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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Fassungslos hörte der Agent Hollis zu. Warum um alles in der Welt machte sie jetzt einen auf verzweifelt? Heiße Wut überfiel ihn, Wut und Verzweiflung, weil ihm diese Situation endgültig über den Kopf gewachsen war. Sein Instinkt sagte ihm klar und deutlich, dass Hollis nicht log. Dass sie ernst meinte, was sie sagte. Aber das klärte die Sache mit Nick noch lange nicht auf, und langsam brannte in ihm eine Sicherung durch.

"Verdammt noch mal!" brüllte er und rammte die Faust auf den Küchentisch. "Glaubst du, du kannst mich für so blöd verkaufen?!" schrie er sie an. "Für wen hältst du mich eigentlich?! Einen alten, blinden Idioten, der nicht weiß, was er tut?!" Seine Stimme überschlug sich vor Zorn. "Ich habe dir vertraut, Hollis Mann," fuhr er mit gefährlich leiser Stimme fort. "Ich habe dir alles gegeben, was ich konnte. Besser kann ich es nicht, weil ich ein verfluchter, elender Bastard bin, und das weißt du sehr genau!! Du weißt, dass ich kein großartiger Redner bin. Du weißt, dass es mit mir nicht einfach ist, und ich habe dir nie etwas vorgemacht!! Es hat einen Grund, dass ich dreimal geschieden bin, auch das weißt du!" Er war aufgesprungen und hatte die letzten Worte in ihr versteinertes Gesicht geschrien. Nun sank er langsam wieder zurück auf den Stuhl. "Ich habe nie erwartet, dass du auf mich wartest," fuhr er leise fort. "Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass du zurückkehren würdest. Als ich dich auf dem Flughafen gesehen habe, wollte ich mich umdrehen und gehen, weil ich nicht sehen wollte, dass du in den Armen eines anderen glücklicher bist." Er blickte hoch und suchte ihren Blick. "Aber ich hätte es ertragen, Holly. Ich wäre nach Hause zurückgekehrt, zu meinem Team und meinem Boot und das Leben wäre weitergegangen. Ich liebe dich ebenfalls, Holly, und ich wäre bis ans Ende der Welt mit dir gegangen, wenn es sein muss." Er machte eine kurze Pause und schluckte. "Aber auch wenn ich nicht mehr gut sehe - ich höre ausgezeichnet. Du vermisst ihn, und du willst nach Hause zurück. Also dann, geh, in Gottes Namen. Geh zu ihm und werde glücklich. Aber tu mir den Gefallen und komm mir nie wieder unter die Augen. Denn dann kann ich für nichts mehr garantieren."

Erst ein Knacken ließ ihn aufblicken. In der Tpr standen zwei uniformierte Polizeibeamten und sahen ihn fassungslos an.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Gibbs´ Worte trafen sie wie schallende Ohrfeigen und Hollis war nicht in der Lage etwas zu erwidern. Zum Teufel von was sprach er? Wie er kam er nur darauf, dass sie in den Armen eines anderen glücklich werden wollte? Hatte sie ihm nicht deutlich genug gezeigt, dass sie nur ihn wollte? Von Anfang an nur ihn und keinen anderen. Sie verstand die Welt nicht mehr. Seine Wort „Ich liebe dich ebenfalls…“, rauschten an ihr vorbei wie ein Schnellzug und ließen die nächsten umso heftiger einschlagen. Glaubte er denn sie war so hinterhältig und spielte ihn gegen einen anderen Mann aus? Warum? Warum sollte sie das tun? Hatte er in der kurzen Zeit in der sie zusammen waren so wenig über sie erfahren? Hollis war enttäuscht, verletzt und traurig zugleich. Er war doch derjenige der abblockte und davon gelaufen war. Wieso kam er jetzt plötzlich auf die Idee sie würde ihn betrügen? Nick hatte mit alldem doch gar nichts zu tun. Oder doch? Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, es konnte nur so sein. Gibbs hatte mal wieder, wie schon auf dem Flughafen, seine Ohren dort wo er sie nicht haben sollte und schnappte Sachen auf die er völlig falsch interpretierte. Hollis schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Ganz klar, er war eifersüchtig. Anders konnte sie sich sein irrationales Verhalten nicht erklären. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Aber sie hatte doch gar nichts gesagt, was ihn zu dieser Vermutung veranlasste. Oder doch? In Hollis´ Hirn arbeitete es angestrengt, bis ihr die Worte an Nick wieder einfielen.

