Hängematten? Lares schauderte beim Gedanken an das ständige Schaukeln. Er war schon besser gefahren. Weitaus besser. Meist kratzte er ein paar Silberstücke extra zusammen und buchte eine Überfahrt in Kajüten mit 10 oder 12 Mann im ungünstigsten Fall. Oftmals brachte man ihn sogar bei den Offizieren unter, wenn er sich für die Dauer der Fahrt als Bordarzt verpflichtete. Diesmal musste sich der Heiler also mit einer Hängematte zufrieden geben. Sein Trost war, dass die Reise wesentlich kürzer werden würde als die Fahrten, die er bisher auf sich nehmen musste... sofern die Berichte über die außergewöhnliche Geschwindigkeit der Schwarzen Braut keine pure Angeberei waren.
Lares versuchte, den Kommentar über die Sauberkeit der Ausrüstung nicht als Beleidigung zu verstehen. Er nahm an, dass Hein große Teile des Vortrags automatisch abspulte und lediglich den Namen den Umständen entsprechend austauschte, und Zugang zum Kartenraum zu erhalten wertete der Heiler als eine Art Vertrauensbeweis und war wieder versöhnlich gestimmt. Er verstaute seine Sachen in der Seekiste und verschloss sie mit einem Vorhängeschloss. Nicht, dass er glaubte, dass es einen Dieb behalten würde, an seine Sachen zu gehen, aber für Leute, die "einfach nur neugierig" waren, mochte es ein kleines Hindernis darstellen.
Lares machte sich ein Bild von den medizinischen Vorräten, die im Schnapp in der Messe gelagert waren. Verbandsmaterial war ausreichend vorhanden. Daneben fand er einige Flaschen, in denen er starken Alkohol vermutete. In der Ecke fand er, säuberlich auf einen Haufen gestapelt, verschiedene medizinische Werkzeuge. 3 Knochensägen, mehrere improvisierte Wundhaken, einige kleine Messer, die man zur Not als Skalpell nutzen konnte, ein buntes Sammelsurium an Nadeln... Nicht schlecht, trotzdem würde Lares auf seine eigenen Werkzeuge nicht verzichten wollen. Er fügte der Kiste einige Töpfchen mit verschiedenen Salben hinzu und nahm sich vor, in den nächsten Tagen in der Kombüse nach bestimmten Kräutern zu fragen, um mehr herstellen zu können.
Lares verließ die Messe, die sich immer mehr füllte und suchte sich einen ruhigen Platz am Heck des Decks, von wo er das geschäftige Treiben an Bord beobachten konnte, ohne im Weg zu stehen. Er nahm sich vor, die meiste Zeit im Kartenraum zu verbringen und seinen Schlafrhythmus ein wenig nach hinten zu verschieben, in der Hoffnung, dass in den Abendstunden weniger Leute durcheinanderwuselten und -schrien.
"Drei Strich backbord!" Piet und Hein lagen auf dem Bauch auf dem Bugspriet. Am Bug der Braut rieben Eisstückchen entlang. Xiana an backbord und Fedder an steuerbord standen mit je fünf Mann und langen Spirren auf und am Schanzkleid des Bugkastels. "Schiebt weg den Block!" rief Hein wieder. Xiana und ihre Leute stemmten die Spirren gegen die stabile Eisplatte und drückten sie vom Bug der Braut weg. Langsam aber sicher kamen sie aus dem Treibeis frei. Wenn dieses Eisfeld geschafft war, dann hatten sie ersteinmal freies Wasser. Bis zum nächsten. Die Braut hatte nur die Mars und Stagsegel gesetzt, und die Mars liefen mit zwei Reffs. Nur langsam kroch die Braut voran. "Ruder mitschiffs!" kam vom Piet. Jocke führte die Braut vorsichtig, als wäre sie ein rohes Ei. Bald waren sie durch die Tiranaische Meerenge hindurch.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Die Waljagd war sehr erfolgreich gewesen. 