Where dreams come true - Fan Fictions

Puzzle of my heart (fertig)

Re: Puzzle of my heart

los, ab, hinterher!!!! egal wo er hin is...einfach hinterher...löl

heul...das ist nich dein ernst oder???schreibst du dann ne neue? machst das echt klasse!!

so, dann mal los...bin bereit für den letzten post...

Re: Puzzle of my heart

Uii wird langsam echt spannend bin auhc mal wieder hier! Weiter weiter weiter! :D 

Dumdidumdidum kp was für ne Sig ich machen soll....Dumdidumdidum

Re: Puzzle of my heart

Also um ehrlich zu sein, die Story geht eigentlich noch ein paar Seiten weiter, aber die sind mir nicht so ganz gelungen... Aber die enden dann auch "nur" bloß mit nem Kuss.....Vielleicht werde ich mich mal an eine bessere Fortsetzung hocken...aber versprechen kann ich nichts......schreibe nämlich auch gerade an einer ganz neuen Story! Aber vielen vielen Dank für dein echt liebes Kompliment!

Freut mich Beauty, dass du wieder reinschaust

So, und nun der allerletzte Post... wäre ein Trommelwirbel jetzt übertrieben?

Doch vergebens – dort war er nicht mehr. Um besser nach ihm Ausschau halten zu können, löste ich mich aus der Tanzumarmung mit Daniel und versuchte mehrere Male über die Köpfe der jetzt ein wenig wilder tanzenden Menschen zu sehen. Dutzende Leute sah ich, während ich von der Tanzfläche rüber zur Bar ging. Aber kein Einziger von denen hatte auch nur ein Stückchen Ähnlichkeit mit Mark. An der Bar angekommen bot sich mir eine gutsehbare Fläche bis hin zur Tür des Clubs, so gut sehbar, dass ich mir denken konnte, dass Mark nach draußen verschwunden sein musste. Plötzlich stand nicht nur Daniel neben mir, sondern auch Bryan, Kian, Nicky und Shane waren inzwischen von der zum Teil improvisierten Bühne gekommen und auf dem direkten Wege zu mir an die Bar zu kommen. Erneut ging mein Blick zur Tür. Warum ich das tat? Keine Ahnung, aber vielleicht hoffte ich innerlich, dass Mark doch nicht weg war und bloß in den Flur mit den Jacken gegangen war. „Michi, kennst du den Begriff Timing?“ stellte sich Bryan auf einmal zu mir und seine Frage klang stark nach Sarkasmus, als Nicky meinte: „Vielleicht hol’ ich ihn ja noch ein...“ und an uns vorbei nach draußen lief. „Hätte ich Mark etwa noch nachlaufen und aufhalten sollen?!“ sagte ich fassungslos. Das hätte Tussi doch garantiert besser hingekriegt! Kurz nach meiner ironisch gemeinten Frage riss Bryan seine Augen weit auf und gab mit einem sarkastischen Unterton wieder von sich: „Sie sind auf der richtigen Spur, Sherlock... Das wäre zumindest schon mal ein erster Schritt in die nötige Richtung gewesen!“. „Was ist passiert? Wieso steht ihr hier mit Michi? Und wo ist Mark?“ kam Alexa plötzlich zusammen mit Kerry von irgendwo her und wirkte richtig geschockt. „Der ist weg, abgehauen, rausgerannt... Der Plan ist voll in die Hose gegangen, weil dieser Aufreißer-Typ hier aufgetaucht ist!“ entgegnete Bryan ihr motzend und deutete mit einem seitlichen Kopfnicken auf Daniel. Der wollte gleich etwas darauf kontern, tat es aber nicht, weil er dabei gewesen war irgendwas zu kauen und sich beim hektischen Runterschlucken verschluckt hatte. „Was.....wie... Wieso ist Daniel denn auf einmal hier? ...Wieso denn bitte Aufreißer-Typ? ...Was ist mit dem Lied? ...Hat Michi es etwa nicht verstanden? ...Wieso denn nicht? ...Was ist mit Nicky, wo ist der hin?“ ging Alexas Kopf bei jeder einzelnen Frage so schnell wie ein Tennisball zwischen Bryan und mir hin und her, dass keiner von uns ihr wirklich irgendwie antworten konnte. „Wieso hat das denn bloß nicht geklappt, wir hatten doch alles durchgeplant?!“ „Kannst du mir mal verraten, weshalb du so einen Aufstand machst und was du bitte mit “durchgeplant“ meinst?“ wollte ich mit Nachdruck von Alexa wissen, als sie wieder eine mir unverständliche Frage in den Raum stellte. Inzwischen hatte ich stark das Gefühl, dass hier etwas vor sich gegangen war, von dem alle wussten, außer mir. „Mann Michi, wir haben...“ Doch bevor Alexa mir das Ganze erklären konnte, kam ein atemloser Nicky wieder zur Tür herein und alle Blicke gingen in seine Richtung. „Was ist los, wo ist Mark?“ fragte Bryan ihn gleich und bekam nur zu hören: „K...keine Chance, .....abgedampft, ...wie ein.....wie ein geölter Blitz!“. Deprimiertes aufstöhnen und fluchende „Shit“- und „Fuck“-Aussprechungen kamen von den anderen. „Also, was ich eben versucht habe dir zu sagen...“ wendete sich Alexa mit einem tiefen Ausatmen wieder zu mir. „Ist dir vorhin nicht aufgefallen was für ein Lied Mark da auf der Bühne gesungen hat, hä? Dabei ist dir wohl auch nicht aufgefallen, dass Mark DICH währenddessen die ganze Zeit über angeguckt hat und NICHT Tussi, hm!?“. Ich versuchte Alexa und dem, was sie zu sagen hatte, konzentriert zu folgen, aber nachdem sich Daniel inzwischen auf den Hocker ein paar Schritte neben mir gesetzt hatte und zur Musik darauf hin und her rutschte, viel mir das gar nicht mehr so leicht. Vor allen Dingen, weil ich sein Gezappel dauernd aus den Augenwinkeln heraus sah... „Kerry und ich haben das nämlich von der Toilettentür da hinten aus beobachten können... Dummerweise konnten wir aber von da nicht sehen, was du dann so gemacht hast. Aber du kannst davon ausgehen, dass...“ „Moment mal...“ unterbrach ich ihren Redefluss. „Was meinst du damit, dass Mark das Lied für mich gesungen hat und NICHT für Tussi?“. „Na, genau das, was diese Worte nun mal so bedeuten; Mark hat „Puzzle of my heart“ für dich geschrieben und heute gesungen! .....Na jaaa, gut, dass er es heute hier vor den ganzen Leuten für dich gesungen hat, damit hatten wir hauptsächlich was zu tun...“ stellte sich jetzt Bryan mir gegenüber neben Alexa auf und deutete mit dem Zeigefinger zwischen Kian, Alexa und sich selbst her. „Wir haben ihn überredet und stundenlang versucht ihn davon zu überzeugen, dass das Lied heute Abend notwendig ist, weil du ja wegen dieses bescheuerten Fotos glaubst, dass er und Cathy ein Paar wären und...“ stockte Bryan dann in seiner Erklärung, weil wohl Daniel auch ihn mit seiner Hibbeligkeit aus dem Konzept brachte. „Jedenfalls,...“ sagte er nach einem kurzen, grinsenden Kopfschütteln „...ich hab die Zeitung noch ausfindig machen können und du hast da was komplett falsch verstanden! Mark ist und war nie mit Cathy zusammen und, wenn du den Artikel unter dem Bild durchgelesen hättest, dann wäre dir das auch...“ „Die sind KEIN Paar!?“ sagte ich so laut, dass sich sogar ein paar Leute von der Tanzfläche mit ihren Köpfen zu uns drehten. „Ja, das hat dieser Bryan doch gerade versucht dir zu sagen...“ kam es auf einmal unterstützend von dem Zappelphillip an meiner Seite. Doch anstatt noch irgendetwas weiteres zu sagen, das erwarteten vor allem Bryan und ich, weil es im ersten Moment so aussah, als ob er noch etwas zu diesem Thema beisteuern wollte, da begann Daniel mit den Beinen zu wackeln und mit seinem Kopf den Beat der Musik mitzunicken. Erst sah ich Bryan genauso verdutzt an, wie er mich, aber als mein Blick wieder zu Daniel rüber ging, da fiel mir das leere Schälchen und die kleinen, aufgerissenen Snickerspapierchen hinter ihm auf dem Tresen auf. Hatte etwa ausgerechnet Daniel die ganze Schokolade mit einemmal aufgegessen? Na, dann brauchte ich mich nicht über sein hibbeliges Verhalten zu wundern... Dadurch, dass wir schon seit etlicher Zeit miteinander gut befreundet waren, hätte mir eigentlich gleich in den Sinn kommen müssen, dass Daniel nur so zappelig wird, wenn er Schokolade aß. Genauer gesagt, es war der Zucker darin, den sein Körper nicht so besonders gut vertragen konnte. Er war nicht direkt allergisch gegen Zucker, so wie andere Menschen je nach dem vielleicht gegen Bienenstiche, verschiedene Getreidesorten, Obst oder bestimmte Gewürze, nein, bei Daniel war es so, dass er eine bestimmte Krankheit hatte, deren Name ich blöderweise immer wieder von Neuem vergaß, und diese Krankheit seinen Körper und auch sein Verhalten hyperaktiv werden ließ. Ganz früher, als er noch klein war und niemand von seiner Krankheit wusste, da wurde er sogar sehr oft aggressiv und auch gewalttätig gegenüber seinen Geschwistern. Erst durch einen Arztbesuch hatte man sich sein unnormales Verhalten erklären können und Daniel bekam Tabletten dagegen. Da er diese bis heute immer noch konsequent nimmt, merkt man ihm überhaupt nichts davon an. Es sei denn, er isst, wie jetzt, etwas zu viel Zucker! Aber auch dann musste man sich nicht wirklich Sorgen um ihn machen, denn bis auf dieses unkontrollierte Zappeln machte er sonst meistens nichts weiter Auffälliges. „Na, und jetzt?“ schaute mich Alexa auffordernd und mit einem breiten Grinsen auf ihren Lippen an. Ich sah abwechselnd von ihr zu Bryan, von ihm aus zu Kerry, von Kerry dann zu Kian, von ihm zu Nicky und von Nicky dann aus rüber zu Shane. Sie alle hatten ungefähr das gleiche Lächeln im Gesicht, das mir wohl nur eins sagen sollte – „Na los, jetzt geh schon zu ihm!“. Kurz entschlossen schnappte ich Alexa ihr Wasserglas aus der Hand, trank einen kräftigen Schluck und war nach einem lachenden: „Okay okay, bin ja schon weg!“ in Richtung des Clubausgangs verschwunden. Doch, wenn Nicky ihn schon nicht einholen konnte, wie sollte ich das dann schaffen? Und wo sollte ich in London nach Mark suchen? Kaum stand ich mit meiner erst halbangezogenen Jacke wieder bei den anderen 7 an der Bar, da stöhnte Nicky und Kian als sie mich bemerkten und Bryan und Alexa motzten sogar wegen meines wieder Daseins los... „Warum bist du denn noch immer nicht weg?“ und „Was machst du wieder hier, du wolltest doch endlich zu Mark?!“ fingen sie an ihre Augen zu verdrehen, ohne mich auch bloß ein einziges Wort ausreden zu lassen. „Michi, stimmt irgendwas nicht?“ legte Kerry mir nett und fürsorglich ihre Hand auf meine Schulter und merkte wohl als Einzige, dass mir noch etwas auf den Lippen brannte. „Ja, das kann man wohl so sagen.....Weiß vielleicht irgendjemand WO ich Mark eventuell finden könnte?“ war ich einerseits erleichtert darüber, dass ich endlich mal zu Wort kam und überlegte andererseits, ob er nicht auch einfach in seinem Hotelzimmer sein könnte. „Im Hotel?“, „Auf seinem Zimmer.“, „Ja, im Hotel auf seinem Zimmer könnte er sein!“ meinten sie alle – außer Shane...! „Im Hotel vielleicht, aber ganz bestimmt nicht auf seinem Zimmer!“ entgegnete er sicher und schaute mich dann direkt an. „Michi, kannst du dich noch an den Lieblingsplatz von Mark in Irland erinnern?“ „Du meinst Hazelwood, nicht wahr!? Ja, ich erinnere mich.“ „Und hat er dir vielleicht auch mal gesagt, warum ausgerechnet das sein Lieblingsplatz ist, oder bzw. könntest du dir denken warum er das ist?“ wurde Shane etwas genauer und brachte mich damit zum Grübeln. Hatte Mark nicht immer von dem wirklich schönen See geschwärmt und gemeint, dass er da am besten nachdenken könnte!? Aber wo war hier in London ein See? War meine Vermutung denn auch die gleiche, die Shane vermutete? „Du meinst, wegen der Ruhe und dem leichten Wellengang von...“ begann ich ihm meine Gedankengänge laut zu erläutern und bei jedem einzelnen Stichwort folgte ein zufriedenes und lächelndes Nicken von Shane. Also doch! Dann wusste ich, wo ich Mark zu suchen hätte... Glücklich und überaus dankbar drückte ich Shane einen Schmatzer auf die Wange, fasste nach dem Ärmeleingang meiner Jacke und lief während des Anziehens mit einem Lächeln voller Vorfreude durch den Club und ab nach draußen. „Ich werde Mark finden und werde ihm sagen, was ich für ihn empfinde...“– mit diesem Gedanken lief ich vom Club durch Londons Straßen zurück zu unserem Hotel. Der Weg war zwar nicht so lang, wie der, den ich in der vergangenen Nacht gegangen war, doch durch die zusätzliche Aufregung und den Adrenalinkick, den ich wegen des zum Glück völlig falsch verstandenen Zeitungsfotos hatte, kam ich ziemlich Außeratem vorm Hoteleingang an. Durch gleichmäßiges, kontrolliertes Ein- und Ausatmen versuchte ich meinen Puls wieder auf eine halbwegs normale Schlagfrequenz zu kriegen... „Oh Mann, ganz ruhig!“ und „Er hatte tatsächlich nie was mit Tussi...