A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Und da ist es das unvermeindliche Treffen der beiden neuen Paare, wobei ich am liebsten John eine Kopfnuss geben möchte!! Sorry, Chyio, es nagt an mir das er so "dumm" ist und Mika auf den Leim gegangen ist! Jaaaa, da weiß man einfach wieder das Männer mit der Leibesmitte denken! Hmmpfh! Naja, ich gebe die Hoffnung nicht auf, das er endlich auch wieder mal sein Gehirn einschaltet!

Wie immer bin ich begeistert von deiner Weiterführung, es passt einfach alles zusammen und deine Art zu schreiben fasziniert mich immer mehr! Danke, mehr kann ich nicht schreiben!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Wenn es jemanden gibt, für den ich mich bei diesem Kapitel bedanken muß, dann ist es definitiv Flymoon.

Immer wieder habe ich über Deine Kritik über Laurie nachgedacht und diese schließlich in diesem Kapitel mit verarbeitet! Und ist wahrscheinlich dadurch mit eins meiner Lieblingskapitel geworden.

Womit wieder einmal bewiesen ist, wie wichtig Reviews für einen sind, der schreibt. Vor allem Dingen, wenn man noch so mitten drin ist.

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@Eve: Freut mich das es Dir gefallen hat. Ja so ein Treffen zwischen den einzelnen Parteien mußte einfach sein. Man weiß ja nie, was dabei so heraus kommt. Weder für Euch die es lest, noch für mich die es schreibt. Es gibt immer wieder Überraschungen.

Aber mal kurz was anderes: Wie weit bist Du mit Deiner Geschichte? Soweit ich es gesehen habe, hast du noch nichts reingestellt, oder?

@Flymoon: Och Flymoon, nimm Dir kein Blatt vor dem Mund. Die Kopfnuß hätte John nun wirklich verdient. Vor allem Dingen, wenn er sich rühmt ein Cop zu sein, und ihm dann selbst so etwas unter der Nase herum läuft.

Danke für Dein liebes, liebes Kompliment! Ich glaube ich habe gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd als ich es gelesen habe!

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So nun geht es also weiter....

Diejenigen unter Euch, welche Nypd kennen, werden auf ein bekanntes Gesicht stoßen. Allerdings nur für einen Gastauftritt, doch vergessen wollen wir hier keinen!

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Zwei Geständnisse

 

Laurie hatte das Glück, endlich einmal pünktlich Feierabend zu haben. Und den hatte sie Sylvia zu verdanken, die das letzte Verhör im Revier übernommen hatte, damit Laurie Zeit hatte sich für ihre Verabredung mit Danny fertig zu machen.

Nun stand sie bei sich am Schlafzimmerfenster und versuchte nur an Hand eines Blickes festzustellen, wie kalt es heute Nacht werden würde.

Es war März und die Tage und Nächte waren nicht mehr so kalt, wie noch vor wenigen Wochen. Auch wenn es erst der Anfang des Monats war, konnte sie getrost auf ihre Ski Unterwäsche verzichten. Ein süffisantes Lächeln rutschte über ihr Gesicht. Armer Danny, er hatte doch immer so viel Spaß daran, sie aus ihrem Zwiebelsystem zu pellen. Das süffisante Lächeln wurde von einem Kopfschütteln begleitet. Was konnte ein Mann daran nur faszinierend finden?

Es war recht mild gewesen, als sie nach Feierabend aus dem Büro gekommen war. Doch in der Nacht würde es bestimmt wieder empfindlich kühl werden. Sie vermißte den Sommer. Die Sonne, die grünen Bäume und die Luft, die so schön nach blühenden Blumen und nach Sonnenöl duftete.

Laurie drehte sich vom Fenster weg und ging ein Zimmer weiter ins Arbeitszimmer. Der Computer konnte ihr bestimmt eine genauere Angabe zur heutigen Nachttemperatur geben, als ihr Blick aus dem Fenster.

Sie schaltete ihn ein, nutzte dann aber den kurzen Augenblick, den er brauchte um hochzufahren, um sich aus der Küche ein Glas Wasser zu holen. Als sie sich an ihren Schreibtisch setzte, war er noch immer nicht fertig mit dem Hochfahren. Sie sollte ihn dringend mal wieder aufräumen, schoß es Laurie durch den Kopf. Schauen, ob sie wirklich all die Programme brauchte, die sie noch mit John zusammen auf die Festplatte gespeichert hatten. Oder ob es da ein paar Dinge gab, die sie löschen konnte.

Laurie starrte auf den Bildschirm und wartete. Endlich war er fertig und ihre Finger flogen über die Tastatur, um sich mit dem Internet und mit ihrer Wetterkarte zu verbinden. Wieder warten. Laurie trank ein Schluck von ihrem Wasser. Dann endlich hatte sie die erwünschte Auskunft. Wie sie es vermutet hatte, sollte es heute Nacht ziemlich kühl werden. Was hatte sie auch anderes erwartet.

Ihre Finger schwebten über der Tastatur und wollten eigentlich den Pc wieder herunterfahren. Laurie überlegte einen Augenblick lang. Wenn sie schon hier saß, dann konnte sie sich auch eigentlich gleich die Web Side von der Kanzlei von Jeremy Sanders Kanzlei anschauen. Eine Sache, die sie schon längst hatte tun wollen, aber dann immer wieder vergessen hatte.

Ihre Finger gaben die Google Adresse ein und hatten genau die ersten drei Buchstaben von den Namen Jeremy getippt, als es an der Tür klingelt. Verwundert nahm Laurie die Finger wieder von der Tastatur und schaute zu der Uhr, neben sich auf dem Schreibtisch. Es war erst 18.30 Uhr. Danny hatte doch gesagt, daß er sie erst gegen 20.30 Uhr abholen wollte. Sollte der unglaubliche Fall eingetreten sein, daß auch er mal pünktlich das Labor verlassen konnte?

Wohl kaum. In der ganzen Zeit, in der sie nun zusammen ausgingen, war das genau drei Mal vorgekommen. Ein schlechter Schnitt, wenn man in Betracht zog, daß sie sich bereits seit zwei Monaten trafen. Und sie wollte gar nicht darüber nachdenken, wie oft er Verabredungen abgesagt hatte.

Laurie öffnete die Tür einen Spalt weit und sah zu ihrem Erstaunen Jessie auf der anderen Seite stehen. „Jessie! Was machst du denn hier?“ Laurie öffnete die Tür jetzt ganz und gab ihrer Freundin so die Möglichkeit, zu ihr in die Wohnung zu kommen.

„Hi, Laurie.“ Jessie umarmte ihre Freundin und gab ihr einen Kuß auf die Wange. Laurie erwiderte den Kuß und die Umarmung, fügte dem noch hinzu: „Jessie, du kommst etwas ungünstig. Danny holt mich bald ab. Wir wollen ins Kino“, fügte sie noch hinzu, als sie Jessies enttäuschtes Gesicht sah, welches sich aber bei dem Wort Kino sofort wieder aufhellte.

„Kino? Na, dann hast du ja noch einen Augenblick für mich Zeit.“ Jessie wartete eine Antwort von Laurie nicht ab, sondern marschierte gleich weiter in die Küche. Schnurstracks zu dem Kühlschrank, um sich an dem Wasser selbst zu bedienen. „Möchtest du auch noch ein Glas dazu?“ Laurie stellte sich neben ihre Freundin und hielt ihr fragend ein Glas entgegen. Doch Jessie schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich trinke die Flasche noch aus.“ Sie ließ Laurie am Kühlschrank stehen und setzte sich an den runden Eßtisch.

Verblüfft blieb Laure genau da wo sie war und betrachtete ihre Freundin, die offensichtlich ein Problem hatte. Vielleicht eins mit ihrer trockenen Kehle, denn sie sah, wie Jessie die Flasche abermals ansetzte.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Laurie durchquerte die Küche, mit dem Glas in der Hand, und setzte sich zu Jessie. „Hast du Probleme mit Peter?“ Sie wartete bis Jessie die Flasche wieder abgesetzt hatte, um sich daraus selbst ein Glas einzugießen.

Jessie antwortete Laurie nicht gleich, schüttelte aber zumindestens den Kopf, um Laurie zu zeigen das es nicht um Peter ging. Laurie sah das Kopfschütteln aus dem Augenwinkel, während sie den Verschluß wieder auf die Flasche drehte. Nach einem kurzen Zögern, schob sie sie wieder zu Jessie hin, die sofort nach ihr griff. Um sich daran festzuhalten.

„Laurie ich muß mit dir reden!“ Laurie nickte, während sie an ihrem Wasser nippte und über den Glasrand hinweg ihre Freundin beobachtete.

Das war eine unnötige Einleitung für eine Offensichtlichkeit.

Trotzdem schwieg Jessie und schraubte nur abermals den Deckel von der Flasche ab, allerdings ohne davon zu trinken. „Und?“, fragte Laurie nachdem das Schweigen noch immer anhielt.

„Wir haben John beobachtet“, fing Jessie endlich ausgesprochen leise an. So leise, daß Laurie dachte, sie hätte sich verhört. „Ihr habt was getan?“, fragte sie noch einmal nach. Sie mußte falsch verstanden haben, was Jessie ihr gerade mitgeteilt hatte. „Wir haben John beobachtet“, wiederholte diese nun lauter, schaute Laurie aber noch immer nicht an. Statt dessen griff Jessie nach dem großen Sack, den sie als ihre Handtasche bezeichnete. Doch was immer sie auch rausholen wollte, sie ließ es dann doch sein. Jessie drehte sich wieder zu ihrer stillen Freundin um. Lauries Augen hatten sich gefährlich verengt, aber durch die schmalen Schlitze, konnte Jessie das Blitzen in ihnen sehen.

Einatmen, ausatmen. Langsam und kontrolliert. Laurie hatte nicht vor, schon so bald am Anfang des Jahres ihren guten Vorsatz zu brechen. Sie versuchte ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten und atmete bedächtig weiter. Doch je mehr Jessies Worte in ihrem Gehirn sackten, um so mehr merkte sie, wie sie die Kontrolle über ihr Atem verlor.

„Und warum?“

Jessie schaute erleichtert ihre Freundin an. Die Worte kamen zwar ziemlich gepreßt aus ihrem Mund, aber noch immer ruhig. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden, wie sie es sich ausgemalt hatte. Ein Blick auf die zusammengepreßten Lippen ihrer Freundin, belehrten sie aber recht schnell eines besseren. Noch war sie ruhig. Aber es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie platzte.

Jessie versuchte sich schon mal mental auf den bevorstehenden Wutausbruch vorzubereiten.

„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, nachdem was du uns beim Adventstee zu essen gegeben hast.“ Jessies Stimme nahm einen trotzigen Klang an. „Kartoffelsalat war eine deiner Spezialitäten, die du nur für John reserviert hattest. Und plötzlich bekommen wir ihn vorgesetzt. Meinst du nicht, daß das ein Grund zur Sorge war?“ Lauries Augen wurden noch eine Spur schmaler. „Was soll das heißen?“, begehrte sie zu wissen.

Jessie zuckte mit den Schultern. Wenn sie schon mal am Beichten war, dann konnte sie das ruhig auch noch mit einbringen. Sauer würde Laurie so oder so werden.

„Dein Kartoffelsalat schmeckt nicht.“ Und das war eine sehr höfliche Umschreibung, für das was Jessie wirklich über ihn dachte.

„Aha!“ Lauries Kommentare wurden immer kürzen. Ein sehr schlechtes Zeichen wie Jessie befand. „Weiter!“, forderte Laurie auf, ohne auf den Kartoffelsalat einzugehen.

„Du hattest uns erzählt, daß Johns Freundin, einen Smaragdring trug.“ „Mika. Ihr Name ist Mika.“ Wieder nur so ein kurzer Einwurf und dazu noch eine absolute Nebensächlichkeit.

Trotzdem griff Jessie den Namen von Johns Freundin auf und baute ihn in ihren letzten Satz ein.

„Du hast uns erzählt, daß Mika einen Smaragdring trug. Nun, als wir gingen, fingen wir an zu scherzen, wer denn In New York schon das Geld hat, einen Smaragdring zu tragen.“ Ein forschender Blick in Lauries Richtung, die ihren Atem aber noch unter Kontrolle hatte.

„Du weißt wie es ist. Ein Wort ergibt das nächste, ein Lachen, weitere Spekulationen, wieder lachen und plötzlich kam dabei heraus, das wir John beobachten, um uns mal Mika anzusehen. Es war ein Scherz, eine Albernheit.“ Laurie schwieg, aber ihre Lippen spitzen sich und ihr Atem pfiff nun regelrecht durch die Zähne.

Bevor sie etwas sagen konnte, was jetzt bestimmt nicht mehr so ruhig geschehen würde, fuhr Jessie schnell fort.

„Nicole und Jessie verfolgten erst John, um über ihn an Mika heranzukommen.“

Das Pfeifen wurde ein Zischen.

