeekanne und somit eine volle Tasse bekommen sollte. „Ich hab, ehrlich gesagt, überhaupt nicht geschlafen. Ich konnte einfach nicht.“ sagte ich ziemlich leise, eigentlich kaum hörbar und schnitt währenddessen mein Brötchen in einem regelrechten Schneckentempo auf. „Was? Aber wieso denn nicht, du warst doch so müde und hast auf mich den Eindruck gemacht, als wärst du am liebsten sofort ins Bett gefallen? Stimmt was mit dem Bett nicht? Ist es zu weich? Äh, oder zu hart? Also ich würde ja eher sagen, dass die Betten hier irgendwie zu... Was denn? Lachst du mich etwa aus!?“. Während Bryan mit einer für mich ungewohnt ernsten Mine dagesessen und sich Gedanken um den Härtegrad meiner Matratze gemacht hatte, war mir, nachdem ich die beiden Brötchenhälften wieder zur Seite gelegt hatte, ein ungewolltes Auflachen herausgerutscht. Eigentlich wollte ich wirklich nicht laut Lachen und vor allen Dingen wollte ich ihn auf gar keinen Fall auslachen, aber als es dann nun mal passiert war, da konnte ich einfach nicht mehr an mich halten und lachte weiter. Es tat gut endlich wieder lachen zu können! „Ich weiß zwar nicht, wie es dir in so einem Fall geht,... aber ich finde es nicht sonderlich komisch, wenn man mich auslacht?!“ „Nein nein, so mein ich das doch auch gar nicht! Es ist nur...bist du vielleicht selber irgendwie nicht mit deiner Matratze zufrieden, oder warum willst du mir was davon einreden?!“ kriegte ich mich wieder ein und schaute ihn mit einem zugekniffenem Auge an. Eigentlich meinte ich das auch nur als Scherz, doch irgendwie waren wir beide an diesem Morgen nicht so auf derselben Wellenlänge wie sonst. Vielleicht war ich aber auch einfach nur zu müde um die Witze besser rüberzubringen...? „Nee, wieso? Die ist in Ordnung.“ war seine neutrale Antwort. Dann, fast so, als hätte jemand seine Stimmung per Knopfdruck umgeschaltet, grinste er verschmitzt: „Aber so langsam hab ich das Gefühl, dass du das Thema wechseln willst, hm!?“ und biss genüsslich in seinen Muffin mit Streuseln. Diesmal war ich die, die den Humor des anderen nicht bemerkte bzw. nicht darauf reagierte. Stattdessen beschmierte ich lustlos und irgendwie auch abwesend eine der Brötchenhälften mit Margarine und sah vor mich hin, fast so, als wäre weder das Messer noch das Brötchen wirklich richtig da... Woran das lag? Bloß einen kurzen Augenblick vor Bryans Bemerkung hatte ich zur Tür des Speisesaals gesehen, durch die mit und mit die unterschiedlichsten Leute hereinkamen oder rausgingen und erwartete, dass Mark durch eben diese Tür kam. Aber nichts... Auf der einen Seite wollte ich, dass er kam und ich wieder in sein Gesicht sehen und seine Stimme hören konnte, auf der anderen Seite war es mir wiederum ganz recht, dass mir das und der damit verbundene Kummer noch etwas erspart blieb. Plötzlich sah ich ihn und Tussi vor meinem inneren Auge und wie sie sich im Club in der dunklen Ecke so eng an seinen Arm gekuschelt hatte... „Findest du nicht, dass da inzwischen genug drauf ist?!“ weckte mich Bryans doch ziemlich amüsiert klingende Stimme aus meiner Trance. „Äh, was?“ guckte ich zuerst ihn verwirrt an und blickte dann, weil er mit seinen Augen darauf deutete, entgeistert in meine linke Hand. Darin befand sich noch immer die Brötchenhälfte,...bloß inzwischen mit dem Unterschied, dass sie über und über mit einer dicken Schicht Margarine beschmiert war und an dem Messer in meiner rechten Hand noch immer genug für ein oder zwei weitere Hälften klebte. „Bist wohl heute Morgen gaaanz woanders mit den Gedanken, was!? Hat es mit...“ „Du entschuldige, aber ich hab völlig vergessen Whiskys Dose zu öffnen und ihm sein Futter in den Napf zu tun...“ unterbrach ich Bryan erschrocken und legte alles zurück auf den Teller vor mir. „Bis nachher!“ sprang ich dann auf und war schon auf dem besten Wege einfach durch die Tür zu den Aufzügen zu verschwinden, als Bryan mich rief und ich doch noch mal stehen blieb. „Und was ist mit dir? Fang bloß nicht wieder an wie gestern! Nimm dir wenigstens einen Muffin mit. Den kannst du auch auf der Faust essen! Bitte,... mir zur Liebe, ja!?“.

Mit dem Vanillemuffin auf der Faust essend, stieg ich in unserem Stockwerk aus. Überall war es still. Noch nicht mal die Wagen der Putzfrauen waren auf dem Flur zu sehen. Nun ja, es war Wochenende und noch nicht mal ganz halb 8, was erwartete ich da groß!? „Wie unfair, die können alle schlafen...“ dachte ich noch, als ich den Zimmerschlüssel umdrehte und kurz darauf hineinging.

Knappe 45 Minuten später saß ich mit Whisky auf dem hintersten Rücksitz von einem der Busse, die uns wieder zurück zum Drehort bringen sollten. Sie standen schon überpünktlich vor dem Hotel und weil auch ich ein paar Minuten früher als verabredet mit meinem Kameraequipment nach unten in die Lobby gegangen war, hatte ich mich gleich zu ihnen gesellt und einer der Fahrer war so nett gewesen und hatte meine Sachen in den Kofferraum gepackt. Ich saß schon eine Zeit lang auf meinem Platz, kraulte Whisky beiläufig über sein Köpfchen und blickte mit abstützendem Arm aus dem Seitenfenster. Nur hin und wieder gingen Leute auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig vorbei. Meistens waren es Leute die ihre Hunde Gassi führten oder Jogger, in meinen Augen eigentlich bisher immer fanatische Frühaufsteher, deren warmer Atem bei diesen Frühtemperaturen wie Qualm aus ihren Mündern und Nasen stieg. „...sie sich immer sehr genau an Termine und ist wahrscheinlich schon längst hier unten. Sie mag es selber nämlich auch nicht, wenn andere unpünktlich sind. ...Ach, siehste, da sitzt Michi ja schon!“ kam Alexa mit, wie konnte es anders sein, Kian aus der großen Eingangstür des Hotels und unterbrach die angenehme Stille in der ich mich gerade ein wenig wohl gefühlt hatte. Bloß kurz nach den beiden kamen auch Bryan, Mark und sogar Shane raus. Shane hatte beide Hände in die Taschen seiner Jacke vergruben und sah nicht nur total verschlafen, sondern auch ziemlich elendig aus. War ja auch kein Wunder nach der Nacht, die er durchgemacht hatte... Ein kurzer Blick in den Wagen und er stieg als Erster ein. Ich dachte eigentlich schon, dass er sich vielleicht in die Sitzreihe vor mir setzen würde um dort ein bisschen weiter zu schlafen oder einfach seine Ruhe zu haben, doch er kam nach hinten zu mir und weil ich Whisky deshalb gleich mit samt seiner Tasche auf den Schoß genommen hatte, ließ Shane sich gleich neben mir nieder. „Morgen.“ sagte er mit einem ganz leichten Lächeln und ich gab ihm ein lächelndes „Morgen.“ zurück. Im Augenwinkel erkannte ich, dass sich ein paar der anderen zusammen mit den Fahrern noch eine Zigarette vor der Abfahrt rauchten und Alexandra blieb vielleicht aus Rücksicht, vielleicht auch einfach bloß, weil sie bei Kian sein wollte, ebenfalls draußen. Mir tat Shane unheimlich leid. Der Streit mit Gillian musste ihm schwerer zu schaffen machen als ich bisher mitbekommen hatte. Genau gesagt ich hatte eigentlich gar nicht mitgekriegt, dass Gillian ihm immer noch vorwarf, zu wenig Zeit für sie zu haben. Wieso denn eigentlich nicht, Shane war mir doch inzwischen genauso ans Herz gewachsen wie Kian und Nicky?! Hatten mich meine eigenen Probleme egoistisch und blind gegenüber den Anderen und ihren Problemen gemacht? Vielleicht hatte Shane seinen Kummer aber auch einfach nur gut bis zu diesem Abend verbergen und überspielen können?! Und wieso war Alexa, die doch auch gestern eine Fahne hatte, heute Morgen so munter und fitt und hatte anscheinend keinen Kater oder Ähnliches? Hatte ich mich vertan und der Alkoholgeruch war zum größten Teil von ihm gewesen?! „Glaubst du denn, dass du das heute alles hinkriegst? Ich mein, du hast doch sicher Kopfschmerzen.“ wollte ich von ihm wissen und Shane nickte. „Mir geht es zwar immer noch nicht gerade blendend, aber die mehreren Aspirin werden sicherlich bis nachher helfen.“ sagte er ruhig und lehnte sich mit geschlossenen Augen nach hinten in die Polster. Ein paar Minuten später stiegen der Fahrer, Alexa und auch Kian bei uns ein und während Shane dasaß und versuchte zu schlafen, startete der Wagen und fuhr los. Da Kian ein Gespräch mit dem Fahrer führte in welches Alexa ab und zu auch einstieg, genoss ich es einfach nur wieder aus dem Seitenfenster zu sehen und nicht reden zu müssen.

Den ganzen Morgen über hatte ich es geschafft, Mark aus dem Weg zu gehen. Erst die Fahrt in den getrennten Bussen, dann musste nach unserer Ankunft am Set gleich Louis mit den Jungs reden und als Alexa und ich alles für die perfekte Beleuchtung aufgebaut hatten, kamen die Fünf erst von dem Gespräch wieder zurück und der Dreh begann. Bloß bei der sogenannten Mittagspause, die eigentlich nur für Kameraneueinstellungen und Setumbauten eingelegt wurde, ließ es sich nicht mehr vermeiden und kaum stand ich in der Schlange fürs Catering, da stellte sich Mark hinter mir an. „Guten Morgen.“ hörte ich ihn über meine Schulter sagen und spürte seinen warmen Atem an meiner Wange. Die bei mir dabei entstandene Gänsehaut ignorierend, drehte ich meinen Kopf mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu ihm, entgegnete ebenfalls ein „Guten Morgen“ und schaute danach wieder schnell nach vorne. Ungefähr ein oder zwei Minuten standen wir ohne miteinander zu reden da, was mir irgendwie angenehm war, mir aber auch ein bisschen zu schaffen machte. Ich weiß nicht wieso, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden Marks Augen die ganze Zeit über an meinem Hinterkopf haften, so, als würde er mich beobachten. „Ähm,...Bryan meinte vorhin, dass der Auflauf wirklich sehr gut ist. Ich denke, ich werde auch mal was davon probieren.“ hörte ich Mark wieder hinter mir sagen. Redete er mit mir? Diesmal drehte ich mich mit meinem ganzen Körper um fünfundvierzig Grad zu ihm. Marks Blick war ungewohnt scheu und seine Hände spielten nervös mit einem Teller. Auch ich und jeder andere in der Schlange hielt schon einen Teller in der Hand. Bloß waren wir zwei wohl die Einzigen die ihn einfach nicht stillhalten konnten... Genau wie er, nahm ich das Ding abwechselnd in die eine, dann mal in die andere Hand. „Hat er etwa schon alles durchprobiert und vorgekostet?“ versuchte ich mit einem kleinen Witz meine Nervosität zu überspielen. „Ja, aber wohl nur kleine Happen, denn es ist ja anscheinend noch genügend da!“ lachte er auf und ich musste ein wenig mitlachen. Dann, wir sahen uns an, hörten wir gleichzeitig wieder damit auf. „Ist nicht gerade nett, wie wir...“ „wie wir über Bryan reden, hm? Ja, das finde ich auch.“ beendete ich seinen angefangenen Satz und als ich zu Boden sah, da merkte ich, wie meine Wangen immer wärmer wurden. „Auch, wenn er darüber sogar sehr wahrscheinlich selber mitgelacht hätte.“ meinte Mark noch und erneut machte sich eine irgendwie unangenehme Stille zwischen uns breit. Wenn der Tag doch nur schon zu Ende wäre...

„...und Schnitt...“ hallte mein Lieblingssatz des Regisseurs erneut durch die Kirchenhalle und Louis fügte zusätzlich noch hinzu: „Hervorragen, alles im Kasten! Das war’s meine Lieben, wir können einpacken. Jungs, ja und sogar du Shane, ihr habt euch den Feierabend wirklich verdient!“ und alle lachten auf. Ja, auch Shane, dem es durch die Aspirin tatsächlich besser ging und sogar wieder richtig Farbe im Gesicht hatte, lachte mit. Es freute mich zu sehen, dass es ihm einiger Massen gut ging. Zumindest hatte er durch die Dreharbeiten bestimmt nicht so oft an Gillian denken müssen. „Und, was denkst du? Ob die Fotos der Schlusskampfszene wohl genauso klasse geworden sind wie die Aufnahmen?! Der Tritt, den Bryan Vinnie eben gegeben hat, der sah doch von vorne total echt aus, ne?“ fragte Alexa mich beim Einpacken unseres Equipment, woraufhin ich wieder an genau diese Szene denken und deshalb auch lachen musste: „Ja, das kann man wohl sagen! Und das Bryan sich das ausgerechnet bei Vinnie Jones, einem früheren Fußballer und inzwischen Hollywoodstar, traut... Gerade der könnte ihn doch mit Sicherheit härter zurücktreten!“. „Ja, davon kann man wohl wirklich ausgehen! ...Apropos AUSGEHEN... Weißt du schon, was du heute Abend anziehen willst? Ich wollte vielleicht mein grünes Oberteil mit den bunten Peijetten anziehen.“ stellte Alexa dann in den Raum und mir wurde schlagartig schlecht. Heute Abend... Tussis Party... Nein, da würden mich keine zehn Pferde hinkriegen! Außerdem war ich schließlich mit Daniel verabredet und konnte somit ehe nicht... „Ich werde heute Abend nichts Außergewöhnliches anziehen. Nach Daniels Konzert gehen wir sicher in ein Pub und trinken mit der Band vielleicht noch was oder gehen gleich in sein Hotel und quatschen nach langem noch mal über dieses und jenes.“ erklärte ich mit einem uninteressierten Unterton und ließ die Schließklappen des Koffers mit lautem Ton zuklappen. „Wie, Daniels Konzert?“ meinte sie „Ich rede von der Geburtstagsparty von Tussi, bei der wir eingeladen sind. Hast du die etwa vergessen?!“. Auf einmal wechselte ihr vorher noch verwirrter Gesichtsausdruck in einen Mimiklosen und dann in einen Sauren mit anschließendem Gemecker... „Du weißt 100%ig, dass das heute ist und hast Daniel deshalb angerufen und dich ausgerechnet genau heute Abend mit ihm verabredet, damit du eine Ausrede hast um nicht mitzukommen. So ist es doch, hab ich nicht Recht!?“. Noch ehe ich irgendwas antworten, verneinen oder Geschweige denn bejahen konnte, prustete Alexa einfach weiter: „Wieso machst du das? Die Party wäre DIE Gelegenheit um herauszufinden, was tatsächlich los ist! Aber ich sag dir was; du MUSST mitkommen und du WIRST mitkommen!! Da brauchst du auch gar nicht mit mir drüber zu diskutieren, dass das klar ist!“. Ein Glück das in diesen Augenblicken niemand mehr in den Hallen der Kirche war! Obwohl wir auf Deutsch redeten, wäre es mir trotzdem ziemlich peinlich vor den Anderen gewesen. Zumal sie sicherlich die Namen herausgehört hätten... „Sag mal, willst du mir etwa sagen was ich zu tun und zu lassen habe!?“ entgegnete ich mit einem sarkastischen Lachen. „Das ist ja jetzt wohl nicht dein Ernst, oder!?“. Alexa wollte daraufhin wieder irgendetwas losprusten, tat es jedoch nicht und atmete dafür einmal mit geschlossenen Augenlidern tief ein und aus um sich anscheinend zu beruhigen. „Okay, du hast ja Recht, ich habe dir natürlich nicht zu sagen was du tun oder nicht tun sollst...“ sagte sie ganz ruhig „aber biiiittee tu’ mir den Gefallen und komm mit auf diese Party!“ flehte sie und faltete sogar ihre Hände wie bei einem Gebet dazu. Ich war ziemlich verwirrt... Wieso war sie bitte erst so ausgeflippt und jetzt wieder so lieb? Und warum schien es ihr so wichtig zu sein, dass ich zu dieser, mich zutiefst anwidernde, Feier komme? „Aber ich will und kann Daniel nicht enttäuschen und absagen.“ sagte ich mit Willenskraft, die gleich wieder verflog, als ich ihr ins Gesicht sah. Alexa schaute mich mit vorgezogener Unterlippe an und hatte einen regelrechten Hundeblick aufgesetzt, der mich einfach nicht mehr standhaft bleiben ließ. Musste sie ausgerechnet jetzt so unfair sein...? „Außerdem hab ich auch keine Klamotten für eine Party eingepackt.“ meinte ich noch mit dem letzten Bisschen Durchsetzungskraft das ich hatte und versuchte sie nicht allzu lange anzusehen. „Na, wenn das dein einziges Problem ist...“ grinste Alexa verschwörerisch bis über beide Ohren, schnappte sich meine Kameratasche und verschwand zu den Jungs nach draußen. Was hatte sie vor? Ah, wie ich ihre derzeitigen Gefühlsschwankungen doch hasste! Wo kamen die überhaupt plötzlich her? Mit einem kurzen Kopfschütteln schnappte ich mir den Koffer und zog ihn hinter mir nach draußen. Es war kalt. Es war so kalt, dass ich meine ausgeatmete Luft gleich als Qualm vor mir aufsteigen sah. Außer mir saßen schon alle anderen in den schwarzen Bussen. Bei einem standen noch der Kofferraum und ein Spalt der Schiebetür auf und somit lud ich den Koffer auch dort ein. „Hoffentlich hat der Fahrer die Heizung angemacht...“ dachte ich, als ich die Klappe zumachte und mir kurz die Hände vor Kälte rieb. Keine zwei Sekunden und schon war ich an der Seitentür, zog diese weiter auf und steigen in einem Schwung ein. Ich hatte mich schon auf den letzten noch freien Platz neben der Tür gesetzt und diese feste zugeschoben, als ich bemerkte, dass es ausgerechnet Mark war, der neben mir saß. Na prima! Doch was konnte ich jetzt noch daran ändern? Nicky oder Louis anbetteln, dass sie bitte mit mir den Platz tauschen?! „Ach was, das wäre so was von kindisch!“ wies ich mich selbst in Gedanken zurecht und suchte nach dem Gurt. Kaum hatte ich ihn gefunden, dachte ich während des Anschnallens, dass ich einfach hätte behaupten können, dass mir so während der Fahrt schlecht wird und ich am besten nur ganz hinten sitzen könnte...doch genau in diesem Augenblick setzte sich der Bus auch schon in Bewegung, ich verwarf meinen Gedanken und fand mich mit der Situation ab. Wohl oder übel...

