Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgahten V

Re: Im Auftrag des Falgahten V

"Zieht fester! Noch einen Zoll!"
Das zweite Vorstag wurde an dem Klüver angesetzt und machte etwas Schwierigkeiten. Hein wurde immer ungeduldiger. Die beiden Franzosen kamen immer näher und bisher waren noch längst nicht alle Stagsegel anschlagbar. Wenn sie nicht bald mehr Fahrt machten, so würden sie sich einem weiteren Gefecht stellen müssen. Und es war mehr als zweifelhaft, ob die Braut das noch überstehen konnte.
"Zieht! Ihr Hurensöhne und Bilgenratten! Verdient euch die Heuer! Und zieht!"
Und mit einer gemeinsamen Anstrengung wurde der Augspleiß in die Halterung gezogen und hakte ein.
Sofort hissten Fedder und Frauke das dazugehörige Stagsegel.
Jetzt fehlte nur noch der Binnenklüver. Und als kleinen Ausgleich für das fehlende Focktop wollte Hein noch einen Fischermann setzen lassen.
Hein schaute kurz nocheinmal nach dem Sonnenstand. Bis zum Sonnenuntergang waren es noch gut und gern zwei Glasen. Und die beiden Franzosen waren nicht mehr weit entfernt. Sie kamen zwar nicht mehr ganz so schnell näher, aber näher kamen sie doch. Hein fluchte leise vor sich hin, bevor er die Leute ans nächste Stag trieb.
"Master Hein!" Es kam Hein so vor, als ob der alte Rübenbauer, der zur See gar nicht so ungeschickt war, an seinem Ärmel zupfte.
"Hmmm...?" antwortete Hein nur.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

"Master Hein, es ist wahrscheinlich nicht der rechte Moment für Experimente, aber da die Franzecken uns schon recht nah im Nacken sitzen, hätte ich trotzdem einen Vorschlag, der uns vielleicht etwas Zeit verschafft." Vadder erntete den von ihm erwarteten Gesichtsausdruck. Aber drauf gehustet! Und er würde sich vermutlich an Heins Stelle auch komisch finden.
"Als ich so dran dachte, wie schön friedlich das doch bei den Rüben war, wie die so friedlich in der Erde stecken und mit ihrem Grün rausgucken, da ist mir eine kleine Überraschung für die Froschfresser eingefallen. Die sind uns ja direkt achteraus hinterher, und je näher die uns kommen, desto schlechter können die ja ausweichen. Und nachdem die uns so praktische Löcher ins Heck geblasen haben, sollten wir doch eins davon nutzen und ihnen mal eine Seerübe zeigen." Vadder grinste Hein an, der irgendwie ziemlich skeptisch schien.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Aus dem Rübengeschwafel des Alten war nur schwer herauszuhören, was der Alte wirklich meinte. Aber Hein ahnte ungefähr den Sinn. Er erinnerte sich an die Schlacht bei der Robbeninsel. Er sah vor seinem Augen die Fässer seines Bruders und die unglaubliche Wirkung, die diese auf die Galeeren der Khardin gehabt hatten. Eine der Mittleren hatte es in die Luft gehoben und in der Mitte zerbrochen. Wie glücklich wäre er, wenn er noch ein paar der Fässer seines Bruder gehabt hätte. Dann würden die Franken dumm aus der Wäsche gucken. Aber er hatte keine. Leider. Und die zehn von der Robbeninsel zu erhalten war teuer genug. Er schuldete seinem Bruder jetzt einen Gefallen. Und wer weiß, was das verschrobene Hirn ausbrütete. Er würde folglich dafür zahlen müssen. Teuer zahlen. Aber wie gesagt er hatte keine mehr von den Fässern. Danach hatte er einmal mit Pulver in den Fässern experimentiert. Aber ohne Verdämmung waren die Ergebnisse nur dürftig. Selbst bei einem Treffer neben der Bordwand, war höchstens mit ein paar lockeren Planken zu rechen. Und nach der ersten Explosion brauchten die Franken nur leicht aus dem Kielwasser der Braut driften und schon waren sie nicht mehr erreichbar. Der Vorschlag des Alten war gar nicht mal so dumm, aber hier mit ihren Mitteln war er nicht mit Erfolg zu verwirklichen. Leider. Hein schaute den Alten nur einmal kurz an.
"Nein!" sagte er einfach.
Und machte sich wieder an die Arbeit, die Stags zu setzen. Gleichzeitig brüllte er noch Xiana an zwei leichte Spirren und einen Ballen Segeltuch aus dem Laderaum zu holen und zum Großmast zu bringen.
Seine Rippen taten höllisch weh und der Schädel brummte wie ein Hornissenschwarm.
Leise fluchte er vor sich hin.
Und die Franken krochen näher.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