„Sie hatten Glück. Er traf sich noch den gleichen Tag mit ihr. Vor dem Lokal, wo die beiden Essen waren, warteten sie. Wie du weißt, ist Nicole Fotografin und sie wollte ein paar Bilder von Mika machen, damit auch wir wissen wie sie aussieht. John verabschiedete sich und Mika stand allein da. Nicole machte die Fotos, als plötzlich aus einem Wagen ein Mann ausstieg, auf sie zu ging und sie sich küßten.“ Jessie unterbrach ihre Erzählung und traute sich an der Stelle erstmals wieder in Lauries Gesicht zu schauen. Ihre Augen hatten sich wieder geöffnet und ihr Atem pfiff diesmal vor Überraschung. „Sie hat was?“

„Sie küßte einen anderen. Und nach den Fotos zu urteilen, die Nicole machte, war das nicht der erste Kuß zwischen den beiden.“ Jessie konnte regelrecht sehen, wie es hinter Lauries Stirn anfing zu arbeiten. Lautlos seufzte sie in sich hinein, die erste Hürde war genommen. Sie war sicher, daß nun etwas Verständnis von Laurie da war, für die weitere Überwachung, die sie gemacht hatten.

„Wir beschlossen Mika weiter im Auge zu behalten. Aber wir hatten nicht so viel Glück wie bei unserer ersten Überwachung und es hat lange gedauert, bis wir sie wieder zu Gesicht bekamen.“ Laurie nickte, schon wesentlich gelassener, aber noch nicht wirklich entspannt.

„Lange Rede, kurzer Sinn: ich folgte ihr zusammen mit Phoebe von Johns Haus aus zu einem Restaurant, wo sie sich mit einem dunkelhaarigen Mann traf.“ „Den sie auch küßte?“ Jessie schaute Laurie erstaunt an. Das war ein Satz mit mehr als zwei Worten gewesen.

„Nein“, gab sie zu. „Aber sie schienen sich ebenfalls zu kennen. Sie saßen eine Stunde in dem Restaurant und unterhielten sich ziemlich vertraut.“

Achtlos zuckte Laurie mit den Schultern. „Das hat gar nichts zu sagen. Jeder hat Freunde, auch wenn manche Frauen Männer als Freundschaft bevorzugen.“ Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und beobachtete Jessie, die sich wieder sehr unwohl zu fühlen schien. Das war noch nicht alles, dachte Laurie und versuchte sich auf das vorzubereiten, was unweigerlich folgen mußte.

Laurie hatte Recht mit Jessies Unwohlsein, denn jetzt kam gleich das, wovor Jessie sich am meisten fürchtete es ihrer Freundin zu erzählen. „Nun, nachdem sie den Blonden geküßt hat, bin ich mißtrauisch geworden.“ Jessie schwieg und Laurie rutschte mit zusammengekniffenen Augen auf die äußerste Kante ihres Stuhls. „Was? Was hast du dann getan?“ Jessie schaute ihrer Freundin in die Augen, oder was noch davon übrig war. Noch konnte sie das ganze noch abrechen, konnte einfach sagen, daß sie Mika noch weiter beobachtet hatte, aber nichts weiter herausgekommen war. Sie könnte dann gehen und alles war gut. Fast jedenfalls. Sie glaubte nicht, daß Laurie ihr die Überwachung von John so schnell verzeihen würde. Aber das würde ihr Problem nicht lösen, daß sie mit dem Erhalt der Akte bekommen hatte.

Jessie hatte sehr lange darüber nachgedacht was sie tun sollte, aber ihr war keine Lösung eingefallen. Sie wußte nicht was es für Konsequenzen für John haben könnte, wenn die Sache mit Mika heraus kam. Aber Laurie war Anwältin, sie wußte es. Und sie würde vielleicht wissen, was man mit dieser Information machen sollte.

Jessie schluckte den angesammelten Speichel in ihrem Mund hinunter, der aber sofort unaufhörlich nachfloß. „Ich habe unsere selbst angelegte Akte an einem Privatdetektiv weiter gegeben“, erklärte sie kleinlaut Laurie.

„Du hast was?“, brüllte Laurie, sprang auf, riß damit den Tisch von seinem Platz und brachte die geöffnete Flasche sowie ihr Glas, damit zum umkippen. Jessie zuckte bei der plötzlichen Lautstärke zusammen und beobachtete, wie sich die Flüssigkeit über die Tischdecke ausbreitete, unfähig sich auch nur zu bewegen.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ Selbst bei diesem zweitem Satz von ihr, war ihre Stimme keinen deut leiser.

„Das ihr es gut gemeint habt, als ihr Mika beobachtet habt. Schön und gut. Aber irgendwo ist der Spaß vorbei! Ihr könnt doch nicht einfach einen Detektiv auf sie ansetzten! Hast du noch niemals was vom Schutz der Privatsphäre gehört?“

Laurie ließ Jessie am Tisch sitzen und fing an in der Küche auf und ab zu laufen. „Die anderen haben nichts damit zu tun. Sie wissen nichts davon. Es war meine Idee.“ Jessie fühlte sich wieder in der Lage sich zu bewegen und stand nun ebenfalls auf. „Verdammt, Laurie, ich weiß, daß es eine saublöde Idee war. Aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“ Jessie wurde ebenfalls wütend. Konnte ihre Freundin denn nicht verstehen, wie sehr sie mit ihr gelitten hatte?

Laurie stieß als Antwort nur zischend die Luft aus. Schnaufend umrundete sie die Theke und versuchte sich wieder zu beruhigen. Nach der dritten Runde hatte sie sich wieder soweit unter Kontrolle um Jessie wenigstens zu antworten. „Ich weiß, daß ihr euch Sorgen um mich gemacht habt. Und es tut mir sehr leid, aber das gibt dir, verdammt noch mal, nicht das Recht, eine unschuldige Person beobachten zu lassen.“ Bei den letzten Worten, war ihre Stimme wieder sehr laut geworden. „Gott, Jessie, wie bescheuert bist du eigentlich. Mika hat durchaus das Recht, dich dafür rechtlich zu belangen!“

Nun das war eine Sache, die Jessie arg anzweifelte. Aber darum ging es in diesem Augenblick gar nicht. Jedenfalls nicht für sie.

„Ich bin bescheuert?“ Jessie hatte nun genug Wut in sich aufgestaut, um ebenfalls eine Wanderung durch die Küche zu beginnen. „Laurie faß dich mal bitte an deine eigene Nase.“ Jessies stand der Lautstärke von Lauries Stimme nun in nichts mehr nach. „Du trennst dich von John, obwohl du ihn noch immer liebst und heulst ihm monatelang hinterher! Das ist bescheuert!“ Laurie und Jessie trafen sich an einer der Kanten der Theke und warfen sich beide einen bösen Blick zu, bevor sie in die entgegengesetzten Richtungen weitergingen.

„Ich konnte nichts dafür“, ereiferte sich Laurie. „ich hatte einen Black out, als ich das sagte. Hast du schon mal einen Black out gehabt Jessie? Nein? Dann weißt du auch nicht wovon ich rede. Ich rede davon, daß du in diesem Augenblick überhaupt keine Kontrolle mehr darüber hast, was du sagst. Du hörst dich reden, aber hast keinen Einfluß darauf.“ „Das mag ja so gewesen sein!“ Jessie traf wieder mit Laurie zusammen und senkte doch um keine Nuance ihre Stimme. „Aber du hättest danach nur zu John hingehen müssen und ihm sagen, daß es dir leid tut. Das du vorschnell gehandelt hast und ihn zurück haben willst. John hat dir jede erdenkliche Möglichkeit dafür eingeräumt.“ Jessie fegte vor Wut und Frust, Lauries Post von der Theke.

„Aber nein, statt dessen kommt Mrs. Sturkopf zum Vorschein, die John abkanzelt, als ob er das letzt Stück Dreck ist. Und zu Hause heulst du dir die Augen nach ihm aus, ertränkst deinen Kummer im Alkohol und fängst an zu rauchen. Das ist bescheuert!“

Für einen kurzen Augenblick blieb Jessie stehen und faßte ihre Freundin ins Auge, die mit zusammen gepreßten Lippen noch immer die Theke umwanderte.

„Wir sind deine Freundinnen, Laurie, und ich habe dich verdammt lieb, aber ich glaube einer von uns, sollte dir mal sagen, daß in deinem Kopf was nicht richtig tickt.“ „Tolle Freundinnen seit ihr...“, blaffte Laurie zurück, wurde aber von der Türklingel mitten im Satz unterbrochen.

Mit einem Blick zu Jessie, der ihr anzeigte, daß dieses Thema noch lange nicht vom Tisch war, setzte Laurie ihre Wanderung in Richtung Tür fort.

Ein junger Mann stand davor, der Laurie nicht ganz unbekannt vorkommt, den sie aber auf die Schnelle nicht einordnen konnte. „Ja?“ Laurie versuchte ihre Stimme unter normaler Lautstärke zu bringen, konnte aber ihren Ärger über Jessie und der Unterbrechung von ihm, nicht ganz unterdrücken.

„Entschuldigen sie. Mein Name ist Josh Goldstein.“ Laurie nickte. Ok, gegen den Namen war nichts einzuwenden.

Der schlaksige, dunkelhaarige Mann sah, daß ihr sein Name nichts sagte. „Ich wohne in Wohnung 4B.“ Er deutete mit seiner Hand den Flur hinunter zu einer offenstehenden Wohnungstür.

„Schön für sie“, erwiderte Laurie, merkte aber sogleich, daß sie sich im

Ton vergriffen hatte. Der Mann konnte ja nichts für ihren Wutausbruch. Etwas ruhiger fuhr sie fort: „Im Moment ist es etwas ungünstig.“ Josh grinste verlegen. „Das höre ich.“

In Laurie fing es an zu dämmern. Sie schaute von seiner Wohnung den Gang runter zu der ihren. „Wir sind ein wenig zu laut?“

„Ein wenig stimmte er zu“, und zeigte mit seinen Fingern die ungefähre Größe von ein wenig an. Ihm war das Gespräch sichtlich unangenehm. Laurie atmete die noch immer angestaute Luft in ihren Lungen mit einem einzigen Atemzug aus. „Wir werden uns bemühen leiser zu sein.“

4B lächelte dankbar. „Geben sie mir noch zehn Minuten, dann verspreche ich ihnen Ruhe“, rief sie ihm hinterher, als er sich auf seinem Weg zurück in die Wohnung machte.

Laurie wartete eine Antwort nicht ab, sondern schloß sofort die Tür.

Zurück in der Küche musterte sie ihre Freundin, die nun ebenfalls stehen geblieben war und Laurie ihrerseits betrachtete. Die Wut war bei beiden noch ungemindert vorhanden, trotzdem sprach erst mal keiner von ihnen.

Als Jessie wieder anfing zu sprechen, war ihre Stimme wieder wesentlich leiser und fast schon entschuldigend. Sie wollte sich nicht mit Laurie streiten.

„Laurie, ich kenn dich und John jetzt schon seit zehn Jahren. Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich die Tatsache ignoriere, daß seine Freundin einen anderen küßt.“

Jessie beschloß das eigentliche Streitthema unter den Tisch fallen zu lassen und wieder auf den Ursprung ihres Besuches zu kommen. Um Verzeihung bittend schaute sie ihre Freundin an. „Es geht mir genauso nahe wie dir, was diese Mika mit ihm macht.“

Nachdenklich kaute Laurie auf ihrer Wange herum, noch nicht ganz bereit Jessie ihre Worte zu verzeihen.

„Ihr habt trotzdem kein Recht John hinterher zu spionieren! Es ist sein Leben und das geht uns nichts mehr an!“ Lauries Stimme war zwar nicht mehr so laut, aber die Schärfe in ihr war durchaus noch vorhanden.

Jessie verdrehte die Augen. „Mein Gott Laurie, hast du dich mal eigentlich reden gehört? Wir reden hier über Mika und du machst daraus, daß wir hinter John her waren! Dein ganzes Denken dreht sich doch immer noch, nur um den einen Mann!“

„Tut es nicht!“, widersprach Laurie sofort. Jessie schaute sie nur mit schief geneigtem Kopf mitleidig an. „Ich liebe ihn nicht mehr“, sprach Laurie aus, was Jessie dachte. „Ich liebe Danny.“

Jessie nickte. Aber es war kein zustimmendes Nicken, sondern eher ein nachdenkliches.

„Wenn du Danny so liebst, wie du mir es erst vor einem paar Tagen am Telefon erzählt hast. Warum hast du dich dann im gleichen Atemzug so über Mika aufgeregt? Nur weil sie dir nicht die Hand geben wollte? Laurie, das war eine durchaus verständliche Reaktion von ihr. Du bist immerhin Johns Ex Frau und damit noch immer eine potentielle Gefahr.“

Laurie sagte nichts. Sie biß nun auf ihrer Unterlippe herum, während sie Jessie nicht aus den Augen ließ.

„Warum Laurie?“ Jessie kam einen Schritt auf die Freundin zu. „Warum ist dir Mika an Johns Seite nicht egal? Warum trifft es dich immer noch so sehr, die beiden zusammen zusehen, obwohl du schon seit zwei Monaten mit Danny zusammen bist?“

„Weil.....“ Laurie suchte nach den passenden Worten. „Weil du ihn immer noch liebst“, vollendete Jessie sanft ihren Satz.