164 Faß Tran hatten sie im Laderaum. Dazu noch 32 Faß Walrat und einen halben Zentner Ambra. Und keine Verluste. Drei Verletzte, davon der 2. Hauke recht schwer. Aber die Hakenhand würde ihm gut stehen und seinen Erfolg bei den Frauen in den Häfen mindestens verdoppeln. Pöppke hatte wieder einen Wal erlegen können und der Jan zwei. Einer der beiden war ein riesiger Bulle gewesen und hatte Heins und Jockes Boot zertrümmert. Und Haukes Hand zerquetscht. Sah erst böse aus, die Hand, aber noch nie waren so viele Heilkundige an Bord der Braut gewesen wie jetzt gerade. Frauke natürlich, Chariva und Roxsana und dann noch Lares. Da kam dann auf jeden Verletzten mehr als ein Heiler. Einer klüger und erfahrener als der Andere. Das Boot hatte der Schiffszimmermann auch schon ersetzt. Die Braut hielt jetzt schon ein paar Tage wieder auf bewohntes Land zu. Dazu mußten die Soederlandengen durchfahren werden, die fast gänzlich unbewohnt waren. Dazu hielt die Braut fast steten Westkurs, ab und an einen Strich nach nord. Nach dem sehr harten Winter in diesem Jahr war die Frühlingsluft um so willkommener und nicht nur auf dem Acherdeck der Braut herrschte gute Stimmung. Der stete Südwind machte es der Braut möglich diesen sehr direkten Westkurs zu halten, und das in Gewässern, in denen eher ein Westwind vorherrschte. Jocke van Helgen hatte an der Pinne nicht wirklich viel zu tun. "Das wuppt doch!" grinste Jocke den Hein an. Heins Stirn zeigte einige Sorgenfalten. "Ja, du hast recht. Das läuft richtig gut, fast zu gut." Hein seufzte. "Naja, vielleicht sehe ich Gespenster. Ich habe ein ungutes Gefühl. Wenn ich uns ans Leder wollte, würde ich hier irgendwo in Luv lauern." "Hein, du siehst das alles zu schwarz. Keine Sau weiß, daß wir hier sind und daß wir diesen Kurs halten. Freu dich an der lauen Luft und genieß es einfach." Jocke grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. "Hm..." machte Hein nur und suchte mit dem Kieker den Horizont und die unübersichtliche Küstlinien ab. Heins Gesicht verdüsterte sich noch mehr. "Fedder, Hauke und Jan!" brüllte er über das Deck. "Entert zum Ismael auf und nehmt Kieker mit!" Seine Laune besserte sich nicht. Mürrisch stapfte er unter Deck. Gnade dem Seemann, der sich jetzt bei einem Fehler erwischen ließ. Ca. zwanzig Seemeilen entfernt schob ein gut gekleideter Mann mit einem feinen Schnurrbart seinen Kieker zusammen und ließ sich das steuerbord Marsfall herunter. "Ce la jeune mariée noir. Hisser le signal." Und drei Schiffe in einer geschützten Bucht setzten volle Segel.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Der Südwind schlief langsam ein und drehte nach Westen. Erst killten die Segel noch ein, zwei mal dann hingen sie schlapp herunter. Jockes gute Laute ging mit dem Wind flöten. Sie waren nicht mehr weit vom Schafskap entfernt, vielleicht fünf oder sechs Meilen. Danach läge offenes Wasser. Langsam begann die Braut sich in der Strömung zu drehen. Ruhig dümpelte sie in der schwachen Dünung. "Langboot und Barkasse klarmachen!" brüllte Hein über das Deck. Jocke runzelte etwas die Stirn, sagte aber nichts. Gemächlich wurden die beiden Beiboote zu Wasser gelassen. "Zwei und drei Gruppen! Xiana und Fedder!" brüllte Hein wiederum. Jocke zuckte mit der Augenbraue. "Hälst du das echt für nötig? Willst du uns bis nach Versina ziehen lassen?" Jocke grinst dabei. "Ich hasse eine Lee-Küste und ich hasse es, bei Flaute in der Nähe einer Küste zu sein." antwortete Hein. Bugwärts wurde eine Trosse klargemacht und durch eine Ankerklüse gefädelt. "Das Langboot ist in Position, Hein." kam es von Xiana, kurz darauf meldete auch Fedder die Barkasse klar. Die Trosse kam langsam straff und gemächlich wurde die Braut in Richtung Westen gedreht.