Ein erschrecktes „Oh Gott“, entfuhr ihr und sie schlug erschrocken die Hand vor den Mund. Sie hatte in ihrer Wut und Enttäuschung den Fehler begangen Dinge zu sagen, die nicht der Wahrheit entsprachen. Nick bedeutete ihr bei weiten nicht soviel wie Jethro, ganz im Gegenteil. Sie liebte den Mann nicht. Er war ein Freund mehr nicht. Genau das hätte sie ihm eigentlich sagen sollen und nicht das was er am anderen Ende hören wollte. „Es ist nicht so wie du denkst, glaube mir… Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein...“, weiter kam sie nicht, als sie plötzlich die Polizisten in der Tür stehen sah. Es dauerte einen Moment bis Hollys realisierte, dass sie nicht mehr allein waren. Sie schluckte und versuchte sich zu sammeln, was ihr jedoch sichtlich schwer fiel. Dann wies mit der Hand in Richtung Praxis. „Uhm, Dr. Kody erwartet Sie schon. Er hat den nächtlichen Besucher in Sicherheitsverwahrung genommen.“

Während ihr einer der Polizisten zunickte und seinem Kollegen folgte, sah Hollis ernst zu Gibbs. „Hör zu, bitte lass uns das jetzt erst einmal regeln und dann noch mal in Ruhe über alles reden. Ich weiß, dass du ein Bastard sein kannst, denn das ist eine der Eigenschaften die ich an dir liebe. Daher will ich nicht, dass es so endet. Es darf nicht so enden!“, bemerkte sie mit fester Stimme und wollte noch etwas erklärend hinzufügen, als sie den Arzt aus der Praxis ihre Namen rufen hörte.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Schweigend beobachtete der Silberfuchs Hollis Mienenspiel. Ihr erschrockenes "Oh Gott" zeigte ihm, dass es sich offensichtlich tatsächlich um ein Missverständnis handelte. Dennoch zögerte er, ihren Worten Glauben zu schenken. Der Schmerz saß zu tief, er war zu verletzt, um ihr zu vertrauen. Ihr nicht und auch sonst niemandem.

Er blickte die blonde Frau ernst an, als Dr. Kody nach ihr rief. "Es darf nicht so enden." Nein, dass durfte es tatsächlich nicht. Wenn dieses gesamte Theater hier vorbei war, würden sie sich mit einem Kaffee irgendwo in Ruhe hinsetzen und die Karten auf den Tisch legen. Und wenn es das letzte war, was sie taten.

Als Hollis sich auf den Weg ins Sprechzimmer machen wollte, erhob Jethro sich ebenfalls. Die Holzkrücke stand gleich neben dem kaputten Fenster und hatte die Nacht offensichtlich unbeschadet überstanden. Allerdings nur offensichtlich, wie der Agent zähneknirschend feststellte, als sich ein kleiner Splitter durch sein T-Shirt in seine Achsel bohrte. Aber da ihm ohnehin alles wehtat, spielte das auch keine größere Rolle mehr. Schweigend folgte er Hollis durch den Flur, bis sie an der Tür zum Sprechzimmer auf Ethan trafen. Die Polizisten hatten ihm Handschellen angelegt und ihn zwischen sich genommen. Beim Anblick des grauhaarigen Agenten zischte er ein paar wütende Bemerkungen, für die Gibbs ihm nur zu gern ein paar Nahkampftechniken demonstriert hätte. Doch glücklicherweise behielt der Bundesagent in ihm die Oberhand, und er blieb einfach nur ruhig stehen.

