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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Nick

Die Sonne leuchtete am strahlend blauen Himmel und brachte die weiße Pracht zum glitzern. Es war ein herrlicher Morgen und trotz der Kälte versprach es ein schöner Silvestertag zu werden. Als Nick das Krankenhaus erreichte, fühlte er sich ausgeruhter und selbstsicherer als am Vortag. Er hatte eine angenehme Nacht hinter sich und war gut gewappnet, um Hollis entgegen zu treten und ihr zu sagen was er für sie empfand. Nichts und niemand würde ihn dieses Mal aufhalten können. Er wollte endlich wissen woran er war und sie dann auf dem schnellsten Weg mit zurück nach Hawaii nehmen. Dort gehörte sie hin und nirgends woanders.

Ohne sich am Empfang zu melden, steuerte der Professor zielsicher auf Hollis´Krankenzimmer zu. Von ihrer behandelnden Ärztin war zu seiner Erleichterung nichts zusehen. Nach der unschönen Begegnung mit der resoluten Frau legte er keinen gesteigerten Wert auf eine erneute Begegnung. Zudem war es weit nach dem Frühstück und er ging davon aus, dass die Visite schon durch war. Nachdem er geklopft hatte, jedoch keine Reaktion aus dem Zimmer erhielt, trat er einfach ein. Hollis´ Bett war zu seiner Verwunderung leer und ein Sichtschutz stand zwischen ihrem und einem anderen Bett. Da er niemanden sehen konnte, nahm er an das die Patientin auf der anderen Seite schlief. Er räusperte sich und fragte vorsichtig: „Uhm, Hallo – Guten Morgen, können Sie mir bitte sagen wo ich Mrs. Mann finde?“

Hollis

Als Hollis wieder zu sich kam, brauchte sie eine Weile um zu realisieren wo sie war. Die Schläuche und der Verband um ihre Brust irritieren sie. Was war geschehen? Das Letzte an das sie sich erinnerte, war ihr Gespräch mit Gibbs und seine beruhigende Berührung. Danach fehlte ihr ein ganzes Stück Erinnerung. Während Hollis noch immer krampfhaft bemüht war die Augen offen zu halten, hörte sie neben sich die Stimme von Dr. Moore. Die alte Ärztin hatte sich über sie gebeugt und kontrollierte die Werte auf den Geräten. „Guten Morgen, junge Frau“, begrüßte die Doktorin sie freundlich und wartete geduldig bis Hollis zu sich gekommen war. „Sie haben ihrem Freund gestern Abend einen mächtigen Schreck eingejagt. Nur gut, dass Sie wenigstens ihm erzählt haben, warum Sie sich nicht operieren lassen wollten. Da sind Sie noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.“

„Ich bin… S-sie haben mich operiert?“, brachte Hollis ungläubig mit schwacher Stimme hervor und tastete vorsichtig nach dem Verband. Von Schmerzen war dank des noch wirkenden Schmerzmittels nichts zu spüren. Sie fühlte sich jedoch müde und schlapp.

„Ja, das mussten wir. Eine der gebrochenen Rippen drückte auf ihre Lunge und standen kurz vor einem Lungenriss. Eigentlich war es unverantwortlich, dass ich Sie nicht früher operiert habe“, fügte die Ärztin hinzu, hielt sich aber mit weiteren Vorwürfen zurück. Zum Glück war alles gut gegangen und dem Gesichtsausdruck ihrer Patientin nach zu urteilen, war die Frau sich ebenfalls darüber im klaren. „Ich denke, nach dem Mittag können wir Sie wieder in ihr Zimmer verlegen. Doch bis dahin bleiben Sie schön hier und versuchen sich auf das neue Jahr zu freuen.“