"Schiff drei Strich backbord!" Auf dem Achterdeck wurden sofort die Kieker gezückt, aber von dort konnte man noch nichts erkennen. Jocke und Hein enterten sofort den Großmast. Oben angekommen stand dort Piet Speigatt mit einem Kieker am Auge. "Drei Schiffe, alle drei rahgetakelt. Bisher sieht man nur die Tops und die Mars." Hein zog sofort seinen Kieker. "Verdammt!" entfuhr es im. "Sie haben noch Wind." Jocke wurde bleich.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Langsam krochen die drei Schiffe näher. Mittelweile waren auch die Rümpfe über dem Horizont erkennbar.. Noch langsamer kroch die Braut in Richtung Schafskap Drei Schiffe. Zwei etwa von der Größe der Braut, vielleicht etwas größer. Das dritte war deutlich größer, vielleicht anderthalb mal so lang wie die Braut. Hein fluchte. Jocke und Piet auch. Dann hissten die Schiffe ihre Flaggen. "Fleur de lys! Verdammt, es sind Franzosen." Piet schimpfte wie ein Rohrspatz. "Eines der Schiffe kenne ich sicher, das Top ist unverkennbar, das ist die Loire. Das zweite könnte die Pontoise sein, aber da bin ich mir nicht sicher." Hein fummelte ein wenig an seinem Kieker herum. "Den Riesen kenn ich nicht. Das Schiff ist mir gänzlich unbekannt. Schwerer runder Bug, das Vorderkastell überraschend niedrig, der Großmast deutlich höher als Fock und Besan." Er seufzte. "Ein völlig neues Schiff. Und immer noch kommen sie näher." Keiner sagte es, aber alle wußten es. Sie waren in Schwierigkeiten.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Auch der Wind bei den drei Franzosen schlief langsam ein. Vom Achterdeck der Braut konnte gut erkennen, wie die Schiffe ohne Winddruck auf einen anderen Bug trieben. Kurz darauf kamen sie jedoch wieder auf die Braut zu. "Auch die Franzmänner haben Boote zu Wasser gelassen. Und verdammt will ich sein, der Riese lässt sich von fünf Booten ziehen, die andern beiden nur von einem." Hein setzte den Kieker wieder ab. "Schiff klar zum Gefecht!" Seine Stirn zog sich so in Falten, dass er seinen Hut hätte aufschrauben können. "Hauke und Pöpke, schafft mir den langen Jan und die schlanke Elli nach backbord auf das Bugkastell." Jocke und Piet zerrten mit Titje und dem Harpunen Jan zwei weitere Langlaufgeschütze von achtern auf die Backbordseite des Achterdecks. "Klarmachen für Großriemen!" Hein hob den Kieker wieder an. Langsam krochen die Schiffe auf die Braut zu. Und sie konnte nicht ausweichen weil sie steuerbords eine Küste hatte. Und bis zum Schafskap waren es noch gut zweieinhalb Meilen. "Die sind höchstens noch drei Meilen entfernt. Und kommen zusehends näher." Das würde eng werden. Das war allen klar.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Die Braut hatte die sechs großen Riemen ausgefahren, die vom Hauptdeck aus gerudert werden konnten. Langsam glitt sie auf das Schafskap zu. Die Franzosen jedoch kamen auch immer näher. Vorneweg kroch das Riesenschiff auf sie zu. "Le Tonnant!" las Hein durch den Kieker. "Der Donnerer! Das bedeutet, dass sie auf jeden Fall eine Menge Geschütze an Bord haben." Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die Langlaufgeschütze den Kampf aufnahmen. Das Riesenschiff war noch gut eine Meile entfernt. Noch ein paar Klafter und le Tonnant kam in Reichweite. "Langer Jan, Probeschuß auf den Franzmann. Steingeschoß, doppelte Ladung!" Heiser bellte das langgezogene Geschütz auf. Im Kieker konnte Hein eine Wasserfontaine ein gutes Stück vor dem Franzosen erkennen. Dann hüllte sich auch der Bug des Franzmanns in Rauch. Erst einige Aufgenblicke später war der Schuß zu hören. Noch weit entfernt von der Baut spritzte das Wasser auf. So langsam begann das Gefecht. Sie waren noch gut eine halbe Meile vom Schafskap entfernt und der Franzose kam in Geschützreichweite.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
