Jocke rümpfte die Nase und versuchte das Fernrohr scharf zu stellen, dann suchte er den Horizont nach den Schiffen ab. Das Führungsschiff sprang ihm fast entgegen, als es in sein Blickfeld kam. Es zeigte sich, daß die Segel nicht einheitlich rot waren, denn dieses Schiff hatte ein Segel mit blauen Verstärkungen, welche sich in einem rautenförmigen Muster über das Segel zogen. Das Schiff hatte einen hochgezogenen, schnittigen Vorsteven, was es als hochseetüchtig auswies. Mehr war jedoch nicht zu sehen, da das Schiff genau auf sie zuhielt.
Sein Blick schweifte nun zu den anderen Schiffen, welche dem Ersten in ihrer Bauweise sehr ähnlich waren. Lediglich das Geschwader im Kern war im Schnitt etwas breiter und hochbordiger gebaut. Sie lagen auch tiefer im Wasser und zogen ein breites Kielwasser hinter sich her. Doch Jocke fiel noch was ganz anderes auf, bei den Bewegungen auf Deck waren alle Schiffe voll mit Menschen besetzt...
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Immer wieder waren sie alle Bestände durchgegangen. Emsig hatten Frauke und Chariva in den letzten Wochen und Monaten Tinkturen und Salben aus den beschafften Kräutern hergestellt, Verbände und Tücher aufgerollt und immer und immer wieder waren sie ihre Pläne für die Angriffe durch gegangen, dass, wenn sie mit größeren Angriffen zu rechnen hatten, vorbereit waren, um sich wenn nötig um viele Verwundete gleichzeitig kümmern zu können.
Bis lang waren sie zum Glück davor verschont gewesen. Da es auf der Braut bislang nur die üblichen Verletzungen der Matrosen gab, hatten sie sehr viel Zeit für ihre Vorbereitungen erübrigen können. Gelegentlich hatte sich einer der Matrosen eine Fleischwunde zu gezogen als er aus der Takelage der Braut gestürzt war und dem Schiffjungen hatten sie erst kürzlich einen gammeligen Zahn ziehen müssen.
Jetzt standen sie wie eigentlich fast jeden Tag unter Deck und kontrollierten zusammen die Ausrüstung und überlegten, ob noch irgendetwas fehlte oder erneuert werden musste.
Plötzlich schien irgendwie an Bord eine gewisse Unruhe auszubrechen. Einer der Matrosen steckte den Kopf zur Tür herein und sagte nur: "Am Horizont sind mehrere Schiffe mit roten Segeln aufgetaucht...das sind ganz schön viele. Hoffentlich gibt das keinen Ärger..." Dann war er auch schon wieder verschwunden. Die zwei Frauen schauten sich erst verwundert, dann besorgt an. Schließlich ergriff auch die zwei die Unruhe und sie stürmten an Deck um mit eigenen Augen sehen zu können, was sie dort erwartete.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Hein nahm das Fernrohr wieder herunter. Das sollten sie sein. Zumindest hoffte er das. Aber besser wäre es, wenn sie auf Nummer Sicher gehen würden. Zwölf Schiffe. Wenn das keine Freunde waren, dann waren sie in ernsthaften Schwierigkeiten. "Schiff klar zum Gefecht! Schiff klar zum Enterkampf!" brüllte er über das Deck. "Aber kein Schuß ohne Befehl. Das sollten unsere Verbündeten sein. Und wir wollen doch nicht unabsichtlich auf unseren Freunde schießen?" Hein grinste. Jocke grinste auch. "Zwei Mann mit Beilen an die Ankertrosse. Fockmars und Großmars setzen." rief Hein zum Hauke rüber. "Ich leg sie mit der steuerbord Seite zu den Neuankömmlingen. Wenn was schiefgeht, dann geben wir ihnen Zunder." sagte Jocke, während er die Pinne herumwarf. "Mach das, mach das." murmelte Hein, wieder duch das Fernglas lugend. Schnell kamen die Schiffe näher. Hein ließ den Kieker dann über die Küste gleiten und konnte Hektik an Land erkennen, wo Xiana und die Wassermannschaft versuchte wieder die Boote flott zu bekommen. Da sah er die Bewegungen an einer Schneise. Gedrungene dunkle Gestalten machten Anstalten den Landgängern den Weg abzuschneiden. "Verdammt! Jocke! Orks!" Immer mußte alles auf einmal passieren. "Vedammt! Vedammt! Verdammt!" brüllte Hein. "Backborddecksgeschütze klarmelden zum Feuern mit Steinkugeln. Haltet auf die Bäume bei der