Re: Im Auftrag des Falgathen II
Fedder wühlte was das Zeug hielt. Und bald hatten er und Frieda Wibke freigelegt. Das hübsche Gesicht war mit Sand überzogen und schien zu lächeln. Auf ihrer Stirn war ein kleines Loch. Und ihr Hinterkopf war weg.
Fedder wühlte was das Zeug hielt. Und bald hatten er und Frieda Wibke freigelegt. Das hübsche Gesicht war mit Sand überzogen und schien zu lächeln. Auf ihrer Stirn war ein kleines Loch. Und ihr Hinterkopf war weg.
Hauke kam vom Dünenkamm. Langsam kniete er neben Fedder.
"Da ist keiner mehr. Die sind wech. Da liegen noch ein paar Tote rum, und die Lafette is hin. Die Bombarde liegt auf der Seite. Aber kein Arsch zu sehn. Die sind wech."
"Nein! Nein verdammt noch mal! Diese Bastarde! Diese verfluchten, Hurensöhne!" Fedder sprang auf, zog einen Dolch aus dem Gürtel und stürmte in Richtung der Geschützstellung, in der Hoffnung, dass zumindest noch ein paar Kharator am Leben waren, die er abstechen konnte.
Pöpke zuckte etwas zusammen und biss die Zähne aufeinander, als sie das Kanonendonnern am anderen Ende der Insel hörte. Sie umging vorsichtig die Büschel spitzblättrigen Matschfarns und Sumpfgrases, die hier wuchsen und stellte sich auf eine Düne, um besser sehen zu können.
Dann antwortete sie: Es sind ein halbes Dutzend Höfe zwischen hier und Runkel. Zuerst kommt das kleine Haus vom alten Harbert. Wenn er noch lebt; der war schon steinalt, als ich aufgebrochen bin ... und dann die Familie von Reik und Gesche. Die lassen keinen Kharator rein, das glaub mir man! Aber dahinter, da wohnt Jelmer van de Mer, und dem ist nicht zu trauen! Der hat damals beim Wettbewerb um die größte Rübe schon alle reingelegt, und dann hat man ihn erwischt, wie er vom Harbert ein Schwein klauen wollte! Der große Hof daneben gehört Heinrike, die ist in Ordnung. Etwas abgelegen davon sind noch zwei Häuser, die sind halbverfallen und nur Halunken hausen da! Da muss man sich in Acht nehmen, und mich würds nicht wundern, wenn die mit den Kharator gemeinsame Sache machten. Der Rübenkönig soll sie holen!
Pöpke spuckte empört auf den sandigen Runkeler Boden.
Fedder fiel mehr die Düne hinunter, als er lief. Schnell hatte er den Fuß erreicht. Seine Seite hatte die Farbe von sanggelb auf rot gewechselt. Seine linke Seite war nicht mehr da, aber die Rechte reichte um einen Dolch zu führen. Der erste Kharator auf den er traf, hatte keinen Kopf mehr. Der zweite brannte noch. Beim Dritten bewegte sich die Erde unter Fedder und er fiel auf die Knie. Dem Mann hatte es beide Beine abgerissen. Aber er atmete noch. Schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land. Das Gesicht war schon totenbleich. Als der Mann Fedder erblickte, spuckte er ihn an und murmelte saowas wie..."...fahr zur Hölle, Ketzer... " bevor sein Kopf zur Seite fiel.
Fedder schlug dem Toten ein paar Mal hasserfüllt ins Gesicht udn sah sich dann suchend nach überlebenden Kharator um.
Das Heer des Jarls:
Die Männer hatten sich hinter Büschen abgeduckt, oder sich in die Entwässerungsgräben entlang des Feldwegs gelegt, als sie in der Entfernung eine Bewegung gesehen hatten. Etwas weißes blitzte zwischen dem Blätterwerk voraus und kam rasch näher. Inzwischen waren sie am Hof des alten Harbert vorbeigekommen und hatten diesen verlassen vorgefunden. Nichts was einen beunruhigte, schließlich war er ein alter Man gewesen. Doch den Hof von Reik und Gesche hatten sie dann niedergebrannt vorgefunden und die Asche war kalt gewesen.
Nun eilte jedoch eine weißgekleidete Gestalt ungeheuer schnell über den Feldweg aus Runkel kommend in ihre Richtung. Bald sah man einen Reiter, noch lange bevor sie die Hufe des rasch galoppierenden Pferdes zu hören waren. Hroc drehte sich um und flüsterte: Den will ich lebend!