"Sechs Faden, steinig!" Jaulend rauschte ein Geschoß durch die Takelage der Braut. Ein Tau war durchtrennt worden und glitt mit einem rauschen an Deck. "Klar bei Großmarsstag! Takelt neues Stag!" In windeseile enterten einige Seeleute den Großmast. Ein heiseres Bellen verriet, dass die Braut dem Gegner nichts schuldig blieb. Aus vier Geschützen - zwei im Vorschiff, zwei achtern - jagten dem Franzosen Geschosse entgegen. Sie hatten das Schafskap erreicht und hatten die "le Tonnant" noch querab. Der Donnerer hatte sich auf gut und gern 600 Klafter herangearbeitet und beschoß die Braut aus seinen beiden Buggeschützen. Diesmal konnte Hein auch Holz auf dem Franzosen splittern sehen. Zumindest ein Geschoß der Braut hatte getroffen. "Hecklanglaufgeschütze klarmachen, lange Bess und den Paul nach achtern. Kurs nordnordwest!" Mit Hilfe der beiden Boote und der langen Riemen kam der Bug der Braut recht schnell herum. Doch es war unverkennbar, die "le Tonnant" kam näher. "Geschütze, auf die Boote halten!" brüllte Hein über das Deck. Die Geschützmeister schluckten einen Augenblick, richteten dann die Geschütze jedoch etwas tiefer ein. Krachend entluden sich die Heckgeschütze. Keines der Geschoße hatte die Boote getroffen. Der Franzose blieb nichts schuldig. Zwei Rauchwolken zeigten, das es seine Geschütze abgefeuert hatte. Und eines der Geschosse schrappte an der Backbordseite der Braut entlang, bevor es ins Wasser platschte. Jocke zuckte mit der Augenbraue und rieb sich die Stirn. Dann hielt er die Nase in die Luft. "Hein...ich glaube es kommt Wind auf." murmelte er. Dann als er sich seiner Sache immer sicherer wurde brüllte er es. "Hein, da kommt Wind auf. Beim Klabauter, Da kommt Wind!" Mit seiner Seemannspranke hieb er dem alten Seemann auf den Rücken. Und tatsächlich, erst leicht und dann immer stärker werdend füllten sich die Segel. Jocke grinste wie ein Honigkuchen-Pferd und auch Hein konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Klarmachen zum Aufnehmen der Boote. Riemen ein. Bereitmachen zum Segelmanöver." Den Kieker sofort ans Auge, richtete es seine Aufmerksamkeit auf den Franzosen. Der auffrischende Westwind füllte auch dessen Segel. Und schnell und elegant nahm auch der Riese Fahrt auf. Und Hein hatte nicht den Eindruck, dass sie sich vom Gegner bei diesem Wind lösen konnten. Im Gegenteil. Er hatte den Eindruck, dass dieser immer näher kam. "Verdammt!" fluchte Hein in seinen Bart. "Boote aufgenommen, Besatzung an Bord!" kam die Meldung vom Hauptdeck. Eine Sorge weniger, ging es Hein durch den Kopf. "Klar bei den Brassen, Jocke, geh näher an den Wind." Damit würden sie sich zumindest von der Küste lösen. "Vor dem Wind mag der Riese schneller sein, aber wollen wir doch mal sehen, wie gut der anluven kann." Jocke nickte und drückte die Pinne herum. Immer weiter glitt der Bug der Braut gen Westen. Und die Franzosen folgten ihr.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Wieder rauschte ein Geschoß heran. Mit einem ploppenden Geräusch riss es ein Loch in das Großsegel. Die Braut antwortete mit den sechs Achtergeschützen. Das Heck der Braut verschwand in einer Rauchwolke die durch den auffrischenden Wind jedoch schnell fortgeblasen wurde. Ein Johlen war zu hören, als dem Franzosen die Blindrah zerbrach und die Blinde in sich zusammenfiel. Näher und näher ging die Braut an den Wind. "Geh noch einen Strich näher ran, Jocke!" Hein grinste. Jocke nickte und drückt einen Augenblick die Ruderpinne. Schon lief die Braut nach backbord den Verfolgern weg. Der Franzose versuchte zu folgen, aber als er auf den Bug der Braut ging, fingen die Segel an zu killen und er fiel ab. Wildes Gegröle und Gejohle brandete auf der Braut auf und die geschmähten Franzosen verlohren mehr und mehr an luv. Die Braut war entkommen.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Den Franzosen waren sie glücklich entkommen. Und Hein war froh darüber. Sie hatten noch so viel vor. Und so wenig Zeit und so wenig Mittel. Ein Kampf zu diesem Zeitpunkt hätte alles in Frage stellen können. Die Frage war, was hatten die Franzosen vor? Wußten sie von ihrem Plan? Oder steckte Corneille dahinter? Das mußte geklärt werden. Wenn jetzt die französische Flotte auf sie Jagd machte, so war das kein Pappenstiel. Aber vielleicht ließ sich das zu Gunsten der Ameländer nutzen? Er grübelte noch eine Weile, dann stapfte er vom Achterdeck herunter in den Kartenraum. Den dort mit irgendwelchen Kräutern hantierenden Lares nahm er kaum wahr. Er schnappte sich einen Bogen Papier und begann in verschnörkelter Schrift und verschrobener Weise zu schreiben.