Jessie sah, wie ihrer Freundin die Tränen in die Augen traten und sie die Schultern fallen lies. Sie überbrückte die Distanz zwischen ihnen und nahm Laurie in den Arm. Behutsam drückte sie den Kopf ihrer Freundin an ihre Schulter und streichelte ihr beruhigend übers Haar. Der Stoff an ihrer Schulter wurde warm und feucht, von Tränen, die Laurie eigentlich dachte hinter sich zu haben. Jessie küßte sie auf ihr Haar und streichelte sie immer nur weiter. Für eine lange Zeit, denn nachdem sich Laurie ihren Tränen wieder geöffnet hatte, brach der ganze verstaute Kummer wieder aus ihr heraus.

Irgendwann kam nur noch ein trockenes Schluchzen, das auch wenig später endete. Trotzdem ließen sich die beiden Freundinnen nicht los. „Ich liebe Danny wirklich“, flüsterte Laurie an Jessies Schulter. Jessies Hand fuhr ein bißchen fester über das Haar ihrer Freundin und sie küßte es erneuert. „Ich weiߓ, antwortete sie ihr genauso leise. „Aber dein Herz, dein Herz gehört immer noch John.“ Eine vereinzelte Träne, die noch übrig war, lief Laurie übers Gesicht und verendete auf Jessies Pullover. Ein Hauch Atem an Jessies Ohr bestätigte ihre Vermutung. „Ja.“





Re: Another year has gone by

Ach, chyio, ich hab richtig mitgefiebert.

Dieses Kapitel war wirklich nach meinem Geschmack.

Endlich sagt jemand Laurie mal die Meinung und wie ich es ja schon immer vermutet habe, hängt sie noch sehr an John.
Was für eine verfahrene Situation.
Schön ist auch, dass sich die Überwachungsgeschichte nun endlich aufklärt und Laurie Bescheid weiß.
Schön, wenn man gute Freunde hat, die einem auch mal was sagen, was man nicht unbedingt gerne hört. Im Falle von Laurie wurde es nun endlich mal Zeit. Auf jeden Fall bin ich nun gespannt, wie es mit ihr und John weitergeht und wird sie ehrlich zu Danny sein?

Was meine eigene Geschichte angeht, so bin ich noch am schreiben und am tüffteln und ich will auf jeden Fall eine Menge vorgeschrieben haben, ehe ich anfange zu posten. Du weißt ja, dann ist der Druck ständig zu schreiben nicht so groß und man hat eine Menge mehr Zeit für alles.
Ich denke nicht, dass ich vor Ostern noch was reinstelle.


LG Eve

Re: Another year has gone by

 Jaaa, jetzt ist es heraus! Die erste Reaktion von Laurie fand ich sehr verständlich, ich würde mich wohl auch sehr auf den Schlips getreten fühlen, wenn mir das passiert wäre! Aber es hat wirklich nicht geschadet das ihr die Augen endlich geöffnet wurden, denn ich denke ein Teil ihres Herzens wird wohl immer John gehören, schließlich war sie mit ihm verheiratet und das auch noch aus dem einzig wahren Grund warum man heiraten sollte! Wahre Liebe! Und die vergeht nicht einfach so, ich denke das tut sie nie, John wird immer einen besonderen Platz in ihrem Leben haben, wenn auch auf einer anderen Basis. Und genauso fühlt sich wohl auch John! Warum hat er denn was mit Mika?? Er liebt sie nicht, das spürt man deutlich, aber ich denke er brauchte Wärme und Zuneigung und....wohl auch Sex, was ja bei Männern meistens sehr wichtig ist, da kam ihm Mika sehr recht. Was aber nicht entschuldigen soll, das er mit Scheuklappen rumläuft und nicht merkt was vor seiner Nase gespielt wird, aber naja, wir werden sehen! Laurie hatte einfach Glück an Danny zu kommen, wer weiß was sie sich sonst angelacht hätte!

Wieder mal ein schönes Kapitel und wieder mal toll geschrieben!!

4B, klasse, Chyio! Ich mochte diese Szenen zwischen den dreien wirklich total gerne (ich denke da an die Szene zwischen John und 4B im Waschkeller und auch alle anderen wo sie aufeinander getroffen sind!).

LG Flymoon



Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Heute mal ein wenig früher als sonst, aber ich weiß nicht, wie spät es sonst werden würde...

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@Eve: freut mich, daß Dir das Kapitel gefallen hat! Ich muß sagen, daß ich auch beim schreiben viel Spaß dabei hatte. Aber daß Du Dir nicht denken kannst wie es weiter geht, kann ich mir kaum vorstellen. Na, keine Vermutungen?????

@Flymoon: die Art Deiner Review läßt vermuten, daß Du gerade selbst am schreiben bist!!!!! Also her damit. Ich bin sicher nicht die einzige, die wissen will, wie es mit Chris und Horatio weiter gehen wird!

Ja, 4B hat uns wohl alle nachdrücklich beeindruckt. Schade, daß er nicht all zu lange mitgespielt hat. Und ich war auch wirklich froh, als ich doch noch eine Möglichkeit gefunden habe, ihn mit einzubauen.

Übrigens wird es demnächst noch einen alten Bekannten aus der Serie geben. Und nicht nur ihn in Person, sondern auch mit allem was in der Serie passiert ist. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen, daß hat so perfekt gepaßt! Aber das wird noch ein paar Kapitel dauern, aber dann wißt ihr ganz bestimmt, wovon ich rede.

Die perfekte Liebe.... Wünschen wir uns das nicht alle? Schade, daß es sie im wirklichen Leben viel zu selten gibt...

Also nun geht es weiter, mit ein wenig Danny und Laurie und einem vielleicht überraschenden Abschluß dieses Kapitels....

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Kreisende Gedanken

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„Möchtest du gerne Popcorn?“, fragend schaute Danny Laurie an. Doch Laurie schien ihn nicht zu hören, mit starrem Blick schaute sie auf die grade laufende Werbung, in einem Kino, welches fast ausverkauft war. Für einen Mittwochabend war das relativ ungewöhnlich, sprach aber immerhin für den Film, den sich Laurie und Danny anschauen wollten.

 „Laurie?“ Danny beugte sich zu ihr hinüber und versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das blaue in ihren Augen bewegte sich nicht. Sahen anscheinend etwas, was nicht auf der Leinwand gezeigt wurde. „Laurie?“ Danny fragte zum dritten Mal und griff dann noch zusätzlich nach ihrer Hand. Erschrocken fuhr Laurie unter Danny Berührung zusammen.

„Ja?“ Ihre Mund lächelte ihn an, aber ihre Augen glänzten voll Sorge. „Möchtest du gerne Popcorn?“ „Gerne!“ Das Lächeln breitete sich langsam auch über den Rest des Gesichtes aus. „Süß oder salzig?“ „Süß, bitte.“ Sie beugte sich vor und küßte Danny. „Sorry“, murmelte sie an seinem Mund. „Ich war gerade mit den Gedanken woanders.“ Danny knabberte leicht an ihrer Unterlippe. „Ich hoffe doch bei mir?“ „Immer.“ Zwei lächelnde Münder berührten sich, bis Danny sich langsam und äußerst ungern von ihr löste.

„Ich bin gleich wieder da.“ Er schenkte Laurie noch einen weiteren Kuß und quälte sich dann durch die überfüllten Sitzreihen. An ihrem Ende drehte er sich noch einmal zu Laurie um. Den Blick wieder auf der Leinwand, verfolgte sie offensichtlich die Werbung einer Modebranche. Doch als ob sie seinen Blick auf sich gespürt hatte, drehte sie sich mit einem Lächeln zu ihm um. „Beil dich“, flüsterte sie ihm zu. Danny nickte und verschwand dann in Richtung Ausgang.

Lauries Augen verfolgten ihn noch ein Stück. Aber als er dann außer Sichtweite war, verließ das Lächeln wieder ganz schnell ihre Lippen. Sie seufzte vor Erleichterung auf und beugte sich vornüber, um ihre Stirn auf ihre Knie zu legen. Wie gern hätte sie das Treffen für heute Abend abgesagt! In ihrem Kopf wirbelte noch immer alles von ihrem Gespräch mit Jessie durcheinander und wollte einfach kein Hand und kein Fuß annehmen. Gedanken die sich immer wieder im Kreis drehten, die ihr keine Möglichkeit für eine Flucht boten.

Gedanken über Mika, John und Danny. Und sie mitten drin. Laurie spürte wie ihr wieder der saure Geschmack in den Mund kam, der einer Übelkeit immer vorweg ging. Sie schluckte ihn hinunter und legte die Hand auf ihren schmerzenden Magen.

Verdammt seiest du, Jessie. Bestimmt zum hundertsten male, seit diese ihr die Mappe des Privatdetektive gezeigt hatte, verfluchte sie ihre Freundin. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?

„Alles in Ordnung mit dir?“ Danny Stimme erklang dicht neben ihr. Erschrocken fuhr Laurie aus ihren Gedanken gerissen zusammen und sah über die Schulter hinweg zu Danny, der sich nun sorgenvoll zu ihr niederbeugte.  Schnell riß sie sich wieder zusammen. Sie wollte Danny nicht merken lassen das sie Sorgen hatte. Das war ihr gemeinsamer Abend. Einer von den wenigen, die sie überhaupt hatten und den wollte sie nicht schon am Anfang verderben. Später, wenn sie dann neben ihm im Bett lag und er neben ihr schlief, war immer noch genügend Zeit zu überlegen, was sie nun tun sollte.

 „Ja, danke, mir ist nur ein wenig übel.“ Laurie richtete sich wieder aus ihrer gebeugten Position auf. „Dann ist Popcorn aber bestimmt nicht das richtige für dich.“ Danny setzte sich wieder neben Laurie und befühlte vorsichtshalber ihre Stirn. „Du wirst mir doch jetzt nicht wieder krank werden?“ Ihre Stirn war kalt, auch wenn ihre Augen in dem schwachen Licht der Beleuchtung fiebrig schimmerten. Laurie lächelte Danny wieder an und ließ dessen Fürsorge über sich ergehen. „Nein. Sonst geht es mir gut. Vielleicht habe ich nur zu wenig gegessen.“ Sie nahm Danny die Popcornschachtel aus der Hand und stopfte sich demonstrativ das klebrige Süß in den Mund. Doch Dannys prüfender Blick verließ sie nicht. Sie mochte ja vielleicht John damit getäuscht haben, Danny dagegen ließ sich von dieser Ausrede nicht aufs Eis führen. Er nahm Laurie das Popcorn wieder aus der Hand. „Laurie.“ Er sprach leise, um den nun gerade angefangenen Film nicht zu übertönen. „Was ist los? Du wirkst so fern ab mit deinen Gedanken.“ Laurie beschloß ihre gespielte gute Laune fallen zu lassen. Müde griff sie sich mit ihrer Hand an die Stirn und rieb sie mit festem Druck. Eine breite rote Stelle verteilte sich nun über ihr und ein tiefes Aufseufzen entrang sie zur selben Zeit ihrer Kehle. „Ich habe Sorgen“, flüsterte sie zurück. „Aber ich kann nicht darüber reden.“ Danny stellte die Popcornschachtel zu seinen Füßen ab, ergriff beide Hände von ihr und streichelte mit seinem Daumen über sie. Still beobachtete er sie.

In der Dunkelheit des Kinos konnte er nicht viel von ihr erkennen. Nur ihre Augen, welche ernst den prüfenden Blick von ihm erwiderten und ihn stumm baten, nicht weiter nach zu fragen.

 „Laß uns gehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sie von ihrem Sitz hoch. „Komm“, raunte er ihr zu, während er sie hinter sich her zog ohne ihre Hand loszulassen.

Entschuldigungen murmelnd bahnte er für sie beiden einen Weg durch die murrenden Zuschauer, denn der Hauptfilm hatte gerade begonnen und Danny schaffte es mit seinem spontanen Aufbruch einen großen Teil des Kinos, für die kurzweilige Sichtbehinderung, gegen sich aufzubringen. Aber sie waren ihm egal. Laurie war es nicht. Fest umklammerte er ihre Hand, gab ihr keine Gelegenheit sich von ihm zu lösen, sondern führte sie zielstrebig dem Foyer entgegen. Aufatmend standen sie in der Helligkeit und warteten bis sich ihre Augen an den abrupten Lichtwechsel gewöhnt hatten. Das heißt Laurie blieb stehen und wartete. Danny dagegen drehte sich sogleich zu ihr um und umfaßte mit beiden Händen ihr Gesicht. Wieder dieser prüfende Blick in ihre Augen. Und wieder diese stumme Bitte, keine Fragen zu stellen. Danny fragte nicht, statt dessen erkundigte er sich nach ihrer Überkeit. 

 „Wie geht es Deinem Magen?“ Das Licht in dem Foyer war heller und Danny sah, daß er sich mit dem fiebrigen Glanz in ihren Augen getäuscht hatte.  Laurie nickte abwägend ein paar Mal vor sich hin und versuchte das grummeln in ihrer Bauchgegend zu ignorieren. „So lala.“

„Dann gibt es heute für dich zum Abendbrot nur Zwieback und Kamillentee“, bestimmte Danny. Wie zur Bekräftigung seiner Worte, zog er Laurie an sich heran und drückte seinen Mund auf ihre Stirn. „Komm“, flüsterte er erneuert, „wir fahren zu mir.“ Sanft ergriff er Lauries Hand und führte sie zu seinem Auto.

