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SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Wegen Doyle: »Späte Rache« … klingt nach einer (üblen) alten und
deshalb lizenzfreien Übersetzung. Doyle englisch lesen, oder, in der
einzigen (imho) braubachren Übertragung: der von Gisbert Haefs (die
auch hilfreiche Anmerkungen liefert).

Grüße
Alex / molo

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Haefs hat Holmes übersetzt? Wusste ich gar nicht (dass ist jetzt wirklich ungewöhnlich, weil eigentlich omniscient bin ). Im Ernst: Wenn ich in Zukunft mir wieder einen Holmes besorge, werde ich definitiv eine Haefs-Übersetztung nehmen. Danke für den Hinweis.

Theophagos

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Ich hab „Eine Studie in Scharlachrot“ vor ein paar Jahren gelesen und mochte es soweit ich mich erinnern kann. Ich fand, glaube ich, Holmes Fallaufklärung ein wenig konstruiert. Wollte aber immerhin die anderen auch noch lesen. Hab ich dann allerdings vergessen. Hab grad mal geschaut, die Übersetzung ist von Gisbert Haefs erschienen im Haffmans Verlag. Ich hab auch noch „Die Rückkehr des Sherlock Holmes“ vom selben Verlag, allerdings übersetzt von Werner Schmitz. Und gelesen hab ich es bisher nicht.



Gr

Alechadro

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Ich quäle mich gerade durch die letzten Seiten des sechsten Blutbuches von Barker. Zuviel Horror am Stück ermattet ein wenig, ausserdem stelle ich zu meinem Erschrecken fest, wie abgestumpft ich diesbezüglich schon bin .
Parallel liegt noch das letzte Drittel von Accelerando von Charles Stross auf dem Nachttisch, aber was als beeindruckender Ersatz für Cyberpunk-Ideen begann, liest sich ehrlich gesagt immer zäher.
Dann warten noch Logoland von Max Barry, Bedenke Phlebas von Banks die oben erwähnte Brücke der Vögel, ich denke ich werde Banks da mal vorziehen.

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Dann mach dich auf ein teilweise zähes Lesevergnügen bereit. Mir hat "Bedenke Phlebas" sehr gut gefallen, aber der Wälzer ist recht umfangreich und Banks geht sehr ins Detail. Das wurde irgendwann anstrengend. Nach der Hälfte hatte ich es für zwei Wochen beiseite gelegt und etwas kürzeres ("Eschbachs "Die Haarteppichknüpfer") dazwischengeschoben. Die Pause hat mir den Lesespaß an Banks Werk erhalten.

Zur Zeit habe ich eine ganze Reihe von Büchern angefangen, ohne beim Einzelnen so recht voranzukommen. Die Essays in Umberto Ecos "Über Spiegel und andere Phänomene" haben sich für die Bahnfahrt, meiner Hauptlesezeit, als zu anspruchsvoll erwiesen. Es werden wohl einige Monate ins Land gehen, bis das Buch durch habe.
Für Fahrten ohne Rucksack habe ich im Moment die "Robotermärchen" von Lem liegen. Das Büchlein passt in die Jackentasche .
Meine Hauptlektüre ist eigentlich ein Star Wars-Roman von Michael P Kube-McDowell ("Aufmarsch der Yevethaner", Band 2 der "Die schwarze Flotte"-Trilogie). Durchschnittliche Military-SF mit den allbekannten Charakteren.

Unterbrochen wurde der Roman aber vom der gerade eingetroffenen ersten Ausgabe des Pandoramagazins. Ich vermute mal ganz dreist, ich bin hier nicht der einzige, der die feine Publikation gerade liest . Die Geschichten und Artikel konnten bisher überzeugen. Besonders Ursula LeGuins Essay zum "Genre" in der Literatur ist sehr gut (aus Sicht jemandes, der sich eigentlich wenig mit Literaturwissenschaft beschäftigt). Im Moment bin ich bei Richard Bowes Kurzgeschichte zum 11. September. Wenn der Rest der Story hält, was der Anfang verspricht, handelt es sich um ein kleines Meisterwerk.

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

An Phileas:



Hat dir „Die Haarteppichknüpfer“ gefallen? Ich hab mal „das Marsprojekt“ begonnen, aber nach knapp der Hälfte abgebrochen, weil ich mich fast zu Tode gelangweilt habe. Ich habe noch „Der letzte seiner Art“ im Schrank. Blieb aber bisher ungelesen.



