Nach einer Weile hatte sich Sebastian soweit gefangen, dass er sich wieder vom Boden aufstemmte und aus dem Gestüt sah. Wes und Wüstenwind waren immer noch nicht da und es sah so aus, als würde ein Sturm hereinziehen. Schnell holte er sein Handy heraus und schrieb Wes eine Nachricht in der Hoffnung, dass dieser sie lesen würde. " Hey, wie geht es dir? hast du Wüstenwind gefunden? Seid ihr sicher?" Diese schickte er ab.
Wes und Wüstenwind kämpften sich durch den Wald. Schließlich fanden sie eine Felswand, bei der ein Fels etwas herausragte und ein Dach bildete. So waren sie etwas geschützt. Zwar prasselte der Regen immer noch auf sie herunter, aber sie wurden nicht von herunterfallenden Ästen getroffen. Wes suchte nach seinem Handy. Nur um festzustellen, dass es aus war. Vermutlich der Sturz in den Bach.
Sebastian versuchte die Situation optimistisch zu sehen. Es wäre eine gute Übung. Man weiß ja nie ob man noch einmal in so eine Situation kam. Wes ging es bestimmt gut. Er kann ja auf sich selber aufpassen! Er hätte noch mehr Ideen gehabt die gleichzeitig ablenken sollten, aber auch ein wenig unlogisch waren.
Der Regen wurde immer stärker und man sah die Hand vor Augen nicht mehr. Aber Wes war so unheimlich kalt. Im Wald konnten sie nicht bleiben. Dann wäre er spätestens morgen sterbenskrank. Und alle würden sich Sorgen machen.
Sebastian lief im Gestüt umher und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Irgendwann war er soweit, dass er sich wieder auf den Boden setzte und auf den Eingang starrte. Dann war er abgedriftet und wie in Trance. Würde ihn jemand ansprechen, dann reagierte er vermutlich nicht.
Pferd und Reiter kämpften sich derweil durch den Wald. Es war unheimlich anstrengend, da auch noch der Sturm dazu kam. Wes hatte eigentlich einen guten Orientierungssinn, aber in einem dunklen Wald bei Sturm ließ dieser ihn im Stich. Irgendwann ließ er sich auf einen umgestürzten Baum sinken. Wüstenwind stand neben ihm und senkte den Kopf. "Es tut mir Leid, Großer. Ich bin Schuld."
Sebastian hatte das Gefühl für Raum und Zeit verloren und auch keine Nachricht von Wes bekommen. Ansprechbar war er auch noch nicht. Sein Blick war immer noch stur zum Eingang gerichtet. Dass ihm kalt wurde weil die Tür aufstand, bemerkte er nicht. Auch den Sturm draußen nahm er schon gar nicht mehr war.
Wüstenwind schmiegte seinen Kopf an Wes Rücken. Sie waren beide klatschnass und Wes zitterte. Er würde totmüde und ihm war immer noch eiskalt. Als seine Augen sich schlossen, stupste Wüstenwind ihn stärker an und warf ihn fast vom Baumstamm. Nicht aufgeben, hieß das. Wes seufzte und stand auf. "Du hast Recht. Dann komm, bevor wir hier erfrieren."
Sebastian hatte bestimmt zich Anrufe und Nachrichten bekommen. Doch er reagierte auf keine einzige. warum auch? Hatte ja eh keinen Sinn. Wenn seinem freund was passiert, würde er sich dann nie verzeihen, dass er hier saß und Nichts gemacht hatte um ihm zu helfen. Wes könnte da draußen erfrieren. Dass würde Sebastian nicht mitbekommen. Der gedanke sorgte dafür, dass sich seine Augen mit Tränen füllten.
Der Wind hatte unheimlich zugenommen und von der kurzen Abfolge, die Blitz und Donner sich leisteten, war das Gewitter genau über ihnen. Wes kämpfte sich mit Wüstenwind voran und schaffte es tatsächlich aus dem Wald heraus. Als er die schmenenhaften Umrisse des Gestüts erkannte, schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf sein Gesicht. Jetzt war alles gut.