The Phantom's Rose - Rollenspiel

The Phantom's Rose

Re: The Phantom's Rose

"Du bist also wieder erwacht. Das ist gut." sagte Eric, ohne sich zu Raoul umzuwenden. Natürlich hatte dieser sein Gesicht bereits gesehen, aber dennoch wollte er es ihm nicht zeigen, solange es sich vermeiden ließ. jetzt, da raoul zurückgekehrt war, fühlte er auch wieder etwas von seinem Stolz und seiner Würde zurückkehren. Und der Wahnsinn hatte ihn offenbar noch nicht so fest im Griff, wie er geglaubt hatte. Jedenfalls konnte er jetzt wieder klar denken.
"Nein, komm nicht näher." Er hob die Hand, als er Raouls Schritte hörte. "Jedenfalls noch nicht. Du bist zurückgekommen, um mich zu töten, habe ich Recht? Bist du wieder bei Kräften? Dieses Mal soll es ein fairer Kampf werden.

 




Re: The Phantom's Rose

Raoul nickte, obwohl das Phantom es nicht sehen konnte. Er war erleichtert. Nach seinem Schwächeanfall hätte sein Widersacher ihn einfach töten können oder - weit schlimmer - ihn entwaffnen und gefangen nehmen, ihn in dieser Höhle als seinen Gefangenen leiden und elend verenden lassen können. All das hätte er ihm zweifellos zugetraut. Nun aber bot ihm das Phantom eine faire Chance, den ehrlichen Kampf von Mann zu Mann. Und Raoul kam nicht umhin zu bewundern, dass hinter dieser äußerlichen Erscheinung eines Wahnsinnigen doch offenbar ein Edelmann steckte. Für einen winzigen Moment bedauerte er fast, dass das Schicksal sie beide zu Feinden gemacht hatte und nur einer von ihnen diesen Raum lebend verlassen würde.
"Du willst einen fairen Kampf?" stieß er plötzlich hervor. "Dann solltest du auch besser dies hier zurücknehmen". Mit einer schwungvollen Bewegung zog er die Maske des Phantoms unter seinem Hemd hervor und warf sie seinem Gegenüber vor die Füße. Er hatte ihm - welch Ironie des Schicksals - kurz zuvor das Leben gerettet. Nun wollte Raoul ihm als Gegenleistung zumindest seine Würde zurückgeben, damit es auch wirklich ein gerechter Kampf zwischen ihnen werden würde.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns erhob sich das Phantom aus seinem Sessel, kniete nieder und setzte die Maske auf. Dann drehte er sich langsam zu Raoul um und auf seinem wieder vollständig maskierten Gesicht zeigte sich ein feines, ironisches Lächeln. "Wie Ihr wünscht, verehrter Comte. Wir wollen ja nicht riskieren, dass euch der Anblick meiner widerwärtig abstossenden Fratze vom Kampfgeschehen ablenkt." Seine Augen funkelten und Raoul schüttelte nur den Kopf, erwiderte das falsche Lächeln. Er wusste, dass es wenig Sinn hatte, dem Phantom zu sagen wie gleich es ihm war, ob er eine Maske trug oder nicht, während er ihn tötete. Es machte keinen Unterschied. "Nun denn. Genug der grossen Worte." Blitzschnell ergriff das Phantom seinen Degen, der neben ihm an der Wand gelehnt hatte. "Lasst den Kampf beginnen!"



Re: The Phantom's Rose

Eric war mehr als froh darüber, sein Gesicht wieder verdecken zu können. Bei diesem ihrem letzten Kampf wollte er Raoul nicht entstellt gegenübertreten. Sobald er die Maske aufgesetzt hatte, wurden seine Schmerzen weniger.
Zum zweiten Mal griff er Raoul an. Aber dieses mal war er in seinem eigenen Territorium. Seine Augen waren besser an das flackernde Licht der Kerzen gewöhnt, das die Höhle erhellte. Seine Füße waren sicherer auf dem unebenen und manchmal glitschigen Grund. Raoul parierte zunächst gut, aber dennoch war Eric ihm überlegen und der junge Mann musste vor der Kraft seines Angriffs zurückweichen. Ihre Degen klirrten funkensprühend aufeinander und Eric sah die Entschlossenheit in Raouls Augen.
Aber zunähst sah es so aus, als würde diese Entschlossenheit ihm nichts nützen. Raoul focht mit einer naturgegebenen Leichtigkeit und Eleganz, aber gegen Erics Können, das er sich in jahrelangen Schattenkömpfen erworben hatte, kam er damit nicht an. Zwar war er schnell, aber Eric gelang es, seine Bewegungen mühelos vorauszusehen. Bald konnte Raoul nicht mehr weiter zurück und als er versuchte zur Seite auszuweichen, strauchelte er. Seine Deckung fiel und...
das hätte der Moment sein müssen, in dem Eric ihm den finalen Stoß versetzte. Aber wieder zögerte er. Wenn er  Raoul jetzt tötete, was würde dann aus Christine werden? Er konnte sie nicht wieder zu sich holen und ohne Raoul war sie schutzlos. Nein, so durfte es nicht geschehen. Raoul war derjenige, der diesen Kampf überleben musste.  Er hatte sein Leben nicht verwirkt. Noch während Eric darüber nachdachte wendete sich das Blatt und er war derjenige, der in die Enge getrieben wurde. Raoul hatte gespürt wie knapp es gewesen war und focht jetzt mit doppelter Entschlossenheit und Stärke.
"Nun gut, so soll es sein" dachte Eric und im nächsten Moment hatte er die Spitze von Raouls Degen an seinem Hals.
"Töte mich." flüsterte er ergeben.

