Gruppe Enigma - Texthaufen

Inspirationshilfe

Re: Inspirationshilfe

Ich kann doch nicht auf mein eigenes Stichwort. Also: auf die Urlauber warten.






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Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.

Re: Inspirationshilfe

"Herr Wittich!", ruf ich anlässlich
und auch noch: "Warum kommstn nich?
Geschichtenschreiben wolltest Du
und nun, lässt Du uns ganz in Ruh?"

Dem Gentle schrei ich ins Gesicht:
"Bei uns gefällt es Dir wohl nicht!
Erfüllen sollst sie und zwar rege:
wohlgemeinte Textaufträge!!"

"Johannes! Silli! Und wer noch?"
frag ich ob diesem schwierig Joch
"Jetz ists genug mit Urlaubszeit,
Sei Ihr zur Arbeit nun bereit?"

"Der gähnend Leere, Herr von Götz
ich mich erfolgreich widersetz
was soll das bloß: das Zeilengeld??
Sie Plagiator, Mann von Welt!"

Erledigt nun hab ich das Wort
und schon ists liebe Stichwort fort
"Ha!", bell ich Euch laut entgegen
"Hier habts das neue: Brückenbögen!!"

Re: Inspirationshilfe

wischt sich erstmal den argen Vorwurf aus dem Gesicht - notiert: Jutsch in Zukunft nur noch mit Ohrstöpseln begegnen! .oO (Sowas!)

Brücken schlagen

Als Karl Dieter wieder einmal aus dem Krankenhaus entlassen wurde, es war bereits der dritte Aufenthalt, entschied er sich gegen das Taxi und für den Fußweg durch den Wald. Es war sein Lieblingsweg, sein Weg sozusagen, bei dem er den Alltagslärm stumm schalten konnte und Zeit hatte, sich mit sich selbst zu beschäftgen.

Seine Leber war im Arsch, das war ihm bereits nach der ersten Diagnose klar geworden. Damals hieß es, er müsse seine Ernährung verändern und vor allem sollte er mit dem Trinken aufhören. Das ging zwei Wochen ganz gut, er hatte sogar angefangen, sich mit Gemüse anzufreunden. Dann hatte Karin Geburtstag, es war nicht nur ein Anlass Alkohol zu trinken, sondern auch ein guter Grund, hatte Karin ihn doch damals verlassen, nachdem sie diesen Medienfuzzi kennengelernt hatte, der scheinbar nicht nur besser im Bett, als auch besser Karins Affinität zur Esoterik befriedigen konnte.
Keine vier Wochen später hatte sich sein Alkoholpegel wieder "normalisiert", sprich unter 2.5 Promille ging er nicht mehr ins Bett. Dann hatte er sich wieder mit seinen alten Saufkumpanen getroffen, zusammen zogen sie um die Häuser, er trank alles durcheinander, Korn, Bier, Jägermeister, Absinth und Wodka, er wusste nicht wieviel und wachte erneut im Krankenhaus auf. Später erzählten ihm seine Kumpels, dass er sich gerade verabschiedet hatte, alle zwei Meter zu Boden ging, um schließlich nach zehn Metern in Embryonalstellung mitten auf der Straße einzuschlafen. Zum Glück riefen seine Freunde gleich einen Krankenwagen herbei, "wärst echt verreckt da, wenn wir nicht da wären!" mahnten sie ihn, und der Arzt schüttelte nur den Kopf und sagte mit fast prophetischer Sicherheit: "Wenn Sie so weiter machen, können sie sich in einem halben Jahr von ihrer Leber verabschieden."

