Re: Im Auftrag des Falghaten...
Am Bug steht Fedder mit einem Handbei bereit, mit ein paar schnellen Schlägen das Tau zu kappen, auch wenn er sich nicht sicher ist, was das mit dem Segel werden soll.
Am Bug steht Fedder mit einem Handbei bereit, mit ein paar schnellen Schlägen das Tau zu kappen, auch wenn er sich nicht sicher ist, was das mit dem Segel werden soll.
Pöpke lief mit glänzenden Augen auf den Vadder zu und nahm das kleine Dingelchen freudig in die Hand. Wie lang war es her, dass er ihr zum letzten Mal etwas geschenkt hatte! Das letzte Mal - wie leicht konnte dieses Mal zum letzten werden, bei all dem Tumult da oben und da draußen ...
"Was ist das?", fragte sie neugierig und dankbar.
"Ach, das ist so ein Anhänger, den man bei den fahrenden Händlern in den Häfen kaufen kann. Er soll vor dem Tod auf See schützen. Der kleine Mann auf dem Boot ist der Seemann, der dicke Mann im Wasser ist der Meeresgott. Und die sollen sich halt im Leben so gut verstehen wie auf dem Anhänger."
Ausgiebig betrachtete Pöpke den kleinen Anhänger. Sie fand ihn einfach entzückend!
Vorsichtig legte sie sich die Kette um den Hals. Nochmals umarmte sie ihren Vadder und machte sich dann tatsächlich auf den Weg zu Frauke und den Verletzten. Von dort aus konnte sie zumindest den Verlauf des Geschehens beobachten.
Jetzt, wo sie aus einer echten Seefahrerfamilie stammte, erschien ihr das irgendwie wichtig ...
"Fockwache und Großwache, haltet die Segel genau am Wind!" brüllte Hein.
"Jocke, Ruder backbord."
"Geschütze Feuer sobald ihr sie im Visier habt."
Hein sah mit Entsetzen, dass bei der Berta der Geschützführer fehlte.
"JA, WO IST DENN DIESER VERMALLEDEITE VADDER VAN DER WARFT!ERST JANKERT ER MIR DIE OHREN VOLL, UND DANN LÄUFT ER VOM GESCHÜTZ DAVON! BEWEG DEINEN ARSCH AN DIE BERTA! SONST IST HIER GLEICH SABBAT!"
Vom Hein konnte man bei dieser Tirade fast die ganze Zeit nur das Zäpfchen sehen
Vadder ließ den Eimer fallen und rannte zum Geschütz. Sollten die Götter ihm tatsächlich gewogen sein? Trotz des frühen Schusses und seinem vorherigen Gebrüll schien Hein geneigt, ihm noch eine Chance zu geben. Nach dem Fehlschuss hatte er kein Neuladen befohlen. Also war das Geschütz noch leer! Vadder fing an zu schwitzen! Pulversack mit dem Dolch auf, dann reinschütten. Aber welcher Dolch? Vadder riss dem völlig verdatterten Mann neben ihm den Dolch aus dem Gürtel, schnitt den Sack auf und ließ das Pulver mit einer oft geübten Drehung der Hand ins Rohr gleiten. "Los, Daumen drauf!" Den Sack hinterher, feststopfen, Ansetzer raus, nochmal nachstopfen, Kugel drauf. "Wo sind die Scheiss Lappen?" Egal! Musste halt der Hemdsärmel dran glauben. Ärmel drauf, feststopfen! Vadder ließ den Ansetzer fallen und eilte hinter das Geschütz. Dank des gewissenhaften Mannes neben ihm hatte er dann auch den Luntenstock. "Feuerbereit!"
Erst war es still geworden. Dann war es wieder laut geworden.
Ein bisschen wie das Schiffsschaukeln - bei jeder Bewegung hatte sie Angst, aus dieser verdammten Hängematte zu purzeln und mit dem Arsch auf irgendeiner fetten Ratte zu landen.
Was hatte sie der niedlichen Schneiderin gesagt? Genau - weder dem Orden, noch diesen Zwielichtigen Gestalten würde sie trauen.
Gedanklich erweiterte sie die Liste um Khardin, Kharator ("Ärsche in rot") und um die ein oder andere Abscheulichkeit die man meistens nur einmal zu sehen bekam und die einem selten Gelegenheit ließ davon auch zu erzählen. In ihrem Fall musste man anmerken, dass sie ein Held von der Taille aufwärts war und wenig zu heroischen Taten neigte.
Höchstens zu ein wenig Gefühlsduselei und diesem unwiderstehlichen Drang .. nun sie wusste was ihr das eingebracht hatte.
Mittelfristig eine Zelle, langfristig dieses schaukelnde, segelnde, schwankende und schießende etwas - ein Schiff.
Womit sie auch wieder beim Problem war und mit Schwung gegen eine Planke über ihrem Kopf stieß. Nannte man das überhaupt eine Planke?