Hollis atmete ruhig ein und aus. Den Schmerzen in der Brust war ein unterschwelliger Druck gewichen und sie lächelte die Ärztin dankbar an. Die Frau hatte allerdings gut reden. Wie sollte sie sich auf das neue Jahr freuen, wo sie nicht wusste was sie ab da erwarten würde. Soweit sie sich schwach erinnerte, sollte Jethro ebenfalls operiert werden und das bereitete ihr im Augenblick mehr Sorgen als ihre eigene Gesundheit. „Wie geht es Agent Gibbs?“, wollte Hollis daraufhin gleich wissen und erntete einen ernsten Blick der Ärztin. „Es geht ihm gut und ich rate ihnen, sich darüber jetzt keine Gedanken zu machen. Er ist bei Dr. Kinning in guten Händen. Sie sollten jetzt an sich denken und danach wird sich alles weitere finden. Glauben Sie mir, nur das ist im Augenblick für Sie wichtig, nicht anderes.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum gehen und hörte ihre Patientin mit wieder festerer Stimme hinter sich rufen: „Sagen Sie ihm bitte das es mir gut geht.“ Dr. Moore dreht sich noch einmal schmunzelnd um. Die zwei waren schon ein merkwürdiges Pärchen und das zwischen ihnen mehr war als kollegiale Freundschaft war, sah ein Blinder mit Krückstock. „Keine Sorge, das werde ich.“

Erleichtert schloss Hollis die Augen und lauschte den gleichmäßigen Geräuschen der Kontrollgeräte. Erst allmählich wurde ihr richtig bewusst, dass man sie operiert hatte und alles gut verlaufen war. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass Jethro ebenso viel Glück hatte und sie das Krankenhaus bald wieder verlassen konnten.

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Gibbs

Kurz nachdem Dr. Kinning den bewusstlosen Patienten zurück ins Zimmer gebracht hatte, kehrten dessen Lebensgeister langsam zurück. Verwirrt blickte er sich um und benötigte einen Moment, um sich zu erinnern, das Hollis in Sicherheit war. Zu seiner großen Überraschung stand Dr. Kinning noch immer neben ihm. "Willkommen zurück," grinste der alte Mediziner. "Da haben Sie es wohl ein bisschen zu gut mit ihrem Kreislauf gemeint..." Er legte dem Agenten eine Hand auf die Schulter, als Gibbs protestieren wollte. "Es ist alles in Ordnung, sie haben Ihre Freundin in Sicherheit gebracht. Sie wird zur Stunde operiert, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Wir haben sie unter Kontrolle." Dankbar blickte Jethro den Mediziner an, froh, keine Worte finden zu müssen.

"Aber wo wir beim Thema sind... ich hoffe, sie haben nicht vergessen, dass sie ebenfalls an der Reihe sind." Ehe der Agent widersprechen konnte, hatte Dr. Kinning nach einer Spritze gegriffen. "Bleiben Sie einfach ruhig, Agent Actionheld. Ich weiß, dass harte Jungs wie Sie der Meinung sind, aus Prinzip keine Beruhigungsmittel zu benötigen, aber das ist mir in diesem Fall egal. Ich glaube, Sie hatten für heute genug Angst." Er blickte seinen Patienten an, der sich in das Unausweichliche fügte. Jethro widersprach nicht, er wusste, das Dr. Kinning Recht hatte, und je schneller alles vorbei sein würde, desto besser. Schweigend streckte er dem alten Arzt seinen Arm entgegen. Hauptsache, Hollis war in Sicherheit.

Als der Silberfuchs eine gute Stunde später im Aufwachraum wieder zu sich kam, war ihm vor allem eines: schlecht. Sein Körper vertrug Narkotika ungewöhnlich schlecht, und auch wenn dies während der Narkose keine Probleme bereitete, so hatte er anschließend regelmäßig mit den Auswirkungen zu kämpfen. Er fühlte sich sterbenselend und registrierte nur am Rande die aufmunternden Worte der Schwester, die ihm geduldig immer wieder eine Schale unter den Kopf hielt. Abgesehen von seinem Magen war sein Körper noch überwiegend außer Funktion, doch Dr. Kinning stellte rasch fest, dass sein Patient die Operation gut überstanden hatte. "Das wird wieder," erklärte er aufmunternd, als der Brechreiz langsam nachzulassen schien. Jethro verzichtete auf eine Antwort, doch eine Frage musste er dennoch dringend loswerden.