„Geht’s nicht?“ hörte ich Nickys Stimme hinter mir fragen, während ich Probleme damit hatte den Griff der Tür runterzudrücken und sie somit aufzumachen. „Doch doch, gleich. Einen Moment noch.“ meinte ich und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl in mir langsam ein bisschen Hektik wegen dieses blöden Griffes ausbrach. „Ich denke jetzt müsste es besser klappen.“ flüsterte mir Mark mit einem Zwinkern zu, nachdem er sich vorher langsam über meinen Schoß gelehnt und das Verriegelungsknöpfchen der Tür hochgezogen hatte. War ich daran wohl während der Fahrt irgendwie drangekommen? Mann, war das peinlich... Da zog und zog ich wie eine Verrückte an diesem blöden Griff, sodass Nicky sogar glaubte, es sei irgendwas kaputt und dabei blockierte einfach bloß dieses kleine schwarze Etwas die Tür... „Danke.“ entgegnete ich ihm genauso leise und musste über mich selbst grinsen.





Re: Puzzle of my heart

hm..du hast recht...hätte gedacht, alexa besetzt irgendwie mit ki michis zimmer, und sie muss wohl oder übel mit zu mark ins zimmer, der sie natrülich gerne bei sich aufnimmt....und dass sie sich ENDLICH mal näher kommen...lol

Re: Puzzle of my heart

Hey, das wäre auch ne klasse Idee gewesen!! Nur leider war's ja nicht in Michis Zimmer...

Und weiter gehts...

Nachdem wir dann allesamt ausgestiegen waren, jeder seine Sachen aus den Bussen geholt hatte und diese wieder wegfuhren, gingen wir ins Hotel und machten in der Lobby ein Uhrzeit aus, zu der wir uns nachher wieder hier treffen wollten. „Also sagen wir jetzt um 20 Uhr, oder doch besser eine halbe Stunde später?“ lehnte sich Kian, genervt über die aufgekommene Diskussion, gegen die Wand neben den Fahrstuhl. „Ja genau, einigen wir uns endlich. Ich bin dafür, dass wir uns hier um 20 Uhr treffen und wenn Kerry dann noch immer nicht hier sein sollte, dann warten wir hier halt eben noch die dreißig Minuten. Okay?“ nahm Shane das Ganze regelnd in die Hand und alle waren einverstanden. Alle, mit Ausnahme von mir, denn ich hatte die Diskussion noch nicht einmal mitbekommen! Ständig war ich wegen Mark abgelenkt gewesen und musste daran denken, wie sein warmer Atem vorhin im Bus meine Wange gestreift hatte. Einzig der Name Kerry ließ mich wieder den Gesprächen folgen... „Kerry? Kommt Kerry etwa auch gleich zu der Party? Wie geht es ihr denn?“ stellte ich mich im Aufzug neben Bryan und freute mich als er zustimmend nickte. „Eigentlich geht es ihr sehr gut.“ erwähnte er. „Äh, und uneigentlich?“ stutzte ich daraufhin. „Na, jetzt wo sich die Schwangerschaft dem Ende neigt und ihr Bauch dermaßen entsprechend groß ist, klagt sie seit längerem über Rückenschmerzen und muss auch ständig zur Toilette, weil der Kleine eben auf ihre Blase drückt. Ansonsten ist aber alles bestens und wir kennen das ja auch schon alles von der Schwangerschaft mit Molly.“ „Der Kleine? Ihr wisst jetzt also, dass es definitiv ein Junge wird?!“ horchte ich da auf und in Bryans Gesicht bildete sich ein noch größeres Lächeln als er es eh schon hatte, als er über Kerry und seine kleine Süße gesprochen hatte. „Ja, auf dem letzten Ultraschallbild war da so etwas Eindeutiges zu sehen...“ grinste er zwinkernd und schon waren wir auf unserer Etage angekommen und stiegen mit den anderen fünf aus. Nach einem großen „Bis gleich“ von allen Seiten, schlossen die ersten schon ihr Zimmer auf und gingen rein. Bryan, Mark und ich waren diejenigen, deren Zimmer weiter hinten, quasi die letzten in der Reihe von uns sieben, waren. „Bis nachher also ihr zwei...“ zwinkerte Bryan uns zu und ich glaubte, dass sein grinsender Gesichtsausdruck noch immer davon käme, weil er an seine Frau und die Kinder dachte. „Ja, bis dann du Grinsekatze! ...Mann, der ist echt zu beneiden, oder!?“ wendete sich Mark mit einem träumerischen Lächeln zu mir, nachdem er sich lachend von Bryan verabschiedet hatte. „Stimmt, manchmal könnte mein meinen, dass er das Glück mit Löffeln gefressen hat.“ musste ich auch lächeln und blickte dabei auf die inzwischen geschlossene Tür von Bryan. Ich beneidete ihn zwar auch deswegen, aber noch mehr freute ich mich für ihn. Gerade als ich meine Tür aufschließen wollte und nur noch eine viertel Umdrehung mit dem Schlüssel gefehlt hätte, da rutschte mir meine Mappe mit den zuletzt gemachten Fotos, die mir Louis vorhin wiedergegeben hatte, unter dem Arm weg und sämtliche Bilder landeten verstreut auf dem gelben Flurteppich, da der Reißverschluss der Mappe offen gewesen war. „Danke Louis!“ ging es mir sarkastisch durch den Kopf und ich kniete mich runter. Da Mark ebenfalls dabei gewesen war sein Zimmer aufzuschließen, hatte er natürlich alles mitbekommen und kniete sich auch auf den Boden um mir zu helfen. „Du bist zu süß um wahr zu sein...“ ging es mir schwärmend durch den Kopf und in genau diesem Augenblick sah er zu mir hoch und lächelte: „Bitteschön!“. Nervös nahm ich seinen Stapel gesammelter Fotos zu meinem Stapel und steckte sie alle wieder zurück in die Mappe. Etwas peinlich berührt bemerkte ich wieder, dass meine Wangen warm, fast heiß wurden. „Ähm, könnte...“ versagte Marks Stimme ein bisschen und er musste sich räuspern. „könnte ich den...den Abzug behalten? Ich meine, die zwei hier!? Ich hab gar kein Bild von dir, ähm und Alexa und da ihr da drauf seit... Wer weiß wann wir uns ab morgen das nächste Mal sehen... Nicht, dass ich euch so lange nicht mehr sehe, dass ich vergesse wie ihr ausseht! Ich vergesse viele Sachen. Allein mein Handy musste ich mir schon dutzende Male neu kaufen, weil ich es immer wieder verlege!“ bat er fast schüchtern und verlegen und versuchte das mit diesen kleinen lustigen Anekdoten zu überspielen, das spürte ich. Aber wieso war er plötzlich so schüchtern? Dachte er vielleicht, dass ich ihm die Fotos nicht geben würde!? Ich freute mich doch, dass er ein Bild von mir haben wollte! Auch, wenn er es anscheinend nur zur Erinnerung haben wollte. „Sicher kannst du zwei haben. Hast du dir schon welche rausgesucht, oder willst du die hier noch mal genauer durchsehen?“ wollte ich den Packen schon wieder aus der Mappe nehmen, als Mark meinte: „Nein nein, schon gut. Die zwei Fotos reichen! Danke übrigens.“ Oh Mann, war ich eigentlich nur doof... „Hast du dir schon welche rausgesucht?“... Natürlich hatte er das, schließlich hielt er ja bereits zwei Fotos in seiner Hand! So langsam aber sicher schien mich diese Verliebtheit verblöden zu lassen... „Ach, gern geschehen!“ lächelte ich schnell und fragte: „Habt ihr eigentlich alle ein gemeinsames Geschenk für Tu... äh Cathy, oder schenkt ihr jeder von euch was?“, bevor Mark sich schon zur Tür umdrehen wollte. „Ähm, na ja, irgendwie beides... Bryan und ich haben zusammengelegt und ich glaub Nicky, Kian und Shane auch. Warum? ...Ach, wollt du und Alexa euch vielleicht anschließen!? Ihr hattet doch nach der kurzfristigen Einladung sicherlich keine Zeit um noch was zu kaufen, oder!?“ „Bryan hat da bestimmt nichts gegen.“ erwähnte Mark noch extra, weil ich nach seinem Angebot noch nichts geantwortet hatte. Ich wusste einfach nicht, was ich so schnell hätte sagen sollen. Eigentlich wollte ich ja nur von ihm wissen, ob er allein ein Geschenk für Tussi hat und vielleicht sogar noch was für eins... „Äh...ja, stimmt. Stimmt, die Einladung war ja dafür wirklich etwas kurzfristig, da hast duz Recht. Ähm...“ „Ihr könnt ja dann nachher in der Lobby einfach unterschreiben, da haben wir mit Sicherheit noch genügen Zeit.“ „Ja. ...Ja ja, klar...klar... unterschreiben... Ich sag Alexa gleich bescheid. Bis dann, ja!?“ „Ja gut, bis nachher.“ hörte ich Mark noch sagen, dann schlossen wir unsere Türen von innen. Mit einem verzweifelten „Scheiße!“ stellte ich meine Kameratasche auf den Boden und legte die Fotomappe auf mein Bett. Alexandra erwartete jetzt von mir, dass ich zur Party mitkäme, Mark ging ab jetzt auch stark davon aus und somit Bryan innerhalb ein paar Minuten ebenso... Was denn nun? Hatte ich mir nicht selbst geschworen, auf keinen Fall zu Tussis Geburtstagsfeier zu gehen? Hatte ich mir nicht sogar schworen, dass mich keine zehn Pferde da hin kriegen würden? Doch, das hatte ich!! Und jetzt,... jetzt besorgte mir Alexa sehr wahrscheinlich schon was zum Anziehen und mein Name stand schon so gut wie auf der Karte von Bryan und Mark, über der mit Sicherheit „Alles Gute!“ oder „Herzlichen Glückwunsch!“ stand... Igitt!! Ausgelaugt ließ ich mich aufs Bett neben die Mappe fallen und als ich dabei bemerkte, dass schon wieder ein paar aus dem offen stehenden Reißverschluss guckten, legte ich sie mir auf den Bauch und beschloss sie ordentlich einzuordnen. Ich ging noch mal alle Bilder durch, sah sie mir genau an und schmunzelte ab und zu, wenn ich mal eins anschaute auf dem die Jungs Grimassen machten. Versehendlich waren mir auch die Fotos von unserem gemeinsamen Grillabend in Irland dazwischen gerutscht. „Was Louis wohl bei gedacht hat?“ fragte ich mich im Stillen und musste ein wenig lachen als ich mir sein verdutztes Gesicht dabei vorstellte. Nach einer Weile hatte ich den gesamten Stapel durchgesehen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir ein wichtiges Foto fehlte. Wo war dieses eine denn bloß hin? Dieses eine Bild, bei dem ich gar nicht mitbekommen hatte, wie jemand meine Kamera genommen und mich und Mark abgelichtet hatte? Das Foto von Bryan und Mark am Grill war auch nicht beim Stapel dabei gewesen... Hatte ich etwa beide verloren? Vielleicht eben auf dem Flur?! Oder hatte ich sie vielleicht einfach irgendwo verlegt? „Wenn sie auf dem Flur gelegen hätten, dann wären sie ja mit dabei gewesen.“ „Außerdem hab ich ja die Negative, da ist es auch egal.“ dachte ich zurückblickend und zog endlich meine Jacke aus. Mein Blick fiel auf Whiskys Körbchen. Es war leer. Nach kurzem Schreck bemerkte ich dann aber etwas an meinem Hosenbein und war erleichtert, dass es Whisky war, der mit seinem Schwanz gegen den Stoff gewedelt hatte. „Na, was meinst du?“ nahm ich ihn hoch. „Sollte ich eher mit zu dieser blöden Party gehen, oder denkst du, dass ich mich mehr amüsieren werde, wenn ich zu Dan... Ach du Schreck...“ stand ich erschrocken auf. Ich hatte Daniel ja noch gar nicht angerufen. Sollte ich das denn tun? Mehr Spaß würde ich ganz bestimmt mit ihm und während seines Konzertes haben, das war mir klar. Aber warum schien es Alexa so verdammt wichtig zu sein, dass ich zur Party mitkomme? Mann, ich fühlte mich, als würde ich an meinen Armen in zwei unterschiedliche Richtungen gezogen! Nun ja, anrufen konnte ich Daniel trotzdem mal... Vielleicht war ihm ja zufälligerweise noch etwas dazwischen gekommen? Mit einem suchenden Blick nach den drei Einzelteilen meines Handys, wanderten meine Augen über die Bettdecke. „Irgendwo da hatte ich es doch zum Trocknen hingelegt...?“ grübelte ich nach und kaum hatte ich diese Worte gedacht, da sah ich sie auch schon gleich beim Kopfkissen liegen. Schale, Akku, Klappe,... ich hatte gerade erst alles zusammengesetzt und hoffte, dass es sich wieder einschalten ließ, da klopfte es an der Zimmertür. „Na? Was hat Daniel gesagt?“ wollte Alexa gleich wissen, kaum dass sie reingekommen war. Ich hatte schon halb gefragt, woher sie denn wüsste, dass ich ihn anrufen wollte, doch da fiel mir auf, dass ich ja noch immer das Handy in der Hand hielt und meinte auflachend: „Ach, schon gut...“. „Er hat gar nix gesagt bzw. er konnte noch nichts sagen, da ich... Ha!... Mann, die Investition hat sich damals wirklich gelohnt.“ freute ich mich riesig, da mein Handy wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte und das Display wie gewohnt aufleuchtete. „Puh, ein Glück. Allein die ganzen Telefonnummern wieder zu kriegen, hätte mit Sicherheit ewig gedauert! Ganz zu schweigen von den Notizen, die ich gespeichert hab...“ „Dann konntest du also noch gar nicht mit ihm reden, hm!? Aber es freut mich riesig, dass du dich entschieden hast doch mitzukommen, ehrlich!“ drückte mich Alexa ohne Vorwarnung mit richtiger Euphorie an sich und beinahe wäre mein Handy doch noch kaputt gewesen, wenn ich es nicht doch noch im letzten Moment hätte festhalten können. Hä? Wann bitteschön hatte ich mich denn endgültig dazu entschieden mit zur Party zu gehen? Ich fing an ihr zu widersprechen: „Äh, eigentlich wollte ich deshalb gerade...“, doch als sie die Umarmung löste und mich mit ihren vor Freude strahlenden Augen ansah, da konnte ich nicht anders...und log: „...gerade äh... zu dir rüberkommen und auch gleich noch mal wegen der Klamottenfrage mit dir reden.“. Na toll, Hauptsache sie war zufrieden! Doch plötzlich reagierte Alexa irgendwie merkwürdig, fast schon ein bisschen erschrocken, als sie auf ihre Uhr sah... „Oh,... ja! Ach, ähm... komm doch am besten in zehn Minuten rüber und dann gucken wir mal, was ich denn Umwerfendes dabei habe in dem du noch viel umwerfender ausziehst! Okay? Also bis gleich.“ und schon war sie wie der Wind zur Zimmertür raus. „Ja glaubt man’s denn... Du wirst mir nachher so einiges zu erklären haben, Ecker!“ stützte ich meine Hände in die Hüften und schüttelte geplättet den Kopf. Apropos Hände... ich hatte doch noch was zu erledigen! Schnell drückte ich die Kurzwahltaste für Daniels Anschluss und wartete auf ein Freizeichen... Mist, bloß sein Anrufbeantworter! Ich konnte diese unpersönlichen Dinger noch nie leiden. Doch was blieb mir jetzt, wo ich mich für die Party fertig machen musste, noch anderes übrig?! „Hi Daniel, Michi hier. Ich kann heute blöderweise doch nicht zu dir kommen, da Alexa mich quasi genötigt hat zu einer Geburtstagsfeier mitzugehen. Eigentlich will ich auch auf keinen Fall mit, da die Gastgeberin eine Tussi ist, wie sie im Buche steht! Aber Alexa... Na ja, du kennst sie ja inzwischen auch. ...Ach ähm, falls du nach deinem Konzert aber nichts mehr Wichtiges vorhast, dann.....hol’ mich da bitte weg, okay!?“ stöhnte ich den letzten Teil meines Satzes gespielt verzweifelt in den Hörer, beendete die Nachricht wie gewohnt und legte auf. Durch bellen und vor der Tür hin und her laufen, machte Whisky mich auf ihn aufmerksam. Anscheinend musste er wohl dringend mal Gassi. Also schnappte ich mir schnell meine Jacke und raus waren wir...

