Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgathen II

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Hein schaute Fedder hinterher. Er grübelte noch ein Weilchen vor sich hin. Schaute auf die Karten, schaute in seine Listen, schaute auf seinen Kompass.
Aber alles war ohne Sinn.
Das was er dort sehen wollte gab es dort nicht.
Das was er suchte, war die Gewissheit.
Die Gewissheit das Richtige zu tun.
Die Gewissheit, dass sich die Schiffe dortbefanden wo er sie vermutete.
Die Gewissheit, dass sie eine reelle Chance hatten.
Die Gewissheit, dass er Fedder nicht in den Tod schickte.
Die Gewissheit, dass die Khardin das taten, was er von ihnen erwartete.
Aber diese Gewissheit gab es nicht.
Immer wieder zermarterte er sich das Hirn.
Was konnten sie tun?
Was würde er tun?
Aber es gab keine Gewissheit.
Und keine Sicherheit.
Aber er hatte getan, was er für das Richtige hielt.
Jetzt hieß es losschlagen und das Beste daraus machen.
Die Figuren waren verteilt.
Es war Zeit für den ersten Zug.
Aber es fiel ihm schwer.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Jocke stand bei der mäßigen Brise an der Pinne. Vom Achterdeck schaute er Pöpke und Xiana beim Deckschrubben zu. Verträumt grinsend blickte er dem Auf und Ab der hübschen Achterdecks der beiden jungen Frauen zu. Ach ja, er hatte schon deutlich schlechtere Tage gehabt.
"Hör auf so dämlich zu grinsen und dreh die Braut bei."
Jocke hatte Hein nicht kommen hören. Etwas erschrocken zuckte er etwas zusammen.
"Wie? Äh...beidrehen. In Ordnung."
Kraftvoll schlug er die Pinne herum.
"Klar zum Beidrehen! Hauke: Signal an die Prise: längsseits kommen. Signal an die Witwe: Wache!"
Mit seiner Achterdeckstimme brüllte Hein die Kommandos über das Deck der Braut.
"Freiwache klar zum Laden!"
Und das verschlafene Dösen auf der Braut wechselte zu geschäftigem Treiben.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Da das Deck der Braut jetzt nur so von auf die Planken klatschenden Füßen wimmelte, die hier hin und dort hin liefen verzogen sich die Frauen nach unten in die Kombüse um beim Gemüse, Kartoffeln und Fleisch schneiden zu helfen.
Dort lachten die Frauen über die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen. Vor allem über die, die beim Manöver geschehen waren.
"...Und wie du den aus dem Zelt geprügelt hast...haha... so schnell konnte der gar nicht von dir wegkommen...hihi", lachten Pöpke und Roxana.
"Ich habe keinen gesehen, der ihn unbedingt sehen wollte. Ob mit oder ohne Gewand," erwiederte Xiana und alle lachten noch lauter.
Durch die Planken hörten sie das geschäftige Treiben der Männer.
Das würde jetzt erst mal ne Weile dauern und Heins Gebrüll würde sich Später eher heiser anhören.