 




Re: The Phantom's Rose

"Oh nein, so nicht, mein Freund!" flüsterte Raoul dicht am Gesicht des Phantoms und seine Degenspitze ritzte eine fast unmerkliche Blutspur in dessen Hals. "Ich dachte, dies sei ein fairer Kampf."
Natürlich hatte Raoul gemerkt, dass das Phantom ihm kampftechnisch überlegen war. Er sollte zustossen. Doch seine Ehre und sein Gewissen verbaten ihm, einen Menschen zu töten, der sich ihm einfach ergab. Niemals würde er es soweit kommen lassen. Er wollte fair gewinnen - oder ehrvoll sterben. "Los, kämpfe!" zischte er und trat einen Schritt zurück.
Sekundenlang blickten sie sich an. Raoul keuchte und auch sein Gegner atmete schwerer als sonst, denn der Kampf war an ihnen beiden nicht spurlos vorüber gegangen. Dann breitete sich ein dunkles Lächeln auf dem Gesicht des Phantoms aus und er stieß sich von der Wand ab, an die Raoul ihn gedrängt hatte, griff erneut an. Diesmal schien der Kampf endlos, keinem von beiden gelang es, sich einen Vorteil zu verschaffen. Die Angriffe des Phantoms waren flink, behende und wohlüberlegt, aber Raoul hatte jahrelange Erfahrung im Fechtkampf und parierte geschickt. Doch er befand sich unentweg in der Position des Verteidigers, das Phantom war einfach zu schnell für ihn. Nicht ein einziges Mal gelang Raoul ein nennenswerter Angriff.
Das Geräusch aufeinandertreffender Klingen hallte schneidend in der Stille der Höhle wieder und der Zweikampf schien endlos. Er zehrte an ihren Kräften. Und je länger sie kämpften umso sicherer wurde Raoul, dass dieses Duell wahrscheinlich nie mit einem Todesstoss enden würde. Vorher würden sie beide vor Erschöpfung umfallen.



Re: The Phantom's Rose

Eric merkte wie Raouls Kräfte anchließen. Kein Wunder. Er war gerade erst aus einer Ohnmacht erwacht und hatte davor Anstrengendes durchgemacht.
Aber auch er selbst merkte, dass er an den Rand seiner Ausdauer gelangte. Dass der Kampf scheinbar endlos dauerte, lag aber nicht nur daran, dass sie etwa gleichwertig kämpften. Vor allem war es so, weil keiner von ihnen wirklich das Verlangen hatte, den anderen zu töten, wurde ihm plötzlich bewusst.
"Raoul" keuchte er. "Warte einen Moment." Ihre Degen verharrten aneinandergelegt in der Luft und beide brauchten einen Moment, um zu atem zu kommen. Eric betrachtete raoul, dessen verschwitzte Haarsträhnen ihm ins Gesicht hingen. Sein Hemd hatte sich weiter geöffnet und der Ausschnitt gab den Blick frei auf seine muskulöse Brust.
"Warum bist du hier, wenn nicht um mich zu töten?" Er ließ langsam seinen Degen sinken und Raoul tat es ihm gleich. "Du weißt, dass du mich töten musst, damit Christine und du in Frieden leben könnt, nicht wahr? Und mir schuldest du es, denn ich ertrage die Einsamkeit nicht länger."