“ dachte ich immer wieder erneut und als ich durch die gläsernen Eingangstüren des Hotels den Durchgang zum Pool sehen konnte, da tropfte mir ein Regentropfen genau auf die Nasenspitze. Erst hatte ich ihn gar nicht so richtig bemerkt, weil er gar nicht so kalt und kühl wie sonst war, sondern eher warm war und dadurch auch fast unbemerkt blieb. Überhaupt waren die Außentemperaturen bei Weitem nicht mehr so furchtbar kalt, wie noch vor nur wenigen Stunden...! Plötzlich merkte ich wieder einen Tropfen, der auf mein Gesicht fiel,..... und dann noch einen,...und noch einen..... Es fing an immer mehr und schneller zu tropfen und auf einmal kam ein regelrechter Regenschauer vom Himmel herab. Mit drei schnellen Schritten war ich gleich durch die Tür und ab nach drinnen, was jedoch nicht unmittelbar mit dem Wetter zu tun hatte, sondern auch wegen dem, was ich ja schließlich noch vorhatte... Die Tür zum Pool nach draußen war geschlossen, das konnte ich von der unbesetzten Lobby aus sehen, doch ob sie zugesperrt war oder ob Mark dort wirklich hingegangen war, so wie Shane und ich es eigentlich ja vermutet hatten, das konnte ich noch nicht richtig sehen. Schritt für Schritt, fast wie in Zeitlupe, ging ich auf die Tür zu und sah am Anfang bloß, wie die einzelnen Regentropfen hundertfach auf die Wasseroberfläche des Pools plätscherten und dort beim Eintauchen klitzekleine, reisförmige Wellen hinterließen. Eine schwache Lampe, in ihrer Art wie eine Straßenlaterne am Rande des Pools aufgestellt, schien müde über die Terrasse und ließ so nicht wirklich mehr als Konturen und leichte Schatten vermuten. Einzig eine Kontur, die deutlich die Umrisse eines Menschen erkennen ließ, war bei dem schwummrigen Licht klar zu erkennen -Umrisse eines Menschen, die sich in den letzten Tagen nur zu gut in mein Gedächtnis eingeprägt hatten- Mark! Er stand im strömenden Regen in genau den Sachen, in denen er auch von der Party verschwunden war, ohne Jacke und mit beiden Händen tief in seinen Hosentaschen vergraben am hinteren Ende des Pools und schaute dabei bewegungslos auf das Wasser. War Mark denn verrückt geworden, draußen war doch schon lange kein Sommerwetter mehr?! Zugegeben, kalt war es auf einmal auch nicht mehr und der Regen war vorhin sogar eher vergleichsweise warm, aber schließlich zeigte das Kalenderblatt November und da war mit einer Regendusche in Klamotten nun wirklich nicht mehr zu spaßen! Ohne noch einen weiteren Moment lang zu zögern ging ich die letzten paar Meter im Eiltempo, griff nach der Türklinke und machte sie in einem Schwung auf. „Mark!“ musste ich fast rufen, weil der Regen so laut herunterprasselte. „Komm rein, du wirst doch noch klatschnass bis auf die Knochen!“. Er sah in meine Richtung. Zuerst wirkten seine Blicke traurig und als ob sie durch mich hindurch sehen würden. Dann wurden seine Gesichtszüge freundlicher und ein Lächeln bildete sich sogar auf Marks Lippen. Es kam mir fast so vor, als hätte er mich jetzt erst richtig erkannt. „Na und!?“ meinte er wegen des Regen auch etwas lauter. „Nass werden hat dich doch beim letzten Mal auch nicht gestört...“ lächelte er mit seinen jetzt wieder strahlenden Augen und streckte auffordernd seine Hand nach mir aus. Wie hätte ich da je widerstehen können...? Kaum hatte ich die ersten Schritte nach draußen gemacht, da prasselten die warmen Tropfen auf meinen Kopf, in mein Gesicht, auf meine Schultern und einfach überall hin. Für einen Augenblick war es mir unangenehm, weil mir ziemlich viel Regen ins Gesicht und in die Augen kam, sodass ich einige Male blinzeln musste. Doch nachdem ich Mark endlich so nah war, dass ich meine Hand in seine legen konnte, da machten mir auch die dicksten Tropfen nichts mehr aus. Mark lächelte mich wieder mit seinen wunderschönen blauen Augen an und als er dann auf einmal seinen Kopf in den Nacken legte und sich die vielen kleinen Tropfen mit geschlossenen Lidern genießerisch ins Gesicht regnen ließ, erinnerte mich sein Anblick an unseren gemeinsamen Sparziergang in Sligo, wo es ebenfalls so plötzlich angefangen hatte zu regnen. Marks Gesicht sah genauso wie damals aus, bloß, dass ihm dieses Mal ein paar Haarsträhnen in seine Stirn fielen und er ohne Wasserabweisende Jacke schon jetzt völlig durchnässt aussah. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit... Wie seine Wimpern zuckten, wenn der Regen auf seine Augenlider kam, wie einzelne Tropfen entlang seiner Wange bis hin an sein Ohr liefen und da dann von seinem Ohrläppchen heruntertropften, wie sein Haar immer dunkler wurde je nasser es war... Dutzende Kleinigkeiten fielen mir an ihm auf und keine davon hätte ich je wieder missen wollen! Als Mark dann durch einen kleinen, seitlichen Blick zu mir guckte, seinen Kopf drehte und ein wenig erstaunt wegen meiner Blicke wirkte, da wusste ich genau, dass exakt jetzt der geradezu perfekte Zeitpunkt war um Mark endlich zu sagen, was ich für ihn empfand... „Du, ich...“ holte ich noch einmal kurz Luft um das sanfte Lächeln, das auf seine Lippen lag, zu genießen und um die richtigen, besseren Worte zu finden. „Mark, ich habe...“ „Kalt? Oh, dann lass uns doch besser nach drinnen gehen und uns ein paar Handtücher holen...“ „Ähm nein, das meinte ich gar nicht.“ hielt ich ihn an seiner Hand vom Weggehen ab und musste wegen des Missverständnisses ein kleinwenig lachen. „Ach nein!?“ drehte er sich wieder um und fragte tonlos: „Was hast du dann gemeint?“. „Etwas, das ich dir eigentlich schon gestern Früh, oder besser noch, das ich dir schon viel früher hätte sagen sollen...“ machte ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und drehte mich ein wenig, um ihm vorher noch sanft eine dünne Haarsträhne aus dem Gesicht zu streifen. Doch weder an die Strähne kam ich ran, noch konnte ich den dazu benötigten Schritt richtig machen... Ausgerechnet mit diesem allerletzten, nötigen Schritt landete ich bloß mit der vordersten Spitze meines Schuhs auf der Poolrandkante, rutschte durch die nasse Fläche aus und klatschte Hand in Hand mit Mark zusammen ins Wasser. Im Wasser verlor ich Marks Hand jedoch und weil unter Wasser keine Beleuchtung war und das Licht der Laterne ja noch nicht mal für die Terrasse gereicht hatte, konnte ich Mark auch nicht mehr so richtig sehen. Um wieder an Luft zu kommen, wollte ich mich vom Poolboden mit den Füßen abstoßen, doch so niedrig, wie der Pool erst gewirkt hatte, war er gar nicht und ich musste mich mit meinen Händen im Wasser noch was runterdrücken um dann endlich auf den Grund zu kommen. Nachdem ich mich anschließend mit den Füßen abgestoßen hatte, ging es schnell nach oben und mit einem kräftigen Einatmen kam ich durch die Wasseroberfläche, wie ein Korken geschossen. „Oh Mann, Mark, ich schwöre, dass das wirklich keine Absicht war!“ musste ich lachen, als ich versuchte zu schwimmen und gleichzeitig meine nassen und verwuschelten Haare aus dem Gesicht zu kriegen, weil ich glaubte, dass Mark vielleicht wegen gestern Nacht an eine Racheaktion dachte. „Wirklich, ganz ehrlich! Ich wollte nicht, dass das passiert und für das, was an dem Morgen in deinem Garten aus Versehen passiert ist, dafür will ich mich auch noch mal entschuldigen... Das war echt ein blödes Versehen.“ entschuldigte ich mich weiter, während ich dabei weiter meine Haare entwirrte, um wieder etwas sehen zu können. „Wasser hat wohl für mich irgendetwas Anziehendes, wenn ich in dessen Nähe bin... Aber durch den Regen war auch der Rand ziemlich glatt und.......Mark?“ hatte ich da freie Sicht – und sah doch niemand. „Mark?“ drehte ich mich suchend nach allen Seiten, aber die Oberfläche blieb leer. Keine Schatten, keine Luftblasen, nichts konnte ich durch die beschissene Beleuchtung erkennen und mit jeder weiteren Sekunde, die verging und sich nichts tat, bekam ich mehr und mehr Angst um Mark. Was bloß, wenn er mit seinem Kopf irgendwo aufgeschlagen war?! Was, wenn er nicht ausreichend Luft hatte?! Meine Angst steigerte sich immer mehr in pure Panik... Auch Geräusche waren weit und breit keine zu hören, außer die, die das Wasser machte, wenn ich mich schnell von rechts nach links drehte oder durchschwamm. „Maaark!“ schrie ich ein letztes Mal, bevor ich ganz tief Luft holte, um nach ihm zu tauchen. „Hier bin ich doch... Na, sind wir jetzt quitt mit erschrecken!?“ umarmte mich eine bekannte Stimme von hinten und hatte so einen lachenden Unterton dabei. Er lachte!? Das Ganze war ein Scherz von ihm gewesen!? Dass ich Herzrasen wegen ihm und eine ungeheure Angst um ihn hatte, das fand er witzig!? Na warte... „Du Blödmann!“ stieß ich seine Arme von mir weg und hatte Mühe mich in dem jetzt nicht mehr so tiefen Poolbereich gegen die Wassermasse umzudrehen. „Ob wir jetzt quitt sind?!“ schnauzte ich ihn an, als ich von Angesicht zu Angesicht vor ihm stand und festen Halt auf dem gekachelten Boden gefunden hatte. „Sag mal, sonst hast du wohl keine Probleme, oder wie!? Ich aber schon... Zum Beispiel hab ich mir Vorwürfe gemacht, dass das Reinfallen für dich vielleicht zu schnell gegangen ist, so schnell, dass du vorher gar nicht Einatmen konntest und du unter Wasser vielleicht erstickt wärst.... Das wäre dann einzig und allein meine Schuld gewesen! ...Und dann hab ich eine riesen Angst um dich gekriegt, weil ich mir vorgestellt habe, dass du mit deinem Kopf gegen eine Wand oder auf den Boden des Pools geknallt bist und ich dich hier jeden Moment bewusstlos auf der Oberfläche treiben sehe.........Mach so scheiß Scherze bloß nie wieder mit mir, hörst du!? NIE WIEDER!!!“ schlug ich Mark wütend gegen die Brust und lehnte mich im nächsten Augenblick mit leichten Tränen in den Augen an ihn. Er umarmte mich langsam und als ich ebenfalls meine Arme um ihn schlang, da strich er mir sanft über die Haare. Meine Wut gegen ihn, die ja eigentlich bloß wegen dieser fürchterlichen Angst um ihn entstanden war, verflog mit der Umarmung und ich war nur noch froh darüber, dass ich Mark unverletzt und atmend an mir spürte. „...Mann, wenn ich nicht so furchtbar in dich verliebt wäre, dann könnte ich dich glatt wieder ins Wasser schupsen, du Spinner... Und diesmal dann aber wirklich mit Absicht!“ meinte ich neckisch grinsend ohne dabei hochzusehen und strich ihm währenddessen leicht über den Rücken. „Was hast du gerade gesagt?“ kam es verwundert von Mark und er löste die Umarmung ein wenig um mir besser ins Gesicht sehen zu können. „Äh, dass das dann diesmal mit Absicht wäre?!“ entgegnete ich etwas perplex darauf und kam mit und mit immer mehr auf den Trichter worauf Mark wohl hinaus wollte – ich hatte es gesagt... „Nein nein, davor!“ schüttelte er kaum merkbar den Kopf und machte mit seinem Zeige- und Mittelfingern sogar eine rückspulende Bewegung. „Dass du ein Spinner bist?!“ machte ich wieder auf völlig ahnungslos und musste mir, weil ich dieses kleine Frage und Antwortspiel wegen des Streichs von ihm richtig genoss, ein freches Grinsen und Auflachen mächtig verkneifen. „Nein, davor!“ verdrehte er ungeduldig die Augen, während mein Grinsen doch immer deutlicher und größer wurde. „Wenn du nicht so furchtbar WAS in mich wärst...?“ schaute er mich baff und ohne jegliche Mimik an und hatte dabei auch ein bisschen den Mund offen stehen. „Wenn ich nicht so furchtbar sehr in dich verliebt wäre, Mark.“ sagte ich ihm mit einem Blick voller Gefühl in den Augen und konnte dabei gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Mark reagierte für zwei, drei Sekunden lang überhaupt nicht, sondern guckte mich einfach bloß an. Erst langsam schien er meine Worte und deren Bedeutung zu begreifen und schüttelte leicht fassungslos, aber jetzt wieder lächelnd, seinen Kopf wie in Zeitlupe hin und her, nahm dann mein Gesicht langsam in seine vom Wasser immer noch klatschnassen Hände und kam mit seinem Gesicht ein bisschen zu mir runter. Ab dem Moment lief auch alles für mich wie in Zeitlupe ab... Endlich hatte ich es ihm gesagt, endlich waren die Worte aus mir heraus gekommen, endlich war ich in seiner direkten Nähe und Tussi stand weder gedanklich, noch sonst irgendwie zwischen uns! Ich spürte Marks warmen Atem auf meiner Oberlippe und nur wenige Augenblicke später berührte Marks Mund meinen. Was ich da empfand, war einfach unbeschreiblich schön... Ein wohlfühlendes, riesiges Kribbeln ging prickelte über meinen Nacken, durch jedes einzelne Nackenhärchen, bis hinunter über meinen gesamten Rücken, sodass sich meine Augenlider fast wie von selbst genießerisch schlossen. Ich spürte Marks Lippen, die die meinen immer wieder neu suchten und sich dann, als sie aufeinander ruhten, nur ganz leicht bewegten. Ich spürte seinen Körper, an den ich in der Zwischenzeit noch näher herangekommen war, spürte das kühle Wasser um uns herum und die warmen Tropfen, die immer noch von oben auf uns herunterregneten. Nie wieder wollte ich, dass diese Gefühle nachließen oder aufhörten...

