Wien wurde im Jahre 1529 belagert, Ungarn kam in den Vierzigerjahren des 16. Jahrhunderts unter osmanische Herrschaft und Wien wurde im Jahre 1683 ein zweites Mal belagert. So war es im Jahre 1495 also in keiner Weise ausgemacht, dass sich das Gleichgewicht auf Dauer von den muslimischen Staaten zu den christlichen verschieben würde. Es war in dieser Situation, dass die Protagonisten der europäischen Reformation ihre Ansichten über den Islam formulierten. In Deutschland war es Martin Luther (1483-1546), der die Möglichkeit ins Auge fasste, dass Europa im Islam versinke.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Als Ferdinand Magellan (1480? 1521) die molukkischen Gewürzinseln erreichte, indem er westlich von Spanien segelte, das Kap Horn umschiffte (1520) und dann durch den Pazifischen Ozean, und als er so der erste Mensch wurde, der die ganz Welt umsegelte, öffnete sich eine neue Front der Begegnung von Christen und Muslimen. Der Islam, der sich Jahrhunderte lang nach Osten ausgebreitet hatte, stieß nun auf das Christentum, dass sich nach Westen bewegte.
Diese Begegnung ist grafisch illustriert in den Philippinischen Inseln, genannt nach König Philipp II von Spanien (1556- 1598). Heute sind die Philippinen die einzige Nation in Asien, deren Bevölkerung mehrheitlich christlich ist, allerdings mit einer bedeutenden muslimischen Bevölkerung im Süden der Insel Mindanao. Hier sehen wir klar das Sich-Herausschälen einer neuen Situation, in der die christlich-islamische Begegnung aufhört, ein mediterranes Phänomen zu sein und stattdessen ein globales wird, mit neuen Grenzen sowohl in Afrika wie auch in Asien.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Ordenskontakte gab es bereits um 1100 herum zum Islam.
Zum Beispiel gab es Bettelorden, der der Dominikaner bzw. der Prediger, gegründet vom Spanier Dominikus (1170-1221), die in Kontakt mit den Muslimen traten. Es gab enge Bande zwischen dem Orden und den neuen Universitäten Europas, wobei Thomas von Aquin der schlechthin herausragende Dominikaner des dreizehnten Jahrhunderts war. Er hatte bereits großes Interesse am Islam notiert, das sich vor allem in der Abfassung der Summa contra Gentiles ausdrückte, aber andere Dominikaner waren noch weit enger mit dem Islam involviert.
Zu diesen gehört Andreas von Longjumeau (gest. 1270), der Arabisch in Tunis studierte; Wilhelm von Tripolis, der, wie sein Name verrät, im Osten geboren wurde und der vor allem durch sein Werk De Statu Saracenorum et Mahomete Pseudopropheta eorum et eorum Lege et Fide (Über die Lage der Sarazenen und ihren Pseudopropheten Muhammad sowie über ihr Gesetz und ihren Glauben) bekannt wurde.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Viele dieser Figuren waren auch Teil von diplomatischen Missionen zu den Herrschern in verschiednen Teilen der islamischen Welt, vor allem zu den Mongolen, die eine gewisse Zeit lang als potentielle Alliierte gegen die Welt des Islam angesehen wurden. Johannes von Carpino (auch: Montecorvino) wurde im Jahre 1245 von Papst Innozenz IV (1243-12154) zum Hof der Mongolen im Karakorum gesandt. Er ebenso wie Wilhelm von Rubroek waren Franziskaner. Rubroek wurde im Jahre 1252 von König Louis IX (1226-1270) an denselben Hof gesandt. Auch die Dominikaner wurden mit Delegationen zu den Mongolen betraut. Andreas von Longjumeau OP führte im Jahre 1248 eine Expedition zum Mongolenhof, und Wilhelm von Tripolis begleitete Marco Polo auf seiner Reise durch Syrien im Jahre 1271.