Nachdem der Drogendealer sicher im Streifenwagen untergebracht war, kehrten die beiden Uniformierten zurück. Dr. Kody hatte den Teddy und seine Füllung sorgsam aufbewahrt, und Jethro überließ es Hollis, den Tathergang zu schildern. Er wusste, dass er auch eine Aussage würde machen müssen, doch er selbst hasste es wie die Pest, wenn die Zeugen ständig durcheinander redeten. Außerdem hatte er die mitleidigen Blicke der beiden Cops bemerkt, offensichtlich sah er noch immer genauso schlimm aus, wie er sich fühlte. Nun, wenn sie eine Aussage von ihm wollten, würden sie ihn schon fragen müssen. Das war ihr Tatort, nicht seiner.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Wieder zurück in der Küche begann einer der Polizisten wie ein Weltmeister zu schreiben, als Hollis ihm die Ereignisse der letzten Stunden schilderte. Sie erzählte es sachlich und routiniert. Dabei versuchte sie sich an jede Einzelheit zu erinnern und dem Beamten mitzuteilen. Ein paar Mal warf sie während der Ausführungen einen verstohlenen Blick zu Gibbs, denn in der Erzählung spiegelten sich nicht nur die Erlebnisse mit Ethan wieder. Das Gespräch war für sie eine erneute Achterbahnfahrt der Gefühle, da ihr jeder schöne und auch schmerzliche Augenblick mit Gibbs ins Gedächtnis gerufen wurde. Der Polizist, der das Protokoll aufnahm, schaute immer wieder ungläubig von seinem Notizblock auf. Er tauschte erstaunte Blicke mit seinem Kollegen und schien das Gehörte nicht recht glauben zu können. Straftaten dieser Art kamen in der Einöde eher selten vor und waren für die Beamten ungewohnt. Der Doktor gab seine Erlebnisse ebenfalls zu Protokoll. Er nannte ihnen die Namen der beiden Polizisten, die die Aussage über die Geschehnisse auf dem Flughafen bestätigen konnten, während Hollis mühevoll zu erklären versuchte, dass sie eine Bundesagentin außer Dienst war. Natürlich wäre es ein leichtes gewesen ihren alten Ausweis zu zücken und es gar nicht weiter zu erklären. Doch Hollis legte keinen Wert auf nachträglich dumme Fragen und behielt es für sich. Allerdings taten die zwei Polizisten sich zu ihrem Leidwesen damit schwerer als ihre vorherigen Kollegen.

„Hören Sie, wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann rufen Sie doch beim NCIS der Dienststelle von Special Agent Gibbs an. Dort wird man Ihnen bestätigen wer wir sind.“

„O.k.“, bemerkte der Notierende. „Dann sagen Sie mir, wo ich Sie für weitere Aussagen hier in der Nähe erreichen kann und die junge Dame hier“, dabei warf er Shania ein schiefes Grinsen zu „Nehmen wir so lange mit aufs Revier bis die Sache mit ihrer Mutter und der Einwanderungsbehörde geklärt ist.“

Seufzend schlug Hollis die Arme im Nacken zusammen. Allmählich verlor sie die Geduld. Gewissenhaftigkeit in allen Ehren, aber die beiden Beamten waren einfach schwer von Begriff. Die Idee mit Shania gefiel ihr zudem überhaupt nicht. Bevor sie sich dazu äußern konnte, war die Kleine schon aufgeregt aufgesprungen und Schutz suchend hinter Gibbs´Rücken in Deckung gegangen. „Ich will nicht mitfahren. Ich will nirgends alleine mit ihn. Bitte...“,dabei warf sie einen flehenden Blick zu Hollis und umklammerte Jethros Arm. „Ihr habt versprochen auf mich aufzupassen.“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro verfolgte Hollis Ausführungen aufmerksam und störte sie nicht. Vermutlich wäre der notierende Polizist dann endgültig zusammengebrochen, seinem Gesicht nach zu urteilen, was dies ohnehin schon der größte Kriminalfall in der Geschichte Nevadas. Doch nachdem der kleine Schlauberger begann, sich als "man in charge" aufzuspielen, platzte ihm der Kragen.

Normalerweise hätte er dem Typ nur seine Visitenkarte vor die Nase geknallt, doch die befand sich - zusammen mit seinen anderen Sachen - noch immer im Schlafzimmer. "Shania", erklärte er rasch. "Sei so gut und hol mir mal eben meine JAcke und den alten Seesack. Schaffst du das?" Die Kleine nickte und verschwand auf der Stelle. "Ich weiß nicht, wie sie sich die ganze Angelegenheit vorstellen, Sherrif," fuhr er zu dem Beamten gewandt fort. "Aber ich habe der Mutter des Mädchens versprochen, auf sie aufzupassen. Und genau das werde ich auch tun. Sie geht nirgend wo hin." Auch wenn es ihm hundsmiserabel ging, schüchterte sein Blick die beiden Cops auf der Stelle ein. Als Shania zurückkehrte, zog er ohne ein weiteres Wort seinen Ausweis aus der Tasche und hielt ihn dem Schreiberling vor die Nase.