Ich war nicht wirklich weit mit Whisky gegangen, nur ein paar Meter. Zeitlich gesehen, wäre es auch sonst einfach zu knapp geworden. Kaum war ich wieder oben in meinem Zimmer, hatte Whiskys Napf gefüllt, da war ich auch schon wieder raus und rüber zu Alexa. „Moment!“ hörte ich sie nach meinem Anklopfen von innen rufen und wartete. Ich wartete so lange, dass ich mir auf diesem leisen und echt menschenleeren Flur fast verloren und richtig blöd vorkam! Dann, für mich Ewigkeiten später, ging die Tür einen kleinen Spalt auf. Ein bisschen verdutzt, weil weder ein „komm rein“ oder sonst irgendwas von Alexa zu hören, noch zu sehen war, blieb ich noch einen kurzen Augenblick davor stehen. Dann entschied ich mich aber einfach hineinzugehen, vielleicht war sie ja mit telefonieren, oder sonst was beschäftigt gewesen!? Dem war aber nicht so... Mit förmlich vor sich hinstarrenden Augen saß Alexa auf dem unteren Rand ihres Bettes und guckte wie hypnotisiert auf die ihr gegenüberliegende Wand. Zuerst dachte ich, dass sie Fernsehen schaute, aber der kleine Flimmerkasten auf der Kommode war noch nicht mal eingeschaltet. „Uff.“ sagte sie plötzlich und ganz ohne Reaktion. Was denn bitte meinte sie damit? Ich stellte mich vor sie und ging in die Hocke. „Alexandra?“ faste ich sanft an ihr Knie und wartete darauf, dass sich ihre Starre löste. Doch ein einziger, ganz kurzer Blick zu mir runter und ein erneutes „Uff.“ war alles was geschah. „Wie, uff?!“ tat ich, als wäre alles normal und setzte mich auf die noch freie Ecke vom Bettende. „Uff, der Fernseher ist kaputt? Uff, die Tapete könnte noch mal neu gestrichen werden? Uff, da hängt gar kein Bild an der Wand? ...Was meinst du?“. „Michi, ich...“ wollte sie anfangen, stockte dann aber mit einem stöhnenden „Oh Mann!“. Dabei hatte sie nicht nur zu mir, sondern auch zu der offen stehenden Badezimmertür gesehen. Was konnte „Uff.“ und „Oh Mann“ mit einer offenen Badezimmertür zutun haben? Was konnte überhaupt ein Uff zu bedeuten haben? Die Antwort darauf bekam ich schneller als mir lieb war... „Ich bin schwanger.“. Ich bin schwanger, das war tatsächlich alles gewesen, was sie dann trocken von sich gegeben hatte! „Uff.“ flutschte es auf einmal wie automatisch aus meinem Mund heraus und sämtliche Mimik in meinem Gesicht verabschiedete sich dabei wohl auch. „Du bist...“ versuchte ich mich zu sammeln und einen halbwegs verständlichen Satz zusammen zu kriegen. „Seit wann weißt du das denn?“ „Wie spät ist es?“ meinte sie ruhig und ich sah gleich auf meine Armbanduhr. „Kurz vor... Wieso? Heißt das, du weißt es erst seit heute?!“. Natürlich wusste sie es erst seit heute! Wieso hätte sie mich sonst nach der Uhrzeit gefragt? Ich bin auf jeden Fall ein Mensch, der Humor in seinem Leben braucht, auch trockenen Humor... Aber diesen Scherz, den sich Alexa da grade eben mit mir geleistet hatte, der war so trocken, dass er mir beinahe ihm Halse stecken geblieben wäre! „Um genau zu sein, ich weiß es seit du geklopft hast bzw. seit ein paar Sekunden danach. Der Test liegt sogar noch auf dem Badewannenrand!“. Während sie geredet hatte, war ich mit meinen Gedanken nur damit beschäftigt gewesen, mich zu fragen, wie sie nach so einer Feststellung so ruhig bleiben konnte. Ich war zwar auch mehr als froh darüber, dass sie nicht panisch umherlief und hysterisch herumschrie, oder so was, aber ihre Ruhe bzw. ihr einfach bloß vor sich hin guckendes Sitzen war mir auch nicht geheuer. „Na ja, ähm...“ musste ich mich räuspern, weil ich nach ihrer Erklärung nichts mehr sagen konnte, das heißt, eigentlich nichts mehr zu sagen wusste. „So ein einzelner Test muss ja nicht unbedingt 100%ig sicher sein. Viele dieser Dinger haben schon genau das angezeigt, was eben nicht der Fall ist. Ich hab zum Beispiel gehört, dass man am besten mehrer, so drei Stück auf einmal verwenden soll, wenn man etwas sicherer gehen will. Am besten ist ja noch gleich ein Besuch beim Arzt, aber wo...“ „Michi, ich habe gestern vier, wirklich und wahrhaftig vier von diesen Tests gemacht und alle vier haben das gleiche angezeigt; schwanger! Und dann noch heute der, auch positiv... Ja, inzwischen bin ich mir auch ohne Arzt sicher, dass die Dinger ab und zu auch mal direkt die Wahrheit anzeigen!“ schnitt sie mir ironisch das Wort ab und drehte sich sogar zum Schluss mit sarkastisch aufgerissenen Augen zu mir. Wenn wir in diesem Augenblick in einer normalen Situation gewesen wären, dann hätte ich ihr jetzt ebenso sarkastisch etwas um die Ohren gehauen. Doch jetzt war es keine normale und vielleicht alltägliche Situation. Jetzt war es etwas völlig komplett Neues, eine Ausnahmesituation in der sie mich, ihre beste Freundin, vielleicht mehr denn je brauchte...Ich wusste nicht, ob sie jetzt eine Umarmung wollte, doch ich war mir sicher, dass, wenn sie sie nicht wollte, sie es mir schon sagen oder vielleicht sogar zeigen würde. Nachdem ich ihr erst einen Arm über ihre Schultern gelegt hatte und sie keine Anstalten dagegen machte, zog ich sie sanft ein wenig näher zu mir und nahm sie dann anschließend richtig in die Arme. Und kaum war das passiert, da drückte sie sich auch richtig an mich. Alexa hatte ihre Augen fest zusammengekniffen, weinte aber nicht. „Es muss in der Nacht vor dem Grillabend passiert sein.“ fing sie ganz von sich aus zu erzählen. „Nach unserem Spaziergang war ich einfach bloß froh darüber gewesen, dass Kian da war. Na ja, und dann wollte er noch mit rauf und ich wollte ja auch, dass er mit nach oben kommt und... tja, im Eifer des Gefechts da haben wir halt nicht wirklich aufgepasst. Davor haben wir immer Kondome benutzt, ehrlich. Die Pille nehme ich sowieso! Aber an dem Abend...“. Sie atmete einmal tief ein und setzte sich wieder auf. Dann, nach einer kurzen Pause, drehte Alexa ihr Gesicht zu mir. Ich sah ihre verzweifelten Augen. Plötzlich fragte sie mich: „Denkst du jetzt schlecht von mir?“ und senkte den Kopf. Was wäre ich für ein Mensch, geschweige denn für eine Freundin gewesen, wenn ich das getan hätte? „Was? Natürlich tue ich das nicht! Warum auch? Ich meine, jede mit der Pille verhütende Frau weiß, dass die nicht ganz 100%ig sicher ist. Und, wenn man dann mal ein Kondom vergisst...tja, dann kommt es in vielleicht 2 von, was weiß ich, 100.000 oder mehr Fällen dazu, dass eine ungewollte Schwangerschaft entsteht. Das kann passieren... Jeder Frau. Sogar mir hätte das vielleicht gestern Abend passieren können!“. Ungeachtet dessen, was ich da gerade gesagt hatte, strich ich ihr tröstend übers Knie. Erst, als sie stutzig wurde und mich fast ein wenig erschrocken anblickte, versuchte ich mich zu verbessern: „Also, wenn mir gestern ein so toller Kerl begegnet wäre, dass ich am liebsten gleich mit ihm ins Hotel und aufs Zimmer gegangen wäre, mein ich.“. Sie nickte einleuchtend. Puh!

Obwohl mir im Hinterkopf bewusst war, dass wir uns langsam aber sicher für die Party zurechtmachen sollten, blieb ich neben Alexa auf dem Bettrand sitzen. Wir redeten nichts mehr. Sie tat es nicht, also hielt ich es für richtig auch nichts mehr zu sagen. In gewissen Situationen war es wahrscheinlich auch einfach das Beste... Doch dann, höchstens zwei Minuten später, da stand Alexa auf einmal in einem plötzlichen Schwung auf, stellte sich vor ihren Kleiderschrank und zog ihn auf. „Ich würde sagen, dass dir der hier...“, nahm sie etwas langes und schwarzes von der Aufhängestange heraus „...heute Abend ganz besonders gut stehen wird!“ und drehte sich damit anschließend zu mir um. Es handelte sich um einen schwarzen, figurbetonten und recht tief ausgeschnittenen Hosenanzug, der normalerweise nicht wirklich zu meiner sonstigen Garderobe gepasst hätte...genauso wenig, wie der schwarze, glitzernde BH, den Alexa dann auch noch hervorkramte. Durch meinen vollkommen überraschten und kritischen Blick, merkte sie schnell, dass ich nicht gerade hellauf von ihrer Idee gegeistert war... Doch wie eine lästige Verkäuferin, packte sie mir die drei Teile in die Arme und schickte mich mit den Worten „Jetzt probiert das doch erst mal an!“ in ihr Badezimmer. Und da stand ich nun; mit bepackten Armen und nicht den Hauch einer Chance ohne den Anzug angezogen zu haben wieder raus zu kommen. „Ach, was soll’s...“ seufzte ich leise und zog meine anderen Klamotten aus.

Zu meiner Ehrleichterung stellte ich später vorm Spiegel über dem Waschbecken fest, dass der vorher noch sehr tief wirkende Ausschnitt des Jacketts gar nicht so dramatisch tief war. Keine Frage, man konnte den BH und das, was er verhüllte noch gut und deutlich sehen... jedoch bloß bis zum unteren Schalenrand. Hauptsächlich blitzten das Mittelstück mit den drei übereinander besetzten, ganz kleinen Diamanten und die Anfänge der BH-Schalen hervor. Als ich mich so im Spiegel betrachtete, da hörte ich Alexa schon förmlich sagen: „Ja, perfekt. Zeigt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig!“ und musste ein bisschen schmunzeln. Was Mark oder die anderen Jungs wohl dazu sagen würden? Je länger ich mich ansah, desto mehr gefiel mir die Vorstellung in dem Outfit zur Party zu gehen und damit vielleicht sogar Tussi die Show zu stehlen... „Und? Denkst du, Tussi könnte deshalb nachher gelb und grün vor Neid anlaufen?!“ stellte ich mich mit einer übertriebenen Modelpose und extra arrogantem Gesicht vor Alexa auf. Die sprang nach kurzem realisieren von ihrem Bett auf, guckte mich noch mal von oben bis unten mit vor Staunen offen stehendem Mund an, kreischte: „Der Hammer! Die wird nicht nur grün und gelb vor Neid, die wird auch noch rot und lila vor Wut anlaufen und sich dann hoffentlich für den Rest des Abends in einer dunklen Ecke bei ihren Geschenken verschwinden!“ und grinste mit schelmischen Zwinkern übers ganze Gesicht. Na, wer sagt’s denn!? Tussi konnte einpacken, heute würde ich Blicke von Mark kassieren! Hoffte ich zumindest...

Damit Alexa sich noch in Ruhe zurechtmachen und ich ein bisschen Make-up auflegen und noch mal meine Haare machen konnte, machte ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Zimmer. Aber nicht ohne vorher noch schnell das Jackett aus und dafür mein vorheriges Oberteil wieder anzuziehen. Zum Glück auch, denn auf dem Flur stand Mark vor Bryans Zimmer und machte den Eindruck, als würde er Hilfe brauchen... „Bryan bitte, ich krieg das heute einfach alleine irgendwie nicht hin!“ fuchtelte er an beiden Enden der Krawatte herum, die er ungebunden um seinen Hals gelegt hatte und tat absichtlich verzweifelt. Doch Bryan hatte, so sah es jedenfalls aus, selber Probleme. Mit rollenden Augen, einem Nassrasierer in der rechten, einem Pinsel in der linken Hand und mit Wangen, die bis hin zu Kinn und Ohren über und über mit Rasierschaum bedeckt waren, entgegnete er ihm: „Mark, guck mich mal ein bisschen genauer an. Sehe ich so aus, als könnte ich dir jetzt deine bescheuerte Krawatte binden? Durch dein an die Tür Gehämmer hab ich mich so erschrocken, dass sogar meine Finger voll Schaum sind...“ und hielt seine Hände zur Verdeutlichung fast direkt unter Marks Nase. Die Zwei gaben ein so herrliches Bild ab, dass ich mir einfach ein kurzes Kichern nicht mehr verkneifen konnte. Um alles in der Welt wünschte ich mir jetzt meine Kamera in die Hände! Doch da fiel meine kleine Beobachtung den beiden auch schon auf... „Ahhh, Michi, fast wie bestellt... Kommst du mal rüber und bindest Mark den Windsorknoten? Du siehst ja, ich bin...“ „Eingeschäumt? Ja, das sehe ich!“ entgegnete ich Bryan und musste wieder kurz auflachen. „Genau. ...Ähm, ich muss mich beeilen. Ihr wisst ja, Kerry kommt nachher und vielleicht muss ich sie noch abholen. Also dann...“ meinte Bryan wie selbstverständlich, ging rein und ließ mich mit Mark auf dem Flur stehen. Ich konnte zwar verstehen, dass Bryan sich für seine Frau zurechtmachen wollte und sich auf sie freute, aber musste er uns gegenüber deswegen so kurz angebunden sein? Na ja. Ich schob es jedenfalls auf seine Vorfreude und drehte mich mit einem scherzhaften „Tja, dann versuch ich mal mein Glück...“ zu Mark um. Ohne ihm ins Gesicht zu gucken, war mein Blick direkt zu den Enden der ungebundenen Krawatte gegangen. Es war eine dunkelgrüne mit kleinen hellen Mustern und Streifen. Während ich die beiden Enden umeinander schlang und anschließend das breitere Ende durch die dabei entstandene Schlaufe zog, schaute ich mir auch die Sachen, die er sonst noch anhatte an. Das Hemd, das Mark trug war, wenn man sozusagen auf den ersten Blick hinschaute, schwarz. Doch je nachdem wie er sich bewegte und das Licht auf das Hemd fiel, schimmerte es leicht bläulich, so als wäre es in gewisser Weise eine Art Wackelbild. Auf einmal musste Mark sich räuspern und ich schaute automatisch zu ihm hoch. Doch mit dem, was ich dann sah, hatte ich nicht gerechnet... Ich war überrascht. Sehr überrascht sogar! Jedoch auf eine irgendwie gute Weise. Marks Gesicht war anders... so kahl. Das kleine Bärtchen, welches ja noch während der letzten beiden Tage um seinen Mund gewachsen war, war weg...restlos weg! Es stand ihm und er sah gut ohne es aus, keine Frage. Aber ungewohnt war es schon. Ohne den Krawattenknoten weiter zu binden stand ich regungslos da und schaute in sein Gesicht. Eigentlich schaute ich ja nicht wirklich in sein Gesicht sondern hauptsächlich auf sein Kinn, aber für ihn musste es so gewirkt haben. Erst, als Mark nach unten zu meinen Händen und dem fast fertig gebundenen Knoten guckte, machte ich damit wieder weiter. Was dachte er jetzt wohl von mir? Ohne aus reinem Scharmgefühl irgendein banales Gespräch zu beginnen band ich den Knoten zu Ende und zog ihn dann richtig zum Hemdkragen hoch. „So, fertig! Sitzt er auch nicht zu eng?“ sah ich fragend zu ihm und bemerkte, dass er jetzt derjenige gewesen war, der mich regungslos angesehen hatte. „Äh, nein nein, alles... alles bestens!“. Während er erneut auf die Krawatte schaute und über deren Stoff strich, musterte ich ihn noch mal von oben bis unten. Im Zusammenhang mit diesem ehr locker und ungezwungen wirkendem Hemd, der schwarzen Stonewash-Jeans und den längeren, gegelten und leicht ins Gesicht gekämmten Haaren wirkte dieses dunkle, gezwungenelegant aussehende und lange Ding an seinem Hals jetzt ziemlich fehl am Platz und geradezu nach „Overdressed!“ schreiend. Und außerdem; seit wann ging man denn mit Krawatte zu einer Party? Nein, so konnte er doch unmöglich gehen... „Weißt du, ich finde ja, dass der Schlips irgendwie überhaupt nicht dazu passt. Er lässt dich ein bisschen angespannt und... spießig wirken.“ „Spießig?“ „Ja, spießig. Na ja, gut, hochgeschlossen könnte es auch beschreiben...aber overdressed trifft es noch am besten!“ „Overdressed? Findest du? Na ja, eigentlich mag ich Krawatten ja sowieso nicht und nur das Hemd alleine ohne Bläser sieht auch...“ guckte Mark mit einer auf der rechten Seite hochgezogenen Oberlippe erneut an sich herab und machte dann ein unzufriedenes Gesicht. Dann, ganz plötzlich, sah er mit einem mal zu mir. Genauer gesagt schaute er auf meinen Arm, über den ich den schwarzen Bläser von Alexa gelegt hatte und meinte dann: „Michi, das ist es! Ich... ich hab... ich bin..... Ich bin gleich wieder da. Oder noch besser; sehen wir uns gleich unten?“. Er wirkte plötzlich richtig euphorisch und irgendwie, na ja,...aufgeregt! Was hatte ich denn bloß gemacht? Noch bevor ich ihn jedoch danach fragen konnte, drückte er mich an den Schultern fassend näher zu sich, gab mir mit einem breiten Lächeln einen Kuss auf die Wange und verschwand mit einem kurzen „Bis nachher.“ in seinem Zimmer. Was war denn nur los? Wie festgefroren stand ich in diesem langen Flur immer noch an der gleichen Stelle und war vollkommen überrascht wegen Marks Reaktion. Besonders aber wegen seines Kuss! Seine Lippen hatten zwar nur meine Wange berührt, aber da wo sie es getan hatten, war von diesem Moment aus eine regelrechte Gänsehautwelle über eben diese Gesichtshälfte bis hin zu meinem Rücken gelaufen. Was würde es wohl erst in mir auslösen, wenn Mark mich noch mal richtig küssen würde? So wie am Ufer von dem See in Hazelwood...





