Dialekte. Im Jahre 1976 verkündete Precott Currier (der übrigens auch ein eigenes Transskriptionsalfabet ersann und verwendet) seine Entdeckung, dass der pflanzenkundliche Abschnitt anhand des Textes in zwei klar unterscheidbare Sektionen unterteilt werden kann. Die verwendeten Sprachen unterscheiden sich sehr deutlich im Aufbau der Worte; ferner konnte Currier zwei verschiedene Handschriften ausmachen, die sich mit den unterschiedlichem Sprachgebrauch gut deckten. Dies schien auf mindestens zwei Autoren zu deuten, die entweder verschiedene »Dialekte« schrieben oder unterschiedliche Konventionen in ihren Schreibweisen verwendeten. Die Erkennung der unterschiedlichen Handschriften ist eher unklar und wurde von vielen Experten der Graphologie nicht bestätigt, die Existenz der beiden »Dialekte« steht jedoch außer Zweifel. Ohne die Bestätigung durch die Graphologie sagen diese »Dialekte« jedoch nichts über die Anzahl der Autoren, sondern nur etwas über die Anzahl der verwendeten »Sprachen« oder »Schreibweisen«.
Wirklicher Glaube beginnt dort, wo jeder Zweifel zuvor den letzten Funken Glauben besiegt hat.
Re: Das Voynichmanuskript
Die Zusammenhänge zwischen den Illustrationen und dem Text sind fraglich. Wenn der Text im pharmazeutischen oder pflanzenkundlichen Teil eine Beziehung zur scheinbaren Natur der Abbildung hätte, würden, wäre der Text nicht verschlüsselt, sondern nur in einer uns unbekannten Sprache geschrieben, bestimmte, sich wiederholende Formulierungen erwartet. Im pharmazeutischen Teil sollte der Text die als Droge verwendbaren Pflanzenteile benennen (Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte) und wiederkehrende Zubereitungs- und Anwendungsformen erwähnen (Trocknen, als Tee zubereiten, frisch verwenden); im botanischen Teil sollten Eigenarten, Vegetationsperioden, Vorkommen der Pflanzen Erwähnung finden. Solche sich wiederholenden Formulierungen waren in diesen Abschnitten nicht nachweisbar.
Allerdings beachte man im Zusammenhang mit dem letzten Punkt:
Die Namen der Pflanzen. Beinahe jede Seite des pflanzenkundlichen Teils beginnt mit einem »Wort«, welches im ganzen Manuskript einmalig ist. Die Vermutung, dass es sich dabei um den Namen der abgebildeten »Pflanze« handeln könnte, ist nicht ganz abwegig.
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Re: Das Voynichmanuskript
Was ist das Voynich-Manuskript?
Wir haben beim Voynich-Manuskript den Augenschein der Illustrationen. Diese lassen vermuten, dass gesammeltes Wissen über Pflanzenkunde, Heilpflanzen, Astrologie, Kosmologie und einige schwer identifizierbare Themen niedergeschrieben wurde. Diese erste, naive Vermutung wird dann bei näherer Betrachtung immer fragwürdiger.
Trotz Jahrzehnte der Analyse ist die Antwort auf die Frage, um was es sich bei diesem Manuskript eigentlich handelt, immer noch im Dunkel. Und wo sich im Verlauf der Analyse die vielen Daten sammeln, aber keine befriedigende Antwort findet, da bilden sich Hypothesen. Jede dieser Hypothesen hat etwas für sich. Ich kann hier beim besten Willen nicht alle Hypothesen wiedergeben.
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Re: Das Voynichmanuskript
Hypothesen
Zu jeder der kurz manchmal zu kurz vorgestellten Hypothesen werde ich eine kleine Stellungnahme schreiben, die meine eigene Meinung wiedergibt. Alle diese Hypothesen werden so oder in leicht abgewandelten Formen wirklich vertreten, und sie werden viel besser begründet vertreten, als ich das in einem kurzen Abriss wiedergeben könnte. Wer sich für nähere Begründungen dieser Hypothesen interessiert, der sei auf das Internet verwiesen.
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Re: Das Voynichmanuskript
Das Manuskript ist ein verschlüsseltes Buch. Es enthält eine Sammlung von Texten, die aus irgendeinem Grunde im Geheimen gehalten werden mussten; sei es wegen der Inquisition, sei es aus politischen Gründen. Die ohnehin etwas lieblos ausgeführten Illustrationen haben nur die Funktion, von der wirklichen Bedeutung des Textes abzulenken, unter anderem sind auch die auffälligen »Bezeichner« sinnloses Gekrakel, was die abweichenden statistischen Eigenschaften erklärt.
