Damian konnte gar nicht so schnell schalten wie alles passierte. Entsetzt sah er mit an, wie Kiran erst Cain verprügelte und dann mit William das gleiche machte. "Nicht!", schrie er, aber natürlich nutzte es nichts. Ehe er aufspringen konnte, hatte Kiran ihn in Ketten gelegt, und er begriff die Worte, die er dann zu ihm sagte, erst, als es zu spät war. Ein Messer blitzte auf, und gleich darauf tanzten ihm weiße Sternchen vor den Augen. Damian brüllte los, und im ersten Moment dachte er 'Er hackt mir die Hand ab. Dieser Wahnsinnig hat mir die Hand abgehackt.' Er wollte es nicht sehen, aber er musste. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er auf die Kiste neben dem Bett. Seine Hand lag darauf, und als er seinen Fingern befahl, sich zu bewegen, gehorchten sie ihm. Alle bis auf einen. Sein kleiner Finger lag reglos auf der Kiste, und geschockt zog Damian die Hand zurück. Der Finger blieb liegen. "Oh Gott", flüsterte er, als er sich die Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Bauch presste, wo ihm das Blut über die Haut lief. Es tat so verdammt weh, und das schlimmste war - Kiran wollte das gleiche mit William tun. "Nicht ..." ...William, hatte er sagen wollen, aber er beherrschte sich noch rechtzeitig. "Nicht Damian! Er hat doch gar nichts getan!" Verzweifelt sah er zu Will, der auf dem Boden lag und sich immer noch vor Schmerzen krümmte, ebenso wie Cain. Das war wirklich der schlimmste Alptraum, der jemals wahr geworden war.
Re: Kirans Versteck
Cain beobachtete mit halb verschleiertem Blick, wie Kiran auf William zuging, der am Boden lag. Er wusste nicht, was er mit Damian getan hatte. Er hatte ihn nur wie am Spieß schreien hören. Aber er hatte einfach nicht die Kraft sich aufzurichten. Nicht einen Milimeter. Er betete, dass er ihm nicht die Hand abgetrennt hatte. William reagierte nicht, als Kiran auf ihn zukam. NUr seine Augen schienen sich noch mehr zu weiten. "Ich weiß zwar nicht wozu es gut sein soll, aber HAze will, dass ich auch von ihm ein Andenken nehme" erklärte Kiran sachlich. "MIr ist es gleich." Er schnellte nach vorne und griff nach William Hand, die er auf den Boden drückte. Dann blitzte wieder das Messer auf und er hörte Williams markerschütternden Schrei. Im nächsten Moment wurde endlich alles schwarz um ihn und eine gnädige Ohnmacht befreite ihn für einen Moment von den Schmerzen.
Re: Kirans Versteck
Damian fühlte sich, als würde sein Herz wieder und wieder brechen, als er William so schreien hörte. Er wollte zu ihm, aber die Ketten hielten ihn, und er krümmte sich zusammen. Tränen vermischten sich mit dem Blut auf seinem Bauch. Warum musste Kiran William das auch antun? Und wer zur Hölle war Haze? Hatte Kiran noch einen Komplizen irgendwo? "Wer ist Haze?", fragte Damian mit zitternder Stimme. Sein Blick fiel auf Cain, der in seiner Ecke in Ohnmacht gefallen war, und obwohl er wahnsinnige Angst hatte, obwohl er wusste dass Kiran verrückt war, und obwohl er ihm eben den Finger abgehackt hatte, fühlte Damian Wut in sich aufsteigen. "Und wie behandelst du deinen Sohn!", schrie er ihn an. "Er hat einen gebrochenen Arm, wie oft soll ich es dir noch sagen! Warum quälst du ihn so, und warum tust du meinem Bruder das an! Ich bin der einzige, den du willst, lass die anderen gehen, verdammt nochmal!"
Re: Kirans Versteck
Kiran sah gleichgültig auf William und Cain hinab. Offensichtlich waren sie für ihn nicht mehr wert als Ungeziefer. Er zeigte nicht die leiseste Spur von Rührung, als Damian erwähnte, dass Cain sein Sohn war. "Es ist wie du es sagst William" er ging wieder auf seinen Gefangenen zu. "Der einzige den ich will bist du. Alle anderen sind nicht das geringste wert. Ich behalte die beiden nur, weil es Spaß macht, sie schreien zu hören." Er ließ sich neben Damian auf dem Bett nieder und nahm seine verletzte Hand. er zog einen Verband und Jod aus seinem Umhang und verarztete sie sorgfältig, fast zärtlich. "Du denkst doch nicht, dass ich dir wehgetan habe, oder? Das darst du nicht denken William. Es war das Messer. So war es damals schon..." Er stellte das Jod auf die Kiste und nahm stattdessen den Finger, den er sorgfältig einwickelte, ehe er ihn in die Tasche steckte. "Und du hast vergessen, wer Haze ist?" Er grinste zufrieden. "Das wird ihn sehr ärgern, aber es geschieht ihm Recht. Er war der erste, der uns auseinanderbringen wollte. Er hat es gewagt an dich heranzukommen. Aber das hat er bitter bereut. " Kiran sah unruhig auf. "Er sagt, dass ich wieder gehen muss. Es gibt noch viel zu tun. " Er küsste William auf die Stirn. "Ich lasse dir das Jod hier und sehe bald wieder nach dir. " Er verließ den Raum.