Enttäuscht steckte der Bogenschütze den Pfeil mit der schlanken Spitze weg und nahm statt dessen einen mit einem breiten Holzzylinder, wie man ihn für die Vogeljagd nutzte. Er legte an und visierte routiniert, während der gehetzte Reiter immer näher kam. Sein weiß-roter Wappenrock flatterte im Wind, doch schien er sich mehr umzudrehen, denn auf den Weg vor ihm zu achten...
Neben Hrocs Ohr summte die Bogensehne und der Pfeil schnellte vorbei. Er traf den Kharator am Kopf und warf ihn nach hinten, so daß er schreiend aus dem Sattel stürzte. Mehrmals überschlug sich der Körper, bevor er wimmernd liegen blieb. Hroc warf einen ärgerlichen Blick über die Schulter, während er aus dem Schatten des Busches trat. Ist das etwa lebend? fragte er den kleinen Karl, der jedoch nur frech grinste und mit den Schultern zuckte.
Aus den Gräben erhoben sich die Karle und formierten sich erneut zum Marsch. Dies geschah nun über die gesamte Breite der Felder links und rechts und bald setzte sich das Heer in gelockerter breiter Formation in Bewegung.
Hroc beugte sich nun zu der am Boden liegenden Gestalt, dessen rechter Arm in einem sehr ungewöhnlichen Winkel abstand. Nun möchte ich wissen, wo Du hinwolltest und wo der Rest von Euch ist. Der Kharator spukte ihm nur ins Gesicht. Sehr wohl, aber glaub mir, Du wirst reden! Der Hersir zog langsam das scharfe Sax aus seiner Scheide...
Fedder versuchte sich wieder aufzurichten. Aber der Arm knickte immer wieder weg. Dann drehte sich die Erdkugel deutlich ungleichmäßig und es wurde....
....dunkel...
Das Heer der Kaupskip:
Die Männer des schwarzbärtigen Brynjar hatten die Gehöfte bis zum breiten Hauptweg, der die Insel von Runkel im Osten bis hin zu dem Wald im Westen durchschnitt, durchsucht. Nun sah der Hersir durch die Blätter eines dichten Buschwerks auf eine Gruppe von bewaffneten Männern, die das weiß-rot der Kharator trugen. Sie hatten einen Posten an einer Weggabelung errichtet und konzentrierten Ihre Aufmerksamkeit auf die im Norden gelegene offene See sowie die Siedlung im Osten.
Brynjar schätzte ihre Zahl auf etwa zehn Männer und diese Männer waren sichtlich nervös. Als im Westen eine zweite, mächtigere Explosion erfolgte, wandelte sich die Nervosität zu absoluter Unsicherheit. Die Kharator verschanzten sich hinter aufgeworfenen Erdhügeln und Friesischen Reitern auf der Straße. Dies würde kein leichter Waffengang werden, aber dieser Posten am Hauptweg mußte weg!
Der schwarzbärtige Brynjar gab ein Zeichen und die Karle setzten sich in Bewegung. Flach über den Boden krochen sie leise an die Stellung heran und nutzen dabei die Unebenheiten des Sandbodens so gut es eben ging. Sie hofften, daß niemand im Posten auf die Idee kam, sich den Süden genauer anzuschauen...
Das Heer des Jarls:
Die Sonne stieg zusehends und ließ die Schatten dahinschmelzen. Hroc blickte nun über die freien Felder zu seiner Linken, wo der Hof von Jelmer van de Mer im Nord-Westen lag. An einem Baum baumelten mehrere Gestalten, doch der Hof des Anwesens wimmelte von Männern in weißen Wappenröcken, er zählte ein Dutzend oder mehr. Auf dem Weg nach Runkel hatten Sie eine Straßensperre erbaut und eines der kleineren Feuerrohre war hinter einer Barrikade in Richtung auf die Siedlung gerichtet. Die Felder bis Runkel waren indes frei, aber sie schienen den Hauptangriff klar aus dieser Richtung zu erwarten. Hein mußte also schon gelandet und damit recht erfolgreich gewesen sein, denn er schien die Kharator bereits aus Runkel vertrieben zu haben.
Sein Blick ging gen Osten, wo die Einheiten der Sturmschwinge, der Otter und der Raubmöwe begannen, das Land bis hin zum Meer zu sichern. Das Zentrum wurde von Hroc und seinen Huscarlen selbst sowie den Männern der Frosteber gebildet und sie hielten die Straße hinunter zu den südlichen Gehöften mit gut 120 Mann.
Der Blick des Hersirs fiel nach Westen, wo sich die Abteilung der Hønirs Speer unter Koij Husgardson mit vierzig Mann von Süden-Westen an das Gehöft heranpirschte. Der Jarl der geirangerschen Truppen gab das Signal und seine Huscarle setzten sich in Bewegung. Sie würden den Hof nun in die Zange nehmen und jedweden Widerstand austilgen...