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Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Zwei meiner All-Time-Favorites. Aber ich bin auch ein riesiger Spukhaus-Fan. Beide Romane wurden auch bereits ganz wunderbar verfilmt: Kubricks Meisterwerk kennt vermutlich jeder, aber auch Robert Wises "Haunting of Hill House" (deutscher Titel: Bis das Blut gefriert) von 1961 ist meiner Meinung nach ein Meilenstein des Horrorfilms.



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Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Miszellen:

@Lomax: Ich habe mir den Thread noch einmal angesehen und den Eindruck gewonnen, dass wir inhaltlich gar nicht so weit auseinander liegen, sondern uns eher begrifflich unterscheiden.
Es würde mich mal sehr interessieren, was du für gute Fantasy mit altbekanntem Setting hältst - vielleicht kannst du ein paar Beispiele geben?

@Alex:

Ich hege die Vermutung, dass der zweite Link nicht derselbe wie der erste sein sollte.

@Alechandro: Den psychologischen Horror hatte ich vergessen: Ich zähle mal drei unterschiedliche Typen auf:
Dystopien gibt es ja zahllose Bekannte. Ich mag Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" und Anthony Burgess' "Uhrwerk Orange" sehr.

Generell: Bei den Verfilmungen schließe ich mich Seblon an, warne aber vor Verwechslungen der Verfilmungen von "Spuk in Hill House": "Bis das Blut gefriert" und "Das Geisterschloss" basieren beide darauf, aber der letzt genannte Film ist wesentlich weniger verstörend.

Theophagos


Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

> Ich hege die Vermutung, dass der zweite Link nicht derselbe wie der
> erste sein sollte.
Ähhh, rrrrichtig.
https://blog.literaturwelt.de/archiv/handke-peter-kali-eine-
vorwintergeschichte/
Tüdeldü, komm grad von der Zahnärztin und bin nun einen Zahn mit
mutierten Wurzeln leichter.

Grüße
Alex / molo

Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Dem habe ich jetzt eigentlich nichts entgegenzusetzen. An der hier angesprochenen, allgemeinen Theorie stört mich nichts, sondern nur an der in der praktischen Diskussion anklingenden Fokussierung auf das "Setting" als maßgeblichem Ausdruck von Originalität und Fantasielosigkeit. Und dem wollte ich entgegenhalten, dass zum einen gerade nach gängigen "intersubjektiven Qualitätskriterien" das Setting von eher marginaler Bedeutung ist; und dass, wenn man als Kriterium eine so breite und allgemeine Definition wie "Mittelalterfantasy" heranzieht, viele originelle Spielartien davon mit pauschalisiert werden.
Das Problem mit den Beispielen ist, dass sie versickern, solange die Diskussion sich um allgemeine Pauschalvorwürfe dreht. Denn ich hatte es oben schon erwähnt: Würde man die Vorwürfe konkretisieren und das "ausgelutschte Setting" konkret und präzise fassen, hätte ich auch keine Probleme.
Ich nenne also einfach mal einige Titel, die eine gewisse Anzahl von Settings aufspannen - und dann muss jeder sehen, welche davon noch unter das böse "Mittelalter-Setting" fallen und als Gegenbeispiel dienen können, und welche man "ja gar nicht damit gemeint hat". Aber in letzterem Fall muss man dann auch seine Genrevorstellungen differenzieren und sich überlegen, warum genau man wo seine Grenzen zieht - was eigentlich alles ist, was ich wollte. Denn gestört haben mich nicht die Vorwürfe gegen "unoriginelle Fantasy", sondern gegen "mittelalterliche" oder "rückwärtsgewandte" Fantasy.

Denn wie schon gesagt wurde: Jede Geschichte hat das ihr angemessene Setting. Wenn einem nun aber eine Geschichte nicht liegt, und diese Art Geschichte, die einem nicht liegt, sich nun mal besonders gut vor einem speziellen Setting erzählen lässt, sollte man nicht gleich das Setting für das Missfallen verantwortlich machen, und nicht automatisch annehmen, eine Geschichte wäre allgemein schlechter, weil man selbst keinen Zugang dazu hat. Denn gerade Geschichten mit mystisch/märchenhafter Komponente lassen sich oft vor mittelalterlich/archaischem Setting besser erzählen. Und man mag solche Geschichten mögen oder nicht - aber das ist in jedem Fall eine reine Geschmacksfrage; und diese Art Geschichte würde einem dann vor anderem Setting auch nicht besser gefallen.