Gegeben am 15. Maien An seine Durchlaucht den allerhöchsten König von Frankreich ect. p.p.
Wider der entsprechenden Umstände unsriger Beziehungen wünschen Wir doch, dass sich Eure großmächtige Durchlauhcht und Majesthät der allererbesten Gesunthheit zu befleißigen geruht. Doch dieses Schreiben hat weit widrigere Umstände zum Thema. Wir, Hein van Fleet, Fleetgraf zu Ameland, hoher Lord der See, Bewahrer des Glaubens und Quartiermeister erklärigen dem Reiche der Franken den Krieg. Wir werden sämtliche Vessel, derer wir habhaft zu werden geruhen, aufbringen, kapern oder versenken, wir werden eurige Küsten verheeren und Schaden an Eurigen Besitztümern anrichtigen, sodaß die Schmach Eurigen Verrats beglichen und der Gerechtigkeit genügige gethan geworden wird sein. Wir werfen Euch folgende Schandthaten vor. Punkto Uno: Vessel unter dem Kommando des berüchtigten Piraten Corneille haben unsrige Verbündeten und uns auch gar selbst angegriffen - und diesige Schandthaten ohne jegliche Kriegserklärung - dabei wurden 54 Ameländer getötet und ettliche weitere verletzigt. Das Vessel Enorme wurde während dieser nicht von uns eröffneten Kampfhandlungen von unsriger Seite versenkt und geruhte mit Männern und Mäusen gesamtigst unterzugehen. Eine solche Schandthat kann nicht ungesühnigt bleiben. Wir waren geneigt, diesigen Angriff als ein Fehlverhalten eines berüchtigten Piraten zu betrachtigen. Doch damit waren der fränkischen Schandthaten noch nicht genug. Punkto Due: Während unsriger Reisen durch die Söderländer Schafsengen wurde eines unsriger Schiffe von drei Vesseln unter der Fleur de lys angegriffen als da wären die Pontoise, die Loire und le Tonnant. Diese Schiffe beschossen unseriges Vessel, doch durch überlegene Seemannschaft konnte es dem übermächtigen Feinde entfleuchigen geruhen. Mit diesigem Incident ist es eindeutigst belegt. Die fränkische Krone hat uns ohne jedwede Kriegserklärung angegriffen. Eine solchige Schandthat und Beleidigung, ein solcher Akt der Piraterie kann und wird von unseriger Seite nicht ungestrafigt bleiben. Alle Eure Vessel und sonstigen Besitztümer gelten von nun an als vogelfrei und dürfen guten Glaubens und rechtens verheert, aufgebracht und weggenommen werden. Die See mag diesen armen Seelen gnädig sein, die Ameländer sind es nicht mehr. Sollte von Euriger Seite dieser Konflikt unbeabsichtigst entfesselt worden sein - was Wir nach vollbrachten Schandthaten jedoch nicht erwartigen - so sind wir doch aus Gründen der Ettikette geneigt diese Déclaration de Guerre zu unsrigem und eurigem Wohle zurück zu nehmigen zu geruhen, so Ihr Euch befleißigen wollet, eure Schuld mit 300 Goldstücken zu begleichigen zu geruhen. Eine diesbezügliche Note Euriger Majestät kann in solchigem Falle in Versina hinterlegigt werden. Bis zur Auszahlung eines solchen Blutgeldes gelten jedoch die Bedingungen dieser Erklärung.
Bedauernd über den mißlichsten Anlass dieses Schreibens verbleibigt in demutsvoller Ghüte Eurigst
Hein van Fleet Fleetgraf zu Ameland Hoher Lord der See Bewahrer des Glaubens Quartiermeister
Dann versiegelte er den Brief und drückte noch ein Sammelsurium verschiedenster Phantasiesiegel auf das teure Pergament. Ein "Rex Frankonia" oben drauf und schon war die diplomatische Post fertig.
Jetzt mußte nur noch ein Schiff gefunden werden, dass diesen Brief nicht allzubald nach Frankreich bringen würde. Hein grinste böse. Nur nicht zu bald. Dann verließ er den Kartenraum.
Lares indes wunderte sich warum Hein auf keine seiner Fragen geantwortet hatte. Manchmal war der alte Seemann doch ein wenig wunderlich.