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Das Voynichmanuskript

Re: Das Voynichmanuskript

Der Text

Zunächst einmal ein kleiner Ausschnitt aus dem Manuskript, der einen ersten Eindruck vom verwirrenden Charakter des verwendeten Schriftsystemes zu vermitteln vermag. Ich habe den Kontrast leicht erhöht, damit die Eigenarten der Kursive besser zu Tage treten.

Ich werde im Folgendem die niedergeschriebenen Symbolfolgen naiv als das bezeichnen, was sie zu sein scheinen und vom »Text des Manuskriptes« sprechen. Es ist keineswegs sicher, dass es sich wirklich um einen »Text« handelt—es könnte auch eine (allerdings gut und einfallsreich) konstruierte sinnlose Zeichenfolge sein, was den bisherigen, äußerst deprimierenden Misserfolg aller Entzifferungsbemühungen verständlich machte.


<hr>Wirklicher Glaube beginnt dort,<br>wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.





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Re: Das Voynichmanuskript

Der erste Eindruck vom Text

Auf dem ersten Blick wirkt der Text beinahe vertraut und natürlich. Es sind Symbole zu Gruppen geordnet, diese Gruppen werden durch Zwischenräume getrennt, so dass der Eindruck von »Wörtern« entsteht. Die gesamte Schreibweise vermittelt den Augenschein, dass dieser Text relativ flüssig geschrieben wurde; so vermutet man dann schnell, dass er wohl auch flüssig zu lesen gewesen sein muss. Nichts im Erscheinungsbilde des Textes deutet darauf hin, dass beim Schreiben längere Gedenkpausen nach jedem Zeichen gemacht wurden, um komplizierte Berechnungen durchzuführen oder Hilfsmittel für die Verschlüsselung zu verwenden. Alles wirkt durchgehend und schwungvoll, wie eine durchaus hübsche und elegante, aber auch etwas eilige und schlampige Handschrift; und diese scheinbare »Schlampigkeit« erhöht noch den Anschein einer relativ leicht erzielbaren Deutung.

Verstärkt wird die »anheimelnde« Erscheinung durch die offensichtlich vertraute Schreibrichtung. Der Fluss des Textes geht deutlich von links nach rechts.

Obwohl der Text nicht lesbar ist, hat er etwas sehr gewöhnlich Anmutendes. Der unkundige Blick auf einen arabischen oder hebräischen Text oder gar auf Hieroglyphen bewirkt für einen Europäer ein viel größeres Befremden als diese äußerst ansprechende Kryptografie, die ihre Komplexität und Fremdartigkeit erst auf dem zweiten Blick zeigt.

So sagt man sich etwa folgendes: »Wir haben einen verschlüsselten Text, und die Verschlüsselung sieht so aus, als habe sie jemand flüssig und ohne besondere Hilfsmittel einfach im Kopfe durchgeführt und habe sie demnach wohl auch ebenso einfach rückgängig machen können, um den Text wieder lesen zu können. Das kann doch wirklich kein kompliziertes Verfahren sein, zumal die kryptographischen Methoden des Mittelalters eher primitiv waren.«

Auffallend ist dann noch das Fehlen jeglicher Satzzeichen. Die »Wörter« werden flugs hintereinander weg in Zeilen und Absätzen geschrieben. Wenn es eine feinere Struktur aus Sätzen und sprachlichen Gruppen gibt, sollte sie — wenigstens für den Autor und die eventuelle weitere Leserschaft der damaligen Zeit—leicht aus dem Text selbst hervorgehen und auch einem Entzifferer der Jetztzeit (eventuell mit einer gewissen Mühe) deutlich werden können.

Auch eine weitere Eigenart des Textes fällt sofort ins Auge. Einzelne Elemente der Illustrationen sind mit kurzen Texten, meist nur einem »Wort« versehen, so als hätte der Autor eine Bezeichnung daneben geschrieben. Und so denkt man sich: »Wenn man doch nur genau wüsste, was dort wirklich abgebildet ist. Dann hätte man einen ersten Ansatz zum Verständnis, und die Entzifferung wird einfach.«

Und dann fängt man damit an, sich mit dem Text zu befassen. Die scheinbare Vertrautheit, die einem eine einfache Aufgabe suggeriert, weicht schnell der totalen Konfusion…



Wirklicher Glaube beginnt dort,
wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.

Re: Das Voynichmanuskript

Probleme beim Ermitteln des Zeichenvorrates

Wenn sich jemand erstmals mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt, erscheint es ihm gar nicht recht einleuchtend, dass schon so etwas Elementares wie die Bestimmung des verwendeten Zeichenvorrates Probleme bereiten kann und auf das Heftigste umstritten ist. Deshalb gehe ich zunächst kurz auf dieses — im Folgenden für das Thema der Transkription noch recht wichtige — Thema ein.