Das Schreien und Stöhnen Verletzter gesellte sich zu allem dazu. Einen Moment lang reihte sie die Geräuschkulisse in die Dinge ein, die sie nicht leiden konnte, versuchte alles nach Prioritäten zu ordnen, kapitulierte dann, setzte die Kharator und Khardin einfach ganz nach vorne und torkelte in Richtung Tür. Man konnte in ihrem Gang den immer noch stümperhaften Versuch sehen, sich irgendwie der Bewegung des Schiffes anzupassen - ein geneigter Beobachter mochte feststellen das sie sich damit auf Dauer nur selbst verletzen würde.
Wie war sie eigentlich auf diesen gottverdammten Kahn gelangt?
Hein, Jocke - Fleischfest, Ordensleute, Streiterei. Die Gedanken wurden rasch beiseite geschoben, sie kontrollierte einfach die Anzahl an Waffen (Dolche - anwesend, alles was länger oder knüppelförmiger war liess sich hier schnell greifen) und suchte sich einen Weg aus den Innereien des Schiffes nach oben.
Die Metapher der "Innereien des Schiffes" bereut sie schon kurz nachdem sie durch das "Lazarett" ihren Weg an Deck gefunden hat.
"So eine heilige Scheisse." - und sandte gedanklich ein Stoßgebet an die ihr bekannten Götter, erst einmal nur um sich für alle weiteren Flüche vorab zu entschuldigen.
Zwischenzeitlich auf der Akaron.....
Khardin-Okus Jerok Atharak schaute erschüttert auf die sinkende Galeere, auch wenn er fast damit gerechnet hatte und seine Befehle eindeutig war, konnte er den Verlust von 100ten Kathul auf einen Schlag nicht einfach schulterzuckend akzeptieren. ER betete für die gefallen den und hoffte, das den anderen Schiffen dieses erspart bleiben würde.
Die Karkon und die Vertov schienen das feindliche Schiff direkt anzusteuern und versuchten trotz des Wellenganges einigermaßen gegen den Wind zu segeln. Wobei hier der Vorteil der Galeeren stand........die nächsten Order des Kapitäns ließen Jerok aus seinen Gedanken hoch schauen!
Volle kehrt nach Backbord, Befehl an die Backbordruderseite ALLE RUDER RAUS! Jerok wusste das damit ungehindert Wasser in die Backbordseite eindringen konnte, gut den Mechanistenruderern durfte das egal sein, aber was war mit dem Schiff? Er musste Vrok einfach vertrauen, immerhin war er wohl der einigst wirklich richtig erfahrende Seefahrer hier in der Flotte.
Vrok schrie wieder: LASST das WASSER ungefähr bis zur BANK laufen, danach PUMPT wie die Teufel.....VOLLE SCHLAGZAHL JETZT!
Die Akaron legte sich auf die Backbordseite und jeder musste sich irgendwo festhalten, aber beim Erbauer so eine schnelle Kehre hatte man den metallenen Ungetüm wohl nie zugetraut! Trotzdem ächzte und stöhnte das beschlagende Gebälk bedenklich.
Gischten spritzten über das Deck und spülten alles was nicht niet und nagelfest war von Bord!
Vrok signalisierte an die Bug Mannschaft die Beiden Hämmer des Erbauers freizulegen. Zwei bronzene Falltüren in den Bugboden eingelassen wurden nach hinten aufgeschlagen und ein Deck tiefer kurbelten die Geschützmannschaften die beiden schweren bronzenen Mörserrohre nach oben!
Wieder gab der Kapitän Befehl: Die Falghorat Krat soll sich schräg im Steuerbord Kielwasser halten, wir werden die Aufmerksamkeit auf uns ziehen und vielleicht kann Sie zum rammen kommen!
Was ist mit den beiden anderen Schiffen, werden Sie die Herätiker nicht nieder ringen können?
Bei allem Respekt werter Sethem, aber wenn ein Schiff ein anderes so schnell versenkt, befürchte ich sind die beiden anderen Futter für die See!
Jerok hatte sich so was schon gedacht, aber er vertraute auf die Fähigkeiten der Akaron und vor allem Ihrer Hand verlesenden Crew. Ein weiterer Vorteil waren die Mechanisten, sie waren hervorragende Ruderer und ermüdeten kaum, egal bei welcher Schlagzahl!
Untere RUDER wieder einziehen, wir müssen das Schiff wieder gerade kriegen! brüllte Vrok. Mit leichter Schlagseite versuchte Vrok die Akaron auf Kurs zu halten!
Vrok wandte sich an den Mechanisten der die Entfernungen abschätzte!
Wie weit sind Sie entfernt?
Exakt 3321 Klaffter Entfernung! blecherte die monotone Stimme des Mechanisten.
Befehl an die Geschützmannschaft, volle Treibladung, Steinkugel......!