ENDE

Puh, das war's dann also...

Ich weiß gar nicht so richtig, was ich jetzt noch sagen soll...

Ich danke euch vielmals, dass ihr euch für meine Story interessiert habt und sie euch anscheinend auch ein bisschen gefallen hat! Hat echt Spaß mit euch gemacht!

Also dann,...man sieht sich hier ja vielleicht noch mal zwischendurch...?!


Re: Puzzle of my heart

was schon zuende das geht doch nicht !



Re: Puzzle of my heart

Na ja, sorry, aber die Seiten, die ich hier noch habe, die sind echt nicht so dolle... Kerry bekommt darin zwar ihr Baby und Mark und Michi kommen sich darin auch noch etwas näher...aber wie es mit Kian und Alexa z.B. weitergeht wird noch nicht aufgelöst.

Aber,....will die vielleicht trotzdem noch jemand lesen? Vielleicht komme ich ja noch etwas später dazu, sie komplett fertig zu schreiben...?!


Re: Puzzle of my heart

na aber!! her damit...mach so wie du kannst, dat wird schon

Re: Puzzle of my heart

Also gut.....Aber ich warne euch jetzt schon, was Besonderes ist das nicht! :-/

„Oh Mann.“ meinte Mark mit einem Seufzer, dem gleich ein kurzes Auflachen folgte und lehnte seine Stirn behutsam gegen meine an. „Passiert das hier gerade wirklich und wahrhaftig, oder schlafe ich in einem Wasserbett, das ein großes Leck hat und träume alles bloß?“. „Also, wenn...“ öffnete ich meine Augen wieder und ging im gleichen, nicht ernst gemeinten Tonfall auf Marks scherzende Vermutung ein: „...dann muss ich wohl in dem gleichen Wasserbett schlafen!“ und wir beide fingen an zu lachen. Dann, wir sahen uns direkt in die Augen, hörten wir gleichzeitig wieder damit auf. Eine schöne und angenehme Spannung herrschte zwischen uns und es knisterte mächtig, als wir uns einfach bloß in den blauen Augen des anderen verloren und meine Hand sanft Marks Wange berührte. Während dies geschah, schloss Mark fast im selben Moment seine Augenlider und drückte sein Gesicht mit einem kaum sichtbaren Lächeln noch mehr in meine Hand. Er genoss meine Berührungen und ich genoss es sehr, dass er bei mir und wir alleine waren... Obwohl ich mir jetzt über seine Gefühle im Klaren war, kam ich trotzdem nicht dagegen an mir zu wünschen, dass er sie mir noch mal persönlich ins Gesicht sagen würde. Eigentlich war es wegen des Liedes ja schon nicht mehr nötig, doch weil ich u. a. auch wegen meiner Sturheit und wegen Daniel vorhin nicht wirklich etwas davon mitbekommen hatte, wollte etwas in meinem Inneren die Worte „Ich habe mich auch in dich verliebt.“ oder „Ich bin schon länger auch in dich verliebt.“, oder solche in dieser Art hören. „Noch ein Kuss könnte da vielleicht auch schon weiterhelfen!?“ ging mir weiter durch den Kopf. Und, als ob Mark meinen Gedankengang gehört hätte, machte er seine Augen langsam wieder auf und sah liebevoll in meine. Da ergriff ich die Initiative und küsste seine Lippen erst kurz und sanft und dann, als er darauf einging, immer länger und etwas mehr leidenschaftlicher. Wir waren gerade mitten in der allerschönsten und einfühlsamsten Knutscherei, die vielleicht je in diesem kühlen Pool stattgefunden hatte, da wurde plötzlich hektisch und übermutig die Außentür des Hotels aufgerissen, schlug mit polterndem Geräusch und kräftig wackelnd gegen die Hausmauer an und machte so Platz für zwei keuchende und vom Regen halbdurchnässte Gestalten... „Michi,... schnell,... du musst...“ versuchte einer der Beiden sich völlig atemlos zu verständigen und ich erkannte an der Stimme, dass es sich um Shane handeln musste. Die zweite Gestalt kam jetzt etwas mehr in das eh schon schwache Licht der Laterne und da erkannte ich auch Alexa, die versuchte für Shane weiterzureden... „Sorry, aber.....aber Kerry...... du.....Bryans Auto...“ brachte aber auch sie nur schwer verständliche Brocken heraus und stemmte sich wegen vermutlicher Seitenstiche die Hände in ihr Becken. Mark und ich, die wir eh schon eben vor Schreck wegen des Lärms auseinander gefahren waren, standen hilflos nebeneinander und konnten uns keinen Reim darauf machen, was die Beiden wohl versuchten uns klarzumachen und konnten einfach nur warten bis einer von ihnen wieder genug Luft hatte um weiterzureden. „Kerry kriegt jeden Augenblick das Kind und du bist die Einzige, die noch nüchtern genug ist um sie ins Krankenhaus zu fahren! Sorry, wenn wir euch ausgerechnet jetzt stören, aber es ist dringend!“ kam Alexa als Erste wieder zu Luft und prustete diese auch in einem Durchgang wieder weiter aus... „Kommst du dann bitte schnell da raus und fährst mit Bryans Wagen zurück?! Die Autoschlüssel hat er mir gleich für dich mitgegeben..... Ach, weshalb seid ihr bei dem Wetter eigentlich hier draußen und nicht etwa oben in einem euer Zimmer? Und wieso überhaupt steht ihr komplett mit Klamotten und du Michi sogar mit Jacke und allem drin? War das wieder so ein Versehen, wie gestern Nacht, oder habt ihr zwei jetzt etwa am nächtlichen Poolbad Gefallen gefunden!? Apropos gefunden... Habt ihr euch ausgesprochen...“ „Alexa!!!“ fielen Shane, Mark und ich ihr zufällig alle drei ins Wort und ich entgegnete noch völlig überrumpelt: „Kerry kriegt jetzt das Baby? Ja, was stehen wir alle dann hier noch so blöd rum und quatschen...“ und kletterte prompt mit meinem Hintern aus dem Wasser und rauf auf den Poolrand. Nachdem ich Mark kurz auf seine Schulter getippt hatte, kletterte er auch mit aus dem Pool raus und als wir wieder auf der Terrasse neben Alexa und Shane standen und das Wasser wie aus Bechern nur so an uns heruntertropfte, da fiel es wegen des Regens noch nicht mal wirklich so auf. „Aber wartet mal, wieso denn ich!?“ dachte ich laut über die Sache mit dem Fahren nach. „Ich hab doch auch schon Bier getrunken und bin somit nicht mehr völlig nüchtern. Du bist diejenige, die nur Anti-Alkoholische Getränke zu sich genommen hat!“ gab ich Alexa die gerade erst in die Hand genommenen Autoschlüssel zurück, die mich plötzlich ganz erschrocken ansah. Was war los? Was hatte sie denn? Doch nicht etwa...!? „Oder hast du auch Alkohol getrunken? ...Mensch Alexa, du weißt doch genau, dass das in deinem Zustand nicht gut ist und es dem...“ „Ich hab nichts getrunken!“ schrie sie mich auf einmal mit großen Augen an, guckte dann erschrocken zwischen den Jungs und mir her und verhielt sich mir gegenüber dann plötzlich so, als hätte ich irgendwas Falsches gesagt. „Ich weiß auch, dass man im Zustand einer Erkältung keinen Alkohol nehmen darf, weil sich der dann nicht mit den Medikamenten verträgt.“ erklärte sie und betonte die beiden Wörter besonders deutlich und jedes Mal mit geweiteten Augen in meine Richtung. Was erzählte Alexa denn da nur bitte von Erkältung und irgendwelchen Medikamenten? Sie war doch gar nicht krank sondern...oh ha, das war’s... Ich hatte „in deinem Zustand“ laut und vor den Jungs gesagt. Mist, dass noch niemand von ihrer Schwangerschaft wissen sollte, daran hatte ich in der Hektik gar nicht mehr gedacht! „Außerdem kann ich überhaupt nicht fahren. Dazu bin ich jetzt viel zu aufgeregt und nervös! Du kommst mit so was klar, du hast dich in solchen Fällen besser unter Kontrolle und du bist nach Kerry und mir auch die Einzige, die noch am ehesten fahren dürfte. Die paar Bierchen haben dir sonst auch nix an... Außerdem ist es ein absoluter Notfall!“ versuchte Alexa mich mit allen Argumenten, die ihr in den Momenten wohl eingefallen waren, zu überreden und zu überzeugen. Keine Ahnung, ob ich diese Ausnahmesituation tatsächlich unter Kontrolle kriegen würde, aber nach Alexas Feststellungen und der meinen Befürchtungen nach schon anscheinend in den Wehen liegenden Kerry, war ich wirklich noch die Einzige, die ein Fahrzeug hätte sicher steuern können. „Also gut, gib her...“ nahm ich ihr Bryans Schlüssel wieder aus der Hand und wollte schon schnurstracks zurück ins Hotel laufen...“ „Na kommt, Kerry braucht uns!“ spornte ich mit wedelnden Handbewegungen die 3, die mir wie Ölgötzen hinterher gestarrt hatten, an mitzukommen und hielt ihnen dabei auch noch auffordernd die Tür auf. Mit einem regelrechten Blitzstart kamen sie auf einmal von der Stelle und ab ging es nach drinnen und von da wieder zum Ausgang in Richtung Parkplatz.

„Halt, stopp, wartet noch...!“ rief Shane uns drinnen kurz vorm Ausgang nach, genau da, als wir an der Lobby vorbeigelaufen waren. Er lief zurück, drückte wie ein Besessener immer und immer wieder auf die kleine goldene Empfangsklingel und rief dabei etliche Male laut nach dem Concierge. Als dieser anschließend nur Sekunden später mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck hinter der Anmeldung angewatschelt kam, listete Shane ihm gleich verbal auf, was er sofort haben wollte... „Wir brauchen dringend Handtücher! Mindestens vier oder sechs normalgroße Handtücher. Also nicht diese kleinen Gästehandtücher, nein, die größeren, die man sich ohne Probleme um den Kopf wickeln kann!“. Und während Shane demonstrativ alles mit den Fingern aufzählte, konnte der leicht überrumpelt und auch irgendwie überfordert aussehende Concierge bloß immer wieder zustimmend mit dem Kopf nicken. Keiner von uns wusste so richtig, was Shane jetzt wohl mit all den Handtüchern machen wollte, am Wenigsten der verdutzte Concierge, aber er verlangte alles so dringend und nötig, dass niemand auch nur im Geringsten daran zweifeln wollte, ob wir sie nun tatsächlich brauchen würden, oder nicht. Mit einem hektischen „Ja natürlich,...sofort Sir!“ lief der Concierge hinter seinem Empfangstresen durch die Schwingtür einer Nebenkammer und kam wenige Minuten voll bepackt mit allen Handtüchern, die Shane energisch verlangt hatte, wieder heraus. Da er mit dem Rücken die Schwingtür aufgeschubst hatte, drehte er sich nun mit soviel Elan zu uns, dass ihm dabei beinahe der hohe Stapel vor der Nase auf den Boden gekippt wäre. Einzig der Empfangstresen hatte selbiges verhindern können... „Na, geht doch!“ waren die einzigen Worte, die Shane ihm entgegnete, schnappte nach einem Packen Tücher und reichte sie nacheinander an Alexa, Mark und mich weiter. Ich hatte Shane bis zu dahin noch nie so energisch, stur und durchsetzungskräftig erlebt und während Alexa die Packen mit purem Respekt in ihren Blicken entgegennahm, wusste ich nicht so recht, was ich von dem Ganzen halten sollte. Konnte Shane manchmal wirklich so sein, wenn es darauf ankam oder war er es bloß so zum Teil und machte sich im Inneren einen riesigen Spaß daraus mal jemanden rumscheuchen zu können!? Marks Gesichtszüge, aus denen ich hoffte lesen zu können, weil er seinen Freund schon seit der Schulzeit kannte, konnte ich nicht so wirklich deuten, da ich sie immer nur für einzelne Bruchteile von Sekunden komplett sah, wenn er mir weitere Handtücher reichte. Erst, als Shane an der Spitze voraus und jeder von uns vier mit einem Stapeln bepackt durch den Nieselregen zum Parkplatz des Hotels gingen, löste sich die ganze verwirrende Situation auf... „Mann, hat das gerade Spaß gemacht! Und wie doof der Typ mich angeguckt hat... Wenn wir später wieder zurückkommen, dann müssten wir das glatt noch mal durchziehen... Aber vielleicht macht das dann besser einer von euch, denn ein zweites Mal kann ich dabei sicherlich nicht so ernst bleiben?!“ lachte Shane auf, wartete bis ich die Fahrertür von Bryans gelben Ferrari Spider Modena 360 aufgeschlossen hatte und legte eines von den großen Badetüchern über das Sitzpolster. „Sag mal, hat Bryan dich gebeten darauf zu achten, dass seine Sitze auf keinen Fall versaut werden, oder gibt es vielleicht noch einen anderen Grund, weshalb du so dringend nach den Handtüchern verlangt hast!?“ musste ich ein wenig auflachen und beobachtete dabei, wie Shane ein zweites Badetuch auseinanderfaltete. „Das zwar nicht grade, aber ich kenne ihn und wenn er euch gleich so klitschnass in seinem Wagen sieht und dann auch noch mitkriegt, dass es Chlorwasser ist...“ verdrehte er vorausahnend seine Augäpfel und legte mir das eben auseinander gefaltete Tuch in einer schwungvollen Bewegung um die Schultern. „Außerdem wollte ich sie hauptsächlich haben, damit ihr euch nicht erkältet. Ich weiß genau, wie nervig so was sein kann... Hab erst vor ein paar Wochen mit einer Grippe das Bett hüten müssen!“ entgegnete er noch mitfühlend, dann legte Shane mir noch eins von den normalgroßen Handtüchern über den nassen Kopf und motzte Mark an, dass er sich gefälligst auch schon mal so gut es ginge abtrocknen solle. „Okay, meinen Stapel Handtücher habe ich auf den Sitzpolstern verteilt, können wir dann bitte endlich losfahren?!“ rief Alexa von der gegenüberliegenden Seite des Autos zu uns rüber und setzte sich nach einem anspornenden Klopfen auf das Wagendach anschließend auf den Beifahrersitz. „Sie hat Recht, das Baby schien es eben ziemlich eilig zu haben!“ rannte Shane ebenfalls auf die andere Seite. „Was denn, so weit ist Kerry schon?!“ blieb mein Mund vor Schock und staunen offen stehen. „Na, dann nix wie los!“ und kurz darauf fielen alle vier Autotüren ins Schloss.