Schweigend saßen Laurie und Danny am Tisch, knabberten Zwieback und tranken dazu heißen Kamillentee.

„Du solltest was vernünftiges Essen“, unterbrach Laurie das anherrschende Schweigen. Sie hatten nicht viel geredet, seit sie aus dem Kino kamen. Hatten nur den Zwieback und den Tee besorgt und waren dann auf direktesten Weg zu ihm nach Hause gefahren.

Nun saßen sie an seinem Tisch und aßen ein wirklich klägliches Abendbrot.

„Ist schon in Ordnung. Ein bißchen Zwieback und Kamillentee tut mir mal ganz gut.“ Er klopfte sich auf den flachen Bauch. „Ich laufe sonst in Gefahr zuzunehmen!“ Trotz ihrer Probleme mir John und Mika, fing Laurie bei dieser Bemerkung an herzlich zu lachen.

„Du bist ein Spinner, weißt du das?“ Danny schob seinen Tee ein Stück zur Seite, damit seine Arme auf dem Tisch Platz hatten. „Aber ein ganz liebenswerter“, versprach er ihr. Seine Hand suchte über den Tisch hinweg nach der ihren. Kein Kuß folgte, wie so oft in solchen Situationen. Nur ein liebevolles Streicheln ihres Handrückens.

Laurie beugte sich ebenfalls über den Tisch. Ganz nahe waren sie sich jetzt, so nahe, daß sie den kleinen Schmierfleck auf seiner Brille sehen konnte. „Du bist wirklich ein ganz liebenswerter Schelm“, sagte sie leise, ein zärtliches Lächeln in ihrem Gesicht.

Dannys Augen blitzen vergnügt auf. „Das war alles? Nur das ich bin ein liebenswerter Schelm bin? Kein Kuß zur Bestätigung, keine Einladung zu einer Umarmung?“ Laurie öffnete den Mund zu einer Antwort, wurde aber von der unschönen Melodie seines Handys unterbrochen.

Danny ließ entnervt seine Stirn auf Lauries Hand sinken, welche er noch immer hielt.

„Telefon!“ Das war zwar nicht das, was Laurie ursprünglich sagen wollte, aber das war das Wort, welches am besten zu dem klingelnden Handy paßte.

„Ich weiߓ, entgegnete Danny mit zusammengebissenen Zähnen, irgendwo an ihrer Hand. „Ich bin nicht da.“ Trotzdem tastete seine Hand blind nach dem Handy in seiner Hosentasche. „Messer.“ Ein Nuscheln aus dem Raum zwischen dem Tisch und ihrer Hand, denn Danny  war nicht bereit, so schnell seinen gemeinsamen Abend mit Laurie aufzugeben.

Schweigen folgte der Ankündigung seines Namens, daß er auch nicht unterbrach. Still lauschte er der Stimme, nahm Informationen entgegen und verfluchte sich, unhörbar für Mac am anderen Ende der Leitung, und Laurie die neben ihm saß und ihn aufmerksam beobachtete. Warum hatte er nach dem Kino nur sein Handy wieder eingeschaltet?

„In Ordnung, ich bin fast unterwegs.“

Ohne die Stirn von Lauries Hand zu nehmen, drückte er die eine Taste, welche die Verbindung zwischen ihn und seinem Boss trennte. Er spürte wie Laurie ihm sanft übers Haar streichelte, aber nichts sagte. Was gab es schon dazu zu sagen, außer der Tatsache, daß er sie schon wieder allein lassen mußte.

„Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte er murmelnd. Wenn er seinen Kopf gehoben hätte, dann wäre ihm das Kopfschütteln von Laurie aufgefallen, so aber wartete er auf ihre Worte. „Nein, ich werde hier auf dich warten.“ Nachdenken konnte sie auch hier, dafür brauchte sie nicht ihre eigenen vier Wände um sich herum. Außerdem empfand sie es als Trost, Dannys vertraute Sachen um sich herum zu haben.

„Na komm, je eher du gehst, um so schneller bist du wieder hier.“ Laurie strich ihm noch mal über den Kopf und wartete dann, daß Danny sich aufraffte der Aufforderung seines Kollegen nach zu kommen.

Das Seufzen, das sich seiner Kehle entrang, als er den Kopf endlich hob, kam aus seinem tiefsten Bauch. „Wir brauchen dringend mehr Personal“, stellte er fest, während er um Verzeihung bittend Laurie ansah. „Das könnten wir alle gebrauchen“, antwortete sie ihm mit einem mitleidigen Lächeln. „Aber wo New York kein Geld hat, wird es auch kein neues Personal geben.“ Sie erhoben sich beide vom Tisch. Danny um seine Jacke anzuziehen und Laurie um ihn zur Tür zu geleiten. „Du mußt es positiv sehen“, versuchte sie ihn mit einem Augenzwinkern aufzumuntern, während sie sich an ihren Stuhl lehnte, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte. „Du bist so gut in deinem Job, daß Mac einfach nicht auf dich verzichten kann!“

Das Lächeln, was Laurie für ihren Aufmunterungsversuch von Danny erhielt, ähnelte eher einem Zähneblecken und hatte nicht viel gemein, mit den sonstigen Lächeln, die er für sie übrig hatte. Laurie lachte auf, trat auf ihn zu und zog an seinem Jackenkragen um seinen Kopf für sie zu senken. Dann legte sie ihre Stirn an die seine und schaute durch seine Brille ihm in die Augen. „Kopf hoch, Danny. Vielleicht dauert es ja nicht so lang.

Vielleicht hat Mac ja nur ein paar Untersuchungsergebnisse, die er unbedingt noch mit dir besprechen will.“ „Um die Uhrzeit?“ Danny schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wenn Mac mich um diese Zeit aus meinem Feierabend holt, dann ist irgendwo eine Leiche gefunden worden.“ Mit einem Stirnrunzeln wich Laurie zurück. „Wäre das in dem Fall, nicht eine Aufgabe eurer Nachtschicht?“ Fragend schaute sie ihn an. „Theoretisch schon“, erwiderte Danny, während er die Knöpfe seiner Jacke schloß. „Das würde aber voraussetzen, daß Mac nicht mehr im Labor wäre. Sobald er da ist, und das ist er eigentlich immer, zieht er automatisch jeden Fall zu sich hin.“ Laurie verschränkte die Arme vor der Brust und folgte Danny zur Tür. „Warum ist er immer im Labor? Seine Frau macht ihm doch bestimmt die Hölle heiß, wenn er sich nicht zu Hause blicken läßt.“ Laurie war auf dem Polizeifest der golden Ring an Macs Hand aufgefallen.

Danny legte die Hand auf die Klinke, öffnete sie aber nicht. Statt dessen drehte er sich wieder zu Laurie um. Leise kam seine Stimme, als er Laurie auf ihre Frage antwortete.

„Sie war am 11. September in den Twin Towers.“  „Oh.”, erschrocken schlug sie sich die Hand vor dem Mund. Mehr Worte brauchte es nicht, jeder auf der Welt wußte was an diesem Tag geschehen war.

„Dann geh jetzt besser. Wir sehen und später.“ Laurie stellte sich auf die Zehenspitzen, umarmte Danny und küßte ihn zum Abschied. Sie dachte jedenfalls daß sie ihn zum Abschied küssen würde, doch allem Anschein nach, wollte Danny aus diesem Kuß lieber einen Anfang werden lassen. Etwas außer Atem löste sie sich von ihm und schob ihn ein Stück zur Tür hin.

„Wie ich schon sagte, je eher du gehst, um so schneller bist du wieder da.“

An Danny vorbeigreifend, öffnete sie für ihn die Wohnungstür.

„Ich kann es nicht glauben, daß ich aus meiner eigenen Wohnung rausgeschmissen werde!“  Aber er lächelte bei den Worten Laurie an und drückte ihr nochmals einen schnellen Kuß auf den Mund. „Ich werde dich wecken, wenn ich daheim bin.“ „War das ein Versprechen oder eine Drohung?“, fragte sie schelmisch grinsend nach. Danny grinste ebenfalls. „Ich denke mal das kommt auf die Uhrzeit an.“ Ein weiterer flüchtiger Kuß wurde ausgetauscht, bevor sich Danny endgültig umdrehte und durch das Treppenhaus seinem Auto entgegen eilte.

Laurie stand an der Tür und winkte ihm nach, während er zwei Stufen auf einmal nehmend, nach unten verschwand. Erst als sie unten die Tür hörte, die ihr verkündete, daß er das Haus verlassen hatte, schloß sie sie und kehrte ins Wohnzimmer zurück.

Ihr Lächeln für Danny verschwand. Zurück blieben nur die Sorgen in ihr.

Laurie setzte sich wieder zurück an den Tisch, auf ihren Stuhl, der noch immer ihre Körperwärme gespeichert hatte. Mit beiden Händen schob sie Zwieback und Kamillentee weit von sich fort, um Platz für ihre Arme zu haben, die sie nun auf der Tischplatte ausbreitete und den Kopf darauf sinken ließ.

Mika, John, Danny.....Danny, Mika, John.....John, Danny, Mika. Doch egal in welcher Reihenfolge sie auch die Namen vor sich hinflüsterte, das Problem nahm davon nicht ab. Bei welcher Lösung sollte sie anfangen? Welches davon war jetzt das wichtigste für sie? Laurie rieb die Stirn an ihren gefalteten Händen. Sie spürte wie sich eine äußerst üble Migräne auf den Weg zu ihr machte.

Das vorrangigste Problem war wohl erst mal Mika, entschied sie. Auch wenn sie ihren Zwiespalt zwischen John und Danny, ebenfalls nicht gerade als kleines Problem ansah.

Energisch schob sie John und Danny in ihren Gedanken beiseite. Jetzt würde sie sich erst mal um Mika kümmern, der Rest würde später folgen.

Laurie stand auf und holte ihre Tasche. Nicht die kleine Handtasche, die sie sonst immer bevorzugte, sondern die große, wo bequem ein braune Aktenmappe Platz drin hatte.

Sie packte die Mappe von Jessie aus, legte sie vor sich hin und begann ihre enthaltene Fotos über den ganzen Tisch zu verteilen. Der Kamillentee und der Zwieback störten. Kurzerhand brachte sie ihn in die Küche und kehrte mit einer Bierflasche aus Danny Kühlschrank zurück. Nachdenklich stand sie am Tisch, schaute sich nacheinander die verschiedenen Fotos an, während sie ab und an von dem Bier nippte.

Es waren viele von diesen. Ein paar zeigten Mika alleine, andere zeigten sie mit einem blonden Mann, unter den mit einem roten Filzstift ein Name geschrieben war. Sebastian Delkin entzifferte Laurie die krakelige Handschrift. Und dann gab es noch welche wo Mika mit einem dunkelhaarigen Mann drauf zu sehen war. Curt Smith stand unter diesem. Ein Pseudoname, wie Laurie vermutete. Das war der Mann, der Jessie dazu gebracht hatte, die Akte einem Privatdetektiv zu übergeben. Das war der Mann, der offenbarte was Mika war. Eine Juwelendiebin.

Laurie ließ die Fotos Fotos sein und setzte sich wieder zu der Mappe, die jetzt nur noch eng beschriebene Blätter enthielt. Sie kannte den Inhalt, Jessie hatte ihr eine kurze Zusammenfassung davon gegeben, nach ihren Tränen und dem Aufräumen der Küche.

Sebastian war augenscheinlich der Mann, mit dem sie ihre Raubzüge plante und so ganz nebenbei auch noch ein Verhältnis führte. Oder geführt hat. Aus den Unterlagen ging hervor, daß sie ihn später mehrmals daran gehindert hatte, sie zu küssen. Laurie überlegte, ob das vielleicht etwas mit John zu tun hatte, wollte aber den Gedanken nicht weiter verfolgen.

Bei dem dunkelhaarigen, Curt Smith, hatte Harry Jenkins ziemlich lange gebraucht, bis er was über ihn herausgefunden hatte. Doch irgendwie war er darauf gestoßen, daß dieser Mann gestohlene Juwelen an und verkaufte. Nicht die kleinen und unbedeutenden, sondern solche, die nur schwer wieder in Geld umzusetzen waren.

Laurie wollte auch daran nicht denken, wie er es herausgefunden hatte. Solche Leute trugen ja nicht gerade ein Schild um den Hals auf denen sie ihre Berufsbezeichnung gemalt hatten. Und Mr. Jenkins war so nett gewesen, es auch nicht in seinem Bericht zu vermerken. Wohlweislich, daß es ihm einmal zum Verhängnis werden könnte, wenn es heraus kam. Denn genauso wenig wie Typen wie Curt Smith ein Schild um den Hals trugen, war klar, daß sie auch gefährlich werden konnten, wenn sie sich bedroht fühlten. Eine Selbstverständlichkeit für sie in ihrem Beruf.