Die frühesten christlichen Missionen waren somit nur in beschränktem Maß Missionen zu Muslimen, abgesehen von den individuellen Bemühungen des Franziskus und Lullus. Sie waren wohl im gleichen Maß Gesandtschaften zur muslimischen Welt und darüber hinaus. Ihr Erbe kann man vor allem in solchen Dingen wie der Errichtung einer Franziskanermission im Heiligen Land im Jahre 1345 sehen, deren Ziel es war, Sorge zu tragen für die Christen an den heiligen Stätten und der Entwicklung der Bande mit den Christen des Ostens, die in der muslimischen Welt lebten. Mann hatte ja bereits gesehen, wie die unierte Maronitische Kirche im Libanon im Jahre 1180 sich der päpstlichen Autorität unterordnete. In den folgenden Jahrhunderten wurde weitere Anstrengungen gemacht in Richtung auf eine Wiedervereinigung zwischen den Ost- und West-Kirchen sowie für die Errichtung der mit Rom unierten Kirchen, die Rom anerkannten aber denen es gleichzeitig erlaubt war, ihre eigene Patriarchate beizubehalten sowie ihre eigenen Liturgien in ihren eigenen Sprachen zu feiern: so konstatieren wir hier die Errichtung katholischer Patriarchen für Katholiken, die die Nestorianische Kirche im Jahre 1552 verließen, die Griechisch-Orthodoxe Kirche im Jahre 1724, die Armenische Kirche im Jahre 1740, die Syrisch-Orthodoxe Kirche im Jahre 1773, und schließlich die Koptische Kirche im Jahre 1824.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Vom sechzehnten Jahrhundert an aber scheint sich der Akzent bis zu einem gewissen Grad wieder auf die Intentionen von Franziskus und Lullus verschoben zu haben, besonders als Resultat der Aktivitäten einiger der neuen nach-reformatorischen Orden. Der Vatikan publizierte eine arabische Bibel im Jahre 1583 und errichtete ein Kolleg für die Heranbildung des maronitischen Klerus in Rom im darauf folgenden Jahr. Allerdings waren viele dieser Aktivitäten eng mit diplomatischen Zielen verbunden, da König Franz I. von Frankreich (1515-1547) eine Allianz mit dem osmanischen Herrscher Süleyman dem Prächtigen einging, gegen den Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation Karl V (1519-1556), und von dieser Zeit an die Beziehungen zu verschiedenen muslimischen Mächten zusehends Teil eines Netzes von Rivalitäten zwischen verschiedenen europäischen Mächten wurden.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Als dann Anfang des 17. Jahrhunderts eine Mission von Karmelitern von Papst Klemens VIII (1592-1605) in den Iran gesandt wurde, hatte sie drei Ziele: Informationen über das Land zu erhalten; die Möglichkeit, eine politische Allianz mit westlichen Mächten gegen die Osmanen auszuloten und schließlich, jegliche Möglichkeit wahrzunehmen, den christlichen Glauben bekannt zu machen.
Zwei Missionen wurden schließlich entsandt, die erste i. J. 1604, die zweite 1621. Der Bericht der ersten enthält in der Tat sehr viel Information über das Land. Während der zweiten Mission ergab sich die Möglichkeit einer theologischen Diskussion zwischen den Mönchen und Schah Abbas I (1588-1629).
Es war auch eine kleine dritte Gruppe involviert, englische Geschäftsleute, die zwecks Seidenhandel im Iran aktiv waren, zusammen mit ihrem Geistlichen.
Hier eingefügt eine Person Namens--->Reginaldus Gonsalvius Montanus. Er war ein span. Protestant. * um 1520 in Sevilla(?), + 15. März 1594 in Frankfurt am Main. - R. war Mönch im Hieronymitenkloster San Isidro del Campo in Sevilla u. widmete sich bereits früh dem Studium der Bibel. Er war an der ev. Bewegung in diesem Kloster beteiligt und verließ mit anderen Mönchen das Kloster. Da er als geistiger Kopf der Bewegung galt, wurde er von d. Inquisition zum Auto de Fe verurteilt und »in statu« verbrannt. Über Genf gelangte er zunächst nach Frankfurt a. M., wo er Mitglied der französisch-ref. Gemeinde wurde. 1559 wurde er nach London berufen, wo er Prediger der spanischen Gemeinde wurde und ein Glaubensbekenntnis der Gemeinde verfaßte, in dem er versuchte, die Confessio Augustana mit 42 Artikeln zu verbinden. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich mit den Vorarbeiten zu einer spanischen Bibelübersetzung. Da die Spanier diese unbedingt verhindern wollten, beschuldigten sie ihn 1563 d. Sodomie, so daß er England verlassen mußte. Das Manuskript der Bibelübersetzung vertraute er dem Bischof Grindal an.
Das Manuskript der Bibelübersetzung vertraute er dem Bischof Grindal an. Einige Zeit lebte er in Antwerpen unter dem Schutz des Bankiers Marco Perez, war dort aber immer in großer Gefahr, da König Philipp II. eine erhebliche Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt hatte.
Im Jahr 1564 folgte er einer Einladung seines ehemaligen Klosterbruders Antonio del Corro und kam nach Frankfurt a. M., wo er sich im April 1564 mit seiner Familie niederließ. Seinen Lebensunterhalt sicherte er sich mit einem Seidenhandel.
R. kehrte wieder nach Frankfurt zurück und wurde am 16. August 1571 als Bürger aufgenommen. D. Freundschaft mit dem Pfarrer Matthias Ritter brachte ihm dem Lutherthum näher. 1578 erhielt er den Ruf der luth. Gemeinde in Antwerpen, die dem Frieden von Antwerpen den niederländischen Protestanten die religiöse Freiheit brachte. R. wurde dort französischer Prediger. Vorher betrieb er in England seine Rehabilitation mit Erfolg. Dabei gab er jedoch eine Erklärung über das Abendmahl ab, d. nicht ganz mit luth. Lehre übereinstimmte.