Der Regen prasselte ungebändigt auf die Windschutzscheibe, über die die dunklen Scheibenwischer immer und immer wieder in ihrem automatisch eingestellten Tempo von rechts nach links die Sicht für mich freimachten. Mein Herz pochte, meine Handflächen klammerten sich schwitzig um das schwarze Lenkrad und ich war furchtbar aufgeregt und nervös... Was, wenn Kerry schon so weit war, dass sie das Baby noch vor unserer Ankunft im Club kriegen würde? Würden sie und Bryan zurechtkommen und würde alles gut für Mutter und Kind ausgehen? War vielleicht zufälliger Weise sogar ein Arzt oder eine Hebamme unter den Partygästen?! Was, wenn wir es noch rechtzeitig zum Club, aber nicht mehr rechtzeitig mit Kerry zum Krankenhaus schaffen würden? Von den anderen wusste ich nicht, ob sie je bei einer Geburt dabei gewesen waren – außer bei ihren eigenen natürlich. Ich selbst hatte auch keine Ahnung davon, was alles gleich dann zu tun wäre. Einzig Bryan war derjenige, der bei der Geburt der kleinen Molly dabei gewesen war und sich noch erinnern müsste, was und was auf keinen Fall zu tun wäre. Aber wüsste er es jetzt bei der ganzen Aufregung auch noch so genau? Ob Kerry von dieser ersten Geburt außer dem Pressen noch etwas anderes mitbekommen hatte, wusste ich auch nicht. Doch wieso machte ich mir jetzt solche Kopfschmerzen darüber, Frauen bekamen doch schließlich schon seit hunderten von Jahren Babys?! Jede Menge von ihnen damals sogar ohne Ärzte, ohne helfende Hebammen, Saugglocken, Schmerzmitteln, Narkosen oder Kaiserschnitten! Auch trotz dieser Feststellung wurden meine Handflächen nicht trockener. Doch die bevorstehende Geburt war es auch zum größten Teil nicht, die mich mehr und mehr nervös machte... Vielmehr ließ mich der unaufhörlich scheinende Regen, der aufkommende Nebel und die Tatsache, dass ich diejenige war, die die ganze Zeit hinter dem Lenkrad sitzen würde und somit jetzt und vor allen Dingen nachher die Verantwortung für den Verlauf der Fahrt hatte, innerlich anspannen. Was, wenn ich mittendrin vergessen würde, dass man hier in England auf der linken Seite der Straße fährt und ich aus purer Gewohnheit auf die rechte, die falsche Spur wechseln würde? Nicht auszudenken, wenn ich mit der in den Wehe liegenden Kerry und Bryan und mit den eventuellen anderen Insassen einen Autounfall hätte! Und wenn ich dazu auch noch in einen anderen Wagen fahren würde.....Grauenvoll, bloß weg mit diesen Gedanken! Und damit ich auch wirklich nicht mehr an Geisterfahrten, Unfälle oder noch Schlimmeres dachte, folgte ich dem Gespräch, das Mark gerade anfing mit Shane und Alexa zu führen... „Wie kam es denn dazu, dass bei ihr plötzlich die Wehen eingesetzt haben? Ich meine, ausgezählt ist das Kind schließlich doch erst in ein paar Wochen.“ „Mich brauchst du da nicht zu fragen Mark, ich hab auch keine Ahnung! Bis dieser Daniel angefangen hat mit Kerry rumzublödeln, war alles noch okay.“ „Ähm, Daniel...? Wieso, was hat Daniel gemacht?“ klingte ich mich mit in die Unterhaltung von Mark und Shane ein und wurde noch ein bisschen nervöser, als ich eh schon war. Was hatte Daniel mit Kerry angestellt? Hatte er sie in seinem Übermut auf die Tanzfläche geschleift und angefangen wild mit ihr zu tanzen – einer Schwangeren am Anfang des 9. Monats?! „Ach Süße, keine Panik. Eigentlich hat Daniel nichts gemacht... jedenfalls nix, dass Kerry angestrengt und somit ihre Wehen gefördert hätte!“ legte Alexa da beruhigend ihre Hand auf meinen linken Oberarm, während ich wieder gebannt und äußerst konzentriert auf die stockdunkle, nasse und neblige Straße vor mir achtete. „Und was war dann, wenn das, was er gemacht hat, nicht die Wehen gefördert hat?“ wollte ich es jetzt ganz genau wissen. „Na ja,...“ suchte Alexa nach einem Anfang. „So richtig und 100%ig habe ich das auch nicht mitgekriegt... Aber ich hab kurz gesehen, wie Kerry auf einem der Hocker gesessen hat, er vor ihr rumtänzelte, sich beide an den Händen gehalten haben und Daniel diese dann zur Musik hat mittanzen lassen.“ „Ja, von weitem sah es ein bisschen so aus, als wäre Kerry die Marionette und dieser Daniel der Puppenspieler!“ fügte Shane auflachend zu Alexas Erzählung bei und ich guckte aus einem Reflex heraus überrascht in den Rückspiegel zu ihm. Anhand meiner Reaktion oder meiner Mimik hatte Alexa sich wohl denken können, was mir durch den Kopf gegangen war... „Kerry hat aber gerne mitgemacht und währenddessen auch die ganze Zeit über mit ihm gelacht.“ tätschelte sie erneut meinen Arm und ich fühlte mich etwas besser. Daniel war auf keinen Fall ein schlechter Mensch. Ganz im Gegenteil sogar! Doch, wenn er zuviel Zucker intus hatte, dann zappelte er halt manchmal etwas unkontrolliert rum und wurde irgendwie ein wenig hyperaktiv. Ich hätte mir also eigentlich kaum Gedanken wegen seines Verhaltens machen müssen. Bloß, wenn nachher aber wirklich jemand behauptet hätte, dass Daniel an der frühen Geburt Schuld hätte und das alles nicht passiert wäre, wenn ich ihn nicht angerufen hätte... Oh Mann...! Nein danke vielmals, noch mehr seelischen Ballast konnte ich jetzt wirklich nicht mehr ertragen! „Da, da vorne ist ja der Club und da steht auch schon Nicky!“ rief Alexa plötzlich aufgeregt los, deutete mit ihrem Finger in die Richtung und griff mit ihrer anderen Hand schon nach dem Türgriff um direkt nach dem Anhalten aussteigen zu können. Ich guckte von der Straße kurz hoch zu Nicky, der wohl die ganze Zeit über draußen auf uns gewartet hatte und dementsprechend nass aussah, und parkte dann Bryans gelben Flitzer direkt vor der Clubeingangstür - halb auf dem nicht all zu breiten Bürgersteig und halb auf dem Asphalt. Unter normalen Umständen hätte ich so was nicht gemacht, geschweige denn zustande gebracht. Aber hier herrschte schließlich im Moment alles andere als “normale“ Umstände und da konnte man für ein paar Augenblicke der Straßenverkehrsordnung wohl mal nicht ganz so 1000%ig korrekt folgen... Kaum war der Wagen stehen geblieben, da öffneten die drei neben und hinter mir auch schon ihre Türen und liefen so schnell sie konnten Bryan und Kian entgegen, die der vor Wehenkrämpfen hechelnden Kerry abstützend aus dem Club halfen. Das war der Moment, der mich innerlich wohl am Meisten in Panik geraten ließ. Mich gleichzeitig aber auch zur Vernunft rief... Kerry lag in den Wehen – ihrem Stöhnen und schmerzverzerrt klingendem Hecheln nach zu urteilen, konnte es mit der Geburt nun wirklich nicht mehr all zu lange dauern – und ich war die Einzige, die sie jetzt zum Krankenhaus fahren konnte. Ich müsste es also tatsächlich tun...etwas anderes blieb mir auch gar nicht mehr übrig, nun, wo ich schon hinter dem Steuer saß und bis hier her gefahren war! Aber ich wollte Kerry ja auch helfen und wenn ich ihr schon nicht die Schmerzen nehmen konnte, dann würde ich sie zumindest auf dem schnellsten und sichersten Wege zum Krankenhaus bringen... Nach einem kurzen Schulterblick wusste ich, dass die Fahrt bald weitergehen könnte, denn Kerry lag inzwischen auf dem Rücksitz und Bryan war dabei sich neben sie nach hinten zu setzen und ihren Kopf mit sanften, beruhigenden und unterstützenden Streicheleinheiten in seinen Schoß zu legen. Kian stand noch runtergebeugt in der anderen offenen Autotür, weil er Kerry dabei geholfen hatte ihre Füße hochzulegen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war auch Kian ziemlich nervös und wusste nicht so recht, ob sein tun auch wirklich richtig war. Von Kian sah ich zum leeren Sitz mit der ebenfalls noch offenen Tür neben mir. Mit ihm als Beifahrer würde ich bestimmt auch wieder hibbelig und unsicher werden und Alexandra war mit ihren hektischen Rufen auch keine so große Hilfe gewesen. Ob Mark sich vielleicht zur seelischen Unterstützung neben mich setzen würde? Kein Beifahrer wäre in dieser Situation für mich vielleicht etwas besser, weil mich so niemand direkt ablenken konnte. Aber, weil ich den Weg zum Londoner Hospital nicht kannte, mich in der Hektik auch nicht durch den Straßenschilderwald suchen wollte und mich Kerrys Stöhnen und eventuelle Schmerzschreie eh irgendwie ablenken würden, brauchte ich besser doch jemand dringend neben mir, der mir den Weg sagen konnte und mich, wenn ich wieder nervös werden sollte, beruhigen könnte. Wie gerufen hockte sich Mark neben das Auto an meine Fahrerseite um mir auf gleicher Höhe durchs Glas ins Gesicht zu sehen. Ich sah ihm gleich an, dass er etwas sagen wollte und kurbelte das Fenster für ihn runter. „Hey...“ versuchte er locker und lieb zu lächeln. Aber so locker, wie er wirken wollte, war er nicht, das merkte ich an seinen Augen, die hin und wieder an meiner Sitznackenstütze vorbei nach hinten zu Kerry sahen. Mark war innerlich genauso angespannt wie auch alle anderen um uns herum. Doch das war ja auch eigentlich gar kein Wunder, denn schließlich waren wir auch alle mit Kerry gut befreundet und wollten, dass sie rechtzeitig und ohne Komplikationen ins Krankenhaus kam und dass Kerry dort dann sicher und unter ärztlicher Mithilfe einen gesunden Jungen zur Welt bringen würde! „Du kriegst das hin. Ganz sicher...“ guckte Mark da auf einmal wieder direkt zu mir und lächelte mich mit einem ermutigendem Zwinkern an. „Na ja, wollen wir es hoffen...!“ lachte ich leicht und nicht gerade mächtig überzeugt auf. Doch da legte Mark gleich seine Hand auf meine, die immer noch das Lenkrad fest umklammert hielt und sah mir tief in die Augen. „Hey, nur keine Panik... Klar, das Wetter ist nicht gerade das Optimale....... Aber du schaffst das. Bis hier her hast du es doch schließlich auch geschafft.“ lächelte er da auch auf. Durch seine Worte und seine Berührungen fühlte ich mich innerlich immer mehr ein bisschen besser und bestärkt. „Außerdem habe ich ein gutes Gefühl im Bauch, das mir sagt, dass das alles glatt geht.... Es sei denn, das dir irgendwo auf dem Weg ein Pool in die Quere kommt oder die Themse und du wieder diese Wasseranziehungskraft ausstrahlst, dann...“ „Oh,.....sehr witzig!“ ging ich gespielt beleidigt auf seine als Scherz gemeinte Bemerkung ein und guckte stur vor mich hin. „Michi...“ kam es da wieder ruhig und einfühlsam von ihm und seine Hand drehte sanft mein Kinn zurück in seine Richtung „...das wird gut gehen!“. „Danke.“ Konnte ich noch leise flüstern ehe sich unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss trafen. „Miiiiiiichiiiii...“ schalte es nach kurzer Zeit vom Rücksitz. Da ich eindeutig Kerrys Stimme erkannte, schreckte ich von unserem Kuss zurück und drehte mich erschrocken zu ihr um. „Jetzt fahr endlich!“ raunte Bryan völlig entnervt und verzerrte kurz darauf vor Schmerz sein Gesicht, weil Kerry da die nächste Wehe bekam und kräftig Bryans Hand drückte – wenn nicht sogar quetschte. Von da an lief plötzlich alles ganz schnell und wie von selbst... Kaum hatte ich mich wieder zum Lenkrad gedreht und konzentrierte mich auf die vor mir liegende Straße und das letzte an uns vorbeifahrende Auto, da stieg Shane auf einmal neben mir ein und schnallte sich an. „Na los, da vorne musst du die zweite Straße rechts rein um Richtung Krankenhaus zu kommen!“ deutete er mit einem Fingerzeig nach vorne und ordnete seinen Gurt noch mal so an, dass er ihn nicht während der Fahrt am Hals stören würde. Ich brauchte mich um meinen Gurt nicht mehr zu kümmern, da ich mich seid des Hotelparkplatz nicht mehr abgeschnallt hatte. Auch den Motor hatte ich laufen lassen und musste deshalb nur noch aufs Gaspedal treten. Und das tat ich dann auch...

Die Lautstärke bei einem Rockkonzert wäre wohl für das menschliche Trommelfell wesentlich leichter zu ertragen gewesen, als die Lautstärke, die während dieser einereinzigen Autofahrt herrschte! Kerrys stöhnen wurde von Wehe zu Wehe immer lauter und ab und an gab sie dabei auch spitze Schreie von sich. Dass Bryan zwischen den von Minute zu Minute immer kleiner werdenden Wehenabständen auf sie beruhigend einredete und während einer Wehe dieses noch lauter fortsetzte, ließ zusammen mit Shanes Fahrtipps und Erklärungen für eventuelle Abkürzungen und das ständige, laute Geprassel der Massen von unzähligen Regentropfen auf die Windschutzscheibe einen ständigen Geräuschpegel im Wageninneren entstehen, der mich fast wahnsinnig machte, wenn zusätzlich auch noch ein Auto auf einer Querstraße wegen mir hupte, weil ich zum Beispiel eine rote Ampel überfahren und ihm dadurch die Vorfahrt geschnitten hatte. Ja, ich überfuhr rot leuchtende Ampeln! Die Erste allerdings bloß aus reinem Versehen! Nachdem mir das aber durch das Seitenfenster aufgefallen und nichts Wesentliches deswegen passiert war – mir also kein Verkehr von der rechten oder von der linken Seite in die Quere gekommen war – hatte ich keine großartigen moralischen Probleme mehr damit und raste sogar noch ein zweites und ein drittes Mal bei Rot durch. Natürlich immer mit einem wachsamen Auge achtend auf die mir eventuell in die Fahrbahn raten könnenden Mitverkehrsteilnehmer! Mit jeder neuen Wehe und mit jedem lauteren Stöhnen und Ächzen von Kerry stieg ich sogar noch mehr aufs Gaspedal. Es war für mich so eine Art Druck das zu tun, gemischt aus Adrenalin und Angst, der meinen Fuß ein Eigenleben entwickeln ließ. Als Shane mir irgendwann zurief, dass das Krankenhaus nur noch circa zwei Straßenkreuzungen entfernt wäre, da achtete ich sogar nicht mal mehr darauf, ob irgendwo Stoppschilder am Straßenrand standen. Und exakt das sollte dann auch seine Konsequenzen mit sich bringen... Während ich, wie bereits gesagt, durch den strömenden Regen drauflos bretterte was der gelber Flitzer so hergab, Bryan und Kerry auf der Rückbank mit Kerrys Wehen beschäftigt waren und Shane auf dem Beifahrersitz damit, dass er sich in manchen heftigen Kurven gut festhielt und mit seinem Kopf nicht schwungvoll gegen den Autotürrahmen oder gar das Seitenfenster knallte, sah und bemerkte niemand im ersten Augenblick, dass sich ein Polizeiwagen an einer Seitenstraße versteckt aufgestellt hatte und ausgerechnet in dieser heutigen Nacht und an ausgerechnet dieser Stelle nach Rasern und Verkehrzündern Ausschau hielt – und es natürlich kam, wozu es quasi kommen musste... Mit sofort aufflackerndem Blaulicht und laut heulenden Sirenen fuhr der Streifewagen aus seinem dunkel gelegenem Versteckt heraus und geradewegs hinter uns her. „Super, die haben uns gerade noch gefehlt!“ atmete Shane schwer und mit einem sarkastischen Unterton in seiner Stimme aus, als auch ihm die herankommende Aufruhr hinter uns durch den Rückspiegel auffiel. „Ja, und was jetzt? Wir können doch schließlich nicht anhalten, jetzt, wo es jeden Augenblick soweit sein kann!“ richtete auch Bryan seinen Kopf auf und schaute mit großen fragenden Augen zwischen Shane und mir hin und her. Tja, was sollten wir nun tun!? Ich blickte ein letztes Mal durch den Rückspiegel auf Kerry. Ihr Gesicht war rötlich und dazu auch schweißnass, sodass Strähnen ihrer langen blonden Haare einzeln an ihren Wangen klebten. Dann, Kerrys ruhigen Mimik nach zu urteilen, war sie dabei gewesen, sich von der letzten, sehr anstrengenden Wehe zu erholen, da bäumte sie sich mit ihrem Kopf und den Schultern erneut vor Schmerzen der herankommenden Wehe auf. „Es kommt... ich kann nicht mehr!“ brachte sie grade noch gequält während des Stöhnens heraus, als ich eigenmächtig eine längst fällige Entscheidung für uns allesamt traf... „Bryan, sorg dafür, dass Kerry und du einen guten Halt habt, ja!? Shane, krall dich am besten mit beiden Händen am Haltegriff fest...ich werde jetzt die letzten PS aus dieser Karre hier rauskitzeln! ...Kerry, keine Bange, ja, du kommst noch rechtzeitig in die Klinik...dafür sorge ich...“ wies ich die drei in einem vollkommen ernst gemeinten Ton an und stieg anschließend ein letztes Mal kräftig in die Eisen... Sollten die Polizisten doch unser Kennzeichen aufschreiben und mir für die überfahrenen rot leuchtenden Ampeln und Stoppschilder ein saftiges Bußgeld aufbrummen, sollten sie doch hinter uns herfahren und uns bis hin zum Krankenhaus verfolgen – ich würde Kerry, komme was wolle, in die Klinik bringen...und zwar rechtzeitig!