 




Re: The Phantom's Rose

Raoul war vollkommen erschöpft. Er wusste, wie absurd die ganze Situation war. Er war zurückgekommen, um das Phantom zu töten und jetzt bettelte sein Widersacher sogar förmlich darum, flehte um Erlösung aus seinem einsamen Dasein. Warum zum Teufel konnte er es dann nicht? Langsam begann er zu verstehen, warum Christine dem Phantom immer und wieder gefolgt war. Nie hatte er einen Menschen getroffen, der solch eine enorme Faszination ausübte, solch widersprüchliche Gefühle in einem hervorrufen konnte.
"Warum bist du hier, wenn nicht um mich zu töten?" echoten die Worte des Phantoms in seinem Kopf. Und sein Gegenüber erwartete offensichtlich eine Antwort. Verdammt, Raoul wusste es selbst nicht und das machte ihn rasend. Natürlich hatte das Phantom recht. Er würde nie in Frieden mit Christine leben können, solange er ihn noch lebend wusste. Aber, und das wurde Raoul in diesem Moment überdeutlich klar, er würde ebensowenig Frieden finden, wenn er ihn jetzt tötete.
Langsam steckte er seinen Degen zurück in die Scheide und betrachtete das Phantom. Dieser war inzwischen wieder zu Atem gekommen und während Raoul sich verschwitzt und kraftlos fühlte, wirkte sein maskierter Widersacher bis auf den kleinen blutigen Kratzer am Hals vollkommen makellos und unversehrt. Der Anblick irritierte Raoul. "Ich kann dich nicht töten." Raouls Stimme sollte entschieden klingen, aber es war beinahe ein Flüstern. "Ich weiß es und du weißt es auch. Ich sollte einfach gehen und wir vergessen alles, was hier unten vorgefallen ist. Zeig mir den Weg zurück."



Re: The Phantom's Rose

Eric sah Raoul einen Moment lang forschend an und nickte dann. Er wusste, dass Raoul Recht hatte. Das war die einzige Möglichkeit. Töten konnten sie einander aus irgendeinem Grund nicht, also musste Raoul zurück. Das einzige Hindernis war nur ... er wollte ihn nicht gehen lassen.
Sein Ziel, als er Christine hierher gelockt hatte war immer gewesen seine Einsamkeit hier unten zu beenden. Lange hatte er sich vormachen können, dass er diese Einsamkeit brauchte, dass sie ihn schützte. Aber seit er die verführerische Wärme gespürt hatte, die von der Nähe eines anderen menschen ausging, konnte er nicht mehr in diese Einsamkeit zurück.
Christine war ihm entkommen, aber Raoul war in seine Falle gegangen. So sollte es also sein.
"Du kannst unmöglich durch den Fluß zurück" sagte Eric sanft, so als denke er erst jetzt über diese Möglichkeit nach. "Eben bist du mit dem Strom geschwommen und hast es mit letzter Kraft geschafft. Gegen den Strom wirst du niemals ankommen. Du würdest ertrinken." Er drehte sich um und ging mit wehendem Umhang zu der felsigen Wand, hinter welcher sich in meterweiter Entfernung sein frührer Zufluchtsort befand. "Und ich fürchte auch dieser Weg ist für immer verschlossen. Der Mechanismus mit dem ich sie hinter mir versperrt habe, lässt sich nicht umkehren. Er war für das Ende gedacht, wie du weißt. Es sieht ganz so aus, als wären wir beide hier gefangen..." er drehte sich zu ihm um. "Raoul."

 