"Wie, nein? Wollt Ihr das Pulver sparen, damit die Franzecken schön Salut damit schießen, wenn sie uns aufhängen?" Vadder zweifelte etwas am Sinn der Sparsamkeit. "Wir haben doch noch Pulver, oder nicht?" Langsam kroch ein ganz ungutes Gefühl an Vadders Rücken hoch.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Jocke schaute zu Vadder und rief rüber "Ey... los geh an die Arbeit... oder glaubst du die Franzen gönnen uns ein Päusschen?"
Jocke wusste das der Aufprall und der Mast ihn härter erwischt hatten als er zugeben wollte, er fühlte das in seinem Körper irgendetwas gebrochen war... doch die Schmerzen waren im Moment nebensache.


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ICH HAB AUCH MAL SPAGHETTIS GEGESSEN!!!

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Einige hundert Seemeilen entfernt…

„Suðvestur átt, námskeiðið er að!“ meldete der Stefnir und Narfi Langnarbes Blick folgte den Sternen am Firmament. Er nickte zufrieden und wendete den Blick wieder voraus. Vor zwei Nächten hatten sie die Spitze Söderlands fern auf Backbord passieren lassen und waren weiter nach Nord-Westen gesegelt, um genügen Raum für den nächsten Schlag zu bekommen. Dann hatte Narfi den Befehl zum Kurswechsel gegeben und sie liefen hierauf Westküste Söderlands ab, welche irgendwo östlich hinter dem Horizont lag. Als sie in dieser Nacht Forsitesland passierten, da ließ Narfi erneut den Kurs wechseln.

Die „Otr“ machte gute Fahrt und es wären nur noch wenige Tage bis sie das Delta des Rhenus oder dem Rijn, wie seine Anwohner ihn nannten und welcher bei den Fremden wohl „Thalan“ hieß, erreichen würden. Es war eine ereignislose Überfahrt, sah man von dem kleinen Unwetter einmal ab. Dennoch war er froh, bald in einen freundlichen Hafen einzulaufen, bevor sie sich den Rhenus hinauf gen Aranien aufmachen würden. Frische Verpflegung würde die Stimmung der Männer sichtlich verbessern und den Fremden würde ein wenig Ruhe ebenfalls gut tun. Schließlich hatte sich noch am ersten Tag gezeigt, daß sie die Fahrt in einem offenen Schiff alles andere als gewöhnt waren. Dennoch hatten sie sich tapfer gehalten und hielten sich mehr am Mast, denn mit Wehklagen auf.

Nun, nur noch ein paar Tage Trockenfisch und kaltes Kraut, dann wäre es geschafft...