Re: Puzzle of my heart

Mit nachhängenden Gedanken an diesen bereits viel zu lange her gewesenen Augenblick schlenderte ich leise pfeifend zurück in mein Zimmer. Ich war richtig..., ja was war ich denn eigentlich? Zufrieden? Happy? Glücklich? Noch verliebter als zuvor?? Ganz egal, was ich nun war, ich genoss dieses Gefühl und die Tatsache, dass ich mich vielleicht noch mehr in Mark verliebt haben könnte, ließ mich auch in gewisser Weise kalt. Jetzt wollte ich diesen Zustand bloß noch bis zum Allerletzten auskosten und auf Tussis Party jede Menge Spaß mit Alexa und den Jungs haben!! Doch dafür musste ich mich ja noch schließlich umziehen und mir ein bisschen die Haare machen...

Die Türen des Aufzuges gingen jeweils nach links und rechts auf und durch einen kleinen Schritt nach vorne bemerkte ich, dass noch keiner der anderen 6 in der Sitzecke in der Lobby wartete. Gerade als ich überlegte, ob ich wieder hoch zu Alexa fahren sollte oder doch hier unten zu warten, gingen die Türen hinter mir wieder zu und schoben mich quasi meiner Entscheidung entgegen. Tja, da hatte ich nun meine Antwort! Ich war schon auf dem direkten Weg mich der Sitzecke zu nähern, da hörte ich an der Rezeption auf einmal eine bekannte Stimme. Reflexartig schaute ich gleich rüber und... Nein, war das jetzt wirklich Realität, oder spielten mir meine Ohren und Augen einen Streich? Es konnte doch da nicht wahrhaftig Duncan an der Rezeption in meinem Hotel stehen!? Was wollte er denn hier? Wollte er etwa zu mir? Ich malte mir schon mit Schrecken irgendwelche Szenen aus, in denen Duncan mich mit den gleichen stürmischen Küssen wie am gestrigen Abend im Club überhäufte, als die Frau, die von mir bis dahin unbemerkt neben Duncan gestanden hatte, seine Hand nahm und ihm flüchtig einen Kuss gab. Kaum war das geschehen, da bemerkte mich Duncan auch schon. Was jetzt? Sollte ich weggucken und so tun, als hätte ich ihn gar nicht gesehen und weitergehen? Oder sollte ich ihn leicht anlächeln, mit einem Kopfnicken grüßen und dann weitergehen? Wie durch Zufall wurde mir da wieder eine Entscheidung einfach so abgenommen und Duncan grüßte mich mit einem kurzen Zuwinken und lächelte freundlich dazu. Seine Begleitung redete derweil mit dem Portier, der sich kurz darauf zu der Wand mit den Zimmerschlüsseln umdrehte und ihr anschließend einen davon reichte. Na ein Glück, er war also doch nicht wegen mir hier... Ob die Frau seine Freundin sei und sie sich wieder vertragen haben, versuchte ich Duncan gegenüber mit Händen und Lippenbewegungen zu fragen und er nickte glücklich strahlend. Na also, hatte sich das auch wieder eingerenkt! Ich zwinkerte ihm aufmuntern zu und er war mindestens genauso glücklich wie ich darüber, dass ich ihm in der letzten Nacht doch nicht im Taxi zum Hotel gefolgt bin. „Wer weiß, je nachdem wäre ich dann wohlmöglich auch noch mitten in eure Versöhnung reingeplatzt oder es hätte vielleicht erst Recht gar keine gegeben!“ dachte ich noch mal rückblickend darüber nach und war wirklich mehr als zufrieden mit meinem Beschluss allein ins Hotel zurückgegangen zu sein. Nachdem Duncans Freundin sich ihre Handtasche über die Schulter gehängt hatte und seine Hand in ihre gelegt hatte, gingen die Beiden in Richtung des Treppenflures. Mit einem lieben Lächeln hatte sich Duncan gerade von mir verabschiedet, als er plötzlich wieder ein bisschen breiter grinste und seinen Kopf wie zur Begrüßung nach oben nicken ließ. Wem konnte das denn nur gelten, mich hatte er doch schließlich schon längst begrüßt?! „Du kennst wohl jeden, was!?“ hörte ich Marks amüsierte Stimme hinter mir und sah im Augenwinkel sein leichtes Grinsen. „Ach ja, einige Prominente werfen sich einem förmlich an den Hals und wollen sich meine Freundschaft quasi erzwingen. Und das alles nur deshalb, damit ich unvorteilhafte Fotos von ihnen verschwinden lasse! In letzter Zeit sind deshalb sogar fünf Iren furchtbar nett zu mir...“ konterte ich trocken auf seine ebenfalls nicht ernst gemeinte Frage und wartete mit schelmischen Grinsen auf seine Reaktion. „Ach, so siehst du uns also! Aha. Na dann...“ tat Mark beleidigt und ich sah ihn aus meinen Augenwinkeln wegdrehen. „Bleib, so war das ja gar nicht......gemeint.“ stockte ich in meinem Satz, denn nachdem ich mich nach hinten zu ihm umgedreht und ihn am Arm festhielt damit er nicht weggehen konnte, da fiel mir erst auf, dass er sich in der Zwischenzeit umgezogen hatte. Statt des schwarz-bläulichen Hemdes trug er jetzt ein weißes Shirt, die spießige Krawatte war ganz verschwunden aber dafür trug er unter seiner dicken Jacke noch ein dunkles Jackett. Einzig seine Stonewash-Jeans war geblieben, denn auf seine fast wie Lack wirkenden Schuhe hatte ich vorher gar nicht geachtet. „Heeey, schick. Ja, so kannst du gehen!“ kam es staunend und wie von ganz alleine aus meinem Mund. Mark sah in meinen Augen einfach nur wirklich blendend aus! Auch, wenn ich sein kleines Bärtchen doch ein bisschen vermisste... „Danke sehr.“ stemmte er absichtlich übertrieben seine Hände in die Hüften und machte ein recht zufriedenes Gesicht. „Die Idee kam ja eigentlich von dir...“ grinste er mich dann an. „Wie, von mir?“ entgegnete ich darauf vollkommen ahnungslos. „Ja. Der Bläser! Den du eben oben über deinem Arm liegen hattest... Da dachte ich mir, gehen wir doch einfach im so genannten Partnerlook! Äh, also ich meine, ...wir, als einziges Nicht-Pärchen müssen uns doch zusammen tun.“ versuchte er zu erklären. Keine Ahnung, ob dem wirklich so war, aber irgendwie hatte ich auf einmal den Eindruck, als würde seine Gesichtsfarbe leicht rötlich werden... „Du hast doch den Bläser angezogen, oder!?“ hörte ich ihn wieder fragen. Ich war so damit beschäftigt gewesen ihn mir wieder von oben bis unten anzuschauen, dass ich alles nur irgendwie halb mitbekommen hatte was er anschließend gesagt hatte. Da mein Mantel schon seit dem Moment als ich in den Aufzug gestiegen war zugeknöpft war, konnte er natürlich schlecht erkennen, ob ich den Bläser nun tatsächlich angezogen hatte oder nicht. Aber ich hatte... „Was? ...Der Bläser? Ja ja, den...den hab ich angezogen!“ stotterte ich plötzlich und kam mir wie eine Vollidiotin vor. Was würde er jetzt wohl von mir denken? Und wieso war ich ausgerechnet jetzt in diesem Moment, wo ich ihm und natürlich auch nachher Tussi noch cool gegenüber treten wollte, so aufgeregt und nervös?!? Manchmal hatte ich echt ein bisschen das Gefühl, als ob mein Körper in Marks Gegenwart selber die Kontrolle übernehmen würde. Aber wieso hatte ich ab und zu dieses Gefühl? Stimmte es tatsächlich, dass Verliebte oft Dinge tun, machen und fühlen, die sie sonst niemals tun würden? Vernebelte einem die Liebe regelrecht die Sinne? Auch mir auf einmal? Wieso war mir dann kein einziges Mal vorher so zumute gewesen? Bei Thomas zum Beispiel, da hatte ich nie in seiner Gegenwart stottern müssen! Was war das nur jetzt plötzlich mit mir...? Um vor Mark nicht noch abwesender oder durcheinander zu wirken fragte ich ihn nach Bryan und ob er wüsste, ob Bryan Kerry nun doch abholen fahren würde. „Soviel wie ich weiß, ist er vorhin losgefahren um sie bei ihrer Mutter abzuholen. Wenn Bryan mit uns unterwegs ist macht sie das immer, denn jetzt in der Endphase ist es für Kerry ja auch nicht mehr so einfach sich alleine um den Haushalt und die kleine Molly zukümmern.“ erwähnte er mit einem lieben Lächeln auf den Lippen, sah dann flüchtig auf seine Uhr und meinte anschließend als sein Blick zur Eingangstür wanderte: „Ja ähm, doch so langsam aber sicher dürften die Beiden hier eigentlich gleich eintrudeln...!“. Doch noch trudelten die Beiden nicht ein. Dafür kamen aber nach der Reihe Kian, Alexa und Shane aus dem Aufzug neben uns. „Was ist, können wir dann los oder warten wir besser noch bis Nicky endlich die Treppe geschafft hat!?“ meinte Shane zu meiner Verblüffung ganz fröhlich und lustig wie ich ihn zu Anfangs kennen gelernt hatte. Ob sein Kummer verflogen war? Vielleicht hatte er in der Zwischenzeit auch ein klärendes und versöhnliches Telefongespräch mit Gillian geführt? „Sehr witzig, Filan! Im Gegensatz zu dir halt ich mich mit dem Treppenlaufen wenigstens fit. Schaden könnte es dir jedenfalls nicht...“ stand Nicky auf einmal mit einem hämischen Grinsen bei uns allen und strich Shane stichelnd über den Bauch. Während Shane ihm wieder einen konternden Spruch zurückgab, stand ich daneben und kam mir vor, als ob ich inmitten eines kleinen Bahnhofes stehen würde in dem ständig Leute ankamen... Warum es mir so vorkam? Na, erst Duncan, dann Mark, kurz darauf Kian, Alexa und Shane und nachdem nur Sekunden danach Nicky zu uns gefunden hatte, sah ich auch schon Bryan mit seiner hochschwangeren Kerry durch die Hoteleingangstür reinkommen. „Keerryy!“ Ohne lange zu zögern schmuggelte ich mich zwischen Mark und Alexa aus der Runde und lief ihr entgegen. Kurz bevor ich bei ihr jedoch angekommen war, da versuchte ich meinen Schwung gleich wieder etwas abzubremsen. Sicher war sicher und ich wollte mit einer zu stürmischen Umarmung schließlich nicht dem ungeborenen Baby wehtun. Aber etwas Schwung war wohl doch noch geblieben und kaum hatte ich meine Arme um Kerry gelegt, meinte sie auch schon lachend: „Oh, hey... Du tust ja fast schon so, als hätten wir uns Jahrelang nicht gesehen!“ „Entschuldige, aber ich freue mich einfach dich zu sehen. Vor allen Dingen freue ich mich, weil es dir und dem Kleinen offensichtlich richtig gut geht!“ plapperte ich gleich darauf los, weil ich wirklich happy war. Und Kerry ging es da nicht wirklich anders... „Na, ich freue mich doch auch dich endlich wieder mal zu sehen! Bryan hat mir zwar immer am Telefon oder per SMS zwischendurch das Neuste von dir berichtet und davon, was ihr euch gegenseitig wieder für Witze erzählt habt und natürlich auch von eurer, na ja, ziemlich rasanten Busfahrt mit Nicky, ...aber ein persönliches Wiedersehen mit dir ist mir doch viel lieber. Also komm her, knuddel mich noch mal, ja!? ...Aber vorsichtig, nicht zu doll!“. „Selbstverständlich.“ „Und was ist mit mir, krieg ich keine Umarmung? Ich war schließlich auch lange weg, hab Kerry abgeholt und hergefahren.“ beschwerte sich Bryan und tat so, als wäre er furchtbar beleidigt. „Du warst höchstens eine halbe Stunde weg und dass du deine hochschwangere Ehefrau abholst, das ist ja wohl selbstverständlich! Du, du Esel...“ entgegnete ich ihm empört tunt und kaum waren meine Worte ausgesprochen da stampfte Bryan extra kindisch mit dem Fuß auf und neckte: „Ich will aber trotzdem eine Umarmung... Du, du Pferd!“. Wir mussten beide lachen und drückten uns dann ganz kurz. Kurz aber auch nur deshalb, weil Kerry ein schmerzhaftes Stöhnen von sich gab. „Was ist denn? ...Stimmt irgendwas nicht? ...Ist was mit dem Kleinen? ...Geht es etwa schon los?“ fragte der werdende Vater gleich wie aus der Pistole geschossen und mit einem leicht panischem Ausdruck in den Augen. Doch Kerry antwortete direkt: „Nein nein, alles okay, ehrlich. Er hat nur etwas heftiger getreten als sonst.“ und streichelte Bryan beruhigend über den Unterarm. „Was denn, der Kleine tritt schon heftig?! Hervorragend, das ist ja geradezu fantastisch!!“ freute sich Nicky auf einmal wie ein Schneekönig. Kerry und ich straften ihn dafür nur mit bösen Blicken. Was war denn an einem tretenden Baby so fantastisch? „Nun guckt doch nicht so, ich meine doch für später!“ versuchte Nicky gleich seinen Ausspruch zu erklären. „Wenn er jetzt als ungeborener Säugling schon so tritt, dann könnte er später mal ein ganz ganz großer Fußballer werden! Apropos... ähm, ich kenne da einen Ex-Fußballstar, der könnte aus dem Kleinen einen echt guten Torwart machen...“ machte er plötzlich einen auf Manager und legte den Arm um Bryans Schultern. „Äh, Mister Byrne, Sie reden da nicht zufällig von sich selbst?“ hob Bryan spöttische eine Augenbraue und verkniff sich für alle sichtlich ein lautes Auflachen. Doch Nicky konterte cool: „Oh, danke, dass du mich als Fußballstar bezeichnen würdest!“.