Entschuldigt Sethem, aber die Trefferwahrscheinlichkeit ist gleich Null und erst bei 2700 Klafftern gering vorhanden....! sprach der Mechnist in der gleichen Tonlage.
Ich weiß, aber ich hoffe wir machen Ihnen einen gehörigen Schrecken und schaffen Zeit für die beiden anderen Schiffe!
Die Mechnisten bedienten die beiden Hämmer mit stoischer Genauigkeit und fast unmenschlicher Geschwindigkeit. Die Feuergeschwindigkeit war somit sehr hoch, allerdings fehlte den Mechanisten etwas was Vrok immer die Gunst nannte....das Bauchgefühl wenn es Sinn machte zu feuern oder zu erahnen was der gegnerische Käptain vorhatte!
Die Falghorat Krat signalisierte auch Ihre Feuerbereitschaft, allerdings hatte Sie nur ein Buggeschütz und das hatte die Reichweite von 1400 Klafftern! Sie musste auf Ihre Breitseite setzen, dort waren jeweils 3 Rohre ausgefahren die ein Schiff in Stücke hauen konnten.
Und die Akaron? Sie hatte 8 mittelschwere Seitenkanonen und konnte jegliches Schiff damit zerkleinern! Allerdings war das auch nur unter optimalen Bedingungen so, also volle Ruderlage und ruhige See. Somit war die Akaron in ruhigen Gewässern mit Ihren drei Ruderbänken und aufgrund der Mechanistenrudderer extrem schnell, wenn auch nur bedingt Wendig! Solche Manöver wie Vrok sie gerade ausgeführt hatte waren riskant und hätten zum Kentern führen können, aber Vrok hatte langsam ein Gefühl für dieses Schiff bekommen!
Die vordere Geschütztmannschaft signalisierte Feuerbereitschaft. Vrok nickte und gab den Befehl, der Mechanist hob die Flagge und fast im gleichen Moment spien zwei meterlange Feuerzungen Ihre tödliche Fracht in Richtung feindliches Schiff. Die Treibladung war so gewaltig das das Schiff nach Backbord abgedrückt wurde und Vrok der Steuermann und der Mechnist mit aller Gewalt am Ruder drehen mussten um den Kurs wieder herzurichten!
Vrok hatte keine Ahnung wie lange die Lafetten solch eine Gewalt aushalten konnten, aber er war bereit sein Glück herauszufordern.
Einschießen auf mein Kommando, Steuermann gegensteuern bei jedem Schuss!
AY! brüllte dieser nur und wartete auf das Feuerkommando
Der Mechanist berechnete wieder die Entfernung und gab die Befehle an die vordere Geschützmannschaft!
Noch drei mal, dann mittlere Ruderbänken besetzen und volle Schlagzahl auf den Feind!
Dreimal feuerte das Ungetüm, spukte die Akaron nochmal Ihre Todbringende Fracht gegen das Ziel und für die Entfernung Lagen die Schüsse sehr dicht beieinander, vielleicht wurde sogar der eine oder andere Nass. Egal die meterhohen Wassergischten bei den Einschlägen waren selbst für Vrok immer ein beeindruckender Anblick.
Aber es nützte nichts die Akaron musste mindestens noch 500 900 Klaffter ran um wenigstens die Chance zu haben um zu treffen, weiterhin musste Vrok bedenken das Sie nicht unter 800 Klaffter heran durften, da mit jeder Näherung die Wahrscheinlichkeit abnahm überhaupt zu treffen. So hervorragend die beiden Hämmer konstruiert waren, so unmöglich war es sie fast gerade aus zu richten, sie waren halt reine Steilfeuerwaffen!
Die beiden vorgelagerten Schiffe nutzen das Feuer um näher an den Feind aufzuschließen und Vrok konnte erahnen wie die Rudermannschaften an gestachelt wurden um die maximale Geschwindigkeit zu erreichen und vor allem zu halten. An gestachelt von dem Untergang der Drakara ruderten diese wohl um Ihr leben!
"Aaaaaachtung Saaaalveee kommt rein!" Vadder deckte das Zündoch mit der Hand ab und rief seinen Bedienungen zu, die Mündung der Kanone abzudecken. Aber den Göttern sei Dank erreichten sie nur ein paar dickere Spritzer.
Pöpke unterbrach kurz ihre Arbeit mit Frauke und stellte sich an das kleine Fenster. Von fern - für ihren Geschmack eigentlich nicht fern genug - konnte sie schon die anderen Schiffe sehen. Gebannt beobachtete sie deren Manöver, ein wenig verstört die Trümmer der Drakara.
Als die Salven des zweiten Schiffes vor der Braut ins Wasser klatschten, sprang sie vor Schreck einen Schritt zurück, stolperte fast über einen verletzten Seemann und handelte sich eine gehörige Standpauke von Frauke ein.
Pöpke versuchte sich zusammenzureißen und fuhr mit ihrer Arbeit fort.