"Welches Jahr haben wir?!" brachte er zwischen zwei Würgeattacken hervor. Überrascht blickte Dr. Kinning ihn an. "Keine Angst," lachte er dann. "So lange haben wir auch nicht gebraucht. Es ist immer noch der 31.12.2008, sie haben nichts verpasst." Er fragte sich, warum Silvester für seinen Patienten so wichtig war, doch da die Antwort ihn offensichtlich enorm beruhigte, dachte er nicht weiter darüber nach. "Ich sehe gleich noch mal nach Ihnen, Agent Gibbs. Versuchen Sie, ein bisschen zu schlafen. Oh, und ich soll ihnen von Mrs. Mann ausrichten, dass es ihr ebenfalls gut geht." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ einen spuckendes, aber erleichtertes Häufchen Elend zurück.


Leon Vance

Da er seinen leitenden Agenten seit zwei Tagen nicht zu fassen bekommen hatte, beschloss der NCIS-Direktor, ihm einen Besuch abzustatten. Er war ohnehin bei Verwandten in der Nähe von San Diego gewesen, als er den Agenten das letzte Mal gesprochen hatte, und Nevada lag mehr oder weniger auf seinem Rückweg. Er wollte lieber gar nicht wissen, warum Gibbs' Handy noch immer ausgeschaltet war. Nüchtern betrachtet gab es dafür zwei Möglichkeiten: entweder ging es dem Teamleiter zu schlecht, oder er hatte mal wieder irgendetwas daran verstellt, was es ihm unmöglich machte, das Gerät wieder einzuschalten. Letzteres erschien Leon Vance zwar ziemlich unmöglich, doch er kannte Gibbs Einstellung zu moderner Technik. Bis heute war er sich nicht sicher, ob der chefermittler sich gelegentlich nicht mit Absicht dumm anstellte. Vielleicht hatte er es auch schlicht und ergreifend vergessen.

Aber warum auch immer das Handy nicht einsatzbereit war, der Direktor wollte endlich wissen, was Sache war. Zielstrebig durchquerte er die Eingangshalle und erkundigte sich an der Pforte, ob der Special Agent hier eingeliefert worden war. Die Empfangsschwester lächelte freundlich. "Station 6, Zimmer 141, Sir!" Leon Vance bedankte sich und hatte nach wenigen Minuten das entsprechende Zimmer gefunden. Einen Moment lang zögerte er, als ihm einfiel, dass es wohl höflicher gewesen wäre, zu einem Krankenbesuch ein paar Blumen mitzubringen. Doch da er ahnte, dass sein Teamleiter sich ohnehin nicht viel daraus machen würde, klopfte er und trat ein.

Zu seiner Überraschung traf er jedoch nicht auf den grauhaarigen Ermittler, sondern einen braungebrannten Mann mittleren Alters, der ihn überrascht ansah. Das näher zur Tür stehende Bett war leer, und ein rascher Schritt zeigte ihm, dass auch das Bett am Fenster nicht belegt war. "Wollten Sie ebenfalls zu Agent Gibbs?" fragte Vance eher aus Höflichkeit als aus echtem Interesse. Eigentlich interessierte ihn im Moment nur, wo dieser verdammte Agent schon wieder abgeblieben war.




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Nick

Der Professor sah den Mann vor sich irritiert an und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ich besuche meine Freundin und so viel ich weiß, liegt der Mann den Sie suchen zwei Räume weiter.“ Es wunderte ihn, dass der Fremde so zielsicher in dem Zimmer nach dem Agent fragte, aber wahrscheinlich hatte ihn die Schwester am Empfang ebenso falsch geschickt, wie ihn am Tag zuvor. Da das zweite Krankenbett ebenfalls leer war, hatte Nick bisher jedoch noch nicht herausfinden können wo Hollis abgeblieben war. Daher hatte er sich, kurz bevor der Mann auftauchte, auf die Suche nach ihr machen wollten.

„Sie und der Agent vom NZES kennen sich?“, fragte er ganz beiläufig und hob den Hasen vom Fußboden, den er Hollis am Vortag geschenkt hatte. Dieser Gibbs war ihm irgendwie suspekt und es konnte nicht schaden etwas über den merkwürdigen Agenten zu erfahren.