Während die Beiden weiter fleißig über die Zukunft des Babys redeten, schüttelte Kerry bloß amüsiert ihren Kopf und Shane meinte: „Dieses Thema könnt ihr doch auch noch auf Morgen verschieben oder, wenn es denn unbedingt sein muss, nachher auf Cathys Party weiterdiskutieren. Wir anderen würden jetzt nämlich gerne dahin! Oder etwa nicht?“. Kein Widerspruch folgte, also gaben wir allesamt unsere Zimmerschlüssel an der Rezeption ab... „Verehrte Dame, darf ich bitten?“ hielt mir Mark seinen Arm anbietend zum Einhacken hin und musste über seinen geschwollenen Spruch selbst ein wenig lachen. Doch weil ich Humor durchaus verstand, ging ich mit einem mindestens doppelt so geschwollenem „Sehr wohl der Herr, lasset uns dahin schreiten...“ darauf ein. Da konnte weder Mark noch ich an uns halten und als wir laut drauflos lachten, sahen sich Alexa, Kian, Bryan und Kerry verwundert nach uns um. Einzig Nicky und Shane hatten einen Teil davon mitbekommen und fingen jetzt auch mit so einem Blödsinn an... „Können wir dann, Schatzilein?“ kam es mit einem säuselndem Unterton von Nicky und er meinte damit Shane. Der wollte aber nicht ganz so wie Nicky wollte! „Pupsi, warum muss ich mich eigentlich immer bei dir einhacken? Ich will auch mal den Mann spielen!“ tat Shane eingeschnappt und hielt seinen kleinen Finger abgespreizt hoch. Diese Zwei mit solchen Gesten und angedeutet weiblich verstellten Stimmen zu sehen und zu hören gab mir absolut den Rest und ich musste noch mehr lachen als zuvor! Allen anderen ging es da aber nicht anders uns somit war ich zum Glück nicht die Einzige die auffiel. Noch während bei manchen von uns das Lachen über die Beiden abebbte, ging Bryan mit Kerry als erstes zur Tür raus nach draußen, weil die 2 auch am nächsten dranstanden, dann folgten wir anderen hinterher. Draußen war es, wie auch am Morgen schon, so kalt, dass man gleich nach dem Ausatmen seinen Atem als Qualm vor sich aufsteigen sehen konnte. Weil ich nicht mit so einer Kälte gerechnet hatte und selten an Handschuhe dachte, hatte ich auch für die Reise kein Paar dabei und fror mir nach nur kurzer Zeit schon die Fingerkuppen ab. Auch dann, als ich meine linke und einzig noch freie Hand mit einer zusammendrückenden Faust in meiner Jackentasche vergrub, wurde es nicht wirklich besser. Meinen anderen Arm hatte ich ja bei Mark eingehackt und auch, wenn mir die rechte Hand abfrieren und auf den Bürgersteig gefallen wäre, würde ich meinen Arm jetzt um nichts in der Welt aus Marks Arm rausnehmen. Es klang vielleicht ein wenig selbstzerstörerisch, aber in diesen Augenblicken auf dem Weg zu Tussis Party wollte ich plötzlich bloß nur noch eineinziges letztes Mal Marks direkte Nähe spüren, bevor ich ihn wieder an das brünette und obendrein auch noch schlecht gefärbte Gift verlieren würde. Ich konnte diesen quälenden Gedanken, dass er gleich wieder in ihren Armen sein würde, kaum mehr ertragen...

Zu meiner Enttäuschung musste ich nach nur zehn bis fünfzehn Minuten feststellen, dass der extra für Tussis Geburtstagsfeier gemietete Club gar nicht mal so weit von unserem Hotel entfernt war und so auch mein Arm in Arm-Spaziergang mit Mark wieder schnell vorbei war, denn vor dem Reingehen fiel Bryan noch ein, dass Alexa und ich ja noch gar nicht die Glückwunschkarte unterschrieben hatten... „Hier, ich hab einen! ...Was denn? Für eventuelle Fans bin ich halt immer gewappnet...“ kramte Shane einen Edding aus seiner inneren Jackentasche und begründete dessen dabeihaben, weil Alexa, ich und sogar Nicky ihn deshalb verwundert angesehen hatten. Mir war nicht wohl dabei auf einer Karte mit Glückwünschen für Tussi zu unterschreiben, aber ohne ein Geschenk auf ihre Geburtstagsparty zu gehen war mir ebenfalls unangenehm.

Drinnen zogen sich alle ihre warmen Jacken und Mäntel in einem kleinen Vorraum aus, wo auch bereits schon viele andere an Garderobenhacken hingen. Wahrend die anderen ihre Jacken möglichst schnell auszogen, weil es im Club selbst natürlich im Gegensatz zu draußen richtig warm bzw. im ersten Moment fast heiß war, stand ich vor einem der Hacken und traute mich plötzlich doch nicht mehr die Jacke wegen des Outfits auszuziehen. Irgendwie fühlte ich mich jetzt doch deshalb unwohl. „Aber was bleibt dir denn anderes übrig, du kannst ja schlecht in dem warmen Anorak da reingehen?!“ dachte ich vor mich hin und öffnete langsam den Reisverschluss. Kaum hing meine Jacke auf dem Hacken, da fummelte ich gleich am Ausschnitt herum und versuchte ihn mit dem Stoff des Bläsers zu überdecken. Mit einem kurzen Blick sah ich nach den anderen um mich zu vergewissern, dass keiner von ihnen meine Anstalten bemerkte... Es tat keiner, denn irgendwie war jeder mit etwas beschäftigt. Kerry und Alexa redeten über ihre Outfits, dann fragte Alexa sie, ob so eine Schwangerschaft wirklich so anstrengend für den Körper sein. Aha, Forschungen und Interesse ihrerseits...Na hoffentlich würde sie bald auch mal Kian von der großen Neuigkeit erzählen! Der ahnungslose Vater redete derweil mit Shane, Nicky und Mark, während sich Bryan auf einmal verstohlen in eine Ecke abseits von allen anderen stellte, ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche kramte und sich einen einzelnen Zug an einer Zigarette gönnte. „Der arme Nikotinsüchtige!“ machte ich mich gedanklich ein wenig über ihn lustig. Bryan war, so wie ich es in den letzten Monaten mitbekommen hatte, fast ein richtiger Kettenraucher und rauchte einzig Kerry und dem ungeborenem Baby zu liebe nicht mehr. Er hatte uns allen zwar noch mit großen Tönen berichtet, dass das jetzt seine Chance zum Aufhören wäre, aber so endgültig konnte er es anscheinend doch nicht lassen! Na, hoffentlich wäre er gleich auch so schlau und würde sich nach diesem Genusszug nicht direkt neben Kerry stellen oder ihr sogar einen Kuss geben,...denn dann wäre sein ja angeblicher Entzug aufgefallen! Ich widmete mich wieder meinem eigenem kleinen Problemchen, aber was ich auch versuchte, er blieb zu sehen und der BH auch... „Wow,...Michaela,...“ stand plötzlich Nicky leise staunend bei mir und sah mich mit einem Zwinkern an „...selten hab ich so eine sexy Fotografin gesehen!“. Ich hätte zwar drauf wetten können, dass Nicky meine Verdeckaktion mitbekommen hatte und mir mit dem Kompliment jetzt nur Mut zusprechen wollte, aber andererseits fühlte ich mich auch ziemlich geschmeichelt, das musste ich mir schon eingestehen. Ohne genaue Gewissheit zu haben, aber mit den besten Kenntnissen über mich selbst, vermutete ich, dass mein Gesicht direkt nach Nickys Blicken die Farbe gewechselt haben musste. „Danke........du Schleimer.“ entgegnete ich ihm erst schüchtern, dann mit einem grinsenden Zwinkern. „Nein nein, ich meine das genau so, wie ich es auch gesagt habe.“ hielt Nicky dazu sogar noch schwörend die Finger hoch und lächelte nett. „Und ein gewisser anderer Kerl wird das auch noch merken...“ murmelte er dann vor sich hin, legte seine Hand führend an mein Schulterblatt und wir gingen mit den anderen in den Raum, wo letztendlich die Party stattfinden sollte.

Wir waren gerade erst alle 8 durch die Tür hineingekommen, da stöckelte auch schon das kichernde Monster auf viel zu hohen Absätzen und mit übertrieben ausgebreiteten Armen auf uns zu. Genauer gesagt, sie kam mit ausgebreiteten Armen auf die Jungs zu! „Da seit ihr ja endlich...Na, dann kann die Party ja so richtig losgehen, was!? Och, ich freu mich wirklich riesig Jungs... Und, bloß keine Bange, Guinness habe ich genügend bestellt! Obwohl,...ich kenn euch ja, von Bier konntet ihr sogar auf der Tour, bei der wir Mädels euch begleitet haben, schon nie wirklich genug kriegen!“ begrüßte sie die 5 mit ihrer mir nur zu gut bekannten und vor allen Dingen viel zu hohen, piepsigen Stimme, schmatzte jeden der Jungs einmal heftig rechts und links ab und kicherte zum Schluss über ihren eigenen, wohl irgendwie als Witz gemeinten Spruch los. „Ha ha ha ha haa... Nein, was hast du doch einen mächtig großen Schaden... Heute bist du wohl ein paar Mal extra gegen die Wand gelaufen, was!?“ tat ich mit einem ebenfalls aufgesetzt künstlichen Kichern so, als würde ich mit über Tussis Witz lachen und machte mich dabei auf Deutsch über sie lustig. Da verständlicherweise nur Alexandra diejenige in der Runde war, die meine Sticheleien richtig verstehen konnte, denn Bryans Deutschkenntnisse waren mit den Jahren ein wenig eingerostet und nicht mehr ganz so gut wie früher, war es auch ihr Lachen, das so richtig von Herzen kam. Selbst Nicky, Bryan, Kerry, Shane, Kian und sogar Mark lachten, meiner Meinung nach, nur aus Höfflichkeit mit und, wenn man den Jungs genau ins Gesicht schaute, dann sah man es ihnen auch an.

Nach etwas belanglosem Geplauder über dies und das, das und jenes, folgten wir auf Tussis Wunsch hin ihr alle an die Bar und bestellten Getränke. Mit Ausnahme von Kerry und Alexa bestellte sich alle ein kühles Guinness. Auch ich. Was von Bryan nicht unbemerkt blieb... „Habt ihr beiden heute mal die Rollen getauscht?“ sah er zwischen Alexas und meinem unterschiedlich gefüllten Gläsern hin und her. Was meinte er denn bitte mit Rollen getauscht? Hatte ich etwa eine Perücke mit roten Haaren auf und war um ein paar Zentimeter gewachsen? Nein! Ich schüttelte mit fragenden Augen verwirrt den Kopf. „Na, ich meine, bisher warst du auf jeder Party auf der wir in den letzten Monaten zusammen waren diejenige, die zu erst etwas antialkoholisches getrunken und das dann damit begründete, dass der Abend ja noch lang ist und so weiter und Alexa war immer die, die sich gleich einen Cocktail oder was ähnliches Alkoholisches bestellt. Und jetzt ist es exakt andersrum... Stimmt was nicht? Ist irgendwas?“ „Nö, was sollte denn sein!?“ antwortete Alexa für mich, die direkt neben uns stand und fegte somit auf einen Schlag Bryans Bedenken fort. Was denn, damit gab er sich tatsächlich schon zufrieden? Sonst hätte er doch trotzdem immer noch eine Bestätigung von mir selber hören wollen...! Na ja, mir konnte sein plötzliches Desinteresse ja nur recht sein, denn nach reden oder vielleicht sogar erklären war mir im Moment sowieso nicht und vielleicht war er in Gedanken ja auch schon wieder mit Kerry und ihrem zweiten Kind beschäftig... wer wusste das schon so genau?!

Inzwischen war ich fast schon so weit, dass ich mir ein zweites Guinness, irgendeinen bunten Cocktail oder sonst was Alkoholisches bestellt hätte! Warum ich soweit war? Leicht zu beantworten... Während Alexa Kerry in aller Seelenruhe nach Informationen über deren Erfahrungen in ihrer Schwangerschaft ausquetschte, hatte Tussi die Jungs wie in einem Harem um sich gescharrt und laberte sie mit allem möglichen Mist voll. Aber das Schlimme war, einzig Bryan und Nicky schien diese lahme Unterhaltung wirklich so richtig auf die Nerven zu gehen! Ich saß währenddessen wie eine Fremde zwischen beiden Gruppen und langweilte mich zu Tode... „Wäre ich bloß nicht mitgekommen! Wäre ich bloß zu Daniel gefahren, mit dem hätte ich garantiert mehr Spaß gehabt! Warum und wieso bin ich überhaupt mit hier hingekommen? Und wieso war ich im Badezimmer noch der Meinung, das dieses Outfit gut aussehen würde?“ ging es mir gleichzeitig wütend und verzweifelt durch den Kopf und ich nahm darauf gleich noch einen Schluck Bier. Wenn ich in diesem Augenblick behaupten hätte, dass ich mich total fehl am Platz fühlte, wäre es die reinste Untertreibung gewesen! Aber anstatt weiter in mein so gut wie leeres Glas zu gucken, schaute ich wieder zur Runde um Tussi... Gerade schmiss sie zum bestimmt schon zwanzigsten Mal an diesem bisherigen Abend ihre heute zur Abwechslung mal gelockten Haare mit einer Hand nach hinten über ihre Schulter, da nuschelte Shane ein kurzes Sorry, nahm sich sein Bier und machte sich davon...geradewegs in meine Richtung. „Hiiiiiii! Soll ich dich auch mit völlig dumpfen und idiotischen Stories von Studioaufnahmen quälen?“ stellte er sich ganz nach zu mir, machte Tussis piepsige Stimmlage nach und schmiss, genau wie sie zuvor, seine nicht vorhandenen langen Haare nach hinten. Mit vor Lachen aufgeblähten Wangen, weil ich ein megalautes Auflachen unterdrücken wollte, hätte ich wegen Shanes Getue und Blödelei beinahe glatt mein Glas vom Tresen geworfen. Im Nachmachen und Imitieren hätte er in diesem Moment Bryan wirklich Konkurrenz machen könnten! „Ich sehe, du findest Cathy auch nicht gerade...ähm...sympathisch, hm!?“ lehnte er sich dann flüsternd und mit einem breiten Grinsen gegen den freien Platz an der Bar zwischen Alexa und mir. „Nein, wie kommst du denn darauf!? Ich vergöttere sie! Sie ist meine aller beste Freundin, nein, sie ist wie eine Schwester für mich...“ konterte ich so übertrieben ehrlich, dass sogar Miss Doofbacke selber die Ironie in meinen Worten bemerkt hätte und ergänzte anschließend wirklich ernsthaft: „... eine Schwester, die ich stundenlang in die Puddingschüssel da hinten drücken könnte!“. Da lachte Shane auch leise auf und meinte: „Oh ja, der Schokopudding sähe als Teint bei ihr bestimmt besser aus als diese Tonnen von auffälligem Make-up!“. „Warum schminken sich manche Frauen eigentlich so... wie Barbie? Mir gefallen Natürlichgeschminkte viel besser! Und Nicky und Mark sind genau der gleichen Meinung.“ redete er weiter und ich wurde hellhörig. „Mark?“ guckte ich mit großen Augen zu ihm. „Ja. Ich hab ihn vorhin gefragt, als Cathy wieder mal ihren Kicheranfall hatte. Cathy hat mit Sicherheit überhaupt nicht gemerkt, dass ihr im Grunde genommen eigentlich niemand wirklich zuhört!“. Nachdem dann ein wenig Stille zwischen uns herrschte, weil ich in Gedanken wieder bei Mark war und mich fragte, wieso er dann mit Tussi zusammen war, wenn er Frauen nicht mochte die in einen regelrechten Farbtopf gefallen waren. „Möchtest du auch noch ein Guinness?“ wollte er dann auf mein Glas deutend wissen und holte mich mit seiner Frage wieder aus meinen Grübeleien. „Ähm, nein... nein danke. Ein Wasser wäre mir lieber.“ „Wäre zwar nichts für mich aber wenn du eins willst, dann kriegst du es auch!“ zwinkerte Shane mit einem fröhlich wirkenden Lächeln und winkte nach dem Barkeeper. Keine zwei Minuten später und schon hielten wir beide ein frisch gefülltes Glas in der Hand. „Na dann,... auf einen amüsanten und weiterhin unterhaltsamen Abend!“ prostete Shane mit einem kurzen frechen Blick in Tussis Richtung gegen mein Glas und ich meinte lachend ironisch: „Oh ja, vor allen Dingen...“ und prostete ihm auch zu. „Sag mal, wenn ich die Frage stellen darf und du darüber reden willst, was ist passiert, dass du wieder so gut gelaunt bist? Hat sich das mit Gillian wieder geregelt?“ fragte ich ganz vorsichtig und nippte an meinem Wasser. Shane fand meine Frage aber zum Glück gar nicht zu privat und neugierig und erzählte, dass er bevor wir zur Party gegangen waren noch mit ihr telefoniert hätte und sie sich wirklich ausgesprochen und alles im Guten geregelt hätten. Gillian war in den letzten paar Monaten einfach zu oft wegen seinem Job von Shane getrennt gewesen und hatte sich einsam und furchtbar gefühlt, weil sie ihn so sehr vermisste. Diese Aussagen ließen Gillian plötzlich in einem ganz anderen Licht für mich erscheinen... Durch Marks Erzählungen in der Küche bei unserem Grillabend weshalb Gillian damals nicht mitgekommen war, hatten mich darauf schließen lassen, dass sie eine selbstsüchtige, arrogante Pute sein musste, die sich in Shanes Ruhm sonnte und ihn gar nicht wirklich liebte. Aber das, was ich nun über sie erfahren hatte, deutete einfach bloß auf eine verliebte Frau, die schwer damit zurechtzukommen schien all zu lange von ihrem Freund getrennt zu sein! Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Man sollte sich nicht zu schnell über andere Menschen ein Urteil bilden, hin und wieder könnte ein erster Eindruck komplett falsch sein.

