Hm, wahrschein ernte ich nur Unverständnis hierfür...
Rolands Gedankensuche
und die Gedanken sausten durch ihn hindurch. So schwach, wie Roland heute war, konnte er sie nicht halten, sie flogen wie durch ein geöffnetes Fenster hinaus in die freie Luft, gingen durch Mauern wie Gespenster und lösten sich wie die Briefmarkengummierung im Wasserdampf. Sie kamen ihm immer wieder abhanden, ungeschrieben und ungedacht und er verzweifelte daran. Seine Schwäche trieb ihn dazu, den Kopf auf seine Tastatur zu legen, den Mund zu öffnen und seinen Speichel laufen zu lassen. Er zwang sich, nicht einzugreifen, als die Flüssigkeit zwischen den Tasten verschwand, er schloss die Augen und versuchte, nur einen einzigen Gedanken zu Ende zu denken.
Ein einziger Gedanke. Was war das? Er verfluchte das Wort, jenes, das ihm nicht einfiel, als er endlich so etwas wie einen Gedanken fand. Wie auf einem weiten Feld lag dieser plötzlich da und wollte aufgehoben werden. Aber das Wort dafür konnte oder wollte sich nicht in sein Bewusstsein drängen und er dachte stattdessen in wurstigen Blumenmustern, pulsierenden Farbklecksen und fauligen Obstgerüchen. Dann schwebte das Ungedachte fort vom Feld, verschwand hinter dem großen Rhododendronbusch seines Sprachzentrums und die Spucke erreichte nun einen elektronischen Kontakt im Gehäuse des Laptops.
Bsssn..., machte es und der Bildschirm erlosch. Und auch Rolands innerer Bildschirm erlosch und um ihm herum, innen drin, wurde es langsam dunkler, richtig finster wurde es und er fühlte jetzt, anstatt zu denken, fühlte er jetzt seine Gedanken, die da fühlten:
Die Abnutzung der Reibungsfläche der Interkontinentalplatten stellt den massiven Verlust der Denkfähigkeit in geologischer, will sagen gegenständlicher Form dar.
Aber mit Worten kann man das nun mal nicht angemessen übersetzen, nicht wahr, Roland?
Re: Grenzgänger
dein Kleingedrucktes fordert ja den Widerspruch, ne? Also ich kenne das Gefühl. Und Roland (unterbewußt auf mein neues Ego übertragen, wa?) auch.
Gut geschrieben, könnte ich jetzt antworten.
Re: Grenzgänger
Warum Unverständnis? Rolands Lage verstehe ich. Nur die Kästschen entziehen sich der Erkenntnis, aber das war wohl gewollt so.
____________________ Under mi sensi, mi under mi sensi. Under mi sensi, mi under mi sensi. ............
(Barrington Levy "Under Mi Sensi")
Re: Grenzgänger
Die Platzhalter stehen bestimmt für das Nichtsprachliche insofern: für das "Ungedankliche".
____________________ Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.
Re: Grenzgänger
Was denn für Platzhalter-Kästchen????
Re: Grenzgänger
Nun, die Platzhalterkästchen sind Platzhalter und Sinnbilder, Symbole fürs Ungedachte, für das ungedachte, unfassbare Gefühl, das vage, schwammige, nebulöse, mystische, vorsprachliche Gefühl, so verstehe ich es.
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(Barrington Levy "Under Mi Sensi")
Re: Grenzgänger
Im Delta der Butterschnitte
L. meinte, das Leben sollte kurz und prachtvoll sein. M. meinte, die Liebe sollte lang und verdünnt bleiben. Und P. meinte, beides zusammen ginge nicht.
Aber P. sagte nichts.
Als L. und M. darüber sprachen, hielt P. nur den Kopf hoch in die Luft und den Atem an. P. war nicht in der Position, Fragen zu stellen oder Kritik zu üben oder auch nur eine Meinung zu äußern, denn P. war Gamma.
Und deshalb schwieg P., zündete sich eine Zigarette an und nippte an dem bitteren Bier in der schwachen Hand. Und L. drehte sich in seinen Ausführungen um sich selbst, hörte sich ja zu gern reden, oh ja, L. erhob zur Bekräftigung dieser oder jener Argumentation die faustgeballten Händen und stieß sie ruckartig in die Luft. Zack, Zack.
M. lächelte arrogant und antwortete in Schnappatmung.
Doch! Ja! Falsch! Wirst sehn!
P. schwieg weiter, soff und rauchte und sehnte sich plötzlich nach eine Schnitte Roggenbrot. Mit dick Butter drauf. Und etwas Salz. Und dann wurde P. mutig und sprach diesen Wunsch aus, laut aus, und L. und M. wendeten die erhitzten Köpfe und starrten P. an.
Was hat das denn mit uns zu tun? Spinnst Du?
Und P. sponn tatsächlich, erhob sich vom Holzstuhl, beugte sich nach vorn, legte den Unterarm auf die Tischplatte und räumte mit einem Wisch diese ganze Scheiß-Diskussion ab. P. wischte sie mit einem Wisch, quasi mit diesem Wish nach der Roggenbrotschnitte vom Kneipentisch. P. nahm die Keule, die unter dem Stuhl bereitlag und schlug erst L., dann M. . Feste schlug P. zu, bis beide mit ihren zerbrochen Köpfen vorneüberkippten und Blut brachen, endlich schwiegen.
Endlich schwiegen sie und P. rief dem Kellner zu, er solle doch bitte eine Schnitte Roggenbrot mit dick Butter und etwas Salz bringen. Ja, okay, auch noch ein Bier dazu, aber bitte: ein Kühles! Ach ja, und der Tisch müsste dann auch mal abgewischt werden, Herr Ober!
Als P. sich zurücklehnte und seufzte, der dicke Kellner schließlich das Gewünschte brachte und P. herzhaft hinein biss, da befand sie, P., sich bereits im berühmtberüchtigten Delta der Butterschnitte, jenem verheißungsvollen Ort der friedlichen Nichtgedanken und der ruhenden Nichtgefühle.
Re: Grenzgänger
Hahaha, ist das geil! Damit sprichst du aber vielen Ewigzuhörern aus dem Herzen:-)
Re: Grenzgänger
Die Gammas dieser Welt gewinnen & überleben, während die Alphas und Betas sich gegenseizig in hitzigen Grundsatzdebatten des Lebens ummorden. äah als Folge der Debatte von den Gammas gemeuchelt werden. Hach, wieder Mord Und. es ist schlauer, ein Gamma zu sein: Aber: Die Aggressivität, die Aggression, die gwalts des Gammas ergibt sich aus der Unfähigkeit mitzureden. Eine Art Würg- oder Kampf- Flucht-Reflex. Nun ja, es gibt auch nervige Grundsatzdebatten
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(Barrington Levy "Under Mi Sensi")
Re: Grenzgänger
Ich hör auf zu schreiben. Judith ist mir über, das ist ja der total geile Text. Wenn's ein Buch gäbe mit solchen Texten, das würd ich jetzt sofort bis zum Ende durchlesen. Und dann wieder von vorn.
Ich kann grad gar nicht schreiben. Mein Kopf ist leer, und anstrengende Vorwürfe à la "Ich bin dir total egal" prasseln auf ihn ein, dass ich mir vorkomme wie so eine afrikanische Trommel, aber nicht so eine, die Klackediklackedi macht, sondern das Modell "Umpf".
Ich geh mir jetzt die letzte Roggenschnitte aus der Küche holen, mit dick Butter und Salz.
Es war einmal ein Pfert mit T (das stand halt nicht so auf Kaffee)