Auch an Chao:



Mir hat „Bedenke Phlebas“ auch gefallen. Ich fand „Die Kultur“ als Utopie und die Beweggründe für deren Krieg ganz interessant. Umgehauen haben mich auch die Orbitale. Krasse Idee.



Ich habe nun „Unser Mann in Havanna“ von Graham Green fertig und war nicht enttäuscht. Hier geht’s um einen Staubsaugerverkäufer in Havanna der 50èr Jahre, welcher vom britischen Empire, eher gegen seinen Willen, zum Geheimagenten gemacht wird. Und weil er keine Informanten anwerben kann und auch keine Informationen zu beschaffen sind, erfindet er sie einfach. So löst er dann einige Katastrophen aus.

Mir hat das Buch vor allem in sprachlicher Hinsicht gefallen. Schön war auch, wie einem der Charakter der Figuren untergejubelt wurde. Die wurden fast nie beschrieben, alles erging sich aus den Handlungen bzw. den Dialogen.

Hat hier einer je Graham Green gelesen?

Noch ne Frage: Hat hier je einer Ernest Hemingway gelesen? Er soll ein „unglaubliches Genie“ gewesen sein, hab ich schon oft gehört.



Ich glaube ich starte mal mit „Der alte Mann und das Meer“.



Grüße



Alechadro

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

"Die Haarteppichknüpfer" hat mir sehr gut gefallen. Eschbach versteht es in dem Roman sehr gut, eine ungewöhnliche Kultur zum Leben zu erwecken. Ungewöhnlich ist, das mit jedem Kapitel der Handlungsträger wechselt. Die Rolle des Protagonisten wird sozusagen wie ein Staffelstab weitergereicht.
"Das Marsprojekt" und "Der letzte seiner Art" habe ich beide noch nicht gelesen. Aber Ersterer ist ein reiner Jugendroman.

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Chao: "Brück der Vögel" habe ich ja schon gelobt. Stross' "Accelerando" fand ich nicht besonders gut; ich fand, es liest sich wie ein Brainstorm für Geeks - als Roman ist es weniger gelungen. (Ist es überhaupt ein Roman?)

@Alechandro: Graham Green kenne ich nicht, von Ernest Hemingway habe ich mal was Kürzeres gelesen - beeindruckt hat es mich nicht. Ist aber schon lange her.

Ich selbst habe gerade Reynolds "Chasm City" fertig gelesen. Ein Ich-Erzähler geht auf Rache-Tour, kommt aber immer mehr ins Zweifeln ob er ist, wer er scheint. Eigentlich ein netter Ansatz - wenn er den nicht schon in "Unendlichkeit" eingebracht hätte. Überhaupt scheint mir Vieles aus den Roman in Punkto Ana Khouri/Sky's Edge/Aliens recycelt zu sein. Und dann ist es eine unendlich geschwätzige Geschichte. Immer und immer wieder bastelt der Autor am Lokalkolorit.
Mein Fazit: Unoriginell + Geschwätzig = Langweilig.

Dann hatte ich noch von Lansdale "Sturmwarnung" gelesen. Liest sich flott weg, er schreibt eine spannende Geschichte um einen schwarzen Boxer, den die weissen Herren Galvestons von einem Profiboxer fertig machen lassen wollen. Unterdessen zieht ein Sturm herauf - der in die Geschichte als Jahrhundertsturm eingehen wird. Lansdale hat einen angenehmen Stil. Aber er kratzt nur an Oberflächen; flott lesbar, aber sonst belanglos.

Außerdem habe ich im Rucksack Borges "Niedertracht und Ewigkeit" stecken - besonders die kurzen Biographien von niederträchtigen Schurken (wie Monk Eastman dem Schandtatenmakler, der den Ersten Weltkrieg als harmloser als die Bandenkriege daheim in New York empfand) sind amüsant. Die Essays sind unterschiedlich spannend. Die Überlegungen zu Kenningar und Metapher haben mir bisher am besten gefallen - halt stimmt nicht: Das Schmähen ist am besten.
"Die Götter ließen nicht zu, dass man Theophagos henkte, damit er den Galgen nicht schändet. Und hier haben wir ihn, nachdem er die Niedertracht lahm geritten hat!"
Einfach großartig.