Shane und ich redeten noch ein paar Augenblicke miteinander unter anderem auch noch ein bisschen über Gillian, als plötzlich neben uns ein lauter Happy Birthday-Gesang zu hören war. „Ach jaaa... Jetzt weiß ich wieder, warum ich bei denen warten sollte...!“ ging Shane mit einem fast schon nörgelnden Ton an mir vorbei und kaum hatte er sich zu den anderen singenden Jungs gestellt, da versammelte sich eine große Menschentraube um die Jungs und Tussi. „Was ist denn da los? Das sieht ja fast wie bei einem Kindergeburtstag aus...fehlt nur noch, dass sie Tussi auf einen Stuhl packen und sie dann damit hochleben lassen!“ gesellte sich Alexa da wieder zu mir und versuchte über die Menge hinweg zu sehen, was Cathy und wahrscheinlich vor allen Dingen ihr Kian machte. Doch, weil daraufhin gleich ein fluchendes „Mist!“ aus ihrem Mund folgte, hatte sie wohl keinen besonders großen Erfolg mit ihrer Zehenspitzentänzelei. „Und, was ist nun? Hattest du eine interessante Unterhaltung mit Kerry und bist dir jetzt sicher was das Baby betrifft?“ „Psst, doch nicht so laut, Mensch! Wenn dich Kian hört...“ ermahnte Alexa mich flüsternd mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen und fuchtelte mit ihrer Hand so vor meinem Mund herum, als ob sie ihn mir zuhalten wolle. „Was? Wieso denn? Glaubst du etwa, dass hier auch nur eineinziger Gast Deutsch spricht, oder verstehen kann!?“ amüsierte ich mich über ihre direkt panische Reaktion. „Wer weiß?! Außerdem...das Wort BABY versteht man meines Wissens nach in jeder Sprache!“ guckte sie noch ein bisschen böse, renkte sich dann aber bald darauf wieder den Hals nach Tussi aus. „Was machen die da bloß? Davon hat mir keiner was vorher gesagt.“ „Mir doch auch nicht...und, mach ich deshalb so ein Theater wie du? Nein!“ entgegnete ich ganz gelassen und trank noch einen Schluck. Dann jedoch sollte mir meine Gelassenheit aber wieder ganz schnell vergehen... „Also dich... dürfte das,...glaube ich,... ganz besonders... interessieren, denn nach Bryan gibt Mark...ihr jetzt...eine Karte. Und das ist 100%ig nicht die,...die wir...unterschrieben haben!“ meinte Alexa und hüpfte währenddessen immer wieder ein wenig auf und ab. „Wo?“ sprang ich so schnell ich konnte von meinem Hocker und renkte mir ebenfalls den Hals aus um über die Leute hinweg zu Mark sehen zu können. Da mir aber diese blöde Rumhüpferei auch sehr schnell wieder auf die Nerven ging und ich Mark und Tussi dadurch auch nur immer sehr kurz beobachten konnte, ließ ich es sein und versuchte mich stattdessen einfach mal in die Menge reinzuquetschen. Doch auch das wollte mir nicht wirklich gelingen und so konnte ich mich bloß in die ungefähre Nähe von Tussi stellen und so ein paar Brocken von dem hören, was sie zu irgendeiner Freundin sagte... „Na, der wird noch Augen machen!“ und „...dafür werde ich mich heute Nacht noch bei Markylein revanchieren!“ waren die einzigen Sätze, die ich verstanden hatte... Und die reichten mir dann auch! ...Markylein? Sie nannte Mark tatsächlich Markylein?! Ich konnte es nicht fassen. Vor allen Dingen konnte ich aber nicht fassen, dass sich Mark auch noch so von ihr nennen ließ! Igitt, war das kitschig und scheußlich!! Und dann hatte sie auch noch in so einer eindeutig zweideutigen Stimmlage gesagt, dass sie sich heute Nacht noch dafür bei ihm revanchieren wollte... Ja, das glaubte ich ihr sofort! Na, schönen Dank auch... Jetzt war mir meine bisher noch halbwegs gute Laune endgültig vergangen! Mit schnellen Schritten und einem Schmerz in der Brust ging ich wieder zurück zu Alexa und Kerry. „Was ist? Hast du noch mitkriegen können, was in der Karte gestanden hat?“ fragte Alexa mich gleich ungeduldig und Kerry schaute nur verwirrt, weil sie die vorherige Aufregung von uns überhaupt nicht verstanden hatte, zwischen uns her. „Ja!“ machte ich vor Begeisterung große Augen und deutete mit meiner Stimme den Sarkasmus an. „Tussi will ihn heute Nacht noch vernaschen! So in etwa habe ich ihr kleines Gespräch mit einer Freundin jedenfalls deuten können... Ist das nicht toll? Nein, das ist sogar großartig! Ich weiß zwar nicht wie du das siehst, aber ich freue mich ja ungemein für die Beiden! Was denkst du, ob es schon Zeit dafür ist, für sie ein Verlobungsgeschenk oder gar Hochzeitsgeschenk zu kaufen?“ steigerte ich mich immer mehr hinein und Alexa fing an meine Schulter sanft zu streicheln, die ich kurz darauf mit exakt genau der Schulter wegstieß, den Rest Wasser in meinem Glas leertrank und beim Barkeeper gleich noch ein Guinness bestellte. „Süße, tu mir bitte den Gefallen und lass das das letzte Bier für heute Abend sein, okay!? Ich glaube, das irische Bier ist ein bisschen stärker als das bei uns.“ bat sie mich leise und an ihren Augen erkannte ich, dass sie es nur gut mit mir meinte. Und nur einzig dieser Blick war es, der mich davon abhielt, ihr nicht meine Meinung um die Ohren zu hauen und ihr zu sagen, dass ich nur ihr zur Liebe mitgekommen war, das jetzt bitterböse bereute und am allerliebsten auf der Stelle durch den Eingang wieder nach Draußen verschwinden würde! „Ähm, wenn ich mich da mal einmischen darf... Welche zwei wollen sich bitte verloben, oder sogar heiraten? Kenne ich die auch?“ klingte sich Kerry vorsichtig in unserer Gespräch ein und hatte ein etwas gespanntes Grinsen auf den Lippen. Alexa wusste nicht genau, was sie sagen sollte und guckte mich nur mit fragenden Augen an. Mir war grade nicht wirklich nach reden und deshalb nickte ich nur zustimmend, dass sie es Kerry erklären könnte. Wir waren ja schließlich alle drei befreundet und warum sollte ich etwas vor ihr verheimlichen!? Vielleicht sollte ich Kerry auch noch von Marks Kosenamen erzählen, dann hätte sie auch was zum Lachen...? Doch ich kam weder dazu, noch dazu zu hören, was Alexa ihr nun genau erklärte, denn Bryan ließ sich auf einmal wieder bei uns blicken und glaubte wirklich mich zum Tanzen auffordern zu können... „Ach jetzt komm schon... Nur einen Tanz!“. Und ich wäre auch standhaft geblieben, wenn...ja, wenn Bryan nicht weiter bebettelt und seinen unwiderstehlichen Hundeblick aufgesetzt hätte! „Okay okay, aber wirklich auch nur einen Tanz!“ sah ich ihn mit gespielt bösen Augen an und er lachte: „Na, mal sehen...“, nahm meine Hand und schon schleifte er mich zur Tanzfläche.

„Und? Wie gefällt dir denn Cathys Party so bis jetzt?“ wollte Bryan wissen, nachdem wir angefangen hatten uns langsam zur Musik zu bewegen. „Och,...bis auf, dass sie bisher eigentlich eher langweilig war und ich mich in den Klamotten nicht mehr gerade sonderlich wohlfühle...“ tat ich extra unwichtig und beobachtete dabei, wie sich Nicky, Kian, Shane und auch Mark sich wieder zu Kerry und Alexa gesellten, während Tussi irgendwas mit einem der Leute vom Lieferservice über das gebrachte Essen diskutierte. „Also ich finde ja dein Outfit richtig klasse...“ hörte ich Bryan nuscheln und bemerkte dann, dass er mir mit einem frechen Grinsen geradewegs in den Ausschnitt guckte. „Ja ja, schon klar... Das kannst du nachher bei deiner Ehefrau machen.“ musste ich ein bisschen lachen und drückte seinen Oberkörper, während wir immer noch tanzten, wieder ein Stück zurück. „Mann, da macht man dir ein Kompliment...“ tat er beleidigt, meinte dann aber schnell wieder relativ neutral: „Noch mal wegen der Partystimmung... Du findest es bisher also nicht so dolle, hm? Das ist doch am Anfang meistens so. Wart’s nur ab, mit und mit wir die Stimmung hier gleich besser, vor allen Dingen, wenn hier weiter so gesoffen wird, und für dich geht der Abend bestimmt auch noch gut aus!“. Skeptisch antwortete ich nur darauf: „Na, wetten würde ich aber nicht drauf !“ und wollte schon wieder Tussi beobachten, als Bryan erneut das Wort ergriff... „So, wetten würdest du also nicht drauf, hm!? Interessant...“ lächelte er mich verschwörerisch an und ich fragte mich gleich, was er wohl vorhätte. „Würdest du dich denn trotzdem auf eine kleine Wette mit mir einlassen?“. Und da schwante mir auch schon was... „Aaahhh, du willst nachher sicher ein paar deiner doppeldeutigen Witze und Imitationen zum Besten geben, was!? Nein, dann lasse ich mich nicht drauf ein, denn selbst, wenn ich Kopfschmerzen und meinen ganzen Körper in Gips hätte, müsste ich darüber bestimmt noch lachen!“ war ich sicher und dachte, dass das Thema Wette damit erledigt wäre. „Nein nein, ich verspreche, dass ich mich damit zurückhalten werde und es auch so ein schöner Abend für dich wird!“ meinte Bryan beinahe schon richtig ernst und hielt mir seine flache Hand zum Einschlagen hin. „Was macht dich denn da so sicher? .......Ach komm, ist auch egal! Topp, die Wette gilt...“ gab ich gleichgültig nach und besiegelte die Wette mit meinem Handschlag. „Aber wir wetten um 5 €, ja!? Meine Ziga...äh, meine Nikotinkaugummis gehen mir nämlich aus.“ „Gut, okay, 5 € für deine Ziga...äh, Nikotinkaugummis!“ machte ich Bryans kleinen Versprecher absichtlich mit einem auffälligen Zwinkern nach und knuffte ihm grinsend in die Seite. Dabei bemerkte ich aber nicht, wie er seinen Daumen hinter meinem Rücken hochhielt und ihn Kian zeigte...





Re: Puzzle of my heart

opoouh...jetz wirds noch spannender...aber ich hoff, dass die story nach diesem tag....nicht bald schon zu ende is....

Re: Puzzle of my heart

Äh, also ehrlich gesagt....schon. Das hier ist der vorletzte Post!

Nach unserem Tanz waren wir kaum wieder bei den anderen an der Bar, da fragten mich Alexa und Kerry, ob ich auch mit zum Büffet gehen wolle und, weil ich schon seit dem Catering in den frühen Mittagsstunden nichts mehr gegessen hatte und mich Alexa und Bryan schon fast genau gleichzeitig mit diesem Wehe-du-isst-jetzt-nichts-und-kippst-dann-wieder-um-Blick ansahen, ging ich ohne etwas zu sagen mit den beiden Mädels mit und stellte mich mit ihnen brav in der Schlange an. „Sich in einer Schlage für Essen anstellen – woher ich das nur heute schon kenne!?“ dachte ich ironisch und guckte mir bereits das Essen an, das in der Nähe der Teller stand. Gefüllte Eier, Käsehäppchen mit Trauben und oder Oliven, aufgeschnittener Braten,... „Nein, wie einfallsreich, so was gibt es ja sonst auf Partys nie!“ ging es mir sarkastisch meckernd durch den Kopf, obwohl ich all diese Sachen sonst eigentlich eher möchte. Aber wohl selbst das feinste und köstlichste Essen hätte meine miese Stimmung nicht wirklich heben können. Dagegen Alexas tonlose Bemerkung, die mich plötzlich aus meinen Gedanken schrecken ließ, schon...! „Mark hat dich übrigens eben gesucht und sah irgendwie enttäuscht aus als ich ihm zeigte, dass du mit Bryan tanzt.“. Ein Glück, dass ich ihn diesem Moment noch keinen Teller oder ähnliches Zerbrechliches in der hand hielt – das wäre mir jetzt garantiert heruntergefallen! „Mark? Nach mir gefragt? Enttäuscht geguckt? Das musst du mir genauer erzählen!“ flüsterte ich Alexa richtig aufgeregt zu und hätte am liebsten sofort erfahren, was vorhin los gewesen war. „Ach, eigentlich war’s das auch schon, aber merkwürdig war es doch irgendwie...ich meine, wo er doch angeblich was mit Tussi hat.“ überlegte sie flüsternd in meine Richtung und ich meinte bloß giftig zischend: „Ja, aber sie war da ja auch mit diesem Lieferertypen beschäftigt und vielleicht hat sich Mark einfach bloß mächtig gelangweilt?!“. In mir steigerten sich Wut und Enttäuschung schon so, dass ich überhaupt gar keinen Hunger mehr hatte und wäre Tussi in dem Augenblick zusammen mit Mark neben mir aufgetaucht, ich hätte nicht gewusst, was ich getan hätte...Nur, nett und, hinsichtlich der Suppenterrine vor mir, trocken wäre es ganz bestimmt nicht ausgegangen!!

„Da drüben ist noch ein ganzer freier Tisch, an den wir uns setzen könnten! Falls die Jungs auch noch was essen wollen, wäre daran immer noch genügend Platz für sie.“ zeigte Kerry über die aufgestellten Tischreihen auf einen der Hintersten und schmuggelte sich, nachdem wir zustimmend genickt hatten, an einigen Tischen vorbei. „So, geschafft, ich sitze!“ lachte Kerry ein wenig außer Atem, nachdem sie sich an der Wand abstützend auf einen Stuhl gesetzt hatte. Wegen ihres großen Babybauches hatte sie auch eine Hand in ihren Rücken stützen müssen, um überhaupt richtig runterzukommen ohne sich einfach bloß fallen zu lassen. Kerry tat mir in dem Moment irgendwie leid. Nicht, weil sie schwanger war und diesen fast schon riesigen Bauch hatte, sondern weil ihr dieser Umstand so viel Probleme zu machen schien. Während Alexa und ich uns auch zu ihr gesellten, stellte ich mir vor, wie es wohl sein musste mit so einem Bauch von einer tiefen, weichen Couch hochzukommen oder damit zu schlafen und stellte mir das alles ziemlich schwierig und umständlich vor. Wie fühlte sich Alexa wohl jetzt, wo sie in nur ein paar Monaten selber soweit war? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich schwanger wäre? Immer mehr Fragen und Vorstellungen bildeten sich in meinem Kopf und ich bekam das, was sich die beiden Mädels währenddessen erzählten gar nicht mehr mit. Bloß dank eines kleinen, unabsichtlichen Schupser durch Alexas Ellenbogen hörte das wieder auf und ich versuchte ihrem aktuellen Gespräche zu folgen... „Ich hab in den ersten vier Wochen nur immer seltsames Zeug gegessen, danach war das wieder vorbei.“ „Ehrlich, na dann bin ich ja beruhigt!“ lachte Alexa kurz auf und schob sich mit Genuss die halbe Frikadelle mit dunkler Soße auf ihrer Gabel in den Mund. Erst dachte ich wirklich, dass das auf ihrer Gabel dunkle Soße gewesen wäre, aber bei dieser ganzen Diskussion über seltsames Essen schaute ich etwas genauer auf Alexas Teller und hätte beinahe vor Ekel zur Toilette rennen müssen... „Ist das da Schokoladenpudding neben den kleinen Frikadellchen?“ blieb mein Blick starr, angewidert und fassungslos darauf haften und ich konnte nichts weiteres mehr sagen. Alexa blieb stattdessen jedoch vollkommen ruhig, meinte: „Ja, das ist es. Zugegeben, es ist irgendwie eigenartig, doch als ich da so vorhin vor dem Pudding stand und ich die Frikadellen bereits auf dem Teller hatte, da bekam ich einen unglaublichen Heißhunger darauf beides zusammen zu essen! Möchtest du mal probieren? Das ist gar nicht so eklig wie du dir das jetzt vielleicht vorstellst.“ und wollte mir da tatsächlich einen Bissen davon anbieten. „Nein,... äh,... danke.“ schüttelte ich bloß meinen Kopf und auf einmal musste ich ein bisschen auflachen. Ich lachte einfach und wusste noch nicht mal so richtig wieso. Lag es an unserem seltsamen Gespräch, daran, dass Alexa diese abartige Zusammenstellung auf ihrem Teller wirklich mit Genuss aß, an Kerrys grinsendem Gesicht oder war das Ganze bloß sprichwörtlich der fehlende Tropfen, der das Fass meiner Nerven zum Überlaufen brachte und mir eine Sicherung nach diesem bisher verkorksten Abend durchbrennen ließ?? Vielleicht von allem ein wenig, aber als ich auf einmal Kian und die anderen Jungs auf unseren Tisch zukommen sah, da verging mir mein heiteres Lachen auch genauso schnell... „Kian im Anmarsch!“ flüsterte ich hektisch in ihr Ohr. Was nun, er wusste doch noch gar nicht über Alexas Zustand bescheid?! Sollte er es etwa jetzt, hier und so erfahren? Alexas erschrockenes Gesicht zeigte mir, dass auch sie die gleichen Befürchtungen wie ich hatte. „Das tu ich jetzt bloß einmal für dich...“ meinte ich leise in ihre Richtung und stopfte mir so schnell ich konnte die allerletzte Frikadelle von Alexas Teller in den Mund. Gerade noch rechtzeitig bevor die Fünf den Tisch erreichten...! Alexa und Kerry reagierten schnell und wickelten die Jungs in ein kleines Gespräch ein, während ich mich unauffällig unter die Tischplatte bückte und verzweifelt versuchte diesen trockenen Klumpen herunter zu würgen.