Re: The Phantom's Rose

Raoul war fassungslos. Er hatte mit allem gerechnet, aber damit nicht. Ungläubig fixierte er das Phantom, suchte in dessen Gesicht nach einem Zeichen, einem Hinweis, aber der Blick, der Raoul aus grün-blauen Augen beinahe sanft taxierte, blieb geduldig und vollkommen ausdruckslos.
"Ich finde deinen Galgenhumor gerade äußerst unangebracht." stieß Raoul wütend hervor und seiner Stimme war anzuhören, dass er gegen die aufsteigende Panik in sich ankämpfte. Das konnte doch alles nur ein böser Scherz sein. Raoul war gekommen, um das Phantom zu töten oder im schlimmsten Fall selbst bei dem Versuch dabei im Zweikampf zu sterben. Und es war seltsamerweise nicht die Aussicht auf die Gesellschaft des Phantoms hier unten, die ihn schreckte. Aber dass sie nun dazu verdammt sein würden, in den Katakomben der Pariser Oper elend zu verenden...das konnte, das wollte er einfach nicht glauben. Und was würde aus Christine?
Noch immer zeigte das Gesicht des Phantoms keine Regung und die Panik in Raoul nahm Überhand. Rasend warf er seinen Degen von sich, stürmte auf die Felswand zu und stemmte sich verzweifelt dagegen, es musste doch einen Ausweg geben. Während Raoul noch fieberhaft überlegte, wie er sich doch noch aus diesem Gefängnis befreien könnte, hörte er hinter sich plötzlich ein tiefes Lachen. Erst leise, doch dann schwoll es an, nahm von dem Raum Besitz und hallte dröhnend von den Felswänden wieder. Ungläubig, langsam, drehte sich Raoul zu dem Phantom um und stellte fest, dass dieses Lachen, das ihm entgegenschlug, nicht verzweifelt oder wahnsinnig klang, sondern - höchst amüsiert. Es hallte ihn Raouls Ohren wieder und nahm ihn vollkommen ein, verursachte ihm eine Gänsehaut und ließ seinen Körper bis in die Zehenspitzen vibrieren.
Verdammt, er musste hier raus. Raoul wusste schlagartig: wenn er der Macht des Phantoms noch eine Sekunde länger ausgesetzt war, wenn er jetzt nicht floh, dann würde es ihm gehen wie Christine - er würde dieser Macht hoffnungslos verfallen. Sein Blick fiel auf den unterirdischen Tunnel im Wasser. Er hatte keine Chance, er musste es wenigstens versuchen.



Re: The Phantom's Rose

Erics Lachen erstarb langsam und er betrachtete Raoul, der ihn ansah wie ein junges Raubtier, das in eine Falle geraten war und nicht wirklich wusste, wie es damit umgehen sollte. Erics Lachen hatte ihn noch zusätzlich irritiert und er wirkte jetzt einer Panik nahe.
Eric ging langsam auf ihn zu und sah ihm dabei unverwandt in die Augen. "Es ist nicht meine Schuld. Du hast dieses Schicksal gewählt, als du mir gefolgt bist. Du warst dir darüber im Klaren, dass du vielleicht nicht zurückkehren würdest." Er stand jetzt direkt vor Raoul, der sich seinem hypnotischen Blick nicht entziehen konnte und sich keinen Zentimeter bewegte. "Aber hab keine Angst. Du wirst hier unten nicht sterben Raoul. Du bist derjenige, der mit mir die Musik der Nacht wieder zum Leben erwecken wird. Und ich werde für dich sorgen. Du wirst hier alles bekommen, was du brauchst." Er hob eine behandschuhte Hand und legte sie an Raouls Wange.

 




Re: The Phantom's Rose

Raouls Panik stieg ins Unermessliche. Nie zuvor in seinem Leben, noch nicht einmal als er vor wenigen Stunden an das Eisengitter gefesselt war, hatte er sich so sehr in die Enge getrieben gefühlt. Viel schlimmer als der gewohnte, wahnsinnige Hass des Phantoms, waren nun sein hypnotisierender, beinahe liebevoller Blick, der verführerische Tonfall und seine beruhigenden Worte. Ganz nah kamen die unergründlichen Augen seinem Gesicht, nahmen ihn gänzlich ein. Und die samtweiche Berührung der behandschuhten Hand an Raouls Wange gab ihm nun den Rest. Er strauchelte innerlich, schloss für einen winzigen Moment die Augen und wehrte sich mit aller Macht gegen die heftigen Gefühle, die sich in diesem Moment schier unaufhaltsam einen Weg durch sein Innerstes bahnten.
Mit letzter Willenskraft riss er sich von der Hand, die sich wie Feuer in seine Wange gebrannt zu haben schien, los und stolperte in die Fluten des unterirdischen Flusses.
Doch er hatte nicht mit der Schnelligkeit des Phantoms gerechnet, das in Sekundenbruchteilen hinter ihm im Wasser stand, seinen Arm packte und ihn beinahe grob herumriss. "Was soll das nun wieder werden, Raoul de Chagny!" Der Blick des Phantoms schwankte zwischen Verzweiflung und Belustigung. Raoul versuchte erneut, sich loszureißen und sie lieferten sich einen kurzen, aber heftigen Zweikampf im hüfthohen Wasser. Als Raoul bemerkte, dass seine Kräfte für heute wirklich endgültig aufgebraucht waren fand er sich auch schon mit dem Rücken an die Felswand gepresst wieder. Das Phantom hatte seine beiden Hangelenke umschlossen und neben Raouls Kopf an die Wand gedrückt. Nicht grob, aber fest und bestimmt war sein Griff. Raoul wusste, dass er keine Chance mehr hatte zu fliehen,zu schwach war, um loszukommen. Und in diesem Moment gestand er sich auch endlich ein, dass er das gar nicht mehr wollte.