Aus den Unterlagen ging nicht eindeutig hervor, daß Mika wirklich eine Diebin war, bemerkte Laurie, als sie die einzelnen Seiten noch mal überflog. Es war nur eine Vermutung auf der Tatsache beruhend, daß sie sich mit den beiden Männern traf.

Doch sie gab Harry Jenkins Recht, wenn sich Mika immer wieder mit den beiden Männern traf, die beide mit Juwelen Diebstahl zu tun hatten, dann legte es einen Verdacht nahe. Aber es war kein Beweis, wie Laurie wußte.

Laurie biß nachdenklich auf ihrem Fingernagel herum, die Stirn in tiefe Falten gelegt. War ein Beweis dafür wirklich so wichtig?

Nein, gab Laurie sich selbst die Antwort, es war durchaus nicht wichtig. Wichtig war es jetzt John aus der Schußlinie zu bringen. Laurie war sich sicher, daß John nichts von dem Vielleicht- Beruf seiner Freundin wußte. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, daß er sich niemals auf so etwas eingelassen hätte. Aber jetzt steckte er mitten drin. Wenn das rauskam, daß er mit einer Diebin zusammen war, die höchstwahrscheinlich sehr gefragt und gesucht war, dann war er seinen Job los. Und er hätte ein Verfahren wegen Mithilfe am Hals.

Laurie ließ sich gegen ihre Stuhllehne fallen und sah gequält zur Decke. Verdammt John, wie bist du nur da hinein geraten?

Der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich. Ja, wie war er da hinein geraten?

Nachdenklich holte sie einen leeren Block aus ihrer Tasche. Mika, schrieb sie hinauf. Curt Smith, Sebastian Delkin, Juwelen, John. Laurie stütze den Kopf auf ihrer Hand ab und beobachtete ihre eigene Handschrift. Wie paßte John da ist in dieses Bild?

Laurie hatte John nie gefragt, wie er Mika kennengelernt hatte. Eine Sache, die sie nun durchaus bedauerte. Wenn auch nicht aus persönlichen Gründen, so doch aus Hinsicht auf diese Akte.

Hatte John Mika angesprochen, oder sie ihn?

Wußte sie zu dem Zeitpunkt von Johns Beruf?

Gedankenverloren malte Laurie Linien zwischen den einzelnen Namen. Und fügte dann ein weiteres Wort ihrem Blatt Papier hinzu. Diebstahl. Ihr war nicht bekannt, daß in letzter Zeit einer hier in New York stattgefunden hatte. Aber es mußte ja auch nicht in dieser Stadt gewesen sein.

Vielleicht irgendwo anders. Und jetzt war sie auf der Flucht.

Rein hypothetisch verfolgte Laurie den Gedanken weiter. Wenn sie an Mikas Stelle wäre, was würde sie tun?

Die Stadt, nein, am besten gleich das Land verlassen. Das würde sie tun. Und dann jemanden suchen, der ihr die heiße Ware abnahm. Ging das so schnell? fragte sich Laurie. Wenn das ein Auftrag gewesen war und sie im Vorfeld schon einen Käufer an der Hand hatte, dann schon.

Laurie blätterte in ihren Unterlagen. Hatte sie nicht irgendwo gelesen, daß Mika mit dem Flugzeug angekommen war? Sie blätterte vor und zurück, bis sie endlich den kleinen Absatz gefunden hatte. Sie war im November gelandet, unter dem Namen Felicity Rowland.

Abermals überlegte Laurie, wie Harry Jenkins an diese Information gekommen war. Doch nur für eine Sekunde in den folgenden Minuten.

November...Im Restaurant letztens mit John, da hatte er ihr erzählt, daß er bereits seit knappen vier Monaten mit ihr zusammen war. Eine der Sachen, die sie eigentlich nicht hatte wissen wollen, die aber John von sich aus erzählt hatte, als es um Mikas Eifersucht ging. Dieser Abend mit John war vor vier Wochen gewesen. Also waren es jetzt fünf Monate.

Laurie zählte an ihrer Hand rückwärts. März, Februar, Januar, Dezember, November. Der Monat in dem Mika in New York angekommen war.

Also gut, weiter in ihrer Fantasie. Mika hat einen Diebstahl hinter sich, irgendwo auf der Welt. Sie kommt nach New York, um ihre Steine zu verkaufen. Wenn sie an Mikas Stelle gewesen wäre, dann hätte sie sich jemanden gesucht, der sie mit Informationen versorgen konnte. Jemanden, der mitbekommen würde, wenn sich die Suche nach ihr, sich bis auf New York ausweiten würde. Jemanden wie.....John.

Plötzlich war Laurie sich sicher, daß Mika John angesprochen hatte. Und das das kennenlernen kein zufälliges gewesen war....

Laurie schmeckte wieder Magensäure in ihrem Mund. Sie sprang auf und schaffte es gerade noch bis zur Toilette, bevor ihr Magen die letzten Bestandteile ihres heutigen Essens wieder von sich gab.

Keuchend hockte sie vor der Schüssel, den Kopf auf ihrer Hand auf der Brille abgelegt, mit der anderen Hand blind die Spülung suchend. Sie hätte sich das Bier sparen sollen. Schon an den bloßen Gedanken, an den bitteren Geschmack des Hefegebräus, fing ihr Magen wieder an zu revoltieren. Laurie übergab sich ein weiteres mal, und war zum ersten Mal an diesem Abend von Mika und John abgelenkt.

Zehn Minuten später saß sie dann mit ausgespültem Mund, neben der Toilette und hatte ihren Kopf zwischen ihren angezogenen Knien versteckt. Mika hatte John vorsätzlich in eine Affäre gelockt! Das klang zu logisch, um nur noch als Idee abgestempelt zu werden.

Laurie legte beruhigend ihre Hand auf den grummelnden Magen.

Und was nun? Sie war wieder am Anfang ihrer Sorgen angekommen.

Ihr erster Impuls war, daß sie mit John darüber reden wollte. Aber das war kein guter Gedanke. Auch wenn Mika vielleicht vorsätzlich gehandelt hatte, so waren bei John Gefühle im Spiel. Er mußte nicht wissen was Mika in ihrer Freizeit so trieb.

Außerdem war es ein dummer Gedanke, denn wenn herauskam, daß John über Mikas Beruf Bescheid wußte, würde es ihn zuerst automatisch zu einem Mittäter machen. Und dann das Gegenteil zu beweisen würde sehr schwierig und sehr lange dauern. Es würde Mißtrauen von seinen Kollegen geben und eine vorrübergehende Suspendierung. Nein, mit John konnte sie wirklich nicht darüber reden. Also stand es auch außer frage, die Polizei selbst zu informieren, das Ergebnis wäre dann das gleiche.

Sie könnte John die Akte anonym zuspielen und schauen, was er daraus machte. Zu gefährlich, verwarf Laurie den Gedanken gleich wieder. Es gab immer undichte Stellen und zum anderen bestand die Möglichkeit, daß Mika sie in die Hand bekam.

Laurie konnte Mika nicht genügend einschätzen, um zu sagen, wie sie reagieren würde, wenn sie sah, daß ihr kleines Geheimnis gelüftete war.

Mit Andy darüber reden? Der mit Sylvia zusammen war, der Staatsanwältin? Ausgeschlossen.

Selbst mit Mika reden und sie aufordern John und die Stadt zu verlassen? Laurie besaß zwar eine Menge Mut, aber das wäre ausgesprochen lebensmüde. Sie hatte keine Ahnung, wie weit die Frau gehen würde, um sich zu verteidigen.

Stöhnend rieb Laurie ihre Stirn wieder an ihren Knien. Wenn sie weiter so machte, dann würde sich noch morgen auf der Arbeit, das rote Mal auf ihrer Stirn zeigen.

Verdammt, es mußte doch irgendeine Möglichkeit geben!

Als Danny gegen drei Uhr früh nach Hause kam, war Laurie in ihren Überlegungen noch keinen Schritt weiter, aber immerhin doch endlich von einer gewissen Erschöpfung eingeholt worden.

„Hey Honey“, sprach Danny sie leise an, während er sie auf ihr Haar küßte. „Hey du.“ Laurie drehte sich zu ihm um.  „Wie spät ist es?“, fragte sie murmelnd. „Viertel nach drei.“ Danny stand wieder auf und begann sich auszuziehen, bevor er zu ihr unter die Decke schlüpfte. „Und hattest du mit deiner Vermutung Recht, daß ein toter Mensch dich von mir weggezogen hat?“  Danny kuschelte sich dichter an Laurie heran und versuchte etwas von ihrer Bettwärme in sich aufzunehmen. „Hmmm, ja. Unschöne Sache.“ Seine Hand legte sich auf ihren Bauch. „Und wie geht es dir? Hat sich dein Magen wieder beruhigt?“ Laurie nickte zustimmend und kuschelte sich ihrerseits enger an ihren Freund heran. „Ja, ein wenig. Wahrscheinlich einfach nur zuviel Streß. Das wird sich bestimmt bald wieder geben.“

„Entweder das“, bestätigte Danny, „oder du bist schwanger.“ Ein Gedanke der ihm auf dem Weg nach Hause gekommen war, als er über Lauries Übelkeit nachgedacht hatte.  Danny spürte wie sich Laurie neben ihm versteifte. „Quatsch. Dann übergibt man sich morgens und nicht abends. Meistens jedenfalls“, schränkte sie selbst ein. „Und zum anderen nehme ich die Pille.“ Wie zur Bekräftigung ihrer eigenen Worte, schloß sie die Augen und gab Danny damit zu verstehen, daß sie das Thema nicht weiter verfolgen wollte. Nun, sie wollte es nicht, aber Danny war da anscheinend anderer Meinung. Er hob eine Augenbraue in die Höhe und sah sie im Schein des Mondes an. „Du weißt aber schon, daß sie nur eine Sicherheit bis zu 98 % garantiert?“

Die Müdigkeit, die sie um diese Uhrzeit doch endlich erreicht hatte, war mit einem Schlag verschwunden. „Nein. Bin ich nicht!“, widersprach sie energisch, ging aber in Gedanken durch, wann sie das letzte Mal ihr monatliches Unwohlsein verspürt hatte. „Außerdem habe ich meine Tage pünktlich bekommen.“ Danny antwortete ihr nicht gleich, betrachtete sie nur aus unergründlichen Augen. „Du weißt schon, daß auch das nicht unbedingt was zu sagen hat?“ Danny schloß Laurie enger in seine Arme. Doch Laurie machte sie sofort wieder von ihm los und starrte ihn mit großen Augen an. „Boah, du schaffst es wirklich einem Vertrauen einzuflößen.“ „Hey, schon gut. Es war nur ein Gedanke. Wahrscheinlich hast du recht und du hast wirklich nur zuviel Streߓ Er zog Laurie wieder enger an sich heran. „Komm schon, entspann dich wieder. 98% sind wirklich eine ganze Menge von möglichen einhundert.“ Noch ein wenig steif ließ sich Laurie zurück in Dannys Arme sinken. Schwanger? Nein, niemals. Das ging doch gar nicht.

„Träum süß.“ Danny schmiegte sein Gesicht an Lauries heran, ohne sich Gedanken zu machen, was er da gerade mit seinen Worten angerichtet hatte. Nur wenige Sekunden später, verriet sein gleichmäßiger Atem Laurie, daß er eingeschlafen war.

Sie selbst starrte dagegen zur Decke hoch. Na das würde ihr jetzt auch noch fehlen. Laurie schloß die Augen, um sie gleich wieder aufzureißen. Nein, sie war nicht schwanger. Sie durfte einfach nicht schwanger sein! Außerdem kannte sie ihren Körper besser als er. Und ihr Körper zeigte keine Veränderungen, die ihr aufgefallen wären.

Aufstöhnend schloß sie die Augen wieder. Laurie glaubte nicht, daß sie in dieser Nacht noch Schlaf finden würde.





Re: Another year has gone by

Oh, ja an die Schwangerschaft habe ich eigentlich auch gedacht!
Aber auf der anderen Seite glaube ich, dass das bald zuviel Verwicklung in Lauries Leben wäre.
Wo Laurie auch noch wegen John, bzw. Mika in der Klemme steckt.
Du machst es wieder mal sehr spannend, chyio! :-)

LG Eve

Re: Another year has gone by

Na das wäre ja was! Laurie und schwanger! Hups! Und Eve hat recht es wird wieder soooo unerträglich spannend!! Schnell weiter bitte, Chyio!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Ein weitere Donnerstag, ein weitere Teil....

@Eve: nun, ich habe nicht gleich an die Schwangerschaft beim Schreiben gedacht. Nur irgendwann dachte ich, was schreibe ich da eigentlich? Das klingt ja fast so, als ob sie schwanger ist! Und der Rest kam dann von allein.

@Flymoon: Ja, ja. Smilla sind an der Stelle wohl auch fast die Augen herausgefallen.

Und wir nähern uns dem nächsten Höhepunkt der Geschichte......nicht ganz so lang, aber prägnant!

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Und was wäre?

Es war erst kurz vor halb zehn und noch herrschte hier die allgemeine Morgenmüdigkeit im Gebäude der Staatsanwaltschaft, die sich aber schon sehr bald in geschäftiges Treiben verwandeln würde.