Re: Ein Wintermärchen

Leon Vance

Der Angesprochene zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, ließ sich allerdings ansonsten nicht anmerken, wie sehr ihn die Arroganz seines Gegenübers ärgerte. "Nun, den NZES kenne ich nicht," erklärte er ruhig. "Agent Gibbs ist Senior Special Agent beim NCIS, ich bin sein Direktor. Sie haben nicht viel mit der Navy zu tun, sehe ich das richtig?" Er wartete keine Antwort ab, weil die Antwort ohnehin feststand. Allerdings hatte er auch keine größere Lust, sich weiter mit dem Mann zu unterhalten. "Ich werde die Stationsschwester noch einmal befragen," erklärte er. "Nach allem, was ich weiß, ist Agent Gibbs nicht allein... verunglückt." Er hatte keine Ahnung, wie er die Geschehnisse sonst bezeichnen sollte. "Ich werde einmal nachforschen, was aus der Dame geworden ist, mit der er sich in dieses... Abenteuer gestürzt hat." Er drehte sich um und marschierte zielstrebig zum Schwesternzimmer.


Gibbs

Nachdem er tatsächlich eine Weile geschlafen hatte, ging es dem Agenten noch immer sterbenselend. Doch da die Übelkeit nachgelassen hatte, konnte er in sein nomales Zimmer verlegt werden. Allerdings war Dr. Kinning nicht überrascht, dass sein Patient so heftig protestierte, wie seine Verfassung es zuließ. "Okay... okay..." gab der alte Arzt schließlich nach. "Wir schauen unterwegs auf der Intensivstation vorbei. Aber ich warne Sie - auch wenn es ihr gut geht, ist es kein schöner Anblick. Und Mrs. Mann darf sich unter keinen Umständen aufregen - unter gar keinen, haben Sie verstanden?! Ich werde Sie begleiten, Sie haben zwei Minuten." Dankbar nickte der Agent und ließ sich widerstandslos vom Bett in den Rollstuhl heben. Es war ihm ohnehin lieber, als im Bett liegend über den Flur geschoben zu werden. Selbst wenn er keinen Menschen kannte - und das war in Nevada relativ wahrscheinlich - war ihm diese Transportweise peinlich.

Kurz darauf erreichte der kleine Tross die Intensivstation. Dr. Kinning hatte nicht übertrieben, Jethro vergaß beinahe zu atmen, als er Hollis so bleich und still dort liegen sah, umgeben von Unmengen an Schläuchen, Kabeln und Geräten. Dennoch nahm er sich zusammen und fasste ihre Hand. "Hallo, Holly," brachte er heiser hervor. Sein Hals schmerzte fürchterlich von der Beatmung während der Operation und dem anschließenden Erbrechen. Doch er zwang sich, weiterzusprechen, auch wenn er den Klang seiner Stimme selbst nicht mehr erkannte. "Hörst du mich? Wir haben es überstanden... alle beide. Alles wird gut... das neue Jahr kann kommen..." Hollis reagierte nicht, sie schlief, und Jethro nahm seine letzte Kraft zusammen, rollte näher und küsste sie behutsam auf die Stirn. "Ich liebe dich, Hollis," flüsterte er leise.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Schläfrig von den Medikamenten döste Hollis vor sich hin, als sie eine vertraute Stimme neben sich hörte. Sie spürte einen leichten Druck an ihrer Hand und öffnete langsam die Augen. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht als sie in Gibbs´ blaue Augen sah und seine Worte realisierte. „Ich dich auch“, anwortete sie und strahlte ihn glücklich an. Sie war so froh ihn zu sehen und bei sich zu wissen, dass sie beinahe vergaß wo sie waren. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise und erwiderte den Druck seiner Hand. Sie fühlte sich noch zu schwach um den Kopf oder die Arme zu heben, deswegen zwinkerte sie ihm zu. „Einen stürmischen Silvesterabend werden wir heute wohl eher nicht erleben. Schade, die Vorstellung war verlockend“, gestand sie ihm mit einem Grinsen und hoffte insgeheim, dass sein Angebot mit San Diego noch stand.

Nick

Mit zuckenden Schultern sah Nick dem schwarzen Fremden nach. Waren diese Agententypen alle so schräg drauf? Und woher wusste der Mann von Hollis? Irgendwie war das alles sehr merkwürdig und der Professor hoffte, dass die Dinge sich bald aufgeklären würden. Doch vorher wollte er endlich wissen wo Hollis abgeblieben war. Enthusiastisch steuerte der schwarzhaarige Mann auf den Flur hinaus und sah sich suchend um. Dann entdeckte er am anderen Ende des Flurs den Pfleger vom Vortag. Der junge Mann war jedoch erst seit einer halben Stunde wieder im Dienst und konnte ihm keine Auskunft geben. Er wusste nur, dass ein Patient aus dem OP zurück auf Zimmer 141 gebracht werden sollte.


Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Ein Schmunzeln legte sich über das blasse Gesicht des Ermittlers, als er Hollis' Worte hörte. "Wir haben alle Zeit der Welt," antwortete er leise. Sanft berührten seine Lippen noch einmal ihre Stirn, als Dr. Kinning sich nachdrücklich räusperte. "Wir sehen uns. Halt die Ohren steif, Holly!" flüsterte er in ihr Ohr, ehe er sich ohne weitere Proteste zurück in sein Zimmer bringen ließ.

Erleichtert streckte er seinen müden Körper aus und freute sich darauf, endlich in Ruhe schlafen zu können, ohne sich um Hollis oder eine Narkose Sorgen zu machen. Nachdem Dr. Kinning verschwunden war, schloss er die Augen und gähnte ausgiebig, ehe er eindöste.




Re: Ein Wintermärchen

Nick

Die Aussage der Pflegers beunruhigte Nick sichtlich und er beschloss zu Hollis´Zimmer zurückzukehren. Womöglich war ihr Rippenverletzung schwerwiegender gewesen und man hatte sie operieren müssen? Eine Sorgenfalte legte sich auf seine Stirn und er stürzte ohne anzuklopfen in den Raum hinein. Mitten in der Bewegung blieb er jedoch stehen als er sah, dass Hollis Bett noch immer leer und das Nachbarbett mit dem Agenten belegt war. Ziemlich perplex schaute er noch einmal nach draußen auf die Zimmernummer, nur um festzustellen, dass er im richtigen Raum war. Was ging hier vor sich? Warum wurde der Kerl hierher verlegt? Und seit wann würden männliche und weibliche Patienten in einem Zimmer geduldet? Nick verstand die Welt nicht mehr. Hatte Hollis womöglich die ganze Zeit gewusst und sogar zugestimmt das der Grauhaarige zu ihr gelegt wurde? Ärger machte sich in ihm breit und er wollte ohne ein Hallo oder dergleichen sofort wissen: „Was tun Sie hier und wo ist Hollis?“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Ermittler konnte nicht verhindern, dass er erschrocken hochfuhr, als Nick plötzlich im Zimmer stand. Er fühlte sich noch immer, als hätte ihn gerade jemand mit dem Panzer überfahren und hatte nicht die geringste Lust, sich ausgerechnet jetzt mit dem Hawaiianer auseinander zu setzen.

"Was ich hier mache?!" fragte er erstaunt. "Wonach sieht es denn aus? Hören Sie, Mr. Marshall, das ist gerade keine gute Situation, um..." "Wo ist Hollis?!!" wiederholte Nick aufgebracht. "Und was machen Sie in Ihrem Zimmer?!" Jethro atmete tief durch. "Mrs. Mann ist im Augenblick auf der Intensivstation, ihr Rippenbruch hat eine schnelle Operation erfordert," erklärte er schließlich. "Es geht ihr gut," fügte er hinzu, als er Nicks entsetzten Blick bemerkte. "Und was mich angeht - ich bin hier Patient, und meine Verletzungen gehen Sie nicht das geringste an." Er spürte, dass er sich viel zu stark aufregte, sein Blutdruck schoss gerade in astronomische Höhen, dessen war er sich sicher. Er sehnte sich nach einer Tasse Kaffee, doch er wusste, dass er von so einem Luxus noch sehr weit entfernt war. Stattdessen reagierte sein Magen auf die Aufregung höchst ungehalten. Der Agent war selbst erstaunt, dass er trotz Nüchternheit und ausgiebigem Erbrechen noch immer in der Lage war, etwas hervorzubringen. Hastig griff er nach dem erstbesten Gegenstand, einem leeren Teller, der auf dem Nachttisch stand. Er hoffte inständig, dass Nick verschwinden und ihm diese Peinlichkeit ersparen würde. Nur am Rande registrierte er, dass sich die Zimmertür erneut öffnete und Dr. Moore an seine Seite eilte.