Das war vor einem halben Jahr. Die ersten Monate hatte er sich gut im Griff, selbst auf der Arbeit verzichtete er auf das Feierabendbierchen mit seinen Kollegen. Seine Freunde wunderten sich, dass er überhaupt gar nicht mehr mitgetrunken hatte, aber auch, dass sich Karl im Laufe eines Abends ganz ähnlich verhielt, wie vorher, als er noch ordentlich mitgebechert hatte. Als er dann an einem weiteren Abend mitten im Gespräch auf dem Sofa eingeschlafen war, entdeckten seine Freunde dann den Grund für seine Bierseligkeit. Eine Feldflasche, dem Geruch zu urteilen ein ziemlich schlimmer Fusel, Korn oder Schnaps, das ließ sich auch am Geschmack nicht genau festmachen. Dann musste Karl wohl schwerer geatmet haben, seine Freunde riefen erneut den Krankenwagen.
Mit schweren Kopfschmerzen wachte er auf, und merkte dann, dass er sich kaum bewegen konnte, so stark waren seine Schmerzen in der Leber, beziehungsweise das, was davon übriggeblieben war. Im Gespräch mit dem Arzt erfuhr er, dass seine Leber fast funktionsunfähig sei und bereits so sehr verhärtet, dass es unwahrscheinlich sei, dass sie jemals wieder komplett für die Entgiftung des Körpers zuständig sein könnte. Es liefe wohl auf eine Organtransplantation hinaus, die allerdings nicht ganz sicher sei, da es zur Zeit nur sehr wenige Spender gebe. "Auf jeden Fall dürfen Sie nicht wieder trinken, so wie ihre Freunde es berichtet haben, sind sie bereits Alkoholkrank, nach Elfriede Jelinek, sind sie ein Gamma-Typ." "Woher will die das denn wissen?", gab er schnippisch zurück, "Bin ich jetzt etwa sowas, wie ein Mensch dritter Klasse, oder was?" Der Arzt zog eine Schnute: "Nein. Das heißt es nicht, es bedeutet lediglich, dass sie nicht wissen, wann sie genug getrunken haben. Sie ruinieren sich nur selbst, deswegen sollten sie am besten überhaupt gar kein Alkohol mehr trinken."

Karl Dieter setzte sich auf eine Bank im Wald. Es war seine Lieblingsbank, seine Bank sozusagen. Von dort aus hatte er einen schönen Blick auf die Brückenbögen des hiesigen Nahverkehrs. Ich bin kein Gamma, dachte er sich, schließlich bin ich Vorarbeiter. Man muss doch nur Brücken schlagen können, dann kann man damit auch leben. Dann öffnete er seine erste Flasche.

neues Wort: Schirmherr


Wo kämen wir hin, wenn alle sagten,
Wo kämen wir hin, und keiner würde gehen,
um einmal zu schauen wohin wir kämen,
wenn wir gingen.(Kurt Mati)

Re: Inspirationshilfe

Als Suse durch den Regen patschte
Auf ihren Kopf das Wasser klatschte
Da kam ihr ein Paar entgegen
Er hielt den Schirm gegen den Regen
Und ihre langen Locken
Die blieben daher trocken

Damit sie nicht noch friere
Hielt er ohn' Geziere
Sie sanft im Arm
Und sie blieb warm

Suse wurd’ ganz klamm ums Herz
Sie schaut’ gen Wolken himmelwärts
Die dunkel auf sie gossen
Da dacht’ die Sus’ verdrossen:
"Ach, den hätt’ ich auch gern!"
Und wünschte sich so’n Schirmherrn


Stichwort: Herrschaftsanspruch


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Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.

Re: Inspirationshilfe

Begeistert ist sie und zufrieden
dass ihr die Schreibwilligen geblieben
die Gräfin lächelt, nun mehr mild
sie flüstert jetzt, ruft nicht mehr wild:

Herr Gentlys Text, er mundet gut
da ist Begeisterung akut
drum ungereimt gibts nun Kritik
ob sie das schaff, ja, wat weiss ick!


Es schwingt Trauer mit und Tragik in der Geschichte, zumal ohne das Happy End, das leider zum Greifen nahe gewesen wäre. Eine Anmerkung: Es heisst Embryonalhaltung, glaub ich. Ansonsten find ichs sehr athmosphärisch, wie gesagt, und tragisch.
Ich kenn diese Gammageschichte nicht, mich dünkt, ich habe dort eine Wissenslücke. Ich mag aber die Jelinek nicht, dies ordinäre Biest (oh-oh, bestimmt bekomm ich jetzt einen übergebraten...). Und das mir, wo ich AlphaBetaOmega-Fan bin!
A laa bornör, mein Hörr!