In der Damentoilette, in einer der kleinen Kabinen, saß Laurie auf dem zugeklappten Toilettensitz, ihre Aktentasche zu ihren Füßen abgestellt und starrte auf den kleinen Stick in ihrer Hand. Die Hand, die den Schwangerschaftstest hielt, zitterte. Genauso wie ihr Herz vor Nervosität heftig flatterte. In fünf Minuten würde sie wissen, ob Danny Recht hatte. Doch fünf Minuten konnten so unendlich lang sein, wenn man verzweifelt wünschte, daß sie schnell vorbei gehen würden. Laurie beugte sich vor und schloß nun auch die Finger der anderen Hand um den Test.

Und was wäre, wenn Danny Recht hatte?  Sie starrte auf das Stäbchen und insbesondere auf das zweite kleine Fenster. Auf das wichtige Fenster. Das welches ihr bald zeigen würde, ob sie schwanger war oder nicht. Noch war es weiß und kein blauer Strich verkündete den Anstieg von HCG- Konzentration in ihrem Körper. Was würde sie tun, wenn er Recht hatte?

Das war eine Frage, die sie lieber ganz weit von sich weggeschoben hätte. Hatte sich nicht schon genug Durcheinander in ihrem Leben? Mußte denn jetzt auch noch diese Angst dazu kommen? Laurie ließ den Kopf hängen, schloß die Augen und betete still vor sich hin. Bitte laß  mich nicht schwanger sein. Bitte lieber Gott, mach, daß ich es nicht bin!

Sie öffnete wieder die Augen und schaute auf den Test in ihrer Hand. Es gab noch keine Veränderungen, aber es waren auch erst zwei Minuten um. Zwei Minuten, die ihr schon jetzt wie eine Stunde erschienen.

Die Tür zur Damentoilette öffnete sich und für einen Augenblick wurde Laurie von ihrer Beobachtung abgelenkt, als sie dem Gespräch von zwei ihrer Arbeitskollegen lauschte. Aber es waren nur die üblichen Begrüßungen und die üblichen Fragen, keiner schien sie bis jetzt zu vermissen.

Sie schloß wieder die Augen, während sie wartete. Und ihre Lippen, nahmen das stumme Gebet von vorhin wieder auf. Alles, nur nicht das. Eher würde sie sich in die Höhle des Löwen begeben und mit Mika sprechen. Nur für sich allein, gab sich Laurie selbst ein Versprechen: sollte sie nicht schwanger sein, würde sie zu Mika gehen, würde mit ihr sprechen. Würde den Ärger akzeptieren, den John machen würde, wenn er jemals davon erfahren sollte. Aber alles erschien ihr in diesem Augenblick besser, als die Möglichkeit, daß dieser Test ein positives Ergebnis hergab.

Laurie schaute auf die schmale Armbanduhr an ihrem Handgelenk. Fünf Minuten waren um. Und obwohl sie sich in den vergangenen Minuten nichts anderes gewünscht hatte, hatte sie jetzt Angst sich das Ergebnis anzuschauen. Zwei Sekunden die ihr Leben von Grund auf verändern könnten. Eine Sekunde um ihre Augen auf den Stick in ihrer Hand zu fokussieren, eine Sekunde um das Ergebnis zu sehen.....

Laurie zählte von drei an langsam rückwärts und riß dann mit einem Ruck die Augen auf. Zwei Sekunden vergingen....

Erleichtert starrte Laurie auf den Stick von ihrem Schwangerschaftstest. Nicht schwanger.

Gott sein Dank! Danny hatte sie mit seinem Gerede ganz wahnsinnig gemacht, schimpfte sie in ihren Gedanken vor sich hin. Wahnsinnig genug, um vor der Arbeit in eine Drogerie zu gehen und sich einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Der aber immerhin das widerspiegelte, was sie sich ohnehin gedacht hatte.

Männer! Setzten einen Flausen in den Kopf und gingen dann ohne mit der Wimper zu zucken, ihren täglichem Leben nach.

Was hatte er sie heute morgen doch liebevoll verabschiedet. Mach’s gut Sweety, hatte er gesagt. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Übers Haar hatte er ihr gestrichen und einen Kuß auf den Mund gegeben. Und dann hatte sich umgedreht und war gegangen. Geschlagene zwei Minuten hatte sie ihm durch die verschlossene Tür nachgeschaut und hatte es nicht fassen können. Mit keinem Wort hatte er ihr nächtliches Gespräch erwähnt. Mit keinem Wort! Wütend hatte sie nach dem erst besten gegriffen, was ihr in die Finger kam, sich aber gerade noch rechtzeitig zurückhalten können es ihm hinterher zu werfen. Das war seine Wohnung, sie konnte nicht einfach seine Sachen zertrümmern.

„Männer“, murmelte Laurie wieder vor sich hin, während sie die Toilette verließ. Wie hatte sie sich nur von ihm so verunsichern lassen können? Mit beschwingten Schritten kehrte sie zu ihrem Büro zurück, nickte Cathy, ihrer Sekretärin, fröhlich zu und schloß dann sogleich die Tür hinter sich. Sie wolle jetzt nicht gestört werden.

Aufatmend ließ sie sich in ihren Stuhl fallen und senkte vor Erleichterung die Stirn auf die Tischplatte. Sie war nicht schwanger, schoß es ihr wieder durch den Kopf. Nicht schwanger, flüsterte sie wieder und wieder vor sich hin. Bis ihr bewußt wurde, was sie sich mit einem negativen Ergebnis vorgenommen hatte.

Das war zwar größenwahnsinnig, aber es war sowieso das einzige, was ihr eingefallen war um John aus der Sache herauszuhalten. Ihr Magen meldete sich wieder grummelnd zurück, doch diesmal wußte Laurie, daß es nur die Nervosität über ihr Vorhaben war.

Aber bevor sie heute Abend Mika ein Besuch abstatten konnte, mußte sie erst mal mit John reden. Umständlich genug fragen, ob er heute Abend mit ihr verabredet war..

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In Mikas Wohnung herrschte das dämmrige Licht vereinzelter Lampen, welches sie so sehr liebte. In jedem Zimmer, nur nicht im Schlafzimmer. Dort herrschte nur die Dämmerung, die das Halbdunkel von draußen widerspiegelte. Die ersten Laternen waren bereits angegangen. Ein fahler Lichtstrahl fiel durch das Fenster auf das Bett mit der grünen Decke und den darauf verteilten Dessous. Fein säuberlich in möglichen Kombinationen gelegt, damit die Auswahl später schneller gehen würde. Mika hatte nicht vor, den morgigen Tag abzuwarten, bis sie John wieder sah.

 

Aus der Küche hörte man das Umblättern von Seiten und wie ein Glas abgestellt wurde.

Dort fand sich auch Mika wieder. Vornüber über ein Kochbuch gebeugt, studierte sie interessiert die einzelnen Gerichte, die das kleine Buch ihr zur Verfügung stellte. Blätterte von einer Seiten zur nächsten und strich die Seiten nach dem Umblättern fest. Denn das Büchlein war neu, erst vor ein Paar Stunden in einer Buchhandlung auf den Rat der Verkäuferin gekauft.

Mika zog ihr hochgerutschtes Shirt mit beiden Händen wieder über die Hose, ergriff dann das Buch und das Glas und setzte sich an den kleinen Bistrotisch, der kaum mehr als für eine Person Platz bot.

Das klang ja alles sehr lecker, aber auch fürchterlich kompliziert. Gab es denn keine einfachen Gerichte, die gut aussahen und auch noch schmeckten?

Aufseufzend schlug Mika das kleine Buch zu, nahm aber nicht den Blick von ihm, während sie an ihrem Glas nippte.

Was war eigentlich mit ihr passiert, das sie jetzt hier in ihrer Küche saß, in dem Raum, den sie sonst immer nur als notwendiges Übel angesehen hatte, und ein Kochbuch vor sich zu liegen hatte? Und nicht nur vor sich liegen hatte, sondern auch ernsthaft darüber nachdachte es zu benutzen? Hatte sie sich nicht geschworen, daß wenn die Affäre mit John anfing sich ihrer Kontrolle zu entziehen, sie dann das Weite suchen würde?

Mika starrte auf die Flamme der Kerze, die vor ihr stand, und versuchte für sich herauszufinden, was an ihrem Plan schiefgelaufen war. Der Plan war gut gewesen, aber anscheinend nicht die Ausführung. Sonst würde sie nicht hier sitzen, versuchen eine Kerze zu hypnotisieren und sich Tagträumen hingeben. Tagträume über ein normales Leben. Über ein Leben mit John an ihrer Seite, über ein Leben ohne Diebstähle und ohne Lügen.

Mika schüttelte über sich selbst den Kopf und gab dem Buch vor ihr einen kleinen Schubs. Der ausreichte, um es über die Kante des Tisches rutschen zu lassen. Sie schaute dem Buch hinterher, machte jedoch keine Anstalten es wieder aufzuheben. Und was wäre wenn sie es wirklich täte? Wenn sie wirklich ihr Leben änderte? Sie könnte Sebastian sagen, daß ihr die Sache mit Mailand noch zu heiß war und sie sich ersteinmal zurück ziehen wollte, bis Gras über die Sache gewachsen war. Sebastian war kein Kind von Traurigkeit und würde bestimmt schnell einen neuen Partner finden. Und Curt, der einzig andere im Bunde, war sowieso nur ein Bekannter, dem sie seit vielen Jahren ihre Steine verkaufte. Ihm oder einen seiner Mittelsmänner, die er auf der ganzen Welt verteilt hatte. Ob er nun einen Lieferanten mehr oder weniger hatte, wäre ihm bestimmt egal.

Was trennte sie also von ihrem Tagtraum? Sie hatte die Möglichkeit ihn Wirklichkeit werden zu lassen. Wenn sie es nur wollte. Und wenn John es wollte. Und wenn Laurie endlich aus ihrer beiden Leben verschwinden würde.

Haß auf Johns Ex Frau machte sich in ihr breit und erfüllte zusätzlich ihr Herz noch mit Gram und Trauer. Das Leben würde so viel einfacher sein, wenn sie einfach nicht mehr da wäre.

Mika hob das Buch auf und nutze die Gelegenheit sich ein Glas Wein einzugießen. Weiß und süß, im Kerzenlicht fast golden schimmernd. Sie setzte sich wieder an den Tisch und beobachtete nun die Kerze durch das Glas hindurch. Für Laurie hatte sie ihre ganz eigenen Fantasien. Sie hatte sie entwickelt, während John neben ihr schlief und sie zärtlich über seine Haare strich. Eine Geste, die sie sich selbst immer wieder untersagt hatte, aber seit dem Abend des Kerzenschimmers, nun doch nachgab. An diesem Abend, nach diesem Kuß, hatte sie es aufgegeben, gegen sich selbst anzukämpfen.

Mika lächelte bei den Gedanken an den Abend vor fast zwei Monaten still vor sich hin. Ein liebevolles Lächeln, das die Zärtlichkeit, die sie John gegenüber empfand, widerspiegelte.

Und mit dem Hingeben an John, waren auch die Fantasien über Laurie gekommen.

Zum Anfang waren es nur kleine Tagträume gewesen. Laurie, die in ein anderes Revier versetzt wurde; welche wieder heiratete und eine Menge Kinder bekam und über Laurie wie sie die Stadt verließ, um irgendwo ein anderes Leben zu beginnen.

Die letzte Fantasie hatte sie sich ausgedacht, als die beiden sich in einem Restaurant zu einer Aussprache trafen. Doch trotz allem waren es harmlose Gedanken. Aber dann war der Abend in einem anderen Restaurant gewesen, wo sie mit John essen war und ganz plötzlich Laurie mit ihrem neuen Freund in der Tür gestanden hatte. Nach diesem Abend waren ihre Gedanken nicht mehr ganz so harmlos gewesen, sondern hatte sich durch grausamere ersetzt. Gedanken von einer Entführung ohne Wiederkehr, von einem langen Gefängnisaufenthalt mit anschließender Exekutierung und den Gedanken wie sie selbst eine Waffe auf sie richtete und abdrückte.

Gott, sie haßte die Frau inzwischen so sehr, die ihr den Zugang zu Johns Herzen verwehrte.

Mika erhob sich mit ihrem Glas Wein und ging ins Schlafzimmer zu ihrem Kleiderschrank. Sie stellte das Glas auf ihrem Nachtisch ab und tastete mit ihren Fingern zwischen ihren zusammengelegten Pullovern herum. Schließlich fand sie, was sie gesucht hatte. Ihre Pistole. Schwarz glänzte der Lauf und in einem dunklem braun der Griff. Nachdenklich wog Mika die Pistole in der Hand. Aber wenn es darauf ankam, würde sie auch den Mut haben abzudrücken? War ihr Haß auf Laurie wirklich so groß, um einen Mord zu begehen? Mika wußte es nicht. Sie wußte nur, daß sie wollte, daß Laurie endlich aus ihrem Leben verschwand. Sie wußte, daß sie nie wieder die Blicke sehen wollte, die sich John und Laurie zuwarfen. Sie wußte, daß sie John ganz für sich allein haben wollte.

