Am nächsten Morgen wachte Sheila relativ früh auf und stand langsam auf. Zischend zog sie die Luft ein, als der Schmerz ihren Körper durchzog. Das Sofa tat ihrem geschunden Körper eindeutig nicht gut. Grummelnd verschwand sie ins Bad, ohne zu bemerken das Wes ebenfalls wach war. Sie stellte sich unter das heiße Wasser der Dusche und genoss einfach dieses Gefühl, für einen Moment nicht an ihre Verletzungen denken zu müssen.
Kaum war Sheila im Bad, öffnete Wes die Augen und ließ sich seitlich aufs Sofa fallen. Er war durch. Die ganze Nach kein Schlaf, dafür aber Sorgen über das, was gleich geschehen würde. "Ich werd zu alt für sowas.", grummelte er und richtete sich langsam wieder auf. Er stand vom Sofa auf und streckte sich ausgiebig. Seine Gelenke knackten, ein Zeichen wie verkrampft er die ganze Nacht gewesen war.
Als Sheila mit dem Duschen fertig war, betrachtete sie sich im Spiegel. Grummelnd musste sie feststellen das sie absolut fürchterlich aussah. Schlecht gelaunt machte sie sich an die Arbeit, wenigstens ihr Gesicht soweit in Ordnung zu bringen, das man nichts mehr sah. Dafür brauchte sie allerdings sehr viel Schminke und Zeit. Als sie schließlich fertig war, zog sie sich an. Zwar sah man so immer noch ihre lädierten Arme, die sie genutzt hatte um ihren Kopf zu schützen aber der Rest wurde versteckt.
Während Sheila sich fertig machte, rief Wes David auf dem Handy an. "Wie sieht's aus?", fragte er, als David dranging. "Aussichtslos, aber nicht ernst. Am Abgrund ist die Ausssicht schöner.", erklärte David mit einem Anflug von Galgenhumor. "Wie stehen die Dinge bei dir." "Die Ausssicht ist hier auch sehr schön. Na ja, heute Nachmittag sind wir einen Schritt weiter." "Ach, doch so zuversichtlich." "Total."
Als sie fertig mit schminken kam, kam die Sache die sie an Steve hasste. Denn jeden morgen wenn er aufwachte und Sheila sich weigerte zu Frühstücken hob er sie hoch und trug sie unter lauten Flüchen zurück ins Bad um sie auf die Waage zu stellen, wogegen sie sich mit Händen und Füßen wehrte, was bei ihren Verletzungen nicht sehr schlau war.
Wes hatte sich Steve angeschlossen und beobachtete, wie er seine Verlobte isn Bad trug. Das Gespräch mit David hatte ihn nicht wirklich beruhigt und so lenkte er sich von seinen Sorgen über die Zukunft von Dalton und dem Waisenhaus mit Sorgen über Sheila ab. "Wenn du dich weniger wehrst, tut es auch weniger weh.", sagte er und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans, während er sich gegen den Türrahmen lehnte.
"Halt die Klappe Wes, hilf mir lieber, als dich mit ihm gegen mich zu verbünden," fuhr sie ihren Verlobten an. Sie wollte nicht gewogen werden, weil sie wusste das sie die Tage wider ab genommen hatte. Doch Steve hielt sie eisern fest. Als sie dann schließlich auf der Waage stand, schloss sie die Augen während sie Steve fluchen hörte, als er ihr momentanes Gewicht las.
"Sorry, Sheila, da steh ich auf seiner Seite. Du hast wieder abgenommen und langsam find ich das echt nicht mehr lustig. So wie du dich gegen das Wiegen wehrst, weißt du auch, dass du ein Problem hast. Mach verdammt noch mal die Augen auf!", antwortete er und zog eine Augenbraue hoch, als auch er das Gewicht sah. "Scheiße, Sheila!"
Sheila öffnete die Augen und sah hinunter, denn zwar wusste sie das sie abgenommen hatte aber so extrem konnte das doch nicht sein das beide Jungs so sauer waren. Als ihr Blick aber noch unten fiel, sah sie selbst ungläubig aus. Soviel wog sie das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein, sie war niemals so dürr wie dieses Gerät anzeigte.
"Wie war das? Das renkt sich wieder ein? Waren das nicht deine genauen Worte?", fragte Wes sie und man sah, dass er sauer war. Jetzt schüttelte er den Kopf. "Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen. Du weißt, ich zwing dich zu nichts, aber das ist echt zuviel. Du gehst zum Arzt. Brauchst auch gar nicht zu diskutieren, du gehst und basta!", bestimmte er.