"Rufen sie im Hauptquartier an," schlug er vor. "Wer ist ihr Vorgesetzter?" fragte der Polizist, während er herausfordend sein Handy aus der Tasche zog. "Direktor Leon Vance," antwortete Gibbs ruhig. Er wusste, dass Leon nicht sehr begeistert sein würde, wenn er von dieser Geschichte erfuhr. Aber das würde er früher oder später ohnehin hinter sich bringen müssen, schon allein wegen der entstandenen Schäden und der Krankenversicherung. Jethro bemerkte, dass Shania sich erneut ängstlich an seinen Arm klammerte, und strich ihr beruhigend über den Kopf.

Der Cop hatte derweil offensichtlich seine liebe Not, den Direktor überhaupt an die Strippe zu bekommen. "Miss Summer, hören Sie, ich möchte nicht mit ihnen sprechen, sondern mit Direktor Bangs. Und ich... nein, es ist keine Geiselnahme, nein!!" Belustigt riss der Chefermittler ihm das Telefon aus der Hand. "Cynthia," grinste er charmant, "warum arbeiten Sie eigentlich zwischen den Jahren? Ich sollte Leon vorschlagen, ihnen den Rest des Tages freizugeben, Sie machen einen großartigen Job!" Am anderen Ende der Leitung herrschte fassungsloses Schweigen. "Stellen Sie mich durch?" bat er anschließend. Als der Direktor sich meldete, wurde der Agent allerdings schnell wieder ernst. "Leon, ich habe hier jemanden für sie," erklärte er knapp. "Er ist leider nicht in der Lage, einen NCIS-Ausweis zu erkennen - wäre nett, wenn..." Im nächsten Moment riss der Polizist ihm das Handy aus der Hand, um selbst mit Vance zu sprechen. Amüsiert beobachtete Jethro, wie er im Laufe des Telefonates immer kleiner wurde. "Ja, Sir, alles klar," erklärte er schließlich kleinlaut, ehe er auflegte.

"Es ist alles in Ordnung, sie können gehen," teilte er Hollis, Shania und JEthro mit. Gleichzeitig steckte Dr. Kody seinen Kopf durch die Tür. "Der Krankenwagen ist ebenfalls da."




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Hollis verfolgte das Gespräch zwischen Gibbs und den Beamten mit einem heimlichen Schmunzeln. Im Bezug auf Einschüchtern konnte ihm keiner etwas vormachen. Auch das Gespräch zwischen Jethro und seinem Vorgesetzten fand sie interessant, hielt sich jedoch mit jeglichen Äußerungen zurück. Erleichterung machte sich in ihr breit, als die Beamten ihnen mitteilten, dass alles in Ordnung ist und das Haus verließen. Auch Shania grinste erleichtert. „Können wir jetzt zu meiner Mommy?“, wollte sie wissen und sah sehnsüchtig zu Hollis.

Die blonde Frau zog die Kleine zärtlich in die Arme. „Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern. Jetzt fahren wir erst einmal ins Krankenhaus und dann sehen wir wo deine Mommy ist.“ Das Mädchen nickte verstehend und sah dann fragend zum Tisch. „Und was wird aus dem Teddy? Den können wir doch nicht hier lassen.“

Verwundert folgte Hollis dem Blick des Kindes und stellte fest, dass die Polizisten eines der wichtigsten Beweismittel vergessen hatten. Anscheinend hatten sie das aufgeschnittene Plüschteil nicht für ernst befunden. „Den nehmen wir auch mit. Bestimmt kann ihn im Krankenhaus jemand wieder heil machen.“ Dabei sah sie schmunzelnd zu Gibbs und meinte nicht nur den Teddybären.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro entging der Blick nicht, mit dem Hollis ihn bei ihren letzten Worten musterte. Allerdings zog er es vor, nicht weiter über die realen Aspekte des "wieder heil machens" nachzudenken - er würde ohnehin nicht darum herumkommen. Die wenigen Schritte vom Flur in die Küche, der er in der Nacht ohne die Krücke zurückgelegt hatte, waren seinem Fuß definitiv nicht gut bekommen. Wenn ihn nicht alles täuschte, war das Gelenk erneut angeschwollen und drückte nun kräftig gegen den Gips. Aber sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, machte die Sache auch nicht besser.