Mika schob sich die Pistole in den hintern Hosenbund unter ihr Shirt und zog eine weite, grüne Strickjacke über. Vor ihrem Spiegel drehte sie sich und begutachtete ihr Werk. Nichts war zu sehen Die dicke Wollstrickjacke war groß und dick genug um die verräterischen Abdrücke zu verstecken. Wenn der Haß auf Laurie überhand nahm, dann würde sie diese Jacke tragen. Mika hängte die Jacke wieder in den Schrank und versteckte dann  sorgfältig ihre Waffe zwischen den Pullovern.

Es klingelte.

Erfreut sah Mika vom Schrank zu ihrer Schlafzimmertür. John. Diese Art zu klingeln kannte sie genau. Er wollte also doch nicht bis morgen warten um sie zu sehen. Schnell warf sie noch einen prüfenden Blick um sich herum. Die Dessous! Mit einer einzigen Handbewegung stopfte sie die Wäsche noch vor die Pullover und machte sich daran die Tür öffnen zu gehen. „Ich komme.“ Sie ging mit einem Strahlen im Gesicht zur Tür, warf noch einen Blick in die Küche und versteckte das Kochbuch in ihrem Kühlschrank. Der erste Schrank der ihr über den Weg lief. Sie wollte nicht, daß John das Buch schon jetzt sah. Es sollte eine Überraschung fürs Wochenende werden. Und in ihren Kühlschrank schaute John sowieso nicht. Er wußte, daß dort nichts drin war.

„Bin schon auf dem Weg“, rief sie erneuert und öffnete dann endlich die Tür. Ein zärtliches Lächeln im Gesicht. Welches ihr sofort entglitt als sie sah, wer vor der Tür stand.

Laurie!





Re: Another year has gone by

Und wieder mal läßt Du uns zappeln, bei diesem Ende. ;-(

Schön, wir wissen nun, Laurie ist nicht schwanger, aber was hat sie sich jetzt wieder eingebrockt, mit ihrem Versprechen.
Die Frage ist nun, würde Mika wirklich abdrücken, oder sprechen sich beide aus, Laurie begibt sich da auf gefährliches Pflaster.

Schönes Kapitel, vor allen Dingen hast Du das Warten auf die Schwangerschaftsanzeige gut beschrieben. Diese Zerrissenheit und Versprechen, die abgegeben werden, falls die Anzeige negativ ist.


LG Eve

Re: Another year has gone by

Pah, na jetzt aber! Chyio, was fällt dir ein uns hier den Stoff zum lesen zu nehmen??!!

Lass uns hier bloß nicht zu lange zappeln!!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

@Eve: Hmmm...was soll ich sagen? Ich habe doch gesagt, daß ich diejenige sein sollte, die für die Cliffhanger sorgt. Und nicht Du!!! Ja, Laurie hat sich da wirklich eine Menge vorgenommen, lassen wir uns doch einfach überraschen.

Und wieder einmal hast Du mich überrascht, denn daß Du mich da wieder findest hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Das einzige was mir dazu eingefallen ist war, daß Du vergessen hast, nach Lucie den Alarm wieder zu löschen. Nun wie auch immer, vielen Dank für die Blumen. Es war mein erster Versuch in diese Richtung. Und ehrlicherweise auch mehr ein Versehen. Es ist mir nachts eingefallen, als ich nicht schlafen konnte und ich fürchterlich über eine Freundin enttäuscht war.

@Flymoon: Und da war es wieder! Wie gut das ich doch immer noch mal nachschaue, bevor ich reinstelle, sonst wären wir wieder aneinander vorbeigezogen. Und beschwer Dich nicht, Flymoon, das war genau die Menge, wie ich sie immer reinstelle! Oder meintest Du vielleicht was anderes?  Lalalala.....

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Weiter geht es. Aber um die Spannung für Euch ein wenig zu erhöhen (und glaubt mir, ich habe die Kapitel wirklich in dieser Reihenfolge geschrieben und mich damit selbst ein wenig auf die Folter gespannt – ja auch das geht), kommt jetzt ersteinmal was ganz anderes. Viel Spaß damit...... und auch ja: Donnerstag kommt dann aber wirklich der Besuch von Laurie bei Mika.

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Wer hat hier das Sagen?

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Es war früher nachmittag, als John in die Straße seiner Granny einbog. Wie schon so oft in den letzten Monaten, wollte er sie für ihren gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof abholen. Doch im Gegensatz zu sonst, stand die alte Dame nicht vor ihrer Haustür und wartete auf seine Ankunft. Verwundert runzelte John die Stirn. Und noch einmal suchten seine Augen den Platz vor ihrem Haus ab, aber wie schon zuvor, sah er seine alte Lady nicht zwischen den einzelnen Passanten stehen.

Verwirrt warf John einen Blick auf seine Uhr. War er zu früh dran? Nein, die Uhr zeigte ihm genau die Zeit, die er erwartete hatte zu sehen. 15.00 Uhr. Die Zeit, für die er sich heute mit Rose verabredet hatte. John steuert den nächsten freien Platz für seinen Wagen an und wartete, während seine Augen die Menschen um sich herum verfolgten. So dick wie ihre Jacken waren, hätte er meinen können, daß sie sich noch mitten im Januar befanden und nicht in den Anfängen vom März. Zugegeben, es war noch sehr frisch, aber immerhin doch keine null Grad mehr, die einen dicken wollenden Schal erforderten oder die dazu gehörige Mütze, wie diese eine Frau sie trug.  Den Kopf auf seiner Hand abgestützt, verfolgte er sie mit seinen Augen wie sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit ihrem kleinen Hund – ähnlich gekleidet wir sein Frauchen- direkt an Rose ihr Haus vorbei lief. Fehlte nur noch, dachte John, daß sie ihrem Hund auch noch Fußwärmer angezogen hätte, so wie sie ihre Handschuhe in der Farbe von Schal und Mütze trug. Abermals schüttelte er den Kopf. Ja, manchmal brachte New York wirklich ein paar sehr merkwürdige Gestalten hervor! Er löste den Blick von der Frau mit Hund und sah wieder zu dem Häusereingang hin, in dem Rose ihre Wohnung hatte. Doch noch immer war von der alten Dame nichts zu sehen.

Leise lief das Radio als Hintergrundmusik und leise pfiff John vor sich hin, wurde dann aber mit den verstreichenden Minuten immer unruhiger. Ihr war doch nichts passiert? Wieder ein Blick auf die Uhr. Wieder einen Blick zu dem Häusereingang. Nichts.Einen Entschluß fassend, schaltete John das Radio aus und verließ den Wagen. Sorgenfalten durchfurchten nun seine Stirn. Wenn ihr etwas dazwischen gekommen war, dann hätte sie ihn doch auf dem Revier angerufen, warum also kam sie nicht?

Hastig überquerte er die Straße und war nur wenige Sekunden später bei ihr vor der Tür. Auf der Suche nach ihren Namen flogen Johns Augen über das große Messingschild. Säuberlich in kleinen Schnörkeln standen sie dort; die Bewohner dieses Hauses, acht an der Zahl, alle mit einem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens und der ausgeschriebenen Form ihres Nachnamens. Er drückte den Knopf auf dem Messingschild, neben dem Rose ihr Name stand, dann wartete er. Und er wartete bereits eine ganze Minute, bis endlich ihre Stimme aus der Sprechanlage kam. „Ja, bitte?“ „Rose? Hier ist John.“ Erleichtert, daß ihre Stimme so munter klang, senkten sich seine Schultern wieder, die er vor Anspannung hochgezogen hatte. Er war wirklich froh darüber. Denn für einen kurzen Augenblick, hatte er schon das Schlimmste vermutet. Wenn ein alte Lady so viel Bargeld mit sich herumschleppte, wer weiß, wieviel sie dann in ihrer Wohnung davon zu liegen hatte, das Diebe magisch anzog.„Kommen sie rauf, junger Mann. Ich brauche noch einen Augenblick.“ John hörte das Summen der Tür und drückte dagegen. „Im zweiten Stock“, hörte er noch ihre Stimme aus der Gegensprechanlage. Während er dem Flur und den ersten Stufen folgte, die ihn in den zweiten Stock führen würde, schaute er sich neugierig um. Er war noch nie im Haus oder ihrer Wohnung gewesen. Hatte sie immer nur von davor, für ihre gemeinsamen Friedhofsbesuche abgeholt.

Wie auch schon die Gegend und das äußere des Hauses vermuten ließ, war das Treppenhaus ebenfalls sehr sauber und fast schon luxuriös in seiner Ausstattung. Eine warme cremefarbene Tapete über einer hellen Holzvertäfelung, die John etwas über die Hüften ging. Der Fußboden war mit rotem Sisal ausgelegt. Robust für die vielen Füße die ihn benutzen und schön anzuschauen mit dem Kontrast der Wand. Auf dem ersten Absatz, sah John Pflanzen auf dem Fensterbrett und eine Stuhl stehen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. War er immer noch in New York? Ein Blick aus dem Fenster hinter den Pflanzen sprach dafür.

Auch auf den folgenden Absätzen wiederholte sich das Bild für ihn. Pflanzen, die langsam wieder anfingen zu grünen und Stühle, die nicht einen Staubkorn aufwiesen.

John stieg die letzten Stufen zu Rose ihrer Wohnung hoch und sah sie schon im Türrahmen stehen. Klein kam sie ihm vor, in dem großen Rahmen. Rose lächelte ihn mit einem breiten Lächeln an. „John, wie schön das sie da sind.“ sie reichte ihm zur Begrüßung die Hand, während sie gleichzeitig ihr Kopf ein wenig zur Seite drehte, damit John sie auf die Wange küssen konnte. Eine Begrüßung, wie sie sie schon viele male hinter sich hatte, seit dem Neujahrsgespräch auf dem Friedhof. Eine Begrüßung die zeigte, daß John sie nicht nur aus guter Erziehung zum Friedhof begleitete, sondern wegen einer langsam gewachsenen Freundschaft.

„Kommen sie rein“, lud ihn Rose ein und trat ein Stück zur Seite, damit er an ihr vorbeigehen konnte. „Tut mir leid, daß ich nicht unten auf sie gewartet habe. Aber ich erwarte noch ein wichtiges Telefonat. Ich hoffe es macht ihnen nichts aus zu warten?“ John schüttelte den Kopf. „Nein, es macht mir nichts aus.“ Jetzt wo seine schlimmsten Befürchtungen, Gott sei Dank, nicht wahr geworden waren, hatte er alle Zeit der Welt. Und wenn sie noch ein wichtiges Telefonat erwartete, dann würde er mit ihr darauf warten. Zum Friedhof konnten sie später noch immer.  Rose wies mit ihrer Hand nach rechts, wo sich augenscheinlich das Wohnzimmer befand. „Möchten sie vielleicht etwas trinken?“ Rose folgte ihn nicht in den Raum, sondern blieb vor einer Tür stehen, die vor dem Wohnzimmer nach links in die Küche führte. „Einen Tee? Oder Kaffee?“ „Kaffe wäre schön.“ Während Rose in die Küche ging, um den Kaffee zuzubereiten, zog sich John seine Jacke aus. Suchend schaute er sich im Flur nach der Garderobe um. „Legen sie ab John. Die Garderobe ist in dem kleinen Schrank zu linken Seite der Tür.“

John lächelte vor sich hin, als er Rose Stimmer vernahm. Wie so viele Frauen, schien auch sie eine gewisse Übung in Gedankenlesen zu haben. Er folgte ihrer Anweisung, ging zurück in den Flur und hängte seine Jacke in den schmalen eingebauten Schrank auf.

Als ob Rose die Einrichtung des Treppenhauses aufgegriffen hatte, zierte auch diesen Flur eine helle Holzvertäfelung, mit einer cremefarbenen Tapete. Nur der Teppich war kein roter Sisal, sondern in einem hellen grün gehalten. „Sie können die Schuhe durchaus anlassen. Ich habe eine sehr tüchtige Putzfrau.“

Erstaunt sah John von seinen Schuhen hoch - die er sich wirklich gerade ausziehen wollte - in Richtung Küche, ob Rose da stand und ihn beobachtete. Aber die kleine Frau war nicht zu sehen. Nur ihre Stimme hörte John weiterhin und die verriet ihm, daß sie sich auch nicht in Nähe der Tür befand.

„Sie beschwert sich sowieso schon immer, daß seit Kyle nicht mehr da ist, sie in diesem Haushalt kaum noch was zu tun hat. Über ein bißchen Straßendreck wird sie sich wie ein Schneekönig freuen. Wahrscheinlich werde ich sie den ganzen Tag nicht mehr vom Fußboden hochbekommen.“ Ein Aufseufzen begleitete ihren letzten Satz. „Sie sollte mehr auf ihren Rücken achten. Die Arme ist doch auch nicht mehr die jüngste. Aber als ich angeboten habe, die entsprechenden elektrischen Geräte zu kaufen, um ihr die Arbeit zu erleichtern, ist sie richtig böse mit mir geworden. Ich hätte kein Vertrauen mehr in sie. Würde sie ersetzten wollen. Wir haben drei Tage heftig miteinander gestritten. Dann habe ich aufgegeben. Soll der alte Starrkopf doch machen was er will!“ Rose erschien mit zwei Tassen in der Küchentür. „Ich frage mich nur manchmal wer hier das Sagen hat. Sie oder ich.“

Mit einem Kopfnicken deutete sie wieder in Richtung Wohnzimmer. „Kommen sie John. Im Wohnzimmer ist es bequemer seinen Kaffee zu trinken. Da können wir uns sogar setzten.“ Sie grinste John an und lief dann vor. John lächelte ebenfalls. Er mochte die alte Dame, welche einen wirklich trockenen Humor besaß und ihn damit immer wieder zum lächeln brachte.