Stellungnahme: Wenn das Manuskript verschlüsselt ist, dann kann es sich nicht um eine einfache Verschlüsselung handeln, diese wäre bereits geknackt worden. Bei allen bekannten komplexen Verfahren würden die beobachteten statistischen Eigenschaften der Sprache verloren gehen, der Text erhielte die ungefähren statistischen Eigenschaften einer zufälligen Zeichenfolge. So bliebe als nächste Möglichkeit eine aufwändige Verschlüsselung, bei der in einem zweiten Codierungsgang der codierte Text in einer Weise bearbeitet wird (etwa, indem er in bestimmte Zeichenhülsen integriert wird), welche die beobachteten, sehr verwirrenden Eigenschaften herstellt. Dagegen spricht jedoch, dass das gesamte Manuskript offenbar flüssig geschrieben wurde, ohne dass Unterbrechungen durch komplexere Verfahren sichtbar würden.
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Re: Das Voynichmanuskript
Das Manuskript ist genau das, was es zu sein scheint. Die abgebildeten Pflanzen existieren wirklich, können aber nicht identifiziert werden, da die Abbildungen in einer nicht leicht verständlichen Weise stilisiert sind. Dabei entstanden auch viele der sonderbaren Eigenschaften, die uns heute an den Pflanzen befremden. Der Text ist eine Niederschrift in einer Sprache, die heute ausgestorben ist oder in anderer Weise geschrieben wird. Die rätselhaften Dinge in einigen Illustrationen würden sich sofort klären, wenn wir imstande wären, den Text zu lesen; und wahrscheinlich wäre die Erklärung erschreckend banal.
Stellungnahme: Gut gedacht, aber warum sollte sich diese sehr auffällige Schreibweise nur in diesem einen einzigen Dokument erhalten haben, warum sollte damals kein Zeitgenosse diese Schriftart oder Sprache beschrieben haben? Das erscheint nur möglich, wenn die hypothetische Sprache von einer sehr kleinen Minderheit gesprochen wurde; dann fragt es sich allerdings, warum diese Minderheit ein eigenes, völlig einmaliges Schriftsystem entwickelt haben sollte, wo doch bewährte und bekannte phonetische Schriftsysteme in den Sprach- und Kulturräumen der Umgebung in Verwendung waren, deren (eventuell angepasste) Übernahme viel weniger Mühe als die Entwicklung eines eigenen Systemes bereitet hätte.
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Re: Das Voynichmanuskript
Das Manuskript ist ein mittelalterlicher »Fake«. Irgendein Quacksalber oder Alchimist hat es angefertigt, um seine zahlenden Klienten mit eine Quelle des »Geheimwissens« zu beeindrucken oder diese Quelle für viel Geld zu verkaufen. Die Motivation hierzu bestand in Habgier oder Geltungssucht.
Stellungnahme: Wenn es sich um einen »Fake« handelt, dann ist es ein wirklich guter geworden. Die statistischen Methoden, mit deren Hilfe die Eigenschaften des Textes ermittelt wurden, waren frühestens um 1550 einer Minderheit mathematisch gelehrter Personen bekannt, der Fälscher hätte weder die Möglichkeit gehabt, die hohe Qualität seiner Fälschung zu überprüfen noch hätte er die Möglichkeit gehabt, sie beim Anfertigen der Fälschung sicher zu stellen. Hätte der Fälscher Nonsens-Silben vor sich hin gesprochen und notiert, wäre ein Text mit völlig anderen Eigenschaften entstanden ähnliches gilt für das automatische Schreiben. Was jedoch wirklich gegen die große Mühe spricht, ist die Tatsache, dass eine solche Mühe gar nicht nötig gewesen wäre; bis zur Verarbeitung im Computer wären viele Schwächen in einem »Fake« unentdeckt geblieben.
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Re: Das Voynichmanuskript
Alchimie. Gelegentlich wird die Auffassung vertreten, das Buch habe einen alchimistischen Hintergrund.
Stellungnahme: Im keiner Illustration des Manuskriptes wird die in der Alchimie so verbreitete Darstellung einer chemischen Reaktion als »chimische Hochzeit« aufgefunden, auch sonst zeigen die Illustrationen keinen Bezug zur Alchimie. Die Ähnlichkeit einige Symbole des Skriptes mit alchimistischen Symbolen ist nur oberflächlich, und der Gebrauch dieser Symbole weicht vom alchimistischen Gebrauch erheblich ab.