Re: Kirans Versteck
Damian wurde es eiskalt, als er sich immer besser vorstellen konnte, was damals zwischen Kiran und William passiert sein musste. Kein Wunder, dass er so durchdrehte. Es musste der reinste Alptraum für ihn sein, Kiran plötzlich wieder ausgeliefert zu sein. Immer noch seine verletzte Hand an seine Brust drückend, nahm er das Jod und ging zu William, um nach seiner Hand zu sehen, aber Will sah völlig verängstigt zu ihm auf und beeilte sich, von ihm wegzukriechen. Damian erstarrte. "William, ich... ich will dir doch nur helfen", flüsterte er, aber Will kauerte sich in eine Ecke wie ein verschrecktes Tier, und es gab Damian einen Stich, der mehr schmerzte als jedes Messer es je gekonnt hätte. Zögernd trat er langsam näher. Seine Fußfesseln reichten nicht allzu weit, und er hoffte, dass er William in der Ecke noch erreichen würde können. "Will", sagte er sanft. "Deine Hand blutet. Ich muss das säubern." William versuchte, sich noch enger in die Ecke zu drücken, er stieß sich mit den Füßen ab, aber er saß schon so weit drin wie möglich. Damian wusste nicht, wie oft ihm in den letzten Stunden schon das Herz gebrochen war. Es passierte wieder und wieder. Er kniete sich hin und rutschte langsam auf seinen Bruder zu, bis er in Reichweite war. "Gib mir deine Hand William", sagte er sanft, aber bestimmt. Will sah ihn nur an. Damian streckte vorsichtig eine Hand aus, und es gelang ihm wirklich, Williams Hand zu erreichen. Sanft zog er sie von ihm weg und brachte etwas Jod auf die Wunde. William schrie heiser auf, riss seine Hand zurück und flüchtete in eine andere Ecke. Damian seufzte, aber wenigstens war es ihm ein bisschen gelungen. Er drehte sich um und ging zu Cain. Er berührte ihn sachte an der Schulter und schüttelte ihn ganz leicht. "Cain", sagte er leise. "Cain! Ist alles in Ordnung?"
Re: Kirans Versteck
Er wollte nicht aufwachen. Er wollte nicht. Es war gut, dass er ncihts mehr mitbekam, dass er nichts mehr fühlte. Es war gut. Er wollte nicht zurück in die grelle Helligkeit des Raumes. Aber er konnte Damian jetzt nicht im Stich lassen. Er musste zurück. Langsam kam er an die Oberfläche zurück und schlug blinzelnd die Augen auf. Sofort waren die Schmerzen wieder da und er krümmte sich wimmernd zusammen. "Was hat er mit euch gemacht Damian?" flüsterte er und griff vorsichtig nach dessen Hand. Er stöhnte leise, als er den blutigen Verband sah. Der kleine Finger von Damians rechter Hand fehlte. "Das ist schrecklich" flüsterte er heiser. "Ich will hier raus Damian. Bitte, ich will hier raus" erklammerte sich an Damians Hand fest. "Er tut uns weh."
Re: Kirans Versteck
Damian beugte sich herab und strich Cain mit der linken Hand über die Haare. "Hab keine Angst", sagte er. "Wir schaffen es. Jemand wird uns finden, und dann kommen wir hier raus. Kirans Ausbruch ist lange schon bemerkt worden, sie werden schon sehr intensiv nach ihm suchen." Immer noch leuchtete ihm nicht ein, wer Haze war. Jemand, der sich zwischen Kiran und Will gedrängt hatte? Vielleicht hatte Will mit ihm geschlafen, und Kiran hatte es mitbekommen. Und so wie es schien hatte Kiran ihn wohl auf dem Gewissen, und jetzt war er wohl so eine Art innere Stimme geworden. Schließlich hatte Kiran eben behauptet, ihn zu hören, und er wirkte öfters so als würde er lauschen. Damian war froh, dass es so war, das war besser als wenn noch jemand von der Sorte dagewesen wäre. Er zog Cain ein wenig hoch so dass dessen Kopf auf seinem Schoß lag, und strich ihm weiter über die Haare. "Ich habe Jod", sagte er. "Brauchst du welches?"