Als er im Wohnzimmer ankam, hatte sie es sich schon auf der Couch bequem gemacht, die beiden Kaffeetassen nebeneinander aufgestellt. „Kommen sie her, junger Mann.“ Rose klopfte neben sich aufs Sofa. „Erzählen sie mir, wie es ihnen in der letzten Woche ergangen ist.“ John folgte der Bitte, die eigentliche eine direkte Aufforderung war. Nebeneinander saßen sie auf dem Sofa und Rose hielt ihm die kleine Porzellanschale mit dem Zucker hin. „Zucker?“, fragte sie. John nickte und nahm sich mit einer winzigen Zange, die eindeutig zu klein für seine großen Hände war, umständlich zwei Stück Zucker.

„Das machen sie wirklich sehr gut. Aber mir ist das zu kompliziert.“ Mit ihren Fingern griff sie in das Porzellangefäß und nahm sich ebenfalls zwei Stück Zucker, die sie in ihre Tasse fallen ließ. John lachte und schüttelte den Kopf. Sein Granny. Sehr auf Umgangsformen bedacht, aber doch von der praktischen Seite eingeholt.

Rose warf ihn nur einem kurzen Seitenblick zu und fing dann ebenfalls an zu grinsen. „Sagen sie jetzt nichts. Ich kann mir sehr genau vorstellen, was ihnen gerade durch den Kopf gegangen ist.“ Noch immer erheitert schüttelte John den Kopf. „Ich sage ja gar nichts“, mit einem Unterton in der Stimme, der klar machte, daß er aber durchaus eine Erwiderung auf den Lippen hatte. Statt dessen nahm er seine Tasse in beide Hände und trank vorsichtig einen Schluck von dem heißen Gebräu.

Rose lehnte sich mit ihrer Tasse in der Hand entspannt auf dem beigen Sofa zurück und drehte sich halb zu John um. „Wie war ihre Woche? Haben sie viel Streß gehabt?“ Ihre Augen musterten ihn fröhlich und überaus aufmerksam. „Nein, keinen Streß im üblichen Sinne. Nur den ganz normale, der immer herrscht“, antwortete er, während er auch sich an das Polster in seinem Rücken anlehnte. „Wie ist es ihnen ergangen?“ Augenscheinlich hatte Rose auf diese Frage bereits  gewartet, denn ihre Antwort sprudelte ihr regelrecht über die Lippen. „Oh, ich hatte eine sehr interessante Woche. Ich habe mich beim Telefon Notdienst beworben.“ Ihre blauen Augen sprühten vor Aufregung und noch bevor John weiter nachhaken konnte, erklärte sie sich genauer. „Sie wissen schon, da wo Leute anrufen können, wenn sie Sorgen, aber niemanden zum reden haben.“  Erstaunt drehte sich John gänzlich zu ihr hin. „Wie sind sie denn auf die Idee gekommen?“ Seine Granny erstaunte ihn immer wieder. Zum Anfang hatte er gedacht, daß sie nur eine alleinstehende alte Dame war, die in gut situierten Verhältnissen lebte, aber je näher er sie kennenlernte, um so mehr schaute er hinter die Fassade, die sie für ihre Umwelt und sich selbst aufgebaut hatte.

Rose zog sich mit einer freien Hand ein grünes Kissen in den Rücken, welches genau den gleichen Farbton aufwies wie der Teppich im Flur und dem hier im Wohnzimmer. „Nun, das ist nicht ganz einfach zu erklären. Wie soll ich sagen?“ Nachdenklich schaute Rose in ihre Tasse und fügte dann doch noch ein weiteres Stückchen Zucker hinzu, ohne den Kaffe allerdings umzurühren. „Als Kyle fort war, fühlte ich mich sehr einsam. Beraubt von jeglichem Grund mein eigenes Leben weiter zu führen. Ich vermißte ihn so schrecklich und wußte gar nichts mehr mit mir selbst anzufangen. Dinge, die mir immer so wichtig erschienen waren, ergaben plötzlich keinen Sinn mehr.“ Rose pustete in ihren heißen Kaffee und trank erst einen kleinen Schluck, bevor sie weiter sprach. „Um es kurz zu sagen, wußte ich nicht mehr wie ich weiter machen sollte. Irgendwann wurde es ein wenig besser, die tiefste Trauer verschwand und zurück blieb nur noch ein Gefühl der Leere in mir.

Kennen sie das?“, fragte sie John. „Man geht in seinem Leben weiter, tut die Dinge die man immer gemacht hat, trifft sich mit den gleichen Leuten wie bisher, lacht mit ihnen und hat doch das Gefühl, daß man sich in einer ..... unwirklichen Welt befindet?“ Rose hob ihren Blick von der Tasse und schaute John fragend an.

John nickte. An dieses Gefühl konnte er sich noch sehr gut erinnern und manchmal, aber nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Monaten, überkam es ihn immer noch. „Ja, ich weiß was sie meinen“, erwiderte er leise, die Trennungszeit von Laurie und ihm vor Augen. Rose nickte wie zur Bestätigung ihrer Vermutung ebenfalls vor sich hin.

„Es tat mir sehr gut mit ihnen zu reden. Verstehen sie mich nicht falsch, ich unterhalte mich noch immer sehr gerne mit ihnen.“ Wie zur Bekräftigung ihrer Worte, griff sie mit ihrer vom Alter gezeichneten Hand nach der seinen und drückte sie. John erwiderte den Druck von ihr. „Ich weiß, wie sie es meinen.“ Rose lächelte dankbar und zog ihre Hand wieder zurück. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch zurück und fuhr fort: „Sie haben mir einfach nur zugehört, haben nicht gesagt, daß ich verrückt bin, wenn ich am Grab mit meinen Mann rede.“ Rose seufzte. „Nun ja, wie auch immer. Es riß mich auf jeden Fall aus meinen Gedanken raus und ich freute mich schon bei jeder Verabschiedung auf das nächste Treffen. Aber, es hat nicht ausgereicht, um mich.....hmmm, wie sage ich es am Besten? Wieder ganz zurück zu holen. Verstehen sie was ich damit ausdrücken will?“ Fragend sah Rose John an. Konnte er wirklich verstehen, was sie versuchte in Worte zu kleiden?

Das verstehende Lächeln mit dem dazugehörigen Nicken, zeigte ihr, daß er es wirklich tat.

„Dann kam Weihnachten, Heiligabend. Der Tag an dem man seine Liebsten, die nicht bei einem sein können, am meisten vermißt. Kyle fehlte mir sehr in dieser Nacht.“ Rose Gesicht bekam wieder diesen stillen Ausdruck des Friedens, den John schon bei ihrem Neujahrsgespräch aufgefallen war. Aber wie auch schon an diesen Tag, erklärte sie sich nicht genauer. Statt dessen beugte sie sich vor und sah auf den Grund ihrer Kaffeetasse, den sie eigentlich nicht sehen konnte. Aber entgegen John Erwartungen dachte sie gar nicht an den heiligen Abend im ganzen. Ihre Gedanken waren eigentlich nur bei der jungen Frau.

Sie dachte drüber nach, ob sie John nach einem Foto von Laurie fragen sollte. Es interessierte sie brennend, ob diese Frau, mit der sie diese besondere Nacht geteilt hatte, die gleiche war, mit der John sein Leben verbrachte. Doch Rose fragte nicht nach einem Foto. Diese Nacht war etwas Besonderes für sie und die rothaarige Frau gewesen und vielleicht war es genau dieses geheimnisvolle, die es Rose ermöglicht hatten, ihr Leben in eine neue Bahn zu lenken.

„Die junge Frau, die ich bereits erwähnt hatte, hat mir gezeigt, daß es auch noch andere Menschen gibt, die Hilfe benötigen. Das ich gar nicht so allein mit meinem Kummer bin, wie ich immer gedacht habe. Auch wenn die Gründe oft unterschiedlich sind, aus denen man traurig ist.“ Rose verscheuchte den nachdenklichen Klang aus ihrer Stimme. Sie lächelte wieder über das ganze Gesicht. „ Und deswegen habe ich mich letzte Woche entschieden, daß ich gerne anderen Menschen helfen möchte. So wie sie, John, und die junge Frau mir zugehört und akzeptiert haben, wie ich bin, so möchte ich jetzt das Gleiche für andere tun.“

John stellte seine Kaffeetasse zu der ihren und faßte dann nach ihrer Hand. „Ich bin sicher, daß sie auch für die Telefonseelsorge eine große Bereicherung sein werden.“ Wie erstaunt war er, daß die kleine Frau vor ihm leicht errötete, als ob sie gerade mal 15 Jahre alt war. „Meinen sie wirklich?“, fragte sie. John nickte. „Ja, das meine ich“, bekräftigte er seine Aussage von einem Satz davor. Rose lächelte, während sie auf seine Hand hinunterschaute.

„Und das ist der Anruf auf den wir warten?“ Sie hob den Blick wieder und ergriff erneuert ihre Kaffeetasse. Doch es war nur ein winziger Schluck den die nahm, bevor sie die Tasse wieder zurückstellte. „Ein wenig zu süߓ, bemerkte sie für John. „Ja, sie wollten mich heute anrufen und mir Bescheid geben, ob ich geeignet bin.“

Rose erhob sich, nahm ihre Kaffeetasse und verschwand in der Küche.

„Sie glauben gar nicht, John, wieviel Gespräche ich über mich ergehen lassen mußte.“

Die Stimme von Rose klang gedämpft durch die Entfernung. Der Wasserhahn wurde auf und gleich darauf wieder abgedreht und John hörte das leise klirren, wenn ein Löffel gegen eine Tasse schlug.

„Aber ich habe sie alle überstanden“, fuhr sie fort. Rose erschien wieder im Rahmen der Wohnzimmertür. „Und ich möchte es trotzdem noch machen. Sie haben mich nicht abschrecken können.“ Sie setzte sich wieder zu John auf die Couch, der Inhalt des Bechers nun um eine Nuance heller als zuvor. Doch sofort machte sie wieder Anstalten sich zu erheben. „Verzeihen sie meine Gedankenlosigkeit. Möchten sie vielleicht etwas Gebäck zu ihrem Kaffee?“ John schüttelte den Kopf. „Nein, danke“, erwiderte er. Rose setzte sich wieder. Beide nippten an ihrem Kaffe.

„Wie geht es mit ihrer Freundin? Mika hieß sie, nicht war?“ „Ja, Mika“, stimmte John zu. „Es läuft gut. Dank den Rat, den sie mir gegeben haben.“ Fragend zog Rose eine Augenbraue hoch. „Auf dem Friedhof, daß ich ihr mehr Freiheit lassen soll“, half John ihrer Erinnerung auf die Sprünge. „Wir haben uns danach lange unterhalten. Ein ruhiges, langes Gespräch. Ich denke, ich verstehe nun ihre Beweggründe für diesen Sparziergang.“

Rose nickte. Sie zog das Kissen wieder hinter ihren Rücken und machte es sich wieder bequem.

„Und wie geht es mit ihrer Frau?“ Rose benutze mit Absicht die Gegenwartsform, wollte sehen, wie John darauf reagierte. „Sie haben erzählt, daß sie jetzt miteinander arbeiten.“ John lehnte sich an die großen Kissen in seinem Rücken, die Kaffeetasse locker auf seinem Schoß haltend. Er schien den feinen Unterschied gar nicht zu bemerken.

„Na ja, ab und an sind wir uns schon in die Haare geraten. Aber wir hatten eine Aussprache und seitdem klappt es eigentlich ganz gut.“ John sah in seinen fast leeren Becher und grinste vor sich hin. „Wenn wir merken, daß wir nicht einer Meinung sind, dann verläßt einer von uns den Raum. Etwas später reden wir dann in Ruhe darüber.“  John schaute lächelnd hoch und trank mit einem großen Schluck den Rest seines Kaffees aus.

Rose lächelte zurück. Aber es war ein anderes, feineres Lächeln. Und ein sehr nachdenkliches. John bemerkte den subtilen Unterschied und schaute fragend die alte Lady vor sich an. „Was ist los? Habe ich irgend etwas Merkwürdiges gesagt.“

„Nein. Nein, absolut nicht. Es freut mich, daß sie eine Möglichkeit gefunden haben miteinander zu reden.“ Rose unterbrach für einen Moment den Blickkontakt, nahm ihn aber sofort wieder auf. „Mir war nur gerade aufgefallen, daß ihr Gesichtsausdruck wesentlich zärtlicher wird, wenn sie von Laurie reden, als er es bei Mika ist.“

Sie ließ diese einfache Bemerkung im Raum stehen, während sie an das klingelnde Telefon ging.