Schneise. Dass ihr mir nicht unsere eigenen Leute unter Feuer nehmt." Jocke wurde sichtlich nervös. Xiana war an Land. Und er konnte nichts tun. Er hüpfte von einem Bein aufs andere. Hein blickte seinen alten Freund an. Dann nickte er. "Schnapp dir ein paar Männer und das Langboot und nehmt drei Drehbassen mit." Jocke sprintete zum Niedergang. "Jocke!" Der kräftige Steuermann hielt auf dem Niedergang inne und drehte sich zum Hein um. "Geht kein Risiko ein. Holt Xianas Trupp da raus und dann wieder an Bord." Hein blickte ihm tief in die Augen. "Ich brauch euch noch. Und die Braut brauch seinen Steuermann." Jocke nickte und verschwand vom Achterdeck. "Backbordgeschütze Feuer!" brüllte Hein. Die backbord Seite des schnittigen Seglers hüllte sich unter Tosen in Qualm.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Pöpke dümpelte in der Barkasse so vor sich hin und schäkerte angeregt mit Hannes. Dabei beobachtete sie ab und an die langweilige Umgebung. Das änderte sich, als der Wind ihr einen stechenden Geruch zutrug und sie gleich darauf in einer Entfernung, die ihr nicht groß genug erschien, eine hässliche, massige Gestalt erspähte, der einige andere von der gleichen Sorte folgten. Die junge Freibeuterin spannte alles Muskeln an, gab rasch ihrem Mitstreiter ein stummes Zeichen und bemühte sich, ganz still zu sein.
Die Gestalten zogen vorüber und Pöpke erkannte entsetzt spitze Ohren, hervorstehende Zähne und eine seltsame, braungrüne Hautfarbe. Auch die restlichen Merkmale der wilden Gesellen machten ganz deutlich, dass das unmöglich Menschen sein konnten. Aber was dann? Meermenschen sicher nicht. Erst als Hannes "Orks!" stammelte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. "Yrch! Verdammt, was machen wir denn jetzt?" Schnell war der heldenmütige Plan, sich tapfer den Unholden in den Weg zu werfen, verworfen und die zwei Bootsgenossen beschlossen, erstmal hinterherzuschleichen. Leise waren die Yrch dankbarerweise nun wirklich nicht. Und Pöpke hoffte, dass sich das auch nicht änderte.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Chariva hatte kaum das Deck ereicht, als sie in den Jocke hineinrannte, der gerade vom Achterdeck herabstieg und schon angefangen hatte trotz dem Lärm der Geschosse Männer zu rekrutieren, um das Langschiff klar zu machen.
Ohne einen Augenblick zu zögern, brüllte er sie an: "Besorg uns Waffen und bring Leute mit, die die Drehbassen bedienen können. Wir müssen den Trupp an Land helfen, da treiben sich Orks rum Er trieb alle zur Eile an. Der Krach war Ohren betäubend.
Aber es war keine weitere Erklärung nötig. Chariva machte sofort auf den Absatz kehrt und rannte wieder unter Deck. Nur wenige Augenblick später kam sie mit zwei weiteren Männern und einem Arm voller Waffen zurück, die sie auch gleich an die anderen verteilte.
Obwohl Pulverdampf immer wieder die Sicht vernebelte, war Jocke schon dabei mit ein paar anderen die Drehbassen auf das Langboot zu hieven. Schnellst möglich versuchten sie mit vereinten Kräften, dass Boot flott zu machen.
Jocke sprang als erster hinein und kaum hatte der letzte von ihnen die Braut verlassen, legten sich alle in die Riemen. Drei der Matrosen versuchten die Drehbassen aus zurichten und so näherten sie sich zügig dem Land. Sie hofften alle, dass sie den anderen noch rechtzeitig helfen konnten.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Als die Schiffe unter vier Meilen heran waren, hatte man selbst von Deck und mit bloßem Auge eine gute Sicht auf die fremden Schiffe. Die Mannschaft wurde sichtlich unruhig. Orks an Land und eine Flotte vor der Bucht, na, Prost Mahlzeit! Dem jeweiligen Segel am Horizont folgte nun ein hölzerner, sehr schmaler Bug, dessen Steven sehr hochgezogen war. Die Schiffe schienen den Seegang fein zu schneiden und warfen wenig Gischt auf, wenn sie eine Woge nahmen. Zudem waren sie sehr schnell, viel schneller als eine Kogge oder eine Kraweel.
