"Er ist mein Verlobter und nicht mein Besitzer, ob er das toll findet oder nicht ist mir so ziemlich egal," sprach sie lieb zu David doch in ihrer Stimme lag auch etwas was keine Widerworte duldete. Für sie ging Wes nun einmal alles und wenn man genauer hinsah, erkannte man auch das Sheila alles für ihn tun würde. So löste sie sich von Nick und ging in Richtung Bad, auch wenn sie etwas schwankte. Vorsichtig klopfe sie gegen die Badezimmertür.
Er war viel zu jung um sich an die Stimme seines Bruders zu erinnern oder an sein Gesicht. Seine Eltern hatten Alec aus ihrem Leben gestrichen, als er Selbstmord beging und ein Bestattungsunternehmen beauftragt Sorge für die Leiche zu tragen. Er kannte Alec nur von Fotos, aber all die Jahre hatte er nur eine Frage im Kopf gehabt. Warum hat er mich allein gelassen? Er hatte seinen Bruder vermisst, wenngleich er ihm das nicht vergeben konnte. Doch nun tauchte eine neue Frage auf. Warum hat er nie versucht mich zu retten? Immerhin lebte er ja scheinbar noch.
"Ley, bitte mach die Tür auf," bat sie ihn, die Jungs einfach ignorierend. Zwar wollte er Zeit für sich haben, aber sie machte sich halt Sorgen um ihn und wann hatte sie schon einmal auf jemanden gehört. Sheila wollte doch nur wissen was los war, immerhin versteckte er sich grade sogar vor seinen "Brüdern."
Er zitterte und umklammerte das Waschbecken stärker. Gerne hätte er Sheila geantwortet, aber momentan fehlten ihm die Worte. Bis auf die Fragen in seinem Kopf war alles andere weg. Er war vollkommen unbeweglich und konnte seiner Verlobten nicht antworten. Schließlich meldete sich doch ein Teil seines Gehirns zurück. "Du sollst dich ausruhen! Mir passiert schon nichts!", rief er zurück. Er hatte auch nicht vor sich etwas anzutun. Er stand einfach unter Schock. Vielleicht auch der Grund, warum er jetzt die Tür öffnete und Sheila ansah. Keine Ahnung, was sie in seinen dunkelbraunen Augen sah.
Sheila knurrte leicht verärgert auf seine Worte hin das sie ins Bett gehörte und sich ausruhen sollte. Sie würde ganz sicher nicht im Bett bleiben wenn es ihm schlecht ging. Grade wollte sie wieder gegen die Badezimmertür hauen, als er ihr öffnete. In seinen Augen sah sie Wut, Enttäuschung, Trauer, Unverständnis, ein klein wenig Glück, aber vorallem war er verletzt, was hatte bloß in diesem Brief gestanden. Sheila stand einfach nur da und sah ihn mitfühlend an. Ehe sie ganz vorsichtig einen Schritt näher zu ihm trat und ihre Arme locker um ihn legte.
Er zog sie an sich. Eine Zeit lang sagte niemand etwas. "Ley, was stand in dem Brief?", fragte David schließlich. Seine Frage blieb one Antwort, denn noch immer fehlten Wes die Worte für das, was er gerade erfahren hatte. Sonst hätte er vermutlich zu schreien angefangen und erst aufgehört, nachdem seine Stimme komplett weg war.
Sheila schmiegte sich an ihn, während sie ihn gleichzeitig fest an sich drückte. Seine Augen hatten ihr gereicht um zu wissen das ihn da jemand wirklich verletzt und geschockt haben musste. Und eigentlich kam bei solch einer starken Reaktion nur seine Familie in Frage. Denn allen anderen die er liebte ging es soweit man das grade sagen konnte gut.
David wechselte einen Blick mit Thad und Nick. Ihr Anführer stand unter Schock, das konnte man deutlich sehen. Aber sie mussten doch herausfinden, was passiert war. "Hatte dein Großvater einen Unfall oder ist ihm sonst etwas passiert?" Wenn es um seine Familie ging, hätte David das ja gewusst, also fiel das auch weg. Sheila umarmte Wes, blieb also nur Harold. Doch Wes schwieg weiterhin.
Sheila nahm ihm vorsichtig den Brief aus seinen Händen und begann zu lesen, wobei sie während des Lesens wie Wes vorhin immer blasser im Gesicht wurde. Aber auch Wut und Unverständnis kamen in ihr auf, wenn er lebte warum hatte er dann bitte sich nie die Mühe gemacht Wes aus dieser Hölle, das sein Elternhaus war zu befreien. Sanft strich sie über seinen Rücken und versuchte ihm einfach etwas Halt zu geben.
David hatte Sheila über die Schulter gesehen. Sein Magen verkrampfte sich immer mehr und schließlich sah er Wes mitfühlend an. Dann ergriff er den Umschlag, in dem der Brief gewesen war. "Willst du hinfahren?" Die Adresse war ein kleines Örtchen nicht weit entfernt von Westerville. Wes kämpfte mit sich. Er wollte, dass Sheila sich ausruhte, aber sie würde ihn alleine nicht fahren lassen.