"Wir werden deine Mum schon finden," grinste er Shania an. "Sicher vermisst sie dich schon richtig viel." Die Kleine nickte. "Und Pedro und den Teddy auch," fügte sie hinzu. "Aber Ethan bestimmt nicht." "Nein," pflichtete Jethro ihr bei. "Das ist auch gut so. Niemand sollte jemanden wie Ethan vermissen." Ein Knacken verriet, dass Dr. Kody ebenfalls nähergekommen war und nun im Türrahmen lehnte. "Agent Gibbs, die Sachen können Sie erst einmal behalten, wenn Sie wollen," schlug er vor. "Wie sieht es sonst aus mit ihrem Gepäck? Haben sie alles wieder eingesammelt, was sie mitgebracht haben?" Die Frage richtete sich an alle drei Gäste, und wenig später war das wenige Gepäck sicher im Krankenwagen verstaut.

Die Sanitäter warteten geduldig, bis sich ihre Fahrgäste verabschiedet hatten. Es lag kein akuter Notfall vor, und die Straßenverhältnisse waren ohnehin zu schlecht, um schnell irgendwo hinzugelangen. Jethro drückte dem Tierarzt noch einmal die Hand. "Danke," sagte er leise. "Danke für alles, was sie für uns getan haben." Die beiden Männer sahen sich an, keiner von ihnen würde diese Nacht so schnell vergessen. "Denken Sie an Ihren Tee," antwortete der Veterinär. "Und halten Sie mich auf dem Laufenden, ob ich mit meinen Diagnosen richtig gelegen habe. Vielleicht wechsele ich ja eines Tages doch noch in die Humanmedizin." Er grinste breit, und sein außergewöhnlicher Patient erwiederte dieses Grinsen. "Das würde ich mir an Ihrer Stelle noch einmal gut überlegen," lachte er. "Tiere kommen zumindest nicht auf die Idee, sich selbst behandeln zu wollen. Aber... meine Empfehlung haben Sie auf jeden Fall! Sie sind ein guter Arzt."

Es gab nichts mehr zu sagen, und so drehte der Agent sich um und ging langsam auf den wartenden Krankenwagen zu. Er zwang sich, aufrecht zu bleiben und den Kopf hoch zu tragen, auch wenn ihm mittlerweile fast schwarz vor Augen wurde. Es war fast geschafft, in wenigen Stunden würde dieser Alptraum ein für alle mal ein Ende haben. Hollis würde ihm dieses Mal nicht helfen können, aber sobald er versorgt war, würde er auch hier Klarheit schaffen. Und dann konnte er endlich in sein gewohntes Leben zurückkehren. Eine leise Stimme im Hinterkopf des Silberfuches fragte, ob er sicher war, dass es das war, was er wollte. Weitermachen wie bisher. Doch Jethro ignorierte die Stimme und ging weiter auf die offene Tür des Krankenwagens zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Hollis ergriff zum Abschied die Hand des Tierarztes und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Ich weiß nicht was wir ohne Sie gemacht hätten. Vielen Dank für alles.“

„Schon gut“, erwiderte der Doktor verlegen und sah schmunzelnd zu Gibbs der im Krankenwagen verschwand. „Passen Sie gut auf ihn auf. Ich glaube, er braucht ihre Hilfe mehr als er sich selber eingesteht.“ Obwohl er sich mit Tieren weitaus besser aus kannte als mit Menschen, war dem Arzt nicht entgangen, dass zwischen den beiden Agenten mehr als Freundschaft bestand. Hollis war eine attraktive Frau und Kody konnte den grauhaarigen Ermittler sehr gut verstehen, auch wenn er den Mann ansonsten eher undurchschaubar fand.