Ich hatte gerade die letzten paar Krümelchen heruntergeschluckt, da bückte sich neben mir auf einmal jemand zu mir runter... „Hast du was verloren?“ „Wie bitte?“ schreckte ich da hoch und knallte mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante. „Autsch,... das tut bestimmt weh, oder!? Tut mir echt leid, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken!“ legte jemand schützend seine Hand auf die schmerzende Stelle, auf der zuvor noch meine Hand gelegen hatte. Ich erkannte die Stimme, es war Marks. Ich hatte sie schon gleich unter dem Tisch erkannt und war wohl deshalb zu schnell hochgekommen. „Wenn ich dich zum dritten Mal erschrecken sollte, dann schups mich einfach in den Hotelpool, ja!? Das wäre schließlich nach meinem bescheuertem Timing nur fair!“ entschuldigte sich Mark weiter und ich guckte mit einer hochgezogenen Augenbraue zum ersten Mal zu ihm hoch. Er sah echt zu niedlich aus, wenn ihm was ehrlich Leid tat! „Ist das ein Versprechen? Damit solltest du vorsichtig sein, das würde ich glatt wirklich fertig kriegen!“ sah ich ihn teils ernst und teils scherzend an und er lachte darauf leicht: „Das sollst du dann ja sogar! Obwohl ich es ja eigentlich schon jetzt verdient hätte...“ Ich nickte heftig und zeigte ihm, als er ein gespielt trauriges Gesicht zog, mit einem Zwinkern, dass ich es gar nicht so ernst meinte. „Die Stelle solltest du sofort kühlen, sonst gibt das garantiert eine große Beule!“ stellte Bryan sich da hinter uns, sagte noch: „Am besten ihr geht draußen ein bisschen spazieren, da ist es ja kalt genug!“, half uns ohne zu fragen dann von unseren Stühlen und schickte uns einfach mit kleinen Schuppsern raus. Ich konnte gar nichts so schnell dagegen sagen, wie Bryan uns zu dem Raum mit den Jacken gelotst hatte und wieder zurück zu den anderen verschwand! „Also hat man so was schon erlebt...?“ stemmte ich baff meine Arme in die Hüften und murmelte mit schüttelndem Kopf vor mich hin. Mark dagegen lachte amüsiert: „Besser wir tun, was er sagt... Wer weiß, was der sonst noch macht?!“ und hielt mir wie ein echter Gentleman meine Jacke offen zum Anziehen hin. „Danke.“ lächelte ich ihm zu und merkte, wie sich meine Wangen langsam röteten. Das klingt jetzt vielleicht verrückt und vielleicht war ich es nach diesen Hochs und Tiefs an diesem Tag auch, aber egal wie sauer, wütend oder auch enttäuscht ich noch vorhin wegen ihm und seinem Verhalten gewesen war, jetzt war ich einfach bloß happy ihn zu sehen und dass er bei mir war und nicht mehr bei Tussi.

Draußen waren die Temperaturen nicht mehr ganz so kalt wie noch bei unserem Herkommen, aber trotzdem irgendwie immer noch kalt genug um meine Fingerspitzen nach kurzer Zeit eiskalt werden zu lassen. „Wollen wir uns da drüben vielleicht auf die Bank setzten?“ schlug Mark vor und ich war gleich damit einverstanden. Mit aneinander reibenden Händen folgte ich Mark auf die gegenüberliegende Straßenseite und hörte auch noch an der Bank nicht damit auf. Ich konnte es nicht leiden, wenn meine Fingerspitzen kalt und irgendwie ein bisschen taub waren, das nervte mich und außerdem würde ich auch die ganze Zeit daran denken müssen. „Hast du kalte Finger? Warte...“ fragte Mark, nachdem er mich ein paar Sekunden beim Hände reiben und anhauchen beobachtet hatte und legte seine Hände um meine. „Oh, schön...Bitte nicht mehr loslassen, ja!? In letzter Zeit werden meine Finger immer sehr schnell kalt, keine Ahnung warum!“ stöhnte ich erleichtert und genoss seine molligwarmen Hände. „Ja, für meine warmen Finger bin ich bekannt, bei meinem jüngsten Bruder muss ich das auch ab und zu machen.“ lachte er liebevoll und begann vorsichtig seine um meine Hände zu reiben. Wir saßen noch einige Minuten so vor uns hin schweigend da und genossen die Stille. Einfach nur dasitzen und nichts sagen müssen... Es war wirklich schön! „Kennst du Duncan länger?“ brach Mark dann irgendwann das Schweigen. Ich war ein wenig irritiert, wie kam er ausgerechnet jetzt wieder auf Duncan zu sprechen!? „Na ja, im Grunde genommen...“ fing ich laut an darüber nachzudenken. „...kenne ich ihn eigentlich so gut wie gar nicht... Ich habe ihn und die anderen Jungs von Blue mal für ein Magazin fotografiert und daher “kenne“ ich ihn. ...Ja, und daher grüßt man sich halt auch, wenn man sich mal irgendwo sieht.“ Ich erwähnte mit Absicht nicht, dass ich Duncan ja schon am gestrigen Abend begegnet war, denn ich wollte unangenehme Fragen, die deswegen vielleicht von Mark aus gekommen wären, vermeiden. Ich wollte nicht mehr über Duncan reden, ich wollte über ihn reden! „Und du, kennst du Tu...Cathy schon länger? Ich meine, es scheint so, als würdet ihr euch doch ziemlich gut verstehen...“ „Och, direkt von “kennen“ würde ich da jetzt auch nicht sprechen... Cathy war mit den anderen Mädels von Bellefire mit uns im letzten Jahr auf Tour. Sie waren unsere Vorgruppe und nach den Konzerten sind wir alle mal hin und wieder einen trinken gewesen. Wir verstehen uns, auch mit den anderen Mädels, aber Cathy ist eigentlich noch die Lustigste von denen.“ erzählte er ruhig und ich konnte ihm dabei noch nicht mal ins Gesicht sehen um seine Mimiken und Stimmungen dabei zu erkennen, weil er weiterhin damit beschäftigt war meine Finger zu wärmen und nicht von ihnen hochsah. Aber was hatte er gesagt; sie wäre noch die Lustigste von Bellefire?! Hoffentlich blieb mir dann ein Kennen lernen mit den anderen Mädel erspart! „Ach so...“ meinte ich nur leise und wieder machte sich dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch breit. „Obwohl ich nicht immer mit ihr klarkomme!“ lachte Mark da plötzlich auf, guckte  hoch, meinte weiter richtig ernst und fast schon mit ein wenig Ekel in der Stimme: „Ihr übertriebenes Gekicher zum Beispiel.... Meine Güte, das ist manchmal reines Gift für meine Ohren! Besonders heute wieder...“ und verdrehte zur Verdeutlichung sogar seine Augen am Ende des Satzes dazu. Was?? Ich konnte kaum glauben was er da gesagt hatte... Tussis Gekicher war reines Gift für seine Ohren?! Auf einen Schlag war dieser unangenehme Schmerz im Bauch verschwunden und einem Adrenalinkick gewichen... „Du kannst dieses dämliche Kichern von ihr auch nicht ausstehen!?“ kam es überglücklich aus meinem Mund geschossen und ich konnte kaum mehr ruhig auf der Bank sitzen bleiben. „Ja! Du auch? Also meistens finde ich es sogar unerträglich! Wie das Lachen von Steve Urkel, nur, dass sie ab und zu dieses nervige Schnorcheln weglässt... Und wie sie dann auch noch ihre Haare mit dem Handrücken so affektiert nach hinten wirf... Ahrrr, das macht mich manchmal schon fast wahnsinnig!“ verkrampfte Mark gespielt übertrieben seine Fäuste und steigerte sich mit dem Meckern so sehr, dass seine Augen immer größer wurden und es fast so aussah, als würden sie jeden Moment heraustreten. Dann guckte er mich aber wieder an und mit einemmal fingen wir beide gleichzeitig laut an zu lachen, weil das alles einfach zu komisch war und es irgendwie auch was Befreiendes hatte. Wir hockten da nebeneinander und klopften uns vor Lachen sogar so auf die Schenkel, dass Mark beinahe zur Seite gefallen und von der Bank gekippt wäre! Ich fand es super. Und damit war ich auch nicht die Einzige... „Ich finde es toll, dass wir wieder miteinander lachen können! Ich weiß nicht wieso, aber heute Morgen hatte ich am Set irgendwie so das Gefühl, dass wir nicht so miteinander geredet haben, wie sonst.“ sagte er tonlos, als sich der Lachanfall dem Ende neigte und wir wieder einigermaßen Luft kriegten. Kaum hatte er diese ätze aber gesagt, da schaute er auf den Boden und meinte teils lächelnd, aber teils auch mit einem kleinen Seufzer: „Na ja, vielleicht hab ich mir das ja auch nur eingebildet...“. Jetzt war es Zeit ehrlich zu sein... „Das komische Gefühl hatte ich auch als wir in der Schlange fürs Catering gestanden haben.“ Ich wollte auch noch viel mehr sagen, doch als Mark wieder nach oben guckte und mir direkt in die Augen sah, da konnte ich so gut wie gar nichts mehr sagen und hielt seinen Blicken einfach stand. Auch wollte ich ihm näher kommen und ihn küssen, aber trauen... trauen tat ich es mich ums bekloppt werde nicht! Doch dafür traute ich mich etwas anderes.... Hatte Alexa nicht erzählt, dass Mark vorhin nach mir gesucht hätte, dann irgendwie enttäuscht gewirkt hatte, weil ich schon mir Bryan auf der Tanzfläche war? „Um das wieder ein bisschen gutzumachen... Würdest du mit nach drinnen kommen und mit mir tanzen?“ stand ich in einem Schwung auf, streckte ihm meine inzwischen wieder halbwegs warme Hand entgegen und lächelte Mark mit dem nettesten Lächeln an, das ich in diesem Augenblick bei der ganzen Aufregung in mir überhaupt zusammenbrachte. Erst war er wegen meiner Reaktion genauso überrascht, wie ich im Innersten auch über mich selbst, aber es dauerte keine zwei Sekunden und Mark ergriff mit einem entschlossenem „Okay“ lächelnd meine Hand.

Wir hatten gerade unsere Jacken ausgezogen und wieder zurück an die dafür vorgesehenen Hacken gehängt, da waren die letzten Töne von eines schnelleren Songs, meiner Meinung nach musste es irgendeiner von Missy Elliot gewesen sein, zu hören. Und weil zur Abwechslung meistens nach einem schnelleren Lied ein langsameres gespielt wurde, kam auch diesmal einer... Mark und ich hatten uns gerade ein bisschen eingetanzt, da klangen die Anfänge der Melodie von „All I have to give“ aus den Boxen. Also Zufälle gab es manchmal... Genau zu diesem Song hatte ich mit Mark auf der Party nach ihrer World of our own-Tour getanzt.

Wir standen wegen des schnellen Liedes noch ein paar Schritte auseinander, aber dann ging ein Paar ebenfalls auf die Tanzfläche und stellte sich geradewegs hinter uns auf, wodurch Mark näher auf mich zugeschupst wurde und so bloß wenige Zentimeter vor mir wieder zum Stehen kommen konnte. Mit einem etwas peinlichberührten Blick sah er mich an, dann zu dem fremden Paar zurück und wieder zu mir. Um ihm die unnötige Peinlichkeit zu nehmen flüsterte ich grinsend an sein Ohr: „Wir wollten doch sowieso einen ganzen Tanz zusammen tanzen...“ und zwinkerte mit einem leichten Lachen. „Da hast du natürlich auch wieder recht.“ grinste er frech und zog mich an meinen Hüfte noch ein wenig näher zu sich ran. Ich wusste nicht ganz so recht wieso, aber trotz der Tatsache, dass ich mit Mark auf der Geburtstagsfeier von Tussi tanzte, in seiner direkten Nähe war und ich somit daraus schließend eng mit ihm tanzte, fühlte ich mich in diesen Augenblicken eher ungezwungen und sogar irgendwie locker. Noch heute Vormittag hatte ich in seiner Gegenwart gestottert, Unsinn geredet und war im Gesicht rot angelaufen. Es war leicht seltsam... Doch jetzt und hier in Marks Armen zu sein war überhaupt nicht seltsam. Ganz im Gegenteil, seit der Trennung von Thomas und des Aufnehmens von meinem kleinen Whisky, war mir nichts auf der Welt mehr so richtig vorgekommen!

Ich empfand unser Tanzen bzw. unser langsames Bewegen zur Musik mehr als bloß angenehm. In mir herrschten Gefühle, solche Gefühle, wie absolut vollkommenes Wohlsein, totale Unverklemmtheit und dazu auch noch eine richtige Geborgenheit, die hauptsächlich vielleicht davon kam, dass Mark ab und zu seinen Kopf hob und ich meinen Kopf um zu sehen, ob sich der jeweils andere auch gut fühlte und wir uns dann jedes Mal kurz anlächelten. Mir kam es fast so vor, als ob überhaupt niemand außer uns beiden in diesem Clubraum war...obwohl das natürlich nicht der Realität entsprach! Trotzdem ging mir in diesen Augenblicken nichts anderes außer Mark durch den Kopf und wie er sich anfühlte, wie er roch, sich bewegte, sein Brustkorb sich beim Ein- und Ausatmen gleichmäßig senkte und wieder hob, sein Muttermal im Nacken, wie mein Körper reagierte, wenn seine Haut meine berührte... Nach einer gewissen Zeit hätte ich schon fast gar nicht mehr so recht sagen können, wo mein Köper aufhörte und seiner wieder anfing, so zusammengehörig und verbunden fühlte ich mich mit ihm. Und genau wegen dieser Gefühle wusste ich, dass ich vollkommen hoffnungslos bis über beide Ohren und mit Haut und Haaren in ihn verliebt war und es, solange ich weiter in Marks Nähe bleiben würde, auch keine einzige Chance für mich gab diesen Zustand wieder zu ändern. Das bedeutete, wenn ich mich also entlieben und wollte, dass dieser unerträgliche Schmerz in meiner Brust und auch in meinem ganzen restlichen Körper endlich aufhörte, dann musste ich so schnell wie möglich wieder von hier weg und zurück nach Deutschland...oder zumindest zurück in mein Hotelzimmer!