Re: Kirans Versteck
Cain schüttelte den Kopf. "Heben wir es lieber auf" sagte er udn merkte im nächsten Moment, wie furchtbar, diese Aussage klang. Aber es war nur realistisch mit weiteren Verletzungen zu rechnen. Sie mussten einen klaren Kopf bewahren. Seine schlimmste Verletzung war immer noch sein Arm und da würde auch kein Jod helfen. Er konnte fühlen, dass sein Arm mittlerweile angeschwollen war. Er protestierte auch gegen die kleinste Bewegung die er ausführen musste und er war unendlich froh über die Schlinge, die Damian ihm gemacht hatte. Genauso froh war er darüber, dass er jetzt seinen kppf auf Damians Schoß legen konnte. Damian war das einzige, was ihn hier bei Verstand hielt. Es war eine gemeine Drehung des Schicksals, dass der Mann überhaupt hier war und Cain hatte ein schlechtes Gewissen, dass er so froh war, ihn hier zu haben. Aber Damian war für ihn im Moment wie ein Engel. Er tastete nach dessen Hand. Noch nie hatte er Trost so sehr nötig gehabt. Es gab ihm ein Stich im Herzen William anzusehen. An ihn kam kein Trost mehr heran. Er war wirklich vollkommen alleine. Nichts konnte ihm jetzt helfen. "William, komm doch bitte zu uns" flüsterte er. "Wir tun dir nicht weh."
Re: Kirans Versteck
Damian wusste genau, wie nötig Cain es hatte, dass man sich um ihn kümmerte. Bei diesem Vater hatte er sicher keine glückliche Kindheit gehabt, und Damian wünschte sich, ihm etwas von dem, was er verpasst hatte, zurückgeben zu können, obwohl er wusste dass er das wohl nicht konnte. Er hatte sich nie als Vaterfigur gesehen, genauso wie er sich nie Kinder gewünscht hatte, aber wie er jetzt mit Cain hier saß, spürte er, dass er viel zu geben hatte, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es da war. Wenn der Junge nicht ohnehin auf ein Internat gegangen wäre, hätte er ihm ohne zu zögern angeboten, mit ihm zu kommen. Er mochte Cain. Er mochte ihn sehr. Er war ein beeindruckender junger Mann, wie er das alles hier ertrug, ohne den Verstand zu verlieren, ohne hysterisch zu werden - ja, er war erstaunlich vernünftig für sein Alter, und er schien ein Herz aus Gold zu haben. Als er William bat, zu ihnen zu kommen, zog sich Damians Herz wieder zusammen, und er wandte sich um. William saß immer noch in der Ecke, und er hatte wieder angefangen, vor und zurück zu wippen. Es machte Damian fertig, das zu sehen, und eine Träne tropfte auf Cains Stirn in seinem Schoß. Abwesend wischte er sie weg. "Entschuldige", murmelte er und zog die Nase hoch.
Re: Kirans Versteck
Cain konnte sich gut vorstellen, wie schlimm es für Damian sein musste zuzusehen wie es seinem Bruder immer schlechter ging. Für ihn selbst war es auch unerträglich William zuzusehen. Er wusste nicht, was besser war: William in seiner Welt zu lassen und ihm damit sicher Kummer zu ersparen oder zu versuchen ihn zurück zu holen, um zu verhindern, dass er sich für immer vor allen verschloss. Sein Rückzug war wahrscheinlich ein Selbstschutz. Die einzige Verteidigung, die er gegen Kiran noch hatte. Und er glaubte nicht, dass sie das REcht hatten, ihm das zu nehmen. Außerdem konnten sie im Moment sowieso nichts tun. "Damian, meisnt du, wir sollten darüber reden wwas wir tun wollen? Vielleicht können wir die wenigen Dinge, die wir über Kiran wissen irgendwie für uns ausnutzen." Er schluckte. Das Sprwechen fiel ihm schwer, da seine Kehle so trocken war. "Zumindest du bist ihm nicht gleichgültig. Zwar verletzt er dich von uns allen am schlimmsten, aber auf seine perverse Art sorgt er auch für dich. Lass uns überlegen, was wir unbedingt brauchen. Vielleicht kannst du ihn dazu bringen dir das zu geben. Wir haben Jod." Er biss die zähe zusammen. "Vielleicht gibt er dir auch ein Schmerzmittel. Mein Arm bringt mich um."