Meine Hände umklammerten weiterhin schwitzig das Lenkrad und meine Augen und Pupillen waren vor Aufregung weit geöffnet, als ich auf die ausgeschilderte Auffahrt des Krankenhauses raste und kurz darauf hinter der Spitze einer dicht bewachsenen Tanne das ersehnte weiße Gebäude sah. Ich parkte den Wagen direkt vor dem lang bedachten Klinikeingang damit wir auf gar keinen Fall nicht noch mehr Zeit wegen einer eventuellen Parkplatzsuche verschwendeten. „Schnell Shane, hilf mir...!“ rief Bryan von draußen, als er bereits schon ausgestiegen war und alleine versuchen wollte, Kerry vom Rücksitz zu kriegen. Jetzt konnte auch endlich ich hinter dem Steuer weg und aus dem Auto aussteigen. Da die Jungs damit beschäftigt waren Kerry vom Rücksitz zu helfen und ich mir denken konnte, dass die sie kaum in die Klinik rein tragen wollten, ging ich rein und schnappte mir den erstbesten Rollstuhl der leer am Gang stand. Kaum war ich damit zurück beim Wagen, da flackerten Blaulichter auf und der uns schon bekannte Polizeiwagen fuhr ebenfalls die Auffahrt hoch. „Orrr nee!“ stöhnte ich leicht verzweifelt auf und verdrehte dazu wohl auch gleichzeitig meine Augen. „Dann fahrt ihr zwei sie eben alleine rein und ich hol mir mal meine Standpauke und sehr wahrscheinlich noch ein saftiges Bußgeld ab...“ „Nein, Michi, warte... ich werde das für uns regeln. Achte du besser mal darauf, dass die Beiden da drinnen klarkommen. Bryan ist inzwischen innerlich so nervös und angespannt, der wird es wohl kaum auf die Reihe kriegen, der Krankenschwester zu sagen, was los ist... Im Übrigen kann ich mich vielleicht auch je nach dem eher um das eventuelle Bußgeld kümmern.“ legte Shane da beruhigend seine Hand auf meinen Rücken und schickte mich den Beiden hinterher. Ich aber wollte dies zuerst jedoch nicht, weil die Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung schließlich auf meine Kappe gingen und ich dafür auch gerade stehen wollte. „Shane, das ist wirklich zu nett von dir. Doch ich bin die jenige, die...“ „Die jetzt schnell da reingehen sollte und sich um einen Kreissaal für Kerry kümmern sollte!“ fiel er mir ins Wort und wendete seinen Blick dabei nicht von der Eingangstür neben mir weg. Als ich seinen Augen folgte, da wusste ich auch, warum ich den Beiden besser sofort hätte folgen sollen... Während Kerry durch ihre zusammengepressten Lippen Luft auspustete und sich ihren Unterbauch hielt, war Bryan dabei zwischen ihr und der in der Zwischenzeit bei ihnen stehenden Krankenschwester hin und her zu zappeln. Ich konnte nicht verstehen was Bryan sagte, aber so wie er sich verhielt ließ es mich darauf schließen, dass er gleichzeitig versuchte Kerry beizustehen und der Schwester alles zu erklären. Die Polizisten waren währenddessen ausgestiegen und auf dem direkten Wege auf uns zu. „Hey, Sie........“ meckerte einer von ihnen schon gleich los und deutete mit dem Zeigefinger am ausgestreckten Arm unmissverständlich auf mich. „Jetzt geh schon!“ gab Shane mir einen Schupser. Und kaum war ich ein paar Schritte gegangen, da versuchte er gleich alles den wütenden Polizisten zu erklären, nachdem sie mir noch ein drohendes „Hey, sofort stehen bleiben!“ hinterher gerufen hatten.

„Liebling, ganz ruhig, gleich wird dir geholfen.......Nein, Sie verstehen mich nicht. Meine Frau bekommt jeden Moment unser zweites Kind und wir brauchen einen Arzt.“ hetzte Bryan zwischen Kerry und der etwas dunkelhäutigen Krankenschwester her, die mittlerweile wieder recht nervös und aufgeregt hinter der Anmeldung verschwunden war, in einem gelben Buch mit dem dafür berühmten, großen blauen L vorne drauf herumblätterte und die dabei mindestens genauso verzweifelt aus der Wäsche guckte, wie Bryan selbst, der hilflos von ihr wieder zu Kerry zurückschaute. „Bor Mensch, was ist denn los? Wieso kümmert sich denn immer noch niemand um Kerry?“ mischte ich mich jetzt ein und wandte mich, als nur ein Schulterzucken von Bryan gefolgt war, dann an die Frau im weißen Kittel, die mir exakt in dem Augenblick in gebrochener Sprache ein „Aushilfe!“ entgegenstammelte. „Bitte? Aushilfe? Sie sind hier doch aber trotzdem die Nachtschwester, oder!?“ wollte ich da natürlich gleich von ihr weiterhin wissen und hoffte, dass sie jetzt wenigstens etwas kapiert hätte. Doch ich wurde enttäuscht...

Bryan war wieder in die Mitte des Hauptganges zu Kerry gegangen und bekam dadurch kaum etwas von meinem leicht verzweifelten Versuch mit, mich mit der offensichtlich erkennbar aus dem Ausland stammenden Aushilfskrankenschwester zu verständigen. „Espania, Espania...mio Espania!“ war das Einzige, das sie ohne Wörterbuch selbstständig von sich geben konnte. Espania? War ja klar, dass so was jetzt auch noch kommen musste! Dank einiger Reisen und einem guten Englischunterricht in der Schule, wusste ich genau, was dieses Wort übersetzt bedeutete.....“Spanien? Sie kommen aus Spanien!?“ fragte ich erneut. Aber nicht um eine Bestätigung von ihr zu kriegen, sondern damit mir die Tatsache besser bewusst wurde. Na, ganz toll: erst eine Nacht ohne Schlaf, dann die Hiobsbotschaft von Alexa, später das Missverständnis um Marks Auftritt, dann die Hetzfahrt zum Krankenhaus mit der anschließenden Polizeiverfolgung und dann waren wir mit Kerry doch noch rechtzeitig angekommen, da musste sie ihr Kind vielleicht doch noch ohne Arzt hier im Flur zur Welt bringen und das bloß, weil die Klinik ausgerechnet in der heutigen Nacht eine Schwester ohne jegliche Kenntnis der englischen Sprache einsetzten musste! Konnte dieser furchtbar chaotische Tag nicht wenigstens jetzt endlich ein Ende nehmen...!? Während die Schwester wieder verzweifelt in ihrem gelben Wörterbuch nach einer Übersetzung suchte, war ich dabei zu Bryan und Kerry zurückzugehen und gleichzeitig mit den Augen nach einem Arzt Ausschau zu halten. „Was ist? Können wir nun endlich in den Kreissaal?“ sah Bryan mich mit einem teils nervösen und teils erwartungsvollen Blick an. Gerade als ich ihm die nicht so gute Nachricht von dem Sprachproblem mit der Schwester erzählen wollte, da bog ein Mann mit ebenfalls weißem Kittel aus einem der Nebengänge raus und ging geradewegs auf eine der Türen am Gang zu. Ob er wohl Kerry helfen könnte? „Äh, Sir?......Sir?......Hey Sie, warten sie doch mal!“ lief ich dem offensichtlichem Arzt gleich nach und winkte, um seine Aufmerksamkeit zu kriegen, zusätzlich mit einem ausgestreckten Arm. Weil er nicht gleich stehen geblieben war, machte ich mir wieder Gedanken, ob auch er eventuell nur Spanisch oder sonst irgendeine fremde Sprache verstand. „Sind Sie Gynäkologe oder haben Sie so schon mal ein Kind zur Welt gebracht oder waren wenigstens bei einer Geburt dabei? Halt, viel wichtiger... Sprechen Sie Englisch?“ „Tut mir leid, ich bin Augenarzt und kann Ihnen wohl somit nur mit Letzterem dienen.“ meinte der Mann im weißen Kittel recht freundlich und sogar ein bisschen bedauernd. „Aber, wenn ich Ihnen vielleicht...“ strich er sich da mitten im Satz durch sein dunkelblondes Haar, das kurz geschnitten war und trotzdem einen leichten Wellengang und jede Menge glänzendes Gel intus hatte, und ergänzte mit einem breiten, irgendwie schmalzigen und doppeldeutigen Lächeln: „...mit einem Sehtest Ihrer schönen Augen dienen könnte oder einem Schlafplatz für die Nacht, dann...“. Weil mir sein Getue und erstrecht sein Angebot mehr als zu wider war, ging ich mit einem sehr kurzen aber dennoch bestimmten „Nein, wirklich nicht!“ an ihm vorbei und suchte weiter nach einem Arzt. „Und diesmal läuft mir hoffentlich auch ein geeigneter Mediziner über den Weg!“ dachte ich noch während des Gehens, als sich direkt schräg neben mir wieder eine Tür öffnete und ein weiß bekittelter Mann heraustrat. „Sprechen Sie Englisch und kennen Sie sich zusätzlich mit Geburten aus?“ überfiel ich ihn gleich, denn hinten am Ende des Gangs hörte ich Kerry wieder laut und qualvoll aufstöhnen. Leider sollte meine Unhöflichkeit und blanke Ungeduld mit eben so einem solchen Benehmen beantwortet werden... „Ich habe jetzt Dienstschluss!“ ging der Kerl ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen wie ein versnobter Gigolo an mir vorbei und zog demonstrativ seinen Kittel dabei schon mal aus. Ja wo gab’s denn bitteschön so was?! Ein Arzt, der lieber in den Feierabend geht und einen Patienten einfach stehen lässt – unglaublich! Nachdem mein erster Zustand der Sprachlosigkeit verflogen war, rief ich ihm wutentbrannt hinterher: „Wenn der Mutter oder dem Kind etwas passieren sollte, dann zeig ich Sie wegen unterlassener Hilfeleistung an. Sie...Sie Bastard von einem Möchtegern-Arzt, Sie!“ kam es drohend und fast wie von ganz alleine aus meiner Mundhöhle. Äh, aber hatte ich diesen Mann grad wirklich als Bastard beschimpft?? Leicht erschrocken über mich selbst blieb mir etwas der Mund offen stehen. Dafür blieb mir aber jedoch nicht lange Zeit... „Miiichiiiii...!“ holte mich Kerrys spitzer Schrei in die Gegenwart zurück und ließ mich automatisch wieder weiter laufen und suchen.

Eine Gangabzweigung später schaute ich direkt auf die beiden breiten, milchglasigen Flügeltüren des Kreissaals und registrierte blitzartig; wenn es in dieser Klinik einen Arzt geben würde, der Kerry helfen könnte, dann konnte der sich bloß in der Nähe dieser Türen aufhalten! Mit einem lauten und kräftigen Ruf nach Bryan machte ich ihn darauf aufmerksam, dass er Kerry hierher mit dem Rollstuhl schieben solle. Ich wartete noch so lange bis die Beiden bei mir ankamen. Dann übernahm ich kommentarlos den Rollstuhl, weil Bryan mir einfach zu durcheinander wirkte und schob Kerry selber die letzten paar erlösenden Meter bis zum Kreissaal. Kurz vor den beiden Flügeltüren wollte ich schon abbremsen, als sich plötzlich eine davon öffnete und ein in weiß gekleidete Frau mit einer Schwesternhaube und ein grün bekittelter Arzt mit einem bloß noch an einem Ohr herunterhängendem Mundschutz in unsere Richtung herauskamen. „So Schwester, wieder mal ein Kind, das wir gesund auf die Welt gebracht hätten...“ „Na, dann können Sie mit dem hier ja dann gleich mal bitte weitermachen!“ forderte ich den Arzt keck auf und schob ihm die inzwischen schon wieder vor Schmerzen aufstöhnende Kerry in die Arme. Danach ging auf einmal alles ganz schnell... Die Schwester hielt die Tür für den Rollstuhl auf, der Arzt verschwand mit Kerry im Kreissaal und nachdem die Hebamme noch schnell wissen wollte, ob Bryan der Vater sei und ob er bei der Geburt dabei sein wolle, verschwanden auch die Beiden hinter den Milchglastüren und ließen mich allein zurück. Aber dann, ich hatte mich gerade mit einem tiefen, erleichterten Ausatmen ein wenig nach vorne gebeugt und mich mit den Händen erst kurz auf meine Knie abgestützt, da hörte ich, wie jemand hektisch und mit schnellen Schritten wieder durch die Tür herauskam. „Danke Michi. Vielen Dank. Ich darf gar nicht dran denken, wie es ohne dich vielleicht sonst ausgegangen wäre!“ umarmte mich Bryan stürmisch und mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die mich beinahe hätte glauben lassen, dass er kurz vorm Weinen war – sei es vor lauter Stress, aus Erleichterung oder bereits schon aus überglücklicher Vorfreude. Doch in Bryans Gesichtszügen war keine Traurigkeit zu sehen und er weinte auch nicht. Ganz im Gegenteil sogar! Im Vergleich zu vorhin hatte er jetzt ein leichtes Lächeln auf den Lippen, war richtig gefasst – und dann auf einmal wieder genauso schnell weg, wie er gekommen war. Verständlicherweise, schließlich konnte ja seine Frau jeden Augenblick den gemeinsamen Sohn zur Welt bringen! „Toi toi toi!“ drückte ich noch die Daumen, als die Tür hinter Bryan schon längst ins Schloss gefallen war.

Um wieder einigermaßen etwas runterzukommen und das ganze Geschehen ein bisschen sacken zu lassen, versuchte ich es mir auf einem der Pastikschalensitze vor dem Kreissaal ein wenig bequem zu machen – unmöglich! Die Rückenlehne hart und unbeweglich, die Sitzfläche nicht gepolstert und die nach oben gebogenen Ränder drückten sich mir durch den nicht gerade dicken Stoff der Anzughose seitlich gegen die Oberschenkel. Normalerweise konnte ich am besten warten, wenn ich stand oder hin und her ging. Aber diesmal ging es ja nicht nur um das reine Warten, sondern auch um das wieder zur Ruhe kommen.