Re: Ein Wintermärchen

Nick

Mit angewidertem Gesicht sah Nick, dass der Agent sich übergeben musste. Der Schock über Hollis Operation saß noch zu tief, als das er vernünftig hatte reagieren können. Zu seiner Erleichterung kam jedoch rechtzeitig jemand herein. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte er Hollis´ behandelnde Ärztin. Toll, gerade die hatte ihm gefehlt. Allerdings wusste sie wahrscheinlich am ehesten was los war. „Uhm... Dr. Moore wie geht es Mrs. Mann? Wann kann ich zu ihr?“, wollte er gern wissen und erntete einen missbilligenden Blick.

„Sie schon wieder“, brummte die Ärztin zurück und bemühte sich gleichzeitig um Gibbs. „Sehen Sie nicht das sie stören?“

„Ich wollte doch nur...“, ärgerlich drehte Nick sich auf dem Absatz um und trat einen Schritt zurück. „Verdammt, was wird hier eigentlich gespielt?“, stieß er aufgebracht hervor und machte keine Anstalten zu gehen.

Die Ärztin strich Gibbs beruhigend über den Rücken und reichte ihm etwas zu trinken. „So, jetzt geht es gleich wieder besser.“ Dann wandte sie sich erneut an Nick. „Hören Sie, ich habe keine Ahnung was Sie mit ´gespielt´ meinen, da müssen Sie Mr. Gibbs fragen. Ich weiß allerdings eins ganz genau, und zwar das keiner meiner Patienten sich aufregen soll. Haben wir uns verstanden?! Also, überlegen Sie sich genau was sie sagen. Sie haben drei Minuten, mehr nicht. Alles weitere besprechen wir gerne im Nachhinein“ Damit ließ sie die beiden Männer allein und hoffte, dass der Grauhaarige die richtigen Worte fand, damit das Hickhack ihrer Patienten ein Ende fand.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Silberfuchs nahm Dr. Moores Hilfe dankbar an. Allerdings erkannte er rasch, dass Nick Marshall nicht gewillt war, so einfach aufzugeben. In gewisser Weise konnte Jethro ihn verstehen - Hollis war keine Frau, die man so einfach aufgab. Dennoch brauchte er die erste der drei Minuten, um seinen Magen sicher unter Kontrolle zu bekommen. Nick blieb, wo er war, starrte ihn angewiedert an und rührte sich nicht vom Fleck.

"Mr. Marshall... eines muss ich ihnen lassen," keuchte der Agent schließlich. "Sie sind nicht so leicht in die Flucht zu schlagen." Er setzte sich vorsichtig auf. "Aber ich muss Dr. Moore recht geben. Es ist kein Spiel, das uns her gebracht hat." Er fixierte Nick mit dem finstersten Blick, den er in seinem jämmerlichen Zustand zustande brachte. "Mrs. Mann... und ich kennen uns schon eine Weile. Kannten uns... zu ihrer Zeit in Washington. Wir waren Kollegen." Himmel, warum stotterte er hier eigentlich vor einem Wildfremden herum wie ein Idiot?! Das alles ging Nick nicht das geringste an. "Hören Sie, Mr. Marshall, ich weiß nicht, was Sie und Mrs. Mann verbindet. Ich weiß nicht, was zwischen ihnen gelaufen ist, und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Aber was ich weiß, ist, dass sie jetzt tot wäre, wenn ich diese Nacht nicht an ihrer Seite gewesen wäre. Und ich glaube, dass Sie schleunigst hier verschwinden und sowohl Hollis als auch mich in Ruhe lassen sollten. Sie wird sich schon bei Ihnen melden, wenn sie das Bedürfnis danach hat. Und ich versichere Ihnen, ich werde sie nicht aufhalten." Er ließ den Hawaiianer nicht sehen, wie sehr ihn diese wenigen Sätze anstrengten. Doch er spürte, dass er nicht mehr weit von einem erneuten Zusammenbruch entfernt war. "Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte!!" brachte er gerade noch hervor und drehte sich mit letzter Kraft auf die Seite. Er hörte, dass Nick wütend mit der Tür knallte, als er den Raum verließ. Fast gleichzeitig fiel der Agent in einen unruhigen Schlaf.