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Re: Das Voynichmanuskript
Kunstsprache. Das Manuskript ist in einer Kunstsprache geschrieben, diese wurde unter philosophischen oder künstlerischen Aspekten konstruiert. Die Sprache ist beispiellos und weist keine Verwandtschaft zu einer lebendigen Sprache ihrer Zeit auf.
Stellungnahme: Durchaus möglich. Die ungewöhnlich strenge und rigide »Grammatik« der einzelnen »Wörter« kann als Hinweis auf eine Kunstsprache verstanden werden, was immer auch zu einem solchen Sprachentwurf geführt haben mag. Die Sprachverwirrung war im Mittelalter genauso groß wie heute; und eine Idee wie Esperanto ist nicht so abwegig, dass sie nicht mehrfach gedacht worden sein kann. Allerdings verwendeten gebildete und geistliche Menschen jener Zeit Latein als kraftvolles Hilfsmittel zum Gedankenaustausch, so dass der Bedarf nach einer Kunstsprache nicht so groß war. Eine kleiner Anmerkung würdig ist es, dass ja auch viele der Pflanzen wirken, als seien sie relativ willkürlich aus Bestandteilen zusammengesetzt, die oft gar nicht passen wollenwarum sollte die verwendete Sprache nicht ebenso beschaffen sein? Ein Entzifferungversuch scheint unter diesen Gegebenheiten recht aussichtslos.
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Re: Das Voynichmanuskript
Die »chinesische Hypothese«. Die Sprache des Manuskriptes ist eine fernöstliche Sprache, mutmaßlich Chinesisch, die an sich in einer schwer handhabbaren Piktogramm-Schrift notiert würde. Der Schreiber war vermutlich ein Europäer (vielleicht ein Händler, Forscher oder Missionar), der die Verwendung des bronzezeitlichen chinesischen Schriftsystemes als sehr umständlich empfand und sich deshalb, wie aus dem europäischen Kulturkreis gewohnt, ein phonetisches Notationssystem ausdachte, welches den Eigentümlichkeiten dieser Sprache gerecht wurde. Wegen der außerordentlichen Feinheiten der Betonung erschien ihm eine Schreibweise in lateinischen Lettern unangemessen, die heute so verwirrenden Eigenschaften des Textes entstanden folglich aus dem Erfordernis, die phonetische Struktur des Chinesischen mit den verschiedenen »Tönen« zusammen zu notieren. Viele der Eigenschaften des Textes lassen sich im Chinesischen nachvollziehen, etwa die Wortwiederholung oder die häufige Wiederholung sehr ähnlicher (im Chinesischen fast durchgängig einsilbiger) Worte, die sich nur in Feinheiten der Intonation unterscheiden. Ferner würde sich der Mangel an deutlich identifizierbaren Wortarten (wie Verben, Adjektive, Hauptworte) und klar erkennbaren Sätzen unmittelbar aus der chinesischen Sprache erklären lassen, die keine Grammatik in unserem Sinne kennt. Was als »Grammatik« im Text des Manuskriptes sichtbar zu werden scheint, das sind Regelmäßigkeiten anderer Natur, die den besonderen Anforderungen des phonetischen Notierens entsprangen.
Stellungnahme: Eine sehr gute Hypothese, die auch durch Untersuchungen des Textes belegbar ist (die Ähnlichkeit zur phonetischen Struktur fernöstlicher Sprachen ist erkennbar) und vieles Befremdliche gut erklären kann. Für die Entzifferung des Textes wäre sie ein Albtraum. Es ist kein Zufall, dass sich angesichts der vielen chinesischen Dialekte niemals eine phonetische Schrift in China durchsetzen konnte; und wie die gesprochene Chinesische Sprache im Mittelalter klang, entzieht sich wegen des Fehlens phonetisch notierter Beispiele jeder Möglichkeit einer Rekonstruktion. Es ist auch klar, warum sich selbst ein ausgefeiltes und der Sprache gut angepasstes phonetisches System in China nicht erhalten konnte; es wäre für den schriftlichen Gedankenaustausch innnerhalb eines sehr heterogenen Sprachraumes nur hinderlich gewesen. Ein Punkt nur spricht gegen diese am Text orientierte Hypothese: Es gibt keine Illustrationen in typisch fernöstlicher Gestaltung mit entsprechenden Themen, ganz im Gegenteil, vieles wirkt sehr europäisch.
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