Ich hatte den Kopf trotz der starren Rückenlehne an die Wand gelegt und die Augen geschlossen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen und einzelne Momente schossen mir wieder ins Gedächtnis... Was die anderen jetzt wohl machten? Ob sie im Club vielleicht bereits längst auf einen Anruf von uns warteten? Oder hatten sie sich ein Taxi bestellt und waren schon auf dem Weg hierher?! Kam Shane draußen mit den Polizisten klar? Ob Kerry schon entbunden hatte? Ging es Bryan dann auch gut und er lag nicht ohnmächtig daneben auf dem Boden so wie man es ja schon mal von anderen werdenden Vätern hörte?!...Hoffentlich wollten die Polizisten nicht all zu viel Geld von Shane!? Wieso dauerte das da draußen überhaupt so lange? „Die werden ihn doch nicht mitgenommen haben...!?“ setzte ich mich da ruckartig wieder auf. Die Ungewissheit ließ mir keine Ruhe. Mit schnellen Schritten, die ab und zu durch ein abruptes Laufen beschleunigt wurden, machte ich mich wieder auf den Weg zurück. An der Anmeldung hockte noch immer die spanische Aushilfsschwester und blätterte wissensdurstig in ihrem gelben Wörterbuch herum. „Schaden kann dir das jedenfalls nichts...!“ dachte ich bei ihrem Anblick leicht sauer und ging nach einer kleinen Verzögerung, die durch die automatischen Schiebetüren kam, nach draußen. Meine Klamotten waren vom unfreiwilligen Bad im Pool immer noch feucht und deshalb kam mir der aufkommende Wind wohl plötzlich so unglaublich kalt vor. Doch wegen dem, was ich im darauf folgenden Augenblick zu sehen bekam, vergaß ich die Kälte an meinem Körper... Statt mit den  beiden Polizisten heftig oder überhaupt zu diskutieren, stand Shane lachend, mit wild gestikulierenden Händen und in einer für mich erst schwer zu identifizierenden Sprache redend zwischen den Männern, die daraufhin mit ihm lachten und mich nicht im geringsten bemerkt hatten. Ich wusste nicht, wie ich Shane sonst hätte auf mich aufmerksam machen können, deshalb stellte ich mich ihm einfach direkt gegenüber und schaute in die amüsante kleine Runde. „Ah Michi, da bist du ja wieder... Und, alles gut gegangen? Ist der kleine Schreihals gesund und munter?“ bemerkte Shane mich da auch tatsächlich gleich. „Ähm, ja...äh, das heißt, nein...ja und nein! Was machst du denn hier?“ rang ich verwirrt nach Worten und blickte auf die Hände der drei Männer. Shane und sogar die Herren in Uniform hielten Bier in ihren Händen!! Stieg der Alkohol jetzt auch mir langsam in den Kopf oder tranken die drei hier vorm Krankenhaus tatsächlich Bier aus Dosen?! „Na, wonach sieht das denn für dich aus!? Wir trinken Bier! Soll ich dir vom Kiosk neben dem Parkplatz drüben auch eins holen?“ meinte Shane wie völlig logisch und ich war mir sicher, dass, wenn ich ja gesagt hätte, er mir auch wirklich ein Bier kaufen gegangen wäre. Der blonde Polizist bemerkte währenddessen wieso ich wahrscheinlich so verdutzt war, schaute an sich herunter und sagte anschließend: „Oh, Sie meinen, weil... Wir sind nicht mehr im Dienst. Das vorhin war unser letzter Einsatz!“. Ihr letzter Einsatz? O...damit war dann wohl ich gemeint...! „Ach, äh, wegen der roten Ampeln... Wissen Sie, Kerry, die Frau einer meiner besten Freunde, die...“ „Nur keine Panik Michi, ich hab das mit den Beiden hier geklärt. Na ja, um ehrlich zu sein, nachdem Harvey und ich uns wieder erkannt haben, wir sind nämlich früher in die gleiche Schule gegangen, da hat sich das mit den Knöllchen quasi von selbst erledigt. .....Okay, das es ein Notfall wegen Kerrys Wehen war hat auch irgendwie geholfen!“ fiel Shane mir klärend und anschließend lachend ins Wort und so langsam fing ich an dieses kleine Saufgelage zu begreifen... Die Beiden feierten hier auf dem Parkplatz so was wie ein feuchtes Wiedersehen und begossen es spontan mit einer Dose Bier! „Mann, wo bleiben die denn bloß!? Auf englische Taxis ist echt kein Verlass...“ sah Shane etwas mürrisch auf seine Uhr und daraufhin zur einzigen Auffahrt die zum Krankenhaus hochführte. „Wieso Taxi? Haben sie angerufen und bescheidgesagt?“. Doch bevor ich eine Antwort kriegen konnte bog eines der schwarzen, typisch englischen Taxis, das von weitem glatt einem Rolls Royals hätte ähnlich sehen können, die Straße ein und kam mit hellen Lampen auf uns zu gefahren. „Na endlich! ...Ha, wenn Kerry auf die lahme Karre gewartet hätte, dann wäre der Kleine garantiert noch im Auto zur Welt gekommen!“ „Der Kleine ist da? Und? ...Wie knapp war es? Ist er gesund? Wie groß und wie schwer ist er denn?“ sprang Alexa Shane förmlich aus dem Wagen entgegen und hatte dabei vor lauter Vorfreude richtig groß geöffnete Augen. „Nein, ich glaub so weit sind die dann da drinnen doch noch nicht. ...Na ja, das heißt...äh, so wirklich schlau bin ich aus Michis Erklärung eben auch nicht geworden. ...Michi, welche meiner Fragen hast du vorhin mit Ja beantwortet? ...Michi?“. Dass Shane mit mir redete, bekam ich überhaupt nicht mehr mit. Eigentlich bekam ich gar nicht mehr wirklich mit, was um mich herum passierte, denn genau in diesem Moment stieg Mark mit dem Kopf voraus aus dem Wagen, sah mich und lächelte strahlend bis über beide Ohren. Klar, dass da auch mein eh schon glückliches Lächeln noch größer wurde...! Wir gingen gleichzeitig auf den jeweils anderen zu und als wir direkt voreinander standen, da legten wir die Arme um uns. Mit fragenden und auffordernden Augen schaute er in meine und obwohl er überhaupt nichts sagte und auch keine konkreten Andeutungen machte, musste ich, was Mark wissen wollte... „Gerade noch so rechtzeitig angekommen, glaub ich!“ musste ich leicht lachen, weil ich gleichzeitig an die irre Fahrt zurückdachte. Und das war es auch, das Mark beschäftigt hatte. Mit einem erleichterten „Puh...!“ und einem drauffolgenden Zwinkern sagte er leise und auch irgendwie stolz an mein Ohr: „Ich wusste doch, dass du das schaffen würdest!“ und umarmte mich jetzt richtig. Der letzte Rest Anspannung, der seit der kurzen Pause vor dem Kreissaal noch in mir saß, fiel von mir ab. Es war beinahe so, als hätte mich Marks Umarmung erlöst und ließ meinen Körper durch seinen wissen, dass alles wieder gut sei und ich nicht mehr nervös oder angespannt sein müsste. Hier und jetzt bei Mark fühlte ich mich wieder so wohl, wie in meinem eigenen Zuhause. Ja, ich fühlte mich...wie Zuhause angekommen!

Nicky, Kian, Alexa, Shane und Mark saßen auf den grauen, unbepolsterten Plastikschalenstühlen, die mir vorhin noch in die Oberschenkel geschnitten hatten, während ich im Gang auf und ab ging und bei jedem erneuten Vorbeikommen zu den Kreissaaltüren sah und damit rechnete, dass jeden Augenblick ein glücklicher und strahlender Bryan heraus kam und uns von seinem gesunden Sohn erzählte. „Jetzt setz dich endlich hin. Du machst mich damit echt wahnsinnig!“ fauchte Alexa plötzlich zickig in meine Richtung und entschuldigte sich im nächsten Moment wieder dafür, als sie alle 4 verwundert ansahen. Auch ich war erst überrascht, doch nur kurz. Alexas Nerven mussten blank liegen. Erst die positiven Schwangerschaftstests, dann hatte der Plan Mark und mich zusammenzubringen am Anfang nicht so recht klappen wollen, wie sie es sich vorgestellt hatte, dann klappte er doch und während das passiert war, da bekam Kerry auch noch vier Wochen zu früh ihre Wehen. Ganz zu Schweigen davon, dass sie sich mit Sicherheit schon länger Kopfschmerzen darum machte, wie sie Kian nun wohl den plötzlichen Kindersegen beibringen sollte und wie es sich anfühlen musste, wenn sie erst mal da wäre, wo Kerry jetzt gerade war...! „Hhm, ...ein Kind aus meinem Becken pressen oder meinem Freund, mit dem ich zwar schon länger ein Verhältnis habe aber erst seit kurzer Zeit richtig zusammen bin, sagen, dass ich ein Baby von ihm kriege...?“ spielte ich mir beide Situationen noch mal vor Augen vor und kam zu dem Entschluss, dass ich um nichts auf diesem großen blauen Erdball jetzt mit einer von meinen beiden Freundinnen hätte tauschen wollen!

Minuten vergingen... Viertel nach zwei,...halb drei,...viertel vor vier... Nicky war schon zum zweiten Mal vom Kaffeeholen zurückgekommen, als endlich eine der Milchglastüren aufging und ein rotwangiger Bryan in einem dunkelgrünen OP-Kittel herauskam. „Ja, und.....!?“ machten wir alle große Augen und die fünf sprangen dabei von ihren Sitzen auf, wobei Kian, Shane und Mark das sogar mit ihren vollen Kaffeebechern getan hatten und Shane sich den Finger verbrannte. „Alles in Ordnung, Kerry und Lilly Sue geht es Hervorragend!“ antwortete er strahlend und mit Stolz geschwellter Brust. „Äh, Lilly Sue...? Das ist aber ein ziemlich ungewöhnlicher Name für einen Jungen!“ kam es da tatsächlich ernsthaft von Shane, der sich immer noch auf seinen verbrühten Zeigefinger pustete. „Ne, is klar Shane... Er meint natürlich Kerry und die Hebamme!“ stieß Nicky ihm sarkastisch in die Seite und als Shane ihn darauf skeptisch von unten anschaute, schüttelte dieser genervt den Kopf und stöhnte: „Kaum ein paar Bier intus und der Kerl checkt gar nix mehr...“. Als Shane danach Nicky einen bösen Blick zuwarf hatte ich von dem Blödsinn genug und drehte mich wieder zu Bryan. Der stand immer noch glücklich strahlend da und zeigte keinerlei Interesse am kleinen aufkommenden Gezanke. „Na, du zweifacher Daddy?! Endlich wäre das geschafft, was!?“ grinste ich ihn erst keck an und ging lieb lächelnd immer näher auf ihn zu. Bryan nickte kaum merkbar und schloss für einen Moment die Augen. „Es war... Michi, es war wie... wie ein Wunder! Ein Wunder, bei dem ich schon zum zweiten Mal dabei sein durfte. Und Kerry, sie...sie ist einfach klasse! Und die Kleine, du...du solltest die Kleine sehen... Blond, wie ihre Mum und diese großen Augen... Michi, sie...sie ist einfach wunderschön!“ begann er zu schwärmen und konnte vor lauter Glück und Begeisterung kaum Worte finden. Er hatte ein Glänzen in den Augen, das mich ansteckte und mich förmlich mit ihm um die Wette strahlen ließ. „Und die Kleine ist wirklich gesund? Auch trotz dieser vier Wochen, die sie zu früh da ist!?“ wollte ich noch ganz sichergehen. Bryan nickte. „Na, dann... Herzlichen Glückwunsch!“ fiel ich ihm herzlich um den Hals und nachdem er mich einmal mit Schwung hochgehoben hatte hüpften wir sogar noch ein paar Mal lachend zusammen auf und ab. „Manchmal seid ihr Zwei selbst für eure Verhältnisse zu durchgedreht...!“ hörten wir auf einmal Marks heitere Stimme hinter uns auflachen. „Tja, und wenn das mit euch was Ernstes wird, dann wirst du das hier bestimmt noch viel öfter zu sehen kriegen!“ „Ja, oder noch Verrückteres...!“ nahmen Bryan und ich ihn gleichzeitig auf den Arm aber taten erst vollkommen ernst. Ernst?? Hatte Bryan Mark gegenüber gerade was von wegen „...wenn das mit euch was Ernstes wird...“ erwähnt? Ja und, was jetzt!? Wollte Mark denn gar nichts dazu sagen? Wollte er nicht wenigstens etwas in diese Richtung andeuten oder mir zumindest noch zuflüstern, dass auch er in mich verliebt war? Dass die anderen darüber Bescheid wussten hätte mir ja eigentlich schon Beweis genug sein müssen – erst recht nach den Küssen – aber dem komischen Gefühl in meinem Bauch war das noch lang nicht Klarheit genug. Doch was sollte ich dagegen tun? Mark hier und jetzt nach seinen Gefühlen für mich fragen? Nein, das wäre der absolut falsche Zeitpunkt gewesen. Jetzt, wo so viel Trubel um uns herum herrschte und doch Kerry und die kleine Lilly Sue die Hauptrollen spielen sollten! Nachher würde sich bestimmt auch noch ein ruhiger Moment dafür finden...