Herr Plagiator, das ist fein
sie könnten Dichter sehr wohl sein
und nettes Thema, umgesetzt
und ungereimt beginn ich jetzt:

Des Rhythmusses wegen, kleine Verbesserung anregen (huch, ein Reim, sorry!)
Suse wurd’ ganz klamm ums Herz
Sie schaut gen Wolken himmelwärts
Die dunkel auf sie gossen
Dacht’ Suse sich verdrossen:
"Ach, das hätt’ ich auch gern!"
Und wünschte sich (...) Schirmherrn

und das hätt ich gern vorgetragen gehört, weil ich, beschränkt durch meinen eignen festgefahrenen Rhythmus, Probleme mit jenem hab.

Re: Inspirationshilfe

Hab's mal überarbeitet. Das "gen" war ein guter Tipp. Ich hatte erst oben "gen Regen" anstatt "gegen Regen" stehen und wollte das nicht doppelt haben. Aber dann habe ich wegen des Rhythmus oben aus "gen" ein "gegen" gemacht und das nicht mehr für unten berücksichtigt. (Und oben musste es eh "gegen DEN" heißen.
Anhören: Ich werde es mal fürs Hoffest einstudieren.






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Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.

Re: Inspirationshilfe

Tabula rasa oder Frau Narziss trifft Herrn Demut

Ach je, ich werd nicht mehr
mein wichtger Herr
just
macht ich mir beschämt bewusst
wie sehr die Lust
mit Wertverlust
einherzugehen scheint
und mich mit meinem Frust
vereint!


Sie Dame, Sie, vertraun sich nicht
und gehen zu streng hier ins Gericht
mit sich und allen andern auch
so sagt, ist das Ihr eigen Brauch?

Sie könnens so nennen
anerkennen
doch hilfts nicht viel
beim Possenspiel
das einst begann ich unbesonnen
und hatt´s dann schnell sehr lieb gewonnen….


Von welchem Possenspiel ist hier die Rede?
Jedwedes Spiel treibt Possen
teils, weil’s gar unverdrossen
zutage trägt
was innen lebt
und teils besteht
vor jedem
der das Ziel erwägt
und der sich niemals eingesteht
dass Possen
arg zerschossen
irgendwann dann abgeschlossen
sind.
Und das geschwind….

Und fühlt ich’s Spiel
erst schwül
statt kühl
erkenn ich’s jetzt, es bleibt Kalkül
mir stand der Sinn nach stetem Trachten
nur der einen Macht
der dargebrachten
(wenn wirs mit Liebe immer wieder machten…)
Nur mein Genuss
war hier ein Muss
und sein Verdruss der Kosung Schluss.

Ich blieb allein
mit meinem Streben
auch während unsrer Wollust Beben….
Durch Niedertracht
um Eigennutz
zog ich die Triebe durch den Schmutz
so kam es, wie es kommen musst
ich wollt, ich hätts vorher gewusst.


Infame Dame
Sie Schmiegsame
Gotterbarme!
Wer ist der arme Wicht?
Wer wollt Sie nicht
und wollte doch
sein eigen Machtbestreben
noch
durch Sie mal eben
neu beleben?

Ein Freund
mein Freund
er einst noch war
treff ich ihn jetzt, wird er ganz starr
den Blick zu Boden, nickt er kaum
und dann
verlässt er schnell den Raum!


So schaut nach vorn
Ihr schönes Weib
der Leib
so hold
ist Euer
sein Wert wie Gold
für mich zu teuer!
Und all die Freunde, Feinde, Egoisten
die sie besaßen, Sie vermissten
was sie gesehen, hab nicht
betastet doch
bedrängt noch nicht!
Wars deren Pflicht
im Angesicht
solch Schönheit das Gewicht
auf Dauer zu verlegen
um Wundervolles zu erleben?
Stattdessen
zogen sie, nicht angemessen
von Dannen, als es schwierig wurd.