Re: Im Auftrag des Falgathen II

Fedder verzog sich mit dem Rum auf das Vorderkastell der Braut und entschied dann, sich aus der Kombüse noch schnell was zu beissen zu holen. Er steckte den Kopf durch die Tür und fragte die Frauen nach einem Stück Brot und etwas Trockenfleisch.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Die "londrischer Stolz" dümpelte träge neben der "Schwarzen Braut". Eng waren beide Schiffe miteinander verzurrt und nur die groben Bastfender hinderten die Schiffe daran sich gegenseitig die Seiten aufzureißen. Ein ständiges Hin und Her war zu verzeichnen gewesen. Fäßer und Kisten von der Braut auf die Stolz und von der Stolz auf die Braut. Ladung auf See zu nehmen war kein leichtes Spiel. Das hatte schon so manchen Seeman einen Arm oder ein Bein oder gar das Leben gekostet, wenn er durch die unregelmäßigen Bewegungen der Schiffe den Halt verlor und zwischen die Rümpfe fiel. Aber es war gutgegangen. Niemandem war etwas passiert. Doch nun war alles verladen.
"Planke einholen!" kam vom Achterdeck.
Danach "Leinen los!"
"Leinen sind los!"
"Fockmars und Großmars setzen!"
Knatternd füllten sich die Segel der Braut mit dem frischen Wind.
Langsam setzte sich der schnittige Zweimaster in Bewegung und glitt an dem zurückbleibenden Handelsschiff vorbei. Die Mannschaft der Braut gröhlte den Wenigen auf dem Handelschiff zum Abschied zu und winkte und machte obzöne Gesten.
Hein van Fleet grüßte den Kommandanten der Stolz mit einem Nicken, dann hob er die Hand an den Hut.
"Das hat sich Fedder verdient!" sagte der alte Seemann zu seinem Freund Jocke, der wie immer an der Pinne stand.
Die Stolz wurde kleiner und kleiner.
Hein nahm sein Buch und strich fünf Namen aus der Soldliste der Braut.
Frieda genannt die Rote.
Der vierte Hauke.
Pierre de Chavigny genannt der Popel-Per.
Arnbrecht aus dem Schwanental, genannt Schwani.
Und Jan op de Deik genannt Fedder.
´Gute Leute!` dachte Hein. `Wir werden sie vermissen.`
Hein schaute nocheinmal zurück auf die Stolz, die ihr großes Rahsegel in den Wind gebrasst hatte.
"Klar für Halse Jocke! Kurs südsüdoost, hart an den Wind."
Jocke nickte.
"Zum Treffpunkt?" fragte er.
"Zum Treffpunkt!" antwortete Hein leise.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Xiana und Pöpke hatten wieder begonnen das Deck zu schrubben. Sie waren immerhin nicht fertig geworden und wollten ihre Arbeit jetzt beenden.
Jupp lag hinter einem Faß. Betrunken. Was in letzter Zeit nicht selten war.
Hein stand bei Jocke an der Pinne und unterhielt sich leise mit ihm.
Langsam wurde es ernst. Sie kamen ihrem Ziel immer näher und die Mannschaft wurde immer nervöser.
Immernoch behilten sie die Neuen gut im Auge. Die Streitereien wurden immer weniger und fast jeder hatte sich mit der Enge an Bord der Braut abgefunden.

Pöpke stimmte ein Lied an und schon bald war das Deck von den fröhlichen Stimen der Frauen erfüllt.



Re: Im Auftrag des Falgathen II

An Bord seines ersten Kommando riss Fedder sich zusammen. "Na denn, Kinnings! Dann wollen wir mal! Und wehe ihr macht mir Schande! Klar zum Segel setzen! Ich geh ans Ruder!"
Zuvor machte sich der hochgewachsene Bursche aber mit "seiner" Mannschaft daran, das Schiff auch voll fahrtüchtig zu machen. Dann ging er ans Rude, kontrollierte noich mal den richtigen Kurs und ab ging die Fahrt, vermutlich die letzte Tour der Stolz. "Nächster Halt, Panzerschiff!" dachte sich Jan.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Roxsana kniete an Deck, die Arme zu einer Sense geformt, und murmelte etwas in ihrer Muttersprache – beten schadete nie und beruhigte vor Unternehmungen mit fragwürdigem Ausgang. Dann stand sie auf, kramte etwas in einer Tasche und warf schließlich vier Schafsknöchel in die Luft, deren Fall sie genau beobachtete. Das Ergebnis stimmte sie zuversichtlich – drei mal die „Schafseite“ und einmal die „Ziegenseite“ konnte zwar auch „Vorsicht, der Waldfürst nähert sich!“ bedeuten (wie eigentlich recht viele der möglichen Ergebnisse ...), aber das war mitten auf dem Meer recht unwahrscheinlich und es gab noch andere Deutungen. „Erfolgreiche Jagd – das ist eine gute Aussicht“, lachte sie erfreut und hielt sich rasch an einem der Fässer fest, als die Braut Fahrt aufnahm und sich steil zur Seite neigte.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Auf der Stolz:

Träge dümpelte die schwere Kogge über die ruhige Ostsee. Ein leichter Wind trieb das Schiff langsam über das trübe Wasser.
"Segel zwei Strich backbord voraus." kam vom Popel-Per vom Mars.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Gib Bescheid, wenn eine Flagge erkennbar ist. Ansonsten halten wir unseren Kurs, sind schließlich nur ein harmloser londrischer Kauffahrer..."
rief Fedder.