Die anderen gratulierten und umarmten Bryan natürlich auch. Besonders bei den Jungs untereinander fielen die Umarmungen ziemlich stürmisch aus! Und dann folgten die uns wahrscheinlich allen schon längst auf den Lippen brennenden Fragen: „Wieso ist der Kleine denn plötzlich eine SIE?“ und „Wann kriegen wir die Kleine endlich mal zu Gesicht?“. Ist ja wohl unnötig zu sagen, dass diese Fragen dank seines üppigen Alkoholgenusses gleich wie aus der Pistole geschossen von Shane kamen?! „Mann, Shane, jetzt mach doch keine Hektik, du kriegst die kleine Süße noch früh genug zu sehen!“ lachte Bryan aufgrund Shanes lustig fordernden Gesichtsausdruckes, legte seinen Arm kumpelhaft um seine Schultern und fügte noch vergnügt hinzu: „Und warum ER plötzlich eine SIE ist, das liegt daran, dass sie auch schon vorher eine sie war und der Arzt auf dem Ultraschalbild wohl einem ihren Daumen mit.. na du weißt schon was, verwechselt hat.“, worauf nicht nur die Beiden schmunzelten sondern auch wir anderen deswegen leicht lachen mussten. „Super, wenn der Arzt sich bei so was öfter verguckt, dann bekommen die hier im Kreissaal wohl öfters solche kleinen “Überraschungen“ mit.....!“. Diesen Spruch konnte ich mir einfach nicht verkneifen. „Ja, das kann ich mir gut vorstellen... Okay, dann guck ich mal nach meinen beiden Frauen, vielleicht könnt ihr Lilly ja nachher auf der Kinderstation sehen?!“ meinte Bryan noch bevor er dann erneut durch die Milchglastüren im Kreissaal verschwand. Einige Minuten später war es dann auch so weit... Wir waren alle 6 zur Kinderstation gegangen und standen vor einer großen Scheibe, die wegen eines Vorhangs nicht zu durchsehen war, und warteten bis die Schwester das Baby gewaschen und warm eingepackt hatte. Dann, der cremfarbene dünne Vorhang teilte sich und ging langsam nach rechts und links auf, konnten wir in das Bunttapezierte und mit vielen Bettchen voll gestellte Zimmer sehen. In den meisten der kleinen Bettchen lagen keine Babys und in denen, in dem eins lag rührte sich nicht viel, weil es mitten in der Nacht war und alle Babys das taten, was um diese Uhrzeit nur all zu verständlich war – schlafen! Die Schwester, die den Vorhang für uns geöffnet hatte, hielt zu unserer Enttäuschung leider kein in rosa eingepacktes Bündel im Arm und auch sonst waren die Deckchen der Betten hauptsächlich hellblau. „Wo ist denn Lilly Sue? Seht ihr irgendwo eine rosa Decke oder an einem der Bettchen ein Namenschild?“ reckte sich Alexa suchend ihren Hals nach der Kleinen aus und stellte sich für die hinteren Bettreihen extra auf die Zehenspitzen. Obwohl ich ein paar Zentimeter größer als Alexa war, kriege aber auch ich kein Namenschildchen oder einen blonden Haarschopf zu Gesicht. „Die Stationsschwester wird sicherlich gleich mit ihr im Arm da rauskommen. Bestimmt zappelt die Kleine beim Waschen schon genauso wild rum wie ihr Daddy... Das würde das lange dauern zumindest erklären! Und wirklich wundern würde es mich jedenfalls auch nicht!“. Doch damit sollte Nicky nicht Recht behalten – zumindest nicht sofort... Statt der bereits schon grauhaarigen Stationsschwester kam der uns nur zu gut bekannte Vater mit einem rosa Bündel durch die Tür in das Zimmer und stellte sich, nachdem er nur einmal von seiner Kleinen zu uns hochgesehen hatte, direkt nah hinter die große Scheibe. „Das ist Lilly Sue.“ konnte ich noch von Bryans Lippen ablesen, als er die rosa Decke ein wenig zur Seite rückte und ein kleines blondes Köpfchen hervorschaute. „Oh!“ und „Wie süüüüüß!“ stöhnte Alexa gleich neben mir auf ohne dass ich die Kleine überhaupt gesehen hatte. „Guck doch, guck doch mal... Die kleine Nase und die blonden Härchen... Ist die Kleine niedlich!“ stieß sie mich dann sogar zweimal hintereinander mit ihrem spitzen Ellenbogen an und mein Blick ging von Bryan runter zu Lilly. Ihre großen Augen waren offen und schienen so als würden sie suchend durch das Zimmer und dann durch die Scheibe zu uns sehen. Danach folgte ein kurzes Gähnen, bei dem sie ihr kleines Gesichtchen richtig knautschig zog und ihr anschließend die Äugelein langsam zugingen. Sie war wirklich zu niedlich – erst recht jetzt, wo sie wie ein Engelein schlief! „Wie kriegt der Kerl das nur immer hin, dass die Mädels mehr ihm ähneln als Kerry? ...Gibt’s da etwa irgendeinen Trick?“ ging Shanes fragender Blick von der Scheibe zu uns, dann noch mal zu Lilly und dann erneut zu uns. „Da musst du mich nicht fragen, ich hab von Genetik auch keine Ahnung!“ lachte Mark und Kian, der sich auch angesprochen fühle, zuckte bloß mit den Schultern und sah sich danach noch ein bisschen an dem schlafenden Engelchen satt. Ich hatte mich aus der Diskussion mit Absicht herausgehalten, weil ich nicht wirklich fand, dass Lilly Sue ihrem Daddy sehr ähnelte. Klar, sie sah im ähnlich aber doch bei Weitem nicht so stark wie ihre ältere Schwester Molly. Molly war Bryan komplett wie aus dem Gesicht geschnitten, wo hingegen Lilly, zumindest ja meiner Meinung nach, eher eine gute Mischung aus ihren beiden Elternteilen war. „Hhm...“ brummte Shane enttäuscht über die unnützen Kommentare die er auf seine Fragen bekommen hatte und kratzte sich grübelnd an seinem Kinn. „Ich glaube, ich hab’s... Wir brauchen eine Testreihe! Jetzt, wo jeder von uns die passende Partnerin hat, wär’s doch eigentlich ja kein Problem, oder!? Und so nach neun Monaten könnten wir dann vielleicht wissen, ob Mädchen nun wirklich nach dem Vater und Jungen nach der Mutter kommen. Was haltet ihr...“ „Ähm, Shane...“ trat Nicky einen Schritt näher an ihn heran und brachte diesen etwas aus seinem Vortrag, als er den Arm über Shanes Schulter legte und ihm leiser sprechend einen Rat gab... „In Anbetracht dessen, dass ein paar von uns hier für eine Kinderplanung noch zu frisch verliebt sind und du schon reichlich Becher voll Guinness zu viel runtergeschüttet hast, würde ich dir als guter Kumpel empfehlen... die Klappe für heute Nacht zu halten!“ sprach er gegen Ende des Satzes wie kleine Jungs unter sich mit Shane und machte Bewegungen, die so aussehen sollten, als würde er sich mit etwas den Mund abschließen und es dann über seine Schulter hinfort wegschmeißen. Ein leichtes Klopfen unterbrach mein Schmunzeln über die beiden Jungs und ließ mich automatisch zur Scheibe zurücksehen. „Ich leg sie jetzt mal hin... Danach komm ich raus.“ las ich wieder von Bryans Lippen ab und nickte ihm anschließend zu um ihm zu zeigen, dass ich es verstanden hatte. „Wieso bringt er das kleine süße Bündelchen denn jetzt weg? Können wir sie uns nicht noch ein paar Minuten ansehen? Ich kann mich gar nicht an der Kleinen satt sehen! Dieses niedliche Stupsnäschen und die kleinen Fingerchen... zu knuddelig!“ fing Alexa wieder an zu schwärmen und ihre Stimme bekam dabei so einen seltsamen, melancholischen und irgendwie auch quengelnden Unterton. Ich war verwirrt. So hatte ich Alexa bis zu diesem Zeitpunkt noch niemals erlebt! Lag das etwa an ihrer Schwangerschaft? Wieso konnten Hormone eine Frau nur so dermaßen stark verändern?! Und was würde dann als nächstes kommen...? Würde sie aus übertriebener Trauer, weil Lilly jetzt hinten in einem der Bettchen lag, vor versammelter Mannschaft losheulen!? „Nee, oder? Das dann doc bitte nicht!“ flehte ich sie in Gedanken an als ich sie weiter beobachtete. Und da fiel mir etwas auf... Nicht bloß ich beobachtete und sah Alexa verwundert an. Auch Nicky und Shane, die bis dahin noch mit sich und ihrer verrückten Diskussion beschäftigt waren, musterten sie jetzt und warfen sich irritierte Blicke zu. Was nun? Wenn sie länger über ihr seltsames Verhalten nachdenken würden, fiel bei ihnen mit Sicherheit bald der Groschen...! „Ähm, ...wieso habt ihr eigentlich nicht gleich einen Krankenwagen für Kerry angerufen, der wäre doch bestimmt besser und schneller mit ihr durch die Straßen gekommen?! Äh, und was ist überhaupt aus Daniel geworden? Ihr wisst schon, der der erst später aufgetaucht ist!“ versuchte ich mit meinen Fragen die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und die Blicke von Alexa abzuwenden... Es klappte. Ein Glück! Hier und jetzt wäre wahrscheinlich nicht der beste Augenblick gewesen Kian von seiner bevorstehenden Vaterschaft zu erzählen. „Obwohl...“ ging es mir dann blitzartig durch den Kopf „...er sieht die Babys eigentlich recht freundlich und richtig lieb an... Vielleicht wäre es ja jetzt doch der richtige Moment ihm alles zu sagen?! Könnte man ihn in einer besseren und perfekteren Stimmung antreffen, die eine Babybejahende Antwort geradezu aus ihm herauskitzeln würde?!“. Doch um das folgende Gespräch noch einmal in seine alte Richtung zu lenken war es bereits zu spät... „Du redest von diesem Zappelphilipp, der an Kerrys verfrühten Wehen erst Schuld war, richtig!?“ stichelte Nicky miesepetrig mit verschränkten Armen und schaute mich mit einer hochgezogenen Augenbraue von der Seite an. Wieso sah er mich denn jetzt so an, ich konnte doch nichts dafür, dass die Dinge unter solchen Umständen so passiert waren?! Oder hatte ich seit kurzem etwa Fähigkeiten, die mich hätten hellsehen und in die Zukunft blicken lassen? Ttz,...ja wohl kaum...! Außerdem konnte ich diese Verdächtigungen auch nicht auf Daniel sitzen lassen! „Wieso bist du dir denn da so sicher, dass es Daniels Schuld war, hm? Er hat doch bloß ein bisschen Blödsinn mit Kerry gemacht und sie damit zum Lachen gebracht. Wenn Bryan, oder sonst einer von euch anderen einen Witz gemacht hätte, über den sie hätte lachen müssen und es wäre passiert, wäre der- oder diejenige dann auch daran Schuld gewesen!?“. Ich merkte, wie ich mich plötzlich immer mehr und mehr in Rage redete und versuchte wieder runterzukommen. „Michi, ich...äh, also ich meinte es...“ „Ist er denn dann noch bei euch geblieben, oder wartet er immer noch auf der Geburtstagsparty von Tus,...äh, Cathy!?“ fragte ich einfach weiter, während Nicky mitten im Satz noch nach den richtigen Worten suchte. „Ach ja, ich soll dir von ihm ausrichten, dass er es sehr schade fand dass ihr euch nur so kurz gesehen habt und er will entweder dich oder du möchtest ihn morgen dann mal anrufen. Ich glaub, er fand das Ende des heutigen Abends doch etwas hektisch und verwirrend...“ erinnerte sich Alexa mit einem leichten Grinsen zurück und ich lachte daraufhin bloß zustimmend auf: „Ha, nicht nur er!“. „Ähm, also ist Daniel wieder nach Hause gefahren, ne!?“ fragte ich sie nach ein paar Sekunden des Schweigens noch mal zur Sicherheit und sie nickte. „Gut, dann brauche ich mir wenigstens keine Gedanken mehr darum zu machen, ihn zu lange allein zu lassen und wie ich überhaupt wieder zur Party zurückkomme!“.

Re: Puzzle of my heart

Und? Zieht sich doch ziemlich in die Länge, oder!?

Es dauerte nicht lange, da stand Bryan wieder bei uns draußen auf dem Flur. Er sah richtig erschöpft aus aber auch total glücklich... Kein Wunder! Uns alle interessierte natürlich auch, wie es Kerry denn nach der ganzen Anstrengung ging und ob wir vielleicht noch kurz zu ihr ins Zimmer könnten. Aber Bryan schüttelte bloß verneinend seinen Kopf, sagte, dass es ihr zwar gut ginge, sie aber inzwischen schon fest schlafen würde und jetzt auch Ruhe bräuchte. Während wir Fünf dieses natürlich gleich verstanden und respektierten, war Alexa mehr als nur enttäuscht und etwas traurig, was außer mir ihr aber niemand anmerkte. Bestimmt hatte sie Kerry in einer ruhigen Minute unter sich nach genauen Details der Geburt und nach der Stärke der Schmerzen und der einzelnen Wehen fragen wollen. Ich wusste nicht direkt wieso, aber seit der Autofahrt oder genauer; seit Alexa die noch schwangere Kerry wieder getroffen hatte, hatte ich das Gefühl, als würden sich Alexas Gedanken nur noch um ihr Baby drehen! Ob sie sich jetzt vielleicht wohl dafür entschieden hatte es zu bekommen und wollte von Kerry jetzt noch mehr Einzelheiten, die ihre Entscheidung bestätigen würden? Oder herrschte in ihrem Kopf weiter ein großes Durcheinander und sie wollte mehr Informationen sammeln? Doch egal für was sie schlussendlich ihre Entscheidung treffen sollte, hatte Kian nicht auch ein Recht darauf von dem Kind zu erfahren und mit ihr zu entscheiden, ob er es haben wollte oder nicht!? Schließlich war es ja doch zur Hälfte auch Kians Kind. Es war zwar einzig und alleine Alexas Angelegenheit, aber ich machte mir doch Gedanken darüber, ob das was sie tat bzw. nicht tat das wirklich richtige wäre... „Was meint ihr, fahren wir noch mal zurück zur Party und stoßen mit einem letzten Bier darauf an, dass das hier alles noch gut ausgegangen ist?!“ klatschte Bryan zufrieden und voller Vorfreude reibend in die Hände und blickte mit großen erwartungsvollen Augen in die Runde. Langsam merkte ich wie die Müdigkeit von heute und der letzten schlaflosen Nacht in mir aufkam. Im Gegensatz wohl zu allen anderen, denn die hatten überhaupt nichts gegen Bryans Vorschlag und stimmten ihm mit breit lächelnden Gesichtern zu mit zur Party zurückzukommen. Dann folgte eine Bitte, die ich ehrlich gesagt schon befürchtet hatte... Mit einem regelrechten Hundeblick und einem zuckersüßen Schmunzeln auf den Lippen stellte Bryan sich direkt vor mir auf, umfasste mit seinen beiden Hände meine und nachdem er mich zuerst nur so ganz ruhig bittend angesehen hatte, kniff er die Augen zusammen, warf seinen Kopf ein bissen in den Nacken und fing an aus Spaß wie ein kleiner quengliger Junge künstlich herumzuheulen... „Biiitteee!! Ich hab Duuuurst!!! Fahr uns doch hin, biiiiiiitteeeee!!! Bitte, bitte, bitte,...“. Er bettelte und quengelte so gekonnt, dass ich es nicht besonders lange ertragen konnte. „Bor, schon gut, schon gut...Ich fahr euch ja, aber bitte...hör mit dem nervigen Gequake auf, das ist ja ohrenbetäubend!!“ meinte ich einerseits in einem echt genervten Ton und andererseits auch mit einem herzlichen Auflachen. Er schaffte es doch immer wieder mich zu überreden...

So eng zusammengequetscht, wie es nur ging, saßen Shane, Nicky, Mark, Kian und Alexa im hinteren Teil des Wagens, während Bryan auf dem Beifahrersitz und ich auf dem Fahrersitz genügend Platz für uns hatte. „Ey Shane, mach dich mal nicht so schwer, ja!? Ich hab das Gefühl, mein rechtes Bein ist vom Knie aufwärts an schon völlig taub!“. „Ach ja!? Und weißt du was, ich hab das Gefühl, als würde ich auf einer harten Stuhllehne sitzen, so knüppelhart ist dein olles Fußballerbein!“ motzten sich die 2 gegenseitig an und amüsierten damit alle anderen um sie herum. „Du Kian, ich bin dir doch aber nicht zu schwer, oder!? Ich meine, ich könnte auch versuchen mich am Vordersitz festzuhalten und mich so mehr...“ fing Alexa da an ziemlich nervös zu werden. Doch Kian reagierte fast so, als würde sie einen Scherz machen, meinte: „Ach Quatsch, du bist so leicht wie eine Feder... Komm her!“, zog sie dann näher an sich ran und küsste sie. Mit einem breiten Schmunzeln hatte ich alles durch den Rückspiegel beobachtet und konzentrierte mich danach bloß noch auf die Straße. Na ja, bis auf die paar Male, die ich wieder hineinsah und Blickkontakt mit Mark hatte – die konnte ich mir dann doch nicht verbieten!