Die von mir genannten Beispiele sind jedenfalls alle so, dass man sie als "rückwärtsgewandt" bzw. das Setting als "mittelalterlich" bezeichnen könnte - dass sie aber trotzdem in zumindest einem entscheidenden Punkt doch anders sind. Manchmal sieht man es sofort, manchmal muss man genauer hinschauen. Hm, soweit ich sehen kann, kommen zudem zwar mitunter "Elfen" und "Zwerge" vor, aber niemals Orks. Wie an anderer Stelle gesagt: Es ist nicht leicht, etwas so Konkretes wie "Orks" zu bringen, aber trotzdem nicht plagiierend zu wirken
Und dementsprechend gibt es neben den "Spitzenleistungen", den "preiswürdigen Büchern" (die natürlich die ersten sind, die mir hier einfallen) auch noch weitere Abstufungen: Bücher, die in mancherlei Hinsicht konventioneller sind, aber trotzdem keine reinen Nachzügler. Auch sie schaffen es, einzelne Facetten originell herauszuarbeiten und mehr zu bieten als reine Unterhaltung. Ein breites Mittelfeld gehobener Unterhaltungsliteratur in der Mittelalterfantasy, sozusagen, die im Prinzip auf dieselbe Weise "gut" sind wie die von mir genannten Beispiele, bei denen das "andere" aber oft unter etwas dickerer Firnis verborgen liegt und nicht so stilbildend für das Gesamtwerk ist.
Dementsprechend würde ich sagen, dass dieses Subgenre auch nicht schlechter dasteht als andere, die sich ebenfalls nicht von Highlight zu Highlight hangeln, sondern neben einigen Spitzentiteln auch viele Eintagsfliegen vorzuweisen haben, und ein breites Mittelfeld mit dem vollen Spektrum dazwischen, das mal mehr, mal weniger Interessantes zu bieten hat.
Was ein wenig den Blick verzerrt, ist nicht etwa eine grundsätzlich geringere Qualität oder fehlende Möglichkeiten des Subgenres "mittelalterliche Fantasy". Es ist schlichtweg der überwältigende Erfolg und ein daraus resultierender, statistischer Mechanismus: Man kann davon ausgehen, dass vorzugsweise schwächere Autoren die Anlehnung an ein größeres Vorbild suchen. Wenn man sich an ein Vorbild anlehnt, nimmt man vorzugsweise das erfolgreichste. Und das ist nun mal Tolkien. Wäre Mieville der kommerziell erfolgreichste Fantasy-Autor, dann hätte man denselben dicken Bodensatz an Plagiatoren in der politischen, urbanen Fantasy - und würde die Diskussion hier unter umgekehrten Vorzeichen führen. Es ist nämlich nicht das spezielle Subgenre mit seinen Eigenschaften, das Geschichten schlecht macht; sondern es ist die Gravitation des kommerziellen Erfolgs, die besonders viele schwächere Autoren in das spezielle Subgenre zieht.



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Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

@Molo:
Ein wenig Unbehagen empfinde ich auch, wenn du die spezielle deutsche Bedeutung von Fantasy mit dem allgemeinen, amerikanischen "Fantasy-Schwamm" vom Tisch wischen willst, und das ganze dann auch noch in den deutschen "Phantastik-Bottich" wringst. Dein Hinweis auf die "moderne Phantastik-Trias" macht deutlich, wo die Probleme liegen: Ich gehe mal davon aus, dass du Fantasy/Horror/SF meinst, was die gängige Einteilung für die Genre-Literatur ist.
Aber aus der Perspektive der allgemeinen Literaturwissenschaft ist das allenfalls die Peripherie der Phantastik, wobei noch darüber zu streiten ist, wie weit SF und Fantasy überhaupt zur phantastischen Literatur zählen. Der Kernbereich der Phantastik wären eher die Geschichten mit phantastischem Element, die nicht den drei Genres angehören - oder wo würdest du "Fool on the Hill" in dieser "Trias" einordnen?