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Heins Augen wurden dunkel.
Der Kerl warf mit dem Arsch das um, was er sich durch harte Arbeit und einen guten Vorschlag gerade an Respekt verdient hatte.
"Keine Diskussion jetzt, wir klären das später!" brüllte er Vaddern zu.
"Und Pulver haben wir weiß der Klabauter genug!" setzte er noch hinzu.
Die Franken kamen langsam in Schußreichweite und die Braut war immer noch nicht schnell genug um den Abstand zu halten. Da hatte er einfach keine Zeit, große Erklärungen zu halten.
"Pöpke, bring die zwei Langlaufgeschütze von vorn aufs Zwischendeck und setz sie auf neue Lafetten. Falls wir hier auf dem Achterdeck zusammengeschossen werden, möchte ich die so schnell wie möglich in Stellung gebracht wissen. Und nimm Vaddern und die vier Neuen aus Perlhafen mit, damit sie dir unter die Arme greifen."
Ein wenig harte Schlepparbeit würde dem renitenten Alten gut tun.
Derweil schleppte Xiana schon den Ballen Segeltuch an. Und ihre Gruppe erschien mit den Spirren.
"Xiana, zwei Leute auf die Gaffel, zwei auf den Baum. Dort schlagt ihr die beiden Spirren an. Wir verlängern das Großsegel um fünf Ellen, die Breite der Stoffbahn."
Um den Druck abzufangen, der daduch stärker aufs Heck wirkte, würde sich Jocke etwas mehr am Ruder ins Zeug legen müssen. Zumindest, bis sie vorn am Klüver eine Blinde improvisiert hatten.
Ja, das Focktop fehlte an allen Ecken und Enden. Dadurch war die Braut einfach aus dem Gleichgewicht.
Wie als Antrieb für die müde Besatzung, schoß das erste fränkische Schiff mit den beiden Buggeschützen auf die Braut. Kurz darauf folgte das Zweite.
Alle Geschosse lagen zu kurz.
Noch.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

"Ja, schon gut, neue Lafetten. Aber sagt nachher nicht, ich hätt's Euch nicht vorgeschlagen. Und wenn's Pulver nicht genug Rumms hat, nehmt Möwenkacke. Vom Vorschiff, da sitzen die immer." Vadder marschierte leise fluchend mit Pöpke zu den Geschützen, um sie mit neuen Lafetten zu versehen.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Hilke half wo sie nur konnte, befolgte alle Befehle die sie bekam gewissenhaft. Sie mochte heftige Auseinandersetzungen und ging gerne an ihre Grenzen doch in der Seefahrt kannte sie sich nicht aus und sie musste vieles erst bei Xiana oder anderen hinterfragen ehe sie etwas tun konnte. Das nervte sie gewaltig doch sie lernte schnell.

Re: Im Auftrag des Falgahten V

Es krachte und das Heck der Braut hüllte sich in Pulverdampf.
An dem nahesten der Frankenschiffe, das sie mittlerweile als "le Loire" identifiziert hatten, splitterte es im Bug. Einige der sechs Geschosse hatten wohl getroffen. Außerdem fiel die Blinde in sich zusammen. Wahrscheinlich war die Rah getroffen worden. Kurz darauf teilten sich die Schiffe auf und verließen das Kielwasser der Braut. Ihnen schienen die sechs Langlaufgeschütze, die ihnen vom Heck der Braut Kugeln um die Ohren schossen, ein wenig zuviel des Guten. Sie nahmen in Kauf, dass sich der Abstand zur Braut etwas vergrößerte. Dafür kamen sie aus dem Bestreichungsbereich der Heckgeschütze. Die Loire drehte nach steuerbord und die Pontoise nach backbord.
Mittlerweile war auf der Braut das Großsegel um die weitere Tuchbahn verlängert worden. Und die Braut verlohr kaum noch Raum gegen die beiden Franken. Wenn überhaupt noch.
Hein schaute prüfend zum Himmel. Es dämmerte schon. In einer Glasen etwa würde es dunkel werden. Vielleicht hatten sie ja doch noch eine Chance, es in die Dunkelheit zu schaffen. Der Mond stand im ersten Viertel, es würden folglich nur Sterne am Himmel stehen. Und da würde es schon sehr schwer werden, die Braut weiterhin auszumachen.
Eine Glasen.
Vielleicht anderthalb.