Gehen wir einmal von einer Sprache aus, die jedem Leser dieses Textes vertraut sein dürfte, nämlich der Deutschen. Deutsch wird heute bekanntlich unter Verwendung des lateinischen Alfabetes geschrieben, welches 26 Zeichen umfasst. Damit sollte die Frage nach dem Zeichenvorrat eigentlich geklärt sein, wenn im Rahmen dieser kleinen Betrachtung einmal die Unterscheidung zwischen Majuskeln und Minuskeln ignoriert wird.

Bei nährerer Überlegung stellt man dann schnell fest, dass die deutschen Umlaute sowie die zum Schriftsymbol gewordene Ligatur aus »s« und »z«, unser heutiges »ß«, aufgrund ihres eigenen Lautwertes durchaus als eigene Zeichen betrachtet werden müssen. Ist aber jemanden die Deutsche Sprache fremd, hat er keine Möglichkeit der Entscheidung, ob es sich hier um (vielleicht nur ästhetisch motivierte) Abwandlungen von Zeichen des normalen Symbolvorrates (vielleicht mit diakritischen Zeichen zur Regelung der Betonung) oder um eigenständige Schriftzeichen handelt.

Dann finden sich sporadisch Sonderzeichen in der Deutschen Schriftsprache, die durch die Übernahme von Fremdworten einflossen, wie etwa in Café, Øresund oder Ångström. Ein unverständiger Betrachter, der den Zusammenhang und die Herkunft dieser Wörter nicht kennt, wird diese Zeichen falsch interpretieren oder sie in einem handgeschriebenen Dokument vielleicht sogar für Schreibfehler halten, wenn sie nur an einer Stelle erscheinen.

Darüber hinaus wird der Zeichenvorrat ergänzt durch gängige Abkürzungen und Sonderzeichen, als da beispielsweise wären: $, €, £, ¥, µ, ©, ®, ™, §, sowie die wichtige Gruppe der arabischen Ziffern. Je nach Art eines Textes treten solche Abkürzungen und Sonderzeichen mit unterschiedlicher Häufigkeit und in unterschiedlichen Zusammenhängen (ja, wie in diesem Text zuweilen auch als zusammenhanglose Aufzählung) auf, ihr besonderer Charakter muss sich einem Unkundigen unserer Sprache und Kultur verschließen, zumal viele dieser Zeichen wie Varianten der Zeichen des normalen Symbolvorrates erscheinen.

Weiterhin sind sich auch einige Zeichen im standardmäßigen Symbolvorrat des lateinischen Alfabetes recht ähnlich und könnten ohne nähere Kenntnis ebenfalls leicht für Varianten desselben Symboles gehalten werden, etwa »O« und »Q«, »C« und »G«, »h« und »n«, »c« und »e« oder »i« und »j«. Uns Zeitgenossen, die wir des Lesens lateinischer Lettern kundig sind, fallen diese Unterscheidungen meist sehr leicht, da wir den Zusammenhang des Geschriebenen und den üblichen Sprachgebrauch kennen und in der Bewertung dieser Subtilitäten des Schriftbildes gut geübt sind. Wie schwierig diese Unterscheidungen wirklich sind, wurde bei den ersten Versuchen deutlich, (gedruckte) Texte durch einen Computer erkennen zu lassen—und so richtig befriedigt eine OCR-Software auch heute noch nicht.

Bei der Betrachtung älterer Zeugnisse der Deutschen Sprache wird das Problem noch größer. Die Deutsche Sprache wurde in aller Regel in gotischer Fraktur geschrieben, dabei wurden bestimmte Symbolfolgen mit besonderer lautlicher Bedeutung zu Ligaturen zusammengefasst, desweiteren wurden einige Zeichen abhängig von ihrer Stellung im Worte in speziellen Varianten geschrieben. Die folgende Auflistung gibt einen kleinen Überblick der häufigsten Sonderfälle:



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Re: Das Voynichmanuskript

* »ch« wurde, seiner lautlichen Eigenidentität entsprechend, zu einer Ligatur zusammengefasst. »sch« repräsentiert ebenfalls eine lautliche Eigenidentität, wurde aber seltener zu einer Ligatur zusammengefasst.
* »st« wurde ebenfalls zu einer Ligatur zusammengefasst und aus diesem Grund bis zur letzten Rechtschreibreform niemals getrennt, selbst wenn sich an dieser Stelle eine Silbengrenze befand.
* »ck« wurde häufig als Ligatur geschrieben, aber nicht von jedem Schreiber.
* Ein abschließendes stimmloses »s« wurde als Ligatur von »sz« geschrieben, woraus das heutige Schriftzeichen »ß« entstand. Ein stimmloses »s« in der Wortmitte wurde hingegen durch eine Ligatur der Verdoppelung des Symboles »s« notiert, wenn der vorhergehende Vokal kurz war.
* »s« am Ende einer sprachlichen Gruppe von wortartiger Beschaffenheit oder als Fugenlaut zusammengesetzter Hauptwörter wurde als eigenes Symbol (als »Schluss-s«) geschrieben, welches keine offensichtliche Ähnlichkeit zum gewöhnlichen Symbol für »s« hatte, obwohl es den gleichen Laut repräsentiert.
* Fremdwörter lateinischen Ursprunges wurden häufig im lateinischen Alfabet, also mit einem völlig anderen Zeichenvorrat geschrieben, der nur entfernte Ähnlichkeit zu den Symbolen der Fraktur aufweist, obwohl beide Alfabete auf den gleichen Ursprung zurückgehen.
* Zu allem Überfluss sind sich in gotischer Fraktur die Zeichen »f« und das gewöhnliche, in der Wortmitte auftretende »s« sehr ähnlich.



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Re: Das Voynichmanuskript

Wenn unter diesen Bedingungen mehrere Menschen ohne Verständnis des Schriftsystemes und der Sprache aus dem Studium eines einzelnen — sei es auch ein sehr umfangreiches — Dokumentes heraus eine Abschätzung des Symbolvorrates vorzunehmen versuchen, dann werden dabei ungefähr so viele (gut und lehrreich begründete) verschiedene Abschätzungen entstehen, wie es Schätzer gibt. Die Einsicht in die wirklichen Verhältnisse würde bei diesem Unterfangen zur reinen Glückssache; sie wäre der bloße Zufall der richtigen Annahmen über Zeichen, Varianten von Zeichen, Ligaturen und Abkürzungen — und die Uneinigkeit unter den Schätzern würde dementsprechend groß werden.

Re: Das Voynichmanuskript

Eigenschaften des Schriftsystemes

Ich werde für alle folgenden Erläuterungen keine Ausschnitte von Bildern des Manuskriptes verwenden, da ich nicht den Fokus auf die teilweise schwierige Lesbarkeit und Interpretierbarkeit legen möchte, sondern einige Eigentümlichkeiten des Schriftsystemes aufzuzeigen gedenke. An ihrer Stelle verwende ich kleine Grafiken, welche ich mit Hilfe eines Grafikprogrammes und eines speziellen Zeichensatzes angefertigt habe. Diese Grafiken geben natürlich nur einen sehr idealisierten, viel zu regelmäßigen Eindruck dessen, was in der Handschrift wirklich erscheint (und dort seine eigenen, weiteren Fragen aufwirft). Für den hier verfolgten Zweck ist’s aber genau das Benötigte.

Für einen kleinen Eindruck der Schwierigkeiten betrachten wir einen winzigen Auschnitt—nur die erste Zeile der ersten Seite des Manuskriptes:



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Re: Das Voynichmanuskript

Hier wird schon eine gehörige Menge von Fragen aufgeworfen, die geradezu teuflisch schwer zu entscheiden sind, wenn keine weiteren Informationen über das Schriftsystem vorliegen:

Da sind die beiden sehr ähnlichen Symbole:....(siehe unten abgebildeter Dateianhang) die in der Handschrift manchmal gar nicht leicht unterscheidbar sind. Handelt es sich dabei lediglich um Varianten des gleichen Symboles, oder handelt es sich um zwei völlig verschiedene Symbole?


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Re: Das Voynichmanuskript

Auch die Symbole: ....(siehe unten abgebildeter Dateianhang)....sehen sich recht ähnlich. Sollten dies nur unwesentliche Varianten des gleichen Symbols sein, deren scheinbare Verschiedenheit durch die Unvollkommenheit der Handschrift entstand?



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Re: Das Voynichmanuskript

Ist ersteres unten aufgeführtes Zeichen im Dateianhang eigentlich ein:.....(an dieser Stelle hätte ich hier das zweite unten aufgeführte Zeichen einsetzen müssen)....mit einer Art von diakritischem Zeichen, oder ist es eine Form von Ligatur, oder ist es ein eigenständiges Symbol?



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Re: Das Voynichmanuskript

Das hier nun folgende Symbol sieht aus als bestünde es aus dem oben aufgeführten beiden Symbolen Nr: 6 + Nr: 3 in einer wirklich sonderbaren Ligatur. Stimmt diese Annahme, oder handelt es sich hier um ein eigenes Zeichen?

(Symbolnr.: 6+3 habe ich zur Veranschaulichung noch einmal drangehangen)



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