Eine Viertelstunde später waren wir gut angekommen, hatten sogar noch einen freien Parkplatz direkt vor dem Club ergattern können und gingen geschlossen wieder hinein. Ich war zwar müde und meine Klamotten klebten und rochen nach Chlorwasser, doch um mit meinem besten Freund Bryan auf seine kleine Tochter anzustoßen würde ich es noch ein wenig ohne duschen und frische Sachen aushalten. Es dauerte nicht lange und schon hatten wir nicht nur alle ein Bier vor unserer Nase, sondern auch die gute alte Dumpfbacke Tussi wieder bei uns stehen... „Auch, wenn das mit dem Zeitungsartikel geklärt ist,...ich kann die blöde Pute trotzdem einfach nicht ausstehen!! Ich weiß, es könnte schädlich sein für das...na,...du weißt schon... Aber bitte, gönn mir auf den heutigen Tag auch eineinziges Bierchen, ja!? Ich brauch jetzt einfach einen guten Schluck Alkohol!“ flehte mich Alexa regelrecht an, nachdem die Jungs Tussi einen kurzen Bericht über die letzten Geschehnisse gaben. Für einen Augenblick schaute ich sie streng an. Doch weil ich ihren momentanen Gefühlswirrwarr nur all zu gut verstehen konnte, zwinkerte ich ihr aufmuntern zu und sagte ihr, dass sie es aber ehrlich bei dem einen Drink belassen sollte. Und kaum das Alexa sich zum Bestellen herumgedreht hatte, da hörte ich bekannte Stimme an mein Ohr energisch flüstern: „Du erlaubst ihr in diesem Zustand ein Bier?“. Erschrocken wandte ich mich mit dem Kopf zurück. „Woher...?“ „Ja, jetzt keine Panik, ich sag schon keinem was! Aber in ihrem Zustand sollte sie wirklich bloß bei dem einen Bier bleiben.“ wurde er dann wieder ruhiger und machte einen richtig fürsorglichen Eindruck. „Bryan, sag mal, was glaubst du hab ich ihr wohl da gerade eben geraten, hm?! ...Los, mach schon und kipp dich zu?“ sah ich ironisch mit einer hochgezogenen Braue zu ihm hoch und drehte mich Arme verschränkend komplett zu ihm um. Er grinste kurz: „Na gut, hätte ich ja eigentlich auch nicht anders von dir erwartet...“ und wir unterbrachen unsere kleine Diskussion mit einem feierlichen Anstoßen. „Im wievielten Monat ist sie denn?“. Die Frage brachte mich allerdings auch etwas ins Grübeln... Wie weit war Alexa? Etwas Genaues in dieser Richtung hatte sie nie gesagt und gefragt hatte ich sie danach auch nicht... Nach etwas Denkarbeit und zeitlichen Überlegungen antwortete ich Bryan schließlich: „So richtig weiß ich es auch nicht. Aber vermuten würde ich, dass sie im zweiten Monat ist, oder höchsten schon Anfang des Dritten.“ „Wieso vermuten? Wie lange weißt du denn erst davon?“. Jetzt verwirrt mich unsere Unterhaltung ein wenig. Wusste er darüber etwa schon länger bescheid? Quatsch, woher sollte er!? Alexa wusste es schließlich selber erst seit gestern und sicher war sie sich deshalb auch erst seit heute! Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass Bryan irgendwie mehr wusste... „Wie, „erst“? Sie weiß es doch selbst erst seit dem fünften Test vor ein paar Stunden! Wusstest du etwa bereits früher davon?“. Meine Augen waren während meiner letzten Frage immer größer geworden als ich bemerkte, wie Bryan ein mehr und mehr breiteres Schmunzeln bekam. Anschließend fing er sogar ein bisschen an zu lachen! „Anscheinend hab ich es sogar noch früher als Alexalein bemerkt... Ha, muss wahrscheinlich daran liegen, dass ich bereits zweimal die Vorsymptome einer Schwangerschaft aus nächster Nähe mitbekommen habe!“. „Dann hättest du uns ja wenigstens mal vorwarnen können, Dr. McFadden! Glaub mir, ich habe bestimmt nicht gerade intelligent aus der Wäsche geguckt, als sie mir in ihrem Hotelzimmer von dem Testergebnis erzählt hat!“ konterte ich ein wenig schnippisch und trank einen großen kräftigen Schluck von meinem Bier. Weil Bryan aber immer noch vor sich hin grinste, fühlte ich mich von ihm ziemlich veräppelt. „Und du lachst dir hier genüsslich eins ins Fäustchen...schöner Freund! Hast du dich auch so amüsiert, als Alexandra dir von dem Artikel über Mark und Cathy erzählt hat?“ „Hey, jetzt bleib mal ganz ruhig... Okay, ich find es schon irgendwie lustig, dass ich als Mann eher mitbekommen habe, dass Alexa Schwanger ist. Doch über dich und dein Verhalten wegen des bescheuerten Zeitungsartikels habe ich mich nie lustig gemacht! Klar?“. In dem Punkto blieb sogar er stur und ließ dieses Thema nicht eher wieder fallen, bis ich ihm glaubte und er mich versöhnlich gestimmt hatte. „Wie läuft es jetzt eigentlich so zwischen dir und Mark? Konntest du vor der Fahrt noch mit ihm reden?“ wollte Bryan nach ein paar Momenten der Ruhe wissen. „Gut.“ „Aha. Und geht es vielleicht auch noch etwas genauer?“ meinte er trocken schmunzelnd, weil meine Antwort nicht gerade ausführlich ausgefallen war. Mit den Gedanken war ich in diesen Augenblicken nämlich ganz wo anders gewesen und hatte Bryan deswegen bloß sporadisch zugehört. Meine Augen hafteten an Marks Hinterkopf, der sich offensichtlich zwischen den anderen mit Tussi unterhielt. „Hey, zwischen den Beiden da läuft sicher nichts. Glaube mir, er kann Tussi eben so wenig leiden, wie du!“ drang es da wieder vertraut an mein Ohr und nachdem ich Bryans Worte begriffen hatte, fiel mir etwas Seltsames auf... „Tussi? Woher weißt du von dem Spitznamen?“ „Na, von dir! Dachtest du vielleicht, dass Alexandra die Einzige war, die deine kleinen fiesen Sticheleien Cathy gegenüber mitbekommen hat? Meine Deutschkenntnisse sind sprachlich gesehen bestimmt nicht gerade die Allerbesten, aber verstehen kann ich dich immer noch ziemlich gut!“. Wir lachten beide los. Warum Bryan es tat wusste ich nicht aber ich tat es, weil ich an einzelne Situationen zurückdenken musste, in denen ich mich auf Deutsch über Tussi lustig gemacht hatte und Bryan direkt neben mir gestanden hatte. „Es ist seltsam sie miteinander reden zu sehen ohne deshalb unruhig oder sauer auf Tussi zu werden. Ist inzwischen wohl einfach Gewohnheit geworden!? Und ihren Spitznamen werde ich mir jetzt auch wahrscheinlich abgewöhnen müssen, hm!?“ wollte ich ernsthaft und ruhig von ihm wissen. Doch anstatt mir eine ernst gemeinte Antwort zu geben, klopfte er mir grinsend vorgetäuscht gegen die Stirn und meinte schielend und Grimassen schneidend: „Haallooho? Jemand zu Hause? Natürlich sollst du sie weiter so nennen! Das MUSST du sogar, denn schließlich IST sie im wahrsten Sinne des Wortes einfach eine komplette TUSSI!!! ...Die achtet echt nur auf Äußerlichkeiten und Klamotten. Ich möchte lieber nicht wissen, wie viele Schränke voll mit Klamotten und wie viele dutzend Paar Schuhe die ihr Eigen nett! Mit Sicherheit ist ihre ganze Wohnung damit zugestellt...“. Was doch für ein Glück, dass ich in diesem Augenblick nix im Mund hatte, das mir hätte herausspritzen können, denn jeder, der gerade vor mir gestanden hätte, wäre bestimmt nass geworden; so musste ich vor lachen losprusten... „Sag mal, so ’nen ganz leichten Touch zur Übertreibung und zum Schwulsein hast du tief in deinem Innern schon irgendwie, oder!?“ „Also nein, wie im Namen von Boy George und George Michael kommst du denn bloß auf so etwas!?“ fing er an empört zu gucken und brüskiert seine flache Hand auf seine Brust zu legen. Und mit einem Mal war mir schlagartig klar, was Bryan als nächstes veranstalten würde... „Also gut, sei ehrlich, was war es, das mich verraten hat!? Mein Make-up, meine seidenen Strumpfhosen oder etwa mein pinkes Handtäschchen? Mei’, wenn es mein süßes Handtäschchen ist, dann... Nein, ohne es kann ich auf gar keinen Fall leben! Da sind doch mein Lippenstift, meine Puderquaste, Wimperntusche...“ Und während Bryan weiter herumalberte, malte ich mir aus, wie viel Geld ich wohl hätte gewinnen können, wenn ich mich vorher auf eine Wette eingelassen hätte.

Wir Zwei waren nach weiteren kleinen, nicht ernst gemeinten Albereien wieder zurück zu den anderen an die Bar gegangen, als ich plötzlich beobachtete, wie Tussi über Marks Unterarm streichelte und ihn mit einem Augenaufschlag anschmachtete, dass ich auf der Stelle vor Ekel hätte würgen können. Was zum Teufel ging da bloß vor sich? Unbemerkt von den anderen, die mit Gesprächen über die Geburt unter sich beschäftigt waren, ging ich langsam und fast schon schleichend ein paar Schritte näher an die beiden heran... „Tja, mein Lieber, das musste einfach sein...! Heute Abend hattest du wohl nicht mehr mit einer Revanche rechnet, hm!? Ja, manchmal kann ich auch echt gerissen sein...! Aber in gewissen Situationen...da könnte ich auch ganz lieb sein...oder böse, wenn darauf stehen solltest...!“. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck bei dem ganzen Theater nicht sehen, weil Marks Hinterkopf einige Male dabei im Weg war. Doch dank ihres widerlichen, säuselnden Tonfalles wollte ich ihre dämlich Hackfresse auch gar nicht dabei beobachten können! Und ich hatte allen Ernstes mit dem Gedanken gespielt, sie ab jetzt tatsächlich „Cathy“ zu nennen – da musste mir wohl die schnelle Autofahrt aufs Gehirn geschlagen haben...! Ohne auf irgendeine Aussage oder Reaktion von Mark zu warten ging ich wieder die paar kleinen Schritte zurück zu den anderen, behauptete, dass ich wegen der verqualmten Luft im Raum für wenige Momente nach draußen müsste und verschwand mit diesmal blitzschnellen Schritten vor die Tür. Draußen regnete es inzwischen wenigstens nicht mehr, aber wegen der immer noch leicht feuchten Kleidung, die mir schwer am Körper klebte, wurde mir nach nur wenigen Minuten fröstelnd kalt. Um etwas Wärme zu behalten zog ich meine Arme noch näher an meinen Oberkörper heran, pustete meinen warmen Atem in die Handflächen und rieb sie anschließend aneinander. „Was für ein Mistwetter heute...“ motzte ich laut sagend vor mich hin und zog meinen Jackekragen noch ein bisschen höher um Hals und Kinn vor dem aufkommenden Wind zu schützen. Ich wollte ja schließlich bloß einen klaren Kopf und keine Grippe oder Schlimmeres kriegen...

Den Burgersteig vorm Club war ich bereits zwei- oder dreimal auf und ab gegangen, als mir die Bank auf der anderen Straßenseite wieder einfiel. Weil kein einziges Auto in diesem Moment vorbeifuhr und auch ein Stück weiter weg keins zu hören oder zu sehen war, ging ich ohne mich noch ein weiters Mal umzusehen rüber. Durch das Licht der Clubleuchten und des in Neonröhren geschriebenen Namens konnte ich recht gut sehen wohin und worüber ich in Richtung Bank ging. Kurzes kahles Gras und hin und wieder mal ein Kaugummipapier oder eine leere Zigarettenschachtel war das, worauf ich teilweise trat. In diesem Punkt waren die Engländer den Deutschen wirklich sehr ähnlich – ein großer auffälliger Mülleimer in direkter Näher, doch weil es ja viel bequemer ist seinen Müll da fallen zu lassen, wo man gerade steht, schmeißt man ihn eben genau dort hin... Wie faul konnte der Mensch doch nur sein?! Kaum saß ich auf der Bank, da hörte ich auf über Müll und faule Menschen nachzudenken. Ich dachte über mich nach und was das Gespräch mit Tussi an der Bar jetzt wohl an der Situation zwischen Mark und mir ändern könnte. Dem Getue nach zu urteilen und von ihrer Redeweise her hatte sie jetzt wohl doch ein ziemliches Interesse an ihm. Und er? Genau in dem Moment, wo ich auf dem besten Wege dabei war mir den größten Unsinn überhaupt auszumalen, da legten sich vorsichtig zwei molligwarme Hände von hinten über meine Augen und hielte sie für ein paar Sekunden lang ruhig verdeckt. Meine Neugier stieg mehr und mehr. Obwohl ich irgendwie ahnte, mehr aber doch hoffte, wer es sein könnte, tastete ich langsam nach den Fingern. „Na, kommst du drauf?“ lachte die amüsierte Stimme nach ein paar Berührungen fast schon. „John!?...Nee, Peter!....Paul?....Ach quatsch, Jason, richtig!?“. Ich dachte mir immer mehr fremde Namen von irgendwelchen Typen aus. Bis die Hände vor meinen Augen auf einmal wieder verschwanden und der dunkle Schatten hinter mir sich neben mich auf den freien Platz setzte und leicht stichelte: „Wirklich witzig...!“. „Na? Wieso bist du hier rausgekommen und warum hast du mir nicht bescheid gesagt? Ich hätte mich über ein paar Minuten mit dir alleine gefreut. Außerdem ist es da drinnen auch ziemlich stickig und warm geworden!“. Ich bemühte mich wirklich sehr Mark wach und mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören. Doch gegen Ende seines Satzes hatte ich alle Mühe damit die Augen aufzuhalten. Ich war müde, ich war erledigt, ich war völlig platt. Während Mark mich noch mit einem fragenden Blick beobachtete, sank ich mit halboffenen Lidern auf seine Schulter und versuchte mich an seine Frage konkret zu erinnern... „Mir war es da drinnen auch zu warm. Außerdem wollte ich dein Gespräch mit der Gastgeberin nicht stören...!“. Noch über das Sprechen waren meine Augenlider endgültig zugefallen und ich beschloss mich an Marks Schulter nur ein wenig auszuruhen um etwas Kraft zu tanken und auf keinen, aber auch gar keinen Fall einzuschlafen! Ich wollte bloß ein bisschen dösen... Vorsichtig und ganz langsam legte Mark seinen Arm um meine Schulter und lehnte sich mit mir zusammen nach hinten gegen die Bankrückenstütze. „O, du kannst mir glauben, ich hätte mich gefreut, wenn du dieses Gespräch gestört hättest...! Wirklich, das musste am heutigen Tage nun echt nicht mehr sein... Aber dank einer kleinen Ausrede hab ich mich von ihr loseisen können und bin dir nachgekommen!“. Wie..? Mit einemmal war ich wieder hellwach. „Du hast dich von ihr losgeeist um mir nachzukommen?! Du hast dich also nicht auf ihr schmieriges Gequatsche eingelassen, sondern hast sie einfach eiskalt stehengelassen?!“ fragte ich ihn mit weit vor Freude aufgerissenen Augen und fiel ihm regelrecht um den Hals als er alles leicht amüsiert mit einem Nicken bestätigte. Ich wusste gar nicht wie mir geschieht und Mark wohl irgendwie auch nicht aber, weil er Tussi wegen mir einfach an der Bar hatte eiskalt stehen lassen, hätte ich Mark noch bis übermorgen so stürmisch umarmen und abknutschen können! „Hey hey, womit hab ich denn das verdient!?“ lachte er schmunzelnd zwischen ein paar einzelnen Umarmungen und ich antwortete bloß freudig grinsend: „Einfach nur so...Und, weil du so schön warm hast!“. Natürlich scherzte ich damit nur – was er auch schnell begriff... „Ach, ich bin für dich also so etwas wie eine Wärmflasche, hä!? Na warte, ich kann auch anders...!“ konterte Mark frech grinsend und nachdem er anschließend einige Male mit seinen Augenbrauen verschwörerisch gezuckt hatte, da begannen seine Finger mich überall dort zu kitzeln, wo ich nicht schnell genug oder rechtzeitig mit meinen hin kam um es zu verhindern. Unter lautem schallendem Gelächter protestierte ich immer wieder und versuchte mich für den gespielten falschen Eindruck zu entschuldigen, aber er hatte einfach viel zu viel Spaß an dem Ganzen und dachte nicht im Traum daran nach so kurzer Zeit wieder aufzuhören. Doch dann geschah ein Moment, in dem es ihm plötzlich nichts mehr ausmachte das Kitzeln zu beenden... Wie es dazu kam, das weiß ich nicht mehr all zu genau, denn ich hatte mich ständig vor Lachen gekrümmt und versucht mich so hinzulegen oder zu setzten, dass er nicht mehr gut an mich rankam. Aber irgendwann lag ich auf einmal halb auf seinem Schoß, mit jeder Hand von seinen Händen festgehalten und ihm quasi ausgeliefert. Was mir genau genommen nichts ausmachte und ich im Nachhinein alles andere als bereuen sollte... Mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen und einem Oberkörper, der sich, wie meiner, in einem schnelleren Tempo als sonst immer wieder auf und ab bewegte, kam Marks Gesicht meinem langsam näher und hörte damit auch dieses Mal nicht auf bis sich unsere Lippen endlich trafen. Dieser Kuss war so zärtlich und gefühlvoll, ich wünschte, er würde so schnell nie mehr zu Ende gehen. „Ich muss dir noch was Wichtiges sagen...“ sah Mark mir dann tief in die Augen und mein Herzschlag setzte kurz vor Aufregung aus. „Ich habe mich in dich verliebt...und du ahnst gar nicht, wie lange es mir schon so geht!“ flüsterte er ohne diesen Blick von mir zu wenden oder gar zu blinzeln. Das waren sie – die Worte, die ich schon den ganzen Abend über von ihm hatte hören wollen. Endlich!





Re: Puzzle of my heart

soooo vihiieeel wolltest du uns vorenthalten>????

jetz muss i erstmal lesen..

Re: Puzzle of my heart

bin auch gerade fleißig am Lesen



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