Wie jedes Lied ging auch irgendwann dieses zu Ende und wir lösten uns wieder voneinander. Auf der einen Seite war ich mehr als nur darüber enttäuscht, doch auf der anderen Seite war ich es auch nicht. Mein momentaner Gefühlszustand war irgendwie sehr schwer zu beschreiben... So wechselhaft wie in einer Achterbahn schwankte er auf und ab; auf – wenn er mich berührte oder ansah und wieder ab, wenn sein Blick zur Theke der Bar ging, zu der wir nach dem Tanz unterwegs waren. Ich war mehr als bloß ein wenig durcheinander... Was sollte ich denn nun tun? Mich verabschieden und gehen? Auf der Party bleiben und Mark versuchen aus dem Weg zu gehen? Doch bevor ich eine Entscheidung in diese Richtungen treffen konnte unterbrach Mark meine Schluchtgedankenpläne. Das heißt, er tat es nicht direkt persönlich; seine Augen waren der Grund...und sein Lächeln! Er schaute mich richtig lieb an und dabei hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass sein Lächeln immer größer wurde, je länger er mich anguckte. Ich wollte ihn gerade noch fragen, was los sei oder ob ihm irgendetwas Komisches an mir aufgefallen wäre, doch dazu kam ich nicht mehr und plötzlich ging alles ganz schnell... Ein kurzer, hoher Pfiff aus dem hinteren Teil, wo wir vorhin noch beim Essen gesessen hatten, ein Blick von Mark in die Richtung, grinsendes Rüberwinken von Kian, darauf ein Nicken von Mark und dann war er auch schon wieder runter von seinem Hocker und meinte mit einem leuchten in den Augen: „Geh nicht weg, ja!? Schön hier sitzen blieben und nicht weggehen, okay!?“. Und nach einem völlig perplexen Nicken von mir verschwand Mark in dem Menschengetümmel in Kians Richtung. Ich sah ihm noch mit einem lachenden Kopfschütteln nach bis mir der Barkeeper meine vorher bereits bestellte Cola hinstellte. Da meine Kehle durch die warme und auch leicht verqualmte Luft im Raum trocken geworden war, nahm ich gleich mal einen kräftigen Schluck und guckte anschließend mit suchenden Augen wieder nach Mark. Es dauerte eine Zeit aber, als ich Bryan, Nicky, Shane und Kian sah, die hintereinander ein paar Stufen auf eine improvisierte Bühne hochgingen, da entdeckte ich auch Mark hinter ihnen. Nanu, was hatten denn bitte die Fünf jetzt vor!? Um etwas besser sehen zu können stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und beobachtete das merkwürdige Treiben weiter. Wollten sie jetzt vielleicht etwa schon wieder ein Ständchen für Tussi singen? Warum standen dann da oben nur bloß drei Mikrophone und ein Klavier? Ich konnte mir einfach keinen Reim auf diese seltsamen Vorgänge machen und erst recht nicht, wo Bryan sich an das Klavier setzte und Kian anfing die Seiten seiner Gitarre zu stimmen. „Ob Alexa irgendwas weiß?“ ging mir nachdenklich durch den Kopf und ich versuchte sie oder Kerry in der Menschenmenge irgendwo ausfindig zu machen... Aber nichts, Pustekuchen, die Zwei waren wie vom Erdboden verschwunden! Dafür fand mich plötzlich jemand, von der ich mir diese Tatsache eher nicht gewünscht hätte... „Sieht fast so aus, als wollten die 5 Jungs was spielen...“ stand Tussi neben mir und schaute zur Bühne, während sie mit einem Zahnstocher auf dem zwei grüne Oliven aufgespießt waren, in ihrem Drink herumrührte. „Nee, die fangen da oben gleich schon mal an zu putzen...“ lag es mir sarkastisch auf der Zunge, doch ich verkniff es mir und nickte nur mit einem kurzen Lächeln. „Ach, das ist bestimmt ein ganz neues und besonderes Lied, wenn die Jungs selber zu den Instrumenten greifen und Mark singt. Ich meine, die haben alle wirklich schöne Stimmen, doch Marks hat, finde ich, noch so etwas Besonderes, etwas Beruhigendes und irgendwie Sanftes, nicht?“ fing Tussi an zu schwärmen und schaute mich fragend an. Was war denn jetzt, wollte sie tatsächlich von mir wissen, was ich von Marks Stimme halte? Versuchte ausgerechnet sie, die Doppelzüngigkeit in Fleisch und Blut mit mir ein Gespräch über Mark aufzuzwingen? Die Pute, mit der ich höchstens hätte freiwillig reden wollen, wenn mir die Zunge aus dem Hals herausgeschnitten worden wäre, wollte hier und jetzt mit mir zusammen über Mark schwärmen!? Nee, zum Glück hatte ich da falsch gedacht, denn für Tussi war es wohl mehr eine Art rhetorische Frage gewesen, die sie ohne weitere Reaktion einfach im Raum stehen ließ und weiter quasselte... „Das ist bestimmt ein neues, romantisches Lied.“ und „Mark hat eine schöne Stimme.“ waren einzelne Bruchstücke, die ich aus ihrem mich nicht interessierenden Geschnatter ab und zu heraushörte. Während Tussi geredet hatte war ich damit beschäftigt gewesen, die Jungs auf der improvisierten Bühne zu beobachten. Ständig tuschelte Bryan mit Kian, dann kurz mit Mark, der dann wieder mit Bryan und so weiter bis Kian sich auf einmal eins der Mirkos schnappte und eine Ansage machte. „So meine Herrschaften, wir möchten auch gar nicht lange stören, aber wir alle, das heißt, besonders Mark möchte jetzt ein eigen komponiertes Lied singen und...ähm, jaaa...“ schaute er in die Richtung von Tussi und mir und hatte einen irgendwie eindeutig zweideutigen Blick drauf. Dann redete er weiter. „...eine Person unter euch hier im Saal sollte jetzt mal ganz besonders gut zuhören...“, steckte das Mirko wieder zurück in den Ständer und setzte sich mit seiner Gitarre auf einen Hocker. Was? Sie würden jetzt ein Lied singen, das von Mark geschrieben wurde? Und kaum hatte ich Kians Ansage verdaut, da stellte sich Mark auch schon an den vordersten Mikrophonständer und sah, genau wie Kian zuvor, ebenfalls zu Tussi und mir rüber. Würde Mark jetzt etwa DEN Song singen? Jetzt und hier? Für Tussi, während die direkt neben mir stand?! War ich eingeschlafen und träumte gerade einen fürchterlichen Alptraum? „Ah, ich bin ja schon richtig aufgeregt!“ quietschte sie auf einmal mit einem ätzenden, für meine Ohren einfach viel zu hohen Ton los, stellte ihr Cocktailglas nach einen letzten, leerenden Schluck auf den Tresen und versuchte mit ihren dünnen Absätzen auf den Barhocker vorm Tresen zu kommen. Klasse, Alexa und Kerry waren unauffindbar, Mark stand mit Bryan, Kian, Nicky und Shane auf der Bühne um Marks Lied für Tussi zu singen und ich stand dabei ausgerechnet direkt neben der und musste mir ihre sich ständig wiederholenden Schwärmereien über Mark anhören... Es war für mich wie in einer seelischen Folterkammer; vor mir der Mann in den ich verliebt war und neben mir seine Tussi Newelle! „Ob es hier wohl irgendjemanden stören würde, wenn sich unter mir der Erdboden auftun und ich in einem riesigen Loch verschwinden würde?“ dachte ich mit einer leichten Ironie so vor mich hin und hätte diese Möglichkeit, wenn sie mir denn gegeben worden wäre, auf der Stelle ohne auch nur einen kleinen Augenblick zu Zögern sofort genutzt. Doch das sollte schon bald nicht mehr nötig sein... Noch während die allerersten Töne des Klaviers durch den gesamten Club klangen und Kians Gitarre mit dazu einsetzte, schweifte mein Blick, um ein eventuell entstehendes Gespräch mit Tussi zu vermeiden, durch die anderen Teile des großen Saals und dann, wie aus dem Nichts für mich herbei gezaubert, er – mein Silberstreif am blauen Horizont, meine lange ersehnte Erlösung, mein Held... kurz und knapp, mein Sugar-Daddy! Mit einem kurzen, trockenem und tonlosen „Sorry“ ging ich ohne weiter auf Tussi zu achten an ihr vorbei und drängelte mich durch die tanzenden Pärchen, die sich zur langsamen Musik aneinandergeschmust hatten und verlor meinen Retter, von dem ich glaubte, dass er mich in nur wenigen Minuten von dieser bescheuerten Party mit in ein Pub oder sonst irgendwohin mitnehmen würde, dabei keinen einzigen Moment mehr aus den Augen. Nur wenige Schritte trennten uns noch voneinander, als auch er sich suchend nach links und rechts drehte und mich kurz darauf bemerkte. „Hey, Micky Maus!“ lächelte er strahlend und ich schloss ihn gleich in meine Arme. „Ich bin so froh, dass du da bist!“ war das Einzige, was ich voller Erleichterung herausbrachte. „Hey..... Ist die Party wirklich so ätzend, wie du befürchtet hast?“ hob Daniel mein Kinn mit seinen Fingerspitzen leicht an, sah sich dann noch mal kurz hinter mir um und meinte wegen der tanzenden und schmusenden Pärchen ironisch: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. So viel, wie hier los ist...“. Jetzt wurde ich hibbelig. Blöde Sprüche konnten wir auch noch nachher machen; auf dem Weg zu seinem Haus um dort einen Videoabend zu machen, zu kochen oder einfach bloß so im Wohnzimmer gemütlich herumzulungern und zu quatschen. Vielleicht auch noch alles zusammen mit seiner Schwester Natasha, wenn sie auch zu Hause wäre?! Aber jetzt wollte ich nur eins... „Ja, ha, ha, ha, sehr witzig! Hängt deine Jacke auch draußen an den Hacken und steht dein Auto in der parkenden Reihe vor dem Club?“ sprudelte ich los und war schon auf dem besten Wege zum Ausgang zu gehen, da hielt Daniel mich am Arm zurück. „Wow, nicht so hastig...! Ist jemand hinter dir her? Geht’s um dein Leben? Falls nein, könnten wir dann noch ein Bisschen bleiben, ich hab nämlich nichts mehr für heute Abend geplant und dachte, dass wir hier zusammen auch viel Spaß haben könnten?!! .....Auch, wenn dir die Gastgeberin nicht sonderlich “sympathisch“ ist, hm!?“ versuchte er mich mit einem frechen Grinsen wieder zum Lächeln zu bringen und meinte weiter mit Humor in der Stimme: „Außerdem...... Was gibt es Besseres, als sich auf einer Party von jemanden, den man nicht leiden kann, zu feiern bis in die frühen Morgenstunden uns sich auf deren Kosten den Bauch voll zu schlagen und sich mit Drinks zuzuschütten?!“ Und – kaum gesagt, schon getan – zog mich Daniel mit auf die Tanzfläche und stellte sich in die Lücke zwischen zwei eng aneinander tanzenden Pärchen. „Na komm, vergiss die Trulla und tanz mit mir.“. Ich zögerte noch und wusste nicht so richtig, ob ich tatsächlich bleiben sollte. Und das schien Daniel zu ahnen... „Ach komm... Denk dran, das wird alles auf IHRE Kosten gehen!“ verführte er mich mit neckisch zuckenden Augenbrauen und einem durchdringenden Blick in seinen lachenden Augen, dass ich an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland  denken musste und auflachend zu ihm in seine wartenden Arme ging.

Ich versuchte alles Mögliche um während des Tanzes mit Daniel nicht zur Bühne zu gucken oder auf Marks Stimme zu achten. Alle erdenklichen Songs, die mir in diesem Moment in den Sinn kamen, summte oder sang ich gedanklich mit und, wenn mir keiner mehr einfallen wollte oder Teile des Textes vergessen hatte, dann sah ich auf den Boden und verglich die Schuhe der um uns herumtanzenden Pärchen oder dachte mir bei dem ein oder anderen Paar Schuhe, dass mir diese wohlmöglich auch gut stehen würden. Normalerweise interessierte ich mich ja sonst kaum für Schuhe, aber bei meinem momentanen Gefühlschaos hätte es mich im Nachhinein auch nicht gewundert, wenn ich mich für Schnürsenkel, Jackettknöpfe oder, die für mich persönlich unwichtigste Sache die man an Schmuck haben konnte, Ohrringe interessiert hätte. „Äh, sag mal, hattest du heute eigentlich noch was vor, von dem ich eventuell wissen sollte?!“ riss mich Daniel aus meinen Gedanken und ich bemerkte beiläufig, dass er sich ein leichtes Schmunzeln dabei nicht verkneifen konnte. „Äh, wie meinst du das jetzt?“ schaute ich ihn irritiert an, weil ich nicht wusste, ob ich eventuell einen Witz verpasst hatte. Und als da Daniel irgendwas über meinen Blasser und wohl auch über meinen Ausschnitt sagte, da passierte es mir für einen einzelnen Augenblick, dass ich an seinem Gesicht vorbei und so geradewegs zur Bühne guckte. Nur für einen Wimpernschlag lang sah ich Mark, aber dieser reichte schon um meinen Blick an ihm haften zu lassen. In einer harmlosen Version hatte es für mich in etwa so etwas wie ein Autounfall für einen Gaffer – es war schrecklich hinzusehen, doch ich konnte auch nicht mehr wirklich wegsehen. Marks Blick wirkte glasig und während er sang, da schaute er regungslos vor sich auf den Boden der Bühne. Es war irgendwie leicht seltsam; statt Tussi mit seinem Gesang anzuschmachten sah er richtig betrübt aus und würdigte sie keines Blickes, Tussi saß wie zuvor auf dem Hocker an der Bar, hielt ein neu aufgefülltes Martiniglas in ihrer Hand und redete zwischendurch mit einer schwarzhaarigen Frau mit Locken, die ich vorher schon ein paar mal in Tussis Nähe gesehen hatte. Hatten die Beiden etwa auf einmal Streit? Aber wann hätte der bitte entstanden sollen sein – gerade, während des Liedes?? Zum erneuten Male verstand ich wieder nur Bahnhof......erstrecht, als Mark plötzlich in meine Richtung blickte und sein Gesicht regelrecht wie versteinert wirkte. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Auch, wenn ich mich eigentlich über Krach zwischen ihm und Tussi gefreut hätte, in diesem Augenblick tat ich es nicht. Stattdessen fühlte ich mich mit ihm mies und konnte nur furchtbarschwer mit ansehen, wie Mark da oben litt. Wieso tat Tussi ihm jetzt so weh? Hatte sie nicht eben noch von ihm und seiner Stimme geschwärmt?! Am allerliebsten wäre ich, wutentbrannt, wie ich war, von der Tanzfläche aus zu ihr gegangen, hätte sie gepackt, geschüttelt und anmeckernd gefragt, wie sie es nur wagen könnte einem solch tollen Mann wie Mark so wehzutun! Aber wieso? war ich plötzlich bekloppt geworden? Sollte das “neue Traumpaar der Popmusik“ doch selber seine Streitigkeiten klären, ich würde in einigen Stunden sowieso Kilometerweitweg von ihnen sein... „Äh, ist er das?“ kam Daniel leise an mein Ohr, nachdem er sich vorher, von mir unbemerkt, mit dem Kopf zur Bühne gedreht hatte. „Ähm, wie? Entschuldige... Wer ist was?“ zwang ich mich von der Bühne wieder wegzugucken und Daniels Frage zu folgen. Ein kleines Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. „Und ob er das ist, was!? Der, der dich während deines Irland-Urlaubs geküsst hat und weswegen du damals am Telefon so mächtig durch den Wind warst, oder!? ...Er sieht nett aus, aber irgendwie auch deprimiert... Ist ihm heute eine Laus über die Leber gelaufen?“ „Ich weiß es nicht.“ meinte ich leise und blickte an Daniels Gesicht vorbei zu Mark. „Hey, Micky Maus...“ fasste Daniel mir sanft ans Kinn, sodass ich ihn wieder ansehen musste. „...dich hat es wohl richtig erwischt, stimmts!?“. Erst wollte ich gar nicht antworten und guckte an uns herunter, aber dann entwisch aus meinem Mund doch noch ein kleines „Ja“. Als ich darauf anschließend wieder zu Daniel hochsah, lag eine Art bemitleidender Ausdruck in seinen Augen. „Und er, was empfindet er für dich?“. Noch während Daniel seine Frage aussprach waren die letzten Töne des Songs verklungen und wieder schaute ich erneut zur Bühne. „Ach, ich glaube, das ist jetzt auch egal...“ antwortete ich Daniel mit einem schweren, leicht unglücklichen Seufzer und konnte trotz des Schmerzes in meiner Magengrube, der dazu auch noch bei Marks bloßem Anblick immer schlimmer wurde, nicht mehr von der Bühne wegsehen. Aber auch auf der Bühne selbst ging es ein wenig drüber und drunter... Kaum hatte Mark das Mikrophon in dessen Ständer zurückgesteckt, da ging er gleich zu Bryan und sagte irgendwas zu ihm. Durch die einsetzende Musik vom Band konnte ich weder verstehen, was Daniel sagte, geschweige denn hören, was da oben vor sich ging. Und weil Mark jetzt mit dem Rücken zur Tanzfläche stand, konnte ich natürlich auch nicht erkennen, in was für einer Stimmung er mit Bryan redete oder versuchen, ihm von den Lippen zu lesen. Doch als Kian dann auch noch zu den Beiden kam und Bryan versuchte Mark irgendwas mit Armen und Händen zu erklären, da war mir klar, dass sie über etwas heftig diskutierten. Nachdem Kian anschließend auch irgendwas zu Mark gesagt hatte, machte dieser mit der rechten Hand eine abwertende Bewegung und ging zu der kleinen Treppe, die von der Bühne herunterführte. Bryan rief Mark noch was hinterher, während er von der kurzen Bank des Klaviers aufstand und Anstalten machte ihm hinterher zugehen, doch Shane hielt ihn davon ab und sagte zu Bryan etwas, das ich wieder nicht verstehen konnte, weil Shane nur mit seinem Profil zu mir stand. Aber das interessierte mich jetzt auch bei Weitem nicht so brennend wie das, was Mark nun wohl tun würde...! Mit einem mimiklosen Gesicht ging er schnurstracks an der Bar, an Tussi und auch an den tanzenden Pärchen vorbei. Bloß als Mark ca. vier Meter von mir und Daniel entfernt an der Tanzfläche vorbei rauschte, da blieb er stehen, schaute einmal in meine Richtung und unsere Augen trafen sich. Das aber jedoch nur für einen Moment, denn Daniel fasste da wieder sanft nach meinem Kinn, drehte es zu sich und wollte wissen, was mit mir los sei und warum ich so starr durch den Club gucken würde. Mit einem entschlossenem „Später!“ nahm ich seine Hand weg und schaute wieder zu der Stelle zurück, an der Mark noch eben erst gewesen war. Doch vergebens – dort war er nicht mehr.