Ich wäre also dafür, eher die engstmögliche Definition für die jeweiligen Begriffe zu verwenden, und möglichst darauf zu verzichten, die Genreliteratur unter "Phantastik" zu subsumieren, damit man noch ein Wort hat, wenn man über phantastische Werke reden will, die in keines der Genres passen. Sonst reden angesichts dieser verwirrenden Begriffslage bald alle aneinander vorbei, und jeder verwendet dieselben Begriffe und meint was ganz anderes damit. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh darüber, dass wir im Deutschen wissen, was gemeint ist, wenn jemand "Fantasy" sagt


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Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Einspruch:
> • Als zweites habe ich schon Mervyn Peake und seinen
> Gormenghast-Zyklus genannt, vor allem Band 1 und 2: Rein äußerlich
> auch ein mittelalterlich- bis frühneuzeitliches Setting, das noch dazu
> (böse, böse) feudalistische Strukturen thematisiert. Trotzdem ein
> Vorbild von Mieville und sehr ... eigen.
Im Gegensatz zu Tolkien war Peake kein Exeget frühchristlicher
Glaubensdiskurse. Die ›alte Welt‹ die in Gormenghast verhandelt wird,
ist das viktorianisch/edwardische England, bzw. die ständischen Rituale
der chinesischen Gesellschaft, die Peake als Kind erlebte. - Freilich
hängt diese Sicht davon ab, was ich als ›typisch mittelalterlich‹
ansehe, oder was ich vermute, was für die Fäntäsy-Verköstiger als
›typisch mittelalterlich‹ gilt. Für mich ist zum Beispiel der durch
Mangelernährung geschwächte Pächter, der auf der harten Ackerkrume
rumkratzt um einiges ›typischer‹ mittelalterlich, als ein Vertreter
der Adels- und Ritterschicht. Natürlich denken die Meisten eher an die
›tollen‹ Aspekte einer Epoche. Aber wie groß auch die romantische
Sehnsicht nach ›richtigen Kerlen‹, ›klarem Weltbild‹ und
›Lagerfeuerromantik‹ sein mag, zu einem typisch mittelalterlichen
Zahnarzt würde wohl kaum einer freiwillig gehen (nebenbei: »The Beach«
berhandelt das sehr schön). Typisch Mittelalter ist für mich ein König,
der nicht lesen und schreiben kann (siehe Karl der Große). Für andere
Leut sind prächtige Rüstungen, Schwerter (die nebenbei geklagt oftmals
gar nicht praktikabel sind) mit Runen, Burgen mit aberwitzigen Zinnen
usw als ›typisch mitelalterlich‹ gelten. — Kurz: vor allem in den USA
(aber auch anderswo) ist Fäntäsy zu einem Großteil ein Trost, weil man
selber in einem Land wohnt, das keine europäischen Burgen un antike
Stätten usw aufzuweisen hat. Entsprechend sind auch eher die
romantischen Geschichtsverklärungen des 18/19. Jhds der Quell dieser
Art von Fäntäsy (man vergleiche Moritz von Schwind mit den Gebrüdern
Hildebrandt!).

Ich stimme zu, daß wohl kaum ein Subgenre an sich schlecht ist. Aber,
man kann eine Sache zu Tode reiten. Ein solcher toter Gaul ist die
›Mittelalterfäntäsy‹. Resummee: nein, nicht das Setting an sich
bestimmt die Qualität, sondern eben die Inszenierung und
Instrumentalisierung des Settings (man beachte zum Beispiel, welche
Aspekte des Wilden Westens in einem Popkorn-Western wie der »Young
Guns«-Reihe überhoht und vernachlässigt werden, und was nun ca. 15
jahre später so eine anthropologisch ›harte‹ Serie wie »Deadwood« aus
dem Genre macht).

Grüße
Alex / molo

Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Hi Lomax.

Möglichst enge Genrerahmen verwende ich immer nur von Einzelfall zu Einzelfall. Dieses nominalistische Herumdefinieren halte ich für einen großen Spaß, aber eben für einen vergeblichen.

Ich bin ein Freund der Maximal-Definition: alle Kommunikation hat ihre phantastischen Aspekte. —Kannst Du mich sehen lassen, für mich erscheinen lassen, wie ich zum Hauptbahnhof gelange?
—Ja da gehst Du bliblablub, und Du bist da.

Auf dieser pragmatisch, banalen Ebene setzt ich noch nicht an, wohl aber, sobald es ›philosophisch‹ und spekulativ wird. Was ist der Sinn des Lebens? Was können wir wissen, dürfen wir hoffen? usw. Und erst recht wende ich meine Maximalsicht an, wenn solche philosophischen (oder auch moralischen, politischen usw) Dinge in ästhetischen Medien aufbereitet werden. Grob gesagt: alle Kunst ist Phantastik (fragt sich halt, ob wie beruhigen, vermitteln oder verstören will).