Eine Person, die ich für sehr erwähnenswert im gesamten Geschehen halte, auch in Anbetracht der Kontakteliste, was Nossi und viele andere Persönlichkeiten in dieser Zeit betrifft. ------------------------------------------------------------------------------------
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Iran hatte zu dieser Zeit schon den zwölferschiitischen Glauben als Staatsreligion adoptiert, während die Kirche von England mittlerweile protestantisch geworden war: der die englische Delegation begleitende Geistliche wird in dem Bericht als Lutheraner bezeichnet.
Es stellte sich später eine Situation dar, wo es nicht mehr darum geht, dass Christen auf der einen Seite und Muslime auf der andern stehen, sondern eher einige Christen und einige Muslime auf der einen und andere Muslime und Christen auf der anderen Seite. Die gründlichste Verschiebung hin zu einer Wiederbelebung der Vision von Franzikus und Lullus kam mit der Aktivität der Jesuiten. Dieser Orden, als eine Bruderschaft zunächst von sieben Männern von Ignatius Loyola im Jahre 1534 gegründet, wurde formell anerkannt als Die Gesellschaft Jesu von Papst Paul III (1534-1549) im Jahre 1540.
Loyola, ein Spanier und früherer Soldat, war i. J. 1523 nach Jerusalem gewallfahrtet, und später, mit seinen sechs Kollegen, entschloss er sich, entweder direkt im Heiligen Land zu arbeiten oder aber sich dem Dienst des Papstes zu weihen und gehorsam jegliche apostolische Sendung seitens des papstes auszuführen.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Vier Namen sind besonders bedeutsam in diesem Zusammenhang: Franz Xaver (1505-1552), einer der ursprünglichen Mitglieder der Bruderschaft des Loyola, der in Indien und Japan arbeitete; Mathäus Ricci (1552-1610), der in China arbeitete; Jerome Xavier (1549-1617), ein Großneffe des Franz Xaver, der wichtigste in diesem Zusammenhang, der die Jahre zwischen 1595 und 1614 am Hof des Moghul Herrschers Akbar (1556-1605) und Jahangir (1605-1627) verbrachte; und dann, im darauf folgenden Jahrhundert, Roberto de Nobili (1577-1656), der unter den Hindus in Südindien arbeitete.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Die Einladung an die Jesuiten, einige Mitglieder des Ordens an den Moghulhof zu senden kam vom Kaiser Akbar, der persönlich ernstlich an religiösen Fragen interessiert gewesen und auf politischer Ebene besorgt gewesen zu sein scheint über den Uneinigkeit schaffenden Effekt der Religion auf die Bevölkerung seines Reiches, das religiös sehr gemischt war. Die Muslime waren dort politisch an der Macht, aber repräsentierten nur 20% der Gesamtbevölkerung oder gar weniger. Im Jahre 1579 sandte Akbar eine Botschaft zum Handelszentrum der Portugiesen in Goa mit der Bemerkung, er würde eine Zahl von Jesuiten an seinem Hof willkommen heißen. Drei wurden gesandt und freundlich empfangen.
Sie hatten verschiedene Debatten mit dem Herrscher und mit muslimischen Gelehrten, und erstaunlicherweise anvertraute Akbar seinen zweiten Sohn Murad den Jesuiten, damit er von ihnen Portugiesisch und den christlichen Glauben lerne. Allerdings stellten sich zwei unüberwindliche Probleme ein der christliche Glaube an die Gottessohnschaft Jesu und der damit verbundene Glaube an die Dreieinigkeit Gottes. Trotz all seiner Unzufriedenheit mit dem Islam fühlte sich Akbar deshalb nicht imstande, diese christlichen Überzeugungen anzunehmen, und im Jahre 1583 kehrten die Jesuiten nach Goa zurück.
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Re: Die Buccintore (L' Ordo Bucintoro)
Es ist ein Thema das in jüngerer Zeit von Ayatollah Khomeini aufgenommen wurde. Sein so genanntes Kleines Grünes Buch, zitiert von einem christlichen Missionar in seiner Darstellung der iranischen Revolution, sagt: Westliche Missionare, die geheime Pläne ausführen, die vor Jahrhunderten entworfen wurden, haben auf eigene Initiative hin religiöse Schulen in muslimischen Ländern geschaffen Diese Missionare haben unsere Dörfer und unsere Landgegenden infiltriert um unsere Kinder zu Christen oder zu Atheisten zu machen Die Missionare, als Agenten des Imperialismus sind auch eifrig dabei in der ganzen muslimischen Welt, unsere Jugend zu pervertieren nicht um sie zu ihrer eigenen Religion zu konvertieren sondern in dem sie sie korrumpieren Propagandazentren sind errichtet worden mit dem einzigen Ziel, die Gläubigen von den Geboten des Islam wegzulocken. Ist es nicht unsere Pflicht, alle diese Quellen der Gefahr für den Islam zu zerstören? ( (P. Hunt, Inside Iran. London: Lion, 1981, S. 106-107.)
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