Hein waren die Gestalten am Bug des Führungsschiffs nicht entgangen, welche ihnen entgegen blickten. Die Fremden hatten die Braut also nicht übersehen. Kein Wunder, nach dem Donner und dem Rauch der ersten Salve. Nun tummelten sich Toppsgasten auf der Rah. Kurz danach lösten sich die Reffbändsel und vergrößerten nochmals die Segelfläche. Glaubte man bislang, die Schiffe wären schnell gewesen, so wurde man rasch eines besseren belehrt. Unter vollem Segel nahm die Fahrt des Führungsschiffs und seines Begleitschiffs nochmals zu. Sie lösten sich von der Flotte und hielten geradewegs auf die Bucht zu. Auf Raumschotskurs begannen die Schiffe zu krängen und es bildete sich eine deutliche Bugwelle. Obwohl sie noch weit entfernt waren, schätzte Hein ihre Geschwindigkeit nun sicherlich an die zehn Knoten, vielleicht auch mehr. Sie schienen fast über die Wogen zu fliegen und entlockten manch erfahren Seemann ein leises, bewunderndes Pfeifen.
Die Flotte jedoch drehte nun bei und nahm Fahrt raus. Dabei hielt einen Abstand zu Küste von vielleicht zwei Meilen. Das Geschwader im Zentrum wurde weiterhin von vier schlanken, langgezogenen Schiffen flankiert. Der neue Kurs gewährte der Mannschaft der Braut nun einen wesentlich besseren Blick auf die Schiffe. Ein flacher, schmaler, langgezogener Rumpf in Verbindung mit einem solch großen Rahsegel schrie geradezu nach Geschwindigkeit. Dennoch waren die Schiffe auch sehr flach und besaßen sicherlich keine Kanonendecks und auch nur schwerlich einen größeren Laderaum unter Deck. Auffällig waren jedoch die hochgezogenen Vor- und Achtersteven, welche - durch ein Fernrohr betrachtet reich verziert zu sein schienen. Zudem wimmelte es auf den Schiffen von Menschen.
Das Geschwader in der Mitte der Flotte war indes kompakter Gebaut und besaß einen breiteren Rumpf im Verhältnis zur Länge des Schiffes. Auch hier war die Mannschaft zahlreich und sicherlich wesentlich mehr als man zum Segeln der Schiffe gebraucht hätte. Sie lagen auch tiefer und damit ruhiger im Wasser, was auch erklärte, warum die Begleitschiffe ihre Segel reffen mußten. Sie wären diesen Schiffen sonst sicherlich davon gefahren.
Als sich der Blick wieder von der Flotte löste, waren das Führungs- und sein Begleitschiff bereits auf eine Meile herangekommen. An Bug des Schiffes stand ein großer, bärtiger Mann von kräftiger Statur, welcher zur Braut hinüber starrte und seinen Blick mit einer Hand vor der Sonne abdeckte. Nach dem erneuten Donnern der Geschütze wendete er seinen Blick der Küstenlinie und jenem Ort zu, wo der Erdboden und das Gestein von den Salven der Braut aufgeschreckt wurde. Dann begann er zu grinsen...
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Von See her war Getöse zu hören und knapp über ihren Köpfen jaulten Geschosse hinweg. Pöpke drückte sich tiefer in die Barkasse hinter die Drehbasse, als die Steinkugeln der Braut in die Bäume krachten. Zwei Bäume verloren ihre Kronen und die anderen Geschoße splitterten an den Stämmen und streuten Stein- und Holzsplitter auf die Orks am Waldrand. Ein Aufheulen der Grünhäute ließ vermuten das einige mehr als nur leicht verwundet wurden. Xiana hörte erst jetzt die Orken und wurde bleich. Würde sie vom Meer abgeschnitten? Krachend jagte eine weitere Salve von der Braut heran und schlug am Waldrand ein. Wie von Furien gehetzt trieb Xiana den Landtrupp an.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Auf dem Dreki drehte sich der Mann einem Gefährten zu und nickte kurz. Dann verließ er den Bug und schritt achternaus, während hinter ihm ein tiefes Horn erschallte und Ihre Ankunft ankündigte. Der Mann blieb bei einem jungen Burschen stehen und mit einem weiteren kurzen Nicken setzte sich der Jüngling in Bewegung. Rasch erklomm er den Mast und konzentrierte sich auf das Fahrwasser voraus, wo einige Felsen die Einfahrt zu Bucht markierten. Ein kurzer Pfiff und der Steuermann korrigierte den Kurs in die angezeigte Richtung.
Der Mann indes stand in der Mitte des Schiffs und blickte sich um. Die hitzigen Blicke seiner Gefolgsleute lagen auf ihm, wie Jagdhunde, die von der Leine gelassen werden wollen. Der Mann wartete noch einen Augenblick, dann sprach er die erlösenden Worte: Anrüsten! Klar zum Gefecht!