Ich find das ob solch Lust absurd…

Mein Herr, es ist die Lust
die kam.
Sie ists
die mich erfüllt mit Scham!
Denn Meine
wars und war nie Seine
verglichen mit mir
wars wie keine
Oh, kleine Sucht nach Nähe nur
macht mich in meiner Wollust stur.
Das ist die Schuld, sie bleibt bestehn
auch wenn Ihrs anders habt gesehn.


Auf diese Weise
drehn Sie im Kreise
sich unendlich
Dame, wie sind Sie empfindlich!
Hier ist mein Arm, die Schulter auch
zum Trost streichel ich Ihren Bauch.
Was schöne Haut und weiches Rund
ich fass!
Ich fass es nicht
tu ich nun kund.
Mein Herz, mein Leib, mein Trieb, mein Geist
ist was Begehren für mich heißt!
Ich setz Sie sacht
(was mich anmacht)
aufs Tischchen vor mich hin.
Mein einzger Sinn
steht mir, oh Gier!
Ich stier
er steht
oh weh, er steht
mit mir, es dreht
sichs Karussell
ganz schnell
so sexuell, schier essentiell…

Dies ist
mein HERRSCHAFTSANSPRUCH
Herr
und dies ist fair
kein Widerspruch
dafür!
So seid Euch klar
das was ich meinte
niemand anders je verneinte!
Denn ist es wahr
dann fasst mich an.
Ich lüster wild
verändert nie mein Bild vom Bild!
Doch drängt nur weiter
seid Begleiter
und intimer Blitzableiter…
Ach, wichtger Herr
Begehren hell
so kommt doch schnell
in meine Näh
es tut so gut
und auch so weh!
Der Untergrund
zu dieser Stund
reibt mir den gierig Hintern wund
oh Herr
hebt meinen Leib vom Tische
hoch, ich wische
nun den Tisch so rein
und Ihr
Ihr werdet wieder klein…
Ihr schließt die Augen
die nichts taugen
vor der Wahrheit
vor der Schröpfung
und eckstatischer Erschöpfung.
Und seht so gar nicht, was ich seh:

Der Tisch ist rein
ist reiner Tisch, chirurgisch rein
die hölzern Platte
auf der
ich Sie soeben hatte…

Re: Inspirationshilfe

Flanellhemd, rotkariert

Re: Inspirationshilfe

Hui! Im Reim so lang! Und gegen Ende zeilenverkürzt immer extatischer (!). Könnte auch ein Dialog zwischen Benedikt und Beatrice gewesen sein, wenn das alles heute und nicht um 1600 gespielt hätte.






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Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.

Re: Inspirationshilfe

Nee, das ging ja gar nicht. Weißt Du: Er ist Sparkassenfilialleiter. Aber als ich ihn beim Einkaufen kennen lernte, hatte er ein rotkariertes Flanellhemd an. Ich dachte, der hätte was drauf, könnte Waschmaschinen reparieren, Tapeten ankleben und wäre vielleicht ein kanadischer Holzfäller, den es aus irgend welchen Gründen hier nach Oer-Erkenschwieck verschlagen hätte. Aber Bankangestellter? Da fliegt mir ja alles weg! Der hat echt gelogen mit dem Hemd. Tut so, als wäre er toll, aber statt 'ner Kettensäge hat er Ärmelschoner!
Wie hinterhältig können Männer doch sein. Verbirgt ein wahres Ich hinter einem falschen Hemd.
Als er mit der Wahrheit rausrückte, hab’ ich ihm gleich deutlich gemacht, dass das nix für mich ist. Zu unserem zweiten Treffen kam ich extra ungeschminkt und habe eine alte Jeans an. Mein Gott, die hatte einen Schnitt, der vielleicht mal in den 80ern modern war.
Glaubst Du, der Idiot hätte das gepeilt?! Nein, der meinte sogar noch, ihm würde das gefallen!
Nee, mit so'nem Typen, der mir erst mit seinem Flanellhemd Hoffnungen macht und dann noch vorgibt, er würde mein nachlässiges Äußeres toll finden, darauf kann ich verzichten! Oder würdest Du etwa was mit einem Typen anfangen, der Dich von Anfang an bescheißt?






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Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.