Als Maximal-Phantast frage ich mich zum Beispiel: Warum nicht Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft z.B. unter dem Schirm der ›Vergleichenden Literaturanthropologie‹ zusammenspannen. Ja weil Pfründeverteidungen und Deutungsrangeleien dies noch verhindern (die Eisenkugeln der ›Tradition‹).

Jupp. Schlampig von mir, daß ich bei Fantasy eben immer ›Fäntäsy‹ denk, oder im Stillen um irgendeine Subgenreschublade ergänze (High, Low, Urban, Dark usw). Das mach ich aber auch nur, um mich wenigstens ein wenig an ›Markt- und Sprachgepflogenheiten‹ zu halten.

Weil: Englisch Fantasy heißt eben Phantastik. Das ›Fantasy‹ eben ›Phantastik‹ bedeutet, ist ja auch ein Punkt, auf dem auch manche englischsprachige Phantasten herumreiten. Ich seh mich da also nicht allein auf weiter Flur stehend, sondern beobachte mal erstaunt, mal amüsiert, mal mit Unbehagen, wie Leser sich Zeugs aneigenen, solange bis Akademiker ihnen auf Irrwege folgen. Frag mal Tolkienfans (vor allem junge!) was denn HDR laut seinem Autor ist. ›Fantasy‹ oder ›fairy tale‹ ist falsch (richtig ist ›heroic romance‹).

— Alles was Du, Lomax, über kommerzielle Gravitationszentren schreibst, läßt sich auf Begrifflichkeiten übertragen. Wenn nur genug Leute etwas Falsches wiederholen und anwenden, schleift es sich halt ein. Als Querulant erfülle ich nur meine Pflicht, wenn ich solchen Leuten nicht recht geb (mitm Fuß aufstampf :-)

Was Genre-Theorie und Praxis betrifft hinkt ›unsere‹ Literaturwissenschaft (Germanistik) arg hinterher. Ansonsten klingt dieser Absatz ein bischen nach Todorov, den ich für einen der unglückseligsten ›Theoretiker‹ des Phantastischen halte. Sein ›Standardwerk‹ ist eines der großen Mißgeschicke der Lit-Wissenschaft (so wie Freud ein großer Unfall der Philosophie/›Medizin‹ war).

Wenn man einordnen will, dann ist Ruffs Erstling Fantasy (wie auch »Ich und die Anderen«˛ »G.A.S« ist SF). So mach ich das halt immer von Fall zu Fall.

Als Maximalist interessiere ich mich eben mehr für die globalen Eigentümlichkeiten der Phantastik. Phantastik als Bezeichnung für Metaphernpraxis (das Boot ist voll; das Haus Europas; Gesichtsmoos = Bartwuchs; Erdakhne = Maulswurfhühel; Pilgerwege durch ›moralische Landschaften‹; Innenwelt-Ereignisse mit Außenwelt-Begriffen fassen; Unbelebtes mit Begriffen den Lebendigen beschreiben {ES blitzt — Wer blitzt?}; Gedankenexperimente).

Entsprechend kann ich eben irgendwelchen kleinen Betrachtungs-Rahmen nicht als was fixes oder Allgemeineres nehmen. Frei nach Friedell: «Die Wirklichkeit ist immer und überall gleich˛ — nämlich unbekannt«.

Grüße
Alex / molo

Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Ich habe den Eindruck, die Diskussion hat sich ein wenig verselbstständigt. Meine Thesen will ich gar nicht als allgemein gültig verstanden wissen. Mich ganz persönlich langweilt Fantasy im Fantasy-Mittelaltersetting in der Zwischenzeit. Wenn dies andere völlig anders sehen, ist dies natürlich ihr gutes Recht. Mein Problem mit diesen Werken ist, dass sie den Markt beherrschen und es dadurch für anspruchsvollere Autoren, die neue Wege beschreiten wollen schwer ist, überhaupt einen Verlag zu finden.

Ich halte die klassische Post-Tolkien-Sword&Sorcery-Fantasy für zutiefst abgedroschen. Ein Autor, der einen phantastischen Roman schreibt, bei dem er das klassische Fantasy-Mittelalter mit den klassischen Fantasy-Archetypen und Klischees benutzt, muss mir als Leser sehr deutlich machen, warum er gerade diese für meinen Geschmack ausgebluteten Versatzstücke nutzt, um eine Geschichte zu erzählen. Nur passiert dies zu 90% eben nicht. Zurück bleibt meist ein triviales kommerzielles Produkt, dass weder mehr kann oder im schlimmsten Fall mehr will, als Popcorn-Literatur für jugendliche Leser zu sein.