Sofort glitten die Gefolgsleute von ihren Sitzkisten, öffneten diese und begannen sich passend anzukleiden. Dies alles ging sehr rasch und überraschend ruhig vonstatten, so daß die Männer bereits wieder auf ihren Sitzkisten saßen, als der Mann sich selbst noch am gürten war. Die Plane aus Walroßleder über dem Stapel vor dem Mast wurde aufgeknotet und abgezogen. Sie gab einen Stapel von Rundschilden frei, der rasch zwischen den Männern verteilt wurde. Die zweite Wache hatte indes ihre Bögen aus den wachsledernden Hüllen geholt und ein Faß mit Pfeilen geöffnet.
Ein Blick zum Begleitschiff zeigte die gleichen Vorbereitungen. Auch dort war man soweit, als die Schiffe in die Bucht einfuhren. Unter der Landabdeckung ließ der Wind schlagartig nach und die Schiffe verloren an Fahrt. Doch der Schiffsherr ordnete nur sein Kettenhemd ein letztes Mal, dann erschallte der Ruf: Riemen!
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"LEGT EUCH IN DIE RIEMEN..." Schrie Jocke und trieb die Besatzung des Langbootes an, sie waren kurz vor dem Strand und konnten den Landetrupp von weitem sehen. Jockes Herz blieb vor schreck einige sekunden stehen, die Orks schnitten Xiana und dem Landetrupp den Weg ab. Jocke drehte sich zu Chariva "Rudert an Land und beharkt die Bande mit den Drehbassen! Und gebt mir Deckung..." Chariva wollte gerade Fragen was Jocke vorhat, da sprang dieser schon ins Wasser und Schwamm zum Strand mit einer so hohen geschwindigkeit das selbst ein Tümmler vor Neid erblasste. Als er Knietief stehen konnte sprintete er aus dem Wasser über den Sand und zog dabei seinen Säbel und ein Messer.
____________________
ICH HAB AUCH MAL SPAGHETTIS GEGESSEN!!!
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Xiana hörte die Schüsse von der Braut und das Krachen der spliternden Bäume vor ihnen. Sie blickte sich schnell um. Alle waren noch da. Was sollten sie tun? Eigendlich gab es da nur eins. Augen zu und mit gezogenen Waffen nach Forn zum Strand. Sie sah Roxana und Jupp an die ihr zunickten. "Raus mit den Waffen!", brüllte sie zu ihren Leuten, " wir müssen nur durch die Viecher durch und zum Strand gelangen. Den Rest macht die Braut und Pöpke. Haltet euch nicht in langen Kämpfen auf, sondern versucht so schnell wie möglich durch zu brechen!"
Als alle bereit waren rannten sie los. Einfach durch. Sobald sich ihnen eine der Kreaturen in den Weg stellte wurde sie im laufen von Xianas Trupp aus dem Weg geräumt. Es war anstrengend. Es wurden immer mehr.
"Wo kommen die den alle her. Und warum haben wir sie nicht bemerkt? Normalerweise sind die nicht so leise. verdammte Sch...!
Gerade noch konnte sie einem herunterfallenden Ast ausweichen und purzelte ein paar Schritte einen Teil vom Hügel hinunter. Als sie wieder auf die Beine kommen wollte stand neben ihr ein Ork. Er war riesig und verzog seine Fratze zu etwas, was wohl ein Grinsen sein sollte. Sie wollte aufspringen, doch unter einem ihrer Füße glitt ein Stein davon und sie stürzte wieder. Der Ork holte aus und schlug zu. Xiana konnte nur noch den Arm heben und kniff die Augen zu.
Im nächsten Augenblick hörte sie ein jämmerliches Grunzen. Sie öffnete die Augen und sah Jupp. Er stand dierekt vor ihr. Mit ausgestrecktem Arm und in der einen Hand hielt er das, was Hein am meisten an Bord der Braut hasste. Der Ork kippte nach hinten und blieb liegen. In seinem Schädel klaffte ein großes Loch.
Jupp drehte sich zu ihr um und grinste sie an. "Sind eben doch zu was gut die Dinger. Der Hein will mir ja nicht glauben." Er half Xiana auf. "Danke", hauchte sie und fummelte an ihrem Gürtel herum. Sie fand das kleine Fläschchen und trank einen Schluck. Danach bot sie es Jupp an der dankbar das Fläschchen ergriff. "Wir müssen weiter. Die anderen sind schon ein Stück weiter gekommen", sagte Jupp. Xiana nickte und die beiden rannten wieder los.