„Ja das werde ich“, antwortete Hollis und gab dem überraschten Doc einen Abschiedskuss auf die Wange. Dann rief sie Shania, der es sichtlich schwer fiel sich von Porthos zu verabschieden und stieg zu Jethro in den Krankenwagen. Während das kleine Mädchen zu ihrer Begeisterung neben dem Fahrer sitzen durfte, nahm Hollis neben Gibbs´ Liege platz. Nachdem einer der Sanitäter sich versichert hatte, dass im hinteren Bereich alles in Ordnung war, konnte die Reise beginnen. Kaum das der Wagen sich in Bewegung setzte, begann die Schaukelei auf den nur zum Teil geräumten Straßen. Instinktiv griff Hollis nach Jethros Hand und hielt sie fest. „Wir haben es fast geschafft,“, versuchte sie das Eis zu brechen und wusste nicht was sie sonst sagen sollte. Die Angst, wieder etwas falsches zu sagen und ihn zu verärgern, saß einfach zu fest. Im Grunde waren sie beide noch viel zu angespannt, um eine vernünftiges, klärendes Gespräch zu führen. Es war aber auch klar, dass Schweigen sie keineswegs weiterbringen würde.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro biss die Zähne aufeinander, als das Fahrzeug sich über die ungeräumten Wege kämpfte und ihn kräftig durchschüttelte. "Ja, das haben wir," brachte er zwischen zwei Stößen hervor. Er hatte keine Ahnung, was er im Moment sagen sollte, er wollte sich nicht mit ihr streiten, nicht jetzt. Aber für eine vernünftige Aussprache war dies weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, geschweige denn die richtige Verfassung.

"Und, wie ist das Leben im Unruhestand so?" fragte er nach einer Weile. "Was fängst du jetzt den ganzen Tag mit deiner Zeit an? Lernst du surfen und flechtest Blumenkränze?" Einen Kommentar zu Nick vermied er, über das Thema würden sie irgendwann in Ruhe sprechen. Aber nicht jetzt und nicht hier. Er sog scharf die Luft durch die Zähne, als das Fahrzeug in einer Kurve ins Schlingern geriet und seinen lädierten Rücken hart gegen die Rückwand drückte. Hoffentlich war diese verdammte Fahrt bald zu Ende, lange würde er dieses Geschaukel nicht mehr ertragen können. Doch so unbequem es auch sein mochte - er konnte nicht verhindern, dass er erleichtert über Hollis Anwesenheit war. Ein Teil von ihm wünschte sich, sie würden nie ankommen, dann das bedeutete gleichzeitig, dass er sich für eine unbestimmte Zeit von ihr trennen musste. Und wenn sie erst einmal weg war... Auch wenn es keinen vernünftigen Grund dafür gab, erfüllte dieser Gedanke den Agenten mit Unbehagen.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Die Schaukelei war auch Hollis zu viel und sie biss die Zähne zusammen, als sie mit der Schulter unsanft gegen ein Gerät schlug. Gibbs schien es oben so zu gehen und sie umschloss automatisch seine Hand fester. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht, als er zum ersten Mal wissen wollte wie es ihr auf Hawaii ergangen war. Sie hatte schon gedacht, er würde nie fragen, allerdings gab es bisher auch noch nicht viele Gelegenheiten dafür.

„Mit dem Gedanken Surfen zu lernen, habe ich tatsächlich eine Zeitlang gespielt, aber ich bin dann doch lieber beim joggen am Strand geblieben“, gestand sie ihm. „Und OH nein, von den Blumenkränzen lasse ich auch lieber die Finger, du kennst ja meine handwerklichen Fähigkeiten“, fügte sie lachend hinzu. „Die ersten Zeit habe ich in den Tag hinein gelebt, einfach so. Ausflüge gemacht und die Insel erkundet, aber du kennst mich. Das ist nichts auf die Dauer für mich.“ Eine widerspenstige Haarsträhne löste sich hinter dem Ohr und rollte sich um ihr Kinn. „Seitdem halte ich ein paar Stunden in der Woche an der Hawaii Pacific University Seminare und derartiges ab. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass mir das einmal Spaß macht. Früher gab es für mich kaum etwas Schlimmeres als einen Lehrgang für angehende Agenten abzuhalten.“ Die Tatsache, dass sie Nick an der Universität kennen gelernt hatte, ließ sie gekonnt unter den Tisch fallen. Ihr Gefühl sagte, dass die Sprache noch früh genug auf das Thema kommen würde. „Doch die jungen Leute sind nett und interessiert, da macht es einfach Spaß ihnen meine Erfahrungen nahe zu bringen.“