Neben meinem Kopfkissen liegt jetzt Haruki Murakamis "After Dark" - nach den letzten Enttäuschungen will ich sichergehen, etwas gutes zu lesen. (Abgesehen von sporadischer Borges Lektüre war in den letzten zwei Wochen die Einleitung meines Dudens das Interessanteste, was ich las.)

Seit gestern habe ich übrigens auch die alte Büchsenöffnerin im Hause; mal sehen welche Übel sie mir bringt.

Theophagos

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

@Theophagos:

Seh ich genauso. Mir gefiel im ersten ?Viertel? das geekige Weiterdenken von CP-Ansätzen, der Transhumanismus und dergleichen; die Geschichten der einzelnen Figuren wurden dann aber IMHO immer ungelenker, die weitere Geschichte der Menschheit anfangs faszinierend, dann aber für meine Begriffe extrem übertrieben freakig und eher wie für den feuchten Traum einer Transhumanisten/Computerfreak geboren.
Stross ist kein guter Schriftsteller, was seine Schreibe, Plot etc. angeht, aber man muss ihm lassen, daß er gute Ideen hat bzw. Ansätze aus guten Ideen formt. Naja, bei mir liegt der Rest des Buches mom. auch eher auf dem Zwischenstapel, bis mir mal der sonstige Lesestoff ausgeht.

Auch hier hab ich fast die gleiche Meinung, vor allem was das geschwätzige angeht. Noch dazu passt geschwätzig ansonsten eher nicht zu Reynolds. AFAIR hab ich auch in einem Interview gelesen, daß er sich nach Unendlichkeit und co (die mir prinzipiell gut gefielen) und diesbezüglichen dortigen Schwächen eher auf die Charaktere konzentrieren wollte. Nun ja, rausgekommen ist sein geschwätziger Racheheld, der auf mich eher wie ein Takeshi Kovacs für arme wirkt. Richtig Schlecht war das Buch nicht, aber trotzdem lese ich von Reynolds lieber etwas über unterdrückerische Von-Neumann-Roboter, das kann er besser.

Ich habe kürzlich auch Sternennebel von Robert Adams gelesen. Der Titel ist gelinde gesagt einfach nur scheiße, im Original heißt der Roman SALT, weils um den gleichnamigen Planeten und eben ums Salz geht, das fast die ganze Welt bedeckt. Etwas eigenartig. Auswanderer von der Erde, die verschiedenen extremen oder merkwürdigen Gruppen (Sekten etc.) entstammen, erreichen Kolonie, gründen verschiedene Niederlassungen und fangen erwartungsgemäss an, sich bald zu bekriegen. Das ist nun eigentlich nichts besonderes, aber die Ich-perspektivische Erzählweise der beiden Hauptkontrahenden (Eine etwas unrealistische aber einprägsame Gruppe, die für Diktatur, Militärherrschaft, straffe Führungs- und Lebensweise steht und eine noch unrealistischere aber interessante ultraanarchistische Gruppe) vermittelte zumindest mir einen eigenartigen Flair. Vielleicht trug einfach die überzogene Darstellung beider Extreme dazu bei.

Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Haruki Murakami werde ich nachher zuende lesen - morgen mehr dazu.
Jetzt bin ich am grübeln, was als nächstes drankommt:

  1. Robert A. Heinlein, Strasse des Ruhms - Science Fantasy um einen kompetenten Mann, den es als Söldner-Abenteurer auf einen fernen Planeten verschlägt.
  2. Jonathan Carroll, Laute Träume - Für eine Wienerin beginnen sich auf unangenehme weise Traum und Realität zu vermischen.
  3. Virginia Woolf, Orlando, die Biographie eines jungen Adligen, der im Jahr 1500 geboren wurde, und die bis in die heutige (i.e. Virginia Woolfs) Zeit reicht.
  4. Henry James, Das Durchdrehen der Schraube - Die junge Erzieherin zweier Kinder wird in mysteriöse Ereignisse verwickelt; wie verkraftet die Psyche das Einbrechen des Irrationalen in die 'heile' Welt.
  5. Philip Reeve, Großstadtjagd - "Es war ein kalter, stürmischer Frühlingsnachmittag, als die Großstadt London eine kleine Bergbaustadt über das ausgetrocknete Bett der alten Nordsee jagte."

Irgendwelche Vorschläge, Hinweise, Tipps oder Orakel?

Theophagos