Ich halte es nicht für sehr verwunderlich, warum gerade schlechte bis sehr mittelmäßige Autoren, diese Versatzstücke wieder und wieder nutzen. Ich halte es nur für problematisch, dass gerade diese Autoren enorm erfolgreich sind und damit das Genre für Phantastik-ferne Literaturfreunde ein zu tiefst triviales und eskapistisches Stigma geben.

Auch in der erwähnten Diskussion zum Thema "CRPG's fern der Fantasy-Klischees" wird immer wieder gesagt, dass man auch mit Elfen, Zwergen und Drachen noch neue und interessante Geschichten erzählen kann.
Ich frage mich nur, warum dies 1. scheinbar so selten passiert und 2. warum ich ständig die selben klischierten Versatzstücke benutzen sollte, um interessante Geschichten erzählen zu können. Warum sollte der Autor es dem Leser zu bequem machen, mit bekannten Klischees und Archetypen? Warum sollte ich als Bochumer ständig Geschichten lesen wollen, die in Bochum spielen? Warum sollte ich ständig den üblichen Verdächtigen begegnen wollen? All dies entspricht nicht dem, was ich in Literatur suche.

Mich stört, dass die phantastische Literatur sich selbst ganz enge Grenzen setzt, gerade weil sie sich ständig banal selbst zitiert.

Übrigens habe ich nichts gegen historisch rückwärts gewandte Phantastik, ich frage mich nur, wo vermehrt die Romane bleiben, deren Handlung z.B. im Barock, im Biedermeier, zu Zeiten des 1. und/oder 2. Weltkriegs etc. ansetzt.

Es grüßt






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Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

Genau Das war einer meiner Punkte, dass sich unter "mittelalterlicher Fantasy" eine Menge Dinge verbergen können, die sehr unterschiedlich sind. Denn manches Buch erfüllt bestimmte kritisierte Aspekte - andere aber auch nicht.
Nun, für mich wäre ein Pächter schon nicht mehr mittelalterlich, sondern im Gegenteil bereits Ausdruck einer neuzeitlichen Wirtschaftoptimierung. Mittelalterlich ist der unfreie Bauer oder der freie Bauer auf "eigenem" Land; und das Entrichten einer ertragsabhängigen Abgabe statt einer festen Pacht.
Mach aus dem "bestimmt" ein "bestimmt mit" oder "hat Einfluss auf", und ich stimme zu Und damit wäre man dann wieder vom Betrachten der Äußerlichkeiten zum Betrachten von Abhängigkeiten gekommen - denn "Inszenierung" und "Instrumentalisierung" ist ja eine Antwort auf die Frage "wie", nicht mehr auf die Frage "was". Und genau dafür habe ich plädiert.


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Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

... und das englische "stark" bedeutet im Deutschen "starr". Das bedeutet aber nicht, dass man jetzt etwas falsch macht, wenn man im englischen "stark" verwendet und etwas anderes meint als das deutsche "stark", oder umgekehrt. Es bedeutet nur, dass ein und derselbe Begriff in beiden Sprachen unterschiedlich besetzt ist. Legitim und üblich, und ein Problem nicht für all diejenigen, die die Begriffe in der jeweiligen Sprache korrekt verwenden, sondern für diejenigen, die den Bedeutungsunterschied nicht berücksichtigen - wie auch bei den fehlerhaften Übersetzungen der amerikanischen "Billion".
Also: Es gibt keinen Grund, hier im Deutschen den Begriff "Fantasy" nicht als Bezeichnung für ein spezielleres Genre zu gebrauchen statt als Synonym für "Phantastik". Ich denke, Ersteres braucht man nötiger als Letzteres

Das größere Problem bei dem Begriff "Phantastik" sehe ich darin, dass er zum einen "landläufig" als Oberbegriff für die übliche Genreliteratur dient, zum anderen aber auch als spezieller Ausdruck für alles, was nicht den Genres zuordbar ist.
Ich persönlich bemühe mich, den Begriff "kontrafaktische Literatur" zu verbreiten, den ich in der "Cities"-Anthologie kennen gelernt habe und als Oberbegriff sehr sympathisch fand. Also, ich sage seitdem nicht mehr: "Ich schreibe Phantastik", sondern: "Ich schreibe kontrafaktische Literatur". Klingt auch gleich viel intellektueller und macht deutlich, dass nicht nur die "klassische Trias" gemeint ist


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